Frauenenquete ARBEIT.NEU.DENKEN

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1 Frauenpolitik Frauenenquete ARBEIT.NEU.DENKEN Dokumentation Enquete Oktober 2011 Wien, 2012

2 Impressum: Medieninhaberin, Verlegerin und Herausgeberin: Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst im Bundeskanzleramt Österreich Minoritenplatz 3, 1014 Wien Redaktion: Büro der Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst im Bundeskanzleramt Österreich Text und Gesamtumsetzung: Büro der Frau Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst Barrierefrei zugängliche Version (Word): Abteilung II/2 Wien, 2012 Fotonachweis: Astrid Knie Copyright und Haftung: Auszugsweiser Abdruck ist nur mit Quellenangabe gestattet, alle sonstigen Rechte sind vorbehalten. Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in dieser Publikation trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des Bundeskanzleramtes und der Autorin/des Autors ausgeschlossen ist. Rechtausführungen stellen die unverbindliche Meinung der Autorin/des Autors dar und können der Rechtssprechung der unabhängigen Gerichte keinesfalls vorgreifen. Rückmeldungen: Ihre Überlegungen zu vorliegender Publikation übermitteln Sie bitte an Bestellservice des Bundeskanzleramtes 1014 Wien, Ballhausplatz 2, Telefon: , Fax: , broschuerenversand@bka.gv.at, Internet:

3 Vorwort der Ministerin Vorwort der Ministerin Liebe Leserin, lieber Leser! Gemeinsam über Konzepte von Arbeit nachdenken, Visionen entwickeln und weiterdenken, das war das ehrgeizige Ziel der Frauenenquete ARBEIT.NEU. DENKEN. Schon unter meiner Vorgängerin Johanna Dohnal hat es immer wieder Frauenenqueten zu den unterschiedlichsten Themenbereichen gegeben. Diesen offenen Dialog wollten wir auf Anregung und in wirklich intensiver Kooperation mit der Plattform frauen wieder aufgreifen, damit sich Frauen aus möglichst vielen Bereichen regelmäßig über frauenpolitische Fragen austauschen können. Von den drei Keynotesprecherinnen Mascha Madörin, Margit Appel und Frigga Haug erhielten wir hervorragende Inputs, das Rahmenprogramm mit den Performances von Tanja Witzmann, Suse Lichtenberger und Sissi Noé sowie Maren Rahmann untermalten das Thema und die Diskussionen während der Veranstaltung umrahmten den Tag perfekt. Einen Einblick darin erhalten Sie in der vorliegenden Dokumentation. Ich möchte den Diskurs über Frauenthemen auch in Kooperation mit der Plattform Frauen weiterführen und institutionalisieren. Die Enquete sehe ich als einen Beginn, diese Dokumentation als weiteren Schritt und Folge-Veranstaltungen sind schon in Planung. Ihre Gabriele Heinisch-Hosek Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst 3

4 Vorwort AUS! Aktion Umsetzung. Sofort Vorwort AUS! Aktion Umsetzung. Sofort...all dessen, was an uneingelösten Forderungen präsent ist, war das Motiv der Plattform Frauen den 100jährigen Frauentag am 19. März 2011 mit einer österreichweiten Demonstration zu begehen. Es gelang die größte öffentliche Versammlung für Frauenrechte in der neueren Geschichte auf die Beine zu bringen. Dieses Motiv bleibt Motivation des weitergehenden Engagements der Plattform, denn die Forderungen von 1911 und demonstrative Transparente sind ja nichts anderes als die Transparenz dessen, was nicht existiert sind zum Teil bis heute uneingelöst. Dazu gehört das massive Ungleichgewicht bei der bezahlten Erwerbsarbeit. Nicht nur ungleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, sondern die allgemeine Entwertung weiblicher Arbeit und aller Arbeit, die nicht der weißen männlichen Normbiografie entspricht ist das Problem. Teilzeit, Niedriglohn-/Dienstleistungssektor, soziale Arbeit gelten in der herrschenden politischen Ökonomie als minderwertig. Diese Geringschätzung von Frauen kulminiert in ihrer unbezahlten Haus/Pflegearbeit, so sie nicht an unterbezahlte Migrantinnen delegierbar ist. Nichts ist profitabler als jemand ohne Wert, der Werte produziert, ohne dass er sprich: sie wenigstens das Äquivalent gesellschaftlicher Anerkennung dafür erhält. (Gerburg Treusch-Dieter) Diese Wertschöpfung für Einige auf Basis der Ausbeutung der Vielen hat sich als neoliberalistische Ideologie höchst effizient durchgesetzt: Working-Poor, Fürsorgeprivatisierung, Ich-Marketing, grassierende Arbeitslosigkeit, die zum Zwangskorsett mutiert Prekarisierung ohne Ende. So darf es nicht weiter gehen. Arbeit ist in der Moderne zum Paradigma menschlicher Tätigkeiten schlechthin geworden, was in einer Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgeht, nicht nur subjektiv und kollektiv zu Verunsicherung, Ratlosigkeit und hybrider Jobsuche führt, sondern längstens zur politischen Handlungsunfähigkeit geführt hat. Deshalb war die Kooperationsmöglichkeit mit dem Frauenministerium in der Planung dieser Tagung einer Enquete in der Tradition Johanna Dohnals ein politisches Vergnügen, wo wir feministische Alternativen präsentieren konnten. Arbeit Neu Denken: dazu gehören geschlechtergerechte Budgetanalysen auf Basis der Care- Ökonomie (Madörin), eine Umverteilung von Arbeitszeit und -arten, mit Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit (Haug) und die Trennung von Einkommen und Arbeit (Appel), also neue Wirtschaftsweisen, die mit der männlichen Kontrolle des Arbeitsvermögen von Frauen Schluss machen. Arbeit ist Weiter zu denken! für die Plattform 20000frauen Birge Krondorfer 4

5 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Programm Redebeiträge der Expertinnen Beitrag Mascha Madörin: Wirtschaftliche Zukunftsfragen aus der Sicht der Care Ökonomie... 8 Einleitung zum Thema...9 Einleitung zur Care Ökonomie...12 Teil 1 - Care Ökonomie als Ausgangspunkt wirtschaftspolitischer Zukunftsdebatten...15 Teil 2: Welche Zukunftsdebatten?...34 Zur Person Beitrag Margit Appel: Das Verhältnis von Arbeit und Einkommen neu denken. Zu Geschichte, Aktualität und Zukunft eines frauenpolitisch prekären Zusammenhangs Ambivalenz von Arbeit...46 Die goldenen 60er und 70er Jahre?...47 Arbeitsvermögen von Frauen unter männlicher Kontrolle...48 Schmieröl für marktwirtschaftlich-kapitalistische Wirtschaftsweise...50 Demarkationslinien im Sozialsystem...52 Feminismus: Zu wenig Aufmerksamkeit für Verteilungspolitik?...53 Recht auf Einkommen...54 Denkversuch: Einkommen von Arbeit/Leistung trennen...55 Grundeinkommen...56 Zur Person Beitrag Frigga Haug: Wie weiter mit der Vier-in-Einem-Perspektive Vorstellung einer politischen Utopie und ihrer Diskussion Einleitend...59 Die Vier-in-Einem-Perspektive...60 Zur Person

