Einsatz einer Trocken-TMR in der Kälberaufzucht
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- Bettina Maus
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1 Einsatz einer Trocken-TMR in der Kälberaufzucht Kälberfütterung Eine optimale Kälberaufzucht stellt die Grundlage für erfolgreiche Milchviehbetriebe dar. Im Rahmen eines Fütterungsversuches der Fachhochschule Bingen am Hofgut Neumühle untersuchten Prof. Dr. Georg Dusel, Julia Trautwein, Dr. Karl Landfried und Team wie sich der Einsatz einer Kälber-Trocken-TMR auf die Leistungen der Kälber auswirkt. Im Versuch hatten Jungtiere, die mit einer Kälber-TMR gefüttert wurden, eine um mehr als 100 g höhere Tageszunahme, als Kälber, denen Heu, Kraftfutter und Maissilage getrennt vorgelegt wurde. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen wird in einigen Betrieben die Totale Mischration (TMR) auch an die Kälber verfüttert. Doch einfach die TMR der Kühe an die Kälber zu füttern birgt Gefahren. Denn die Ansprüche der Kühe an die TMR sind nicht gleichzusetzen mit denen der Kälber. Eine kälbergerechte Trocken-TMR kurz Kälber-TMR kann eine frühzeitiges Entwickeln zum Wiederkäuer begünstigen, da das Raufutter durch mechanisches Reizen zum Vergrößern des 1
2 Pansenvolumens führt, sowie die Vormagenmotorik anregt. Die aus den Kraftfutterkomponenten im Pansen entstehenden flüchtigen Fettsäuren tragen zur Pansenzottenausbildung bei. Da in der Trocken-TMR gegenüber einer Mischration mit Silageeinsatz keine schnell verderblichen Komponenten enthalten sind, lässt sich die Trocken-TMR auf Vorrat anmischen und zum Beispiel in Bigbags über eine längeren Zeitraum lagern. Die Lagerstabilität variiert je nach Melasseanteil zwischen zwei und drei Monaten. Im Rahmen eines Fütterungsversuches wurde der Einsatz einer Trocken-TMR mit der getrennten Vorlage von Heu, Kraftfutter und Maissilage im Hinblick auf Futteraufnahme, Tageszunahme sowie die Pansenentwicklung verglichen. 40 Kälber im Vergleich Für den Versuch wurden 40 gleich alte und schwere Bullenkälber der Rasse Deutsche Holstein zufällig zwei Gruppen zu je 20 Tieren zugeordnet. Die Versuchsgruppe hatte ein durchschnittliches Einstallalter von 22 Tagen mit einem Körpergewicht von 49,0 kg. Das Alter der Kontrollgruppe betrug im Durchschnitt 20 Tage mit einem Gewicht von 48,8 kg. Beide Gruppen wurden in einem mit Stroh eingestreuten und wechselseitig zu belegenden Außenklimastall eingestallt. Für beide Gruppen stand jeweils ein computergesteuerter Tränkeund Kraftfutterautomat zur Verfügung. Über Halsbandtransponder konnten die tierindividuellen täglichen Verzehrsmengen an Milchaustauscher (MAT) und Kraftfutter erfasst werden. Die freie Aufnahme der Trocken-TMR in der Versuchsgruppe sowie der Maissilage in der Kontrollgruppe wurde über Längströge gewährleistet. Heu in Heuraufen und Wasser über Selbsttränkebecken standen beiden Gruppen ad libitum zur Verfügung. 2
