Synästhetische Zugangsweisen zur Musik anhand Gustav Holsts The Planets
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- Theresa Baumann
- vor 7 Jahren
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1 48 Miniklassik Mit Ohr und Hand und Fuß Eine fremde Welt Synästhetische Zugangsweisen zur Musik anhand Gustav Holsts The Planets Annika Zeltwanger NASA Die meisten Kinder malen oft und gern. Diese Motivation ist für das Malen zur Musik hilfreich und fördert ein bewussteres Musikhören. Die Wahl der Musik, das Bereitstellen des Materials, die vorgegebenen Impulse und der Austausch über das Gemalte und Geschriebene sind die entscheidenden Faktoren beim synästhetischen Zugang. Ziel ist es, dass die Musik die Vorstellung anregt und die Schüler dadurch den Ausdruck ihres Bildes bzw. Textes präzisieren. So stellen sie im Arbeitsprozess synästhetische Beziehungen zwischen den Medien Musik und Bild/Sprache her. Wahl der Musik Unterrichtsgegenstand ist das Orchesterwerk The Planets des britischen Komponisten Gustav Holst ( ). Holst zeichnet darin Stimmungsbilder zu jedem der damals bekannten sieben Planeten und den römisch-griechischen Gottheiten, nach denen sie benannt sind. Die Erde klammert er aus. Für den Unterricht wurden zwei Planeten ausgewählt: Der erste Satz Mars, the Bringer of War und der letzte Satz Neptune, the Mystic. Charakteristisch für diese Sätze sind ihre gegensätzlichen Klangfarben und Stimmungen, welche durch verschiedene musikalische Parameter ihre Wirkung entfalten. Beide laden zum freien Assoziieren ein und lassen beim Hören Bilder im Kopf entstehen. Die programmatischen Titel der Musik werden zunächst nicht erwähnt, damit die Kinder einen
2 Klasse unbeeinflussten und spontanen Eindruck von der Musik gewinnen. Stattdessen wird in den Impulsen die Formulierung Musik aus einer fremden Welt gewählt. Erster Höreindruck In der ersten Stunde sollen die Schüler aufschreiben, worauf sie generell beim Musikhören achten. Ihre Gedanken formulieren sie auf Haftnotizen, die anschließend vorgelesen und an der Tafel gesammelt werden. Die Lehrerin leitet nun zum Hören der Musik von Holst über (s. Gesprächsleitfaden). Die Schüler hören beide Sätze nacheinander. Nach dem ersten Hören kann die Lehrkraft ein Blitzlicht starten, um den Höreindrücken und ersten Assoziationen Raum zu geben. Die Schüler sollen sich dann für ein Musikstück entscheiden, zu dem sie in der nächsten Stunde ihr Bild malen möchten (Aufteilung in zwei Gruppen). Wichtig ist es hier, dass die Schüler ihre eigene Entscheidung unabhängig von Freunden treffen, z. B. durch verdecktes Melden und Augenschließen. Voraussetzung für die Teilung ist, dass in den Folgestunden zwei Räume zur Verfügung stehen. Ist dies nicht möglich, malen und schreiben alle Kinder zu beiden Sätzen. Wichtig: Das konzentrierte Zuhören und die achtsame Haltung der Musik gegenüber soll Hörbeispiele auf der CD: 25 Mars, the Bringer of War 26 Neptune, the Mystic Beide Ausschnitte aus: Gustav Holst: The Planets, Satz 1 und 7 Arbeitsblätter: (1) Malen zur Musik (2) Schreiben zur Musik durch Regeln wie Der Mund geht zu, die Ohren auf bzw. Vor und nach der Musik ist die Stille ermöglicht werden. Malen zur Musik Damit die Kinder sich auf ihre verschiedenen Vorstellungen von der fremden Welt konzentrieren können, ist es hilfreich, die Tische so anzuordnen, dass die Kinder möglichst viel Platz und wenig Ablenkung haben. Auf den Tischen liegen Arbeitsblatt 1 und benötigte Materialien. Verschiedene Stifte (Wachsmalstifte, Buntund Filzstifte, Ölkreide) geben Anreiz, vielfältig künstlerisch tätig zu werden. Je nachdem, ob Gustav Holst Gustav Theodore Holst lebte von 1874 bis 1934 und war ein englischer Komponist. Er wollte erst Pianist werden, musste dieses Ziel aber aufgeben, weil eine Nervenentzündung im Arm seine Motorik beeinträchtigte. Er studierte deshalb Komposition und Posaune und arbeitete an verschiedenen Orchestern als Posaunist. Außerdem war er als Musiklehrer beschäftigt und wurde musikalischer Direktor einer Mädchenschule. Später lehrte er Komposition an einer Universität. Holst gilt als Komponist der Spätromantik und wurde mit dem Werk The Planets berühmt.