6 Inhaltsverzeichnis 3 Workshops »Wirtschaftliche Zukunftsfragen aus der Sicht der Care Ökonomie« »Das Verhältnis von Arbeit und Einkommen neu denken. Zu Geschichte, Aktualität und Zukunft eines frauenpolitisch prekären Zusammenhangs« »Wie weiter mit der Vier-in-Einem-Perspektive Vorstellung einer politischen Utopie und ihrer Diskussion« Impressionen Abbildungsverzeichnis

7 Programm 1 Programm Uhr Willkommen, Kaffee 9.30 Uhr Eröffnung durch der Plattform 20000frauen Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Vertreterinnen 9.50 Uhr Performance durch Tanja Witzmann, Suse Lichtenberger und Sissi Noé Uhr Keynotes zum Thema»ARBEIT.NEU.DENKEN«10.00 Uhr Mascha Madörin (CH)»Wirtschaftliche Zukunftsfragen aus der Sicht der Care Ökonomie«10.45 Uhr Pause Uhr Margit Appel (A)»Das Verhältnis von Arbeit und Einkommen neu denken Geschichte, Aktualität und Zukunft eines frauenpolitisch prekären Zusammenhangs«12.00 Uhr Frigga Haug (D)»Wie weiter mit der Vier-in-Einem-Perspektive Vorstellung einer politischen Utopie und ihrer Diskussion«13.00 Uhr Mittagspause mit Buffet Uhr Workshops 2 Workshops zum Thema»Wirtschaftliche Zukunftsfragen aus der Sicht der Care Ökonomie«2 Workshops zum Thema»Das Verhältnis von Arbeit und Einkommen neu denken. Zu Geschichte, Aktualität und Zukunft eines frauenpolitisch prekären Zusammenhangs«2 Workshops zum Thema»Wie weiter mit der Vier-in-Einem-Perspektive Vorstellung einer politischen Utopie und ihrer Diskussion«15.30 Uhr Pause Uhr Schlussplenum»ARBEIT.WEITER.DENKEN«17.00 Uhr Performance durch Maren Rahmann Uhr Schlussworte der Ministerin. Zu 7

8 2 Redebeiträge der Expertinnen 2.1 Beitrag Mascha Madörin: Wirtschaftliche Zukunftsfragen aus der Sicht der Care Ökonomie Vielen Dank für die Einladung, ich bin sehr begeistert, dass es diese Enquete gibt. Das wäre unvorstellbar in der Schweiz, nicht zuletzt auch deshalb, weil wir keine Frauenministerin haben. 8

9 Einleitung zum Thema Abbildung 1 Einleitung Aus ökonomischer Sicht: Arbeit.Einkommen.Neu.Denken Hier: makro- und mesoökonomische Sicht Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 2 Wenn ich als Ökonomin rede, kann ich nicht über Arbeit reden, ohne die Frage des Einkommens miteinzubeziehen. Mein Thema heißt "Arbeit und Einkommen neu denken". Ich werde aus einer makro/meso-ökonomischen Sicht reden. Was heißt das? Als ich im Primarschulalter war, hat mir mein älterer Bruder vor Heiligabend ein Buch vorgelesen, das er unserem Vater schenken wollte. Das hieß "Der Griff zum Atom". Es handelte sich um ein populärwissenschaftliches Buch zur Atom- und Nukleartechnik der 1950er Jahre. Und da gab es das Bild, dass, wenn man einen Wassertropfen vergrößert auf die Größe einer Kathedrale, dann ein Molekül so groß ist wie eine Stecknadel. Ich sah mich im Basler Münster eine Stecknadel suchen. Die Vorstellung faszinierte mich und ich wollte postwendend Atomwissenschafterin werden, bin dann Ökonomin geworden. Als Makroökonomin mache ich jetzt das Umgekehrte: Makroökonomie heißt, Strukturen und ökonomische Zusammenhänge, die Millionen von Menschen betreffen und nicht als solche sichtbar sind, in die Sichtbarkeit hineinzuverkleinern respektive in vorstellbare Größenordnungen umzuwandeln. Es geht um weltwirtschaftliche und um volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Strukturen. Gleich wie bei den Molekülen geht es nicht ohne Denkmodelle, wenn wir über diese Makrozusammenhänge nachdenken wollen. Mit Meso werden Teilstrukturen gemeint: Lohnabhängige, Unternehmer, Banker, Arbeitsmärkte, das Gesundheitswesen, die unbezahlte Arbeit, Steuereinkommen oder eben der Care- Sektor, etc. Ein riesiger Fortschritt in der ökonomischen Theorie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Denken in Kreisläufen und die Entwicklung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, in der makro- und mesoökonomische Größenordnungen abgebildet sind, allerdings nicht so, dass dabei die bezahlte und unbezahlte Care-Ökonomie sichtbar würde. 9

10 Es gab damals große theoretische Auseinandersetzungen um makroökonomische Zusammenhänge, heute vor allem bekannt als Auseinandersetzung zwischen den KeynesianerInnen 1 und den NeoklassikerInnen 2 respektive den Neoliberalen wie Friedrich van Hayek. Die theoretischen Unterschiede werden seit rund 30 Jahren im Ökonomiestudium kaum mehr unterrichtet und diskutiert. Man tut so, als ob es eine einzige Ökonomietheorie als Ausgangspunkt gäbe, faktisch handelt es sich jedoch heute im Wesentlichen um die Weiterentwicklung und Ausfächerung neoklassischer Ansätze, denen ein paar keynesianische Thesen je nachdem hinzugefügt werden. Keynesianische Theorie-Ansätze wurden in den vergangenen Jahrzehnten beispielsweise bei Rezessionen immer wieder pragmatisch angewendet, aber nicht systematisch als theoretische Traditionen weiterentwickelt. Anlässlich der heutigen Finanz- und Wirtschaftskrisen sind die Kontroversen zu meinem Vergnügen wieder voll aufgebrochen, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ich selbst situiere mich mehr oder weniger in der Tradition des Linkskeynesianismus, respektive der institutionellen Ökonomie, und in einigen Fragen auch im Marxismus. Ich kritisiere diese Denktraditionen aus einer feministischen Sicht. Die meisten heutigen feministischen Ökonominnen befassen sich hingegen mit der Kritik der Neoklassik, der heutigen Mainstream-Wirtschaftswissenschaft. Ich habe einfach ein Spiel zu treiben begonnen und das lautet: Wie wäre es wenn in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und in keynesianische bzw. linkskeynesianische, makroökonomische Modelle die bezahlte und unbezahlte Care-Ökonomie als Sektor mit eigenen ökonomischen und sozialen Charakteristiken miteinbezogen würde. Dieses Spiel betreibe ich nun seit etwa 3 bis 4 Jahren. Inzwischen bin ich schockiert darüber, wie viel ich an meinem ökonomischen Wissen und Denken ändern muss, um da wirklich weiter zu kommen. 1 Unter Keynesianismus versteht man ein auf der Lehre des britischen Volkswirtschaftlers J.M. Keynes beruhendes Konzept, in dem die gesamtwirtschaftliche Nachfrage die entscheidende Größe für Produktion und Beschäftigung ist. 2 Unter Neoklassik versteht man wirtschaftswissenschaftliche Ansätze, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt wurden. 10