3 Die Versuchs- und die Kontrollgruppe wurden in einem Außenklimastall gehalten. Beiden Gruppen stand ein computergesteuerter Tränke- und Kraftfutterautomat zur Verfügung. Die Kälber wurden 56 Tage getränkt und erhielten ab der zweiten Woche Kraftfutter. Das Gewicht der Kälber wurde wöchentlich erfasst. Leinextraktionsschrot, Melasse, Pflanzenöl und Mineralfutter. Die Kälber-TMR bestand aus Heu, Körnermais, Weizen/Gerste, Soja- und Das Erfassen der Lebendmasse der Kälber erfolgte wöchentlich mittels digitaler Tierwaage. Die Maissilageaufnahme der Kontrollgruppe beziehungsweise Trocken-TMR-Aufnahme der Versuchsgruppe wurde über tägliche Ein- und Rückwaage der Futterreste bestimmt. 3
4 Die Kälber wurden mit dem rechnergesteuerten Automatentränkeverfahren 56 Tage getränkt (max. 6 l je Kalb und Tag, 100 g MAT/l). Ab Ende der zweiten Woche erhielten die Kälber freien Zugang zum Kraftfutter über den Futterautomaten, sowie zu Maissilage beziehungsweise Trocken-TMR. In der Kontrollgruppe wurde die maximale Kraftfutterhöchstmenge auf 2,5 kg je Tier und Tag festgesetzt, die tierindividuell zugeteilt wurde (siehe auch Tränke- und Kraftfutterplan ). Bei dem eingesetzten Kraftfutter handelte es sich um eine Eigenmischung (siehe auch Zusammensetzung der Rationen ). Die verzehrte Menge an Heu war in beiden Varianten gleich. Tränke- und Kraftfutterplan Alle Kontrolle Versuch Alle Versuchswoche Tränke Kraftfutter Maissilage Trocken-TMR Heu Wasser Woche 6 Liter ad libitum Woche 6 Liter ad libitum Woche max. 2,5 kg (restriktiv) ad libitum ad libitum ad libitum ad libitum Zusammensetzung und Analyse der Rationen in % TS Maissilage Kraftfutter Zusammensetzung in % TM % 33,80 90,23 Kraftfuttermischung: XP % 8,66 22,46 Gerste: 35% XF % 21,5 5,18 Weizen: 35% ME in MJ Leinextraktionsschrot: 10% 10,8 13,1 kg TM Sojaextraktionsschrot: 17% in % TS Trocken-TMR Zusammensetzung in % TM % 84,47 Heu 18% XP % 16,16 Körnermais 11% XF % 9,8 Weizen/Gerste 32% Leinextraktionsschrot 12% ME in MJ 12,03 Sojaextraktionsschrot 16% kg TM Melasse 5% Analyse im Labor der FH-Bingen nach VDLUFA-Vorschift (ME nach DLG-Futterwerttabelle errechnet) Die Versuchsdauer betrug zwölf Wochen. Nach acht Wochen wurden je drei Tiere aus beiden Gruppen geschlachtet und die Pansen entnommen. Zur Beurteilung der Pansenentwicklung 4
5 wurden folgende Parameter erhoben: Pansengewicht, Pansenzottenzahl, Pansenzottenlänge und Pansenwanddicke. Höhere Aufnahmen Die Aufnahme des Milchaustauschers (MAT) war bei beiden Gruppen identisch. Die Trockenmasseaufnahmen unterschieden sich hingegen beträchtlich (siehe auch Futteraufnahme der Gruppen ). Die Kontrollgruppe nahm pro Tier 63 kg (TM) Kraftfutter sowie 9,8 kg (TM) Maissilage in den zwölf Wochen auf wohingegen die Versuchsgruppe 118 kg (TM) Trocken-TMR verzehrte. Bereits ab der zweiten Woche war die Trockenmasseaufnahme und somit auch die Energieaufnahme der Kälber in der Versuchsgruppe deutlich höher (siehe auch Höhere Energieaufnahme ). Über den gesamten Versuchszeitraum lag die TM-Aufnahme der Versuchsgruppe um 62 Prozent über der Aufnahme der Kontrollgruppe, die Energieaufnahme (ohne MAT) war um 52 Prozent höher (siehe auch Durchschnittliche Trockenmasse- und Energieaufnahme ). Futteraufnahme der Gruppen 5
