Welche Gründe gibt es für die Grundschrift?

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1 Welche Gründe gibt es für die Grundschrift? "GRUNDSCHRIFT - damit Kinder besser schreiben lernen" Zur aktuellen Diskussion: Grundschrift vs. Schreibschrift Beitrag von Hans Brügelmann zum OASE-Forum am Untertitel richtig und falsch Worum geht es? vs. Das Problem Schriftprobe Benedikt, Kl. 3, VA gelernt Schriften schreibgewohnter Erwachsener Ausgangsschriften nicht mehr erkennbar Schreibschriften, aber ohne durchgehende Verbindungen auf dem Papier H. Bartnitzky Grundschrift H. Bartnitzky Grundschrift

2 Drei Gründe gegen eine verbundene Standard-Ausgangsschrift Ihre Ergebnisse überzeugen nicht: Verformungen in den Erwachsenenschriften. Sie ist ein aufwändiger Umweg zu einer - formklaren und bewegungsgerechten - persönlichen Handschrift. Sie widerspricht dem grundschulpädagogischen Prinzip eigenaktiven Lernens durch selbstständiges Probieren. Die Grundschrift ist primär ein didaktisch-methodisches Konzept, nicht zwingend eine bestimmte Schriftart: von einer Druckschrift direkt zur eigenen Handschrift ohne den Umweg über eine Standard-Schreibschrift die Type Grundschrift nur eine Hilfe durch Bögen Die Grundschrift ist ein Angebot eine Druckschrift mit Schwung(bögen) - als Vorlage typografisch bewusst nicht stilisiert: GSV-Zitate (1): Die Grundschrift als erste und einzige Schrift(vorlage) Die Grundschrift ist eine Schreibschrift, die mit der gedruckten Leseschrift korrespondiert. Eine weitere Schriftform als normierte Ausgangsschrift ist wegen des Bruchs in der Schreibentwicklung schädlich. Die in Deutschland bisher verwendeten Ausgangsschriften: Lateinische, Vereinfachte und Schul-Ausgangsschrift sind historisch überholt. GSV-Zitate (2): Die Grundschrift ist eine handgeschriebene Druckschrift Die Buchstabenformen sind an den Druckbuchstaben orientiert. Sie werden aber nicht geschrieben»wie gedruckt«, sondern sind handgeschriebene Buchstaben. Die Kleinbuchstaben mit Abstrich am Ende laufen in einem Wendebogen aus. Damit wird beim späteren weiterführenden Schreiben das Verbinden von Buchstaben in flüssiger Bewegung möglich. GSV-Zitate (3): Ziel ist ein ökonomischer Bewegungsablauf Vorrang beim Ablauf der Schreibbewegung haben die beiden Grundsätze: von links nach rechts. von oben nach unten. Wenn Kinder nach dem Ausprobieren einen anderen Ablauf bevorzugen, hat der individuelle Weg Vorrang. Bedingung ist: Die Buchstaben sind formklar und bleiben formstabil. 2

3 GSV-Zitate (4): Schreiblineaturen sind nur Angebote Die Lineatur wird nicht als einengende und bewegungshindernde Normierung vorgegeben, sondern mit Varianten, aus denen Kinder und Lehrkraft das jeweils Geeignete aussuchen können: gänzlicher Verzicht auf Lineatur, Schreiben auf eine Grundlinie, Vorlagen in verschiedenen Abständen, Schreiben auf Vorlage mit grau markiertem Mittelband und Orientierungsbalken links und rechts für Ober- und Unterlängen, ebenfalls in verschiedenen Größen. blanko Individuelle Förderung durch verschiedene Schreibräume 14 GSV-Zitate (5): Verbindungen werden mit Varianten angeboten GSV-Zitate (6): Maßstab für die Akzeptanz Im weiterführenden Schreiben probieren die Kinder grafisch sichtbare Verbindungen und Buchstabenvarianten aus. Sie sind aber immer Angebote, nicht Vorschrift. Die verbundene Bewegung muss zudem nicht durchgehend Spuren hinterlassen ( Luftsprünge). individueller Formen und Verbindungen Als Kriterien gelten von den ersten Schreibanfängen an bis zum weiterführenden Schreiben: Geläufigkeit des Schreibens (Schreiben mit Schwung), Formklarheit der Buchstaben und gute Lesbarkeit der Schrift. GSV-Zitate (7): Grundschrift als Teil pädagogisch zeitgemäßen Unterrichts Die Grundschrift ist das Pendant zur Lese-Druckschrift und begünstigt den tendenziell eigenaktiven Schriftspracherwerb. Ergänzende Elemente vernetzen sie in der zeitgemäßen Grundschuldidaktik. Hierzu tragen insbesondere bei: Entwicklung zur individuellen Handschrift, nachhaltig wirksame Kriterien für qualitätsvolle Schrift, Schriftgespräche sowie Selbsteinschätzungen und Rückmeldungen, Dokumentation der eigenen Schriftentwicklung (»Meine Schrift«), Schrift als Thema der Welterkundung, Gestalten mit Schrift. Unterrichtselemente (1) Die einzelnen Buchstaben(gruppen) (2) Verbindungen im Wort (3) Lineaturen als Angebot ( Schreibräume ) (4) Schreibgeräte zur Auswahl (5) Schreibberatung 3