11 Abbildung 2 Einleitung Langer Teil 1: Care Ökonomie als Ausgangspunkt wirtschaftspolitischer und feministischer Zukunftsdebatten Grössenordnungen ökonomische Dynamik ökonomische Besonderheiten, Logik und Bedeutung der Care Arbeit Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 3 Der erste Teil des Referats ist ein längerer Teil über die bisherigen Resultate meiner Arbeit. Der zweite Teil ist kurz und enthält nur Fragen und eine Auflistung von Themen, die mir für eine Zukunftsdebatte wichtig zu sein scheinen. Ich habe mir vorgenommen, erst nächstes Jahr über diesen Teil genauer nachzudenken, bin also sozusagen zu einem Vorziehen gezwungen. Ich war lange Zeit eine Anhängerin der Grundeinkommensidee, habe zunehmend Zweifel, habe überhaupt Zweifel über die Art und Weise wie gegenwärtig aus feministischer Sicht über solche Fragen diskutiert wird. Aber das sind jetzt meine Zweifel und ich muss ehrlich sagen, meine Meinung besteht gegenwärtig mehr aus Fragen als Überzeugungen. Abbildung 3 Einleitung Kurzer Teil 2 Welche Zukunftsdebatten? Welche Arbeit soll bezahlt werden? Nach welchen Kriterien? Eine neue Debatte über öffentliche Finanzen ist dringend notwendig Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 4 Aber ich bin inzwischen mit meinen Überlegungen bei zwei Fragenkomplexen angekommen, die mir zentral für die heutige Enquete zu sein scheinen. Der erste lautet: Welche Arbeit soll überhaupt bezahlt werden? Egal welche Vision wir haben, ob Grundeinkommenskonzepte, eine 4-in-1 Vision, oder andere, da ist letztlich immer die Frage: Wo ist die Grenze zwischen 11

12 bezahlt und unbezahlt? Wie organisieren Gesellschaften gegenwärtig diese Grenze und was soll daran geändert werden? Diese Grenzen sind beispielsweise in Schweden und der Schweiz sehr anders gezogen, was einen großen Einfluss hat auf die (Un)gleichheit zwischen den Geschlechtern. Das Zweite: wir müssen dringend eine neue Debatte über öffentliche Finanzen führen. Mir ist etliches nicht klar und das Referat ist ein ÜberfliegerInnen-Referat. Einleitung zur Care Ökonomie Das Thema Care-Ökonomie kam wieder sehr stark auf nach den großen Finanzkrisen in Lateinamerika und Asien in den 1980er und 1990er Jahren. Da haben internationale Netzwerke und Ökonominnen die Auswirkungen der Finanzkrisen und der nachfolgenden Wirtschaftskrisen auf Frauen zu analysieren begonnen. Und da gab es eine Verschiebung des Denkens: Man hat nicht mehr immer unterschieden zwischen Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit (damals noch Care-Arbeit genannt), sondern zwischen bezahlter und unbezahlter Care- Arbeit und dem Rest der Wirtschaft. Das ist eine wesentliche Grundlage für heutige Debatten zur feministischen Ökonomie. Auch in der bezahlten Care-Ökonomie sind vorwiegend Frauen die PflegerInnen, die KindergärtnerInnen, die PrimarschullehrerInnen und die BetreuerInnen in den Kindertagesstätten. Durch die Wirtschaftskrisen haben sich im Bereich der Care-Ökonomie die Verhältnisse verändert und es haben Verschiebungen zwischen der bezahlten und unbezahlten Care-Arbeit stattgefunden. In der Schweiz verrichten Frauen zu etwa 70-80% ihrer bezahlten und unbezahlten Arbeit (in Stunden gemessen) in der Care-Ökonomie. Deshalb ist die Analyse der Care-Ökonomie aus feministischer Sicht speziell interessant. Abbildung 4 Einleitung: Definition Care Ökonomie Wesentlicher Teil von bezahlten und unbezahlten persönlichen Dienstleistungen Sorge- und Versorgungswirtschaft ; Social Provisioning, Services à la personne (Dienstleistungen für/an und Versorgung von Menschen) Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 5 12

13 Es gibt verschiedene Begriffe dafür und es gibt bis jetzt keine eindeutigen Sprachregelungen und Definitionen für das was ich hier Care Ökonomie nenne. Je nach Autorinnen und Fragestellungen wird es anders genannt: Sorge- und Versorgungswirtschaft, Lebensweltökonomie, dann "Social Provisioning" (in den USA), eine Australierin redet von "Maintenance of human beings". Im Französischen wird am ehesten "Service à la personne" gebraucht oder allenfalls Production du bien-être oder dann wie in einem Forschungsprojekt der UNRISD (UN Research Institute for Social Development) wird von der Political and social economy of care und von bezahlter und unbezahlter Care work geredet. In einem kürzliche erschienenen Artikel der französischen feministischen Philosophin Geneviève Fraisse fand sich in der deutschsprachigen Ausgabe der Le Monde diplomatique die Übersetzung Dienstleistungen an oder für Menschen und Versorgung von Menschen (Ausgabe vom September 2011). Das tönt sehr umständlich, beschreibt aber wohl am präzisesten, worum es sich handelt. Abbildung 5 Einleitung Definition Care Ökonomie Care Ökonomie - zentral für eine neue Wohlfahrtsökonomie Lebensstandard als zentraler makroökonomischer Begriff (volkswirtschaftliche Gesamtrechnung) These: gesellschaftliche Organisation der CÖ zentral für Geschlechterverhältnisse Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 6 Ich habe für meine volkswirtschaftlichen Überlegungen drei Begriffe als Ausgangspunkt meiner Überlegungen gewählt: Zum einen geht es um den Unterschied zur industriellen Güterproduktion, Bankengeschäften oder zu anderen Dienstleistungen für Unternehmen oder den Staat. Es handelt sich bei der Care-Ökonomie um bezahlte und unbezahlte, direkt personenbezogene Dienstleistungen. Bei den Analysen der Care-Ökonomie handelt es sich zum andern um neue Fragen der Wohlfahrtsökonomie. Diese hängt wesentlich nicht nur von der unbezahlten Hausarbeit ab, beispielsweise vom Zubereiten der Mahlzeiten, vom Umgang mit Kindern und Kranken zu Hause und der Art und Weise wie das Gesundheitswesen oder Kindergarten und Schule organisiert sind. Weiters ist für mich als Makroökonomin Lebensstandard ein wichtiger analytischer Begriff, oder das, was von der Produktion, von der bezahlten und eben unbezahlten Arbeit in Haushalten landet. Es handelt sich bei diesen drei Begriffen um solche, die im Rahmen der volkswirtschaft- 13

14 lichen Gesamtrechnung erfassbar sind. Alles andere sind Zusatzbegriffe und Weiterentwicklungen, die zwar wichtig sind, aber nur sehr schwer zu quantifizieren sind. Abbildung 6 Eine Grundfrage der feministischen Ökonomie In welcher Art und Weise produzieren und reproduzieren Gesellschaften die materiellen Bedingungen des Lebens? Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 7 Wenn ich mich mit Care-Ökonomie befasse, dann stehe ich in der theoretischen Tradition dessen, was vor Jahrzehnten materialistischer Feminismus genannt wurde. Er ging von der These aus, dass die gesellschaftliche Organisation der Care-Arbeit zentral für die Geschlechterverhältnisse ist. Eine Grundfrage der feministischen Ökonomie ich bezeichne mich als feministische Ökonomin lautet deshalb: In welcher Art und Weise produzieren und reproduzieren Gesellschaften die materiellen Bedingungen unseres Lebens? Dies ist nicht identisch mit der Frage, wie Gesellschaften die Bedingungen für die Profitabilität der Privatwirtschaft und die Bedingungen für technischen Fortschritt (was auch immer das ist) produzieren und reproduzieren. 14

