Projektfallstudie. Fisch vom Kutter. Deutschland. Dänemark. FLAG: AktivRegion Ostseeküste Schleswig-Holstein, Ostsee, Deutschland.
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- Hertha Hertz
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1 Europäische Kommission Projektfallstudie Fisch vom Kutter FLAG: AktivRegion Ostseeküste Schleswig-Holstein, Ostsee, Deutschland Projektüberblick Das Projekt hat die wachsende Nachfrage nach Frischfisch aus regionalem Fang erfolgreich mit dem Einsatz kostengünstiger und weit verbreiteter Informationstechnologie verknüpft. Im Rahmen des Projekts wurde ein Direktabsatzsystem für Fisch aus der AktivRegion Ostseeküste errichtet, welches sich der dynamischen Website bedient. Die Fischer übermitteln ihre Fangdaten und ihre geschätzte Anlandungszeit von See aus per SMS an die Website. So können ihre Kunden sehen, wo und wann sie nach Einlaufen des Bootes welche Fischarten direkt von Bord erwerben können. Dänemark AktivRegion Ostseeküste Schleswig-Holstein Deutschland Kontext und wesentliche Herausforderungen Die Fischwirtschaftsgebiete Heikendorf, Laboe, Stein, Wendtorf, Schönberg und Hohwacht grenzen an die Kieler Förde in Schleswig-Holstein. Die FLAG ist eine Untergruppe der Leader-LAG AktivRegion Ostseeküste. Die Ausführung von Achse 4 des EFF in Schleswig- Holstein erfolgt in enger Abstimmung mit dem Leader-Ansatz. In der Region leben insgesamt Menschen. Die Einwohnerzahl hat sich aufgrund der Nähe zur Landeshauptstadt Kiel in den letzten Jahren geringfügig erhöht. Der Tourismus spielt für die Entwicklung der regionalen Wirtschaft und insbesondere in den Küstengemeinden eine wichtige Rolle. Vor 100 Jahren gingen rund um die Kieler Förde noch Fischer ihrem Beruf nach. Heute gibt es in der AktivRegion Ostseeküste gerade noch vier Fischereihäfen und 55 kleine Fischfangbetriebe, deren Fortbestand zudem aus umwelt- und wirtschaftspolitischen Gründen gefährdet ist. FARNET Projektfallstudie #024-DE13-DE Fisch vom Kutter 1
2 Als Schwachstelle, die es zu beseitigen gelte, benannte die FLAG in ihrem Konzept für eine ganzheitliche Entwicklung die schlechte Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen der Fischwirtschaft und den wachsenden Sektoren Tourismus und Gastronomie. Als konkretes Beispiel führte die FLAG an, dass Initiativen zur Förderung des Direktverkaufs von Frischfisch unter einem Mangel an Informationen über das Angebot und unzulänglichen Kühleinrichtungen litten. Dorsch und Flunder beispielsweise ließen sich im Allgemeinen nur zu niedrigen (in einigen Fällen 70 Cent je Kilo) und stark schwankenden Preisen an den Großhandel absetzen, ohne dass es nennenswerte Alternativen gebe. Projektziele Ausgehend von dieser Lagebestimmung, hat die FLAG sich selbst folgende Ziele gesetzt: 1. Verbesserung der Vernetzung zwischen Fischerei, Tourismus und Gastronomie; 2. Stärkung des Fremdenverkehrs im Fischwirtschaftsgebiet; 3. Ausbau des Direktverkaufs von Fisch zur Steigerung der Umsatzerlöse. Darüber hinaus wurden die folgenden Entwicklungsziele festgelegt: > > Steigerung der Attraktivität von Küstenorten für die heimische Bevölkerung und für Touristen; > > Hervorhebung der historischen und aktuellen Bedeutung der Fischindustrie in der Region; > > Intensivierung des Einkaufserlebnisses durch Fischdirektverkauf vom Boot, einen gemeinsamen Marktauftritt und gemeinsame Werbung; > > Förderung der Zusammenarbeit zwischen Tourismus, Berufsfischerei und Fischgastronomie; > > Bessere Verknüpfung von Häfen und Fremdenverkehr; > > Optimierung von Direktverkauf, Kühlanlagen und Kühlkette. Über die Runden kommen: Das Projekt Fisch vom Kutter soll die alteingesessenen Fischereibetriebe der Region wirtschaftlich vor allem dadurch stärken, dass der Direktverkauf erleichtert, der Kauf von Fisch zu einem Erlebniskauf gemacht und über Fisch und die Geschichte des Fischfangs informiert wird. Verkürzung der Absatzwege zugunsten von höherer Qualität und mehr Umweltfreundlichkeit: Das Projekt dürfte durch die Vermeidung langwieriger Transporte zum Auktionsort auch einen Beitrag zur Senkung der CO2- Emissionen leisten. Zielgruppen des Projekts sind Touristen und Tagesausflügler aus der Landeshauptstadt Kiel, aber auch die heimische Bevölkerung. Sie alle können von einer bewussten Ernährung mit gesunden und schmackhaften Erzeugnissen regionaler Herkunft profitieren. FARNET Projektfallstudie #024-DE13-DE Fisch vom Kutter 2
