Mit Stempel und Unterschrift
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- Waltraud Pfaff
- vor 7 Jahren
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1 Mit Stempel und Unterschrift Dokumente zur Zwangsarbeit im Nationalsozialismus Eine digitale Werkstatt für Quelleninterpretation Lehrmaterial 28 Dokumente Arbeitsblätter Kommentare 1 Angeworben zur Zwangsarbeit, Staatsangehörigkeit: ungeklärt - Ostarbeiterin, Mit Foto und Fingerabdruck, Schleifen für den Endsieg, Zum Stellungsbau in Norwegen, Mit 16 Jahren bei Olympia in Erfurt, Nach der Sperrstunde, Als Pferdeknecht in Niedersachsen, Ohne P auf der Dorfstraße, Ausgang in Wuppertal, Familie ohne Ernährer, Einsatzfähig oder Rückführung? Grund der Rückkehr: Krankheit, Briefe als Privileg, Ich arbeite beim Bau von Holzbaracken, Schreibt bitte viel, Unter falschem Namen, Aus der Sippenhaft entlassen, Von der Nummer zum Namen, Geboren im KZ, Befreit und verdächtigt, Mit entnazifiziertem Stempel, Ich weiß und kann bezeugen, dass..., Fragen an eine Romni, Nach Flucht ins Arbeitserziehungslager, Versicherungspflicht als Raub, Was ist ein Konzentrationslager? 1993 > 28 Als Kleinkind im Ghetto, Ohne Stempel und Unterschrift, Ich kenne ein Dorf im Thüringer Land..., 1945
2 Als Kleinkind im Ghetto, 2003 Dokumente 1/6 Originalgröße: 210 mm x 297 mm (DIN A 4)
3 Arbeitsblätter 2/6 Als Kleinkind im Ghetto, Recherchieren Sie die Geschichte des Ghettos Lodz / Litzmannstadt und das besondere Verfolgungsschicksal der Roma und Sinti in diesem Ghetto. Zur Geschichte der Juden im Ghetto sind die Kommentare zum Dokument Nach der Sperrstunde, 1942 aufschlussreich. Im Januar 2001 hatte das Stiftungskuratorium der EVZ entschieden, Kinder in KZs und Ghettos wie Erwachsene zu behandeln, unabhängig davon, ob sie aufgrund ihres geringen Alters bereits Zwangsarbeit leisten konnten oder nicht. Halten Sie diese Entscheidung für gerechtfertigt oder zweifelhaft? Begründen Sie Ihre Haltung. Das digitale Archiv Marburg stellt zahlreiche Dokumente zur Geschichte der Sinti und Roma in Hessen von der frühen Neuzeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg zur Verfügung. Untersuchen Sie die Rolle der deutschen Polizei bei der Verfolgung und Vernichtung von Roma und Sinti. Zur Verfolgung der Roma im deutsch besetzten Polen hat u.a. der Historiker Michael Zimmermann geforscht siehe die Literaturempfehlungen Wer über Vorurteile und Klischees kritisch nachdenken möchte, fängt am besten bei sich selbst an: Wann und wie sind Sie persönlich Roma und Sinti begegnet? Was denken Sie über Roma und Sinti? Was wissen Sie über ihre Kultur und Lebensweise? Woher stammt Ihr eigenes Wissen? Haben Sie schon mal persönlich Kontakt gesucht? Die Verfolgung von Roma und Sinti war mit dem Ende des Nationalsozialismus keineswegs beendet. In den Jahren 2010/2011 zeigte sich offener Rassismus gegen Roma, besonders in Frankreich und in Ungarn, aber auch in Italien oder in Deutschland, wo er sich vor allem gegen Roma aus Kroatien richtet. Recherchieren Sie aktuelle Fälle, bei denen Roma vertrieben werden sollen bzw. bereits vertrieben werden. Was sind die Gründe für die massive Ablehnung von Roma und Sinti? Welche NGOs und Vereine unterstützen verfolgte Roma und Sinti? Menschenrechtsorganisationen untersuchen in unregelmäßigen Abständen die soziale und kulturelle Lage von Sinti und Roma. Erkundigen Sie sich in diversen Studien über die Rolle der Roma-Frauen und Roma-Kinder im heutigen Polen und in anderen Ländern Europas. Welche Chancen haben Roma in den gegenwärtigen Gesellschaften Europas? Was wird staatlicherseits unternommen, um ihnen Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten einzuräumen? Als Einstieg in das Thema kann auch die Website der Stiftung EVZ helfen.
