Fahreignungsuntersuchungen - neue Anforderungen und fachliche Standards am Beispiel ausgewählter Schwerpunkte Dr. rer. nat.

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1 Fahreignungsuntersuchungen - neue Anforderungen und fachliche Standards am Beispiel ausgewählter Schwerpunkte Dr. rer. nat. Udo Kranich (Fachpsychologe für Verkehrspsychologie)

2 Hauptarbeitsfelder der BfF Begutachtung Nachschulung Beratung - Medizinisch- Psychologische Gutachten - Arztgutachten - Begutachtung nach WaffG. - Besondere Aufbauseminare - Punkteabbau - Sperrfristverkürzung - Verkehrspsychologische Beratung (Punkteabbau) - DEKRA - Mobilitätscheck Zusätzlich: 5.1, 5.2, 6 (Anlage FeV), Abstinenzkontrollen

3 Der neue Titel Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung Beurteilungskriterien bisher: Urteilsbildung in der medizinisch-psychologischen Fahreignungsdiagnostik

4 Aus H1-9 werden A1-7 und V Auflage 3.Auflage H1 Abhängigkeit A1 H2 Abstinenznotwendigkeit A2 H3 Alkoholgefährdung A3 H4 Trennvermögen A4 H5 Verkehrsauffälligkeiten V1 H6 Straftaten V2 V3 H7 körperliche Eignung A5 V4 H8 Leistungsvermögen A6 V5 H9 Kurseignung A7

5 Verkehrsauffällige und Straftäter Bisher: H5: Selbstkontrolle bei Einhaltung von Verkehrsregeln H6: Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen (keine antisoziale Einstellung) H7: (Medizin) und H8: (Leistung) mit AV-Kriterien unspezifisch Neu: V1: Generalisierte Störung der Persönlichkeit und Entwicklung V2: Emotionale Regulation durch Fehlverhalten im Verkehr (Anpassungsstörung) V3: Fehleinstellungen zur Regelbeachtung / problematische Fahrverhaltensgewohnheiten V4: medizinische Ursachen? V5: Hinweise auf Leistungsbeeinträchtigungen?

6 Verkehrsauffällige und Straftäter (V1-V3) Straftaten V1 V2 Verkehrsauffälligkeit V3

7 Das neue Kapitel Chemisch-toxikologische Analysen Hypothese und Kriterien CTU 8.2 Der Einsatz von psychologischen Testverfahren in der Begutachtung der Fahreignung Hypothese und Kriterien PTV neu: PTV 7 zur verkehrspsychologischen FVB 8.3 Medizinische Fahreignungsuntersuchung Hypothese und Kriterien MFU 8.4 Das psychologische Untersuchungsgespräch Hypothese und Kriterien PUG

8 Spezieller Teil: CTU-Kriterien Kriterium CTU 1 Die Durchführungsbedingungen der Drogen- oder Alkoholabstinenzkontrolle sind transparent und stellen eine nachvollziehbare Dokumentation des vereinbarten Abstinenzzeitraumes sicher. Indikatoren: Konkretisierte Vertragsbestandteile, Haaranalysen: ETG 3 cm, BTM 6 cm Zufallsgesteuerte Einbestellung Keine Umstände bekannt geworden, die die Echtheit der Abstinenz in Zweifel ziehen Sicher positive Befund unter Entscheidungsgrenzen führen zu Programmabbruch Abwesenheitszeiten: bei 12 Monate Abbruch bei > 10 Wochen, bei 6 Monaten > 6 Wochen summierte Abwesenheit (MPU - Screening ist nicht Bestandteil)

9 Spezieller Teil: CTU-Kriterien Kriterium CTU 2 Die Durchführung der Drogen- oder Alkoholabstinenzkontrolle bzw. die Probennahme erfolgt durch eine neutrale, qualitätsgesicherte Stelle. Das Untersuchungsmaterial wird dabei auf eine solche Weise gewonnen und an das Analyselabor übermittelt, dass die toxikologische Untersuchung zur Abstinenzüberprüfung oder zum Nachweis einer aktuellen Alkohol-/Drogenfreiheit am Untersuchungstag den aktuellen Status des Untersuchten zuverlässig wiedergeben kann. Indikatoren: Durchführung: BfF, Rechtsmed. Institut, akk. Labor, Gesundheitsamt oder andere Stelle mit spezifischer Qualifikation und QM-System (z.b. Arzt mit verk.- med. Qualifikation) Es besteht kein Interessenskonflikt