3 Projektbeschreibung Kernstück des Projekts ist die dynamische Website Sie ermöglicht eine sekundenschnelle und kostengünstige Weitergabe von Daten, auf deren Grundlage Angebot und Nachfrage zueinander finden können. Die Fischer übermitteln von See aus per SMS auf die Website, was sie gefangen haben und wann und wo sie ihren Fang anlanden (mit den GPS-Daten der Anlandungsplätze für Navigationssysteme; diese Daten können für alle gängigen Navigationssysteme unentgeltlich unter heruntergeladen werden). Auch von Smartphones aus lässt sich auf die Daten zugreifen; das erspart den Kunden unnötigen Zeit- und Fahraufwand und ermöglicht ihnen den Kauf von frischem Fisch zu günstigen Preisen. Neben konkreten Informationen über Fischerzeugnisse gibt die Website umfassend Auskunft über die Geschichte der Fischwirtschaft in der Region, die verwendeten Fangmethoden, die gefangenen Fischarten, die beteiligten Fischer und die ausgeführten Küstenschutzmaßnahmen. Diese ergänzenden Angaben werden auch auf Hinweistafeln an den Anlandungsplätzen sowie in einer Informationsbroschüre veröffentlicht. Die Hinweistafeln sind aus Massivholz und an den sieben Anlandungsorten von Heikendorf bis Hochwacht aufgestellt. Die Broschüre, in der das Direktverkaufssystem anschaulich dargestellt wird, ist bei allen Tourismusämtern, Fischwirtschaftsunternehmen und anderen regionalen Partnern erhältlich. Die Idee und die Pläne für das Projekt gehen auf das Jahr 2009 zurück, die Realisierung erfolgte vom Frühjahr 2010 bis zum Frühjahr Die Website ging offiziell im Januar 2011 online. Im März 2011 wurde das Projekt den Medien vorgestellt. Hauptbeteiligte Die Idee zur Förderung des regionalen Direktverkaufs von Fisch mit Hilfe von Aushängen an Hinweistafeln, Broschüren und der dynamischen Website Fisch vom Kutter geht auf den von Uwe Sturm geleiteten Arbeitskreis Fischerei der AktivRegion Ostseeküste zurück, der schon vor Gründung der FLAG bestand. Uwe Sturm betreibt den Museumshafen Probstei und ist Sprecher des Arbeitskreises, der in die FLAG eingegliedert wurde. Sturm gelang es, motivierte Mitstreiter für das Projekt zu begeistern. Dabei handelt es sich um Fischer (beispielsweise Jan und Erik Meyer, die Familie Rönnau, Björn Fischer sowie Tilo und Dirk Hohmann), maritime Einrichtungen (beispielsweise den Museumshafen Probstei in Wendtorf, die meeresbiologische Station Laboe, die Meeresinformationsroute in Möltendorf und das Aquarium am Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und die öffentliche Hand (beispielsweise die Gemeinde Wentorf). FARNET Projektfallstudie #024-DE13-DE Fisch vom Kutter 3
4 Projektergebnisse Die langfristigen Auswirkungen des Projekts Fisch vom Kutter lassen sich zwar noch nicht vollständig beurteilen, aber es ist schon jetzt zu beobachten, dass Direktverkauf und Selbstvermarktung deutlich höhere Preise (z. B. neun Euro je Kilo Dorschfilet) als beim Verkauf an den Großhandel ermöglichen. Es herrscht deshalb die Auffassung vor, dass die wirtschaftliche Stabilität und Überlebensfähigkeit der elf beteiligten Fischfangbetriebe gestärkt worden ist. Zudem haben einige dieser Betriebe durch Ausweitung ihres Produktangebots sie bieten einen Teil ihres Fangs beispielsweise als Räucher- oder Backfisch an ihre Kundschaft um 30 bis 50 Prozent vergrößern können. Darüber hinaus erschließt der Direktverkauf von frisch gefangenem Fisch nicht nur einen neuen Absatzweg für die regionalen Fischer, sondern er bietet auch ein besonderes Erlebnis für die Kunden. Er leistet also einen Beitrag zum direkten Kontakt zwischen Anbietern und Abnehmern. Weitere positive Folgen des Direktverkaufs sind eine bessere Vernetzung zwischen Fischerei, Tourismus und Gastronomie sowie eine besser informierte Kundschaft. Beides hat die Integration der Fischwirtschaft in das regionale Leben begünstigt. Die Website lockt gegenwärtig rund Besucher monatlich an. Pro Tag wird sie durchschnittlich von etwa 700 Besuchern angeklickt, die sich jeweils mehr als zehn Seiten ansehen. Bei besonderen Anlässen wie beispielsweise nach einem Fernsehbericht wird die Website von mehr als Besuchern pro Tag genutzt. Die Berichterstattung in den regionalen Medien hat die regionale Fischwirtschaft, die Möglichkeit des Direktkaufs