Neue Brunstmelder besser als Heatime?

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1 Management Neue Brunstmelder besser als Heatime? Drei neue Systeme zur automatischen Brunsterkennung versprechen eine einfache und mobile Anwendung und sollen noch schneller Informationen liefern. top agrar stellt sie vor. Immer mehr Milcherzeuger verlassen sich auf eine automatische Brunsterkennung für ihre Herde. Vor allem bei den stetig wachsenden Herdengrößen ist damit eine deutliche Arbeits- und Zeitersparnis möglich. Die Systeme erfassen die Aktivität der Tiere über Sensoren am Halsband. Die Messwerte werden dann mittels Antennen an einen PC oder an eine andere Datenlese-Box weitergegeben und ausgewertet. Erkennt das System eine Kuh aufgrund von höherer Aktivität und spezifischer Bewegung als brünstig, alarmiert es den Landwirt. Verbesserte Technik: Das System Heatime (Fa. Milkline) zur automatischen Brunsterkennung ist schon länger auf dem Markt. Die Praxiserfahrungen sind bisher gut. Leichte Schwächen weist das System jedoch in der Sicherheit der Brunsterkennung sowie der Anzeige und Auswertung der Daten auf (vgl. top agrar 2/2010 und 2/2011). Die neue Generation der automatischen Brunsterkennungssysteme verspricht eine sicherere und schnellere Aussage über den Zeitpunkt der Brunst. Außerdem ermöglichen sie eine mobile Auswertung der Daten. top agrar stellt die neuesten Modelle vor: HeatPhone von WWS. ai24 von Semex. MooMonitor von Dairymaster. Vergleich der Systeme: Die Systeme unterscheiden sich in folgenden Kriterien (Übersicht Seite R 24): Funktionsprinzip: Die Halsband-Sensoren bewerten im Gegensatz zu den Pedometern nicht die Schrittzahl, sondern die Bewegungsart. Dazu werden genau die Arten von Bewegungen registriert, die spezifisch für brünstige Kühe sind. Das sind Anzeichen wie zum Beispiel das Kopfreiben zwischen den Kühen oder das Aufspringen auf Stallgefährtinnen. Heatime misst die Bewegungsart, indem eine Kugel gegen mehrere Kontakte schlägt, sobald sich das Tier bewegt. Dabei ist nicht die Häufigkeit der Kontakte wichtig, sondern welche Kontakte angesprochen werden. Die neueren Systeme arbeiten hingegen mit einem so genannten Drei-Achsen-System. Damit wird ähnlich der Technik von Smartphones registriert, wie sich der Sensor bewegt. So soll ein noch genaueres Bewegungsmuster erstellt werden können. Die von den Sensoren erfassten Daten werden über eine Antenne im Stall abgerufen. Bei Heatime funktioniert das per Infrarot, bei den anderen Systemen mittels Funksignalen. Die Antenne ist dann meist über Kabel mit einem PC zur Datensicherung verbunden. HeatPhone schickt die Daten direkt an den Internetserver. Bei Heatime, ai24 und MooMonitor muss der Sensor im oberen Drittel des Halses liegen. Dafür ist unten am Halsband ein Gewicht angebracht. Bei Heat- Phone ist die Position nicht entscheidend. Bei der Anbringung muss nur darauf geachtet werden, dass der kleine Pfeil am Sensor zum Kopf der Kühe zeigt. Reichweite: In der Empfangsreichweite der Antennen unterscheiden sich die Systeme deutlich: Bei Heatime sind es nur wenige Meter. Deshalb wird die Antenne meist am Ausgang des Melkhauses Fotos: Dylka Antennen im Stall erfassen die Bewegungen der Tiere rund um die Uhr und schicken die Daten sofort weiter ein großer Vorteil der neuen Systeme. R 22 top agrar 6/2012

