Über die Grenzen des Naturalismus in der Erkenntnistheorie

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1 Über die Grenzen des Naturalismus in der Erkenntnistheorie Sobald Sie irgendeine Standard-Einführung in die Erkenntnistheorie aufschlagen, werden Sie mit ziemlicher Sicherheit nicht lange suchen müssen, um einen Katalog mit den Grundfragen der Erkenntnistheorie zu finden. Dieser Katalog dürfte zum einen Fragen nach der Natur der erkenntnistheoretischen Grundbegriffe enthalten (Wahrheit, Wissen und Rechtfertigung) und zum anderen Fragen danach, welche Quellen und welchen Umfang unser Wissen wirklich hat. Fragen der ersten Kategorie möchte ich als analytische Fragen bezeichnen, weil es in ihnen um eine Analyse und Definition der erkenntnistheoretischen Grundbegriffe geht. Fragen der zweiten Kategorie sind normativ-bewertende Fragen, weil es in ihnen darum geht, die Quellen und den Umfang unseres Wissens zu bewerten. Der Katalog erkenntnistheoretischer Grundfragen sieht also etwa so aus: Grundfragen der Erkenntnistheorie Analytische Fragen (1) Was ist Wahrheit? (2) Was ist Wissen? (3) Was ist Rechtfertigung? Normative Fragen (1) Welche Quellen hat unser Wissen? (2) Was können wir wissen? (Umfang und Grenzen menschlichen Wissens) Über lange Zeit hinweg hat die traditionelle Erkenntnistheorie ihre Aufgabe darin gesehen, diesen Fragekatalog abzuarbeiten, ohne sich dabei auf irgendwelche nichtphilosophischen Erkenntnisse zu stützen. Denn schließlich sollte die Erkenntnistheorie ja alle natürlichen Erkenntnisbemühungen im Alltag und in den Wissenschaften allererst fundieren. Die Erkenntnistheorie durfte natürlich nicht von denjenigen Wissensbeständen abhängen, die sie allererst autorisieren sollte. Deshalb sollten in der Erkenntnistheorie empirische und vor allem psychologische Erkenntnisse keinerlei Rolle spielen. Die Erkenntnistheorie sollte stattdessen rein a priori gerechtfertigt sein. Das Selbstverständnis der traditionellen Erkenntnistheorie lässt sich deshalb wie folgt zusammenfassen: Die Erkenntnistheorie hat die Aufgabe, alle vermeintlichen menschlichen Erkenntnisquellen normativ zu bewerten und die 1

2 erkenntnistheoretischen Grundbegriffe zu klären; und sie stützt sich dabei auf eine autonome, von allen nicht-philosophischen Erkenntnisquellen unabhängige Methode apriorischer Erkenntnis. Dieses Selbstverständnis artikuliert sich besonders zugespitzt in dem erkenntnistheoretischen Glaubensbekenntnis des Neukantianers Rudolf Eisler (1907): Erkenntnistheorie ist nicht Psychologie, ist nicht Anwendung der Psychologie, hat Psychologie nicht zur Grundlage, nicht zum Ausgangspunkt, ja nicht einmal als Hilfsmittel. [ ] Die Psychologie, weit entfernt, zur Grundlage der Erkenntnistheorie dienen zu können, setzt diese Wissenschaft oder wenigstens die Geltung ihrer Sätze voraus, sie ist die Abhängige der Erkenntnistheorie. 1 [Erkenntnistheorie ist] souverän, sie schöpft ihre Gewissheit aus sich selbst, aus ihrer reinen logischen Tätigkeit, mittels welcher sie, in apriorischer Weise, die Grundbegriffe und Grundsätze der Wissenschaften deduziert oder doch legitimiert. 2 Für Naturalisten, wie etwa David Hume oder W.V.O. Quine, ist dieses Projekt der traditionellen Erkenntnistheorie von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Ihnen zufolge können wir unser empirisches Wissen über die Welt nicht rein philosophisch gegen den Skeptiker verteidigen. Und selbst wenn wir es könnten, wäre damit wie Hume scharfsichtig erkannt hat - die Idee einer voraussetzungslosen Erkenntnistheorie immer noch nicht in Reinform verwirklicht, weil die apriorische Erkenntnistheorie ja ihrerseits die Legitimität der apriorischen Methode einfach unhinterfragt voraussetzt. Aus dem Scheitern der traditionellen Erkenntnistheorie hat vor allem Quine radikale Konsequenzen gezogen. Weil er die normativen Fragen für prinzipiell unbeantwortbar hielt und weil er aufgrund seiner Skepsis an der analytisch/synthetisch Unterscheidung die Begriffsanalyse als Projekt vollständig aufgegeben hatte, plädierte er für eine radikale Neuorientierung der Erkenntnistheorie. Die alten Fragen sollten einfach durch neue ersetzt werden. In seinem berühmt-berüchtigten Naturalismus-Aufsatz von 1969 heißt es: Die Reizung der Sinnesrezeptoren sind die einzigen Belege, die wir letztlich haben, um zu unserem Bild über die Welt zu kommen. Warum sollen wir uns nicht einfach ansehen, wie diese Konstruktion wirklich von statten geht? Warum sollten wir uns 1 Eisler 1907, S. 9f. 2 Eisler 1907, S