10 Spezieller Teil: CTU-Kriterien Kriterium CTU 4 Die toxikologischen Befundübermittlungen an den Auftraggeber bzw. an die Begutachtungsstelle lassen eine Bewertung der Durchführungsbedingungen und eine Interpretation vor dem Hintergrund der Fragestellung (Abstinenzkontrolle oder aktueller Nachweis der Alkohol-/Drogenfreiheit am Untersuchungstag) zu. Indikatoren: Abschlussbericht: Rahmenbedingungen, Untersuchungsmethoden, Aussage zum Kreatininwert, akkreditiertes Labor, Aussagen zu Abwesenheit, Aussage zu Auffälligkeiten, Gesamtbewertung, Datum/Unterschrift mit Angabe der Qualifikation

11 Die medizinische Untersuchung Die medizinische Untersuchung wird in der 3. Auflage der BK erstmalig methodisch beschrieben, um die Begutachtungsstandards und die Entscheidungsgrundlagen zu vereinheitlichen.

12 Die medizinische Untersuchung Für die Fragestellungen Alkohol, Drogen und Verkehrsauffälligkeiten werden gutachterliche Mindeststandards beschrieben, die sich einerseits auf die Untersuchung selbst sowie auf beigestellte externe Befunde bezieht. Dies gilt im allgemeinen Teil sowohl für (fach-) ärztliche als auch für medizinisch-psychologische Untersuchungen.

13 Untersuchungsumfang (Mindeststandards) Punktetäter und Verkehrsauffälligkeiten Anamnestische Befragung (ggf. FB- Charakter zum Gesundheitszustand, Untersuchungsanlass und der Vorgeschichte Erfassung allgemeinmedizinischer Daten (Alter, Größe, Gewicht) Blutdruckmessung (Manuell oder automatisches Messgerät) Bei Auffälligkeiten von verkehrsmedizinischer Relevanz: (Empfehlung fachärztliche Begutachtung) Alkoholauffälligkeiten Anamnestische Befragung (ggf. FB-Charakter zum Gesundheitszustand, Untersuchungsanlass und der Vorgeschichte Erfassung allgemeinmedizinischer Daten (Alter, Größe, Gewicht) Inspektion der Haut Pupillenreaktion Auskultation des Herzens Messung der Pulsfrequenz Blutdruckmessung Untersuchung der Leber Vegetativum Koordinationsvermögen Laboruntersuchungen Drogenauffälligkeiten Anamnestische Befragung (ggf. FB- Charakter zum Gesundheitszustand, Untersuchungsanlass und der Vorgeschichte Erfassung allgemeinmedizinischer Daten (Alter, Größe, Gewicht) Inspektion der Haut Pupillenreaktion Auskultation des Herzens Messung der Pulsfrequenz Blutdruckmessung Untersuchung der Leber Vegetativum Koordinationsvermögen Laboruntersuchungen 13

14 Medizinische Fahreignungsuntersuchung Hypothese MFU (Medizinische Fahreignungsuntersuchung) Die medizinische Untersuchung erfolgt anlassbezogen und unter Anwendung etablierter ärztlicher Verfahren. Eigene selbsterhobene und externe beigestellte Befunde werden nachvollziehbar dargestellt und fließen in die Bewertung der Fragestellung ein.

15 Medizinische Fahreignungsuntersuchung K MFU 1 Die Untersuchung erfolgt anlassbezogen gemäß der Fragestellung. Sie orientiert sich in ihrem Umfang an definierten Mindeststandards, die abhängig von der individuellen Vorgeschichte erweitert werden. K MFU 2 Es erfolgt eine Dokumentation der erhobenen Befunde. Wenn fremdanamnestische Angaben und Befunde herangezogen werden, ist definiert, welche Kriterien die Verwertbarkeit dieser Befunde ausweisen. Kriterium MFU 3 Die medizinische Untersuchung erfolgt lege artis. Kriterium MFU 4 Erhobene Befunde werden hinsichtlich der Relevanz für die Fragestellung bewertet. Sie werden im Gesamtzusammenhang der Befundlage interdisziplinär diskutiert und bewertet.