2 So sieht die mobile Brunstbeobachtung aus: Sobald eine Kuh brünstig ist, bekommt der Landwirt eine SMS aufs Handy. Foto: Reimink angebracht. Hier ist nur zweimal am Tag eine Übermittlung und Auswertung der Daten möglich. Für ai24 gibt es zwei Antennen, die entweder bis zu einer Entfernung von 100 m oder 300 m Sensordaten erfassen. MooMonitor schafft rund 150 m und HeatPhone 200 m. Vorteil der höheren Reichweiten: Die Daten werden ständig übermittelt, so erfolgt die Brunstmeldung sehr zeitnah und eine Auswertung ist jederzeit möglich. Brunstanzeige: Heatime signalisiert eine Brunst mittels einer rot leuchtenden Lampe im Stall. Rot wird es auch bei ai24: In dem Moment, wo das System eine Brunst erkennt, blinkt der Bildschirm rot auf. Später wird durch einen Klick auf den Touchscreen die Meldeliste aktualisiert und wichtige Ereignisse werden angezeigt. In Sachen Mobilität hat HeatPhone die Nase vorn: Mit einer SMS wird der Landwirt egal wo er sich gerade aufhält auf den Beginn einer Brunst hingewiesen. Diese SMS kann an bis zu zehn Telefonnummern verschickt werden. MooMonitor bietet neben der Anzeige im PC vielfältige andere Möglichkeiten: Ein SMS-Service oder eine spezielle App machen das System mobil. Mit einer zusätzlichen Tiererkennung können die brünstigen Tiere außerdem direkt nach dem Melken selektiert werden. Datenauswertung/Software: Vor allem in der Erfassung und Auswertung der Daten unterscheiden sich die drei Systeme. Bei Heatime übernimmt das eine im Stall angebrachte Kontrollbox, die PC- unabhängig funktioniert und in der auch die Daten eingesehen werden können. HeatPhone sendet die Messwerte von Schnell gelesen Mit den neuen Systemen zur Brunsterkennung kann viel Arbeitszeit gespart werden. Für die Datenauswertung und Brunstanzeige gibt es schnelle, mobile Lösungen. Höhere Empfangsreichweiten der Antennen sichern eine ständige Datenübertragung. Knackpunkt ist meist die Kopplung an ein Management-Programm und HI-Tier. der Funkstation alle 30 Minuten an einen Internetserver. Dort werden die Daten nicht nur gespeichert und ausgewertet, sondern sind auch von externen Rechnern oder Smartphones einsehbar. Für ai24 erhält der Landwirt einen separaten PC mit Touchscreen zur Verwaltung der Brunst- und Zyklusdaten. Der Touchscreen kann wasserdicht montiert werden und eignet sich deshalb beispielsweise auch für den Melkstand. Die Daten können zusätzlich am eigenen PC oder per Smartphone eingesehen werden. Ähnlich funktioniert es auch bei Moo- Monitor: Über eine PC-Software können die Messwerte überprüft und Tierdaten eingegeben werden. Zusätzlich ist es möglich, von anderen PC über einen TeamViewer die Daten einzusehen. Datenanbindung: Mit der Software der meisten Systeme ist es bisher noch nicht möglich, die HIT-Datenbank automatisch einzubinden. ai24 bildet in diesem Punkt eine Ausnahme: Daten zur Herde werden automatisch jeden Monat im System aktualisiert. Eine Verbindung zu Herdenmanagementprogrammen ist derzeit nur bei MooMonitor möglich. Diese Funktionen top agrar 6/2012 R 23

