TN (ot): HUTTON Louisa* Architektin Vorsitz. KOBERMAIER Franz* MA 19 bis 13:30. NUTZ Claudia* Wien 3420 Schriftführung
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1 KONZEPT_ Internationaler Architektur-Ideenwettbewerb Seestadt Aspern Seeparkquartier Baufeld J4, 1220 Wien Niederschrift über die Sitzung der Jury vom 22. Juni 2015 Sitzung: Ort: , 10:10 bis 16:20 Uhr Architekturzentrum Wien, Museumsplatz 1, 1010 Wien Halle F3 Protokoll: HAIN Florian, next-pm ZT TN (ot): HUTTON Louisa* Architektin Vorsitz TILLNER Silja* WIMMER Helmut* Architektin, Aspern Beirat Architekt KOBERMAIER Franz* MA 19 bis 13:30 STEGER Bernhard* Büro der Planungsstadträtin STEINER Dietmar* AzW stv. Vorsitz THUN-HOHENSTEIN Christoph* MAK NUTZ Claudia* Wien 3420 Schriftführung HINTERKÖRNER Peter Wien 3420 MAYER Karoline AzW bis 16:00 RITTER Katharina AzW ab 16:00 HAIN Florian next-pm ZT * stimmberechtigt Namens der Ausloberin begrüßen Claudia Nutz und Dietmar Steiner und übergeben das Wort an die Vorsitzende Louisa Hutton. Beschlussfähigkeit Die Vorsitzende stellt die Beschlussfähigkeit der Jury fest. Die Frage nach der Befangenheit wird von allen Juroren und Jurorinnen verneint. Wettbewerbsprojekte Fristgerecht ( :00 Uhr Pläne, , 12:00 Einsatzmodelle) gingen 7 Wettbewerbsprojekte im Wettbewerbsbüro ein. Bericht der Vorprüfung Dipl.-Ing. Florian Hain erläutert den Aufbau des schriftlichen Vorprüfungsberichts. Die Vorprüfung erfolgte durch next-pm ZT GmbH unterstütz durch die MA 21 und die MA 37. Ideenwettbewerb Seeparkquartier Baufeld J4, 1220 Wien I Jurysitzung Seite 1
2 Der Vorprüfungsbericht enthält für jedes Projekt - Formalia - Kennwerte (BGF, BRI) - 2h-Schatten - Wettbewerbsgebiet - Gebäudehöhe/natürliche Belichtung - Bebauungsrichtlinien - Geschoßhöhen - Erschließung - Freiflächen - Gebäudetiefe und Konstruktionsraster - Dargestellte Nutzungsmöglichkeiten - Flächenwidmungs- und Bebauungsplan - Städtebauliches Konzept - Projektberichte der Teilnehmer - Tabellarische Gegenüberstellung Kennwerte-Vergleichstabelle Thematische Schwerpunkte Das Architekturzentrum Wien führte in Kooperation mit der Wien 3420 Aspern Development AG als Beitrag zur Vienna Biennale 2015 "Ideas for Change" einen geladenen Ideenwettbewerb für ein Grundstück in aspern Die Seestadt Wiens durch. Gesucht wurden Ideen für positiven Wandel und neue Formen für nutzungsneutrale Gebäude. Ziel des Wettbewerbes war es, alternative Herangehensweisen an die Architektur der Stadt zu entwickeln und damit eine Debatte über die Zukunft und die Kohärenz der Stadt anzuregen. Sieben ausgewählte Architekturbüros aus ganz Europa nahmen daran teil und präsentierten ihre eingereichten Projekte am 20. Juni in einem öffentlichen Symposium im Az W. Im Anschluss, am 22. Juni, tagte die Jury. Vor dem ersten Orientierungsrundgang werden grundsätzliche Themenschwerpunkte in Erinnerung gerufen, die in der Beurteilung der Projekte Berücksichtigung finden sollen: Dem Leitmotiv der Biennale 2015, Ideas for Change folgend, wurde der Wettbewerb unter der Motivation ausgelobt, exemplarische, alternative Herangehensweisen an die Konzeption von multifunktionalen Stadthäusern am Beispiel eines konkreten Baufeldes in der Seestadt Aspern zu finden. Kernthema ist der Umgang mit dem Spannungsfeld Masterplanvorgaben, Bebauungsplan, Regeln der Bauordnung versus unkonventionelle und innovative Ansätze die neue Wege beschreiten Mögliche Nutzungsvielfalt (auch in starren Systemen möglich) versus tatsächlicher Flexibilität der Gebäudestruktur bei sich ändernden Nutzungsanforderungen Welche Eigenschaften zeichnet ein multifunktional nutzbares Gebäude aus (welche sind die optimalen Geschoßhöhen, welcher Konstruktionsraster ist für eine größtmögliche Flexibilität günstig, wie viele Einheiten sollen/können mit einem Treppenhaus erschlossen werden, welche Art von Fassadenraster und Fassadentextur steht am besten im Einklang der Anforderung, dass sich die Nutzungen dahinter laufend ändern könnten, wie kann dennoch die Leistbarkeit und wirtschaftliche Darstellbarkeit solcher Projekte gewährleistet werden etc.) Verhältnis Außen- zu Innenraum Ideenwettbewerb Seeparkquartier Baufeld J4, 1220 Wien I Jurysitzung Seite 2
3 Adressbildung Materialität und Nachhaltigkeit Orientierungsrundgang Um sich einen Überblick über die eingereichten Projekte zu verschaffen, informiert sich das Preisgericht in einem Orientierungsrundgang, unterstützt durch Erläuterungen der Vorprüfer. Rekapitulierung Vor dem ersten Auswahlrundgang werden die Beurteilungskriterien und die thematischen Schwerpunkte rekapituliert und bestätigt: Beurteilungskriterien Städtebauliche Lösung Baukünstlerische Lösung Funktionelle Lösung Soziale und ökologische Nachhaltigkeit Wirtschaftlichkeit in Errichtung Betrieb und Erhaltung Vorgehensweise und Ziel der Jury Da die Wien 3420 Aspern Development AG selbst nicht als Immobilienentwickler tätig wird, ist der gegenständliche Wettbewerb nicht zwingend darauf ausgelegt einen Gewinner zu ermitteln. Das Hauptaugenmerk liegt in der Erkennung verwertbarer neuer innovativer Lösungsansätze für ein multifunktionales und möglichst leicht und flexibel anpassbares Stadthaus. Das Innovationspotential des Wettbewerbes kann sich dabei nicht nur auf ein einzelnes Projekt beschränken. Die Jury erklärt es zu ihrem Ziel alle sieben Projekte in gleicher Weise zu analysieren und das Innovationspotential kritisch hervorzuheben und ggf. Empfehlungen für eine mögliche Weiterentwicklung der Konzepte zu formulieren. Ergebnis In der vergleichenden Analyse der eingereichten Projekte, die sich ohne Ausnahme auf architektonisch und städtebaulich hohem Niveau befinden, kam die Jury zu folgendem Ergebnis: Von der Jury wurden vier Konzepte zur Weiterbearbeitung und Realisierung empfohlen, wobei drei Projekte der Aufgabenstellung Ideas for Change besonders gerecht wurden. Die Ambition, neue Wege in der Entwicklung eines multifunktionalen Stadthauses zu gehen, wird aus den ersten drei angeführten Projekten am deutlichsten herausgelesen. Es handelt sich dabei um drei starke und klare Vorschläge, die in ihrer architektonischen Herangehensweise an die Nutzungsneutralität glaubwürdig sind und der Seestadt aspern gleichzeitig einen städtebaulichen Mehrwert verleihen würden: Ideenwettbewerb Seeparkquartier Baufeld J4, 1220 Wien I Jurysitzung Seite 3
4 Kempe Thill Projekt 05 Die Jury würdigt diese kreative Antwort auf die Anforderungen der Aufgabenstellung und des Standortes - insbesondere den Ehrgeiz des Verfassers, soziale Interaktion durch die Gebäudeform zu fördern. Die das ganze Grundstück umfassende Großform eines "Hügels" setzt ein städtebaulich markantes Zeichen und die außergewöhnliche Silhouette zum See hin würde dem Standort unverwechselbare Identität verleihen. Die innere Laubengangerschließung ermöglicht eine flexible und nutzungsneutrale Teilbarkeit der anschließenden Nutzflächen, mit der unvermeidbaren Problematik der Einsehbarkeit vom Laubengang her. Allen Einheiten vorgelagert sind umlaufende Balkone zum Außenraum. Empfehlungen: Das bei jedem Terrassenhaus entstehende Innere wird in diesem Entwurf von einem optionalen Foliendach geschlossen, wodurch ein klimatisierter Außenraum entsteht. Die Jury hinterfragt den Sinn der Überdachung des gesamten Innenhofs. Das Erdgeschoss dieses öffentlichen Innerens unterhalb des begrünten Freiraums auf dem ersten Obergeschoß, welches als großzügige Servicezone für die Nutzungen zum Straßenraum hin (wie z.b.: Anlieferungen, Stauflächen für Fahrräder etc.) konzipiert wurde, muss in Hinblick auf die räumlichen Qualitäten noch bearbeitet werden. Helen & Hard Projekt 04 Die Herausforderung der Ausschreibung und des Standorts trafen auf eine fantasievolle bauplastische Antwort. Die Verwendung von Holz stellt ein bedeutendes Qualitätskriterium des Projekts dar. Das Fachwissen der ArchitektInnen über das Baumaterial Holz wird deutlich durch die detaillierte Ausarbeitung der Realisierbarkeit, Materialität, Haptik sowie die Betonung des Images, für welches Holz steht. Eine Realisierung dieses ungewöhnlichen Projektes könnte ein positives Image der Seestadt Aspern verstärken. Empfehlungen: Es ist fraglich, ob die so genannten magischen Höhlen, so wie sie derzeit konzipiert sind, ihre Versprechen erfüllen werden. Keine klare Entscheidung scheint getroffen worden zu sein in Bezug auf die Frage, wie die Treppen erreicht werden. Die angestrebte Flexibilität wird durch die nicht eindeutig festgelegte Zugänglichkeit (von der Straße her für Handel bzw. gewerbliche Nutzungen oder über den Innenhof für Wohnungen) konterkariert. Innerhalb dieser Großform ist die Typologie des Gebäudes auf relativ kleine Einheiten aufgeteilt, mit Paaren von Einheiten zu jeweils ca. 200m2 über einzelne Stiegenhäuser erschlossen. Dies erlaubt eine sehr individuelle "Adressbildung", andererseits wird dadurch eine flexible Nutzung für größere Einheiten erschwert. Durch eine Reduktion von Treppenhäusern könnte gegengesteuert sowie eine verbesserte Ökonomie erzielt werden. Ideenwettbewerb Seeparkquartier Baufeld J4, 1220 Wien I Jurysitzung Seite 4
5 Hild und K Projekt 01 Die Jury würdigt die Radikalität dieses Vorschlages. Das Projekt wurde als "Stadthaus" konzipiert und entspricht dem Kriterium der Nutzungsneutralität, wie von der Ausschreibung beabsichtigt, zu 100%. Dem Gebäude liegt eine lesbare Robustheit zu Grunde, die eine hohe Anpassungsfähigkeit für unterschiedliche Nutzungen über einen langen Zeitraum garantiert. Empfehlungen: Die Ausformung des Sockels ist schwach dieser benötigt eine genauere Anpassung auf die Umgebung und auf die Definition des städtischen Raums, wie durch den Masterplan vorgesehen. Weiters muss das Volumen auf die Bebauungsbestimmungen angepasst werden. Die Raumhöhen sollten großzügiger sein, um mehr Tageslicht zuzulassen - insbesondere auch im Hinblick auf die Tiefe des Grundrisses, dies wäre auch der Nutzungsneutralität förderlich. Die Jury würde gerne mehr Großzügigkeit in den Gängen sehen. Sollte das Projekt realisiert werden, wäre es essentiell, dass seine inhärenten Eigenschaften beibehalten werden, wie seine Materialität (Ziegel), die gewölbten Decken, die Raumhöhen, die Wiederholung... Ebenfalls zur Weiterbearbeitung und Realisierung empfohlen wurde das Projekt von Cino Zucchi Architetti und ifdesign. Dieser Entwurf erreicht zwar nicht die Konsequenz der oben genannten Projekte in der Beantwortung der Aufgabenstellung, besticht aber durch andere Qualitäten: Cino Zucchi mit ifdesign Projekt 07 Der Hauptaspekt dieses Entwurfes, den die Jury schätzt, ist die Klarheit seiner konstruktiven Lösung, die Anlass zu einer sehr klaren Flexibilität auf allen Ebenen gibt. Ferner bietet das Projekt eine intelligente Auslegung des Masterplans - drei Inseln mit einem Innenhof - wobei die Architektur, die dem öffentlichen Raum zugewandt ist, sich deutlich von der dem Hof zugewandten unterscheidet. Die Jury würdigte auch die Tatsache, dass der Hof als Grünraum konzipiert wurde. Während die detaillierte Beschreibung der Materialität von Fassaden und Balkonen auf eine hohe ästhetische und baukulturelle Tradition referiert, entspricht die architektonische Lösung, wie sie bislang präsentiert wird, noch nicht der Intelligenz des städtischen und strukturelles Denkens. Ideenwettbewerb Seeparkquartier Baufeld J4, 1220 Wien I Jurysitzung Seite 5
