Erfahrungsbericht von Johannes Läpple. Tongji University, Shanghai, VR China. Wintersemester 2009/2010
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- Anna Albrecht
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1 Erfahrungsbericht von Johannes Läpple Tongji University, Shanghai, VR China Wintersemester 2009/2010 Bewerbungsphase: Für die Bewerbung an der Tongji University sind einige Formulare auszufüllen und zwei Empfehlungsschreiben beizulegen. Seit diesem Jahr wird auch ein Toefl-Test benötigt. Die Bewerbungsunterlagen auszufüllen ist schon ein guter Vorgeschmack für die chinesische Bürokratie, bei der es viele Vorschriften gibt, wobei jedoch nicht sicher ist ob sie angewendet werden. Vorbereitung: Sobald die Zulassungsunterlagen von der Tongji da sind, kann man im chinesischen Konsulat ein Visum beantragen. Normalerweise kann man in München nur ein Visum mit einem entry und 180 Tagen Gültigkeit bekommen. Dies ist für ein Semester ausreichend, kann aber in China nur mühsam verlängert werden. Im Wintersemester 2009/2010 konnte man mit einer Bestätigung von der Tongji University in Shanghai noch zwei weitere entrys beantragen. Ob diese Möglichkeit weiterhin besteht, weiß ich allerdings nicht. Insgesamt lässt sich sagen, dass die chinesische Visumsvergabe sehr undurchsichtig ist und man sich darum frühzeitig kümmern und genügend Zeit einplanen sollte. Des Weiteren ist es empfehlenswert sich über Stipendien z. B. vom DAAD oder über Auslandsbafög zu erkundigen. Ich bin mit Emirates über Dubai nach Shanghai geflogen. Bei sta travel gab es einen günstigen Studententarif. Daneben gibt es aber auch einen Direktflug mit Lufthansa, der aber normalerweise deutlich teurer ist. Die Kurswahl war eigentlich erst bei Ankunft an der Tongji University möglich, da es vorher von der Tongji University School of Economics and Management nur eine unvollständige und vorläufige Kursliste gab. Daher konnte die Anrechnung auch erst von Shanghai bzw. nach Rückkehr nach München erledigt werden. Von der School of Economics and Management werden Wirtschaftskurse auf Englisch angeboten, die speziell für Austauschstudenten sind. Daneben wird auch noch ein Chinesischkurs angeboten. Gegenüber der School of Economics and Management liegt das Chinesisch-Deutsche-Hochschul-Kolleg (CDHK). Dort werden auch Wirtschaftskurse sowie Maschinenbau- und Elektrotechnikkurse angeboten, die für Studenten mit den entsprechenden technischen Nebenfächern interessant sein könnten. Als Unterkunft stehen prinzipiell zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Entweder kann man sich ein Zimmer im Studentenwohnheim der Tongji University mieten oder eine eigene Wohnung/WG-Zimmer suchen. Die Studentenwohnheimzimmer sind passabel ausgestattet und preislich relativ günstig. Ca. 120 pro Monat für ein Doppel- und ca. 240 pro Monat für ein
2 Einzelzimmer. Beim Wohnheimzimmer entfällt die Suche nach einer geeigneten Wohnung vor Ort. Ansonsten sucht man am besten vor Ort eine geeignete Wohnung, die über ein Maklerbüro oder im Internet gefunden werden kann. Internetadressen sind u. a.: Allerdings gibt es nur wenige Makler, die Englisch sprechen und daher ist die Suche oftmals durch sprachliche Verständigungsschwierigkeiten gekennzeichnet. Ich bin nach der Ankunft zuerst in eine Jugendherberge gezogen und habe dann mit Kommilitonen nach einer geeigneten Wohnung gesucht. Nach einer Woche haben wir dann eine Wohnung in Rainbow City 2 an der Lin ping Lu gefunden, die ca. 2 km von der Tongji University entfernt war. Die Wohnung hat für jeden ca. 300 pro Monat gekostet. Daneben ist noch zu beachten, dass viele Vermieter die Wohnung nur ungern für 5-6 Monate vermieten wollen und daher manchmal die Miete deshalb erhöhen wollen oder nur Verträge über 12 Monate abschließen