Kinder- und Jugendpsychiatrie

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4 Kinder- und Jugendpsychiatrie Eine praktische Einführung Herausgegeben von Helmut Remschmidt Unter Mitwirkung von Kurt Quaschner und Frank M. Theisen Sigrid von Aster Nikolaus Barth Katja Becker Christian Fleischhaker Johannes Hebebrand Klaus Hennighausen Sabine C. Herpertz Beate Herpertz-Dahlmann Inge Kamp-Becker Matthias Martin Fritz Mattejat Fritz Mewe Oliver Nass Gerhard Niebergall Wilfried Pott Kurt Quaschner Helmut Remschmidt Gerd Schulte-Körne Eberhard Schulz Michael Simons Frank M. Theisen Timo Vloet Andreas Warnke Peter M. Wehmeier 6., überarbeitete Auflage 96 Abbildungen 175 Tabellen Georg Thieme Verlag Stuttgart New York

5 IV Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. 1. Auflage Nachdruck Nachdruck Nachdruck Auflage Nachdruck Nachdruck Nachdruck Nachdruck Nachdruck Auflage Nachdruck russische Auflage 2000 Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. 4. Auflage Auflage , 2011 Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstraße Stuttgart Deutschland Telefon: +49/(0)711/ Unsere Homepage: Printed in Germany Zeichnungen: Günter Bosch, Stuttgart; Karin Baum, Paphos, Zypern Umschlaggestaltung: Thieme Verlagsgruppe Umschlagabbildung: farblich veränderter Ausschnitt aus Karl Wilhelm Diefenbach, Per aspera ad astra, Stadtmuseum Hadamar, mit freundlicher Genehmigung der Stadt Hadamer Satz: SOMMER media, Feuchtwangen gesetzt in Arbortext APP-Desktop 9.1 Unicode M180 Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Lektorat: Ingrid Ahnert Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN

6 V Anschriften Dr. phil. Dipl.-Psych. Sigrid von Aster Schifflände Zürich SCHWEIZ Dr. med. Nikolaus Barth LVR-Klinikum Essen Kliniken und Institut der Universität Duisburg-Essen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Virchowstr Essen Prof. Dr. med. Katja Becker Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH Standort Marburg, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychosomatik und -Psychotherapie Hans-Sachs-Str Marburg Priv.-Doz. Dr. med. Christian Fleischhaker Universitätsklinikum Freiburg Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Hauptstr Freiburg Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand LVR-Klinikum Essen Kliniken und Institut der Universität Duisburg-Essen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Virchowstr Essen Dr. med. Klaus Hennighausen Universitätsklinikum Freiburg Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Hauptstr Freiburg Univ.-Prof. Dr. med. Sabine C. Herpertz Universitätsklinikum Heidelberg Klinik für Allgemeine Psychiatrie Voßstr Heidelberg Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann Universitätsklinikum Aachen (RWTH) Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Neuenhofer Weg Aachen Dr. phil. Dipl.-Psych. Inge Kamp-Becker Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH Standort Marburg Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Schützenstr Marburg Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Martin Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH Standort Marburg, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychosomatik und -Psychotherapie Hans-Sachs-Str Marburg Professor Dr. phil. Dipl.-Psych. Fritz Mattejat Institut für Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin Hans-Sachs-Str Marburg Professor Dr. phil. Dipl.-Psych. Fritz Mewe Hirschauer Str Tübingen Dipl.-Psych. Oliver Nass Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda GmbH Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Buttlarstr Fulda

7 VI Anschriften Dr. phil. Dipl.-Psych. Gerhard Niebergall Herborner Str. 48a Weimar Dr. med. Wilfried Pott DRK-Kinderklinik Siegen Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik Wellersbergstr Siegen Dr. rer. nat. Kurt Quaschner Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH Standort Marburg, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychosomatik und -Psychotherapie Hans-Sachs-Str Marburg Professor Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg Schützenstr Marburg Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Klinikum der Universität München (LMU) Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Nußbaumstr. 5a München Dr. Dipl-Psych. Michael Simons Universitätsklinikum Aachen (RWTH) Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Neuenhofer Weg Aachen Priv.-Doz. Dr. med. Frank M. Theisen Herz-Jesu Krankenhaus Fulda ggmbh Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Buttlarstr Fulda Dr. med. Timo Vloet Universitätsklinikum Aachen Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Neuenhofer Weg Aachen Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Andreas Warnke Universitätsklinikum Würzburg Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Füchsleinstr Würzburg Dr. med. Peter M. Wehmeier Sozialpsychiatrisches Zentrum für Kinder und Jugendliche Wolfsgangstr Frankfurt Prof. Dr. med. Eberhard Schulz Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Hauptstr Freiburg

8 VII Vorwort zur 6. Auflage Der Erfolg unseres Lehrbuches bei einem interdisziplinären Leserkreis hat in knapp 3 Jahren dazu geführt, dass eine weitere Auflage notwendig wurde. Dies erfüllt mich nicht nur mit großer Freude, sondern auch mit Dankbarkeit gegenüber den Lesern und den Autoren gleichermaßen: erstere haben uns durch positive Rückmeldungen, aber auch durch Verbesserungsvorschläge ermuntert, die empirische, evidenz-basierte Konzeption des Buches fortzusetzen und weiter auszubauen; letztere haben durch das Einbringen ihres Fachwissens und ihrer klinischen sowie wissenschaftlichen Erfahrungen eine solide Grundlage für das Verständnis psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter geschaffen, welches die Voraussetzung für alle diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen ist. Für die 6. Auflage wurden alle Kapitel überarbeitet und dem derzeitigen Erkenntnisstand angepasst. Dabei zeigte sich, dass nicht in allen Bereichen innerhalb der Dreijahresspanne ganz erhebliche Wissenszuwächse zu verzeichnen waren. Umso mehr kam es darauf an, das gesicherte Wissen als Basis aller klinischen Erkenntnisprozesse und Handlungsweisen herauszustellen. Ein alle Kapitel des Buches durchziehendes Band ist der Entwicklungsgedanke. Die Entwicklungswissenschaften (insbesondere Entwicklungsbiologie, Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie) lehren uns, dass jede Entwicklungsetappe ihre Besonderheiten hat, die sich auch in den Krankheitsbildern in ganz spezifischer Weise manifestieren und zu der Erkenntnis führen, dass dieselbe Symptomatik auf verschiedenen Alters- und Entwicklungsstufen eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben kann. Analoges lässt sich auch für andere entwicklungsabhängige Prozesse sagen. So zeigt die Entwicklungspharmakologie, dass Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil psychoaktive Substanzen in Relation zur Entwicklungsstufe zentralnervöser Strukturen und Funktionen außerordentlich variabel sind. Ein zweites Grundelement unseres Buches ist der Familienbezug. Auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten zunehmende Auflösungstendenzen traditioneller Familienstrukturen gezeigt haben, so bleibt doch die Familie und ihre epochalen Varianten immer noch die beste Sozialisationsinstanz für Kinder. Daher sind die Familiendiagnostik und die Einbeziehung der Familie in nahezu alle therapeutischen Interventionen integraler Bestandteil unserer Konzeption. Ein drittes Element, welches ein Charakteristikum aller kinder- und jugendpsychiatrischer Einrichtungen ist, ist der interdisziplinäre Ansatz, der für diagnostische und therapeutische Maßnahmen unabdingbar ist, der aber auch an die Kooperationsbereitschaft und die Koordination in Klinik und Praxis hohe Anforderungen stellt. Aus diesem Grund wendet sich unser Buch auch an einen interdisziplinär zusammengesetzten Leserkreis. Die bewährte Grundkonzeption unseres Marburger Lehrbuches, das sich als praktische Einführung versteht, haben wir auch in der 6. Auflage beibehalten. Wir beginnen mit entwicklungswissenschaftlichen Grundlagen (Teil I), auf welchen die Diagnostik maßgeblich aufbaut (Teil II), stellen dann die einzelnen Krankheitsbilder und Störungen vor, wobei wir uns klassifikatorisch überwiegend an der ICD 10 der WHO orientiert haben (Teil III), um dann die bewährten und zum großen Teil evaluierten Therapie- und Rehabilitationsmaßnahmen anzuschließen (Teil IV). Sowohl im Hinblick auf diagnostische Fragen als auch im Hinblick auf therapeutische Interventionen stützen wir uns auf die Leitlinien der kinderund jugendpsychiatrischen Fachverbände. Den Lesern, die sich über Therapie- und Rehabilitationsmaßnahmen detaillierter informieren wollen, empfehlen wir unser Therapielehrbuch, das ebenfalls im Thieme-Verlag erschienen ist (Remschmidt et al., 2008). Teil V ist der gerichtlichen Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie den im Alltag bedeutsamen Struktur- und Organisationsfragen gewidmet. Am Schluss des Buches haben wir ein Literaturverzeichnis angefügt, das dem Leser eine rasche Übersicht über aktuelle Literatur zum Fachgebiet

9 VIII Vorwort zur 6. Auflage der Kinder- und Jugendpsychiatrie- und psychotherapie ermöglicht (Teil VI). Unser bewährtes Autorenteam, das aus einem gemeinsamen Arbeitskreis hervorgegangen ist, wurde in der 6. Auflage durch einige neue Autorinnen und Autoren erweitert. Wir freuen uns Katja Becker und Timo Vloet in dieser Funktion begrüßen zu dürfen. Auch für die Fertigstellung dieser Auflage ist vielen zu danken. Zunächst danke ich den vielen namentlich nicht genannten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Marburger Klinik, mit denen ich weiterhin in gedanklichem Austausch stehe. An der redaktionellen Arbeit beteiligt waren insbesondere die Sekretärinnen Frau Pia Köhler (Marburg) und Frau Sonja Mangold-Stumpf (Fulda). Ein besonders herzlicher Dank richtet sich an den leitenden Psychologen der Marburger Klinik Herrn Dr. Kurt Quaschner und an Herrn Chefarzt PD Dr. Frank Theisen, die, wie auch bei der 5. Auflage, in bewährter Weise mit mir die notwendige Redaktionsarbeit durchgeführt haben. Schließlich danke ich sehr herzlich auch dem Thieme-Verlag, insbesondere Frau Korinna Engeli, Frau Katharina Esmarch, Frau Heide Addicks, Frau Ursula Biehl-Vatter für die hervorragende Zusammenarbeit. Nicht zuletzt geht aber auch ein Dank an unsere Patienten und ihre Familien, von denen wir alle viel gelernt haben. Die Weitergabe dieser Erfahrungen an unsere Leser ist ein wichtiges Anliegen dieses Buches. Marburg, Januar 2011 Helmut Remschmidt

10 IX Vorwort zur 5. Auflage Es erfüllt mich mit großer Freude, dass bereits nach zwei Jahren eine weitere Auflage unseres Marburger Lehrbuchs notwendig wurde. Auch diese 5. Auflage richtet sich an einen interdisziplinären Leserkreis, dem Ärzte, Psychologen, Sozialwissenschaftler, Pädagogen sowie Studierende dieser Fachrichtungen angehören. Letztlich will es aber alle ansprechen, die sich für das immer noch junge und weiterhin expandierende Fachgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie interessieren. Unser Lehrbuch ist aus der praktischen klinischen und wissenschaftlichen Arbeit entstanden und war von Anfang an empirischen Grundsätzen verpflichtet, die heute unter der Bezeichnung evidence-based medicine Eingang in alle klinischen Fachgebiete, einschließlich der Psychotherapie, gefunden haben. Wir haben unser Buch deshalb als eine praktische Einführung konzipiert und diese Konzeption über nunmehr nahezu dreißig Jahre aufrechterhalten. Der Zwilling unseres kinder- und jugendpsychiatrischen Lehrbuches war unser Psychotherapie-Lehrbuch 1, dessen Fortführung in erweiterter Konzeption nahezu zeitgleich unter dem Titel Therapie psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen 2 erscheint. Auch in der 5. Auflage haben wir den inzwischen vielfach bewährten Aufbau des Buches nicht verändert. Aufrechterhalten wurde die Einteilung des Stoffes in sechs Abschnitte, die mit einem Kapitel über die Entwicklung von Kindern eingeleitet werden und mit einem Abschnitt über Struktur- und Organisationsfragen enden. Im letzten Abschnitt des Buches (Teil VI) werden Hand- und Lehrbücher, Buchreihen, Zeitschriften sowie diagnostische und therapeutische Verfahren aufgeführt, die im Text erwähnt sind. Im Hinblick auf die Diagnostik und Klassifikation 1 Remschmidt, H. (Hrsg.): Psychotherapie im Kindesund Jugendalter. Thieme, Stuttgart Remschmidt, H., Mattejat, F., Warnke, A. (Hrsg.): Therapie psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Thieme, Stuttgart 2008 der einzelnen Störungen haben wir uns überwiegend am ICD-10-System der WHO orientiert, ergänzt durch die Leitlinien der kinder- und jugendpsychiatrischen Fachgesellschaften. Alle Autorinnen und Autoren verfügen über langjährige Erfahrung in Krankenversorgung, Forschung und Lehre und haben auch für diese Auflage ihre Kenntnisse und Erfahrungen kompetent und didaktisch ansprechend zu Papier gebracht. Sie alle sind aus einem gemeinsamen Arbeitskreis hervorgegangen und haben inzwischen an Universitätskliniken, Lehrkrankenhäusern oder auch in der Praxis verantwortliche Positionen übernommen. Die aus der Zusammenarbeit entstandenen Gemeinsamkeiten, aber auch die bleibende freundschaftliche Verbundenheit haben auch die Herstellung dieser Auflage erleichtert und zu einem Vergnügen gemacht. Dafür sei ihnen sehr herzlich gedankt. Zu danken ist auch unseren Lesern, die durch Kritik und Hinweise Verbesserungen und Ergänzungen des Textes veranlasst haben. Mein Dank richtet sich weiterhin an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik, mit denen ich über viele Jahre bis heute in lebendigem Gedankenaustausch stehe. An der redaktionellen Arbeit waren insbesondere Frau Goy und Herr König beteiligt, denen ich sehr herzlich danken möchte. Ein ganz besonderer Dank gilt dem Leitenden Psychologen unserer Klinik, Herrn Dr. Kurt Quaschner, und Herrn Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Frank Theisen, die mit mir gemeinsam die aufwändige Redaktionsarbeit durchgeführt haben und die durch stetige Hilfsbereitschaft und promptes Handeln die Einhaltung des Zeitplanes ermöglicht haben. Zuletzt, aber nicht minder herzlich, danke ich dem Georg Thieme Verlag, insbesondere Frau Korinna Engeli, Frau Heide Addicks und Frau Ursula Biehl-Vatter für die in allen Phasen der Konzeption und Produktion hervorragende Zusammenarbeit. Marburg, im Sommer 2007 Helmut Remschmidt

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12 XI Vorwort zur 1. Auflage Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist zuständig für Diagnostik, Therapie, Rehabilitation und Prävention psychischer und neuropsychiatrischer Störungen und Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen von der Geburt bis zur Volljährigkeit. Das breite Altersspektrum ihrer Patienten, die Vielzahl und Komplexität der Störungen, die Differenziertheit diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen haben das Stoffgebiet schwer überschaubar gemacht und zugleich zu der Notwendigkeit geführt, eine Vielzahl von Mitarbeitern (Ärzte, Psychologen, Schwestern und Pfleger, Psychagogen, Sozialarbeiter, Beschäftigungstherapeuten, Lehrer, Erzieher und Sozialpädagogen, Krankengymnasten, psychologischtechnische Assistenten usw.) unter einer möglichst einheitlichen Zielvorstellung im Dienste der kranken Kinder und ihrer Familien zu integrieren. Ihnen allen will das vorliegende Buch in der täglichen Arbeit weiterhelfen. Seine Zielvorstellung ist vielfältig: Es will zunächst Wissen und Erkenntnisse vermitteln aus der Überzeugung, daß dies zu einem vertieften Verständnis der Patienten und ihrer Familien führt. Es will praktische Erfahrungen weitergeben und dazu anregen, sie mit der eigenen Praxis zu vergleichen. Es will zum Mitdenken motivieren und die Aufgaben verschiedener Mitarbeitergruppen in der Zusammenarbeit sichtbar machen. Schließlich will es auch dazu anstoßen, den jeweils eigenen Standort und die eigenen Reaktionen im täglichen Umgang mit Patienten und Mitarbeitern zu registrieren und zu überdenken. Die Bearbeiter des Buches verfügen über langjährige klinische Erfahrungen als Fachärzte, klinische Psychologen und Unterrichtende. Sie haben versucht, theoretisches Wissen und praktische Erfahrung in ausgewogener Form zusammenzufassen. Dabei kam ihnen zugute, daß sie aus einem einheitlichen Arbeitskreis stammen. Eine Vollständigkeit der Darstellung wurde nicht angestrebt. Andererseits wurde dort ins Detail gegangen, wo Spezialwissen in besonderer Weise geeignet erschien, Diagnostik und Therapie zu fördern oder zu einem besseren Verständnis für den Patienten zu führen. Für Kritik und Vorschläge, die einer Verbesserung des Buches dienen, werden Herausgeber und Mitarbeiter stets aufgeschlossen sein. Dank zu sagen ist allen, die zur Konzeption und Fertigstellung des Buches beigetragen haben: den Mitarbeitern der Berliner und Marburger Klinik, den Sekretärinnen für die redaktionellen Arbeiten und nicht zuletzt den Patienten, deren Sorgen und Probleme stets erneut Aufforderung sind, nachzudenken und zu handeln. Schließlich sei auch dem Georg Thieme Verlag und seinen Mitarbeitern für die bewährte Zusammenarbeit gedankt. Berlin, im Sommer 1979 Helmut Remschmidt

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14 XIII Inhaltsverzeichnis Vorwort zur 6. Auflage... Vorwort zur 5. Auflage... Vorwort zur 1. Auflage... VII IX X I Entwicklung und Entwicklungspsychopathologie 1 1 Körperliche Entwicklung des Kindes... 3 Begriff und Einteilung... 3 Pränatale Entwicklung... 3 Postnatale Entwicklung Psychische Entwicklung... 9 F. Mewe und F. Mattejat Entwicklungsmodelle... 9 Konzept der Entwicklungsaufgaben Einteilungsmöglichkeiten der Entwicklung Normvarianten und Störungen in den verschiedenen Entwicklungsbereichen Entwicklungspsychopathologie Entwicklungspsychopathologie als integrative Disziplin Meilensteine der normalen Entwicklung und ihre Bedeutung für psychische Störungen Ergebnisse der Entwicklungspsychopathologie Ätiologie und Genese Zeitpunkt der Schädigung Art der Schädigung Art der Auswirkung Intensität der Auswirkung und Normproblem Beeinträchtigte Funktionen und Interaktionen Wechselwirkung II Kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik 37 5 Erhebung der Anamnese Aktuelle Anamnese Eigenanamnese... 40

15 XIV Inhaltsverzeichnis Biographische Anamnese Familienanamnese Allgemeine körperliche Untersuchung B. Herpertz-Dahlmann und W. Pott Inspektion Untersuchungsverlauf Allgemeine Hinweise Neurologische Untersuchung B. Herpertz-Dahlmann und W. Pott Untersuchungsverlauf Allgemeine Hinweise Erhebung des psychischen Befundes Exploration Verhaltensbeobachtung Strukturierte Interviews Fragebogenmethoden und Skalen Testpsychologische und neuropsychologische Untersuchung G. Niebergall und K. Quaschner Gütekriterien psychologischer Testverfahren Einteilung psychologischer Testverfahren Familiendiagnostik F. Mattejat Überblick Rahmenbedingungen des familiendiagnostischen Interviews Prinzipien der Gesprächsführung Inhaltliche Struktur und Ablauf des Interviews Auswertung des Interviews Apparative Untersuchungen und Laboruntersuchungen W. Pott Untersuchung des Liquors Elektroenzephalogramm (EEG) Magnetenzephalographie Evozierte Potentiale Magnetstimulation Elektromyographie Elektroneurographie Muskel- und Nervenbiopsie Kraniale Computertomographie (CCT) Magnetresonanztomographie Single-Photonen-Emissions-Computertomographie (SPECT) Positronen-Emissions-Tomographie (PET) Zerebrale Angiographie Ultraschalldiagnostik... 99

16 Inhaltsverzeichnis XV 12 Diagnostischer Prozess Weg zur Diagnose Klassifikation psychischer Störungen Klassifikation und Dokumentation Grundprobleme bei der Klassifikation von Diagnosen Multiaxiale Klassifikationssysteme klinischen Ursprungs Statistisch abgeleitete mehrdimensionale Klassifikationssysteme III Psychische Störungen und Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen Intelligenzminderungen und Demenzzustände und G. Niebergall 15 Psychische Störungen im Zusammenhang mit zerebralen Schädigungen Psychische Störungen bei zerebralen Anfallsleiden Störungen der Nahrungsaufnahme und der Ausscheidungsfunktionen in früher Kindheit und K. Quaschner Ess- und Verdauungsstörungen Störungen der Ausscheidungsfunktionen Umschriebene Entwicklungsstörungen (Teilleistungsstörungen) A. Warnke Umschriebene Lese- und Rechtschreibstörung (Legasthenie) Rechenstörung Umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen Hyperkinetische Störungen K. Quaschner, F. M. Theisen und K. Becker 20 Tics und motorische Stereotypien J. Hebebrand 21 Alterstypische, habituelle Verhaltensauffälligkeiten Daumenlutschen Nägelbeißen (Onychophagie) Haareausreißen (Trichotillomanie) Jaktationen Motorische Stereotypien Selbstverletzendes Verhalten (Automutilatio) Schlafstörungen

17 XVI Inhaltsverzeichnis 22 Störungen des Sprechens und der Sprache und G. Niebergall Sprachentwicklungsstörungen Sprechstörungen Sprachabbau- und Sprachverlustsyndrome Autistische Syndrome und I. Kamp-Becker Definition und Klassifikation Epidemiologie Frühkindlicher Autismus Weitere autistische Syndrome Asperger-Syndrom Autismusspektrumstörung Ätiologie Diagnostik Therapie Andere (nicht autistische) Störungen des Kommunikationsverhaltens Elektiver Mutismus Reaktive Bindungsstörung Schizophrene Störungen Affektive Störungen Angststörungen Definition und Klassifikation Entwicklungspsychopathologie Phobische Angstsyndrome Panikattacken und Agoraphobie Generalisierte Angststörung Trennungsangst und Schulphobie Prävention von Angststörungen Zwangsstörungen B. Herpertz-Dahlmann und M. Simons 29 Konversionsstörungen und dissoziative Störungen Belastungs- und Anpassungsstörungen G. Schulte-Körne Akute Belastungsreaktion Posttraumatische Belastungsstörung Anpassungsstörung

18 Inhaltsverzeichnis XVII 31 Somatoforme Störungen K. Hennighausen 32 Essstörungen B. Herpertz-Dahlmann 33 Adipositas J. Hebebrand 34 Persönlichkeitsstörungen und Störungen der Impulskontrolle S. Herpertz und B. Herpertz-Dahlmann Persönlichkeitsstörungen Störungen der Impulskontrolle Alkohol- und Drogenabhängigkeit C. Fleischhaker und E. Schulz 36 Störungen des Sozialverhaltens, Dissozialität und Delinquenz T. Vloet und B. Herpertz-Dahlmann Störungen des Sozialverhaltens, Dissozialität Delinquenz Störungen der Sexualentwicklung und des Sexualverhaltens und M. Martin Verfrühungen und Verzögerungen der sexuellen Entwicklung (Pubertas praecox, Pubertas tarda) 326 Normvarianten sexuellen Verhaltens Störungen der Geschlechtsrollenidentität, Transvestitismus und Transsexualismus Störungen der Sexualpräferenz (Paraphilien) Körperliche Misshandlung und Vernachlässigung Sexueller Missbrauch und sexuelle Misshandlung Selbstverletzung und suizidales Verhalten C. Fleischhaker und E. Schulz 41 Psychische Störungen bei chronischen Erkrankungen und Behinderungen P. M. Wehmeier und N. Barth Allgemeine Gesichtspunkte Spezielle Probleme bei einzelnen Krankheitsbildern Psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen IV Therapie und Rehabilitation Allgemeine Gesichtspunkte Klassifikation von Therapiemaßnahmen Grundsätze zur Indikationsstellung

19 XVIII Inhaltsverzeichnis 43 Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und K. Quaschner Einleitung Behandlung von Kindern Behandlung Jugendlicher Evaluation Verhaltenstherapie G. Niebergall und K. Quaschner Theoretische Grundlagen Diagnostisch-therapeutischer Prozess Verhaltenstherapeutische Interventionsmethoden Evaluation Gesprächspsychotherapie G. Niebergall Einleitung Indikation und Kontraindikation Praktische Durchführung einer verbalen Psychotherapie Therapieverlauf Wirkfaktoren in der Gesprächstherapie Evaluation Kinderpsychotherapie Spieltherapie S. von Aster Grundlagen und Entwicklungslinien der Kinderpsychotherapie Methoden der Kinderspiel-Psychotherapie Kinderspiel-Psychotherapie erlernen Indikationen, Ziele und Wirkweisen Evaluation Häufig gestellte Fragen Entspannungsverfahren und O. Nass Definition und Systematisierung Autogenes Training Progressive Muskelentspannung (E. Jacobson) Andere Entspannungs- und Körperwahrnehmungstechniken Gruppentherapie, Psychodrama und Rollenspiel G. Niebergall Gruppentherapie Psychodrama Psychotherapeutische Rollenspiele Indikation und Kontraindikation von Gruppentherapien, Psychodrama und therapeutischen Rollenspielen Evaluation

20 Inhaltsverzeichnis XIX 49 Familientherapie F. Mattejat Grundlagen Aufgaben, Ziele und Methoden in der Zusammenarbeit mit Familien Beispiele für spezielle familientherapeutische Techniken Evaluation und Qualitätssicherung Elterntraining A. Warnke Definition Allgemeine methodische Merkmale Diagnostisches Vorgehen Verfahren im Elterntraining Nachsorge Indikation Kombinierte Behandlung Kombination verschiedener Psychotherapiemethoden Individuelle Psychotherapie, Gruppen- und Familientherapie Individuelle Psychotherapie und Entspannungstechniken Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Verhaltenstherapie Integriertes psychotherapeutisches Vorgehen Kombinationen von psychotherapeutischen Methoden mit anderen Behandlungsformen Medikamentöse Behandlung E. Schulz, C. Fleischhaker und F. M. Theisen Depressive Syndrome Schizophrene Psychosen Hyperkinetisches Syndrom Angststörungen Zwangsstörungen Tics und Gilles-de-la-Tourette-Syndrom Enuresis Essstörungen Persönlichkeitsstörungen Störungen des Sozialverhaltens Ergotherapie und F. M. Theisen Behandlungsziele und Indikationen Räumliche Anordnung Rehabilitation Begriffe und Aufgabenbereich Gesetzliche Bestimmungen Leistungsträger der Rehabilitation Rehabilitationsmaßnahmen bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen Institutionen für die Rehabilitation