Prof. Dr. Henry A. Hänni

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1 SCHWEIZERISCHES GEMMOLOGISCHES INSTITUT INSTITUT SUISSE DE GEMMOLOGIE SWISS GEMMOLOGICAL INSTITUTE SSEF Perlen: systematisch betrachtet Eine Präsentation von Prof. H.A. Hänni, FGA Verdankung: die meisten der abgebildeten Perlen wurden im SSEF Schweizerischen Gemmologischen Institute in Basel vom Autor untersucht und photographiert. GemExpert GmbH, Postfach 921 CH Basel / Schweiz tel internet: Mehr Wissen über Muscheln und Perlen Der Autor geht der Sache auf den Grund ;-) FEEG Symposium

2 Mollusken, die Schalen aufbauen Aus: Schoeffel, 1999 Aus was bestehen Muschelschalen? Mineralogische Identifikation Calcit (trigonal) und/oder Aragonit (orthorhombisch), seltener Vaterit, mit organischem Material, als säulige oder tafelige Kriställchen. Chemische Identifikation CaCO 3 Calcium Carbonat aus Süsswasser höhere Spurengehalte von Mn, Sr aus Salzwasser 3x niedrigere Gehalte von Mn zudem organisches Konchyn und organische Materie (Proteine und Polysacharide) als Gerüste um die Karbonate in ihrer Form zu leiten. FEEG Symposium

3 Salzwasser oder Süsswasser? Ein simpler chemischer Test weist das Mn in Süsswasser-Perlmutter nach. H.A. Hänni GemExpert LA ICP MS analysis of Pearls LAICPMS Freshwater bead in saltwater cultured pearl Saltwater pearls freshwater pearls log Ba (ppm Michael Krzemnicki SSEF Swiss Gemmological Institute FEEG Symposium

4 Konkretionen aus Calcium Carbonat CaCO 3 Nebenprodukte der Schalenbildung, entstanden durch eine Mantelverletzung. Perlmutterartige Pinctada, Hyriopsis,... Nicht-perlmutterartige Conch, Melo,... H.A.Hänni, GemExpert Kategorien von Perlen: Echte Perlen - sind zufällige Bildungen ohne menschliches Zutun in wilden Muscheln entstanden. - es gibt echte Perlen von Austern aus dem Meer - es gibt echte Perlen von Muscheln aus Flüssen und Seen H.A.Hänni, GemExpert FEEG Symposium

5 Kategorien von Perlen: Zuchtperlen/Kulturperlen - sind willentlich durch Operation erzeugte Produkte in aufgezogenen oder domestizierten Muscheln. - Salzwasser-Zuchtperlen von marinen Austern. - Süsswasser-Zuchtperlen von Muscheln aus Seen und Teichen. - Beide Arten können ohne oder mit Zugabe eines Kerns entstehen -> kernlose bzw. Zuchtperlen mit Kern. H.A.Hänni, GemExpert Kategorien von Perlen: Imitationen Nur die Erscheinung entspricht einer Perle, das Produkt besteht nicht aus Perlmutter und war nie Teil oder von einer Muschel produziert. Verschiedene Kernmateriale werden verwendet, Lack oder essence d orient werden auf der Oberfläche aufgebracht, um den typischen Orient zu imitieren. Handelsnamen verschleiern oft die industrielle Herkunft, z.b. Majorica (... Mallorca, eine Insel im Mittelmeer) H.A.Hänni, GemExpert FEEG Symposium

6 Jede Muschel könnte eine Perle enthalten Pinctada maxima Anatomie einer Auster o Der weiche Körper ist eingebettet in eine zweiteilige Schale, welche vom Mantelepithel erstellt wurde. Das Mantelepithel reicht bis zum äusseren Schalensaum. Seine jüngsten Gewebezellen garantieren das Wachstum der Schale (o). Durch Zellteilung wird die Vergrösserung des Mantels erreicht. Die Zellen des äusseren Mantelgewebes differenzieren zu Produzenten von Calciumcarbonat. Die Schalen bestehen aus Calcit und/oder Aragonit Aus: Schoeffel, 1999 FEEG Symposium