4 Buchstaben Karten Vorderseite H. Bartnitzky Grundschrift H. Bartnitzky Grundschrift Rückseite der Karteikarten 1: Bewegungsgruppe Zick-zack Rückseite: Schreibbewegung ausprobieren H. Bartnitzky Grundschrift H. Bartnitzky Grundschrift Phase Verbindungen ausprobieren: Schreiben mit Schwung H. Bartnitzky Grundschrift H. Bartnitzky Grundschrift

5 Angebote für Verbindungen: Vorderseite Angebote für Verbindungen: Rückseite H. Bartnitzky Grundschrift H. Bartnitzky Grundschrift Kinder im 1. Schuljahr üben im Heft Meine Schrift Grundschrift Teil 2: Buchstaben-Varianten 27 H. Bartnitzky Grundschrift Namen motivieren zum Schreiben mit Schwung Verschiedene Stifte werden erprobt Kerem schreibt ungelenk Kerem kommt mit dem eigenen Namen in Schwung

6 Jedes Kind prüft selbst: Welche Wörter habe ich mit Schwung geschrieben? Kriterien: Selbstbeurteilung Beispiel Klasse 1 / 2 31* H. Bartnitzky Grundschrift Gut gelungene Buchstaben werden ausgezeichnet Kriterien: Schriftgespräch 33 H. Bartnitzky Grundschrift Zu dritt wird beraten: Welche Buchstaben und Wörter sind gut lesbar geschrieben? Erste Ergebnisse aus Erprobungen: In Schulen mit hohem Sozialindikator schneiden beide Geschlechter mit Grundschrift besser ab als die Kinder in den Kontrollschulen. Jungen schneiden in diesen Schulen darüber hinaus besser ab als Mädchen. (+ Grundschrift) In Schulen mit mittleren Sozialindikator schneiden Kinder der Kontrollschulen leicht besser ab als Kinder der Testschulen. Die Streuung zwischen den Geschlechtern ist hier sehr groß. (+ Druckschrift/ VA) In Schulen mit niedrigem Sozialindikator schneiden die Kinder der Testschulen besser ab als die der Kontrollschulen. Mädchen schneiden hier zudem besser ab als Jungen. (+ Grundschrift) 35 6

7 Einzelbeobachtungen aus Versuchen An den Kriterien gemessen verbundene Schrift eher besser. Bei der Grundschrift als Zweitschrift kam es zu ähnlichen Problemen wie bei anderen Zweitschriften, u.a.: Die Kinder verharren bei der Erstschrift. AD(H)S-Kinder schrieben im einphasigen Schrifterwerb erkennbar leserlicher und formklarer als die Kontrollkinder. Kinder mit einphasigem Schrifterwerb schnitten in der Orthographie erfolgreicher ab als Kinder mit zweiphasigem Schrifterwerb. Der Grundschulverband will die Schreibschrift abschaffen? Eine verbundene Handschrift will der GSV nicht abschaffen aber auf anderem Weg entwickeln! Der Grundschulverband will die Schreibschrift abschaffen! Die Grundschrift ist keine Schreibschrift? Die Grundschrift ist keine Schreibschrift! Die Grundschrift wird mit der Hand geschrieben und ist also eine Schreibschrift. Sie kann wo es dem schwungvollen Schreiben dient verbunden geschrieben werden. Mit der Einführung des Konzepts Grundschrift soll das Schreiben mit der Hand flüssiger und lesbarer gelingen! 7

8 Die Grundschrift verdrängt ein wichtiges Kulturgut! Es droht der Untergang des Abendlandes Die Grundschrift verdrängt ein wichtiges Kulturgut? Das zu bewahrende Kulturgut ist die überlieferte Lateinschrift: die großen und kleinen Buchstaben, die Gemischt- Antiqua genannt werden. Ihre klaren Buchstabenformen eignen sich Kinder unverfälscht mit dem Grundschrift-ABC an. Die Einführung der Grundschrift bedeutet das Ende des Schönschreibens? Die Einführung der Grundschrift bedeutet das Ende des Schönschreibens! Schönschreiben in der Schule bedeutete in der Regel das Abschreiben von Texten in einer der Ausgangsschriften, die dann möglichst normgetreu zu kopieren waren. Mit dieser Art des Schönschreibens hat das Konzept der Grundschrift in der Tat nichts zu tun! Echtes Lernen setzt voraus, dass neue Erfahrungen mit bestehendem Wissen und bereits vorhandener Erfahrung vernetzt werden können. (Quelle: Remo Largo/Martin Beglinger 2010) Wer nicht verbunden schreibt, kann auch nicht verbunden denken! 8

