Auslandssemester- Erfahrungsbericht

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1 Auslandssemester- Erfahrungsbericht Wintersemester 2015/2016 University of Applied Sciences Jyväskylä Rajakatu Jyväskylä Finnland

2 1. Tipps zur Vorbereitung Die Anreise nach Finnland geht am schnellsten und billigsten mit dem Flugzeug. Entweder direkt nach Jyväskylä oder etwas günstiger nach Helsinki. Von Helsinki aus kann man dann Tag und Nacht entweder vom Flughafen oder von der Stadt aus den Bus nach Jyväskylä nehmen. Leider bekommt man noch keinen Studentenrabatt, da hier nur finnische Studentenkarten akzeptiert werden. Der Preis für die 4 stündige Busfahrt schwankt, je nach Uhrzeit, zwischen 24 und 30 Euro. Falls die Anreise in Jyväskylä an einem Sonntag erfolgt muss man bedenken, dass die Busse zu den Studentenwohnheimen erst gegen 12 Uhr mittags fahren. Zur zentralen Busstation läuft man vom so genannten Travel Center etwa 5 Minuten. Ein vorbereitender Sprachkurs wird von der Hochschule in Jyväskylä nicht angeboten, jedoch mindestens drei Finnisch Anfängerkurse während des Semesters. Leider kann der Finnisch Anfängerkurs nicht einmal als freiwilliges AW Fach im Zeugnis aufgeführt werden, den macht man also wirklich nur für sich selbst. Die Finnen sprechen alle gut englisch, vor allem in der Hochschule. Man bekommt in Finnland 275 Euro Erasmusförderung monatlich, welche zu 80% ca. einen Monat nach Ankunft und zu 20% im Nachhinein überwiesen werden. Die zu diesem Zeitpunkt günstigste Versicherung war bei der Würzburger (Student Secure) für 155 Euro im Zeitraum von 5 Monaten. In Jyväskylä gibt es mehrere Wohnheime, die Preise reichen von 215 bis über 500 Euro im Monat. Das günstigste und gleichzeitig älteste Wohnheim heißt Roninmäeki, hier gibt es möblierte 2 und 3 Zimmer Wohnungen mit Küche, Badezimmer und Balkon. Ich war für 232 Euro im Monat in Roninmäeki untergebracht und habe mir die Wohnung mit einer Kommilitonin geteilt. Man muss sich jedoch sofort nach der Aufnahmebestätigung der University of Applied Sciences Jyväskylä für eine Wohnung im Wohnheim bewerben, da diese schnell vergriffen sind bzw. die meisten nicht möbliert sind. Da dieses Semester über 400 Austauschstudenten da waren und die meisten in Roninmäeki gewohnt haben, kann man sich die begrenzte Wohnungssituation gut vorstellen. Die Hausverwaltung heißt KOAS, welche in der Stadt ein Büro hat. Auch hier muss man bedenken, dass dieses nur unter der Woche geöffnet ist. Wenn man also am Wochenende anreist muss man seinen zugeteilten Tutor bitten, den Schlüssel schon vorher abzuholen, was kein Problem ist. Man kann optional vor Anreise ein Survival Kit bestellen, welches auch von dem Tutor übergeben wird. Es enthält Bettbezüge, 2 Handtücher und die wichtigsten Küchenutensilien. Es ist sehr zu empfehlen diese Möglichkeit anzunehmen, denn es kostet nur 75 Euro, wovon 30 Euro bei Rückgabe wieder erstattet werden.

