Armut und Überschuldung Schulden grenzen aus und führen in die Armut! Armut treibt immer mehr Menschen in die Schulden!
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- Björn Hafner
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1 Armut und Überschuldung Schulden grenzen aus und führen in die Armut! Armut treibt immer mehr Menschen in die Schulden! Die Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung Berlin e.v. (LAG) ist der Zusammenschluss der für das Verbraucherinsolvenzverfahren anerkannten Berliner Beratungsstellen in gemeinnütziger oder öffentlicher Trägerschaft. I. Armut trifft die Schwächsten: Familien besonders von Überschuldung betroffen Die Überschuldungsstatistik zeigt: Kinder sind ein Armutsrisiko! Die Zahl der Haushalte mit 3 Personen sowie derjenigen mit 4 und mehr Personen ist unter den Ratsuchenden in der Berliner Schuldnerberatung gegenüber dem Durchschnittswert der Gesamtbevölkerung Berlins deutlich überrepräsentiert: 12,1 % der Klientinnen und Klienten leben in Haushalten mit 4 und mehr Personen (Quelle: Offizielle Statistik der Berliner Beratungsstellen InsOStat vom ). Der Berliner Durchschnitt liegt bei 7,72 % (Angabe nach Stat. Landesamt Berlin Brandenburg, Mikrozensus ). Ähnliches gilt für die Haushalte mit 3 Personen (13,6 % gegenüber 10,07 % im Landesdurchschnitt). Entsprechend geringer ist der Anteil der Singles (47,7 % gegenüber 52,72 %). Besonders gravierend ist die Situation oft für Alleinerziehende: Existenzbedrohende Primärschulden nach Haushaltstypen 100% 80% 60% 40% 20% 0% 10,3 5,8 9,9 12,1 87,1 90,6 86,4 85,1 Ein-Personen-Haushalt Partnerhaushalt ohne Kind Alleinerziehenden-Haushalt Partnerhaushalt mit Kind Existenzbedr. Primärschulden vhd. Haushaltstypen Quelle: Statistik InsO Stat, Stand L a n d e s a r b e i t s g e m e i n s c h a f t S c h u l d n e r u n d I n s o l v e n z b e r a t u n g B e r l i n e. V. 1
2 Von allen Klientengruppen sind sie besonders häufig von existenzbedrohenden Primärschulden betroffen es droht also beispielsweise der Verlust der Wohnung! Nicht weniger als 12,1 % der alleinerziehenden KlientInnen in der Berliner Schuldnerberatung fallen unter diese Kategorie (demgegenüber bspw. nur 5,8 % der Partnerhaushalte ohne Kind). Vergleichbares gilt im Hinblick auf den Anteil der Alleinerziehenden-Haushalte, die die eidesstattliche Versicherung abgeben mussten: Eidesstattliche Versicherungen nach Haushaltstypen 100% 80% 60% 40% 20% 0% 40,8 56,9 35,4 61,1 Partnerhaushalt ohne... Ein-Personen-Haushalt 41,2 55,0 44,2 53,4 Alleinerzeihenden-Ha... Partnerhaushalt mit Kind Eidesst.Vers. abgegeben Quelle: Statistik InsO Stat, Stand Im Hinblick auf das Alter der Betroffenen ist über die letzten Jahre hinweg eine ansteigende Tendenz bei der Überschuldung Jugendlicher und junger Erwachsener zu beobachten. Die Altersgruppe der bis 29-jährigen umfasste zum Stichtag ,8 % der Klientinnen und Klienten. 