3 nicht der Psychologie zuwenden? ( ) Wenn es das Ziel des Erkenntnistheoretikers ist, die Gründe der empirischen Wissenschaften zu legitimieren, dann untergräbt er dieses Ziel natürlich durch die Verwendung der Psychologie oder empirischer Wissenschaften im Zuge dieser Legitimation. 3 Es ist wahrscheinlich nützlicher zu sagen, dass die Erkenntnistheorie weiterhin fortbesteht, wenn auch in einem neuen Rahmen und mit einem geklärten Status. Erkenntnistheorie oder etwas Ähnliches wird einfach zu einem Kapitel der Psychologie und damit der Naturwissenschaften. 4 Quines vertritt hier also einen erkenntnistheoretischen Naturalismus, der sich durch die folgenden drei Thesen charakterisieren lässt: 5 EN1 Der Untersuchungsgegenstand der naturalistischen Erkenntnistheorie ist die kausale Genese unserer Überzeugungen aufgrund von Sinnesreizungen. EN2 Die Legitimation von Methoden und Gründen spielt keine Rolle für die naturalistische Erkenntnistheorie. EN3 Die naturalistische Erkenntnistheorie ist die Nachfolgedisziplin der traditionellen Erkenntnistheorie. Der von Quine propagierte Naturalismus ist von traditionellen Erkenntnistheoretikern mit Recht heftig angegriffen worden. Erstens folgt aus dem Scheitern einer voraussetzungslosen Begründung aller Erkenntnisansprüche gegen den Skeptiker nicht ohne weiteres, dass die normativen Fragen der Erkenntnistheorie grundsätzlich unbeantwortbar sind und als einziger Ausweg die Psychologie bleibt. Dies scheint einfach eine Überreaktion zu sein. Denn normative Fragen könnten möglicherweise auch empirisch beantwortet werden. Ob und wie das aussehen könnte, wird uns später noch genauer beschäftigen. Zweitens: Wenn die normative Erkenntnistheorie tatsächlich komplett scheitern sollte, wie Quine behauptet, dann wäre der Naturalismus mit Sicherheit kein Nachfolger der traditionellen Erkenntnistheorie, sondern diese Disziplin würde dann einfach durch eine ganz 3 Quine 1969, S. 20; meine Übersetzung. 4 Quine 1969, S. 25; meine Übersetzung. 5 Allerdings hat Quine später anerkannt, dass es in der Erkenntnistheorie Raum für normative Fragen geben muss. Vgl. auch in diesem Buch S. 3

4 andere Disziplin ersetzt werden. Es findet offensichtlich ein Themenwechsel statt, bei dem etwas Wesentliches der ursprünglichen Disziplin verloren geht. Während die traditionelle Erkenntnistheorie nämlich zwischen guten und schlechten Gründen bzw. echten und bloß vermeintlichen Erkenntnisquellen unterscheidet, spielen solche normativen Unterschiede in der Psychologie, die an die Stelle der traditionellen Erkenntnistheorie treten soll, überhaupt keine Rolle. 6 Die Psychologie kann erkenntnistheoretische Normativität ganz und gar nicht erklären. Quines erkenntnistheoretischer Naturalismus ist also nicht ausreichend begründet. Vor allem jedoch lässt er sich nicht als legitimer Nachfolger der traditionellen Erkenntnistheorie verstehen; er verfolgt einfach eine ganz andere Fragestellung, wenn er die kausale Genese unserer Überzeugungen und nicht mehr deren rechtfertigende Gründe untersucht. Es handelt sich also um eine eliminative Form des Naturalismus, der das etablierte Projekt der Erkenntnistheorie im Grunde vollkommen verabschiedet. Es gibt jedoch andere Versionen des Naturalismus, die in dieser Beziehung wesentlich besser abschneiden. Alle Positionen, die mit den normativen Fragen genuine erkenntnistheoretische Tatsachen im Blick behalten, gleichzeitig jedoch annehmen, dass erkenntnistheoretische Tatsachen Teil der natürlich-deskriptiven Welt sind, die sich letztlich auch mit Hilfe empirischer Methoden untersuchen lässt, sollen als Versionen eines erhaltenden Naturalismus bezeichnet werden. Im Gegensatz zum eliminativen Naturalismus verfolgt der erhaltende Naturalismus weiter die Aufgabe einer Bewertung unserer Gründe und vermeintlichen Erkenntnisquellen. Allerdings soll diese Bewertung im Rahmen und mit Hilfe der empirischen Wissenschaften stattfinden. Im Rahmen des erhaltenden Naturalismus lassen sich nun wiederum zwei Positionen unterscheiden. Der ontologische Naturalismus in der Erkenntnistheorie behauptet, dass erkenntnistheoretische Tatsachen von deskriptiven und damit im weitesten Sinne natürlichen Tatsachen abhängen. Was ist damit gemeint? Dass Franz weiß, dass Napoleon die Schlacht bei Waterloo verloren hat, und dass Judith gerechtfertigt ist zu glauben, dass sie ihre Prüfung bestanden hat sind typische Kandidaten 6 Kim war einer der ersten Kritiker Quines, der nachdrücklich auf diesen Punkt hingewiesen hat. Vgl. Kim 1993, S. 227: Es ist schwer zu sehen, wie eine Erkenntnistheorie, die von jeglicher Normativität gereinigt wurde und der ein angemessen normativer Begriff der Rechtfertigung oder des Grundes fehlt, irgendetwas zu tun haben sollte mit den Zielen der traditionellen Erkenntnistheorie. (meine Übersetzung) Vgl. auch Bartelborth 1996, S. 37, 107; O'Brien 2006, S

5 erkenntnistheoretischer Tatsachen. Solche Tatsachen enthalten eine Bewertung. Franz und Judith haben ihre Sache erkenntnistheoretisch gut gemacht. Wenn man nun sagt, dass erkenntnistheoretische Wissens- und Rechtfertigungstatsachen von deskriptiven Tatsachen abhängen, dann bedeutet das, dass evaluative Tatsachen durch deskriptiven Tatsachen konstituiert werden. Wenigstens gilt das, wenn man unter Abhängigkeit hier keine kausale, sondern eine metaphysische Beziehung der Realisierung* versteht. Eine derartige Abhängigkeit zwischen deskriptiven und evaluativen Tatsachen ist sicher keine triviale Sache. Wir werden uns gleich mit der Frage beschäftigen, ob eine solche Abhängigkeitsbeziehung im Falle der erkenntnistheoretischen Tatsachen besteht. Vom ontologischen Naturalismus muss man den methodologischen Naturalismus unterscheiden. Dieser behauptet etwas über die Methode der Erkenntnistheorie. In seiner starken Form behauptet er, dass die Methode der Erkenntnistheorie rein empirisch ist. Das muss allerdings nicht heißen, dass bereits bestehende empirische Wissenschaften die Erkenntnistheorie übernehmen (wie der Szientismus sagt). Der starke methodologische Naturalismus lässt es im Prinzip offen, ob auch empirisches Alltagswissen oder noch zu entwickelnde empirische Wissenschaften für die Erkenntnistheorie eine grundlegende Rolle spielen. Der schwache methodologische Naturalismus sagt dagegen nur, dass die Ergebnisse der empirischen Wissenschaften, also der Psychologie, Neurowissenschaften, Kognitionswissenschaft, Biologie oder Soziologie, für die Erkenntnistheorie relevant sind. Das schließt nicht aus, dass ein wesentlicher Teil der Erkenntnistheorie auf nicht-empirischen Methoden beruht. 5