3 Management sollen bei den anderen Systemen aber bald folgen. Updates: HeatPhone und ai24 bieten den Vorzug, dass zukünftige Updates und Erweiterungen der Systeme möglich sind. Die Hardware ist darauf bereits ausgelegt. Dann kann beispielsweise mit HeatPhone die Wiederkauaktivität der Tiere gemessen werden. Bei ai24 soll die Gesundheitserkennung mit Messwerten zu Lahmheit oder Futteraufnahme möglich werden. Speicherkapazität: Im Sensor werden die Daten zwischengespeichert. Bei Heatime ist das bis zu 24 Stunden möglich, bei MooMonitor 48 Stunden, bei Heat- Phone eine Woche und bei ai24 sogar bis zu 18 Monaten. Lange Speicherzeiten bieten den Vorteil, auch die Daten von Weidetieren oder Jungvieh, das weiter entfernt steht, über einen längeren Zeitraum im Sensor zu sammeln. Funktionsdauer: Die Sensoren von Heatime, HeatPhone und ai24 haben eine Garantie-Batterielaufzeit von etwa sechs bis sieben Jahren. Danach muss der Sensor komplett ausgetauscht werden, da die Batterie nicht ausgewechselt werden kann. Bei MooMonitor ist dies möglich: Die Batterien sollen etwa drei Jahre halten. Danach muss kein komplett neuer Sensor angeschafft werden, sondern es reicht, die beiden Hochleistungs-Batterien auszutauschen. Kosten: Für die Antenne und Software (ohne Sensoren) sind etwa bis fällig. Dazu kommen etwa 70 bis 100 pro Halsband. Für eine effektive Brunsterkennung empfehlen die Hersteller 30 bis 40 % der Herde mit Halsbandsensoren auszustatten. Bei HeatPhone müssen für den SMS- Service jeden Monat etwa 17 zusätzlich gezahlt werden. Die auswechselbaren Batterien bei MooMonitor kosten etwa 4 bis 8 pro Sensor. Anke Reimink Auf den folgenden Seiten berichten Milcherzeuger über ihre Erfahrungen mit den neuen Modellen HeatPhone, ai24 und MooMonitor zur Brunsterkennung. Automatische Brunsterkennungssysteme am Markt Produkt Heatime HeatPhone ai24 MooMonitor Anbieter Besamungsorganisationen WWS-Germany Semex Dairysystem-Deutschland Hersteller Milkline (Italien) Medria (Frankreich) ETS (Schottland) Dairymaster (Irland) Bestand teile Brunstanzeige Datenübermittlung Kontrolleinheit inkl. Software, Antenne und Warnleuchte, Identifizierungseinheit und Aktivitätsmesser rote Warnleuchte; optional: SMS + automatische Selektion meist 2 x am Tag (z. B. nach dem Melken) Sensoren inkl. Halsbänder, Funkstation mit Antenne, Internetserver SMS und im Internetserver ständig Basisstation mit Touchscreen-PC und Antenne; Halsbänder inkl. Sensoren mit Gewicht Meldeliste in der Software (am Touchscreen oder internetfähigem Endgerät) bei Brunsterkennung: sofort, bei normaler Aktivität: etwa alle halbe Stunde Datentransfer Infrarot Funk Funk Funk Reichweite Datenspeicherort Speicherkapazität: Sensor Auswertung Verbindung mit HIT/ Herdenmanagement Erweiterungen möglich? Kosten (netto) Kontakt ca. 1 2 m (Kuh muss direkt unter der Antenne durchlaufen) Kontrolleinheit oder optional PC 200 m Internetserver 100 m bzw. 300 m (+ Erweiterung über WLAN-Brücke möglich) PC; optionale Sicherung USB-Stick, Internet 24 Stunden 7 Tage 18 Monate 48 Stunden an der Kontrolleinheit oder am PC (optional) HIT: Nein; Herdenmanagementprogramm geplant Ja: Wiederkauaktivität (RuminAct, extra System) Kontrolleinheit inkl. Software, Antenne, Warnleuchte, Identifikation: ca , Aktivitätsmesser inkl. Halsband: ca oder Besamungsorganisationen am eigenen PC oder anderen internetfähigem Gerät Nein: In Planung Ja: Geburtsmeldung (VelPhone, extra System), Pansen-Bolusthermometer Funkstation mit Antenne 2 890, Halsband mit Sensor: ca. 95, SMS- Service: 12 /Monat, Server+Updates 17 /Monat am Touchscreen-PC oder anderen internetfähigem Endgerät HIT: Ja; Herdenmanagementprogramme soll kommen Nein: Noch nicht Basisstation, PC und Antenne, inkl. Installation + Support: ; Halsband mit Sensor: Antenne und PC-Programm, Sensoren inkl. Halsbänder mit Gewicht Im PC-Programm, optional: SMS, App, Selektion oder Lautsprecheransage Zeitintervall frei wählbar (ständig) 150 m (Erweiterung über GPS- Handynetzwerk möglich) PC am PC HIT: Nein; Herdenmanagementprogramm: Ja Nein Antenne und PC-Programm: 2 000, Halsband mit Sensor: 70, Batterien (Stk): R 24 top agrar 6/2012

