Tod und Sterben in der Kinderliteratur. Ein Projekt in der Grundschule
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- Alfred Hoch
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1 Germanistik Katarina Michaele Raker Tod und Sterben in der Kinderliteratur. Ein Projekt in der Grundschule Examensarbeit
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3 Hochschule Vechta Fach Deutsch / Germanistik Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen Thema: Tod und Sterben in der Kinderliteratur ein Projekt in der Grundschule
4 Da ist der Trost entdeckt: In den geschriebenen Zeilen Christa Wolf 2
5 Inhaltsverzeichnis TOD UND STERBEN EIN THEMA FÜR DEN DEUTSCHUNTERRICHT DER GRUNDSCHULE? ZUR EINFÜHRUNG IN DAS THEMA 6 1 DER TOD IN DER HEUTIGEN GESELLSCHAFT Der Wandel des Todesverständnisses Das Todesverständnis in unserer heutigen Gesellschaft 11 2 ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHE GRUNDLAGEN Die kognitive Entwicklung des kindlichen Sterblichkeitswissens Kindliche Todesvorstellungen im Alter von 0 bis 5 Jahren Kindliche Todesvorstellungen im Verlauf des Grundschulalters Emotionale Faktoren des kindlichen Todesverständnisses Die Angst vor Tod und Sterben Das kindliche Trauerverhalten 23 3 TOD UND STERBEN IN DER KINDERLITERATUR Zur Geschichte des Todes in der Kinderliteratur Die Bedeutung der Literatur für die Sterbeerziehung: Was können Kinderbücher über das Thema Tod leisten? 31 3
6 3.3 Kriterien zur Analyse von Kinder- und Jugendbüchern zum Thema Tod und Sterben 34 4 HAT OPA EINEN ANZUG AN? EIN BUCH FÜR DIE GRUNDSCHULE? Die Autorin Amelie Fried Hat Opa einen Anzug an? - Ein Bilderbuch voller Fragen Analyse des Buches anhand des Kriterienkatalogs von Ingun Spiecker-Verscharen Die Illustrationen Gestaltung und Wirkung Hat Opa einen Anzug an? ein Buch für die Grundschule? 51 5 HAT OPA EINEN ANZUG AN? EIN PROJEKT IN DER GRUNDSCHULE Tod und Sterben (k)ein pädagogisches Thema? Elemente einer didaktischen Analyse Übersicht über das Projekt Themenschwerpunkt Trauer: Eine Sprache finden für etwas, das oft sprachlos macht Themenschwerpunkt Tod: Wie ist das, wenn man tot ist? Themenschwerpunkt Abschiednehmen: Ausdrucksformen durch szenisches Spiel und metaphorische Elemente finden 79 4
7 5.6 Themenschwerpunkt Trost: Lyrische Formen als tröstende Worte Mir hat am besten gefallen, dass man über Gestorbene auch reden kann. Ergebnisse einer Evaluation des Projektes Ich würde mir das Buch kaufen, weil es mich tröstet. Kinderliteratur zum Thema Tod und Sterben als Beitrag zur Leseförderung im Zeitalter von PISA 99 6 KINDERLITERATUR ZUM THEMA TOD UND STERBEN IN DER GRUNDSCHULE: EIN RÜCK- UND AUSBLICK 104 LITERATUR 107 5
8 Tod und Sterben ein Thema für den Deutschunterricht der Grundschule? Zur Einführung in das Thema Was ist das, Tod? Begraben! Nicht mehr da! Das Kind kann s nicht begreifen, daß man nicht mehr da sein könne. Und heute noch kann i es nicht glauben ans Nicht mehr sein 1 Diese Zeilen, einst von Bettina von Arnim an ihre Freundin Karoline von Günderode geschrieben, beschreiben auch für die heutige Zeit noch sehr prägnant die Situation von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen, die tagtäglich indirekt in den Medien oder auch direkt im Falle des Sterbens eines nahe stehenden Menschen mit dem Tod und der darauf folgenden Zeit der Trauer konfrontiert werden. In unserer modernen Leistungsgesellschaft wird der Tod häufig als etwas Unpassendes, etwas Angst- und Furchterregendes aus unserem Bewusstsein ausgeklammert. Der Sterbeprozess hat sich aus dem Familienkreis verlagert in Krankenhäuser, bestenfalls in Sterbehospize. Der Tod macht auch stumm. Gerade Eltern sind häufig der Meinung, sie müssten ihre Kinder vor diesem Thema so lange wie möglich schützen. Auf die zwangsläufig irgendwann entstehenden Fragen der Kinder wissen sie keine Antwort. Dennoch erfahren auch Kinder und Jugendliche den Tod. Sie erleben ihn in alltäglichen Lebenszusammenhängen wie toten Vögeln oder überfahrenen Katzen. Sie hören vom Tod der Nachbarin und sehen täglich tote Menschen, sogar tote Kinder im Fernsehen. Im schlimmsten Fall werden sie vom Tod eines engen Familienangehörigen oder eines Klassenkameraden getroffen. 1 In: Hetmann (1994): Bettina und Achim, S
