SPD-Kandidatin Juliane Pfeil-Zabel ist fassungslos: Der AfD-Kandidat hat das Direktmandat in Plauen geholt.

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "SPD-Kandidatin Juliane Pfeil-Zabel ist fassungslos: Der AfD-Kandidat hat das Direktmandat in Plauen geholt."

Markus Helmut Steinmann
vor 4 Jahren
Abrufe

1 Zittern um den Einzug in den Landtag - Listenkandidaten bei SPD und Grünen Beitrag: Julia Cruschwitz, Thomas Datt, Annett Glatz, Carina Huppertz, Secilia Kloppmann Juliane : Ach du Scheiße!

1 1 Zittern um den Einzug in den Landtag - Listenkandidaten bei SPD und Grünen Beitrag: Julia Cruschwitz, Thomas Datt, Annett Glatz, Carina Huppertz, Secilia Kloppmann Juliane : Ach du Scheiße! Frank Schaufel ist gewählt! SPD-Kandidatin Juliane ist fassungslos: Der AfD-Kandidat hat das Direktmandat in Plauen geholt. Juliane : Aber wie ein Kandidat wie Frank Schaufel, der noch nichts in dieser Stadt hier gemacht hat, wirklich noch nichts, so ein Ergebnis bekommt, also... Kay Burmeister: Spielt keine Rolle mehr. Diese klassischen Strukturen, wie wir das kennen, das ist... Eric Holtschke: Du kannst eine Wahl gewinnen ohne Inhalte mittlerweile. Juliane : Finde ich persönlich so erschreckend. Finde ich echt so erschreckend. Juliane engagiert sich seit zehn Jahren für die SPD im Plauener Stadtrat, der AfD- Mann wurde erst im Mai rein gewählt. Jetzt trat er zum ersten Mal als Direktkandidat für den Landtag an und holte sofort 30 Prozent. Sie nur 9,7. Juliane : Boah. Nur eine Stunde vorher mussten die Genossen schon das schlechte Sachsen-Ergebnis verdauen. Fernsehton: Die SPD 8 Prozent. Minus vier Punkte. Ja, Verluste von vier Prozent sind schon massiv. Ich glaube tatsächlich, dass man der SPD momentan einfach nicht abkauft, dass wir die Themen der sozialen Gerechtigkeit tatsächlich spielen. Das ist unser Problem definitiv. Da kommt man auch mit den Themen von vor Ort nicht zu Rande. Die 32-Jährige hat es wirklich versucht, war in den Wochen vor der Wahl unermüdlich unterwegs. Juliane : Einen wunderschönen guten Morgen! Darf ich Ihnen etwas von mir mitgeben?

2 2 Die zweifache Mutter gibt die Hoffnung nicht auf, es doch wieder nach Dresden zu schaffen - auch mit dem Listenplatz 13. Ich war ja die letzten fünf Jahre halt auch schon im Landtag und war ja die Sprecherin für Kita und Integration. Und gerade Kita, da haben wir ja doch einiges gemacht. Da bin ich auch ein bisschen stolz darauf, was wir da gemacht haben. Da würde ich schon sehr gerne weitermachen. Dafür bürdet sie sich bis zu drei Wahlkampftermine am Tag auf, läuft in der Sommerhitze die Gartensparten Plauens ab. Solche Aktionen wie hier im Kleingarten, das sind natürlich Dinge, man trifft hier nicht auf viele Menschen. Aber ich glaube, jedes Gespräch, jeder Kontakt, den man einfach nochmal hat, hilft an der Stelle. Doch am Ende erreichte die SPD nur 7,7 Prozent - das schlechteste Wahlergebnis jemals bei einer Landtagswahl in ganz Deutschland. Ganz anders bei den Grünen - gestern erste Sitzung der neuen Fraktion in Dresden. Wolfram Günther: Also, auf euch alle und die nächsten herrlichen Jahre! Die Grünen erreichen nur einen Prozentpunkt mehr als die SPD. Doch für sie ein Erfolg 8,6 Prozent. So viel haben sie in Sachsen noch nie bekommen. Wolfram Günther: Da hat ihr wirklich alle geackert - und jetzt geht s darum, was draus zu machen, aus diesem Ergebnis. Zum ersten Mal holten sie sogar Direktmandate. Insgesamt drei. Eins errang Claudia Maicher in Leipzig. Gestern fährt sie zum ersten Mal als direkt gewählte Abgeordnete in den Landtag. Die Grünen waren vor allem in den Großstädten, Leipzig und Dresden, stark. Im ländlichen Raum sieht das anders aus. Reicht ihr das?