und die Website (siehe unten) in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Am stärksten von diesen erfreulichen Ergebnissen profitieren die beteiligten Fischer, die mit dem Direktverkauf von Bord Einnahmen erzielen. Der Direktabsatz ist aber auch von Vorteil für die Umwelt (Senkung der CO2-Emissionen) und für die Kunden (Einheimische, Gastronomie, Touristen), die auf diese Art und Weise frische Erzeugnisse aus regionaler Herkunft zu günstigen Preisen erwerben können. Überwindung von Hindernissen und wesentliche Erkenntnisse Zum einen traten bürokratische Hürden bei der Finanzierung durch EFF Achse 4 auf. Aus Sicht der Fischer dauerte es sehr lange, bis die Beihilfevoraussetzungen wie beispielsweise Genehmigung der FLAG und ihrer Entwicklungsstrategie erfüllt waren. Zum anderen werden nicht alle am Projekt beteiligten Gemeinden als Teil des Fischwirtschaftsgebietes und damit als förderberechtigt anerkannt. Diese Probleme konnten jedoch mit Hilfe einer flexiblen Herangehensweise und mit Rückendeckung durch die Verwaltung gelöst werden. Herausforderungen entstehen aber immer wieder auch dadurch, dass die Projektkoordination in ehrenamtlicher Tätigkeit erfolgt. Der Erfolg des Projekts Fisch vom Kutter hängt im Wesentlichen von folgenden Faktoren ab: > > eine neuartige Projektidee und ihre technische Umsetzung über die Website; > > Engagement und Überzeugungskraft der Hauptbeteiligten sowie Zusammenarbeit und Vernetzung der sonstigen Beteiligten; > > professionelle Werbung und Öffentlichkeitsarbeit sowie authentische Darstellung der Fischer. Zukunftsaussichten Im Februar 2011 beschlossen sämtliche Fischwirtschaftsgebiete Schleswig-Holsteins, als Netzwerk Ostseefischerei und Nordseefischerei eine gemeinsame Website einzurichten, um den Direktverkauf auch in anderen Gebieten zu etablieren. Zur Deckung der wachsenden Nachfrage nach umweltschonend (d. h. ohne Beifang von Meeressäugetieren und Seevögeln) gefangenem und zu auskömmlichen Preisen angebotenem Fisch sollen vermehrt alternative Fangmethoden zur Anwendung kommen und die Fischfangbetriebe Umweltzertifikate erwerben. FARNET Projektfallstudie #024-DE13-DE Fisch vom Kutter 4
5 Das Projekt soll längere Zeit weiterlaufen, und die EU-Fördermittel waren von vornherein als Anschubfinanzierung gedacht. Die Website wird von der Interessengruppe Fisch vom Kutter betrieben, die aus Kostengründen auf motivierte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer setzt. Übertragbarkeit Das Projekt ist auf andere Küstengebiete übertragbar, die den Erfordernissen des Direktverkaufs von Fischerzeugnissen genügen. Dazu gehören die Einhaltung der lokalen Vorschriften für den Direktabsatz (einschließlich der Auflagen für Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelüberwachung), die Verfügbarkeit geeigneter Anlandungsplätze und natürlich das Vorhandensein von Kunden (Touristen, Facheinkäufer usw.). Rein technisch ist das Projekt wegen des Einsatzes von Website und SMS recht unkompliziert. Projektkosten und Finanzierung Projektgesamtkosten: (ca.) > > Davon förderungsfähig: > > Beitrag öffentliche Hand: > > Förderquote: 55% der förderungsfähigen Kosten Die Gemeinden Hohwacht, Schönberg, Wendtorf, Stein, Laboe und Heikendorf leisteten den regionalen Kosten entsprechend einen anteiligen Beitrag zur Kofinanzierung. Die Koordinierung der Projektausführung und die Erstellung des Materials für die Hinweistafeln lagen in den Händen von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Museumshafens Probstei. Projektinformationen Projektbezeichnung: Fisch vom Kutter Projektdauer: ein Jahr (Frühjahr 2011 bis Frühjahr 2012) Datum Fallstudie: Mai 2011 Projektträger AktivRegion Ostseeküste FLAG Herr Uwe Sturm, FLAG-Manager Projekt-Website: c/o Museumshafen Probstei, Ellernbrook, Stein Tel.: , Mobil: post@museumshafen-probstei.de FLAG Herausgeber: Europäische Kommission, Generaldirektion für maritime Angelegenheiten und Fischerei, Generaldirektor. Haftungsausschluss: Während die Generaldirektion für Maritime Angelegenheiten und Fischerei für die Gesamtherstellung dieses Dokuments verantwortlich ist, übernimmt sie keinerlei Verantwortung für die Richtigkeit des Inhalts und die Genauigkeit der Daten. FARNET Projektfallstudie #024-DE13-DE Fisch vom Kutter 5
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