Unterricht in der Sekundarstufe II

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1 Unterricht in der Sekundarstufe II 3. Unterrichtsinhalte der Einführungsphase und der Qualifikationsphase 3.1 Die Einführungsphase Didaktisch-methodische Überlegungen Die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe versteht sich im Sinne eines Spiralkurrikulums, als eine Weiterführung des geographischen Kompetenzerwerbs der Sekundarstufe I. In diesem Jahrgangstufe sollen in besonderer Weise Grundlagen geschaffen werden, damit die räumliche Umwelt als ein Beziehungsgeflecht von Natur- und Humanfaktoren verstanden und ihre sinnvolle Gestaltung durch menschliches Handeln erwogen, geplant und durchgeführt werden kann. Sie bildet die Chance besonders physische und geoökologische Fragestellungen zu erfahren und eine tragfähige Basis an Fachkompetenzen aufzubauen. Dabei gilt es grundlegende Konzepte mit solider fachsprachlicher Basis, in ihrem komplexen Mensch-Raum-Bezug erfahrbar zu machen. Im Fach Erdkunde ist die Hinführung zu wissenschaftspropädeutischem Arbeiten wesentlich durch topographische Kenntnisse und sachgerechter Einsatz geographischer Arbeitsweisen und Methoden zu gewährleisten. Das topographische Grundwissen der Sekundarstufe I gilt es zu erweitern, um am Ende der Jahrgangsstufe ein weites Orientierungsraster nutzen zu können. Zentrale geographische Arbeitsweisen und Methoden bilden die Nutzung und Auswertung thematischer und physischer Karten (Kartenauswertung), sowie das Beschreiben, Erklären und Auswerten von unterschiedlichen Tabellen und Diagrammformen. Eine Einbindung neuer Medien und der kritische Umgang bei der Nutzung soll gesucht werden (Beispiel Darstellungsform Animation). Die Aufarbeitung und Weitung des topographischen Grundlagenwissens und die Einübung geographischer Arbeitstechniken sind wichtige Lerninhalte der gesamten Einführungsphase (Kompensation) Inhalte der Einführungsphase Die Naturfaktoren Klima, Böden und Relief bestimmen die Vegetation und die Nutzungsmöglichkeiten eines Raumes durch den Menschen. Die atmosphärische Zirkulation modifiziert diese grundsätzlich breitengradorientierte Raumnutzung infolge der unterschiedlichen Einstrahlungsverhältnisse auf Kontinenten und Meeren, deren Verteilung auf der Erde die natürliche Ausstattung eines Raumes bestimmen. Fragestellungen um Naturkatastrophen im globalem und nationalem Maßstab, Fragen zur Vernetzung der Teilsysteme des Systems Erde (Atmo-, Hydro-, Litho- und Biosphäre), das Ausmaß und die Ursachen des Klimawandels und Folgen für das menschliche Wirken sollen kontrovers diskutiert werden können. 1

2 Thema der Einführungsphase (E1 und E2): - Ökologische und ökonomische Probleme in verschiedenen Klima- und Vegetationszonen Themen von Unterrichtseinheiten und Räume bzw. Material/ Methoden Fachinhalte Schwerpunkte Kurshalbjahr 1 (E1): Naturgeographische Voraussetzungen bilden Grundlagen für menschliches Handeln Leben mit Naturgefahren Vulkanismus, Erdbeben und Tsunamis Global Verschiedenen Abbildungen mit Häufigkeitsverteilungen Atmosphärische Prozesse Strahlungs- und Wärmehaushalt der Erde Global Wiedergabe und Interpretation Luftdruck und Wind von Abbildungen Klima und Wetter in Mitteleuropa Mitteleuropa, Deutschland Erstellung und Auswertung von Tropische Zirkulation Klimaänderungen Wirtschaften im System Erde-Mensch Landschaft Ausschnitt aus dem System Erde-Mensch Zonale Gliederung der Erde Ausgewählte Syndrome in verschiedenen Landschaftszonen Globalisierung unseres Nahrungsmittelangebot Tropische Passatzirkulation, Indischer Monsun Teilsysteme der Erde, Landschaftswandel, Faktor Mensch Tropen als Raum mit begrenzter Tragfähigkeit Fakultativ: weitere Syndrome Tropische und subtropische Früchte vers. Klimadiagrammtypen Auswertung und kritische Bewertung von Modellen und Schemas Auswertung von Karikaturen, Einführung in die Szenariotechnik am Beispiel von Klimaszenarien (z.b. Animationen) Wirkungsschema erstellen Klimaklassifikationen, typische Böden vers. Landschaftszonen Erstellen von Strukturskizzen Lokale Ortserkundungen und Recherche (Supermarkt), Darstellung von Untersuchungsergebnissen (Tabellen, Diagramme) Lokalisierungsschulung Diverse Räume Atlas - längere schriftliche Übung/ Klausur Kurshalbjahr 2 (E2): Wasser und Rohstoffe als Grundlage unseres Lebens- und Wirtschaftens Süßwasser Grundlage unseres Lebens und Wirtschaftens Wasser als Konsumgut und Wasserverbrauch auf Produktionsfaktor persönlicher und globaler Eingriffe des Menschen in den Wasserhaushalt Ebene z.b. Staudamm- Großprojekte, übernutze Gewässer/ Binnenseen Wasserintensität von Alltagsprodukten kennen lernen Vor- und Nachteile von wasserbaulichen Großprojekten gegenüberstellen können 2

3 Wasserproblematiken anhand ausgewählter Beispielräume Rohstoffe und ihre Nutzung Steinkohle einheimischer Rohstoff mit Tradition Braunkohle Rohstoff mit Nutzungskonflikten Erdöl und Erdgas ein strategischer Rohstoff Rohstoffperspektiven regenerative Energien Konflikte in Trockenräumen Nordafrikas oder des Nahen Ostens Ruhrgebiet und deutsche Fördergebiete, globale Förderung; Inkohlungsprozess und Nutzung von Steinkohle Niederrheinische Vorkommen, Verwendungsmöglichkeiten, Flächennutzungskonflikte durch Umsiedlungs- und Wassermanagement Globale Produzenten- und Konsumentenregionen Recycling von Rohstoffen, regenerative Formen der Energiegewinnung Herausforderung Nachhaltigkeit Nachhaltiges Handeln ermöglichen Nachhaltigkeit auf persönlicher Ebene und lokaler Ebene Ansätze Nachhaltiger Wassernutzung erfahren Diverse Diagrammtypen nutzen können (v.a. Kreisdiagramme) Profile auswerten und Zusammenhänge darstellen Kompetenzen zur Förderung der Diskussion und Planung erweitern (z.b. Rollenspiele) Rolle von Kartellen, Abhängigkeiten durch Rohstoffe Diskussion zum Potential regenerativer Energien Dreieck der Nachhaltigkeit, Formen der Messung von Nachhaltigkeit (ökologischer Rucksack, ökologischer Fußabdruck) Lokale Agenda 21 Umsetzungsideen in der Schule 3

4 3.2 Die Qualifikationsphase Didaktisch-methodische Überlegungen Die Qualifikationsphase soll in besonderer Art eine wissenschaftspropädeutische Auseinandersetzung inhaltlicher und methodischer Qualität bieten. Im Sinne des Spiralcurriculums wurden in den hinführenden Ausbildungsebenen (Sekundarstufe I und Erprobungsstufe) die vielseitigen fachbezogenen und überfachlichen methodischen Kompetenzen erweitert. Dieses Vorwissen soll weiterentwickelt und durch spezielle vertiefte Methoden angewandt werden. Die Methoden sollen an verschiedenen Stellen obligatorisch eingesetzt werden, um den Ausbau der Kompetenzbereiche Sach-, Methoden-, Beurteilungs- und Handlungskompetenz zu schaffen. Somit ist die Verbindung der Inhalte in der Qualifikationsphase an die pädagogischen Entscheidungen und Kompetenzen der Lehrkraft gebunden Methoden und Materialien Methoden Methoden Kartenarbeit und Raumanalysen Szenariotechnik Auswertung von Karikaturen Erstellen von Mind- und Konzepmaps Erstellen und Auswerten diverser Referate und Präsentationen Diagrammformen Erstellen und Auswerten von Wirkungsschemas Diskussionen und Debatten Vertiefte Modellarbeit und Kritik Rollen- und Planspiele Recherchen Projektarbeiten Sprechende Graphen Exkursionen Materialien Materialien Atlanten und Karten (bevorzugt Diercke aber Geographische Informationssysteme (GIS) auch andere) Fachspezifische Nachschlagewerke (z.b. Fischer Geographische Zeitschriften (Praxis Geographie, Weltalmanach) Geographische Rundschau) Internetgestützte Recherchen (Rechnerwagen, Überfachliche Zeitschriften/ Zeitungen (z.b. Mediothek) Politische Bildung) 4

5 3.2.3 Qualifikationsphase Q 1 Themen von Unterrichtseinheiten und Räume bzw. Schwerpunkte Fachinhalte Q 1 - Kurshalbjahr 1: Raumstrukturen und raumwirksame Prozesse in Entwicklungs- und Schwellenländern und ihre Wechselwirkungen mit Industrieländern vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung Globale Disparitäten Entwicklung von Ländern Kennzeichen von Entwicklungs- und Schwellenländern; Indikatoren eines Entwicklungsstandes, Klassifizierungsmöglichkeiten Entwicklungsstrategien und - theorien Wege der Entwicklung Globale Wirtschaftsbeziehungen Globalisierungsprozess und Entwicklungsländer Weltwirtschaftsbeziehungen Chancen und Risiken durch die Globalisierung Demographische Prozesse Entwicklung der Weltbevölkerung Szenarien, Modell des Demographischen Übergangs Szenariotechnik Migration Globale Bewegungen, Europa als Wanderungsziel Ernährungspotentiale einer wachsenden Weltbevölkerung Hungerproblematik und Grenzen der Tragfähigkeit Endlichkeit von Ressourcen Agrarsysteme und ihre ökologischen Grundlagen Wirtschaften in den Immerfeuchten Tropen Wirtschaften auf gefährdeten Böden Landwirtschaft zwischen Subsistenz und Marktorientierung Grüne Revolution Landschaftliche Intensivierung in semiariden und ariden Räumen Ökologischer Landbau Grundprinzipien Geoökosystem Tropischer Regenwald; Kennzeichen der Landwirtschaft in den Tropen und Subtropen, z.b. Plantagenwirtschaft und Ecofarming (nur LK); Agrarkolonisation in den Tropen (nur LK) Asiatisches Land Unterschiedliche Bewässerungssysteme, Bodenversalzung, u.a. Sahelzone Dreieck der Nachhaltigkeit Syndromansatz (nur LK) Nachhaltiges Wirtschaften in der einen Welt Merkmale von Fairtrade-Projekten Ökobilanzierung Tourismus - Wirtschaftsfaktor im Spannungsfeld zwischen Landschaftszerstörung und -bewahrung Entwicklungsmuster des Tourismus Standortfaktoren für unterschiedliche Tourismusformen Tourismus zwischen Landschaftszerstörung und bewahrung Veränderung räumlicher Disparitäten und der Soziokultur durch Tourismus Tourismus als Entwicklungsstrategie in Entwicklungsländern Destinationslebenszyklusmodell nach Buttler, Vier-Phasen-Modell nach Vorlaufer (nur LK) Belastungen durch Massentourismus, Sanfter Tourismus als Lösungsansatz 5

