Die Ausscheidung von Selen erfolgt hauptsächlich renal, aber auch über Stuhl und Lunge.

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1 Selen Vorkommen Selen ist ein Halbmetall und gehört zu den essentiellen Spurenelementen. Es kommt in Form von anorganischen Salzen (Natriumselenit, Natriumselenat) und organischen Verbindungen (Selenmethionin, Selencystein) vor. Chemisch gesehen ist Selen eng mit dem Schwefel verwandt. Daher wird es in pflanzlichen und tierischen Organismen anstelle der schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein eingebaut. So liegt Selen in pflanzlichen Lebensmitteln als Selenmethionin und in tierischen Lebensmitteln als Selencystein vor. Im menschlichen Organismus liegt in erster Linie Selenmethionin vor - in allen Organen in unterschiedlichen Konzentrationen. Die höchsten Gehalte weisen die Skelettmuskulatur (40-50 % des Gesamtkörperbestandes), Leber, Nieren, Milz, Gehirn, Gonaden (Keimdrüsen, besonders Hoden) und Thrombozyten (Blutplättchen) auf. Der Selengehalt pflanzlicher Lebensmittel schwankt je nach Anbaugebiet stark. So enthält deutscher Weizen ca. 2 g Selen/100 g, amerikanischer Weizen hingegen 100 g /100 g. Deutschland gilt generell als Selenmangelgebiet. Tierische Lebensmittel weisen einen höheren Selengehalt als pflanzliche Lebensmittel auf. Aber auch der Selengehalt tierischer Lebensmittel schwankt, abhängig von der Fütterung. Denn seit 1992 ist in der EU eine Anreicherung von Futtermitteln mit Selen erlaubt. Resorption und Ausscheidung Die Resorption von Selen erfolgt vorwiegend im oberen Dünndarm. Die Resorptionsrate für Selenmethionin beträgt 100 %, bei gemischter Kost %. Selen in Form von anorganischen Salzen gelangt in einen Selenpool, wo ein Einbau des Selens in Selenproteine erfolgt, die resorbiert werden können. Die Ausscheidung von Selen erfolgt hauptsächlich renal, aber auch über Stuhl und Lunge. Die Resorption von Selen unterliegt keiner physiologischen Regulation, richtet sich also nicht nach der Höhe des Selengehaltes des Organismus. Das heißt, der Seelenhaushalt wird nicht über die Zufuhr, sondern über die Ausscheidung reguliert. Bei unzureichender Selenversorgung wird über Urin und Stuhl weniger ausgeschieden. Bei gesteigerter Zufuhr ist die Ausscheidungsrate größer. Aufgrund dieser fehlenden Resorptionskontrolle führt eine hohe Selenzufuhr mit der Nahrung zu einer höheren Selenaufnahme des Organismus, so dass eine hohe Selenzufuhr toxisch wirken kann. Dipl.-Oecotroph. Eva Deppe Seite 1

2 Physiologische Funktionen Antioxidative Wirkung Selen ist ein unerlässlicher Bestandteil des Enzyms Glutathionperoxidase, welches als Zellschutzfaktor gegenüber aggressiven Sauerstoffteilchen dient (z. B. Entgiftung von H 2 O 2 ). Immunsystem Selen scheint die Antikörperproduktion, insbesondere die Immunglobuline G, stimulieren zu können. Zudem konnte eine Anregung von Gamma-Interferon und des Tumor-Nekrose-Faktors durch Selen nachgewiesen werden. Scheinbar kann Selen zudem die Aktivität körpereigener Killerzellen, die für unser Abwehrsystem von Bedeutung sind, aktivieren. Allerdings wird diese Wirkung bei überschüssigen Dosierungen umgekehrt. Schilddrüsenhormon-Metabolismus Ein Selenmangel kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen, da die Funktion des Enzyms Dejodase von Selen abhängig ist. Dejodase ist erforderlich, um die Umwandlung von T4 (Trijodthyronin) in T3 (Thyroxin) zu katalysieren. Muskulatur Selen ist wichtig für den Erhalt der Muskulatur. Störungen des Selenhaushalts Chronische Erkrankungen (Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, zystische Fibrose, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) können zu einem Selenmangel führen. Selen wirkt der Toxizität von Schwermetalle (Cadmium, Quecksilber,...) entgegen. Da es aber eine Bindung mit den Schwermetallen eingeht, steht es dann nicht mehr für andere Funktionen zur Verfügung. So kann es sein, dass eine Schwermetallbelastung zu Selenmangel führt. Mögliche Folgen eines Selenmangels Herzvergrößerung, Herzinsuffinzienz Rheumatisch-arthritische Beschwerden Veränderungen der Haarstruktur Augenerkrankungen Muskelschwäche Fertilitätsstörungen Schwächung des Immunsystems Aufhellung von Haut und Haaren Dipl.-Oecotroph. Eva Deppe Seite 2

