Feuerwehr Frauenfeld 1 Kommandanten Weiterbildung 2014

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3 16. Dezember 2012 Als die Rettungskräfte bei der Party eintrafen, bot sich ihnen ein schreckliches Bild: Mehrere Personen waren bewusstlos, Dutzende hatten Kopfweh und Atemprobleme. 28 Partygänger mussten ins Spital, zehn waren am Nachmittag noch auf der Intensivstation. Rund 100 Personen hatten zuvor im Keller eines Geschäftshauses den Geburtstag eines 38-Jährigen gefeiert inklusive eines grossen Barbecues. Dazu stellten sie im Lokal einen Gasgrill auf. Ein verhängnisvoller Fehler: Der Raum füllte sich mit Kohlenmonoxid und Rauch, der Sauerstoff wurde immer weniger. «Plötzlich fühlten sich mehrere Leute krank», erzählt Zeuge Ivan K.* gegenüber «20 Minuten». Die Partyveranstalter glaubten fälschlicherweise, dass sie das giftige Kohlenmonoxid mit Ventilatoren aus dem Raum blasen könnten. «Das wühlt aber nur die Luft auf», sagt Tony Croisier von der Lausanner Polizei. Laut Michel Gandillon, Sprecher der Rettungskräfte, haben die Partyveranstalter das Leben aller Gäste in Gefahr gebracht. «Sie schrammten nur knapp an einer Katastrophe vorbei», bestätigt Croisier.

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6 Agenda Einleitung Giftwirkung von CO Spätschäden nach CO-Vergiftungen 6 CO Alarmwerte chemische und physikalische Eigenschaften Symptome einer CO-Vergiftung Mess-Systematik Konsequenzen für den Einsatz Hilfsmittel Einsatzbeispiele

7 Einleitung Wie oft ist ein nicht bemerkbares Atemgift Ursache für einen vermeintlich harmlosen Rettungseinsatz, bei dem sich die Einsatzkräfte jedoch in Lebensgefahr befinden können? 7

8 Einleitung Ein Gasboiler unter dem Waschbecken, ein Cheminee im Wohnzimmer, eine Gasheizung im Keller oder der erloschene Grill auf dem Balkon. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie produzieren das Atemgift Kohlenstoffmonoxid kurz Kohlenmonoxid oder CO. CO ist jedoch heimtückisch, man kann es nicht sehen, riechen oder schmecken. Selbst bei einer CO-Vergiftung warnt der Körper den Menschen beispielsweise nicht durch Husten oder Atemnot. 8

9 Einleitung Gefahren durch CO: Arbeiten an Verbrennungsanlagen (Heizungen etc) Arbeiten an Verbrennungsmotoren (Aggregate, Fz etc) Arbeiten an motorbetriebenen Werkzeugen (Kettensägen etc) Wasserpfeifen (Schischas) mobile Heizstrahler längere Aufenthaltsdauer in Tiefgaragen Grillfeuer Brände 9

10 Giftwirkung von CO: Kohlenmonoxid besetzt im Körper die Bindungsstellen für den lebenswichtigen Sauerstoff. Die Symptome der CO-Vergiftung entstehen also im weitesten Sinne durch einen Sauerstoffmangel. Kohlenstoffmonoxid bindet etwa 325-mal stärker an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin als Sauerstoff. Nach einer CO-Exposition kann deutlich weniger Sauerstoff zu den Zellen transportiert werden. Die Zellen werden dadurch akut sauerstoffunter-versorgt und irreparabel geschädigt bzw. zerstört werden! Bereits geringe Mengen CO können zu einer akuten Vergiftung führen.

11 Die Anzeichen beginnen meist mit Schwindel, gehen über in Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, neurologische Beschwerden, Bewusstlosigkeit, Konzentrationsschwächen, Herzrhythmusstörungen, welche im akuten Verlauf bis zum Tode führen können

12 Im Wesentlichen lassen sich drei Wirkungen unterscheiden: Abnahme der Sauerstofftransportkapazität des Blutes Vergiftung der Gewebsatmung: auch die Enzyme der Atmungskette in den Körperzellen werden vom CO besetzt, so dass Sauerstoff nur noch in geringem Masse zur Energiegewinnung verstoffwechselt werden kann. Vergiftung des Kurzzeitsauerstoffspeichers: Myoglobin kann insbesondere im Herzmuskel kurzfristige Schwankungen des Sauerstoffangebotes über einige Sekunden kompensieren.