6 Höhere Energieaufnahme 40,00 35,00 Energie ME/Tier/Tag 30,00 25,00 20,00 15,00 10,00 5,00 0,00 Kontrolle Versuch Versuchswochen Mittlere Trockenmasse- und Energieaufnahme pro Tier und Tag (ohne MAT) Trockenmasseaufnahme (TM) Energieaufnahme Versuchs kg / Tier und Tag MJ ME / Tier und Tag woche Kontrolle Versuch Differenz Kontrolle Versuch Differenz 1-2 0,03 0,02-0,01 0,3 0,2-0, ,2 0,6 0,4 2,9 7,4 4, ,6 1,4 0,6 8,7 17,7 9, ,9 2,6 0,7 24,3 31,6 7,3 Gesamt je Tier , Die Kälbergewichte spiegeln die deutlich höhere TM- und Energieaufnahme der Versuchsgruppe wider. Über den gesamten Versuchzeitraum lagen die mittleren Tageszunahmen in der Kontrollgruppe bei 748 g und in der Versuchsgruppe bei 860 g. Gewichtsentwicklung beider Gruppen Kontrolle Versuch Signif. Versuchstag LM (kg) SD LM (kg) SD Differenz P-Level in kg 0 48,8 3,98 49,0 3,69 0,2 0, ,3 5,57 55,0 4,33 2,7 0, ,3 10,02 72,1 6,91 8,8 0, ,4 10,50 92,2 9,13 10,8 0, ,2 14,69 118,5 11,38 10,3 0,032 6
7 Das Erheben der Pansenparameter erfolgte an fünf unterschiedlichen Pansenregionen: Dazu wurden alle sechs Pansen (3 Kontroll- und 3 Versuchstiere) in gleicher Weise aufgeschnitten und Proben aus den jeweiligen Pansenregionen entnommen. An jeder Region eines Pansens wurden drei Messungen beziehungsweise Zählungen vorgenommen. Die Pansenzottenlänge sowie die Zottenzahl wurden an den Stellen A, B und C bestimmt. Die Pansenwanddicke wurde an allen fünf Regionen mittels Schieblehre gemessen. Die Pansengewichte wurden am Tag des Schlachtens erfasst. Signifikante Unterschiede bezüglich der Pansengewichte sowie der Pansenwanddicke waren im Bereich E festzustellen (siehe auch Die erhobenen Pansenparameter ). Dies deutet auf eine frühere Enzwicklung zum Wiederkäuer hin. 7
8 Erhobene Pansenparameter Pansen Gewichte in g/100 kg LM 4,3 4, Kontrolle 3,9 3,3 3,0 2, * TMR Dicke der Pansenwand in mm 9,2 9,1 5,1 A B C D E Kontrolle TMR 6,6 * Pansen Zottenzahl je cm 2 82,0 74,9 72,8 74,8 75,1 8,5 * = signifikant, T-test p<0,05 63,4 A B C Pansen-Zottenlänge in mm 9,3 5,5 4,3 4,2 4,1 A B C Die Pansenentwicklung war bei den Kälbern, die mit der Kälber-TMR gefüttert wurden, weiter vorangeschritten. Fazit Die Ergebnisse zeigen einen positiven Einfluss einer Trocken-TMR-Fütterung im Vergleich zur getrennten Vorlage von Heu, Kraftfutter und Maissilage im Hinblick auf Futteraufnahme und Tageszunahme sowie teilweise eine frühere Pansenentwicklung. Zwischen den beiden Varianten zeichneten sich deutliche Unterschiede in der Gewichtsentwicklung der Kälber zugunsten der Versuchsgruppe ab. Die hohe Schmackhaftigkeit der Kälber-TMR führte zu einer schnellen und hohen Aufnahme fester Futterkomponenten neben der Milchtränke. Sowohl die Trockenmasse- als auch die Energieaufnahme lag von Beginn an in der Versuchsgruppe höher als in der Kontrollgruppe. Beim Auswerten der entnommenen Pansen konnte eine zum Teil verbesserte Pansenentwicklung bei den Tieren der Versuchsgruppe festgestellt werden, was auf eine frühzeitigere Wiederkäuerentwicklung hindeutet. Durch die gute Lagerstabilität stellt sich die Trocken-TMR zudem als arbeitswirtschaftlich günstig dar. 8
9 Autoren: Prof. Dr. Georg Dusel und Julia Trautwein sind an der Fachhochschule Bingen tätig. Dr. Karl Landfried ist an der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung beschäftigt. Kontakt: Julia Trautwein FH-Bingen Tel.: 06721/
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