6 Versionen der naturalistischen Erkenntnistheorie Eliminativer Naturalismus Naturalisierte Erkenntnistheorie Erhaltender Naturalismus Ontologischer Naturalismus Methodologischer Naturalismus stark schwach Sehen wir uns zunächst den ontologischen Naturalismus etwas genauer an. Wenn man sagt, dass erkenntnistheoretische Wissens- und Rechtfertigungstatsachen von deskriptiven Tatsachen abhängen, dann möchte man damit sagen, dass die erkenntnistheoretischen Tatsachen allein aufgrund der ihnen zugrunde liegenden deskriptiven Tatsachen bestehen, so wie die Tatsachen über einen Getränkeautomaten allein aufgrund der physikalischen Mechanik des Geräts bestehen. Tatsachen einer Art werden durch Tatsachen einer anderen Art realisiert. Um dieses Verhältnis exakt zu beschreiben, verwendet man üblicherweise den Begriff der Supervenienz*. Tatsachen einer Art B supervenieren metaphysisch auf Tatsachen einer Art A, wenn es im stärksten Sinne unmöglich ist, dass es eine Differenz der B- Tatsachen ohne eine Differenz der A-Tatsachen gibt. 7 So superveniert die Darstellung 7 Wenn man diesen stärksten Sinn von unmöglich in der Sprache möglicher Welten ausdrückt, dann sagt man, dass es über alle metaphysisch möglichen Welten hinweg keine Differenz der B-Tatsachen ohne eine Differenz der A-Tatsachen gibt. Auf diese Weise wird ausgeschlossen, dass die B-Tatsachen nur kausal von den A- 6

7 eines Bildes metaphysisch auf die Verteilung der Farbpigmente an den einzelnen Bildpunkten. Ohne eine Veränderung dieser Verteilung kann sich auch die Darstellung nicht ändern. Der ontologische Naturalismus in der Erkenntnistheorie ist sehr heftig attackiert worden. Wilfrid Sellars erhebt in Empiricism and the Philosophy of Mind beispielsweise folgenden Einwand: Meiner Überzeugung nach ist es ein schwerer Irrtum zu glauben, dass sich epistemische Tatsachen restlos in nicht-epistemische Tatsachen zerlegen lassen, und sei es auch nur im Prinzip. [ ] Und wer glaubt, dass so etwas möglich ist, der irrt sich. Sein Irrtum kommt dem gleich, was man in der Ethik einen naturalistischen Fehlschluss nennt. 8 Sellars Anspielung auf den naturalistischen Fehlschluss in der Ethik 9 lässt vermuten, dass er folgendes Argument im Sinn hat: (1) Epistemische Aussagen lassen sich begriffsanalytisch nicht aus deskriptiven Aussagen ableiten, weil epistemische Aussagen ein normatives Element enthalten, das deskriptive Aussagen nicht enthalten. (2) Wenn sie sich jedoch nicht begrifflich ableiten lassen, dann lassen sich die entsprechenden Tatsachen auch ontologisch nicht aufeinander reduzieren Also: Epistemische Tatsachen lassen sich nicht auf deskriptive Tatsachen reduzieren. Obwohl gegen antireduktionistische Überlegungen häufig eingewandt wird, dass eine ontologische Reduktion keine begriffliche voraussetzt und deshalb eine ontologische Reduktion damit verträglich ist, dass die supervenierenden Aussagen nicht aus der Tatsachen abhängen. Kausale Abhängigkeiten gelten nämlich nur in einer Teilmenge aller möglichen Welten: den nomologischen möglichen Welten. 8 Sellars 1999, S Von einem solchen Fehlschluss spricht man seit Hume dann, wenn ethische Sollensaussagen aus rein deskriptiven Aussagen abgeleitet werden. 7

8 Supervenienzbasis begrifflich abgeleitet werden können, möchte ich die Prämisse (2) hier einfach um des Argumentes willen akzeptieren. 10 Ich glaube jedoch, dass sich Prämisse (1) angreifen lässt. Betrachten Sie die folgende epistemische Aussage: (3) Petra glaubt gerechtfertigter Weise, dass es schneit. Was wird mit dieser Aussage ausgesagt? Die gegenwärtig sehr prominente Zuverlässigkeitstheorie besagt, dass wir eine Überzeugung genau dann als gerechtfertigt bezeichnen, wenn diese Überzeugung auf einer Methode oder einem psychologischen Prozess beruht, der mehrheitlich zu wahren Überzeugungen führt. Es wird damit also etwas über die tatsächliche Quelle der fraglichen Überzeugung ausgesagt, nämlich dass sie, gemessen am erkenntnistheoretischen Ziel der Wahrheit, ein gutes Mittel ist. Wenn wir die Zuverlässigkeitstheorie einmal als korrekt unterstellen, wird schnell deutlich, dass sich alle epistemischen Aussagen begrifflich aus deskriptiven Aussagen ableiten lassen. Genetische Aussagen über die kausalen Prozesse, die einer Überzeugung zugrunde liegen, sind klarerweise deskriptiv. Und Aussagen darüber, wie häufig Prozesse einer Art zu wahren Meinungen führen, sind ebenfalls rein deskriptiv. Wenn die Zuverlässigkeitstheorie für Rechtfertigung (und in einer Variante auch für Wissen) richtig ist, dann gibt es einen begrifflichen Zusammenhang zwischen deskriptiven und epistemischen Aussagen. In diesem Fall könnte selbst Sellars der These der metaphysischen Supervenienz von epistemischen Tatsachen auf deskriptive Tatsachen nichts mehr entgegensetzen. Der ontologische Naturalismus wäre innerhalb der Erkenntnistheorie sehr plausibel. Obwohl ich ein Anhänger der Zuverlässigkeitstheorie bin, möchte ich sie an dieser Stelle nicht verteidigen. Ich möchte nur behaupten, dass wenn diese Theorie richtig ist, der ontologische Naturalismus in der Erkenntnistheorie keinerlei Probleme aufwirft. Der starke methodologische Naturalismus macht dagegen zunächst einmal keine Aussage über die Ontologie seines Gegenstandsbereichs, sondern behauptet nur, dass die Erkenntnistheorie selbst auf rein empirischen Methoden beruht. 11 Erkenntnistheorie soll demnach eine rein empirische Wissenschaft sein. Betrachten wir die Stärken und Schwächen dieser Position im Lichte von einigen Einwänden. 10 Vgl. dazu die Debatte zwischen Chalmers und den so genannten Aposteriori-Physikalisten über den ontologischen Status des phänomenalen Bewusstseins. In diesem Streit sind sich beide Seiten einig, dass sich Aussagen über phänomenales Bewusstsein nicht aus physikalischen Aussagen ableiten lassen. 11 Vgl. besonders dezidiert Kornblith

