Mein Auslandsaufenthalt an der Université Lumière Lyon 2

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1 Mein Auslandsaufenthalt an der Université Lumière Lyon 2 Das Wintersemester 2015/16 verbrachte ich in Lyon, der drittgrößten Stadt Frankreichs. Dort studierte ich an der Université Lumière Lyon 2 Science Politique. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) Die Vorbereitungen für mein Auslandssemester begangen bereits im Wintersemester 2014/15. Ich bewarb mich an meinem Institut, dem Institut für Politische Wissenschaft, um ein Erasmus-Semester 1. Nach einem Auswahlgespräch im Februar 2015, bot mir das Institut einen Platz an der Université Lumière Lyon 2 an. Ich hatte zehn Tage Zeit, um mich für oder gegen den Platz zu entscheiden. Da Lyon nur mein Zweitwunsch nach Glasgow war, nahm ich mir einige Tage Bedenkzeit, bevor ich trotz anfänglicher Enttäuschung doch den Platz für Lyon annahm. Anschließend musste ich eine Onlinebewerbung ausfüllen, mithilfe welcher die Leibniz Universität mich offiziell der Université Lumière Lyon 2 vorschlagen konnte 2. Anders als bei anderen Partneruniversitäten, musste ich zudem bis Mai eine postalische Bewerbung nach Lyon schicken 3. Die offizielle Zusage aus Lyon bekam ich Ende Mai zunächst per Mail und zudem noch einmal in einem offiziellen Schreiben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich also die Zusage meiner Partneruniversität, jedoch war damit das ERASMUS-Stipendium, also der Mobilitätszuschuss noch nicht bewilligt. Um einen Mobilitätszuschuss zu beantragen, musste ich bis Mitte Juli 2015 im Büro für Internationales einige Dokumente einreichen. Eines dieser Dokumente war das vorläufige Learning Agreement 4, welches von Heimat- und Gasthochschule unterschrieben werden musste. Die Universität in Lyon weigerte sich zunächst, das Learning Agreement zurück nach Hannover zu schicken und verwies auf mangelnde Kapazitäten, aufgrund der vielen internationalen Studierenden. Nachdem das Hochschulbüro für Internationales Hannover der Universität in Lyon die Unabdingbarkeit des Dokuments bestätigte, erhielt ich doch eine Kopie des Dokuments und konnte den Mobilitätszuschuss beantragen. Ein Tipp für das Bewerbungsverfahren ist, genug Zeit einzuplanen. Die Kommunikation mit den Ansprechpersonen in Lyon war zum Teil sehr langwierig, was das Einhalten von Fristen erschwerte. Es ist zudem empfehlenswert, direkt auf Französisch zu kommunizieren. 1

2 Unterkunft Die Suche nach einer Unterkunft ist durch die Vielzahl an einheimischen und internationalen Studierenden in Lyon sehr schwierig. Ebenso sind die Mieten auch für kleine Zimmer in WGs oder bei Einheimischen sowie in Vororten recht hoch. Allerdings besteht bei vielen Unterkünften die Möglichkeit, französisches Wohngeld (CAF) zu beantragen 5 Es ist ratsam, so frühzeitig wie möglich mit der Suche zu beginnen und seine Ansprüche von Anfang an niedrig zu halten. Nebenorte wie Villeurbanne oder Bron sind durch ihre relativ gute Verkehrsanbindung aber eine gute Alternative (die Städte gehen nahezu direkt ineinander über). Zwar gibt es auch Zimmer oder Studios in Studentenwohnheimen, jedoch sind diese begrenzt und schnell vergeben. Wer nach einer Wohngemeinschaft sucht, sollte dies über verschiedene Portale oder Facebookgruppen 6 versuchen. Auch hier gilt, dass man mit Anschreiben und Anzeigen auf Französisch schneller an sein Ziel kommt. Ich habe mich auf verschiedene Wohnformen im Studentenwohnheim beworben und gleichzeitig eigene Anzeigen formuliert bzw. auf Anzeigen geantwortet. Da Wohnraum auch für Einheimische in Lyon schwer zu finden ist, ist es nicht überraschend, dass die Suche mit begrenztem Wortschatz und für einen begrenzten Zeitraum das Unterfangen nicht leichter macht. Ich hatte nicht genug Zeit und Geld, um vorab vor Ort zu suchen. Andere internationale Studierende, die dies konnten, hatten allerdings auch nicht automatisch mehr Erfolg. Ich fand schlussendlich ein WG-Zimmer in Tassin-la-demi-lune, einem Vorort von Lyon. Positiv an dem Zimmer war, dass ich französische Mitbewohner und Mitbewohnerinnen hatte und der Vorort recht idyllisch war. Negativ war, dass ich auf den Bus 7 angewiesen war und das sonst sehr gut ausgebaute Fahrradverleihsystem Velov 8 nicht bis nach Tassin reicht. Bis zur Universität brauchte ich ungefähr eine Stunde. Studium an der Gasthochschule Die Université Lyon 2 ist in zwei Gebäudekomplexe aufgeteilt. Eines ist direkt in der Innenstadt am Quai, während das zweite in Bron ist. Von einem bis zum anderen Gebäude braucht man mit öffentlichen Verkehrsmitteln rund 20 bis 30 Minuten. Man kann also nicht zwei Veranstaltungen an verschiedenen Standorten direkt hintereinander wählen. Das Studium an der Gasthochschule unterscheidet sich sehr von dem an der Leibniz Universität. Besonders deutlich wird dieses in Masterveranstaltungen, die im Vergleich sehr viel frontaler und teilweise inhaltlich willkürlich wirkten. Viele Veranstaltungen waren so aufgebaut, 2