3 Überdosierung Chinesische Studien zeigen, dass bei Langzeitdosierungen von mehr als 750 g pro Tag eine Verlängerung der Blutgerinnungszeit sowie eine vermehrte Bildung weißer Blutkörperchen erfolgt. Die Gefahr einer chronischen Selbstvergiftung besteht somit bei einer derart hohen täglichen Selenzufuhr. Als sicher und nebenwirkungsfrei gelten Langzeitdosierungen bis g pro Tag, sowie Einmalgaben von 3,5 mg Selen ( oberer sicherer Bereich ). Symptome einer chronischen Selen-Überbelastung können sein Störungen der Haar- und Nagelstruktur Hautrötungen und Hautschwellungen Erbrechen Durchfall Gewichtsabnahme Knoblauchartiger Atem Empfohlene tägliche Selenzufuhr Jugendliche und Erwachsene: g /100 g Kinder: g /100 g (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE): D-A-CH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, Umschau Braus Verlag 2000) Selen in Lebensmitteln Lebensmittel Selengehalt in g/100 g Getreide und Getreideprodukte Buchweizen, Korn, geschält 8 Hafer, Korn 7 Haferflocken 10 Mais, Korn 11 Naturreis 11 Obst Rosinen 7 Gemüse und Hülsenfrüchte Bohnen, weiß, getrocknet 14 Linsen, getrocknet 10 Sojabohne, getrocknet 19 Dipl.-Oecotroph. Eva Deppe Seite 3

4 Lebensmittel Selengehalt in g/100 g Pilze Champignons 7 Steinpilz 184 Nüsse und Samen Paranuss 100 Bierhefe 8-90 Fisch Hering 43 Kabeljau 27 Lachs 26 Makrele 39 Rotbarsch 44 Sardine 60 Scholle 33 Seelachs 20 Thunfisch 82 Zander 24 Geflügel Huhn 10 Huhn, Leber 55 Kalbfleisch Muskelfleisch, ohne Fett 4 Leber 24 Rindfleisch Muskelfleisch, ohne Fett 5 Filet 35 Leber 21 Schweinefleisch Muskelfleisch, ohne Fett 12 Leber 58 Ei Hühnerei, Vollei 10 Hühnerei, Eigelb 19 Hühnerei, Eiklar 5 (Quelle: Prof. Dr. I. Elmadfa et. al. : Die große, GU Nährwert-Kalorien-Tabelle, GU-Verlag 2010/2011) Dipl.-Oecotroph. Eva Deppe Seite 4

