Inhalt. 1. Urteilsunfähigkeit und psychische Krankheit. 2. Unsere Angst die Kontrolle zu verlieren. 3. Praktische Schlussfolgerungen
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- Bernt Melsbach
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2 Inhalt 1. Urteilsunfähigkeit und psychische Krankheit 2. Unsere Angst die Kontrolle zu verlieren 3. Praktische Schlussfolgerungen
3 Ambulante und tagesklinische Psychiatrie am Clienia Psychiatriezentrum Männedorf PZM
4 Zusammenarbeit mit dem Spital Männedorf SMA
5 Urteilsfähigkeit und psychische Gesundheit I Urteilsfähigkeit: Fähigkeit vernunftgemäss zu handeln Vernunftgemässes Handeln beruht auf Erkenntnisfähigkeit (Realitätswahrnehmung, Urteil- und Willensbildung in nachvollziehbaren Wertesystem) und Steuerungsfähigkeit (Willensfähigkeit) Wer ist urteilsfähig? Urteilsfähig ist ein jeder, dem nicht wegen Kindesalter oder infolge von Geisteskrankheit, Geistesschwäche, Trunkenheit oder ähnlichen Zuständen die Fähigkeit mangelt, vernunftgemäss zu handeln, Art 16 ZGB => Psychische (resp. psycho-organische) Gesundheit ist die zentrale Voraussetzung für Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit => Nicht jede psychische (oder psycho-organische) Krankheit ist automatisch mit Urteilsunfähigkeit verbunden
6 Psychische Erkrankungen im Allgemeinspital Psychoorganische Störungen 16% Belastungsreaktionen, neurotische und somatoforme Störungen 11% Affektive Störungen 10% Alkohol- u. andere Substanzstörungen 8% Persönlichkeitsstörungen 5% Schizophrenie 1% min. 1 psychiatrische ICD-10-störung 47%!
7 Urteilsfähig?
8 Urteilsfähigkeit und psychische Gesundheit I Die Fähigkeit sich ein Urteil zu bilden (Entscheidungsfähigkeit) ist in der klinischen Realität krankheitsabhängig leichtgradig, mittel oder schwer beeinträchtigt oder gänzlich aufgehoben (Gegensatz zur Justiz!). Die Urteilsfähigkeit hat sich zudem immer auf eine ganz konkrete Handlungssituation/Handlungsfähigkeit zu beziehen. Psychische Gesundheit: kein ja/nein fliessende Übergange gesund-krank Ausprägungsgrad spielt entscheidende Rolle Verlauf psychischer Krankheiten/Reaktionen i.d.r. sehr fluktuierend eine differenzierte klinische psychiatrische Abklärung ist unabdingbar (nicht einfach Urteilsfähigkeit ja/nein!)
9 Urteilsfähigkeit und psychische Gesundheit II psychiatrische Diagnose per se begründet keine Urteilsunfähigkeit (Bsp. leichte Demenz-schwere Demenz, leichte Depression-schwere Depression) Diagnose trotzdem wichtig, hilft mögliche Einschränkungen der Urteilsfähigkeit gezielter zu erfassen, Einzelfallbeurteilung notwendig! Kriterien für erhaltene Urteilsfähigkeit (nach Helmchen und Lauber) 1) Fähigkeit einen bestimmten Sachverhalt zu verstehen 2) Fähigkeit, die Information in rationaler Weise zu verarbeiten 3) Fähigkeit, die Information angemessen zu bewerten 4) Fähigkeit, eigenen Willen auf der Grundlage von Verständnis, Verarbeitung, Bewertung der Information zu bestimmen und zu äussern Ansprüche sind eher hoch!
10 Sterbewunsch -Depression Sterbewunsch (passiv) im Alter v.a. im Zusammenhang mit körperlichen Leiden häufig Sterbewunsch im Alter (aktiv) aber auch häufig im Zusammenhang mit psychischem Leiden : Depression, Angst, Isolation, Sinn- und Wertlosigkeit, Ohnmacht Assistierter Suizid als autonome Handlung eines urteilsfähigen Menschen? möglich als wohlabgewogene, wohlbedachte, abgesprochene Handlung aber auch als Ausdruck einer Depression, narzisstischen Krise etc. mit entsprechend limitierter Urteilsfähigkeit
11 Suizidraten nach Alter und Geschlecht
12
13 Depression im Alter? Ist häufig, tendenziell zunehmend, oft übersehen oder als «normalpsychologisch nachvollziehbar» erklärt Berliner Altersstudie: bis 50% bei chron. körperlichen Krankheiten 26% in Gesamtgruppe der Hochbetagten Richtlinie SAMW (2005) und Vorgehen bei Sterbewunsch/Wunsch nach assistiertem Suizid: a) Lebensende nahe (schwere körperliche Krankheit) b) Depression (und andere «Geistesschwächen») ausschliessen Alternativen zum Suizid sollen aufgezeigt sein (gemäss BG ass. Suizid bei unheilbarer dauerhafter psychischer Beeinträchtigung zulässig, mit «äusserster Zurückhaltung») c) Urteilsfähigkeit prüfen (wohlerwogen, ohne äussern Druck)
14 Einschränkungen/Aufgehobenheitder Urteilsfähigkeit aus psychiatrischen Gründen eher klar: Chronisch: Demenz, schwere Depression, Psychosen, andere psychoorganische Erkrankungen Akut-vorübergehend Delir, akute Depression, Suizidalität Eher unklar-kontrovers: Leichtere Depression, Ängste, hohe narzisstische Vulnerabilität, nicht bei der Urteilsfähigkeitsfrage steckenbleiben, hinschauen, sich in Beziehung setzen Ethikrichtlinien SMA: Sterbewunsch als «Chiffre» wofür?