16 Befunderhebung Alle erhobenen Befunde (Anamnese, körperliche Untersuchung, Laborbefunde) werden im Gutachten ggf. mit Nennung der Messwerte dargestellt.

17 Kriterium MFU 2 Indikatoren Die für die Befundwürdigung relevanten Gesprächsdaten sind vollständig wieder gegeben. Dabei sind die angesprochenen Sachverhalte so umfassend beschrieben, dass ersichtlich wird, welcher Sachverhalt erfragt und was darauf geantwortet wurde. Die Wiedergabe des Untersuchungsgespräches erfolgt in indirekter Rede. Wörtliche Zitate sind als solche gekennzeichnet.

18 Kriterium MFU 2 Indikatoren Kontraindikatoren: Die für die Befundwürdigung relevanten Gesprächsdaten sind unvollständig wieder gegeben. Dabei sind die angesprochenen Sachverhalte nur verkürzt beschrieben. Es wird nicht ersichtlich, welcher Sachverhalt erfragt und was darauf geantwortet wurde. Die Wiedergabe des Untersuchungsgespräches erfolgt in fragmentarischer Form. Umfang und Tiefe der Anamnese richtet sich nicht nach dem individuellen Ausprägungsgrad der Gesundheitsstörung oder vorliegenden Problematik.

19 Kriterium MFU 2 Indikatoren Zusätzliche Befunde/Berichte werden durch den Verkehrsmediziner immer angefordert, wenn dies zur Beantwortung der Fragestellung unerlässlich ist oder die Befunde zur Entlastungsdiagnostik dienen: Die Diagnose Alkohol - Drogen und/oder - Medikamentenabhängigkeit durch einen ärztlichen Entlassungsbericht zu verifizieren ist Bei bestehender Abhängigkeit ein einjähriges Abstinenzintervall durch entsprechende Laboruntersuchungen belegt werden muss. Eine verkehrsmedizinische Einschätzung von Erkrankungen nach 11 FeV Anlage 4 erfolgen soll und vorliegende Erkrankungen hinsichtlich der Verkehrsrelevanz bewertet werden sollen. Kontraindikator: Laborbefunde oder ärztliche Atteste, sind nicht fragestellungsrelevant oder liefern in ihrer Verlaufsdokumentation keine relevanten Informationen

20 Kriterium MFU 3 Bei Drogenfragestellungen wird eine Urinprobe unter Sicht abgegeben, die Analyse erfolgt polytoxikologisch auf die Substanzen Opiate, Cannabinoide, Kokain, Amphetamine, Methadon und Benzodiazepine. Die Analysestandards des CTU-3-Kriteriums werden eingehalten Das Urinscreening wird hinsichtlich der Frage Beleg für aktuellen Konsum gewertet, wenn die Einladung im Rahmen der MPU- Terminierung nicht kurzfristig und unvorhersehbar erfolgte. Kontraindikator: Das Urinscreening am Untersuchungstag wird als Abstinenzbeleg einer Kontrollserie gewertet.

21 Externe Befunde Externe Befunde werden separat im Gutachten ausgewiesen. Beigestellte externe Befunde werden nur berücksichtigt, wenn sie für die Fragestellung relevant sind, kein Zweifel an ihrer Echtheit besteht und sie inhaltlich zweifelsfrei nachvollziehbar sind. Kontraindikatoren: Der externe Befund / Bericht ist nicht nachvollziehbar hinsichtlich Erstelldatum, Aussteller oder Adressat und liegt nicht im Original vor. Bei einem ärztlichen Bericht fehlt die Originalunterschrift des ausstellenden Arztes. Der Laborbefund weist keine Labormethoden und Cut-Off-grenzen aus. Eine Bescheinigung enthält nicht nachvollziehbare Diagnosen oder Einzelmeinungen, die auf unklaren Befunden fußen und subjektive Meinungen darstellen. ( Der Patient ist seit Jahren in meiner Behandlung und aus meiner Sicht fahrgeeignet )

22 Spezieller Teil: Bescheinigungen Die vom Klienten beigebrachten Bescheinigungen und Befunde sind verwertbar und können bei der Bewertung der Gesamtbefundlage berücksichtigt werden. Indikatoren: Keine Zweifel an der Echtheit Keine Zweifel an den Angaben in der Bescheinigung Vollständige Angaben, um Maßnahme nachvollziehen zu können. Es wird kein unangemessener Erfolg attestiert.