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15 Spätschäden nach CO-Vergiftungen Nach einer CO-Vergiftung entwickeln nach Tagen bis hin zu mehreren Wochen 10-40% der Opfer Folgeschäden am Herzen und Nervensystem, welche auch bei bereits leichten Vergiftungen beobachtet wurden. Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit Persönlichkeitsveränderungen, Psychosen parkinsonähnliche Erkrankungen Herzerkrankungen (dauerhafte Leistungsschwäche oder vielfältige Herzrhythmusstörungen)

16 Maximale Arbeitsplatzkonzentrationswerte (MAK-Wert) 30 ppm ist der in der Schweiz der gültige MAK-Wert für die CO-Konzentration am Arbeitsplatz. (Die Maximale Arbeitsplatz-Konzentration (MAK-Wert) gibt die maximal zulässige Konzentration eines Stoffes als Gas, Dampf oder Schwebstoff in der (Atem-)Luft am Arbeitsplatz an, bei der kein Gesundheitsschaden zu erwarten ist, auch wenn man der Konzentration in der Regel 8,24 Stunden täglich, maximal 42 Stunden in der Woche ausgesetzt ist. 16

17 Kurzzeitgrenzwert = 60ppm Bei einer Überschreitung des Arbeitsplatzgrenzwertes 4-mal pro Arbeitstag über 15 Min darf in einer Schicht keine weitere Exposition mehr erfolgen, da sonst das Produkt aus Schichtlänge und Arbeitsplatzgrenzwert überschritten wird. Für die Intervalle zwischen den Perioden mit einer Konzentration oberhalb des Arbeitsplatzgrenzwertes (Kurzzeitwertphase) ist ein Zeitraum von einer Stunde anzustreben. Insgesamt sind vier Kurzzeitwertphasen innerhalb einer Schicht zulässig, der 8-Stunden-Mittelwert ist in jedem Falle einzuhalten. 17

18 Normalwerte Der Normalwert in einer Wohnung liegt zwischen 0,5 und 5 ppm. Als Vergleich: ein Holzfeuer im Cheminee kann ohne Abluft schnell bis zu 5000 ppm CO freisetzen dieser Wert führt zu unmittelbaren Kopfschmerzen und kann nach nur 15 Minuten zum Tod führen. 18

19 chemische und physikalische Eigenschaften von CO farbloses Gas geruchlos Gas geschmackloses Gas welches durch die menschlichen Sinnesorgane nicht wahrgenommen werden kann sowie eine hochtoxische Wirkung auf Blut, Nerven und Zellen hat. Die Dichte von CO liegt bei 0,9668. Es ist gering leichter als die Umgebungsluft, steigt nach oben und ist sehr stark der Thermodynamik, also auch den räumlichen Luftverwirbelungen unterworfen. 19

20 chemische und physikalische Eigenschaften von CO CO ist brennbar und liegt in einem Explosionsbereich (EX-Bereich) zwischen: der unteren Explosionsgrenze (UEG) von 10,9 Vol% = ppm der oberen Explosionsgrenze (OEG) von 74 Vol% = ppm 20

21 Symptome einer CO-Vergiftung bei gesunden Menschen CO-Konzentration in der Luft Inhalationszeit + toxische Symtomentwicklung 30 ppm MAK-Wert für 8-stündige Arbeit 200 ppm leichte Kopfschmerzen in 2-3 Std ppm Kopfschmerzen im Stirnbereich in 1-2 Std, breiten sich in Std im ganzen Kopf aus 800 ppm Schwindel, Übelkeit + Gliederzucken in 45 Min, Bewusstlosigkeit in 2 Std 1600 ppm Schwindel, Übelkeit + Kopfschmerzen in 20 Min, Tod in 2 Std 3200 ppm Schwindel, Übelkeit + Kopfschmerzen in 5-10 Min, Tod in 30 Min 6400 ppm Schwindel + Kopfschmerzen in 1-2 Min, Tod in Min ppm Tod in 1 3 Min