3 50 Miniklassik Mit Ohr und Hand und Fuß Kinder mit dem Material gut vertraut sind, können Erweiterungen vorgenommen werden (z. B. Tusche). Die Schüler erhalten den Arbeitsauftrag, der auf die verschiedenen Materialen hinweist und betont, dass es um das eigene Bild im Kopf geht. Während des Malens soll die Musik durchgehend zu hören sein, um intensiv in die Musik einzutauchen. Nach dem Malen schreiben die Kinder einen Satz unter ihr Bild, der ausdrückt, woran sie beim Malen gedacht haben. Anschließend tauschen sie sich mit einem Partner über Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer Bilder aus. Aufgrund der Länge der beiden Sätze sind diese hier nur ausschnittsweise zu hören. Sie haben jedoch die Möglichkeit, sie in voller Länge auf Youtube zu hören Hörgespräch zu den Bildern In der nächsten Stunde sitzen alle Kinder im Halbkreis vor der Tafel und betrachten zu beiden Musikstücken die Bilder ihrer Mitschüler. Im anschließenden Gespräch ist eine gute Balance zwischen Führung und Offenheit gefragt. Sichtbar werden soll zum einen die Individualität der Bilder. Zum anderen soll erörtert werden, wie es zu Gemeinsamkeiten kommen kann. Wichtig ist hier der Bezug zur Musik: Wie hat die Musik das gemacht, dass viele Kinder gemalt haben?. Über solche Impulse werden die Kinder angeregt, Analogien zwischen den Medien Bild und Musik zu ziehen. Die Schüler werden unter anderem feststellen, dass viele Bilder zum 1. Satz dunkle Farben, eckige Formen und böse Figuren aufweisen und Bezüge zu Dynamik, Artikulation, Instrumentation, Rhythmus, Tonhöhe der Musik herstellen. So wird ggf. laute und tiefe Musik mit dunklen Farben ausgedrückt und die Bläser mit Kriegsabbildungen dargestellt. Durch die Akzente in der Musik entstehen eckige Formen im Bild und der starre Rhythmus zeichnet kantige Strukturen. Die Hörgespräche können somit auch sprachförderlich genutzt werden, um Fachbegriffe einzuführen, anhand derer ein präziserer Austausch über Musik angebahnt werden kann (piano, forte, crescendo). Schreiben zur Musik Das Schreiben zur Musik wird vorbereitet, indem die Schüler je eine passende Formulierung zu beiden Musikstücken aufschreiben. Die Formulierung kann ein Wort, ein Satz, eine Notiz, oder ein Stichpunkt sein. Sie soll einen Gedanken oder ein Gefühl, das beim Hören der Musik entsteht, ausdrücken. Die Formulierungen werden vorgelesen und an der Tafel gesammelt. Annika Zeltwanger Bilder für die Hörgespräche
4 Klasse Jedes Kind wählt anschließend eine Formulierung (entweder zu Mars oder Neptun), welche es interessant findet. So werden die Schüler wieder in zwei Gruppen aufgeteilt und entscheiden, zu welchem Satz des Werks sie einen Text schreiben möchten. In der nächsten Stunde sind die Schüler nun die Dichter, welche die Musik in Sprache transformieren. Wieder werden im Arbeitsauftrag die eigene Vorstellung und das bewusste Hören auf die Musik betont. Um dieser Aufgabe Raum zu geben, ist es wichtig, dass die SchülerInnen auf Papier ohne Linien schreiben. So bleibt offen, wie der Text angeordnet werden soll (in geraden Linien, als runde Form ). Außerdem wird den SchülerInnen keine spezifische Textsorte nahegelegt, um zu verhindern, dass die Kinder gedanklich zu sehr mit der Einhaltung bestimmter Kriterien beschäftigt sind und dies zu Lasten des kreativen Schreibens geht. Auch während des Schreibens soll fortwährend die Musik zu hören sein. Schülerzeichnung und niedergeschriebene Gedanken zu Mars, the Bringer of War gemalt von Lena Hörgespräch zu den Texten Im Hörgespräch werden ausgewählte Texte bei gleichzeitigem Musikhören vorgelesen. Auch hier sollen über Gesprächsimpulse Analogien zwischen den Medien Sprache (Text) und Musik hergestellt werden. Die Erfahrung zeigte: Tiefe Musik wird mit negativem Inhalt konnotiert, eher hohe Töne werden in positiv konnotierten Figuren ausgedrückt, die Tonhöhe initiiert verbale Synästhesien wie helle/dunkle Musik und die Dynamik beeinflusst den Inhalt der Texte. So ruft die laute, kräftige Musik des 1. Satzes (Mars) rasch aufeinanderfolgende Handlungen hervor, während der leise 7. Satz (Neptun) eine ruhige Handlung im Kopfkino auslöst. Zum Schluss tauschen sich die Schüler darüber aus, in welchem Medium sie die Musik besser ausdrücken konnten (Bild oder Text) und begründen dies auch. Die anschließende Nennung der Musiktitel (Mars, der Kriegsbringer und Neptun, der Mystische) kann erneut Gesprächsanlass geben. Schülerzeichnung zu Neptune, the Mystic gemalt von Lene geschrieben von Johanna
5 52 Miniklassik HB Malen zur Musik Name: Datum: Wie sieht deine fremde Welt aus, die beim Hören in deinem Kopfkino zu sehen ist? Male dein eigenes Bild. Überlege dir, welche Farben und Stifte am besten zur Stimmung der Musik passen. Schreibe einen passenden Satz zu deinem Bild. Tausche dich mit deinem Partner aus: Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede seht ihr in euren Bildern?
6 53 HB Schreiben zur Musik Name: Datum: Wie sieht deine fremde Welt aus, die in der Musik aufgeschrieben ist? Schreibe deinen Text auf. Wähle die Worte und Buchstaben so aus, dass sie die fremde Welt aus der Musik zeigen. Schreibe am Ende eine passende Überschrift. Lies deinen Text einem Partner vor. Tauscht euch aus: Gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Achte beim Vorlesen auf deine Stimme: Wie schnell liest du? Wie laut liest du? Was betonst du?
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