15 Teil 1 - Care Ökonomie als Ausgangspunkt wirtschaftspolitischer Zukunftsdebatten Größenordnungen Abbildung 7 Teil 1 Care Ökonomie als Ausgangspunkt wirtschaftspolitischer Zukunftsdebatten Grössenordnungen Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 8 Arbeitsaufwand Abbildung 8 Grössenordnungen Arbeitsaufwand Arbeitsvolumen Schweiz 2004 (ab Alter 15) 4500 Arbeit Männer: Mio St.d 2004 Arbeit Frauen: Mio Std Landwirtschaft Industrie/Bau Dienstleistungen Bezahlte personenbez. Dienstl. UNBEZAHLT Hausarbeit UNBEZAHLT Betreuung/Pflege UNBEZAHLT informelle Netze Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 9 Zu den Größenordnungen der Care-Ökonomie: Die Säulen der Abbildung 8 stellen Millionen von bezahlten und unbezahlten Stunden dar, welche Menschen im Verlauf des Jahres in der Schweiz bezahlt und unbezahlt gearbeitet haben. Dabei handelt es sich bei der unbezahlten Arbeit um die Arbeitsstunden aller Personen ab 15 Jahren, die zur ständigen Wohnbevölke- 15

16 rung gehören, bei der bezahlten Arbeit handelt es sich um Erwerbsarbeit die in der Schweiz verrichtet wird. Das Arbeitsvolumen der Männer ist blau gefärbt dargestellt, dasjenige der Frauen rot. Wir sehen, dass beim Wirtschaftssektor Industrie und Bauwesen, der Anteil der Frauen an den Arbeitsstunden ziemlich gering ist. Dann folgen alle nicht-personenbezogenen Dienstleistungen, also Banken, Kreditwesen, alle Dienstleistungen für Unternehmen, Großhandel, Handel, Verkehr, öffentliche Administration und so weiter. Auch da ist der Anteil der Frauen am Arbeitsvolumen zwar höher als in der Industrie, liegt aber immer noch etliches unter demjenigen der Männer. Und dann kommen die personenbezogenen Dienstleistungen, also Gesundheits- und Sozialwesen, Gastgewerbe, Detailhandel und Bildungswesen etc. Und da sehen Sie, dass Frauen in diesem Bereich mehr Stunden arbeiten als Männer. Danach folgen die Säulen zur unbezahlten Hausarbeit, danach die unbezahlte direkte Betreuungsarbeit wie beispielsweise Aufgaben mit Kindern machen, Babys wickeln, eine kranke Person waschen. Allerdings ist bei dieser Säule die Hausarbeit, die zusätzlich für Kinder oder erwachsene Kranke gemacht werden nicht eingerechnet, sie figuriert bei der Hausarbeitssäule. Dann folgt die unbezahlte Care-Arbeit außerhalb des Haushaltes in persönlichen Beziehungsnetzen ( informelle Freiwilligenarbeit ): Wenn also zum Beispiel ich für meine Freundin, die jetzt im Spital ist, koche wenn sie wieder draußen ist aus dem Spital, oder wenn meine Nachbarin mein Kind hütet. Also wenn ich etwas für Menschen mache, die in einem anderen Haushalt wohnen. Das sieht nach sehr wenig aus, ist aber so viel wie in der Schweiz in der öffentlichen Administration an Stunden gearbeitet wird (siehe Tabelle 1: Zeitvolumen für unbezahlte Arbeit und Tabelle 2: Tatsächliches jährliches Arbeitsvolumen nach Geschlecht, Wirtschaftsabschnitten, Wirtschaftssektoren am Schluss). Die Säulen rechts, die mit den bezahlten personenbezogenen Dienstleistungen beginnen, können zur Care Ökonomie oder etwas erweitert zur Ökonomie der personenbezogenen Dienstleistungen gezählt werden. In dieser Abbildung fehlt eine weitere Säule zur unbezahlten Arbeit, die etwa gleich groß ist, wie die letzte Säule rechts: Das wäre die ehrenamtliche Arbeit in Parteien, in der Politik, im Sport, in Interessenvertretungen aber auch in Kirchen, Pflegeheimen oder so. Die Care- Tätigkeiten lassen sich statistisch eruieren und ich habe sie in meinen Berechnungen nicht dazu gezählt. 16

17 Unbezahlte Arbeit Abbildung 9 Grössenordnungen: unbezahlte Arbeit Etwa 70-75% der unbezahlten Arbeitstunden kann Arbeiten für arbeitsfähige Erwachsene zugeordnet werden. Etwa 20-25% der unbezahlten Care Arbeit im engeren Sinn (Care Arbeit für Kinder und kranke/betreuungsbedürftige Erwachsene) Rund 4% des Volumens der unbezahlten Arbeit findet in Organisationen wie Vereinen, Gemeinden, öffentlichen Einrichtungen statt. Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 10 Der wirklich große Teil etwa 90% der unbezahlten Arbeit in der Schweiz findet in den Haushalten der Befragten statt, etwa 4% in anderen Haushalten, 4% in Institutionen. Etwa 70-75% der unbezahlten Arbeit kann als Arbeit für arbeitsfähige Erwachsene betrachtet werden. Wenn ich also für einen erwachsenen Sohn, für mich selbst, meine Mitbewohnerin oder Partnerin koche oder bügle und putze, gehört diese Arbeit zu den 75%. Wenn Sie diese Zahlen sehen, dann sehen Sie, wie wichtig für uns selbst Care-Arbeit ist, also nicht nur die Care für Menschen, die abhängig sind, also Leute, die das nicht selbst tun können. Auch wir müssen täglich was essen, müssen ab und zu die Wohnung putzen und unsere Kleider waschen und brauchen ab und zu, dass wir umsorgt werden. Nur etwa 20-25% der unbezahlten Care-Arbeit können den Arbeiten zugeordnet werden, die anfallen, wenn Kinder oder Kranke im Haushalt leben. Die Schätzung dieser Größenordnung hat sich als kompliziert erwiesen und ist ungenau: Ich habe versucht herauszufinden, wie viel mehr Hausarbeit gemacht werden muss, wenn eine kranke Person im Haushalt der Befragten wohnt oder Kinder im Haushalt leben. Nur rund 4% der unbezahlten Arbeit findet in Organisationen, Vereinen oder öffentlichen Einrichtungen statt (in der schweizerischen Statistik institutionalisierte Freiwilligenarbeit genannt) und davon kann nur ein kleiner Teil des Arbeitsvolumens Care-Arbeit zugeordnet werden. 17