9 Zunächst ein erster Einwand: Wenn die Erkenntnistheorie rein empirisch ist, dann ist sie zirkulär. Diese Zirkularität wird deutlich, wenn man sich klar macht, dass die Erkenntnistheorie eine Theorie aller erkenntnistheoretischen Quellen des Wissens und der Rechtfertigung sein soll. Wenn sie eine Theorie aller Quellen ist, dann ist sie auch eine Theorie aller empirischen Quellen. Sofern die Erkenntnistheorie auf empirischen Erkenntnisquellen beruht, ist sie damit auch eine Theorie ihrer eigenen Quelle. Sie ist also zirkulär. Um diesen Einwand bewerten zu können, sollte zunächst zwischen einem logischen und einem epistemischen Zirkel unterschieden werden. 12 Ein logischer Zirkel tritt in Argumenten auf, wenn die Konklusion explizit unter den Prämissen vorkommt. Wenn ich also beispielsweise argumentiere Ich habe Recht mit meiner Behauptung, weil ich mit meiner Behauptung Recht habe., dann haben wir einen Fall einer solchen logischen Zirkularität. 13 Logisch zirkuläre Argumente sind auf jeden Fall gültig*. In einem solchen Argument erzwingt die Wahrheit der Prämisse die Wahrheit der Konklusion, wie es die Definition* von deduktiv* gültigen Argumenten vorsieht. Aber logisch zirkuläre Argumente sind erkenntnistheoretisch wertlos. Sie stehen nämlich vor folgendem Dilemma*: Entweder ihre Konklusion ist bereits als Prämisse des Arguments gerechtfertigt. Dann ist das Argument überflüssig, weil wir es ja gar nicht zur Rechtfertigung der fraglichen Proposition* benötigen. Oder die Prämisse ist nicht gerechtfertigt. Dann ist das Argument unzureichend, um die Konklusion zu rechtfertigen. Denn selbst ein gültiges Argument ist ohne gerechtfertigte Prämisse nicht dazu in der Lage, die Konklusion zu rechtfertigen. Von logisch zirkulären Argumenten müssen epistemisch zirkuläre Rechtfertigungen unterschieden werden. Sie liegen vor, wenn die Prämisse des Arguments nur dann gerechtfertigt ist, wenn die Konklusion des Arguments wahr ist. Hier ein Beispiel: Nehmen Sie an, Sie wollten rechtfertigen, dass es Rechtfertigungen gibt, indem Sie Beispiele aufzählen. Sie zählen also einzelne Instanzen von Rechtfertigungen auf, die Sie kennen, und folgern daraus, dass es Rechtfertigungen gibt. Ein solches Argument ist epistemisch zirkulär, weil Sie, um die Prämissen rechtfertigen zu können, bereits die Wahrheit der Konklusion voraussetzen müssen. Wenn es keine Rechtfertigung gäbe, dann könnten Sie nicht rechtfertigen, dass es Rechtfertigung gibt. 12 Vgl. dazu sehr gut Alston 1989e. 13 Die abstrakte Form ist hier: p, also p. 9

10 Mit welchem Fall haben wir es beim starken methodologischen Naturalismus zu tun? Eine empirische Erkenntnistheorie fängt offensichtlich nicht mit der Prämisse an, dass empirische Methoden zuverlässig sind. Es liegt also kein offensichtlicher logischer Zirkel vor. Allerdings kann die empirische Erkenntnistheorie keine gerechtfertigten Ergebnisse hervorbringen, wenn empirische Erkenntnis nicht zuverlässig ist. Die empirischen Methoden müssen also zuverlässig sein, damit die naturalistische Erkenntnistheorie rechtfertigen kann, dass empirische Methoden zuverlässig sind. Diese Rechtfertigung setzt die Wahrheit der Konklusion voraus. Der starke methodologische Naturalismus verwickelt sich also in einen epistemischen Zirkel. Wie schädlich dieser Zirkel ist, hängt nun ganz davon ab, ob man Zugangsinternalist oder Externalist ist. Für den Zugangsinternalisten ist der epistemische Zirkel verheerend. Der Zugangsinternalist ist nämlich der Auffassung, dass eine zuverlässige Methode nur dann Überzeugungen rechtfertigen kann, wenn man gerechtfertigterweise glaubt, dass diese Methode zuverlässig ist. Um also mit Hilfe einer Methode M die Zuverlässigkeit von M zu rechtfertigen, müsste der Zugangsinternalist bereits vorab die gerechtfertigte Überzeugung haben, dass M zuverlässig ist. Für den Internalisten ergibt sich also aus dem epistemischen Zirkel automatisch ein logischer Zirkel, der wie wir gesehen haben erkenntnistheoretisch problematisch ist. Der Externalist kann dagegen die epistemische Zirkularität akzeptieren. Um mit Hilfe der Methode M die Zuverlässigkeit von M zu rechtfertigen, muss der Externalist nicht von der gerechtfertigten Prämisse ausgehen, dass M zuverlässig ist, sondern es muss nur tatsächlich der Fall sein, dass M zuverlässig ist. Deshalb ergibt sich für ihn keine vergleichbare logische Zirkularität wie für den Internalisten. Kurz: Für einen Externalisten ergibt sich aus der epistemischen Zirkularität des starken methodologischen Naturalismus kein ernsthaftes Problem. Allerdings muss er zugeben, dass man im Rahmen des methodologischen Naturalismus den Skeptizismus nicht widerlegen kann. Um nämlich strittige Fragen zu entscheiden, darf man sich auf keine der Methoden stützen, die in Frage stehen. Der epistemisch zirkuläre Nachweis des Naturalisten, dass unsere basalen Methoden zuverlässig sind, ist also keine echte Widerlegung des Skeptikers. 10

