Erdbeben-Versicherung entspricht Wunsch
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- Helmut Beck
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1 Erdbeben-Versicherung entspricht Wunsch KURZBERICHT ZUR STUDIE "ERDBEBEN IM AUFTRAG DES SCHWEIZERISCHEN VERSICHERUNGSVERBAND SVV Projektteam: Urs Bieri, Politikwissenschafter Claude Longchamp, Politikwissenschafter Bianca Rousselot, Projektassistentin Silvia Ratelband-Pally, Administratorin Bern, den 14. März 2005 gfs.bern 1
2 Das Wichtigste in Kürze zur Studie Erdbeben Eine kurze Bilanz Naturkatastrophen bewegen die Schweizer Stimmberechtigten. Durch eine vermehrte Häufigkeit verändert sich dabei nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch das eigenen Risikoempfinden: Gewichtige, knapp nicht mehrheitliche Gruppen zeigen sich heutzutage in der Schweiz durch die zunehmenden Katastrophen mehr oder weniger stark beunruhigt. Nicht gleichermassen gilt dies für Erdbeben. Die Schweizer Stimmberechtigten schätzen das Risiko eines Erdbebens nicht nur erkennbar tiefer ein, als wir dies bei Naturkatastrophen allgemein beobachten, sondern richten auch ihr Alltagsverhalten erkennbar nicht danach aus. So haben sich offensichtlich grosse Teile der Stimmberechtigten noch nie weiter damit beschäftigt, ob sie gegen Schaden durch Erdbeben versichert sind oder nicht. Nichts desto trotz findet sich auf oberflächliche Nachfrage für eine solche Versicherung durchaus ein breites Potenzial. Das Risikobild Naturkatastrophen Die erhöhte Anzahl Naturkatastrophen in der Schweiz der letzten Jahre ist nicht ohne Spuren auf die entsprechende Wahrnehmung der Schweizer Stimmberechtigtenschaft. Grafik 1: Zu- oder Abnahme der Naturkatastrophen in der Schweiz "Wenn Sie sich einmal an die letzten Jahre in der Schweiz zurückerinnern, was denken Sie: Haben die Naturkatastrophen in der Schweiz eher zugenommen, gibt es in etwa gleich viele wie früher, oder haben die Naturkatastrophen in den letzten Jahren eher abgenommen?" in % Stimmberechtigter eher abgenommen 1% 2% gleich viele wie früher 24% eher zugenommen 73% So gehen klare Mehrheiten davon aus, dass Naturkatastrophen in der Schweiz in den letzten Jahren erkennbar zugenommen haben. Nur gerade jeder vierte Stimmberechtigte erachtet die Situation im Jahresvergleich unverändert, während nur eine marginale Gruppe sogar eine Abnahme ortet. Die objektiv grössere Anzahl grosser Naturkatastrophen findet sich offensichtlich auch in der Wahrnehmung der Schweizer Stimmberechtigten, was bei der hohen (in-)direkten Betroffenheit solcher Ereignisse auch nicht weiter überrascht. 2
3 Interessanterweise differenziert eine solche Wahrnehmung erkennbar zwischen den Sprachregionen: So finden wir in der lateinischen Schweiz die Wahrnehmung einer Zunahme erkennbar weniger als in der deutschsprachigen Schweiz. Gleiches beobachten wir auch bei einer aus Frauensicht leicht verstärkt wahrgenommenen Zunahme von Naturkatastrophen. Naturkatastrophen allgemein werden nicht nur mehrheitlich wahrgenommen, sondern beunruhigen auch erkennbar: Grafik 2: Beunruhigung durch Naturkatastrophen "Jetzt erinnern Sie sich noch einmal an die letzten Jahre zurück. Fühlen Sie sich durch die Naturkatastrophen in den letzten Jahren in der Schweiz sehr beunruhigt, eher beunruhigt, eher nicht beunruhigt oder gar nicht beunruhigt?" in % Stimmberechtigter gar nicht beunruhigt 19% 1% sehr beunruhigt 7% eher nicht beunruhigt 33% eher beunruhigt 40% So geben sich gewichtige 47% aller Stimmberechtigten durch Naturkatastrophen der letzten Jahre mehr oder weniger stark beunruhigt. Die zunehmenden Naturkatastrophen werden offensichtlich nicht nur verstärkt wahrgenommen, sondern haben auch eine direkte Auswirkung auf die eigene Risikowahrnehmung. Auch wenn eine knappe Mehrheit durch die zunehmenden Naturkatastrophen nicht beunruhigt ist, fühlt sich eine alles andere als vernachlässigbare Gruppe verunsichert. Nicht weiter erstaunlich ist auch der direkte Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Beunruhigung. Gerade Frauen zeigen sich im Quervergleich durch die überdurchschnittlich perzipierte Zunahme auch überdurchschnittlich beunruhigt. Dieser Zusammenhang stimmt so allerdings nicht für die vorgängig mit überdurchschnittlicher Wahrnehmung aufgefallene deutschsprachige Schweiz. Auch wenn Befragte aus diesem Landesteil Naturkatastrophen in zunehmendem Masse wahrnehmen, zeigen sie sich nicht überdurchschnittlich beunruhigt. Die Vermutung liegt so nahe, dass die überdurchschnittliche Wahrnehmung in der Deutschschweiz auf eine Wahrnehmung durch "Hören-Sagen" beruht, ohne dass sich die eigene Risikoeinschätzung dadurch ändert. Oder in anderen Worten: Die Wahrnehmung steigt direkt mit einer erhöhten Anzahl Naturkatastrophen, während das eigene Befürchtungsbild durch eine indirekte Wahrnehmung nicht gleichermassen linear steigt. 3