18 Erweitertes BIP Abbildung 10 Grössenordnungen: Erweitertes BIP Erweitertes BIP: Zusammensetzung der Bruttowertschöpfun (BWS) Haushaltsproduktion und Rest der Wirtschaft in %, 20 47% 53% BWS Haushalte Übrige Wirtschaft Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 11 In der Schweiz wurde berechnet (für 1997, 2000, 2004, 2007, noch nicht veröffentlicht: 2010) wie groß das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wäre, wenn sämtliche statistisch erfasste unbezahlte Arbeit nach Marktpreisen (durchschnittliche Arbeitskosten für die entsprechenden Tätigkeiten) bewertet würde (siehe Abbildung 10). Die Überlegung, die dahinter steckt: Wie viel würde die unbezahlte Arbeit kosten, wenn sie ersetzt werden müsste durch bezahlte (in dieser Berechnung sind auch reguläre Ferien und die Beiträge für Altersvorsorge und Unfallversicherungen enthalten, also alle Arbeitskosten)? Es handelt sich also um eine monetäre Bewertung der Arbeitskosten dieser Arbeit. Und da sehen Sie, dass 47% des BIP in den Haushalten produziert wird (inklusive bereits in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung enthaltene Werte), 53% in Bereichen des Rests der Wirtschaft (Privatwirtschaft, Staat, gemeinwirtschaftliche Unternehmen). Bei den nicht bezahlten Arbeiten handelt es sich um unglaublich viel. Das muss immer und immer wieder betont werden. Die Tabelle 1: Zeitvolumen für unbezahlte Arbeit am Schluss des Artikels zeigt: Wenn wir das Arbeitsvolumen ansehen, stellt das unbezahlte Mahlzeiten Zubereiten die größte Wirtschaftsbranche überhaupt dar jedenfalls in der Schweiz. Und immer wenn ich diese Abbildungen sehe, dann erinnere ich mich mit Unbehagen daran, dass ich, die ja Ökonomie studiert hat, sehr lange ein völlig falsches Bild hatte von dem was die Wirtschaft bzw. Wohlfahrt in einer Gesellschaft ausmacht. Bis ich eben diese Zahlen für andere Länder sah und sie im Fall der Schweiz selbst dargestellt habe. 18

19 Lebensstandard der Haushalte Abbildung 11 Lebensstandard der Haushalte Elemente des Lebensstandards Schweiz 2004, in Mrd. Franken Milliarden Franken Endkonsum HH 2-Wert unbezahlte Arbeit für HH 3-Öffentl. Ausgaben Bildung, Freizeit Gesundheit 4-DAVON: Wert Hausarbeit für Erwachsene 5-DAVON: Wert unbez. Betr.Arb. Kinder/Kranke 6-NICHT ENTHALTEN: Wert unbez. Arbeit in Institutionen 7-VERGLEICH: Total Laufende Staatsausgaben Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 12 Dann habe ich weiter gerechnet (in der Abbildung 11): In einem Haushalt wird gearbeitet und werden Leistungen erbracht, die nicht gekauft werden müssen, in einen Haushalt kommt Einkommen hinein und das wird dann ausgegeben für Güter und Dienstleistungen und dann kommen Leistungen des Staates hinzu, für die der Haushalt nicht direkt bezahlen muss (z.b. für Kindergärten, Schulen). Alles zusammen macht den Lebensstandard aus. Bei der Abbildung handelt es sich um ein Denkmodell, das statistisch noch genauer definiert werden müsste. Es geht hier um den schweizerischen Gesamthaushalt. Je nach Art des Haushaltes und sozialer Schicht würde das Bild mit den drei Säulen andere Proportionen aufweisen. Aber hier geht es um gesamtwirtschaftliche Größenordnungen. Bei der ersten Säule links sehen Sie 250 Milliarden Franken, das ist das Geld das für den Endkonsum von Haushalten ausgegeben wird. Die zweite Säule stellt den monetarisierten Wert der unbezahlten Arbeit dar, welche in den Haushalten getan wird und deren Leistungen gleichzeitig konsumiert werden. Bei der dritten Säule sind sämtliche Ausgaben des Staates für Erziehung, Bildung, für Gesundheit und für Kulturelles abgebildet. Rechts vom schwarzen Strich habe ich zur Illustration die unbezahlte Arbeit aufgesplittet in den Wert der Care-Arbeit für Erwachsene und in den Wert der Care-Arbeit für Abhängige - Kinder und Kranke - danach kommt der Vollständigkeit halber die ehrenamtliche Arbeit, welche hier nicht dem Lebensstandard zugerechnet wird. Ganz rechts findet sich zum Vergleich die Säule mit den gesamten Staatsausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden. Wenn ich jetzt als Makroökonomin über Umverteilung oder Reorganisation dieser Verteilung zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit und über Leistungen des Staates nachdenke, dann muss ich zur Kenntnis nehmen, dass die staatlichen Leistungen klein sind im Vergleich zum Volumen und zum monetarisierten Wert der unbezahlten Arbeit. Bis heute ist mir nicht so ganz klar, was ich als Makroökonomin überhaupt mit diesen für mich überraschenden Größenordnungen anfangen soll. Wie soll ich mir die ökonomischen Zusammenhänge zwischen den hier 19

20 abgebildeten Säulen denken und wie die Umverteilung der Care- Arbeit und ihre gerechtere Bezahlung? Heute: große internationale Unterschiede Ich war in einem internationalen Forschungsprojekt zur politischen und sozialen Ökonomie von Ländern im Rahmen der UNRISD (UN Research Institute for Social Development) beteiligt. Je 2 Länder aus Lateinamerika, Afrika und Asien plus die Schweiz und Japan wurden dabei untersucht. Es zeigte sich, dass die Unterschiede in Lateinamerika oder in Afrika groß sind oder eben auch in Europa, wie Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) zeigen. Die Proportionen zwischen der bezahlten und unbezahlten Arbeit, die Art wie diese Care-Arbeit organisiert und institutionell geregelt ist, können sehr unterschiedlich sein. Ich habe jetzt begonnen die Schweiz und Schweden zu vergleichen, um die Unterschiede und die dahinter stehenden ökonomischen Zusammenhänge besser verstehen zu können. Sowohl Schweden als auch die Schweiz sind erfolgreiche kapitalistische Länder und stark globalisiert. Die konventionellen makroökonomischen Daten unterscheiden sich nicht sehr, aber sobald wir die Abbildung 11 für die Schweiz ansehen, dann wird klar, dass das Bild der Care-Regimes und damit der Geschlechterverhältnisse in Schweden andere Proportionen aufweist. Abbildung 12 Heute: grosse internationale Unterschiede Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen Zeitlicher Aufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit von Männern und Frauen Einkommen der Haushalte - Steuereinkommen der Staaten Einkommensniveau für bezahlte Care-Arbeit Unterschiedliche Zeit- und Einkommensökonomien Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 13 Länder können sich in verschiedenen Hinsichten unterscheiden: Zum einen bei der sozialen Arbeitsteilung oder besser bei deren Ausmaß zwischen Männern und Frauen. Diese ist am egalitärsten in Schweden und in Frankreich, wenn man den Statistiken zu Haushalten mit Kindern glauben will. Weiters gibt es große Unterschiede zwischen Ländern, was den zeitlichen Aufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit von Männern und Frauen anbelangt. Dieser ist in der Schweiz sehr groß, sowohl wenn die Volumina der bezahlten und unbezahlten Arbeit pro Person, pro Erwerbsgruppen und Erwerbsalter, als auch auf die ganze Bevölkerung berechnet werden. Wenn wir die Menge der Erwerbsarbeit umrechnen auf die Anzahl der Personen, die zur ständigen 20