9 Wer nicht verbunden schreibt, kann auch nicht verbunden denken? Die erste Denkanforderung beim Schriftspracherwerb ist die Einsicht, dass Buchstaben(gruppen) Laute repräsentieren. Dieser Denkschritt wird durch eine unverbundene (Druck-)Schrift erleichtert. Selbst wenn einzelne Kinder nach Einführung der Grundschrift dabei bleiben, die Buchstaben unverbunden zu schreiben, müssen wir uns keine Sorgen um ihre Denkleistung machen! Selbst wer tippt kann verbunden denken Eine verbundene Schrift lässt sich schneller schreiben als eine unverbundene! Eine verbundene Schrift lässt sich schneller schreiben als eine unverbundene? Die Druckschrift-Schreiber hatten weniger Fehler und schrieben schneller. Je schwieriger das zu schreibende Wort war, desto mehr wuchs der Vorsprung der Druckschrift-Schreiber. Eine verbundene Schrift lässt sich schneller schreiben als eine unverbundene? Gerade die Grundschrift als individuell verbundene Schrift ermöglicht es von ihrer Konzeption her den Kindern, eine besonders schnell zu schreibende Handschrift zu entwickeln. Buchstabenverbindungen, die sich als besonders klar und schnell für das Schreiben erwiesen haben, werden den Kindern zum Ausprobieren nahe gelegt. Die Schreibgeschwindigkeit der Kinder zu untersuchen, die mit der Grundschrift das Schreiben gelernt haben, und diese Ergebnisse mit denen anderer Gruppen zu vergleichen, wird in drei bis vier Jahren ein interessantes Projekt sein! Meis, R. (1963): Schreibleistungen von Schulanfängern und das Problem der Ausgangsschrift. In: Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie, 10. Unterbrechungen IM Wort sind normal Beim Schreiben von Druckbuchstaben steigt der Schreibdruck, die Hand verkrampft leichter! 9

10 Beim Schreiben von Druckbuchstaben steigt der Schreibdruck, die Hand verkrampft leichter? Grundsätzlich steigt der Schreibdruck mit der Länge der verbundenen Schreibspur. Ein Absetzen nach zwei bis drei verbundenen Buchstaben reduziert die Muskelanspannung und entsprechend auch den Schreibdruck (vgl. Mai & Marquart 1998, S. 91). Die Grundschrift ermöglicht es durch die individuell gewählten Verbindungen, die Handmuskulatur immer wieder zu entspannen, wodurch sich der Schreibprozess eher beschleunigt. Mit der Grundschrift geht die persönliche Note der Handschrift verloren! Mit der Grundschrift geht die persönliche Note der Handschrift verloren? Da die Grundschrift den Kindern als Ausgangsschrift angeboten wird und das erklärte Ziel dieses Konzeptes ist, die Kinder bei der Entwicklung einer persönlichen Handschrift zu unterstützen, wird diese Befürchtung nicht eintreten. Im Gegenteil: Anders als bisher werden die Kinder nicht mehr auf dem Weg zu ihrer individuellen Schrift allein gelassen wodurch sich sicher mancher Wildwuchs und Formzerfall in den Schriften vermeiden lässt: Das Beispiel dieser schwer lesbaren Handschriften stammt aus der Deutschklausur eines Schülers der Stufe 12. Die Bemerkungen links hat sein Lehrer geschrieben. Sie heißt: Die Unverständlichkeit des Satzes liegt z. T an der Schrift. Die Schrift ist eine Zumutung! Man muss es den Kindern nicht immer besonders leicht machen Kinder wollen gefordert werden? Man muss es den Kindern nicht immer besonders leicht machen Kinder wollen gefordert werden! Die Grundschrift genügt diesen Ansprüchen in besonderer Weise. Durch die handgeschriebenen Buchstaben haben die Kinder zudem eine Formvorgabe, der sie sich erfolgreicher annähern können als maschinengedruckten Buchstaben, deren Exaktheit sich beim Schreiben mit der Hand nicht erreichen lässt. Schreiben ist mehr als das sorgfältige Malen von Buchstaben: Schreiben hat immer eine Funktion, eine Bedeutung diese zu verstehen und zu nutzen ist die wesentliche Herausforderung beim Schriftspracherwerb. 10

11 Man muss es den Kindern nicht immer besonders leicht machen Kinder wollen gefordert werden? Ja, Kinder wollen und sollen durch INHALTLICH anspruchsvolle und bedeutsame Anforderungen gefordert werden! Die Grundschrift trägt mit ihren klaren Formen dazu bei, dass Kinder ihre kostbare Zeit nicht mit dem mechanischen Üben von schwierigen Buchstaben vergeuden müssen, bevor sie endlich (inhaltlich) los schreiben können. 11