4 Fotos: Reimink Links: Im Internet loggt sich Uwe Müller ein und verwaltet seine Herdendaten. Rechts: Das Herzstück von HeatPhone: Die Funkstation mit Antennen. Wenn Kühe eine SMS schicken Automatische Brunsterkennung auf dem Handy: Bei Uwe Müller schicken brünstige Kühe eine SMS. Klingelt bei Uwe Müller das Handy, weiß er nie, ob es ein Bekannter oder eine Kuh ist: Denn der Milcherzeuger aus dem Sauerland vertraut bei der Brunsterkennung auf das automatische System HeatPhone (Fa. Medria). Wird eine Kuh auffällig aktiv, informiert ihn das System sofort per SMS. Für die Brunsterkennung mit Heat- Phone registrieren die Halsband-Sensoren jede Bewegung der Kühe. Die Informationen liest die Funkstation mit Antenne aus. Sie ist bei Müller neben dem Stalltor angebracht, um im Sommer auch die Daten von Weidetieren empfangen zu können. Die Funkstation sendet die Informationen dann an den Internetserver DailyWebService weiter, der sie verarbeitet, speichert und bei einer brünstigen Kuh die SMS an den Landwirt schickt. Hormoneinsatz reduziert. Um Brunsten so früh wie möglich erkennen und nutzen zu können, hat Müller im Juli letzten Jahres das System für seine 65 Kühe angeschafft. Schließlich kostet ihn jeder Leertag 2,50 bis 4,00 pro Kuh und Tag. Aber vor allem wollte der Betriebsleiter den Einsatz von Synchronisationsprogrammen reduzieren. So gab er bis dahin rund bis im Jahr für entsprechende Hormonprogramme aus. Damit haben sich die Anschaffungskosten von HeatPhone von etwa (inkl. 20 Halsbänder) schnell wieder bezahlt gemacht. Seitdem wir das System nutzen, musste ich nur noch in speziellen Fällen Medikamente einsetzen. Die Kosten stehen daher in keinem Verhältnis zu den Ausgaben zuvor, sagt Müller. Handy meldet Brunst. Der Landwirt schätzt vor allem die mobile Info direkt aufs Handy. Dafür nimmt er auch die monatlichen Kosten von etwa 29 für den SMS-Service und die Nutzung des Internetservers gerne in Kauf. Weiterer Vorteil für ihn: Die Daten sind nicht auf seinem Rechner zu Hause gespeichert, sondern jederzeit aus dem Internet abrufbar. Da ich nebenbei auch noch als Tierzucht- und ET-Techniker viel unterwegs bin, ist es für mich wichtig, auch von außerhalb die Zyklusdaten aller Kühe einsehen zu können, so Müller. Der Internetserver bietet laut Müller dabei einen weiteren Pluspunkt: Die Daten sind im Internet gespeichert und liegen so auch bei der nächsten Besamung als Informationsquelle für vorausgegangene Probleme oder Krankheiten vor. Durch die hohe Reichweite der Antenne (200 m) werden die Daten ständig ausgelesen. Zusammem mit der SMS- Funktion ist eine zeitnahe Brunstmeldung möglich. Bevor aber eine SMS verschickt wird, werden alle Messwerte vom Server verarbeitet. So können rund drei bis vier Stunden von der Verhaltensauffälligkeit bis zum Erhalten der SMS vergehen. Den Landwirt stört das nicht: Ein Großteil der Brunsten findet nachts statt. Da reicht die Info