4 Arbeitsblätter 3/6 Literaturempfehlung: Michael Zimmermann, Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische Lösung der Zigeunerfrage, Hamburg Artur Podgórski, Interviews mit polnischen Roma. Ein Erfahrungsbericht, in: Alexander von Plato, Almut Leh, Christoph Thonfeld (Hg.), Hitlers Sklaven. Lebensgeschichtliche Analysen zur Zwangsarbeit im internationalen Vergleich, Wien 2008, S
5 Kommentare 4/6 Als Kleinkind im Ghetto, Was beglaubigt die Bescheinigung? Was wissen wir über Stanislaw B.? Wie wurden Kinder aus Ghettos und Lagern entschädigt? Wer sind Roma? Warum wurden Roma in Deutschland verfolgt? 1 Was beglaubigt die Bescheinigung? Mit dieser Bescheinigung (Zaświadczenie) hat das Historische Institut der Roma im Januar 2003 das Schicksal des Rom Stanislaw B. am Ende des Zweiten Weltkriegs beglaubigt. Mit Dienstsiegel und Unterschrift des Institutsdirektors wird auf Zeugenaussagen (oświadczenie świadka) und Dokumente des Institutsarchivs verwiesen, die glaubhaft machen, dass Stanislaw B., geboren im Oktober 1943, im Jahr 1944 zusammen mit seiner Mutter verhaftet und ins Ghetto Lodz verschleppt wurde. Diese Bescheinigung war Teil des Entschädigungsantrages, den der inzwischen 70-jährige Stanislaw B. bei der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung, der polnischen Partnerorganisation der Stiftung EVZ, stellte. Alle Antragsteller mussten dafür Belege vorlegen oder auf andere Art beglaubigen, dass und wie sie im System der deutschen Zwangsarbeit verfolgt und unterdrückt worden waren. Auf dieser Grundlage konnte ihr individuelles Verfolgungsschicksal offiziell anerkannt werden und sie erhielten Anspruch auf Zahlungen. Die meisten Roma stellten Forderungen wegen rassischer Verfolgung. 2 Was wissen wir über Stanislaw B.? Aus den Zeugenaussagen und weiteren Unterlagen, auf die sich das Historische Institut der Roma in seiner Bescheinigung vom 15. Januar 2003 bezieht, geht hervor, dass sich Stanislaw B. s Mutter während der deutschen Besetzung Polens mit ihm und mit ihrer Schwester in den Wäldern um Lodz versteckt hatte wurden sie gefangen genommen und ins Ghetto Litzmannstadt verschleppt. Dort nähte Stanislaw B. s Mutter Bekleidung für die Deutschen. Eines Tages verschwand ihre Schwester, vermutlich wurde sie in ein KZ deportiert und ermordet. Kurz vor der Liquidierung des Ghettos, im Sommer 1944, floh Stanislaw B. s Mutter mit ihrem Kind. Sie versteckten sich zunächst in der Stadt, danach wieder in den Wäldern der Umgebung, bis die Rote Armee Polen von den deutschen Besatzern befreite.
6 Als Kleinkind im Ghetto, 2003 Kommentare 5/6 3 Wie wurden Kinder aus Ghettos und Lagern entschädigt? Wie sollte die Stiftung EVZ auf Antragsteller reagieren, die in den 1940er Jahren noch viel zu jung waren, um für die Deutschen arbeiten zu können, die aber nachweisbar eine Zeit ihrer Kindheit in Zwangsarbeiterlagern, KZs oder Ghettos verbracht hatten? Sollte man zum Beispiel Stanislaw B. ein Anrecht auf Entschädigung absprechen, weil er erst ein Jahr alt war, als er im Ghetto Litzmannstadt lebte? Formal betrachtet erfüllten Babys und Kleinstkinder nicht die Kriterien des Stiftungsgesetzes für Zahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter. Aber dem Stiftungskuratorium war klar, dass natürlich auch Babys und Kinder unter der Verfolgungs- und Haftsituation ihrer Eltern gelitten hatten bis 1945 und meist auch in den Jahren und Jahrzehnten danach. Um die psychischen und physischen Spätfolgen der rassischen Verfolgung angemessen zu berücksichtigen, einigten sich die meisten Partnerorganisationen der Stiftung EVZ darauf, in solchen Fällen mit Hilfe der Öffnungsklausel Zahlungen zu ermöglichen. Für den Fall von Kindern, die in Konzentrationslagern, Ghettos oder anderen Haftstätten aufgewachsen waren, war das Lebensalter angesichts der besonderen Schwere der Haftbedingungen kein entscheidendes Kriterium: Jede und Jeder, der nachweisbar in KZs oder Ghettos festgesetzt worden war, erhielt Anspruch auf Zahlungen in der höchsten Kategorie A. 4 Wer sind Roma? Als Roma (Singular: Rom bzw. für Frauen: Romni) werden im deutschsprachigen Raum Zigeunergruppen bezeichnet, die aus Ost- und Südosteuropa stammen. Roma sind die Nachfahren von Volksstämmen, die vor etwa 1200 Jahren aus Indien vertrieben wurden. Sie wurden als wanderndes Volk, also überwiegend nicht sesshaft lebende Gruppe, immer wieder stigmatisiert, verfolgt und vertrieben. Gegenwärtig leben geschätzte 8 Millionen (von weltweit etwa 12 Millionen) Roma in Europa, mehrheitlich in Ländern Ost- und Südosteuropas. Mit Sinti und Roma werden die beiden größten, in Deutschland lebenden Zigeunergruppen bezeichnet. Das Wortpaar hat sich als Eigenbezeichnung seit den 1970er Jahren durchgesetzt, als deutsche Sinti-Bürgerrechtler den tradierten Begriff Zigeuner als Diskriminierung bekämpften und in den 1980er Jahren allmählich eine gesellschaftliche Anerkennung von Sinti und Roma als Opfer des Nationalsozialismus durchsetzten. Allerdings ist auch der Doppelbegriff Sinti und Roma nicht unproblematisch. Er behauptet wie der Begriff Zigeuner eine gemeinsame Kultur und Identität für heterogene Gruppen, die weder ethnisch noch soziokulturell leicht fassbar sind. Die öffentliche Rede von den Sinti und Roma distanziert sich zwar semantisch von den historischen Fremdzuschreibungen und Verfolgungszusammenhängen, schließt aber gegenwärtige Diskriminierung und die Wirkung alter Vorurteile keineswegs aus.
7 Als Kleinkind im Ghetto, 2003 Kommentare 6/6 5 Warum wurden Roma in Deutschland verfolgt? Die Verfolgung der Roma begann in Indien, wo sie von arabischen Heeren als Sklaven und Söldner verschleppt worden waren. Auf diese Weise gelangten sie auch in den europäischen Raum. Bereits Ende des 15. Jahrhunderts erklärte man sie im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation für vogelfrei. Sie waren rechtlos der Willkür ihrer Umgebung ausgesetzt und schlugen sich als Musikanten, Handwerker, Händler und Artisten durch. Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie im Deutschen Kaiserreich systematisch überwacht. Im Juli 1926 richtete das Polizeipräsidium München eine Zigeunerpolizeistelle ein, die als deutsche Erfassungsund Überwachungszentrale diente. Politisch und pädagogisch wurde das Ziel verfolgt, die als kultur- und bildungsarm eingeschätzten Zigeuner durch Sesshaftmachung, Schulbesuch und Erwerbsarbeit in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Der nationalsozialistische Rassismus bestritt jede Möglichkeit auf Eingliederung in die Mehrheitsgesellschaft und forderte mit erb- und rassebiologischen Argumenten, Zigeuner unschädlich zu machen. Als die Polizei 1938 begann, neben anderen Häftlingsgruppen auch Zigeuner als Asoziale in KZ-Haft zu nehmen, nutzte sie die älteren Karteien zur Erfassung von Zigeunern. Diese Praxis wurde als vorbeugende Verbrechensbekämpfung legitimiert. Nach Kriegsbeginn wurden in Polen einige Roma-Familien willkürlich erschossen von Polizeitruppen, Wehrmachtssoldaten und SS-Einsatzgruppen. Sie hielten die Roma für rassisch minderwertig und verdächtigten sie als Spione oder Partisanen der Bolschewisten. Solche haltlosen Vorstellungen gehen auf ein tradiertes Bild vom spionierenden Zigeuner zurück. Zigeuner wurden als Gemeinschaftsfremde aus der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft ausgeschlossen, im Vergleich zu den Juden von den Rasseideologen aber als weniger gefährlich und zersetzend eingeschätzt. Trotzdem begannen im Frühjahr 1943 die Deportationen von Roma und Sinti aus Deutschland und dem besetzten Europa in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Zigeunerfeindliche Ressentiments in der Bevölkerung erleichterten die Verhaftungen durch Kriminalpolizisten, die sich oft bemühten, ihre Reviere zigeunerfrei zu machen und die Anweisungen des RSHA bereitwillig ausführten. Es wird geschätzt, dass im besetzten Europa insgesamt zwischen und Roma und Sinti der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik zum Opfer fielen. Von den Roma aus Polen haben mindestens die rassistische Gewalt nicht überlebt, das ist etwa ein Drittel aller Roma, die vor Kriegsbeginn in Polen lebten.
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