11 Zweitens ist gegen den starken methodologischen Naturalismus eingewandt worden, dass er epistemisch inkonsistent* ist. 14 Eine Position ist epistemisch inkonsistent, wenn ihre Wahrheit ihrer Rechtfertigung widerspricht. Die These, dass es keine Rechtfertigung gibt, ist in diesem Sinne epistemisch inkonsistent. Sie kann wahr sein, aber wenn sie wahr ist, dann ist sie selbst nicht gerechtfertigt. Eine epistemisch inkonsistente Position kann man rationalerweise nicht vertreten, denn man kann nicht konsistent glauben, dass sie zugleich wahr und gerechtfertigt ist. Doch was spricht dafür, dass der starke methodologische Naturalismus epistemisch inkonsistent ist? Der Gegner des starken methodologischen Naturalismus argumentiert wie folgt: Nehmen wir einmal an, der starke methodologische Naturalismus wäre wahr, dann gäbe es keine Rechtfertigung a priori*. Wenigstens dürfte der Naturalist für erkenntnistheoretische Rechtfertigungen keine apriorischen Rechtfertigungen verwenden. Nun lassen sich aber Theorien generell nur dadurch rechtfertigen, dass wir mit Hilfe eines induktiven* Schlusses oder eines Schlusses auf die beste Erklärung über das, was wir unmittelbar wahrnehmen, hinausgehen. Wenn wir solche erfahrungstranszendierenden Schlüsse beim Theorieaufbau vollziehen, dann müssen wir Gründe haben zu glauben, dass die Konsequenzen dieser Schlüsse zumindest wahrscheinlich wahr sind. Die Erfahrung kann uns hier nicht weiterhelfen, weil wir ja gerade Schlüsse ziehen, die über die Erfahrung hinausführen. Also können wir die Zuverlässigkeit erfahrungstranszendierender Schlüsse nur a priori einsehen. Theorien sind also nur dann gerechtfertigt, wenn wir diese Schlüsse a priori als zuverlässig rechtfertigen können. Eine solche Rechtfertigung schließt der methodologische Naturalist jedoch aus. Wenn er Recht hat, gibt es also keine gerechtfertigten Theorien. Da es sich beim starken methodologischen Naturalismus jedoch selbst um eine Theorie handelt, ergibt sich, dass dieser Naturalismus nicht gerechtfertigt ist, wenn er wahr ist. Der starke methodologische Naturalismus ist also epistemisch inkonsistent. Es lässt sich leicht erkennen, dass dieser Einwand gegen den methodologischen Naturalismus wiederum den Zugangsinternalismus voraussetzt. Wenn der Zugangsinternalismus korrekt ist, dann können wir erfahrungstranszendierende 14 Vgl. Bonjour 1994,

12 Schlüsse nur dann gerechtfertigt vollziehen, wenn wir einsehen, dass sie zuverlässig sind. Und dafür ist eine apriorische Einsicht unverzichtbar. Aus der Perspektive des Externalisten ist jedoch nichts dergleichen erforderlich. Seine erfahrungstranszendierenden Schlüsse sind gerechtfertigt, wenn sie tatsächlich zuverlässig sind. Irgendeine apriorische Einsicht ist dafür nicht nötig. Und deshalb ist der starke methodologische Naturalismus aus der Perspektive des Externalismus auch nicht epistemisch inkonsistent. Die Antworten auf die beiden ersten Einwände, den Zirkularitätseinwand und den Inkonsistenzeinwand, zeigen, dass man als methodologischer Naturalist Externalist sein sollte. Im Rahmen dieser Position tauchen die angemahnten Probleme nicht auf. Es gibt jedoch unabhängige Gründe, die für die Wahrheit dieses Externalismus sprechen. Wenn man nämlich, wie der Zugangsinternalist, für jede Rechtfertigung verlangt, dass das Subjekt zunächst gerechtfertigt zweiter Ordnung sein muss, dass die Gründe erster Ordnung zuverlässig sind, dann ergibt sich unweigerlich ein Rechtfertigungsregress, der Rechtfertigung prinzipiell unmöglich macht. Gibt es weitere Einwände gegen den starken methodologischen Naturalismus, die auch die Position des Externalisten betreffen? Ich halte den folgenden Einwand für gravierend und letzten Endes sogar für tödlich für das Projekt des starken methodologischen Naturalismus: In der Erkenntnistheorie sollen die erkenntnistheoretischen Grundbegriffe wie Wahrheit, Wissen und Rechtfertigung geklärt werden. Das gehört, wie ich zu Beginn meines Vortrags betont habe, zu ihren analytischen Aufgaben. Doch worauf sollte man hier zurückgreifen, wenn nicht auf die Methode der Begriffsanalyse? Und wenn wir diese Methode praktizieren, dann stützen wir uns auf apriorische begriffliche Intuitionen. Zumindest im analytischen Teil der Erkenntnistheorie sind apriorische Methoden also unverzichtbar. Das scheint der starke methodologische Naturalismus zu übersehen. 15 Was ist von diesem Einwand zu halten? Der wohl konsequenteste Vertreter des starken methodologischen Naturalismus, Hilary Kornblith, hat sich damit ganz 15 Ganz ähnlich argumentieren Bealer,DePaul/Ramsey 1998, Feldman

13 explizit auseinandergesetzt. 16 Kornblith weist zunächst einmal darauf hin, dass wir im analytischen Teil der Erkenntnistheorie nicht primär unsere erkenntnistheoretischen Begriffe klären wollen, sondern verstehen wollen, was Wahrheit, Wissen und Rechtfertigung selbst sind. 17 Es geht uns also primär um ein Verständnis grundlegender erkenntnistheoretischer Eigenschaften und nicht so sehr um unsere Begriffe. Er zieht einen Vergleich zu den Naturwissenschaften. Wenn die Natur bestimmter Steine oder eines Metalls wie Aluminium geklärt werden soll, dann analysieren wir nicht unsere Begriffe dieser Substanzen, sondern wir untersuchen die Steine und das Metall selbst. Warum sollte es nicht in der Erkenntnistheorie genauso sein? Und wenn es so wäre, dann könnte diese Untersuchung der erkenntnistheoretischen Grundkategorien selbstverständlich ganz empirisch durchgeführt werden, so wie die Untersuchung der Natur der Steine und des Metalls auch empirisch von statten geht. Kornblith ist genauer der Auffassung, dass Begriffe über die Sache selbst wenige Informationen enthalten und oft sogar irreführend sind. Diese Information beruht ihm zufolge immer auf empirischem Hintergrundwissen, ist also niemals a priori. Und wir brauchen uns auf die in den Begriffen enthaltenen Informationen gar nicht zu stützen, wenn wir etwas über die Sache selbst herausfinden wollen. Dazu sollten wir diese Sache selbst besser direkt untersuchen. Dieses Bild des Verhältnisses zwischen Begriff und Welt trifft sehr gut auf Natürliche-Art-Begriffe zu. 18 Solche Begriffe werden eingeführt durch eine direkte Bezugnahme auf paradigmatische Beispielfälle und nicht durch eine Beschreibung der Referenzgegenstände. Unter den Begriff Aluminium fallen bestimmte Metallstücke nicht deshalb, weil sie eine bestimmte Beschreibung erfüllen, sondern weil sie derselben natürlichen Art* angehören wie die paradigmatischen Beispielfälle. Dazu muss die natürliche Art dem Sprecher gar nicht bekannt sein. Und so ist es ja auch im Fall von Aluminium. Der von uns verwendete Aluminiumbegriff trifft auf bestimmte Dinge aufgrund bestimmter atomarer Eigenschaften zu, auch wenn wir diese gar nicht kennen und über Aluminium bestenfalls wissen, dass es sich um ein graues und leichtes Metall handelt. Bei Natürliche-Art-Begriffen wird die Referenz daher oft durch einen 16 Vgl. Kornblith Kornblith 2002, S Kornblith 2002, S

14 komplizierten kausalen Mechanismus fixiert, der mit unserem vermeintlichen Wissen über die Sache nichts zu tun hat. Dieses vermeintliche Wissen wird empirisch mit dem Begriff assoziiert und wird in den meisten Fällen wenig aussagekräftig und manchmal sogar irreführend sein. Mit dem Begriff Fisch wurde sehr lange assoziiert, dass es sich um im Wasser lebende Tiere mit einer bestimmten Körperform und Fortbewegungsart handelt. Später fand man heraus, dass diese Charakterisierung der Fische irreführend ist, da manche dieser im Wasser lebenden Tiere gar keine Fische, sondern Säugetiere sind. Wenn erkenntnistheoretische Grundbegriffe also Natürliche-Art-Begriffe wären, dann hätte Kornblith mit seiner Behauptung Recht, dass unser mit diesen Begriffen verknüpftes Wissen empirisch, fehlbar und unnötig ist, um zu klären, worum es sich bei Wahrheit, Wissen und Rechtfertigung wirklich handelt. Doch sind erkenntnistheoretische Begriffe tatsächlich Natürliche-Art-Begriffe? Um diese Frage zu beantworten, sollen zunächst alternative Kategorien von Begriffen eingeführt werden. Betrachten Sie z.b. den Begriff Junggeselle. Referenten dieses Begriffs werden nicht durch paradigmatische Fälle eingeführt, sondern offenbar durch eine Beschreibung. Wenn es sich um einen deskriptiven Begriff handelt, dann ist diese Beschreibung nicht bloß kontingent* mit dem Referenten assoziiert, sondern sie fixiert den Referenten auf definitorische Weise. Deshalb kann sie uns über den Referenten auch nicht täuschen, sondern verrät uns etwas über seine tatsächlichen Eigenschaften. Junggesellen sind unverheiratete Männer (plus X, um Fälle von Witwern, jungen Männern vor dem heiratsfähigen Alter oder den Papst auszuschließen), weil diese Beschreibung festlegt, welche Gegenstände unter den Begriff Junggeselle fallen. Wenn man zusätzlich die Auffassung vertritt, dass wir die referenzfixierende Beschreibung zumindest implizit auch kennen müssen, um den Begriff überhaupt verwenden zu können, dann ist klar, dass uns im Fall von deskriptiven Begriffen unser assoziiertes Wissen a priori etwas über ihre Referenten selbst verrät. Betrachten Sie des Weiteren noch Idealbegriffe, wie etwa den Begriff eines exakten Kreises. Dieser Begriff kann kein Natürliche-Art-Begriff sein, weil es keine paradigmatischen Fälle in der Realität gibt. Es gibt bekanntlich keine exakten Kreise, sondern jeder wirkliche Kreis ist bestenfalls eine Approximation an einen exakten Kreis. Also kann die Referenz eines solchen Begriffes nicht über paradigmatische Fälle festgelegt werden. 14

15 Ich möchte nun drei Einwände gegen Kornbliths These vorbringen, dass es sich bei erkenntnistheoretischen Grundbegriffen um Natürliche-Art-Begriffe handelt. Erstens der Einwand der garantierten Referenz: Es ist es bei Natürliche-Art-Begriffen sinnlos zu fragen, ob sie auf wenigstens einige Dinge zutreffen. Worauf solche Begriffe zutreffen wird durch die Klasse von paradigmatischen Beispielsfällen festgelegt. Solche Fälle muss es folglich geben, damit der Begriff seine Identität bekommt. Nun ist es aber durchaus sinnvoll zu fragen, ob es Wissen bzw. gerechtfertigte Überzeugungen überhaupt gibt. Das zeigt die Verständlichkeit von skeptischen Überlegungen. Man muss ihnen gar nicht zustimmen, sondern sie nur für sinnvoll halten, um zu glauben, dass es wenigstens möglich ist, dass es keine Fälle von Wissen bzw. gerechtfertigter Überzeugung gibt. Eine solche Möglichkeit wäre jedoch semantisch ausgeschlossen, wenn Wissen bzw. Rechtfertigung Natürliche-Art- Begriffe wären. 19 Zweitens der Einwand der apriori gewussten Eigenschaften: Wenn ein erkenntnistheoretischer Grundbegriff wie Wissen ein Natürliche-Art-Begriff wäre, dann müsste es zumindest denkbar sein, dass keine der Eigenschaften, die wir mit Wissen im Augenblick assoziieren, bei einer genaueren Untersuchung der paradigmatischen Fälle von Wissen tatsächlich vorliegt. Da bei Natürliche-Art- Begriffen unser vermeintliches Wissen keine Rolle für die Referenzfestlegung spielt, könnte es sich herausstellen, dass unser vermeintliches Wissen über die Referenten vollkommen irreführend ist. Bei typischen Fällen von Natürliche-Art-Begriffen ist das nicht nur denkbar, sondern sogar tatsächlich der Fall gewesen. Wir assoziieren beispielsweise die Eigenschaft gelb-zu-sein mit Gold, aber eine genauere Untersuchung zeigt, dass reines Gold fast weiß ist und die gelbe Farbe alltäglicher Goldvorkommen auf Legierungen mit anderen Metallen (z.b. Kupfer) beruht. Aber gerade im Fall von Wissen scheint es vollkommen ausgeschlossen zu sein, dass wir bei einer genaueren empirischen Untersuchung paradigmatischer Fälle von Wissen herausfinden könnten, dass echtes Wissen beispielsweise ohne Überzeugung oder ohne die Wahrheit dieser Überzeugung vorliegt. Würde eine solche Untersuchung der paradigmatischen Fälle wirklich zum Ergebnis haben, dass keine Überzeugung vorliegt oder dass die betreffende Überzeugung falsch ist, dann würden wir nämlich nicht sagen, dass sich herausgestellt hat, dass Wissen keine Überzeugung oder keine 19 Vgl. Grundmann 2003, S. 34f. 15

16 Wahrheit impliziert, sondern wir würden vielmehr den Schluss ziehen, dass diese Fälle niemals echte Fälle von Wissen waren. Im Fall von Wissen ist es also apriori ausgeschlossen und d.h. undenkbar, dass sich herausstellen könnte, dass zentrale mit dem Wissen assoziierte Eigenschaften keine wahrhaften Eigenschaften des Wissens sind. Der Wissensbegriff verhält sich also, nach allem, was uns unsere semantische Kompetenz als Sprecher über ihn verrät, eher wie ein deskriptiver Begriff und nicht wie ein Natürliche-Art-Begriff. Drittens der Einwand von der Möglichkeit revolutionärer Intuitionen: Wäre Wissen ein Natürliche-Art-Begriff, dann wäre unser mit diesem Begriff vermeintlich assoziiertes Wissen tatsächlich das Resultat unserer bisherigen empirischen Theorien über Wissen. Man würde also erwarten, dass unsere begrifflichen Intuitionen diese herkömmlichen Wissenstheorien einfach abbilden. Das ist jedoch nicht der Fall, wie unsere Intuitionen über die Gettierfälle sehr schön zeigen. Unsere Intuitionen über diese Fälle bilden nämlich unsere bisherige Auffassung von Wissen als wahre, gerechtfertigte Überzeugung nicht einfach ab, sondern stehen vielmehr in einem deutlichen Widerspruch zu ihr. Solche revolutionären Intuitionen falsifizieren deshalb die These, dass unsere begrifflichen Intuitionen einfach nur das Resultat unserer bisherigen Hintergrundtheorien sind. 20 Die drei vorangehenden Einwände legen nahe, dass es sich bei erkenntnistheoretischen Begriffen nicht um Natürliche-Art-Begriffe handelt, sondern um Begriffe mit einem deskriptiven Kern. Das erklärt, warum wir im Unterschied zum Chemiker oder Biologen wichtige Eigenschaften der erkenntnistheoretischen Grundkategorien durch eine Begriffsanalyse herausfinden können. Eine Alternative dazu scheint es nicht zu geben, da wir erstens ohne Begriffsanalyse nicht wissen können, ob es paradigmatische Fälle überhaupt gibt und zweitens, wenn es sie gibt, was an ihnen wir genauer untersuchen müssen, um die Natur der erkenntnistheoretischen Grundkategorien besser zu verstehen. Den zweiten Punkt möchte ich etwas vertiefen. Wenn wir die Natur einer Sache untersuchen, dann wollen wir die essentiellen Eigenschaften dieser Sache herausfinden. Empirisch können wir allerdings nur herausfinden, welche Eigenschaften alle aktualen Exemplare dieser Sache haben. Manche dieser Eigenschaften sind jedoch 20 Vgl. Grundmann 2007, S

17 möglicherweise nur kontingente Eigenschaften dieser Sache. Sie haften zwar allen aktualen Exemplaren an, sind jedoch nicht notwendig für die Art. Wie ist es beispielsweise mit Gedanken? Tatsächlich kommen Gedanken nur vor, wenn es eine neuronale Aktivität im Gehirn gibt. Aber ist dieser Vorgang essentiell für das Auftreten von Gedanken? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir eigentlich schon aufgrund von Begriffsanalyse wissen, was einen Gedanken ausmacht. Wenn Gedanken psychologische Komplexe aus Begriffen sind, die entweder wahr oder falsch sind, dann scheint ihre neuronale Realisierung nur kontingent zu sein. Auch im Fall von Natürliche-Art-Begriffen sagen uns letztlich unsere Begriffe, wo wir an einem paradigmatischen Fall nachsehen müssen, um seine essentiellen Eigenschaften zu finden. Bei Natürliche-Art-Begriffen ist es die Mikrostruktur der Dinge, bei funktionalen Begriffen sind es die funktionalen Eigenschaften usw. In Kornbliths Darstellung verschwindet dieses Problem, weil er von vornherein eine bestimmte wissenschaftliche Perspektive auf das Wissen favorisiert, nämlich die Perspektive der Biologie. In der kognitiven Ethologie spielen Wissenszuschreibungen eine Rolle, um einen evolutionären Selektionsvorteil von Lebewesen durch Anpassung zu erklären. Dabei kommt es ganz wesentlich auf zuverlässige wahre Meinung an. Wenn wir jedoch neurobiologische oder soziologische Perspektiven auf das Wissen wählen würden, würden vermutlich ganz andere Aspekte des Wissens explanatorisch relevant sein. Was essentiell für Wissen selbst ist, ganz unabhängig von den verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven, die wir mit Bezug auf es einnehmen, können wir nur herausfinden, wenn wir den Begriff des Wissens analysieren. Wenn jedoch die apriorische Begriffsanalyse ein unverzichtbares Hilfsmittel der Erkenntnistheorie bleibt, dann lässt sich der starke methodologische Naturalismus nicht verteidigen. Hier liegt eine klare und meines Erachtens unüberschreitbare Grenze des Naturalismus in der Erkenntnistheorie. Ist damit der methodologische Naturalismus ganz aus dem Rennen? Der schwache methodologische Naturalismus schließt keineswegs aus, dass Erkenntnistheorie wenigstens z.t. mit apriorischen Methoden betrieben wird. Er betont nur, dass die Ergebnisse vieler empirischer Einzelwissenschaften relevant für die Erkenntnistheorie sind und dass man deshalb Erkenntnistheorie ohne Rücksicht auf die Resultate empirischer Wissenschaften nicht vernünftig betreiben kann. Doch was heißt das konkret? An welchen Stellen sind die Ergebnisse empirischer Wissenschaft für die Erkenntnistheorie relevant? Hier ein erster Ansatzpunkt: Damit ein 17

18 erkenntnistheoretischer Akteur in seine Überzeugung gerechtfertigt ist, genügt es nicht, dass er über einen guten Gründ für diese Überzeugung verfügt. Er muss diese Überzeugung auch haben, weil er den guten Grund für sie hat. Und dafür wiederum reicht es nicht aus, wenn der Akteur sich bewusst ist, dass er einen guten Grund für seine Überzeugung hat. Denn auch wenn wir ein Vorurteil rationalisieren, sind wir uns eines guten Grundes bewusst. Aber das rechtfertigt unser Vorurteil nicht. Dafür müsste der gute Grund auch kausal verantwortlich für das Bestehen der entsprechenden Überzeugung sein. Es muss also eine kausale Beziehung zwischen dem guten Grund, über den der Akteur verfügt, und seiner Überzeugung bestehen, damit sie gerechtfertigt ist. Daraus folgt jedoch unmittelbar, dass die Rechtfertigung immer auch von der kausalen Genese abhängt, die von der Psychologie untersucht wird. Die Psychologie kann zwar nicht die Frage beantworten, ob ein Grund ein guter Grund ist, sie kann jedoch klären, welches die tatsächlichen Gründe für die Überzeugung einer Person sind. Die Psychologie kann auch dazu beitragen, die grundlegenden Quellen des Wissens zu individuieren. Sie kann nämlich zeigen, welche psychologischen Prozesse der Überzeugungsbildung genügend Gleichartigkeit aufweisen, um einen bestimmten Typ von Prozess zu bilden. Auch hier wird die Psychologie nicht entscheiden können, ob eine vermeintliche Wissensquelle wirkliches Wissen hervorbringt. Aber sie kann Quellen identifizieren, die dann in einem zweiten Schritt erkenntnistheoretisch bewertet werden müssen. Zweitens lässt sich in vielen Fällen auch die Bewertung von Rechtfertigungs- und Wissensquellen empirisch durchführen, insbesondere dann, wenn man von einer reliabilistischen Position ausgeht. Die Erfolgsbilanz einer Methode ist nämlich einer empirischen Bewertung prinzipiell zugänglich. In vielen Fällen wird man die Zuverlässigkeit einer Art von Methode mit Hilfe einer anderen Methode bewerten können. Aber epistemische Zirkularität ist nicht immer vermeidbar. Wie wir jedoch zuvor gesehen haben, ist sie kein prinzipieller Einwand, solange man einen erkenntnistheoretischen Externalismus vertritt. Wenn man die Erfolgsbilanz einer Methode als Gütekriterium* zugrunde legt, wird man in manchen Fällen sogar mit Hilfe empirischer Methoden eine Verbesserung der erkenntnistheoretischen Methoden erzielen können. Es stellt sich also heraus, dass die These des schwachen methodologischen Naturalismus sehr plausibel ist. Psychologisches Wissen ist relevant für die 18

19 Entdeckung der Gründe und Quellen unseres vermeintlichen Wissens. Und die Psychologie kann auch bei der Überprüfung epistemischer Prinzipien von Bedeutung sein. Allerdings muss der Vertreter des schwachen methodologischen Naturalismus zwei sehr basale Annahmen der traditionellen Erkenntnistheorie aufgeben. Die Erkenntnistheorie kann keine erste und fundamentale Wissenschaft mehr sein, da sie auf vielfältige Weise von den empirischen Einzelwissenschaften abhängt. Und sie kann zweitens auch den Skeptiker bezüglich unseres Wissens über die Außenwelt nicht überzeugend widerlegen, denn wenn die Erkenntnistheorie in wichtigen Teilen von unserem Wissen über die Welt abhängt, dann muss sie dieses Wissen immer schon voraussetzen und kann es nicht mehr unparteiisch gegen den Skeptiker verteidigen. Sieht man von diesen sehr ambitionierten Zielen ab, die in der traditionellen Erkenntnistheorie sicher eine wichtige Rolle gespielt haben, so kann eine gemäßigte naturalistische Erkenntnistheorie, die einen ontologischen Naturalismus mit einem schwachen methodologischen Naturalismus verbindet, 21 durchaus den Anspruch vertreten, ein legitimer Nachfolger der traditionellen Erkenntnistheorie zu sein. 21 Tatsächlich sind der ontologische und der methodologische Naturalismus in der Erkenntnistheorie vollkommen unabhängig voneinander. Der ontologische Naturalismus lässt sich zumindest ohne einen starken methodologischen Naturalismus vertreten. Denn selbst wenn man etwa als Reliabilist die These vertritt, dass erkenntnistheoretische Tatsachen metaphysisch auf deskriptive Tatsachen supervenieren, kann man gleichzeitig behaupten, dass die Wahrheit des Reliabilismus und des ontologischen Naturalismus sich nur durch apriorische Begriffsanalyse erfassen lässt. Dieser Position kommt Goldman 1992 sehr nahe. Andererseits kann man einen methodologischen Naturalismus ohne ontologischen Naturalismus vertreten. Ein Beispiel wäre Bartelborth Er glaubt, dass man erkenntnistheoretische Prinzipien nur durch ein empirisches Überlegungsgleichgewicht zwischen Annahmen über gerechtfertigte Überzeugungen und Annahmen über erkenntnistheoretische Prinzipien rechtfertigen kann. Diese empirische Rechtfertigung erkenntnistheoretischer Prinzipien verpflichtet ihn jedoch nicht auf die metaphysische Supervenienzthese, die er strikt ablehnt. 19

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