Medienwelten im Internetzeitalter 2
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- Cathrin Weiss
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Beratung bei problematischer Mediennutzung Lukas Suchthilfezentrum Hamburg Dr. Bernd Sobottka
2 Medienwelten im Internetzeitalter 2
3 Gefahrenpotenzial Bildzeitung
4 Inhalt Krankheitsentwicklung Stationäre Therapie Behandlungsdaten Ausblick 4
5 PC-/Internet-Gebrauch Jugendliche, junge Erwachsene Unkompliziertes Eintauchen in phantastische Welten Phasenweise intensiver PC-Gebrauch ist ein Entwicklungsschritt zum differenzierten PC-Gebrauch Heterogenes Nutzungsspektrum 5
6 Nutzungsgewohnheiten Surfing Chatting Gaming Streaming 6
7 Belohnungserleben Aufregende Abenteuer Fremde Regionen Endlose Weiten Erreichbare Erfolge Verlässliche Kontakte Struktureller Halt Soziale Anerkennung Sichere Anonymität Sinnstiftung 7
8 Grundbedürfnisse (nach Grawe, 2004) Orientierung und Kontrolle Lustgewinn / Unlustvermeidung Bindung Selbstwerterhöhung... K o n s i s t e n z... 8
9 Langfristig negative Folgen PC-Gebrauch dominiert das Denken, Fühlen und Handeln Nutzungsdauer und Spielende nahezu unbegrenzt Reduzierung der sozialen Kontakte Reduktion der Leistungsfähigkeit und Alltagskompetenz Körperliche, psychische und soziale Schäden Dysfunktionale Automatisierung der PC-Aktivität 9
10 Prävalenz 10
11 Forschungsprojekt (1) Projektkliniken: AHG Klinik Münchwies AHG Klinik Schweriner See Förderung durch: 11
12 Fragestellung Wie unterscheiden sich Merkmale der Patientengruppe (n=100) im Vergleich mit drei anderen Patientengruppen Pathologischer PC-Gebrauch Pathologisches Glücksspielen Alkohol-/ Med.- abhängigkeit Sonst. psychische Erkrankung 12
13 Komorbiditäten Depressionen (~ 50%) Störungen durch psychotrope Substanzen (~ 33%, o.t.) Persönlichkeitsstörungen (~ 25%) Soziale Angststörungen (~ 15%) Essstörungen (~ 10%) Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (~ 45 %) Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems (~ 35%) 13
14 Ergebnisinterpretation Zentrale Merkmale der Persönlichkeitsorganisation, der Selbstwertregulation und der interpersonalen Beziehungsfähigkeit trennen die Gruppen. Der Pathologische PC-/Internet-Gebrauch scheint ein Krankheitsbild mit eigenständigem Profil zu sein. 14
15 Beschreibung der Stichprobe Chronisch kranke, alleinstehende jg. Männer, die trotz solidem intellektuellem Leistungsvermögen nicht am Erwerbsleben teilhaben. 15
16 Inhalt Stichprobenbeschreibung Stationäre Therapie Behandlungsdaten Ausblick 16
17 Gruppentherapie: Pathologischer PC-Gebrauch Informationsvermittlung Behandlungsmotivation Funktionale Analyse Korrektur von Fehlannahmen Erarbeitung von Alternativverhalten Entscheidungsfokussierung Umgang mit Selbstwertproblemen Rückfallprävention 17
18 Reales vs. Virtuelles Ich 18
19 Ampelmodell Verbotene PC-Aktivitäten: z.b. Onlinerollenspiele, Riskante PC-Aktivitäten z.b. YouTube, Erlaubte PC-Aktivitäten z.b. s, 19
20 Inhalt Stichprobenbeschreibung Stationäre Therapie Behandlungsdaten Ausblick 20
21 Forschungsprojekt (2) Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch 1-Jahres-Katamnese Sobottka, B., Feindel, H., Schuhler, P., Schwarz, S., Vogelgesang, M. & Fischer, T. Projektkliniken: Förderung durch: 21
22 Allgemeine psychische Belastung 70 SCL-90-R T-GSI T-Wert ,25 56,92 58,12 Aufnahme Entlassung nach 12 Monaten T-Test t1 mit t2 t1 mit t3 t2 mit t3 Signifikanz p<0,001 p<0,001 p=0,266 22
23 Störungsspezifische Symptomatik PC-Nutzungsdauer PC-Nutzungsdauer N MW SD Signifikanz Nutzung PC (Tage/Woche) t 1 t ,62 5,62 0,86 2,02 p=0,001 Durchschnittliche Stunden/Tag t 1 t ,18 4,78 4,57 4,08 p<0,001 Maximale ununterbrochene Nutzungsdauer (Stunden) t 1 t ,20 7,52 17,81 12,03 p<0,001 Berufsfremd (Stunden/Woche) t 1 t ,25 23,89 33,92 28,17 p<0,001 23
24 Störungsspezifische Symptomatik Katamnestische Erfolgsquoten analog DGSS PPC-Status analog DGSS III Kriterium (N=61) analog DGSS IV Kriterium (N=100) Anzahl Prozent Anzahl Prozent PPC-frei (ohne Rezidiv) 23 37, ,0 PPC-frei (nach Rezidiv) 23 37, ,0 Rezidiv (andauernd) 15 24, ,0 Katamnest. Erfolgsquote 75,4 46,0 24
25 Soziale Integration Soziale Aktivitäten Soziale Aktivitäten mind. 1/Woche weniger 1/Woche sich treffen unbekannt mind. 1/Woche weniger 1/Woche Sport treiben unbekannt t1 20 (32,8%) 39 (63,9%) 2 (3,3%) 12 (19,7%) 49 (80,3%) - t3 42 (68,9%) 18 (29,5%) 1 (1,6%) p<0, (34,4%) 37 (60,7%) 3 (4,9%) p=0,076 25
26 Soziale Integration In Anspruch genommene Hilfen Seit Entlassung in Anspruch genommene Hilfen Häufigkeit keine 13 (21,3%) (Sucht-)Beratungsstelle/ambulante Suchtnachsorge 43 (70,5%) Selbsthilfegruppe 22 (36,1%) ambulante Psychotherapie 21 (34,4%) ambulantes betreutes Wohnen 8 (13,1%) ambulante ärztliche Behandlung 5 (8,2%) stationäre psychiatrische Behandlung 2 (3,3%) stationäre Rehabilitation 1 (1,6%) Reha-Nachsorge Psychosomatik 1 (1,6%) Mehrfachnennungen möglich 26
27 Zusammenfassung der Ergebnisse Ein Jahr nach Entlassung aus der stationären Behandlung zeigen sich die untersuchten Patienten anhaltend gebessert. 27
28 Inhalt Stichprobenbeschreibung Stationäre Therapie Behandlungsdaten Ausblick 28
29 Schlussfolgerungen und Ausblick Die Existenz eines neuen Krankheitsbildes erscheint unstrittig und wird perspektivisch möglicherweise eine nosologische Einordnung als Verhaltenssucht erfahren. Die Katamneseergebnisse sprechen für die Wirksamkeit der bisher entwickelten Behandlungsprogramme. 29
30 Schlussfolgerungen und Ausblick Ein zwischenzeitliches Rezidiv zeigt sich als ein häufiges Phänomen auf dem Weg der Bewältigung des Problemverhaltens und sollte daher im therapeutischen Prozess Beachtung finden. Prä- und Poststationäre Programme sind notwendig, um nachhaltige Veränderungsprozesse vorzubereiten und zu konsolidieren. 30
31 Forschungsprojekt (3) Messinstrumente zum Screening und zur Verlaufsbeurteilung des Pathologischen PC-/Internetgebrauchs Projektkliniken: AHG Klinik Münchwies AHG Klinik Schweriner See Förderung durch: 31
32 Literatur Grüsser, S. & Thalemann, C. (2006). Verhaltensucht Diagnostik, Therapie, Forschung. Bern: Huber. Petry, J. (2010). Dysfunktionaler und pathologischer PC- und Internet-Gebrauch. Göttingen: Hogrefe. Schuhler, P. & Vogelgesang, M. (2012). Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch. Eine Therapieanleitung. Göttingen: Hogrefe. Petersen, K., Weymann, N., Schelb, Y., Thiel, R. & Thomasius, R. (2009). Pathologischer Internetgebrauch Epidemiologie, Diagnostik, komorbide Störungen und Behandlungsansätze. Fortschritte der Neurologie und Psychiatrie, 77, Schuhler, P., Sobottka, B., Vogelgesang, M., Fischer, T., Flatau, M., Schwarz, S., Brommundt, A., & Beyer, L. (2013). Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch bei Patient/Innen der stationären psychosomatischen und Suchtrehabilitation. Lengerich: Pabst. Schuhler, P. & Vogelgesang, M. (2011). Abschalten statt abdriften. Weinheim: Beltz. Sobottka, B. (2010). Stationäre Psychotherapie bei Pathologischem PC-Gebrauch. Rausch, 6, Wölfling, K. & Beutel, M. (2009). Wenn die virtuelle Welt zum realen Alltag wird. Info Neurologie & Psychiatrie, 11,
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