7 Schematischer Querschnitt durch die Schale Schematische Entwicklung einer echten Perle Es sind meistens Mantelverletzungen und Vernarbung am dünnen Schalenrand welche zur Bildung von Perlen führen. Verschleppte äussere Mantelzellen kommen ins Bindegewebe, und bilden eine Zysten. Diese bilden entsprechend ihrem Alter die entsprechenden Produkte, als würden sie noch an der Schale arbeiten: zuerst Konchyn, später säuliges und dann tafeliges CaCO 3 (s. Perlen-Querschnitt) FEEG Symposium

8 zum Aufbau der Schale äussere Schalenkante P. maxima äussere Schalenkante der A. plicata Plättchenschicht Säulenwachstum Plättchenschicht Säulenschicht <- gegen das Scharnier gegen den Schalenrand -> die Säulen werden von Plättchen überlagert Gleiche Position wie letztes Bild zum Aufbau der Schale zum Plättchenwachstum (Aragonit Plättchen) nacreous vom Säulenwachstum (Calcit Prismen) Der Übergang: nicht-perlmutterartig Scanning Electron Micrograph, ZMB, Universität Basel FEEG Symposium

9 Typischer Querschnitt durch eine echte Perle Kalzitprismen Bohrloch Aragonitplättchen (Perlmutter) Wie an diesem Querschnitt sichtbar, beginnt die Bildung einer echten Perle hier mit säuligem Kalzit, der später von Aragonittäfelchen überlagert wird, eine Abfolge, welche auch beim Blick in die Muschelschale sichtbar ist. Der Aufbau einer klassischen Perle tafeliger Aragonit säuliger Calcit Scanning-Elektronenmikroskopisches Bild FEEG Symposium

10 Struktur von Perlmutter Aragonit-Täfelchen im Schnitt Aragonit-Täfelchen in Aufsicht Raster-Elektronenmikroskopische Bilder Echte Perlen vom persischen Golf Es gibt immer noch eine kleine Produktion echter Perlen aus den Austerbänken bei Dubai, Bahrain, Abu Dhabi etc. Pinctada radiata Austern leben dort in grossen Kolonien. FEEG Symposium

11 Echte Perlen vom persischen Golf Der Handel mit echten Perlen ist in den Händen der Einheimischen, welche nach Indien, Europa und Amerika verkaufen. Man trifft echte Perlen gelegentlich auf Auktionen. Echte Perlen FEEG Symposium

12 Echte Perlen im Querschnitt Zuchtperlen FEEG Symposium

13 Die Champions P. fucata Tahiti Japan P. margaritifera P. maxima hyriopsis Australien Indonesien China Die Bildung der Zuchtperlen So entsteht eine Zuchtperle Eine Zuchtperlenbildung wird stimuliert durch das Transplantieren eines Stücks Mantel-Epithel (jap. Seibo). Ohne Seibo keine Zuchtperle. Von einer Opfermuschel wird das Epithel entnommen, und zwar an einer Stelle wo es schönem Perlmutter aufliegt. Das Epithel kann in einer Empfängermuschel an zwei Stellen erfolgreich deponiert werden: im Mantel oder in der Gonade. Mantel-Zuchtperlen sind meistens kernlos. Gonaden-Zuchtperlen haben meist einen Kern. Schoeffel, 1999 FEEG Symposium

14 Zuchtperlenbildung: das Konzept Zwei Aufgaben: Das ist die Muschel, von der die Transplantate (Seibo) stammen. Die Spendermuschel besitzt hervorragendes Perlmutter, ein Merkmal welches mit jedem Epithelplätzchen weitergegeben wird. Empfängermuschel Die Muschel, welche die Zuchtperle ausbildet nachdem der Seibo eingebracht ist. Die Empfängermuschel ist stark und gesund, wächst rasch und schafft optimale Bedingungen für das Wachstum der Zuchtperle. Während die Spendermuschel für die Qualität des Perlmutters steht, garantiert die Empfängermuschel das Wachstum der Zuchtperle. Transplantation des Mikrochip zur Perlmutter-Herstellung Der Saibo geht fremd. H.A. Hänni GemExpert FEEG Symposium

15 Zuchtperlen: zwei Optionen - im Mantel gewachsen - ohne Kern - in der Gonade gewachsen - mit Kern Zuchtperlenbildung Allgemeine Regel kernlose Zuchtperlen sind Mantel-gewachsen Zuchtperlen mit Kern sind Gonaden-gewachsen z.b. Biwa China Süsswasser z.b. Akoya Südsee Tahiti Kasumiga, Ming FEEG Symposium

16 Zuchtperlenbildung Ausnahmen Zuchtperlen mit Kern Mantel-gewachsen kernlose Zuchtperlen Gonaden-gewachsen nach Kern-Ausstossung z.b. Akoya Keshi Südsee Keshi Tahiti Keshi China Süsswasser können mit rundem Kern in bestehenden Perlsack nach erster Ernte. Eingabe flacher Kerne (coin bead) ergibt rasch grossen Perlsack Begrenzte Kombinationen für Zuchtperlen Auster Salzwasser Gonaden-gewachsen mit Kern Akoya, Tahiti, Südsee, etc. Auster Salzwasser Gonaden-gewachsen kernlos Keshi Kern ausgestossen Auster Salzwasser Mantel-gewachsen kernlos neuer Typ (barockförmig) Auster Salzwasser Mantel-gewachsen mit Kern noch nicht gesehen? Muschel Süsswasser Mantel-gewachsen kernlos Biwa, Chinesisch, US Muschel Süsswasser Mantel-gewachsen mit Kern Chinesisch, coin, rund Muschel Süsswasser Gonaden-gewachsen kernlos noch nicht gesehen? Muschel Süsswasser Gonaden-gewachsen mit Kern noch nicht gesehen? FEEG Symposium

17 Gewinnung der Muscheln P. Maxima von 2 mm, zwei Wochen alt P. maxima, 20 cm vier Jahre alt Zuchträume für Algen als Larvenfutter in Bali - Aufziehen von Larven zu Jungmuscheln - Aufsammeln von wilden Muscheln Zubereitung des Saibo (Mantel-Epithel) Bali 2006 FEEG Symposium

18 Zuchtperlen Das initiale Epithelstückchen bildet den Perlsack und umgibt immer das Produkt! kernlos mit Kern Süsswasser ZP (alter Typ) mit grosser zentraler Höhlung Akoya ZP mit einer Aufwölbung wo sich der Perlsack geschlossen hat. Mantel-gewachsene Süsswasser-Zuchtperlen Chinesische Süsswasser-Zuchtperlen ohne Kern im Querschnitt FEEG Symposium

19 Gonaden-gewachsene Salzwasser-Zuchtperlen Salzwasser-Zuchtperlen mit Kern (Japan, Australien, Tahiti) Gonaden-gewachsene Salzwasser-Zuchtperlen Salzwasser-Zuchtperlen ohne Kern vom Typ Keshi FEEG Symposium

20 Zuchtperlen-Doublette (Mabé) Ein Kern wird unter den Mantel geschoben und an der Schale befestigt. Das normale Mantelgewebe deckt die Beigabe mit seiner täglichen Produktion zu. Abalone Pinctada maxima Pteria penguin Mabé Blister-Zuchtperlen wachsen an der Schale Chinesische Süsswasser-Zuchtperlen Diese 2-jährigen Dreiecksmuscheln werden als Seibo-Spender verwendet. H.A. Hänni, SSEF 2005 Die Seibo werden in drei Reihen in das Mantelgewebe der Empfängermuschel Hyriopsis cumingi transplantiert FEEG Symposium

21 Chinesische Süsswasser-Zuchtperlen Frühere Reisfelder wurden ausgehoben und sind nun Teiche. Die Muscheln bilden in 5-7 Jahren die Perlen. Sie hängen in Netzen, welche an Boyen befestigt sind. Jurong Shi bei Nanjing, China H.A. Hänni, SSEF 2005 Die Muschel wurde zur Ernte geöffnet. Die 8 mm Perlen sind noch im Perlsack im Mantel der Hyriopsis Cumingi. Chinesische Süsswasser-Zuchtperlen Lager der geernteten Perlen. Sie sind noch nicht sortiert und in Naturfarbe. Qualitätssortierung vor dem Bohren und Aufreihen Arbeiterinnen in einem Handelsplatz in Weitang (China), wo riesige Mengen vermarktet werden. FEEG Symposium

22 Chinesische Ming-Zuchtperlen Zuchtperlen mit Kern, in der Gonade gewachsen Radiographien von Ming Perlen mit gebohrten Kernen FEEG Symposium

23 Querschnitt durch eine Ming ZP zwei Bohrlöcher Kernmaterial stellt Fragen nach der Art Dünnschliff im polarisierten Licht Tridacna Schale mit Flammenmuster Kernmaterial der Ming Perlen FEEG Symposium