5 Anwendungsgebiete Herz-Kreislauf-Erkrankungen Herzinfarkt-Patienten weisen niedrige Selenkonzentrationen im Plasma und in den roten Blutkörperchen auf. Eine reiche Selenzufuhr bewirkt eine signifikante Reduktion von Zweitinfarkten und Todesfällen. Immunsystem Bei Selenmangel ist die Antikörper- und Lymphozytenbildung reduziert und die Anfälligkeit gegenüber Infekten erhöht. Ein Ausgleich des Selenhaushaltes ist in diesem Falle wichtig und stärkt das Immunsystem. Kardiomyopathie (Herzinsiffizienz) Seit dem Ausbruch der Keshan-Krankheit (akute Herzinsuffizienz) in China ist der Zusammenhang zwischen einer ungenügenden Selenversorgung und Herzmuskel- Erkrankungen bekannt. Mit ausgedehnten Präventionsmaßnahmen gelang es, mit 60 g/tag das Auftreten der Krankheit zu verhindern. Krebs Das selenhaltige Enzym Glutathionperoxidase ist neben anderen Enzymen ein wichtiges Auffangbecken für aggressive Freie Radikale, die nach heutigem Wissen zu einem erhöhten Krebsrisiko führen. Belegt ist, dass Krebspatienten niedrige Selenspiegel aufweisen. In zahlreichen Studien hat sich eine Selengabe im Rahmen der Krebstherapie als günstig erwiesen: Reduktion der Nebenwirkung von Bestrahlung und Chemotherapie, Verbesserung des Allgemeinbefindens, Optimierung der klassischen onkologischen Maßnahmen. Neurodermitis Eine leichte Selen-Supplementierung bewirkte bei Kindern mit Neurodermitis eine deutliche Verbesserung (7,5-15 g/tag). Zudem wurde eine Reduktion von Asthmaanfällen beobachtet. Rheumatische Erkrankungen Untersuchungen zeigten, dass rheumatische Erkrankungen oft mit einem niedrigen Selenstatus einhergehen. Bei Selensupplementierungen in Kombination mit Zink, Vitamin A, C und E und Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren kam es zu Verbesserungen des klinischen Bildes. Schwermetallvergiftung Bei chronischen Quecksilber- und Bleivergiftungen können Selen-Supplemente den Entgiftungsprozess unterstützen. Rauchen Raucher sind schlechter mit Selen versorgt als Nichtraucher. Bei Erkrankungen oder Indikationen, die mit einem Selenmangel einhergehen, werden tägliche Zufuhrmengen von g/tag empfohlen (Pankreatitis, zystische Fibrose, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Hämodialyse). (Burgerstein 2007) Dipl.-Oecotroph. Eva Deppe Seite 5

6 Selenverbindungen in Nahrungsergänzungsmitteln Das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) empfiehlt über Nahrungsergänzungsmittel täglich nicht mehr als 30 g Selen aufzunehmen. Das BfR ist folgenden Fragen nachgegangen: Welche Selenverbindungen sind für Nahrungsergänzungsmittel geeignet organische oder anorganische? Das BfR empfiehlt vorerst organische Selenverbindungen wie Selenmethionin und Selenhefe nicht zur Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln zu zulassen. Für Selenhefe kann bislang keine gleichbleibende Qualität gewährleistet werden. Darüber hinaus bestehen Unsicherheiten über die Auswirkung der unterschiedlichen Verstoffwechselung von organischen Selenverbindungen. Die Verstoffwechselung der anorganischen Selenverbindungen ist bekannt. Der Einsatz organischer Selenverbindungen lässt bislang keine Vorteile gegenüber dem von anorganischen Verbindungen erkennen. Können selenhaltige Nahrungsergänzungsmittel, bei denen anorganische Salze (Natriumselenit, Natriumselenat, Natriumhydrogenselenat) verwendet werden, zu einer erhöhten Quecksilberbelastung führen? Ausgehend von der aktuellen Datenlage gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Einnahme von selenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln mit Natriumselenit, Natriumhydrogenselenat und Natriumselenat zu einer erhöhten Quecksilberbelastung des Menschen führen könnte. Bislang durchgeführte Studien zeigen sogar eher das Gegenteil, das Selenit die Toxizität von Quecksilber vermindert. Quellen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, Umschau Braus, 2000 Dr. Lothar Burgerstein: Burgensteins Handbuch Nährstoffe, Karl F. Haug Verlag 2007, 11. überarbeitete Auflage Dr. med. Wolfgang Marktl: Physiologie und Ernährungsphysiologie von Selen, Journal für Mineralstoffwechsel, 2001; 8 (3), BfR: Selenverbindungen in Nahrungsergänzungsmitteln, Stellungnahme Nr. 015/2005 des BfR vom Dipl.-Oecotroph. Eva Deppe Seite 6