wollen. Als Maklerprovision fallen normalerweise 30% einer Monatsmiete an. Zu beachten ist außerdem, dass es in China üblich ist zwei bis drei Monatsmieten im Voraus zu bezahlen und ein bis zwei Monatsmieten als Kaution fällig ist. Ankommen vor Ort: Eine Woche vor Vorlesungsbeginn musste man sich an der Tongji University persönlich einschreiben. Danach gab es noch eine Führung über den Campus. Der Campus der Tongji University besteht aus vielen kleineren Gebäuden, Wohnheime für chinesische Studenten und Sportplätzen und ähnelt daher eher einer Kleinstadt als einem Unicampus deutscher Bauart. Auf dem Campus befinden sich auch zwei Mensen, kleine Supermärkte und ein Fitness-Studio. Für die Austauschstudenten an der School of Economics and Management ist das International Office der School of Economics and Management zuständig. An das International Office kann man sich bei allgemeinen Fragen oder Fragen zum Unibetrieb wenden. Am Ende der ersten Woche gab es noch einen freiwilligen Ausflug zum Shanghai- Musem, der von der Tongji University organisiert wurde. Danach starteten auch schon die Kurse und es gab noch mal eine offizielle Begrüßungsveranstaltung mit dem Dekan der Fakultät. Studium: Vor Beginn der Vorlesungen musste man die Kurse wählen, die man belegen wollte und musste mindestens vier Kurse belegen und konnte daneben noch Chinesisch wählen. Bei den Kursen der School of Economics and Management wird zwischen undergraduate und graduate unterschieden. Normalerweise können Studenten ohne Bachelorabschluss graduate Kurse nicht belegen. Trotzdem ist es aber in Ausnahmefällen mit persönlicher Absprache mit dem Dozenten des Kurses möglich gewesen. Die Kurse sind auf Englisch und sind im Allgemeinen gut verständlich, wobei es jedoch erhebliche Unterschiede im sprachlichen Niveau der einzelnen
3 Dozenten gab. Prinzipiell herrscht bei den Kursen Anwesenheitspflicht, die durch eine Liste auf der man unterschreiben muss, dokumentiert wird. Allerdings wurde die Anwesenheitskontrolle bei uns nur am Anfang des Semesters streng kontrolliert und wurde dann relativ locker gehandhabt. Der Chinesischkurs der School of Economics and Management fand dreimal wöchentlich statt und war gut geeignet um Grundkenntnisse in Chinesisch zu erlangen und sich im Alltag leichter zu recht zu finden. Die Kurse waren eigentlich nur für Austauschstudenten gedacht und daher war man während den Vorlesungen hauptsächlich mit andern Austauschstudenten in der Vorlesung. Bei den meisten Wirtschaftskursen gab es eine Abschlussklausur, die ca. 60 % der Endnote ausmachte, und daneben gab es noch ein Projekt, das im Team zu bearbeiten war, und die Mitarbeit im Kurs floss mit ca. 15 % in die Endnote ein. Nach dem Ende der Vorlesungszeit gab es einen zweiwöchigen Prüfungszeitraum. Zur Notengebung lässt sich sagen, dass sie sehr intransparent war. Die am CDHK angebotenen Kurse wurden teilweise auf Deutsch oder auf Englisch gehalten und waren deutschen Vorlesungen ähnlicher als chinesischen. Leben an der Uni + Stadt: Das Leben in der 18 Millionen Stadt Shanghai ist erst einmal eine große Umstellung zu dem gewohnten Leben in München. Zwischen den vielen Hochhäusern schlängelt sich der turbulente und chaotische Verkehr durch die Straßen. Tongji University, Business School 1 Der Hauptcampus, auf dem sich sowohl das CDHK (Chinesisch-Deutsches Hochschulkolleg) als auch die Business School befinden, liegt in Shanghais Norden und ist sehr schön angelegt mit kleinen Parks, Brücken, kleinen Flüsschen, Bibliotheken, Unterrichtsgebäuden und einem kleinen Cafe. Da auf dem Campus etwa Studenten wohnen, erscheint es auf den ersten Blick sehr weitläufig und unübersichtlich, man findet sich jedoch schnell zurecht. Für Sportbegeisterte ist vom Fußballplatz, über Tennis und Basketballplätze bis hin zur Schwimmhalle alles vorhanden. Der Campus ist mit dem Bus gut zu erreichen, zahlreiche Buslinien halten rund um den Campus. Für 2010 ist die Fertigstellung einer Metrohaltestelle vorgesehen. Auf dem Campus gibt es zwei Mensen, dort ist das Essen sehr günstig, aber auch teilweise nicht richtig heiß und daher nur eingeschränkt zu empfehlen. Es gibt aber rund um die Uni viele kleine Restaurants, wo sich gut und günstig essen lässt. Insgesamt gibt es in Shanghai viele Möglichkeiten zum Essen zu gehen. Von