6 Q 1 - Kurshalbjahr 2: Leben und Handeln in urbanen Räumen Die Stadt als Lebensraum Wahrnehmung des städtischen Lebensraums eigener Nahraum, Städte unterschiedlicher Größe Der geographische Stadtbegriff Stadtentwicklung seit dem Mittelalter Historisch-genetische und sozioökonomische Handels- und Bürgerstadt, Residenzstadt, Stadttypen Stadtentwicklung in der Industriegesellschaft Industriestadt, Deutschland und Europa Stadtentwicklung in der Dienstleistungs- und u.a. Gartenstadt, New Towns und Erlebnisgesellschaft Großwohnsiedlungen Verstädterung und Urbanisierung Megapolisierung und Metropolisierung Primary Citys, global Slumbildung und Marginalisierung Merkmale und Funktionen von Global Citys Second Citys Leitbilder der Stadtentwicklung Die Gartenstadtidee Leitbild nachhaltige Entwicklung Lokale Agenda 21 Chance zur Mitgestaltung Szenarien zur Zukunft unserer Städte Zentralität als Ausdruck funktionaler Verflechtungen in Deutschland und Europa Aufgabenfelder der Raumordnung Deutschland Träger, Ziele und Instrumente der Raumordnung Deutschland Prozesse und Probleme städtischer Räume Aufgaben und Probleme der Teilraums City Citys in Deutschland Probleme der Suburbanisierung Stadtentwicklungsprozesse Jeweils mit Modellen: Angloamerikanische Stadt, Islamisch-orientalische Stadt; Segregation: sozial-räumliche Differenzierung von Städten Neue Entwicklungen bei der Stadt-Umland- Beziehung: shrinking citys und Aufwertungsprozesse in Teilräumen Lateinamerikanische Stadt (nur LK) u.a. angloamerikanische und europäische Stadtbeispiele Qualifikationsphase Q 2 Q 2 - Kurshalbjahr 1 und 2: Strukturen und Prozesse in Industrieräumen beispielhaft an den Raumbeispielen Europa, USA und China Raumordnung in der EU Europa im Wandel Transformation in den MOE-Staaten Grenzüberscheitende Zusammenarbeit in Europa Die Euregio-Idee Europäische Raumordnungsmodelle Strukturwandel in einem industriell geprägtem Raum Phasen der Industriealisierung Strukturwandel altindustriealisierter Räume Mittelosteuropa Euregio-Region im deutschen Grenzraum Modelle v.a. Ruhrgebiet Hauptphasen des industriellen Wandels, 6

7 Ein neues Profil für einen Altindustrieraum Mechanisierung, Intensivierung und Spezialisierung der Landwirtschaft Agrobusiness Nordwanderung Förderung Vorreiter USA, Merkmale Agrobusiness Standortfaktoren und Standortentscheidungenscheidungen Standortfaktoren im Zusammenhang mit harten und u.a. Schwerindustrie; Produktlebenszyklen und weichen Standortfaktoren Entwicklungszyklen der Wirtschaft Tertiärisierung der Wirtschaft Von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft und Wandel der Sektorenanteile, Standortverlagerungen, Informationsgesellschaft verschiede Raumbeispiele Unternehmensorientierte Dienstleistungen Dienstleistungszentrum Frankfurt Verkehrs- und Kommunikationsnetze in ihrer Bedeutung für die globalen Verflechtungen Wirtschaftsfaktor Verkehr Auch weitere Infrastrukturen Kommunikationsnetze Globale Zusammenarbeit in Abhängigkeit von soziokulturellen Rahmenbedingung Globale Wirtschaftsbeziehungen und globale Disparitäten Zielsetzungen von Wirtschaftsbündnissen Triade, Bedeutung von Sonder- und Freihandelszonen, gerechte Entwicklung, u.a. China nur LK 7