50,1 % der Klientinnen und Klienten waren zwischen 30 und 49 Jahre alt. Der Anteil der 50 bis 59-jährigen lag bei 19,3 %. II. Verbraucherinsolvenzverfahren oft der einzige Ausweg! In vielen Fällen ist das Verbraucherinsolvenzverfahren die einzige Möglichkeit einer Situation zu entrinnen, die vor Inkrafttreten der Insolvenzordnung als lebenslanger Schuldturm bezeichnet wurde: Zinsen und Kosten sind höher, als die Schuldner zur Tilgung aufbringen können. Auch bei äußerster Anstrengung wird die Schuldenlast nicht geringer, sondern im Gegenteil immer größer. Die durchschnittliche Überschuldung der Klientinnen und Klienten in den Berliner Schuldnerberatungsstellen liegt bei über Euro (Stand ). Der Anteil der Klienten in der Schuldnerberatung mit Insolvenzverfahren steigt demzufolge seit Inkrafttreten der Insolvenzordnung ständig an. Die Möglichkeit der Restschuldbefreiung über das Insolvenzverfahren für Verbraucher ist daher mittlerweile aus der Beratungsarbeit nicht mehr wegzudenken: L a n d e s a r b e i t s g e m e i n s c h a f t S c h u l d n e r u n d I n s o l v e n z b e r a t u n g B e r l i n e. V. 2
3 Anteil der Verbraucherinsolvenzverfahren 100% 80% 60% 40% 20% Gesamt Anteil Verbraucher- InsO 0% Quelle: Statistik InsO-Stat, Stand HJ Die nachfolgende Grafik zeigt die Höhe der Schulden nach Schuldenart je Klient. Die höchste Pro-Kopf-Verschuldung ergibt sich dabei im Falle von Immobiliarkrediten sowie bei Verbindlichkeiten aus Selbstständigkeit. Schulden in Euro je Klient Energieschulden Versicherungen Freie Berufe Telefongesellschaften Gewerbetreibende Versandhandel Behörden Mietschulden Unerlaubte Handlungen Inkasso (gekaufte Fdgen) bei Privaten Bank Kredit Sonstiges Unterhalt Finanzamt Bank Ratenkredit Aus Selbstständigkeit Bank Hypothek Quelle: Statistik InsO-Stat, Stand III. Ständig steigender Ansturm auf die Beratungsstellen Gleichzeitig geraten die Berlinerinnen und Berliner immer häufiger in existenzgefährdenden Situationen, in denen bspw. der Verlust von Wohnung oder Arbeitsplatz unmittelbar droht. Die Anzahl der Kurz- und Krisenberatungen in den Berliner Beratungsstellen steigt daher seit Jahren kontinuierlich: L a n d e s a r b e i t s g e m e i n s c h a f t S c h u l d n e r u n d I n s o l v e n z b e r a t u n g B e r l i n e. V. 3
4 Kurz- und Krisenberatungen in Sprechstunden * Schätzung anhand der Zahlen für das 1. Halbjahr Quelle: Statistik der Berliner Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen InsO-Stat Die Klientenzahlen haben sich seit auf einem sehr hohen Niveau stabilisiert. Klienten in den Berliner Beratungsstelen (laufende Beratung) Quelle: Offizielle Statistik der Berliner Beratungsstellen InsOStat Zu den Klienten in fester Beratung sowie denjenigen in Kurz- und Krisenberatung kommen noch Beratungen im Rahmen von Informationsveranstaltungen oder Gruppenberatungsterminen. L a n d e s a r b e i t s g e m e i n s c h a f t S c h u l d n e r u n d I n s o l v e n z b e r a t u n g B e r l i n e. V. 4
5 IV. Armutsrisiko Mietschulden Besonderes Augenmerk gilt in der Schuldnerberatung den Mietschulden: Hier ist in vielen Fällen die sofortige Intervention unumgänglich, um Zwangsräumungen und weitere Folgen bis hin zur Obdachlosigkeit zu verhindern. Dabei ist besorgniserregend, dass die Höhe der durchschnittlichen Mietschulden in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen ist und jetzt auf einem hohen Niveau stagniert, ebenso der Anteil der betroffenen Klienten (zum wiesen 29,7 % aller Klienten Mietschulden auf). Im Durchschnitt betrugen die Miet- und sonstigen Wohnschulden bei den betroffenen Klienten Die Gesamtsumme