22 AEGL Aute Exposure Guideline Levels ( Richtlinie zur akuten Expositionstufe ) Die definierten Werte beschreiben die zu erwartete Gefährdung der breiten Bevölkerung und besonders empfindliche Personengruppen bei einer einmaligen oder seltenen Aussetzung gegenüber einem in der Luft vorhandenen gasförmigen Stoffe. Diese Richtlinie wurde vom Deutschen Bundesumweltschutzamt und der U.S. Environmental Protection Agency entwickelt.

23 AEGL-2: schwerwiegende, lang andauernde oder fluchtbehindernde Wirkung - ist die luftgetragene (Stoff-)Konzentration (ausgedrückt in ppm), bei deren Überschreiten die allgemeine Bevölkerung irreversible oder andere schwerwiegende, lang andauernde Gesundheitseffekte erleiden kann oder bei denen die Fähigkeit zur Flucht beeinträchtigt sein kann. Luftgetragene (Stoff-)Konzentrationen unterhalb des AEGL-2- aber oberhalb des AEGL-1-Wertes bedeuten Expositionshöhen, die spürbares Unwohlsein hervorrufen können. Zusammenfassende Tabelle der AEGL-Werte für Kohlenmonoxid Klassifizierung 10 min 30 min 1 h 4 h 8 h AEGL- 2 (Schwerwiegende, lang andau- ernde oder fluchtbehindernde Wirkung) 420 ppm 150 ppm 83 ppm 33 ppm 27 ppm

24 AEGL-3: letale Wirkung - ist die luftgetragene (Stoff-)Konzentration (ausgedrückt in ppm), bei deren Überschreiten die allgemeine Bevölkerung lebensbedrohliche oder tödliche Gesundheitseffekte erleiden kann. Luftgetragene (Stoff-)Konzentrationen unterhalb des AEGL-3- aber oberhalb des AEGL 2-Wertes bedeuten Expositionshöhen, die irreversible oder andere schwerwiegende, lang andauernde Gesundheitseffekte hervorrufen oder die Fähigkeit zur Flucht beeinträchtigen können. AEGL-Werte für Kohlenmonoxid Klassifizierung 10 min 30 min 1 h 4 h 8 h AEGL-3 (letale Wirkung) 1700 ppm 600 ppm 330 ppm 150 ppm 130 ppm

25 Bsp Rettungsdienst Wien 2011: 37 Einsätze ppm - 60ppm 60ppm - 150ppm >150 ppm Keine Angaben Fehlalarm CO-Atemluft (Rettungsdienst)

26 Mess-Systematik Ampel-System Schadenswohnung bzw Schadstoffbelastung über 30ppm CO in der Wohnung/Raum notwendige Kontrolle der Wohnung/Raum Kontrolle der Wohnung ohne Anhaltspunkte nicht notwendig 26

27 Durch die geringe molekulare Grösse kann es durch Decken und Wände diffundieren, was zu einer nicht berechenbaren Schadens- und Gefahrenausbreitung führen kann. 27

28 Kontrolle eines Mehrfamilienhauses 28

29 Messtaktik Kontrolle von angrenzenden Bauten 29

30 Messtaktik Kontrolle von grossen Bauten 30

31 Messtaktik Kontrolle von grossen Bauten 31

32 Konsequenzen für den Einsatz Sensibilisierung auf die Gefahren durch CO konsequentes Mitführen eines CO-Warngerätes konsequente Kontrolle der benachbarten Wohnungen ( ) 32

33 Einsatzbeispiele: Kaminbrand erkennen einer möglichen CO-Gefahr 33

34 Beispiel Brand in einem Abstellraum

35 Beispiel überdruckbelüften Treppenhaus

36 Beispiel Holzkohle-Einweggrill 3 Min

37 Fragen? 37