morgens, um noch rechtzeitig zu besamen. Dazu kann im System eingestellt werden, zu welchen Tageszeiten man die SMS-Infos hauptsächlich bekommen möchte. Software verwalten. Die Funkstation hat der Betriebsleiter selbst installiert. Die Antenne registriert automatisch alle vorhandenen Sensoren im Stall. Es muss nur noch die Handynummer angegeben und eine Verbindung zum Internetserver hergestellt werden. Am PC müssen dann aber alle Kuhdaten eingegeben werden, um jedem Sensor eine Kuh zuordnen zu können. Ein automatisches Einlesen der HIT-Daten wäre hier sicherlich hilfreich auch um langfristig immer aktuelle Herdendaten im System zu haben. Müller selbst sieht in der Verwaltung der Tierdaten am PC den geringsten Arbeitsaufwand. Die meiste Zeit beansprucht eher das Wechseln der Halsbänder, sagt der Landwirt. Das System stellt eine deutliche Arbeitserleichterung für unserem Betrieb dar und ist nicht mehr wegzudenken, so sein Fazit. Mittlerweile vertraut er der SMS sogar so, dass auch schon einmal blind besamt wird. A. Reimink top agrar 6/2012 R 25

5 Management Technik statt Hormone Jörg Heckemanns beim Anlegen eines Halsbandes mit Sensor. Das Wechseln der Halsbänder geht wirklich schnell und einfach, sagt der Landwirt. Fotos: Dylka Das Ziel von Jörg Heckemanns: Optimale Brunsterkennung ohne überflüssige Hormone. Das will er mit dem System ai24 erreichen. Brunsterkennung darf kein Zufallsprodukt sein, aber Synchronisationsprogramme und Hormone müssen die Ausnahme bleiben, so Jörg Heckemanns aus Matzerath (Eifel). Deshalb setzt er für seine 80 Kühe und Rinder seit Dezember letzten Jahres auf die automatische Brunsterkennung mit ai24 (Fa. Semex). Offenbar mit großem Erfolg. Alle 30 Minuten neue Daten: Die Halsbandsensoren schicken alle Messwerte an die Antenne. Diese hat Heckemanns zentral im Stall angebracht, oben am Dach. So können in einem Radius von etwa 80 Metern die Daten erfasst werden. Für den Milcherzeuger reicht das aus, denn seine Kühe und Jungtiere bleiben ganzjährig im Stall. Die Messwerte werden von der Anten- Brünstige Kühe selektieren lassen Wie eine optimale Verbindung von Brunsterkennungssystem und Melktechnik aussehen kann, zeigt der Betrieb Kahrs. Gerd-Diedrich Kahrs spart mit der automatischen Selektion viel Zeit. Familie Kahrs aus Schiffdorf-Wehden bei Bremerhaven lässt ihre Kühe vom Brunsterkennungssystem MooMonitor (Fa. Dairymaster) aussortieren. Damit spart sie nicht nur die Zeit für die Brunstbeobachtung, sondern für die Suche nach den Tieren gleich mit. Die Kopplung mit der Melktechnik funktioniert so: Mit speziellen Ohrmarken erkennt die Technik jede Kuh und selektiert aufgrund der Informationen des Brunstsystems entsprechende Tiere nach dem Melken aus. Alles neu: Mit der Kopplung ist es außerdem möglich, alle Herdendaten in einem System zu verwalten. Die Information über brünstige Kühe können im PC abgelesen werden oder man schaut einfach in seinen Selektionsstall wer da so steht. Die Entscheidung für den MooMonitor fiel vor drei Jahren, als für 250 Milchkühe ein neuer Stall und Melkstand gebaut wurde. Ein Jahr später waren Kahrs So arbeitet MooMonitor: Tiererkennung per Ohrmarke, Brunsterkennung im Halsband. vom System so überzeugt, dass sie es auch beim Jungvieh nutzen wollten. Weil Kuh- und Rinderstall zu weit voneinander entfernt liegen, besitzt jeder Stall eine eigene