4 Die Einstellung gegenüber Erdbeben Anders als wir dies bei Naturkatastrophen festhielten, erachten die Schweizer Stimmberechtigten die Gefahr eines Erdbebens in der Schweiz als gering: Grafik 3: Wahrscheinlichkeit eines starken Erdbebens in der Schweiz "Was denken Sie, wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass in der Schweiz ein starkes Erdbeben mit grosser Schadenfolge stattfindet? Ist diese Wahrscheinlichkeit sehr hoch, eher hoch, eher nicht hoch oder gar nicht hoch?" in % Stimmberechtigter 3% sehr hoch 4% gar nicht hoch 18% eher hoch 20% eher nicht hoch 55% Klarmehrheitliche 73% orten einem solchen Ereignis eine kleine bis gar keine Wahrscheinlichkeit ein, während 24% hier mehr oder weniger anderer Meinung sind. Damit gehört die Gefahr eines Erdbebens für die Schweizer Stimmberechtigten grossmehrheitlich nicht zu einer Alltagssorge. Immerhin schliesst eine ähnlich grosse Mehrheit ein solches Ereignis in verschiedenen Abstufungen nicht grundsätzlich aus. Die Existenz eines gewissen Restrisikos findet offensichtlich breite Zustimmung. Es mag unter dieser deutlich kleineren Brisanz rund um Erdbeben auch nicht weiter erstaunen, dass die Schweizer Stimmberechtigten sich im Alltag mit entsprechenden Folgen wenig befasst haben. 4
5 Grafik 4: Versicherung von Haus oder Wohnung gegen Erdbebenschäden "Was denken Sie, ist Ihr Haus oder Ihre Wohnung gegen Schäden durch Erdbeben versichert? Wenn Sie nicht sicher sind, sagen Sie mir das ruhig." in % Wohneigentümer / Stimmberechtigte Nein, ist nicht versichert Ja, ist versichert Wohneigentümer Stimmberechtigte So gehen nur gerade 22% aller Befragten richtigerweise davon aus, dass sie gegen Schäden durch Erdbeben versichert sind, während 35% fälschlicherweise von einer solchen Versicherung ausgehen und 43% dies schlicht nicht beurteilen können. Dies kann durchaus als Zeichen dafür gewertet werden, dass man sich speziell mit dieser Frage bisher nicht weitergehend beschäftigt hat (und auch nicht beschäftigen musste). Es ist im Übrigen keineswegs so, dass Wohneigentümer (mit dem grösseren finanziellen Risiko) in dieser Frage besser aufgeklärt sind als Mieter: Wohneigentümer äussern zwar erkennbar weniger die Ansicht, dass sie eine solche Frage nicht beantworten können, irren sich dabei aber faktisch im gleichen Verhältnis, wie wir das auch bei Mieter beobachten können. Unkenntnis gegenüber dem aktuell nicht-versicherten Zustand bedeutet aber schlussendlich keineswegs, dass mit einer solchen Versicherung nicht geliebäugelt wird: 5
6 Grafik 5: Ausgabe von 100 Franken für Versicherung "Heutzutage ist der Schutz gegen Schäden durch Erdbeben in der Elementarschadenversicherung nicht gedeckt. Berechnungen gehen davon aus, dass eine solche Versicherung gegen Erdbebenschäden für ein Haus oder eine Wohnung im Wert von 700'000 Franken pro Jahr maximal 100 Franken kosten würde. Wie ist das bei Ihnen, könnten Sie sich vorstellen für einen solchen Schutz jährlich maximal 100 Franken auszugeben oder könnten Sie sich das eher nicht vorstellen?" in % Befragter mit Wohneigentum 9% Nein 24% Ja 67% gfs.bern, Erdbeben, Februar 2006 (n = 647) 67% aller Befragten können sich nämlich eine Erdbebenversicherung mit Kostenfolge 100 CHF/Jahr durchaus vorstellen, während nur gerade 24% vom Gegenteil ausgehen. In einer ersten oberflächlichen Einschätzung scheint es für ein entsprechendes Angebot durchaus Potenzial zu geben. Das Potenzial wächst im Übrigen, je stärker man sich durch die zunehmenden Naturkatastrophen beunruhigen lässt. 6
7 Die Datenbasis Die Ergebnisse der Befragung "Erdbeben" basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1240 Stimmberechtigten in der ganzen Schweiz, welche gfs.bern befragt hat. Die Befragung wurde dabei zwischen dem und durchgeführt. Der Datensatz wurde nach sprachlichen Kriterien und nach Besitzverhältnissen der Wohnung gewichtet. Der statistische Fehler bei der Stichprobengrösse für die jeweiligen befragten Gruppen betragen: Tabelle 1: Ausgewählter statistischer Stichprobenfehler nach Stichprobengrösse und Basisverteilung Stichprobengrösse Fehlerquote Basisverteilung 50:50 20:80 N= % 2.4% N= % 3.6% N= % 8.1% N= % 11.5% Lesebeispiel: Bei rund 200 Befragten und einem ausgewiesen Wert von 50 Prozent liegt der effektive Wert zwischen 50 % +/- 7,1 Prozent, bei einem Basiswert von 20 Prozent zwischen 20 % +/- 5,7 %. Um Fehlinterpretationen zu minimieren nehmen wir keine Subgruppenanalysen unter 50 vor. 7
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