15 Urteilsunfähigkeit und die Angst vor dem Verlust der Kontrolle Autonomie als höchstes Gut (?) Angst vor Kontrollverlust nimmt zu in der modernen Welt der Machbarkeit (Paradox, Tabuisierung des Todes, «Gesundheitsperfektionierung») Nebst Angst vor Auslöschung des eigenen Ichs sind Angst vor Abhängigkeit, die Angst vor dem Ausgeliefertsein an lebensverlängernde medizintechnischen Massnahmen und Angst vor qualvollem Sterben zentral Zur Gesundheit gehört wesentlich auch die Fähigkeit abhängig zu sein!
16 Zusammenfassung I Bei Fragen zur Urteilsfähigkeit ist ein besonderes Augenmerk auf den psychischen Gesundheitszustand zu richten. Konsiliar- und Liaisonpsychiatrische Fachdienste erfüllen dabei eine wichtige Scharnierfunktion zwischen Patient/Angehörigen/Arzt/Pflege Cave: Überbewertung der Urteilsfähigkeit unter Vernachlässigung der klinischen Perspektive und Praxis. Es besteht weniger ein Mangel an Kompetenz bezügl. Urteilsfähigkeitsabklärung als bezügl. Kompetenz in der Behandlung von psychisch beeinträchtigten Patienten im somatischen Spital. die allermeisten klinischen Situationen sind mit einer sorgfältigen Abklärung, mit guter interdisziplinärer Zusammenarbeit und suchender Offenheit zu bewältigen (Einzelfall mit Nachbesprechung im Konfliktfall)..
17 Zusammenfassung II Besonderes Augenmerk ist auf die Erfassung von Depressionen/Suizidwunsch zu legen ( Exit als Chiffre für???) Beurteilung der Urteilsfähigkeit hat im Bewusstsein ihrer Relativität und Komplexität zu erfolgen. Cave: Ideologisierung auf beide Seiten (Autonomie- versus Fürsorgeprinzip) und Legitimation der Suizidbeihilfe durch den psychiatrischen Experten Umgang mit Leiden, Schwächen, Tod ist nicht nur eine medizinische Angelegenheit sondern eine gesellschaftspolitische Aufgabe und bleibt eine Herausforderung an eine humane Gesellschaft
18 Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird Albert Schweizer
19 Die Institutionen der Clienia-Gruppe. Unsere Kontaktdaten. Clienia Littenheid AG Privatklinik für Psychiatrie und Psychotherapie 9573 Littenheid Telefon +41 (0) Fax +41 (0) Clienia Schlössli AG Privatklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Schlösslistrasse 8, 8618 Oetwil am See Telefon +41 (0) Fax +41 (0) Clienia Bergheim AG Psychiatrische Langzeitpflege Holländerstrasse 74, 8707 Uetikon am See Telefon +41 (0) Fax +41 (0) Clienia Schlössli AG Psychiatriezentrum Männedorf Bergstrasse 34, 8708 Männedorf Telefon +41 (0) Fax +41 (0) Clienia Schlössli AG Psychiatriezentrum Uster Schachenweg 2, 8610 Uster Telefon +41 (0) Fax +41 (0) Clienia Schlössli AG Psychiatriezentrum Wetzikon Spitalstrasse 60, 8620 Wetzikon Telefon +41 (0) Fax +41 (0) Clienia Schlössli AG Ambulatorium Wetzikon Bahnhofstrasse 102/104, 8620 Wetzikon Telefon +41 (0) Fax +41 (0) Clienia Littenheid AG Externer Psychiatrischer Dienst Sirnach Wilerstrasse 18, 8370 Sirnach Telefon +41 (0) Fax +41 (0) Clienia Winterthur AG Konradstrasse 15, 8400 Winterthur Telefon +41 (0) Fax +41 (0)
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