21 Wohnbevölkerung gehören, dann wird in der Schweiz pro Einwohner und Einwohnerin 50% mehr Erwerbsarbeit geleistet als in Frankreich. Und Österreich liegt irgendwo zwischen Frankreich und der Schweiz. Es handelt sich um Größenordnungen, über die selten geredet wird. Nichts desto trotz wird beispielsweise - wie heutzutage fast überall in Europa in der Schweiz unermüdlich von der Finanzierungskrise der Sozialversicherungen geredet. Die Pensionskassen und die Altersvorsorge werden durch Abzüge beim Erwerbseinkommen finanziert, ebenso machen Steuern auf Erwerbseinkommen in der Schweiz einen wichtigen Teil des Steueraufkommens aus. Das Volumen der Erwerbs-Arbeitsstunden pro EinwohnerIn blieb in den letzten 20 Jahren praktisch stabil. Die Finanzierungsprobleme der Sozialversicherungen können nicht so akut sein wie ständig behauptet. Was die Einkommen der Haushalte im Vergleich zu den Einkommen des Staates anbelangt: auch da gibt es große Unterschiede zwischen Schweden und der Schweiz. Es ist nicht nur so, dass in Schweden die Unternehmenssteuern vergleichsweise höher sind, sondern, dass vor allem die Einkommenssteuern in Schweden und die Mehrwertsteuern sehr viel höher sind. Oder anders gesagt: Im Vergleich zur Schweiz landet ein größerer Teil des Erwerbseinkommens in Schweden beim Staat, und damit nicht in den Haushalten. Der Staat hat eine Funktion der Hauhalte übernommen: Er bietet sehr viel mehr Leistungen für die Betreuung der Kinder und für die Unterstützung, Pflege und Betreuung von Kranken an als in der Schweiz, wo diese Leistungen vorwiegend privat erbracht werden, durch Bezahlung mit Einkommen der Haushalte und vor allem durch unbezahlte Arbeit von Frauen. Es gibt also nicht nur die Frage, wie viel die Reichen und Unternehmen an Steuern bezahlen müssen (die sollen in der Schweiz viel mehr bezahlen, finde ich!), sondern auch, eine Frage makroökonomischer Proportionen zwischen den Einkommen der Haushalte und Einkommen des Staates. Ein weiterer Punkt auf den ich hinweisen möchte: Wenn man das Einkommensniveau für das Gesundheitswesen mit den Industrielöhnen vergleicht, dann liegt dieses in der Schweiz sehr viel näher bei den Industrielöhnen als in Österreich, Frankreich und Deutschland. Das hat große Konsequenzen wenn in der Industrie Arbeitsplätze abgeschafft und immer mehr Arbeitsplätze in den care-ökonomischen Bereichen geschaffen werden: Die gesamte Kaufkraft sinkt durch diese Verschiebung, falls das Lohnniveau unterschiedlich ist, und zwar ohne dass an den Löhnen in den einzelnen Wirtschaftszweigen was geändert wird. Das ist ein Problem, das in der ganzen Wirtschaftsstimuli- und Kaufkraftdebatte fast nie diskutiert wird. Nach meinen sehr groben Analysen sind Care-Branchen-Löhne in den Niederlanden, in der Schweiz und lange Zeit auch Schweden dem Industrielohnniveau am nähesten gewesen. In Schweden haben sich seit der Krise der 1990er Jahre die Unterschiede vergrößert. Ich denke bei uns gibt es diese Entwicklung jetzt auch. Aber es bräuchte sehr viel genauere Analysen dazu, um wirklich Länder vergleichen zu können. Das, was ich hier präsentiere sind Fragestellungen, über die wir mehr forschen und mehr wissen sollten, um substantielle wirtschaftspolitische Debatten aus feministischer Sicht führen zu können. Diese sind in vielen Hinsichten an die Besonderheiten einzelner Länder gebunden. Es gibt pro Land unterschiedliche Zeit- und Einkommensökonomien und ich habe gemerkt wie unglaublich produktiv es ist Länder zu vergleichen und ich denke, es wäre wirklich ein sehr interessantes Forschungsprojekt, die wirtschaftliche und soziale Ökonomie von Care zum Beispiel in kleinen europäischen Ländern zu vergleichen. Ich muss sagen, ich weiß sehr wenig 21

22 über Österreich, ich habe Schweden gewählt, weil es so schön anders ist als die Schweiz, jedenfalls, was die gesellschaftliche Organisation der Care Ökonomie und damit wesentliche Aspekte der Geschlechterverhältnisse anbelangt. Ökonomische Dynamiken Abbildung 13 Ökonomische Dynamiken Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 14 William Baumol, ein Neoklassiker, hat bereits 1967 eine Frage aufgeworfen, die sich inzwischen als sehr relevant erwiesen hat. Er stellte fest, was wir alle inzwischen wissen, nämlich, dass, je schneller man Autos, Schuhe, Textilien und Industrienahrungsmittel oder Medikamente produzieren kann, desto kleiner der Bedarf von Arbeitskräften in diesem Bereich ist. Abbildung 14 William Baumol 1967: Kostenkrankheit Technischer Fortschritt - Auseinanderdriften der Arbeitsproduktivitäten Kostenkrankheit wegen hoher Arbeitskosten in verschiedenen Wirtschaftszweigen Susan Donath 2000: Argumentation zentral für feministische Ökonomie Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 15 Der zweite Teil seiner Argumentation ist weniger geläufig: Es gibt, so sagt er, gleichzeitig große Bereiche, beispielsweise das Gesundheitswesen oder künstlerische Tätigkeiten, wo die Ar- 22

23 beitsproduktivität nicht wesentlich zunehmen kann. In Spitälern kann nicht einfach schneller gepflegt und operiert werden. Es ist nun mal nicht das Ziel, ein Spital zu haben mit Fließbändern und Robotern, wo es nur mehr eine Pflegerin pro 500 Betten gibt. Diese Bereiche, in denen nicht einfach immer mehr in immer kürzerer Zeit produziert werden kann, haben ein Arbeitskostenproblem im Vergleich zu anderen Bereichen. Werden ungefähr gleiche Löhne bezahlt, dann ist die Produktion in arbeitsintensiven Bereichen teuer und wird vergleichsweise immer teurer, wenn in anderen Branchen die Arbeitsproduktivität steigt. Baumol hat von einer Kostenkrankheit der, wie er sie nannte, nicht-progressiven Branchen geredet. Es gibt ein gesellschaftliches Preisniveau für Löhne und man kann nicht einfach Pflegerinnen nur 10% dessen bezahlen, was ein Ingenieur oder ein Arbeiter in einer sehr produktiven Fabrik verdienen, in welcher die Produktion weitgehend automatisiert ist. Und wenn wir ein Gesundheitswesen und ein Bildungssystem haben wollen, dann wird der Anteil des Staates der da mitfinanzieren muss, hoch sein müssen, sonst kann sich die Mehrheit der EinwohnerInnen eines Landes den Zugang zu medizinischer Behandlung und Pflege oder zu Bildung fast nicht leisten. Ebenso wird dank technischem Fortschritt in wirtschaftlich weit entwickelten Volkswirtschaften ein Wirtschaftswachstum, das auf einer starken Zunahme der Arbeitsproduktivität beruht, nur noch beschränkt möglich sein, weil der Anteil der unvermeidlich arbeitsintensiven Jobs in einer Volkswirtschaft mit dem technischen Fortschritt zu- und nicht abnimmt. Die Staatsquote wird also zunehmen und die Wirtschaft weniger schnell wachsen. Genau das ist in den letzten Jahrzehnten passiert. Baumol hat das 1967 formuliert und das ist effektiv passiert eine Seltenheit bei Wirtschaftsprognosen, dass sie zutreffen und dies erst noch so langfristig. Das Problem ist, dass diese Entwicklung heute im neoliberalen Mainstream anders ökonomisch begründet und problematisiert wird. In der Schweiz jedenfalls hat man seit den 1990er Jahren genau umgekehrt argumentiert: Die Ursache und das Problem des langsamen Wirtschaftswachstums wurde darin gesehen, dass die staatlichen Sozialausgaben gestiegen sind, dass sozusagen der Sozialstaat zuviel kostet und damit zu wenig übrig bleibt für die sehr produktiven Branchen. Allerdings gab es auch ein paar wenige kritische Stimmen zu dieser Weltinterpretation: So veröffentlichte die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich 2005 eine Studie zur Kostenexplosion im Gesundheitsweisen. Darin wird gesagt, die Kostenexplosion im Gesundheitswesen habe nebst andern Gründen wesentlich damit zu tun, dass die Löhne bzw. der Arbeitskostenanteil im Gesundheitswesen immer sehr hoch ist und sein wird. In der Industrie ist der Lohnanteil gesunken, weil pro Vollzeitstelle mehr produziert wird und immer mehr Arbeit durch Maschinen ersetzt worden ist. Wenn jedoch in den Spitälern Maschinen für Magnetresonanzen oder Computertomographien angeschafft werden, dann bringt das möglicherweise bessere Diagnose- und damit Behandlungsmöglichkeiten, verbesserte Leistungen also des Gesundheitswesens. Aber diese Maschinen bringen keine Arbeitsersparnis mit sich, im Gegenteil, es muss mehr Personal zu ihrer Bedienung angestellt werden. Susan Donath, eine australische Ökonomin, hat die Überlegungen von Baumol im Jahr 2000 in 23