9 Kinder haben Fragen zum Tod. Gerade im Grundschulalter entwickelt sich das Todesbewusstsein der Kinder. Sie durchleben eine Zeit, in der sie sich sehr intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen. Dabei entstehen auch Ängste. Durch die Reaktionen ihrer Umwelt erfahren die Kinder häufig, dass Sterben etwas Erschreckendes, Bedrohliches sei, über das die Erwachsenen lieber nicht sprechen möchten und zu dem man lieber keine Fragen stellt. Kinder brauchen Hilfe und Unterstützung bei der Verarbeitung ihrer Ängste und ihrer Trauer und bei der Beantwortung ihrer Fragen. Die Schule als Ort des Fragens und als Sozialisationsinstanz spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Doch auch viele Lehrer verdängen dieses Thema häufig, haben ebenfalls Angst, mit Fragen konfrontiert zu werden, auf die sie keine Antwort haben. Tod und Sterben in der Kinderliteratur dieser Titel impliziert nicht nur die Frage nach dem Tod als Unterrichtsthema. Vielmehr wirft er die Frage auf, inwieweit sich Kinderliteratur zum Thema Tod und Sterben für die Erarbeitung im Deutschunterricht eignet. Ist es sinnvoll, dieses Thema anhand eines ausgewählten Kinderbuches zu erarbeiten? Knüpft diese Literatur an die Erfahrungswelt der jungen Rezipienten an und greift somit ihre Interessen auf? Können auch die allgemeinen Ziele des Deutschunterrichts, wie die Förderung der Sprachbereitschaft und der Sprachfähigkeit der Schüler und die Entwicklung von Freude am Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben (vgl. RRL 1984, S. 4) mit Hilfe dieses Themas und geeigneter Kinderliteratur gefördert werden? Diese Arbeit soll versuchen, Antworten zu geben. Sie soll Antwort darauf geben, ob Tod und Sterben ein Thema für die Grundschule ist und wie man es sinnvoll im Deutschunterricht aufgreifen kann. Sie soll aufzeigen, ob gerade der Deutschunterricht, dessen wichtigstes Medium die Sprache ist, Möglichkeiten bietet, verschiedene Formen der Kommunikation zu finden über ein Thema, das Kommunikation in unserer Gesellschaft häufig unterbricht. Es soll die Möglichkeit 7
10 gegeben werden, die Ängste der Lehrer abbauen, das Thema zum Unterrichtsthema werden zu lassen. Gerade, wenn einer oder alle Schüler direkt von einem Todeserlebnis betroffen sind, ist es unausweichlich, der Trauer auch im Unterricht Raum zu lassen. Um diese Fragestellungen und Thesen adäquat beantworten zu können, werde ich in einem ersten, theoretisch orientierten Teil zunächst die soziologischen und entwicklungspsychologischen Grundvoraussetzungen der Grundschüler unserer Gesellschaft aufzeigen, die eine Beurteilung der didaktischen Relevanz des Themas erst möglich machen und auch für die Beurteilung und die Auswahl von Kinderliteratur zum Thema Tod und Sterben unausweichlich sind. Aufgrund der Interdependenz von Individuum und Gesellschaft müssen stets auch soziologische und psychologische Überlegungen angestellt werden, um die konkreten Unterrichtsinhalte für die Schüler bedeutsam und zugänglich zu machen bzw. sie daraufhin zu überprüfen. Anschließend werde ich mich mit der Entwicklung und Bewertung von Kinderliteratur zum Thema Tod und Sterben auseinandersetzen. Zur Vertiefung soll ein ausgewähltes literarisches Werk exemplarisch genauer vorgestellt und analysiert werden. Um die theoretischen Ergebnisse auch anhand einer praktischen Umsetzung im Unterricht begründen zu können, werde ich unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse ein Unterrichtsprojekt planen und durchführen, das in einem zweiten, praktisch orientierten Teil vorgestellt und ausgewertet werden soll. 2 2 Anmerkung: Diese Arbeit wird nach den Regeln der neuen Rechtschreibung verfasst. Die Zitierweise und das Literaturverzeichnis entsprechen den Empfehlungen von Prof. Dr. W. Kürschner (vgl. Kürschner 1994). 8
11 1 Der Tod in der heutigen Gesellschaft Das Todesverständnis 3 ist ein wandelbares Phänomen, das niemals einheitliche Beurteilung erfahren konnte. Es unterliegt den Strömungen und Tendenzen der jeweiligen Zeit. (Zingrosch 2000, S. 57). Verantwortlich für das Todesverständnis einer Gesellschaft und dessen Wandel sind vor allem die Säkularisierung der Gesellschaft und einschneidende soziale Umstrukturierungen. Zudem haben gerade auch in den letzten hundert Jahren die Fortschritte in Medizin und Wissenschaft zu einer massiven Veränderung des Todesverständnisses in unserer Gesellschaft geführt (vgl. ebd.). Zum einen ist die Kenntnis dieses Wandels und des heutigen Verhältnisses deshalb wichtig, weil sich analog zu den gesellschaftlichen Veränderungen auch die Literatur, insbesondere die Kinderliteratur zu diesem Thema verändert hat (vgl. Kap. 2.1). Zum anderen müssen wir, wollen wir das Thema behutsam und sinnvoll in den Unterricht der Grundschule einbringen, an die Erfahrungen der Kinder anknüpfen, um etwas Neues hinzufügen zu können. Es ist also unumgänglich, sich mit dem heutigen Todesverständnis unserer Gesellschaft, damit, wie mit dem Thema umgegangen wird und wie und wo die Kinder mit dem Tod konfrontiert werden, zu beschäftigen. Ich werde daher in diesem Kapitel kurz die Veränderungen im Laufe der Zeit beschreiben und dann näher auf das heutige Verständnis eingehen. 3 Der Begriff Todesverständnis umfasst hier nicht die kognitiven und entwicklungspsychologischen Aspekte, sondern die Vorstellungen der Menschen vom Tod und ihre Einstellung zu Tod und Leben. 9
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