Antenne. Für die Rinder ist sie unter dem Dach installiert, für die Kühe im Vorwartehof. So werden die Daten der Kühe vor dem Melken ausgelesen. Gründe für die Anschaffung gab es viele: Zum einen ist der neue Stall 200 m vom Wohnhaus entfernt. Eine ständige Brunstbeobachtung ist daher nicht möglich. Zum anderen arbeiten Kahrs mit Fremd-Arbeitskräften, denen es oft am geschulten Blick für brünstige Tiere fehlt. Bei der Wartung der Sensoren müssen nur die Batterien ausgewechselt werden, so spart der Betrieb hohe Kosten für neue Sensoren. Nachteil: Das Wechseln der Batterien ist nicht einfach und verbraucht sehr viel Zeit. Zeit für Datensicherung: Die Datensicherung führt Kahrs einmal wöchentlich durch. Das nimmt schon relativ viel Zeit in Anspruch, findet er. Die Serviceleistung bewertet er als gut. Über das Internet können sich Berater einloggen und kleine Probleme schnell lösen. R 26 top agrar 6/2012

6 ne an den System-PC mit Touchscreen weitergeleitet. Der Touchscreen-PC steht bei Heckemanns im Büro des Wohnhauses. Hier komme ich jeden Tag öfter vorbei und kann in Ruhe die Aktionslisten durchsehen, so der Landwirt. Erkennt das System eine Brunst, blinkt die Bildschirmoberfläche kurz auf. Später kann mit einem kurzen Klick die Liste aktualisiert werden, so dass die brünstigen Kühe oben auf der Liste rot markiert erscheinen. Einen SMS-Service oder andere visuelle Signale im Stall gibt es bei ai24 nicht. Vorteile im Sommer: Grund für die Anschaffung waren zwar keine akuten Fruchtbarkeitsprobleme. Aber dass das System auch Brunsten erkennt, die ihm selbst nicht auffallen, macht es für den Milcherzuger so wertvoll. Damit erhofft er sich Hilfe in den Phasen, wenn er weniger Zeit im Stall verbringt. Erste Erfolge stellen sich bereits ein: Innerhalb kurzer Zeit konnte ich bereits zehn Kühe besamen, die ich sonst nicht als brünstig erkannt hätte. Bei der Entscheidung für ai24 war ihm Ein deutliches Signal am PC: ai24 hat eine brünstige Kuh entdeckt. wichtig, dass das System erweiterbar ist: Künftig sollen damit auch Gesundheitsmerkmale oder Kalbetermine festgestellt werden können. Eine Funktion der Software schätzt der Landwirt besonders: Er kann damit seine Tiere in drei Gruppen einteilen: Frisch-Melker, Rinder und Still-Brünstige. Diese Gruppen haben unterschiedliche Schwellenwerte, ab der ein Tier als brünstig erkannt wird. Denn um Brunst und Normalaktivität unterscheiden zu können, sollte der Wert z.b. bei Jungrindern etwas höher gelegt werden, da sie generell aktiver sind. Installation des Systems: Die Software am PC wurde bei der Installation direkt von einem Semex-Berater via Fernschaltung eingestellt. Die Tierdaten liest ai24 direkt aus der HIT-Datenbank ein und aktualisiert sie monatlich. Das ist aus Sicht des Betriebsleiters praktisch. Denn so spart er sich die langwierigen Eingaben der Tierdaten. Klarer Minuspunkt der Software ist für den Milcherzeuger die ungenaue Eingabe von Behandlungen: Man kann zwar eintragen, dass ein Tier behandelt wurde, doch nicht wie und mit welchen Mitteln. Außerdem wünscht er sich eine Anbindung an ein Herdenmanagement-Programm, um alle Informationen über seine Tiere an einer Stelle verwalten zu können. Heckemanns Fazit: Die Kosten für die automatische Brunsterkennung sind im Vergleich zum Erfolg im Fruchtbarkeits-Management gering. A. Reimink top agrar 6/2012 R 27