24 einem Artikel der Zeitschrift Feminist Economics aufgenommen und hat die These vertreten, dass die Analyse der Kostenkrankheit zentral ist für die Care-Ökonomie und für die Entwicklung einer feministischen Ökonomie. Der Artikel von Donath hat mich sehr dazu animiert, die Baumol schen Überlegungen in meine wirtschaftstheoretischen Arbeiten zur Care-Ökonomie aufzunehmen. Entwicklung der Arbeitsproduktivitäten Je größer der technische Fortschritt, desto mehr driften die Arbeitsproduktivitäten in den verschiedenen Branchen also auseinander. Ich habe mir das für das Jahr 1991 und 2007 (siehe Abbildung 15) anhand von schweizerischen Daten genauer angesehen: Abbildung 15 Entwicklung der Arbeitsproduktivitäten Bruttowertschöpfung pro Vollzeitäquivalent in % von Industrie und Kreditwesen, Schweiz 1991/ in % der Arbeitsproduktivität von Industrie/Banken % von Industrie % von Kreditwesen 0 Gastgew Gastgew Gesundh.w Gesundh.w Vergleich 100% Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 16 Die Arbeitsproduktivität im Gastgewerbe im Jahr 1991 gerechnet in Prozent in der Industrie (blau) und der Banken (rot): Da lag die Bruttowertschöpfung 1991 knapp bei 60% der industriellen Bruttowertschöpfung und bei rund 50% der Bruttowertschöpfung der Banken sind diese Prozentzahlen stark zurückgegangen. Mit der Bruttowertschöpfung müssen Unternehmen alle Arbeitskosten bezahlen können, die Gewinne, die Steuern des Unternehmens an den Staat und die Abschreibungen. Banken haben im Jahr 2007 fünfmal mehr Erträge zur Verfügung gehabt um Arbeitskosten zu bezahlen, sie können, technisch gesehen, den fünffachen Lohn des Gastgewerbes bezahlen. Faktisch sind die mittleren Löhne heute in den Banken rund doppelt so hoch wie im Gastgewerbe. Die fünffachen Erträge ermöglichen es den Banken nicht nur doppelt so hohe Löhne zu bezahlen, sondern es bleibt ihnen sehr viel übrig, um mit diesen Erträgen ihren Chief Executive Officers (CEOs) astronomische Boni zu bezahlen. Die Lohnschere ist also nicht nur eine Frage der CEOs, die irre viel verdienen, jenseits von Gut und Böse, sondern es gibt eine Lohnschere, die auf das Auseinanderdriften der Arbeitsproduktivitäten der verschiedenen Branchen zurückzuführen ist. Das Gastgewerbe müsste heute die meisten Betriebe schließen wenn durchschnittliche Bankenlöhne bezahlt würden. Beim Gesundheitswesen (hellere Säulen rechts) sieht es ein bisschen besser aus, weil sehr viel vom 24

25 Staat und von obligatorischen Versicherungen finanziert ist, die Tendenzen des Auseinanderdriftens der Arbeitsproduktivitäten sind jedoch dieselben, nur nicht so stark. Arbeitsproduktivität und Lebensstandard Wichtig ist zu verstehen: Die technische Arbeitsproduktivität (produzierte Autos verglichen mit Arbeitsaufwand) unterscheidet sich von der ökonomischen Bruttowertschöpfung (BWS) pro Arbeitsstundenaufwand (BWS: Verkaufserlös für Auto minus Inputs, der einzige Input bei der BWS Berechnung ist Arbeit und Maschineneinsatz, verrechnet in Abschreibungen). Die ökonomische Arbeitsproduktivität ist zwar beeinflusst von der technischen, sie hängt aber wesentlich auch davon ab, wie groß die Verkaufserlöse sind. Abbildung 16 Arbeitsproduktivität und Lebensstandard 3 Aspekte wichtig Technische AP unterscheiden von ökonomischer AP (BWS/VZÄ) Ökonomische AP hängt AUCH vom Verkaufspreis und Umsatz ab Massengüter und -Dienstleistungen müssen bezahlt werden können Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 17 Beispielsweise: Vor ein paar Wochen habe ich ein kompliziertes Referat gehalten und habe später nochmals ein kompliziertes Referat vorbereitet und habe beide Male ungefähr gleich viel Zeit für die Vorbereitung aufgewendet. Für das eine Referat habe ich 3,5-mal mehr Honorar erhalten als für das andere. Ich habe für beide Referate einen großen Aufwand gehabt, das war vielleicht eine Art intellektuelle Untüchtigkeit in beiden Fällen, so jedenfalls mein Gefühl danach. Aber aus der Sicht der Arbeitsproduktivitätskonzepte sehen die Untüchtigkeitsberechnungen sehr verschieden aus. Laut konventioneller Arbeitsproduktivitätsberechnung hatte ich beim Vorbereiten des Referats, mit dem ich 3,5-mal mehr verdient habe, eine 3,5-mal größere Arbeitsproduktivität. Es handelt sich dabei um eine klassische kapitalistische Rechnung. Ich werde nicht primär deshalb angestellt, weil ich besonders intelligent oder tüchtig bin, sondern weil ich eine große Bruttowertschöpfung mit meiner Arbeit (mit-)ermögliche. Ich bin so gerechnet eindeutig produktiver wenn ich Kurse bei einer Großbank gebe als bei einer Frauenorganisation mit meist niedrigen oder bei Gewerkschaften mit mittleren Honoraren. Die Arbeitsproduktivitätsberechnung ist auch für Gewerkschaften wichtig: Sie zeigt, wieviel des erarbeiteten Werts effektiv für Arbeitskosten verwendet wird und wieviel für den Rest: Gewinne, Abschreibungen und Einkommen der UnternehmerInnen. 25