4 kleinen Straßenständen, wo es Nudeln und Fleischspieße gibt, über chinesische Restaurants, wo sich günstig essen lässt, bis hin zu westlichen Restaurants und Fastfood-Ketten. Daneben besteht natürlich auch die Möglichkeit selbst zu kochen, wobei chinesische Lebensmittel sehr billig sind, jedoch Zutaten für westliche Gerichte relativ teuer sind. Tongji University, Haupteingang 1 Als öffentliche Transportmittel stehen U-Bahn, Bus und Taxi zur Verfügung. Die U- Bahn fährt normalerweise im Fünf-Minautentakt und ist sehr zuverlässig. Allerdings wird der Betrieb zwischen 22 und 23 Uhr am Abend eingestellt. In der Nähe der Tongi University befindet sich eine Haltstelle und es wurde an einer neuen Linie mit einer Haltestelle direkt an der Tongji gebaut, die zur EXPO 2010 fertig sein soll. Es fahren auch viele Buslinien zur Tongji. Die Fahrtkosten für eine U-Bahnfahrt betrugen ca. 30 bis 40 cent und für eine Busfahrt waren ca. 20 cent fällig. In Shanghai gibt es viele Taxis, die man durch Heranwinken benutzen kann. Teilweise ist die Verständigung mit den Taxifahrern schwierig und es ist ratsam, wenn man nicht gut Chinesisch spricht, seine Zieladresse in chinesischen Zeichen dabeizuhaben. Die Kosten für eine Taxifahrt sind auch relativ billig. Ich habe mir für die Fahrt zur Uni ein Fahrrad auf dem Unicampus gekauft. Dies stellt eine günstige und schnelle Alternative für den Weg zur Uni dar, allerdings musste ich mich an den teils chaotischen Verkehr erst gewöhnen. Shanghai bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Dort ist sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei. An der Uni gab es neben den fachlichen Kursen auch noch eine Reihe an angebotenen Aktivitäten. Es gab sportliche Kurse wie zum Beispiel Klettern, Fußball, Basketball oder Tanzen. Des Weitern wurden auch kulturelle Veranstaltungen angeboten, wie beispielsweise ein Gesangswettbewerbe oder Filmabende. Am CDHK bestand die Möglichkeit sich einen Sprachpartner zu vermitteln lassen. Dies war für mich eine gute Möglichkeit meine Chinesisch-Kenntnisse weiter zu vertiefen. Während den Freistunden zwischen den Vorlesungen gab es die Möglichkeit in einem schön eingerichteten Cafe im CDHK einen Kaffee zu trinken oder in der Bibliothek des CDHK eine deutsche Zeitschrift zu lesen. Kurz vor Weihnachten wurde von der School of Economics and Management eine Weihnachtsfeier organisiert.
5 Fazit: Insgesamt hat mir das Auslandssemester an der Tongji University in Shanghai sehr gut gefallen und ich würde wieder mein Auslandssemester an der Tongji in Shanghai verbringen. Insbesondere von der Möglichkeit eine völlig andere Kultur als die europäische kennen zu lernen habe ich profitieren können. Der Chinesischkurs an der Uni hat mir sicherlich dabei geholfen mich besser in China zurechtzufinden. Allerdings muss man sagen, dass das akademische Niveau nicht mit unserem vergleichbar war. Wer auch bei seinem Auslandssemester auf hohes akademisches Niveau Wert legt, sollte sich eine andere Universität/Land aussuchen. Für mich stand aber die interkulturelle Erfahrung im Mittelpunkt des Auslandssemesters und daher war ich mit dem Aufenthalt in Shanghai an der Tongji University in vollem Umfang zufrieden.
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