3 dass die Dozierenden vorne ein Skript vorlasen, es sogar teilweise diktierten und die Studierenden versuchten, alles genau mitzuschreiben. Powerpointpräsentationen gab es meistens nicht. Für ausländische Studierende war es also zum Teil sehr schwierig, dem Inhalt zu folgen. Glücklicherweise organisieren sich die Studierenden in Frankreich oft in Facebookgruppen (die nach L1, L2 usw. geordnet sind) über die sie ganze Mitschriften an ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen weitergeben. Für die Klausuren hatte ich schlussendlich Mitschriften von verschiedenen Studierenden aus verschiedenen Jahren, die über weite Strecken bis in Formulierungen exakt gleich waren. Die Form der Lehre hat mir folglich wenig zugesagt, da ich Frontalunterricht für geisteswissenschaftliche Fächer für ungeeignet halte. Die Uni wirkte dazu auch verschult. Natürlich gab es hier auch Ausnahmen. Was die administrativen Abläufe in der Universität angeht, ist alles etwas umständlicher als in Hannover. Zugänge für Erasmus-Studierende müssen per Mail bei den Lehrenden erfragt werden und die Internetplattform, die in etwas Studip entspricht, wird von vielen Lehrenden nur wenig benutzt. Dennoch möchte ich hervorheben, dass die Universität gerade durch das istudent-programm bemüht ist, internationalen Studierenden zu helfen. Alltag und Freizeit Lyon wurde im Jahr 2015 zur attraktivsten und lebenswertesten Stadt Frankreichs gewählt und hat folglich einiges zu bieten. Zunächst ist Lyon einfach eine unglaublich schöne Stadt und man kann viel Zeit damit verbringen, sich wie viele Lyonaisen - an den Ufern der beiden Flüsse Rhône und Saône aufzuhalten. Bars und Clubs befinden sich oftmals auf Booten und auch in der Altstadt findet man zahlreiche Restaurants, Cafés und Kneipen. Die Altstadt Vieux Lyons und ebenso der Aufstieg (les Pentes) nach Croix Rousse sind tags wie nachts beliebte Anziehungspunkte. Wenn man nach etwas Natur sucht, so findet man diese im Parc Tête d'or in der Nähe des Bahnhofs. Dort kann man im Sommer sogar kostenlos Tiere und den botanischen Garten bestaunen. Auch kulturell ist in Lyon viel zu erleben: besonders empfehlenswert ist das Musée des Beaux Arts sowie das architektonische Aushängeschild der Stadt, das Musée Confluence. Der Alltag in so einer tollen Stadt geht dementsprechend leichter vonstatten. Ich habe die Lyonaisen als freundlich und entspannt empfunden. Fazit 3

4 Ich bin froh, mich für meinen anfänglichen Zweitwunsch Lyon entschieden zu haben. Die Stadt hat unglaublich viel zu bieten und man lernt als Erasmus-Studentin schnell unterschiedliche Leute kennen. Natürlich war die französische Sprache eine enorme Herausforderung, da mein letzter Französischunterricht vier Jahre zurücklag. Am Ende freue ich mich aber, dass ich diese Herausforderung angenommen habe und daran ein wenig wachsen konnte. Es ist schwer, eine beste und schlechteste Erfahrung auszumachen, weil diese aufregende Zeit natürlich von vielen Höhen und Tiefen geprägt war. Ich selbst habe mir vor meiner Abreise zum Teil zu hohe Ziele und Erwartungen formuliert und mich damit unter Druck gesetzt. Daher würde ich allen nachfolgenden Studierenden raten, sich nicht zu sehr von Vorstellungen wie ein Erasmus-Semester auszusehen hat, beeinflussen zu lassen. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich die Zeit so zu gestalten, wie es einem am besten tut. Daher kann ich sagen,dass eine meiner besten Erfahrungen sicher ein Konzert auf einem kleinen Boot (Sonic) war. Die Atmosphäre war super und es waren bis auf uns nur Franzosen und Französinnen dort. Dieser Abend hat mir ein authentisches Bild vermittelt, das ich so bei keiner Erasmus-Party gefunden habe. Die schlechteste oder zumindest traurigste Erfahrung war sicherlich, die Zeit nach den Anschlägen in Paris am 13.November. Die Stimmung in den Tagen danach war bedrückend und aus Sicherheitsgründen wurde sogar das jährliche Lichterfest Fête des lumières abgesagt, auf das wir uns schon so lange gefreut hatten. 4

5 1 Der Ablauf des Bewerbungsverfahrens an der Fakultät ist auf der Internetseite des Politischen Instituts wie auch des Instituts für Sozialwissenschaften einsehbar: besonders hilfreich ist folgende Checkliste: _Outgoings_2014.pdf 2 Der Ablauf des gesamten Bewerbungsverfahrens, wie auch alle weiteren Schritte, sind auf der Internetseite des Hochschulbüros für Internationales unter Ablauf des ERASMUS Austauschs zu finden: 3 Details zur direkten Bewerbung in Lyon sind auf der Seite der Université Lumière Lyon 2 zu finden: 4 Eine Übersicht der Kurse für Politik- und Sozialwissenschaften, die für die Erstellung des Learning Agreements hilfreich ist, findet sich auf folgender Internetseite: (die Formations Licenses entsprechen dem Bachelorstudium) 5 Internetseite des CAF: 6 Internetportale zur Unterkunftssuche u. a. : Facebookgruppen (recht beliebt) u. a. : Erasmus & International Students Lyon 20XX, Lyon : location d'appart, echange, colocation!, 7 Internetseite des öffentlichen Nahverkehrs in Lyon: 8 Internetseite des Fahrradverheihsystems in Lyon: