Auffällig unauffällige Kinder und Jugendliche
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- Gert Baumhauer
- vor 8 Jahren
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1 Auffällig unauffällige Kinder und Jugendliche Wer bemerkt sozial unsichere Kinder und Jugendliche in der Schule? Prof. Dr. Franz Petermann & Prof. Dr. Ulrike Petermann Vortrag an der PH Thurgau vom
2 Gliederung Was ist soziale Unsicherheit im Kindes- und Jugendalter? Häufigkeiten und Co. Woher kommen Ängste im Kindes- und Jugendalter? Was ist ein sozial-emotional kompetenter Schüler? Können Eltern unterstützen? tzen? Wie helfen Experten präventiv und therapeutisch?
3 Psychische Störungen im Kindesalter Nach den KIGGS-/BELLA /BELLA-Daten tritt bei 7- bis 10-Jährigen folgende Problemlage auf: 8,7 % Symptome einer Störung des Sozialverhaltens 6,4 % Anzeichen einer Angststörung 5,6 % deutliche Hinweise auf eine Depression 3,9 % Zeichen einer ADHS ACHTUNG! Hochrisikokinder weisen häufig mehrere Probleme gleichzeitig auf!
4 Die heimliche psychische Störung Ruhige, schüchterne chterne und zurückgezogene Kinder sind unauffällig und pflegeleicht! Begriffe sind zum Beispiel: Kontaktängstlich ngstlich Trennungsängstlich ngstlich Unsicher und gehemmt Sozialkontakt vermeidend Sozial isoliert Sozial inkompetent
5 Angststörungen im Kindesalter Trennungsangst Soziale Angst Phobische Störung Generalisierte Angst
6 Soziale Angst I Unbegründete ndete Angst vor unbekannten und unvertrauten Personen, Orten und Situationen Unbegründete ndete Angst vor Bewertungen durch andere Personen und vor Leistungssituationen Angst davor, sich zu blamieren Vermeiden wollen von sozialen Situationen In unvermeidbaren sozialen Situationen: Weinen, Wutanfälle, Erstarren, Passivität Körperliche Merkmale (z. B. Erröten, starke Blässe, Zittern, Herzklopfen, zur Toilette müssen)
7 Soziale Angst II Eine geforderte Bedingung ist, dass die Kinder gegenüber bekannten und vertrauten Personen ein altersgemäß äßes sozial kompetentes Verhalten zeigen. Die soziale Angst muss sich auf den Kontakt mit Erwachsenen und Gleichaltrigen gleichermaßen en erstrecken. Ein Kind muss zu wenigstens einer außerfamili erfamiliären ren Person eine altersgemäß äße e soziale Beziehung unterhalten. Differentialdiagnostische Abgrenzung zur tiefgreifenden Entwicklungsstörung
8 Soziale Angst III In der ICD-10 wird die soziale Angst Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters (F 93.2) genannt. Sie beinhaltet nur das Kernmerkmal der Fremdenangst. Das Kernmerkmal der Bewertungsangst ist nur im Erwachsenenteil der ICD-10 zu finden und heißt dort Soziale Phobien (F 40.1). Kinder ab ca. 7 Jahren können beide Kernmerkmale entwickeln.
9 Häufigkeit und Verlauf Unter der sozialen Angst leiden ca. 2 bis maximal 2,3 % der Kinder (z. B. KIGGS-Studie Studie). Der Verlauf ist stabil und die Entwicklungs- prognose deshalb ungünstig. nstig. Vorläufermerkmale sind schon früh h im Entwicklungsverlauf beobachtbar, wie z. B. > Sehr ruhiges Temperament > Zurückgezogenes Verhalten > Klammern an der Mutter
10 Komorbidität und Verlauf Angststörungen treten in hohem Maße komorbide untereinander auf, besonders in der späten Kindheit und im Übergang zum Jugendalter, sowie mit: Hyperaktivität Aggression besonders in der Kindheit Einnässen und im Jugendalter besonders mit Depression
11 Entstehung kindlicher Ängste (I) Biologische Faktoren: : Genetische und physio- logische Faktoren auf Seiten des Kindes Genetische Aspekte Verhaltenshemmung als frühes und stabiles Temperamentsmerkmal
12 Entstehung kindlicher Ängste (II) Psychische Faktoren: : Faktoren auf Seiten des Kindes Verzerrte Informationsverarbeitung Ungünstige nstige Ursachenzuschreibungen Negative soziale Erwartungen Hohe Selbstaufmerksamkeit Intensive Sorgen und Befürchtungen Irrationale Gedanken
13 Entstehung kindlicher Ängste (III) Soziale Faktoren: : Familiäre und umweltbezogene Faktoren Stark verwöhnende Erziehung Wenig akzeptierende Familieninteraktion Ängste der Eltern Psychische Krankheit der Eltern Kritische Lebensereignisse (Trennung, Verlust o. ä.)