24 Röntgen-Tomographie einer Ming Perle Zwei Bohrkanäle und organische Rückstände im Bohrloch REM Bild des Bohrkanals Organische Reste an der Wand des Bohrkanals FEEG Symposium

25 Mutmassliche Methode zum Einbringen des Kerns bei Ming Perlen Saibo Kern Operationswerkzeug Kern und Mantelepithel werden in einem Schritt in die Gonade gebracht Einbringen des Transplantats in die Gonade FEEG Symposium

26 Akoya Zuchtperlen: Schema einer Farm in Kuri Bay Flosse in einer geschützten Bucht mit aufgehängten Körben, die hunderte von Muscheln enthalten. René Lauper Frieden, Thun Zuchtperlen mit Kern (Ras al Khaima): Akoya Die Muscheln werden aufgeschnitten und die Perlen entnommen. Ein zweiter Kern wird nicht eingepflanzt Die Ernte ist in der kalten Jahreszeit denn die Struktur des Perlmutters ist dann dichter und der Glanz höher. FEEG Symposium

27 Zuchtperlen mit Kern (Australien): Südsee Entnahme einer Südsee-Zuchtperle aus P. Maxima Pinctada maxima in der Südsee (Paspaley) FEEG Symposium

28 Zuchtperlen mit Kern (Australien): Südsee Qualitätsgraduierung der Südsee-Zuchtperlen bei Paspaley in Darwin FEEG Symposium

29 Zur Anzeige wird der QuickTime Dekompressor benötigt. Prof. Dr. Henry A. Hänni Jacques Brannelec, Jewelmer, Philippinen Aus befruchteten Eiern aufgezogene Baby-Austern P. maxima, goldlippig FEEG Symposium

30 Verloren im weiten Ozean. Farm der Pacific Perles auf Aratika, Tuamotu, Französisch Polynesien Zuchtperlen mit Kern (Polynesien): Südsee Eine Pinctada margaritifera-schale mit den dunklen Zuchtperlen. Tahiti, Fidji und die Cook Inseln sind die Heimat dieser Muscheln mit dunklem bis grauem Perlmutter das oft irisierende Farben zeigt. FEEG Symposium

31 Sorgfältige Reinigung und Pflege für gute Qualität... alle paar Wochen werden die Netzt aus dem Wasser geholt und vom Bewuchs gereinigt. FEEG Symposium

32 Die erste Ernte nach rund zwei Jahren und gleich wird eine zweiter, grösserer Kern in den Perlsack gebracht. Nur über zwei Schritte bekommt man die ganz grossen Zuchtperlen mit Kern. Qualität hat verschiedene Seiten Tahiti Zuchtperlen in verschiedenen Formen, Farbe, Glanz FEEG Symposium

33 Perlen-Identifikation mit Röntgen- Schattenbildern Eine Röntgenröhre sendet sehr energiereiche Strahlung aus, welche festes Material durchdringen kann. Unterschiedlich dichte Bereiche schwächen Strahlung ungleich ab: Schattenmuster können auf Film oder elektronisch abgebildet werden. Ein Armband mit Perlen liegt über dem Röntgenfilm zur Aufnahme bereit. Röntgenbilder von echten Perlen FEEG Symposium

34 Röntgenbilder von Zuchtperlen mit Kern Akoya Gonaden-gewachsen Tahiti Südsee Röntgenbilder von kernlosen Zuchtperlen Süsswasser Mantel-gewachsen FEEG Symposium

35 Keshi Zuchtperlen (kernlose Zuchtperlen aus der Südsee oder von Tahiti) Gonaden-gewachsen, nach Kernverlust 1. Generation : erster Kern ausgestossen 2. Generation: nach Entnahme der ersten Zuchtperle zweiter Kern ausgestossen Barockförmige Zuchtperlen mit barocken Kernen FEEG Symposium

36 Chinesische Süsswasser Zuchtperlen als Kerne H.A.Hänni, GemExpert Radiographien von kernlosen Zuchtperlen mit Überzügen mariner Austern H.A.Hänni, GemExpert FEEG Symposium

37 Noch eine Überraschung! Echte Perlen gehen nochmals in die Muschel Echte Perlen mit neuem Überzug! FEEG Symposium

38 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Ras al Khaimah, Mai 2010 FEEG Symposium