26 Abbildung 17 Arbeitsproduktivität und Lebensstandard Permanenter Widerspruch zwischen Lebensstandardpolitik und Standortpolitik Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 18 Was passiert mit Löhnen in Branchen, wo die Arbeitsproduktivität tief ist? Dies ist beispielsweise der Fall im Gastgewerbe: Würden hohe Löhne bezahlt, würden sich viele Leute nicht mehr leisten können, im Restaurant essen zu gehen. Traditionellerweise sind Löhne im Gastgewerbe relativ tief. Mahlzeiten, generell Massengüter und Massendienstleistungen, also Bildung, Gesundheit oder Dienstleistungen im Tourismus müssen von der breiten Bevölkerung bezahlt werden können. Preise bei industriellen Gütern sind dank technischen Fortschritts oder wegen der Auslagerung der Industrie in Billiglohnländer sehr stark gesunken. Beim Gesundheitswesen ist beides nur beschränkt möglich. Wenn ich in den 1950er Jahren einen mittleren Lohn verdient und eine Operation gehabt hätte, dann hätte ich viel bezahlen müssen, hätte also ohne Krankenkasse lange für die Bezahlung der Operation arbeiten müssen. Ich hätte damals auch ziemlich viel für ein Auto bezahlen müssen. Heute muss ich für ein Auto weniger lange erwerbsarbeiten als früher, aber nach wie vor viel, um eine Operation bezahlen zu können. Und deshalb sind Leistungen im Gesundheitswesen für eine Mehrheit der Menschen nur bezahlbar, wenn der Staat oder kollektive Versicherungssysteme diese Kosten mitfinanzieren. Das ist für Zukunftsdebatten, auch aus feministischer Sicht, eine zentrale Frage. Denn die Care-Arbeit, sagt Susan Donath, kann nicht viel arbeitseffizienter werden und wird deshalb im Vergleich zu anderen Konsumgütern immer stärker ins Gewicht fallen: Als unbezahlte Arbeitszeit oder weil sie viel kostet. Das kennen wir auch aus der Gemüseproduktion, die im Unterschied zur Getreide- oder Maisproduktion nur sehr beschränkt maschinell möglich ist: Da werden SchwarzarbeiterInnen oder 26

27 sonst wie rechtlose MigrantInnen oder in Deutschland Hartz-IV- 3 Leute eingesetzt. Sonst wäre das Gemüse sehr viel teurer. Dasselbe gilt für Hausangestellte. Bei uns in der Schweiz können chronisch Kranke, die Unterstützung im Alltag und bei der Hausarbeit brauchen, mit einer Durchschnittsrente nichts anderes tun als Schwarzarbeiterinnen oder rechtlich auf dem Arbeitsmarkt benachteiligte Migrantinnen anstellen, die diese Arbeit auch gegen sehr tiefe Löhne verrichten (müssen). Eine durchschnittliche Altersrente reicht einfach nicht, um neben den Lebenshaltungskosten auch noch anständige Löhne für die Hauspflege zu bezahlen. Die Arbeit muss entweder von Angehörigen, meist Frauen, unbezahlt gemacht werden, oder die Pflegeversicherung muss wesentlich ausgebaut werden. Oder das Vermögen, falls vorhanden, wird aufgebraucht. Ungleiche Arbeitsproduktivitäten In einem zweiten Schritt, habe ich mir angeschaut, in welchen Branchen heute in der Schweiz hohe Bruttowertschöpfungen (BWS) erzielt werden und wie viele Vollzeitjobs (Vollzeitäquivalente VZÄ) damit verbunden sind. Abbildung 18 Ungleiche Arbeitsproduktivitäten Überdurchschnittl. AP (BWS/VZÄ> Fr.) Hohe AP: 16 % der VZÄ Finanzwesen, Spitzenindustrie, Energie Mittlere AP: 8.4 % der VZÄ Verkehr, Telekom, IT, Post Mittlere AP: 20.4 % der VZÄ Staat und soziale Dienste TOTAL 45% der VZÄ ca. die Hälfte staatlich/kollektiv (mit)finanziert Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 19 Der Durchschnitt der Arbeitsproduktivitäten aller Branchen liegt in der Schweiz bei Franken jährlich pro Vollzeitäquivalent (in Kaufkraft gemessen entspricht dies ungefähr ). Davon müssen Sie sämtliche Arbeitskosten pro Jahr bezahlen, alle Gewinne, alle CEOs und Verwaltungsräte, die Steuern der Firma finanzieren und Abschreibungen machen. Nur 16% aller Vollzeitäquivalente in der Schweiz befinden sich in Branchen mit einer sehr hohen Arbeitsproduktivität (BWS/VZÄ), die weit über dem Durchschnitt liegen. Da gehören die 3 Viertes Gesetz der Kommission für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt, die in Deutschland unter der Leitung von Peter Hartz tagte. Umgangssprachlich wird die Bezeichnung für die Grundsicherung für Arbeitssuchende verwendet. 27

28 Spitzenindustrie (z.b. Pharmaindustrie, Nestlé etc.), die Finanzindustrie und der Energiesektor dazu (der allerdings sehr hohe Abschreibungen hat). Etwas über der mittleren Arbeitsproduktivität liegende Werte weisen der Verkehr, Telekom, Informationstechnik (IT) und Post auf, mit einem Anteil von 8,4% der Vollzeitäquivalente. Post und ein Teil des Verkehrs werden vom Staat subventioniert oder können eine Defizitdeckung beanspruchen. Und weitere 20,4% betreffen Vollzeitjobs des Staates und der sozialen Dienste (wie Gesundheitswesen, Bildung etc.). Also ungefähr die Hälfte sämtlicher Vollzeitäquivalente, die über dem Durchschnitt der schweizerischen Arbeitsproduktivität liegen, ist staatlich finanziert oder teilfinanziert, oder durch andere Transferleistungen (z.b. obligatorische Versicherungen) mitfinanziert. Das heißt, wenn der Staat seine Ausgaben abbaut, werden Arbeitsplätze abgeschafft, in denen gegenwärtig Mittelklasse-Löhne bezahlt werden. Dies ist auch problematisch für die Kaufkraft, für die lohnabhängigen sozialen Sicherungssysteme und für das Steuereinkommen des Staates. Kurzum, meine Schätzungen haben ergeben: Die Hälfte aller Jobs mit hoher Arbeitsproduktivität (respektive relativ hohen Löhnen) sind von Staatsfinanzen oder Sozialtransfers abhängig und das in der Schweiz, nicht in Schweden. Diese Erkenntnis irritiert mich, hat mein ökonomisches Weltbild arg durcheinander gebracht. Abbildung 19 Ungleiche Arbeitsproduktivitäten Unterdurchschn. AP(BWS/VZÄ> Fr.) Unterdurchschnittl. AP: 33.8 %VZÄ: Unt.DL, Trad. Industrie, Handel Niedrige AP: 20.4 % VZÄ: Bau, Gastgewerbe, Landwirtschaft Total 55 VZÄ tendenziell in Niedriglohn-Bereich: Anteil nimmt tendenziell zu. Arbeit.Neu.Denken Wien Mascha Madörin 20 Wir haben jetzt über rund 45% der Vollzeitäquivalente mit relativ hoher Arbeitsproduktivität geredet. Die Branchen mit unterdurchschnittlicher Arbeitsproduktivitäten finden sich bei den Unternehmensdienstleistungen, wie etwa Putzen, bei der traditionellen Industrie, die jetzt sehr gefährdet ist durch den starken Franken, und beim Handel. Und dann gibt es sehr sehr niedrige Arbeitsproduktivitäten dort, wo es viel Arbeit braucht und die Erträge nicht entsprechend groß sind: im Bauwesen, Gastgewerbe und in der Landwirtschaft. In den Branchen mit unterdurchschnittlicher Arbeitsproduktivität befinden sich über die Hälfte sämtlicher Erwerbsarbeits- 28

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