3 Wenn man sich jedoch für 22 Euro eine Studentenkarte (Jamko Card) besorgt, was so oder so zu empfehlen ist, bekommt man im Anschluss bei Rückgabe des Survival Kids sogar 40 Euro zurück und wie vorher schon erwähnt sind die Busfahrten bis zu 50% günstiger. 2. Informationen zur Stadt/Land Die 270km nördlich von Helsinki gelegene Universitätsstadt Jyväskylä liegt in Zentralfinnland und hat ca Einwohner, wovon ein Drittel Studenten sind. Das Gebiet umfasst 300 Seen und ist umgeben von Wald. In der kleinen Fußgängerzone gibt es zahlreiche Bars und drei Shoppingcenter und wenn man das Glück hat im August noch schöne Sonnentage zu erwischen, kann man an zahlreichen Seen baden und sich sonnen. Der berühmte finnische Architekt Alvar Aalto hat in Jyväskylä gelebt und einige Bauten entworfen, man kann sich seine Lebensgeschichte im Alvar Aalto Museum genauer anschauen. Es gibt noch einige andere Museen und einen Aussichtsturm in der Stadt. Von Jyväskylä aus kommt man von dem Bahnhof mit einigen Buslinien einfach in andere Städte wie Helsinki, Turku, Tampere, Lahti und einige mehr. Am Besten bucht man den Bus online, da er dort teilweise bis zu 50% günstiger ist als direkt vor Ort. Der Zug ist im Allgemeinen die teurere Variante. 3. Vor Ort a) Die Wohnungssuche gestaltet sich sehr einfach, wenn man über KOAS einem Studentenwohnheim zu den oben genannten Konditionen zugeteilt wurde. Hierzu muss man einfach nur dem Link in der zugesendeten so schnell wie möglich nach Erhalt folgen. Der einem zugeteilte Tutor von der Hochschule nimmt schon im Vorhinein Kontakt mit einem auf und ist bei Anreise vor Ort, um die Wohnung zu zeigen und alle formalen Einzelheiten zu erklären. Natürlich kann man sich den Schlüssel auch selbst im Office in der Stadt abholen. Im Mietpreis enthalten ist Internet, Strom und die Sauna, wobei man sich das LAN Kabel oder, wie es die meisten machen, den Router selbst kaufen muss, um das Internet nutzen zu können. Hierbei belaufen sich die Kosten auf ca. 30 Euro für einen Router, welchen man sich ja schließlich zu 2. oder zu 3. für die ganze Wohnung teilen kann. Man muss also nach Ankunft im KOAS Büro anrufen oder vorbeischauen und das Internet im Zimmer freischalten lassen bevor man es nutzen kann. Ein Bankkonto in Finnland ist nicht notwendig, es langt eine deutsche Debit- oder Kreditkarte, da man hier vor Ort sowieso fast alles mit Karte bezahlt. Man muss sich bis zu 2 Monate nach Ankunft in Finnland bei Maistraatti anmelden und die Identifikationsnummer an die Hochschule weiterleiten. Es wird einem gesagt, dass man ebenfalls zur Polizeistation muss, wenn man länger als 4 Monate im Land ist.