6 Bei dem Projekt von von Ballmoos Krucker konnten Teile der Jury hingegen die Innovation nicht in ausreichendem Ausmaß ablesen und es kann aus diesem Grund nicht zur Weiterbearbeitung empfohlen werden: von Ballmoos Krucker Projekt 02 Die Jury bewundert die Klarheit der städtischen Figur. Diese besteht aus drei Gebäuden mit drei Türmen - einer höher als die beiden anderen, die jeweils eine Ecke des Bauplatzes markieren - und gleichartigen Sockeln, die den Entwurf vereinen. Zwei der Blöcke sind um großzügige Atrien organisiert und mit Laubengängen erschlossen, die eine hohe Nutzungsneutralität erlauben. Der markante Turm zum See hat zwei innere Stiegenhäuser, die ebenfalls sehr offene Nutzungen erlauben. Das Hauptattribut des Vorschlags stammt für Teile der Jury fast ausschließlich von seiner Materialqualität in Kombination mit einer ausgefeilten Auflösung seiner Details. Die Weiterführung des öffentlichen Raums durch den Block - in Kombination mit der Gleichbehandlung der Fassade, egal wohin gerichtet - wurde von der Jury kontrovers diskutiert. Nicht zur Weiterbearbeitung empfohlen wurden ebenfalls die folgenden Projekte: Bevk Perovic Projekt 03 Lacaton & Vassal Projekt 06 Die Nutzungsneutralität des Baufeldes wurde von der Jury gewürdigt. Das Projekt zeigt großes Potenzial in Bezug auf den Städtebau. Leider ist es architektonisch zu determiniert. Ein Vorschlag für Flexibilität ist in Grundriss und Schnitt illustriert, aber die Architektur scheint zu verfestigt und wurde zu stark festgelegt. Die Varietät und Lebendigkeit der Nutzung dieser urbanen Struktur wird gewürdigt. Sie leidet allerdings darunter, dass sie von Beginn an festgelegt sein müsste und bietet nicht die nötige Neutralität, die für die Zukunftsfähigkeit dieses Konzepts für Aspern notwendig wäre. Die Jury würdigt den Ehrgeiz der ArchitektInnen, jeden Einwohner mit privatem Freiraum auszustatten, der dem einer Villa gleicht. Die Großzügigkeit der den Wohnungen zugeordneten Terrassen ist bemerkenswert, wobei das vorgeschlagene Verhältnis von Innenraum zu Außenraum von 50:50 ausschließlich für den Wohnungsbau geeignet scheint. Das Projekt wurde daher als Wohnprojekt gesehen und nicht als eines, das ebenso für Büros verwendet werden könnte. Die Schichtung der Geschosse im südlichen Teil des Geländes ein Terrassenhaus mit großzügigen gemeinschaftlichen Angeboten im Kern des Gebäudes - wurde als auf der konzeptionellen Ebene als ungewöhnlich und interessant gewürdigt - es wurde jedoch bezweifelt, dass die als öffentlich genutzt konzipierten Bereiche Ideenwettbewerb Seeparkquartier Baufeld J4, 1220 Wien I Jurysitzung Seite 6
7 funktionieren würden, einerseits was die Ökonomie betrifft andererseits im Hinblick auf die Belichtung. Der Entwurf für den nördlichen Teil des Geländes hat hingegen enttäuscht und scheint noch ziemlich ungelöst. Sitzungsende Der Vorprüfungsbericht wird als Hilfsmittel der Jury betrachtet, das ausschließlich der Jury zur Unterstützung seiner Entscheidungsfindung zur Verfügung steht. Eine Veröffentlichung des Vorprüfungsberichtes wird nicht erfolgen. Die Vorsitzende bedankt sich bei allen Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit. Namens des Ausloberin schließt sich Claudia NUTZ diesem Dank an. Ende der Sitzung um 16:20 Uhr. Für die Richtigkeit der Ausfertigung Claudia NUTZ Ideenwettbewerb Seeparkquartier Baufeld J4, 1220 Wien I Jurysitzung Seite 7
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