der Miet- und sonstigen Wohnschulden bei allen Klienten zusammengenommen stieg nochmals an und zwar auf Betroffene Klienten in % 35,0 30,0 25,0 20, ,0 10,0 5,0 0,0 18,0 22,6 25,2 26,4 Mietschulden , ,7 29, , Mietschulden Gesamt - Alle Betroffenen Anteil Klieten mit Mietschulden in % Höhe Mietschulden gesamt Quelle: Offizielle Statistik der Berliner Beratungsstellen InsOStat Die gestiegenen Energiepreise haben die Situation der Betroffenen ebenfalls verschlechtert. Dementsprechend weist die Statistik durchschnittlich nunmehr Energieschulden je Klient bei Betroffenen aus (30.06.: 961 ; 2424 Betroffene). Auch die Gesamthöhe der Energieschulden steigt stetig an: L a n d e s a r b e i t s g e m e i n s c h a f t S c h u l d n e r u n d I n s o l v e n z b e r a t u n g B e r l i n e. V. 5
6 Energieschulden Berlin Betroffene KlientInnen Energieschulden insges Betroffene KlientInnen Energieschulden insgesamt Quelle: Offizielle Statistik der Berliner Beratungsstellen InsOStat V. Migranten: Schulden grenzen aus! Der Anteil der Klienten mit Migrationshintergrund steigt stetig. Berlin: Anteil der Klienten mit deutscher / Nicht-EU- Anteil an den Klienten in Prozent 100,0 95,0 90,0 85,0 80,0 75,0 70,0 65,0 60,0 55,0 50,0 45,0 40,0 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 87,4 87,7 87,9 86,7 87,1 86,3 86,0 86,2 85,4 85,3. 8,1 8,2 8,5 8,7 8,9 9,6 10,0 9,7 10,2 10,2.... Quelle: Offizielle Statistik der Insolvenzberatungsstellen InsOStat deutsche Nicht-EU- MigrantInnen aus Nicht-EU-Staaten sind besonders häufig von existenzbedrohenden Primärschulden betroffen: L a n d e s a r b e i t s g e m e i n s c h a f t S c h u l d n e r u n d I n s o l v e n z b e r a t u n g B e r l i n e. V. 6
7 Berlin: Anteil Klienten mit dem Merkmal "Existenzbedrohende Primärschulden" nach 100% 95% 90% 85% 80% 75% 70% 65% 60% 55% 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 1,64 1,86 1,77 87,35 86,41 85,10 11,0 11,7 13,1 deutsche EU- Nicht-EU- Quelle: Offizielle Statistik der Berliner Insolvenzberatungsstellen InsOStat, Stand nicht ausgefüllt nicht vorhanden vorhanden MigrantInnen haben meist ein geringeres Haushaltseinkommen zur Verfügung: Haushalte mit deutscher Bezugsperson 19,78 2,17 14,36 37,86 unter und mehr 25,83 L a n d e s a r b e i t s g e m e i n s c h a f t S c h u l d n e r u n d I n s o l v e n z b e r a t u n g B e r l i n e. V. 7
8 Haushalte mit ausländischer Bezugsperson 8,88 3,79 10,19 26,55 50,58 Migrantinnen und Migranten aus Nicht-EU-Staaten sind häufiger auf staatliche Transferzahlungen angewiesen: Haushaltseinkommen bei Klienten mit dt. in % 24,1 1,7 29,7 keine Einkünfte Erwerbstätigkeit AlG I AlG II Sonstiges 6,3 38,2 L a n d e s a r b e i t s g e m e i n s c h a f t S c h u l d n e r u n d I n s o l v e n z b e r a t u n g B e r l i n e. V. 8
9 Nicht-EU-Ausländer, Haushaltseinkommen in % 18,6 4,3 20,5 5,6 51 Landesarbeitsgemeinschaft Schuldnerund Insolvenzberatung Berlin e.v. Genter Straße Berlin Tel: / - 18 Fax: lag@schuldnerberatung-berlin.de L a n d e s a r b e i t s g e m e i n s c h a f t S c h u l d n e r u n d I n s o l v e n z b e r a t u n g B e r l i n e. V. 9
I. Steigende Bedeutung des Verbraucherinsolvenzverfahrens in der Beratungsarbeit
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