4 Diese Anmeldung kostet jedoch 50 Euro und wenn man während der Zeit ein anderes Land, wie Russland, Estland oder Schweden besucht ist eine Unterbrechung vorhanden und es zählt somit nicht mehr als 4 Monate. Am Besten macht man bei Maistraatti einen Termin aus, andernfalls ist die Wartezeit sehr lange. Da Jyväskylä die einzige Sportuniversität in ganz Finnland hat, ist das Sportangebot sehr hoch. Es reicht von den typischen Teamsportarten wie Fußball und Eishockey bis zu Wakeboard fahren und Kajaken im See, Langlaufen, Skispringen und Skifahren. Wenn man Glück hat erwischt man noch sehr warme Tage im August, wir hatten dieses Jahr mehrere Tage um die 27 Grad und den kompletten August Sonnenschein, Anfang September waren dann schon vereinzelnd die Nordlichter in Jyväskylä zu sehen und tagsüber war es meist sonnig. Vom Hafen aus legt auch regelmäßig ein Saunaboot ab, welches man sich mieten kann. Wenn man in den Wintermonaten Glück hat ist es sehr kalt und die Seen sind gefroren, sodass man Schlittschuh laufen kann und sogar Autos die Seen als Straße benutzen. Das war dieses Semester leider nicht der Fall. In der ganzen Stadt fahren Busse im 15 Minuten Takt, früh morgens und spät abends bzw. am Wochenende sind Änderungen im Fahrplan, sowohl die Abfahrtszeiten als auch die Buslinien ändern sich, darauf besonders achten. Eine Einzelfahrt kostet 3 Euro, man kann sich jedoch auch eine Monatskarte für 50 Euro oder eine aufladbare Karte kaufen. Die Preise pro Busfahrt belaufen sich bei der aufladbaren Karte auf 1,70 Euro. Zu empfehlen ist jedoch auch ein Fahrrad, das man in zahlreichen Second Hand Shops erhalten kann, denn die Stadt ist mit ihren vielen Radwegen sehr fahrradfreundlich. Zudem ist man ungebundener und die Fahrzeit zur Hochschule beträgt, wie mit dem Bus, 15 Minuten. Ungefähr 5 Minuten mit dem Rad entfernt von Roninmäeki sind einige Einkaufsmöglichkeiten, unter anderem der Lidl, welcher die billigste Option ist. Hier sind die Preise ähnlich wie in Deutschland. Wenn man einheimische Produkte kauft kann man noch einmal sparen. Alkohol kann man sowohl in normalen Supermärkten als auch in extra Alko Shops kaufen, in den Supermärkten gibt es keinen hochprozentigen Alkohol und nach 9 Uhr abends kann man nur noch Getränke mit bis zu 2,5 Promille kaufen. b) Das Wintersemester in der University of Applied Sciences in Jyväskylä beginnt Anfang September und endet ca. eine Woche vor Weihnachten. Für Austauschstudenten starten die Orientierungstage jedoch schon zwei Wochen vorher. Während den Orientierungstagen hat man diverse Vorträge, in denen man Informationen über unter anderem die Hochschule, die finnische Kultur und die Bibliotheken erfährt. Hier bekommt man auch erklärt wie man sich für Kurse einschreiben muss und wann gewisse Fristen gesetzt sind. Bei weiteren Fragen kann man das International Office kontaktieren, welches sich im Main Campus befindet.

5 Es gibt ein großes Angebot an englischsprachigen Kursen, an denen auch Einheimische teilnehmen. International Business und Tourismus Management sind unter anderem am Main Campus. Überall im Gebäude hat man eine gute WiFi-Verbindung, die man kostenlos nutzen kann und zusätzlich stehen einige Computer in den Gängen, welche auch Internetverbindung haben. Es gibt ein leckeres Restaurant im Campus, in dem man als Student eine Mahlzeit inklusive Getränk und Salatbuffet für nur 2,60 Euro erhält. Solche Restaurants gibt es in der ganzen Stadt und sie gehören zur University of Jyväskylä oder University of Applied Sciences Jyväskylä. Die Preise sind im ganzen Land gleich und mit dem Studentenausweis kann man das Angebot überall in Finnland nutzen. Qualitativ gibt es dort sehr hochwertiges Essen, einige Restaurants sind sogar vegan. In Finnland ist es üblich die Dozenten zu duzen, da die Hierarchie hier so flach wie möglich gehalten werden soll. Einige Vorlesungen enden mit einer Prüfung, doch nichts desto trotz gibt es regelmäßig Gruppen- oder individuelle Assignments, die zu erledigen sind. Aber auch hier wird einem das Material meist als E-Book im Intranet zur Verfügung gestellt und die Abgabe der Unterlagen ist ebenfalls über das Intranet bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu erledigen. Manche Lehrer verzichten komplett auf einen abschließenden Test und benoten stattdessen Gruppenarbeiten, die meist sehr praktisch orientiert sind. Beispielsweise Interviews führen, eine Marketingidee entwickeln usw. Außerdem gibt es noch virtuelle Kurse, welche ausschließlich über das Intranet Optima und eine edu Platform laufen. Meine Kurse waren sehr interessant, ich wählte Sport Marketing, Cross Cultural Management, Customer Insight, Food Culture, Entrepreneurship und Global Product Development, wobei letzteres ein virtueller Kurs war. Die Kurse sind sehr abwechslungsreich gestaltet. Wann immer es geht, gibt es einen Gastvortrag, Präsentationen von Gruppenarbeiten machen einen Großteil aus und ab und an gibt es auch mal eine sture Vorlesungsstunde. c) In Kontakt mit Einheimischen kommt man durch Gruppenarbeiten. Manche Dozenten sind sehr darauf bedacht, dass die Gruppen international gemischt sind und manchmal ist es notwendig mindestens einen Finnen im Team zu haben, wenn zum Beispiel Firmen ihre Kooperation lediglich in finnisch anbieten. Der zugeordnete Tutor ist meist auch ein Finne oder eine Finnin, es kann aber auch sein, dass es ein ausländischer Degreestudent ist. Die meisten Austauschstudenten wohnen in dem Wohnheim Roninmäeki, somit ist auch mit ihnen der Kontakt schnell hergestellt. Außerdem organisieren ESN und JAMKO im Rahmen der Orientierungstage einige Picknicks am See und das ganze Semester über Partys, internationale Dinner- Abende und Trips nach Russland, Lappland und Stockholm.