3 3 Claudia Maicher: Natürlich reicht das nicht. Es reicht nie für eine Partei, nur bestimmte Menschen zu erreichen. Und das ist das Entscheidende. Und das hab ich jetzt in Leipzig auch gemerkt, es ist nicht so dass uns nur junge, hippe Menschen gewählt haben. Auch zu den Kommunalwahlen hat es sich schon gezeigt, dass wir auch im Land sehr stark dazu gewonnen haben, dass wir in den Kreistagen Fraktionen jetzt überall stellen. Also es dauert vielleicht etwas länger, auch ja stark zu werden außerhalb der Städte, aber der Zuspruch, der ist auf jeden Fall auch da. Dass der Grünen-Wahlkampf außerhalb der Großstädte trotzdem etwas ganz anderes ist, weiß Ines Kummer. Freital, am letzten Wochenende vor der Wahl. Am 1. September sind Landtagswahlen, dürfen wir ihnen was mitgeben? Ich hab schon gewählt. Haben Sie einen Garten? Das ist eine Spätsommerblumenmischung. [lacht] Freital, knapp Einwohner, ist nicht gerade eine Grünen-Hochburg. Dass sie hier so entspannt mit den Menschen reden kann, ist für Ines Kummer nicht selbstverständlich. Es findet auch hier gerade so ein politischer Klimawechsel statt. Das haben wir auch in den letzten Tagen immer wieder gemerkt, wenn wir mit Leuten geredet haben: Du kannst mit denen ins Gespräch kommen, ohne dass du gleich angepulvert wirst. Das ändert sich gerade. Ines Kummer ist seit fünf Jahren Stadträtin. Sie war es auch 2015, als in Freital Flüchtlinge untergebracht wurden. Tagelang wurde damals das Heim von Ausländerfeinden und Rechtsradikalen belagert. Bis zu Menschen kamen. Die meisten aus Freital. Später griff die sogenannte Gruppe Freital Flüchtlinge und linke Politiker mit Sprengsätzen an. Ines Kummer war eine der wenigen, die sich für die Geflüchteten einsetzten. Kurz darauf erschien ihr Name auf einer Liste von Politikern, die erledigt werden sollten. Sie erhielt Morddrohungen. Nicht einmal der Bürgermeister ergriff damals Partei für sie. Das war eine harte Zeit für uns, das muss ich einfach mal sagen, wenn man da Solidarität einfordern muss, wenn man Unterstützung einfordern muss. Das ist in der Zwischenzeit, da ändert sich was, aber für uns war es auch für mich persönlich - es war eine sehr

4 4 schwierige Zeit, es war mitunter sehr schwer auszuhalten. Auch hier in Freital einfach mal durch die Stadt zu gehen und als ganz normale Bürgerin hier zu leben. Heute, vier Jahre später, hat sich die Lage beruhigt, sagt Kummer. Bei den Kommunalwahlen im Mai steigerten sich die Grünen von vier auf sechs Prozent für sie ein Erfolg. Zum Vergleich: Die AfD erzielte 25 Prozent. Wahlkampfveranstaltung in der gleichen Woche: Robert Habeck ist in Freital. Volles Haus, in einer sächsischen Kleinstadt. Auch das ist neu für die Grünen hier. 19 Uhr wollen wir dann anfangen, weil es kommen immer noch Leute. Robert Habeck: Es ist ja erst halb, die meisten werden erst noch kommen. Es wird glaube ich sehr voll werden, wenn jetzt schon so viele da sind. Etwa 200 Leute sind es am Ende. Anderthalb Stunden diskutieren sie miteinander. Ines Kummer ist froh: Keine Konflikte, ganz im Gegenteil. So eine Atmosphäre wie heute Abend, das fühlt man ja richtig wie offen die Menschen miteinander umgegangen sind und welches Vertrauen uns auch entgegen gebracht wird. So, wie ich das heute Abend gespürt habe, so hab ich das vorher bei keiner anderen Veranstaltung gespürt. Am lang erwarteten Wahlabend: Ines Kummer ist bei den Grünen in Dresden. Das Ergebnis liegt deutlich unter den Umfragewerten vor der Wahl. Für sie hat es ganz knapp nicht gereicht für einen Platz im Landtag. Das macht ja erstmal nichts. Aber wir haben ja als Grüne unser historisch bestes Ergebnis hier in Sachsen eingefahren. Und das ist erstmal die Hauptsache. Einige Stunden später bei der SPD-Wahlparty in Dresden. Juliane kommt aus Plauen angereist. Jetzt weiß sie es definitiv: Bei nur 7,7 Prozent für die SPD reicht es auch für sie nicht für einen Platz im Landtag. Trost von den Genossen. Oh Jule!

5 5 Auch vom Spitzenkandidaten Martin Dulig. Jetzt stark bleiben! Alles ist drin. Wir kümmern uns um dich. Wir sind ein Stück weit leidgeprüft, waren die letzten Jahre eine Zehn-Prozent-Partei, Plusminus. Jetzt sind wir im Minus. Jetzt gilt es trotzdem weiterzumachen. Ich habe es heute schon mehrfach gesagt, wenn jetzt die guten Demokraten aufgeben, irgendwie für ein anderes Sachsen zu kämpfen, dann haben wir erst recht verloren. Von daher: Jetzt erst recht.

Ähnliche Dokumente

Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2013

Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2013 Roland Richter Die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag führte zu einem historischen Ergebnis: Erstmals in der Geschichte des Deutschen Bundestages ist die FDP nicht