14 Können Eltern unterstützen? tzen? Nicht verwöhnen, nicht überbehüten Altersangemessene Aufgaben und Pflichten abverlangen Bei Problemen Hilfestellung geben, diese aber nicht abnehmen Zuverlässig Aufmerksamkeit u. Zuwendung geben Ankündigungen ndigungen und Versprechen einhalten Angemessene Belohnungen und Grenzsetzungen
15 Was ist ein sozial-emotional kompetenter Schüler? 1. Ein Schüler, frei von Angstgefühlen Positives Selbstbild Selbstvertrauen 2. Ein Schüler mit sozialen Fertigkeiten Angemessene soziale Wahrnehmung Einfühlungsverm hlungsvermögen gen und Perspektiveübernahmefähigkeithigkeit Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit Angemessene Selbstbehauptungsfähigkeit higkeit
16 Wie helfen Experten präventiv und therapeutisch?
17 Sieben goldene Regeln für ein gutes Präventionsprogramm! 1. Wahl eines Ortes, der gut erreichbar ist (z.b. Schule) 2. Durchführung hrung in einem natürlichen Umfeld, um Inhalte leicht auf den Alltag übertragen zu können 3. Wahl eines Zeitpunktes in der Entwicklung des Kindes, zu dem gute Effekte leicht erzielbar sind ( sensible( Phase )
18 Sieben goldene Regeln für ein gutes Präventionsprogramm! 4. Frühe Prävention, damit sich noch nicht zu viele Risiken summiert haben 5. Wahl von zielgruppengerechten und attraktiven Angeboten 6. Einbezug von Bezugspersonen des Kindes 7. Entwicklungsbegleitende, in verschiedenen Altersgruppen wiederholbare Angebote vorhalten
19 Verhaltenstrainings des Bremer Präventionsforums (BPF) -Übersicht - Name/Autor Zielgruppe Dauer Fokus Verhaltenstraining im Kindergarten (Koglin & Petermann, 2006) Kindergarten 25 Einheiten, 2 Mal pro Woche; Gesamtdauer ca. 3 Monate Förderung emotionaler Kompetenzen und Aufbau sozialer Problemlösefähigkeit Verhaltenstraining für Schulanfänger (Petermann et al., 2006) Grundschulkinder (1.+2. Klasse) 26 Sitzungen, 2 Mal pro Woche Angemessene Selbstbehaupt., Umgang mit mehrdeutigen Situationen, Selbstkontrolle, Umgang mit Frustration und Misserfolg
20 Verhaltenstrainings des Bremer Präventionsforums (BPF) -Übersicht - Name/Autor Zielgruppe Dauer Fokus Verhaltenstraining in der Grundschule (Petermann, Koglin et al., 2007) Training mit Jugendlichen (Petermann & Petermann, 2010) Grundschulkinder (3.+4. Klasse) 26 Einheiten, 1-2 Mal pro Woche Jahre Mind. 5 Einzelsitzungen (à 50 Min.), mind. 10 Gruppensitzungen (à 100 Min.) Modifikation für Schulsetting möglich Emotionale Kompetenz, soziale Kompetenzen, moralische Entwicklung (Regelbewusstsein, Fairness, Eigenverantwortung) Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbstkontrolle, Beruf und Zukunft, Selbstsicherheit, Einfühlungsvermög., Umgang mit Kritik, Misserfolg und Lob
21 Verhaltenstraining für Schulanfänger
22 Struktur des Verhaltenstrainings für Schulanfänger Primärpr rpräventives Trainingsprogramm Zielgruppe: 1. und 2. Klasse Wird vom Klassenlehrer durchgeführt hrt Durchführungsort hrungsort: : Klassenzimmer Dauer 26 Einheiten mit einer Frequenz von 2 Schulstunden pro Woche (13 Wo- chen innerhalb eines Schulhalbjahres)
23 Trainingsgrundlagen
24 Stufe 1: Trainingsgrundlagen Einheit 1-3 Motorische Ruhe und Entspannung Motivationsaufbau zur Trainingsmitarbeit Erkennen des Zusammenhangs zwischen Verhalten und Konsequenzen Aufbau eines Verpflichtungsgefühls Ruheritual Atempause Einführung einer altersgemäßen Identifikationsfigur: Handpuppe Verstärkerplan, eingebunden in die Schatzsuche Trainingsvertrag Ferdi Altersgemäßer Trainingsrahmen: Schatzsuche
25 Didaktisches Element Ferdi (Handpuppe) Identifikationsfigur mit Vorbildcharakter Lenkt Aufmerksamkeit Bietet Möglichkeit M zum Unterrichts- gespräch Tierart: anpassungsfähig, aufmerksam, leise, langsam
26 Didaktischer Rahmen Schatzsuche Klar umschriebene Sequenz Altersgerecht Weckt Ergebniserwartung (Schatz) Verbindet Anstrengungs- mit Belohnungsprinzip Möglichkeit zur Integration unterschiedlicher Motive Erhaltung des Spannungs- bogens,, Vorbeugung gegen Sättigungseffekte
27 Struktur einer Einheit Durchführung hrung eines Ruherituals Einleitung der Arbeitseinheit durch Ferdi Durchführung hrung der Arbeitseinheit Kurzreflexion der Arbeitsergebnisse und Punktevergabe durch Ferdi
28 Training mit sozial unsicheren Kindern
29 Training mit sozial unsicheren Kindern Struktur Diagnostik mit Eltern und Kind Einzeltraining (Kindergarten- und Schulkindversion) Gruppentraining (Kindergarten- und Schulkindversion) Trainingsbegleitende Elternberatung
30 Struktur einer Trainingssitzung Auswertung des Detektivbogens Erzählen einer Kapitän-Nemo Nemo-Geschichte Modulspezifische Trainingsarbeit Spielminuten
31 Die Kapitän-Nemo Nemo-Geschichten Geschichten gegen Angst und Stress Ulrike Petermann Die Kapitän-Nemo- Geschichten Geschichten gegen Angst und Stress Petermann, U. (2011). Die Kapitän-Nemo Nemo- Geschichten.. Geschichten gegen Angst und Stress (16. Auflage). Freiburg: Herder. Petermann, U. (2007). Die Kapitän-Nemo Nemo- Geschichten (CD-Set, Teil 1 + 2; 2 x 90 Minuten). Essen: ELVIKOM Film-Verlag.
32 Ausgewählte Ziele des Einzeltrainings mit Schulkindern Erster Zielbereich Bewusstmachen von sozial unsicherem Verhalten Verdeutlichen von Situationen, die dieses Verhalten auslösen sen Zweiter Zielbereich Erkennen irrationaler Gedanken und Selbstgespräche Anbahnen von Gedankenstopp bei Angstinhalten und Aufbau von positiven Selbstgesprächen
33 Ziele des Gruppentrainings mit Schulkindern (I) Erster Zielbereich positive Gefühle zum Ausdruck bringen (insbesondere Freude zeigen) vertraute Personen Zweiter Zielbereich Durchsetzen eigener Ansprüche Erkennen der Ansprüche anderer bekannte Personen
34 Ziele des Gruppentrainings mit Schulkindern (II) Dritter Zielbereich Umgang mit Kritik Positionsinhaber (Lehrer) Vierter Zielbereich Angemessene Selbstbehauptung Förderung von Empathie vertraute Personen
35 Ziele des Gruppentrainings mit Schulkindern (III) Fünfter Zielbereich Umgang mit sozialer Hervorhebung Positionsinhaber in der Schule (Lehrer) Sechster Zielbereich Äußern von Gefühlen, Meinungen und Kritik (insbesondere Lob und Anerkennung) Fördern kooperativen Verhaltens bekannte Personen
36 Training mit Jugendlichen
37 Ziele Alltagsnahe Förderung F und Einübung von kompetenten Sozial- und Arbeitsverhaltensweisen Optimierung des Arbeitsverhaltens von Jugendlichen Abbau von aggressiv-dissozialen Verhaltensweisen Abbau von initiativlosem Verhalten Abbau von sozial unsicheren Verhaltensweisen
38 Schulbasiertes Jugendtraining Das JobFit-Training Modul 1 Modul 2 Modul 3 Modul 4 Modul 5 Modul 6 Modul 7 Modul 8 Modul 9 Modul 10 Einführung und Verhaltensregeln Beruf und Zukunft Lebensschicksale und Eigenverantwortung Schwierige Situationen und selbstsicher widerstehen lernen Gefühle, Verhalten und Einfühlungsvermögen Vorstellungsgespräche: Üben und reflektieren I Vorstellungsgespräche: Üben und reflektieren II Positives wahrnehmen und Anerkennung aussprechen Außenseiter und Mobbing Rückmeldung und Zertifikat
39 Das JobFit-Training Organisation Vorbereitung: Zweitägige Schulung zur Durchführung des Gruppentrainings Durchführung: Zehn Module à 90 Minuten in einem Schulhalbjahr Regelmäßige Trainingsdurchführung einmal pro Woche Gegebenenfalls Kotrainer (Schulpsychologe, Praktikant etc.) Zwei Klassenhälften in zwei Klassenräumen Optional auch die gesamte Klasse (mit Kotrainer)
40 Modul 5: Gefühle, Verhalten, Einfühlungsvermögen Rückmeldung zur Verhaltensbeobachtung und Verhaltensübung Einfühlungsvermögen einüben Verantwortung für andere übernehmen und sich auf einen Partner einstellen und ihm vertrauen Verhalten und Selbstkontrolle durch individuelle Regeln einüben Selbstbeobachtung und/oder ein spezifisches Verhalten einüben
41
42 Vielen Dank für f r Ihre Aufmerksamkeit Internetseite des Bremer Präventionsforums:
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