6 Man lernt also sehr schnell auch andere Erasmusstudierende kennen und kann sich so schon mal mögliche Reisepartner heraussuchen. Dieses Semester waren so viele Austauschstudenten wie noch nie zuvor an der Hochschule in Jyväskylä, ca Die größte Gruppe kam aus Frankreich, gefolgt von Deutschland und Spanien. Aber auch Süd- und Mittelamerikaner, Holländer, Italiener und Griechen waren unter anderem unter den Austauschstudenten. d) Ich kann ein Auslandssemester in Finnland nur empfehlen. Was die Hochschule angeht ist es eine ganz neue Erfahrung im Vergleich zu Deutschland, die Assignments sind gut zu schaffen und man kommt durch die vielen Gruppenarbeiten sehr gut in Kontakt mit vielen anderen Personen, die man ansonsten eventuell nicht angesprochen hätte. Es ist sehr interessant mit den verschiedenen kulturellen Unterschiedenen während der Gruppenarbeit umzugehen und man lernt für das Arbeitsleben etwas Sinnvolles hinzu. Die Zeit in der Uni vergeht dadurch auch viel schneller und man hat nicht die große Lernphase am Ende des Semesters, denn da ist sowieso der perfekte Zeitpunkt für einen Lapplandtrip. Die meisten Lehrer nehmen sogar Rücksicht auf die von ESN und JAMKO organisierten Trips. Man sollte ihnen nur rechtzeitig Bescheid geben, dass sie gegebenenfalls Gastvorträge oder Präsentationstermine verschieben können. Für Naturliebhaber ist Finnland genau das richtige, das Land besteht nämlich zu 70% aus Wald und wird auch das Land der 1000 Seen genannt. Vor allem hier in Zentralfinnland gibt es mehr Seen als man zählen kann, was das Landschaftsbild natürlich umso schöner macht. Es gibt oft kleine Cottages auf Campingplätzen, die im Wald an einem See gelegen sind zu einem guten Preis oder sogar kostenlos. Es ist sehr günstig mit dem Bus zu reisen, wenn man jedoch einige Leute zusammen bekommt lohnt es sich sogar ein Auto zu mieten. Die km sind hier generell komplett frei, man muss ausschließlich seit einem Jahr im Besitz des Führerscheins sein. Sich ein Auto zu mieten ist vor allem zu empfehlen, wenn man ein paar Tage an einem abgelegenen Ort verweilen möchte, denn die Bushaltestellen sind oft im Nirgendwo. Da das Sommersemester in Deutschland schon Ende Juli vorbei ist und das Wintersemester in Finnland erst Ende August beginnt, bietet es sich auf jeden Fall an, schon Anfang August anzureisen und einen Skandinavien-Trip zu machen. Ich flog bereits am 1. August in München los, traf mich in Jyväskylä mit meiner Tutorin, um das Gepäck in der Wohnung abzustellen und dann ging es los nach Schweden, Norwegen, Estland und Lettland. Auf Grund der Entfernungen und den Preisen lohnt es sich, Schweden und Norwegen schon im Voraus anzuschauen wenn man interessiert ist, denn man weiß nie wie der Stundenplan aussehen wird und ob es sich dann noch lohnt, in diese Länder zu reisen. Norwegen und

7 Schweden sind etwas teurer als Finnland, Estland und Lettland dagegen sehr günstig und wirklich einen Besuch wert! Jyväskylä Der Hafen: See:

8 Main Campus: