Internationale Mobilität und Professur. Aylâ Neusel Andrä Wolter Ole Engel Marianne Kriszio Doreen Weichert

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1 Aylâ Neusel Andrä Wolter Ole Engel Marianne Kriszio Doreen Weichert Internationale Mobilität und Professur Karriereverläufe und Karrierebedingungen von Internationalen Professorinnen und Professoren an Hochschulen in Berlin und Hessen Abschlussbericht an das Bundesministerium für Bildung und Forschung

2 Forschungsprojekt Internationale Mobilität und Professur (MOBIL) Prof. Dr. Andrä Wolter Humboldt-Universität zu Berlin Institut für Erziehungswissenschaften Abteilung Hochschulforschung Unter den Linden Berlin Homepage: Projektleitung: Prof. Dr. Andrä Wolter (HU Berlin) Prof. i. R. Dr. Aylâ Neusel (INCHER-Kassel) in Zusammenarbeit mit Dr. Marianne Kriszio (Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, HU Berlin) Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Ole Engel (M.A.), 02/ /2014 Daniela Janke (M.A.), 02/ /2013 Dipl.-Soz. Doreen Weichert, 01/ /2014 Studentische MitarbeiterInnen: Ella Pop (M.A.), 01/ /2013 Susanne Schmitt (B.A.), 01/ /2014 Meike Stürmer (B.A.), 01/ /2013 Datenmanagement: Ahmed Tubail (INCHER-Kassel), 01/ /2013 Fachredaktion: Dr. Christiane Rittgerott (INCHER-Kassel), 10/ /2014 Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PW11100 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor. Berlin,

3 Inhalt Abbildungsverzeichnis... III Tabellenverzeichnis... VI Abkürzungsverzeichnis... VII 1 Einleitung Zur Relevanz der Fragestellung Stellenwert in der Hochschulforschung Zum Begriff Internationale ProfessorInnen Die Vorstudie als Pilotprojekt Aufbau des Berichts Das Konzept der Untersuchung Ziele der Untersuchung Fragestellungen Die Zielgruppe Internationale ProfessorInnen Das Konstrukt Internationale ProfessorInnen Quantitative Erfassung der Grundgesamtheit fünf Zugangswege Ausländische ProfessorInnen in Berlin und Hessen Ergebnisse der Analyse einer Sonderauswertung des StBA Ausländische ProfessorInnen nach Hochschularten Internationalität in den Fächergruppen Regionale Herkunft Frauenanteile Fazit der Analyse einer Sonderauswertung des StBA Die Online-Befragung Untersuchungskonzept und Durchführung Fragebogenkonstruktion und Pretest Verlauf der Feldphase Datenbereinigung Rücklaufquote und Repräsentativität Ergebnisse der Befragung Soziobiografisches Profil der Befragten Internationale Herkunft Geschlecht Alter Soziale Herkunft Familienstand: Partnerschaft und Kinder Zusammenfassung: Soziobiografisches Profil der Internationalen ProfessorInnen im Vergleich Mobilitätstypen und Migrationsgeschichte I

4 6.2.1 Mobilitätstypen Resümee: Mobilitätstypen Migrationsgeschichte Resümee: Migrationsgeschichte Bildungslaufbahn und akademischer Werdegang Bildungsabschlüsse nach Weltregionen Promotion und Habilitation bei Internationalen ProfessorInnen Alter bei Bildungsabschlüssen Mobilität während der Bildungs- und Berufslaufbahn vor der Berufung Statuspassagen der wissenschaftlichen Laufbahn Unterbrechungen und Umwege in Laufbahnen Resümee: Bildungslaufbahn und akademischer Werdegang Die gegenwärtige berufliche Situation Internationaler ProfessorInnen Professur, Hochschularten und Fächergruppen Arbeitsbedingungen Einschätzung der Arbeitssituation Berufliche Zufriedenheit Resümee: Die gegenwärtige berufliche Situation Internationaler ProfessorInnen Teilhabe an der Hochschule und Wissenschaft Teilhabe Bevorzugung und Benachteiligung Einschätzung aktueller Veränderungen in Hochschulen in Deutschland Willkommenskultur an deutschen Hochschulen und Kritik Resümee: Teilhabe an der Hochschule und Wissenschaft Potentiale der Internationalen ProfessorInnen Potentiale aufgrund der internationalen Herkunft Förderung des internationalen wissenschaftlichen Nachwuchses Betreuung von Abschlussarbeiten internationaler Studierender Internationale Publikationen Vorteil internationaler Erfahrungen Resümee: Potentiale der Internationalen ProfessorInnen Schlussbetrachtungen Literatur Anhang Bisherige Aktivitäten des ForscherInnenteams Online-Fragebogen II

5 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Zuordnung der Bevölkerung nach Migrationsstatus... 7 Abb. 2: Internationale ProfessorInnen: Subgruppen... 9 Abb. 3: Verteilung ausländischer ProfessorInnen auf Hochschularten (in %) Abb. 4: Anteil ausländischer ProfessorInnen an der Gesamtprofessorenschaft nach Hochschulart (in %) Abb. 5: Anteil ausländischer ProfessorInnen an der GesamtprofessorInnenschaft nach Fächergruppen (in %) Abb. 6: Frauen an der Gesamtzahl und der Zahl der ausländischen ProfessorInnen (in %) Abb. 7: Anteile der Frauen an den ausländischen ProfessorInnen, nach Herkunftsregion (in %) Abb. 8: Rücklauf nach Erinnerungen nach Art der Hochschule Abb. 9: Rücklauf, verwertbare Fragebögen Abb. 10: Ausländische ProfessorInnen nach Fächergruppen (in %) Abb. 11: Internationale ProfessorInnen nach Geburtsregion und Geschlecht (in %) Abb. 12: Internationale ProfessorInnen nach Geburtsregion und aktuelle Staatsangehörigkeit (in %) Abb. 13: Internationale ProfessorInnen nach Staatsangehörigkeit und Muttersprache (in %) Abb. 14: Internationale ProfessorInnen nach Zuwanderung und Staatsangehörigkeit (in %) Abb. 15: Anteil der Frauen nach Geburtsregionen (in %) Abb. 16: Altersverteilung der Befragten im Vergleich der Studien MOBIL, CAP und ifq (in %) Abb. 17: Internationale ProfessorInnen nach Familie, PartnerIn und Kinder (in %) Abb. 18: Mobilitätstypen (in %) Abb. 19: Mobilitätstypen, Zuwanderungsalter und Dauer des Aufenthaltes in Deutschland (in Jahren, arithmetisches Mittel) Abb. 20: Mobilitätstypen und Staatsangehörigkeit (in %) Abb. 21: Mobilitätstypen und Staatsangehörigkeit (in %) Abb. 22: Mobilitätstypen und Geburtsregionen (in %) Abb. 23: Mobilitätstyp und Geschlecht (in %) Abb. 24: Mobilitätstypen und soziale Herkunft (in %) Abb. 25: Mobilitätstyp und ökonomische Herkunft (in %) Abb. 26: Mobilitätstypen nach in Deutschland geborenen Eltern der Internationalen ProfessorInnen (in %) Abb. 27: Mobilitätstypen nach Hochschularten (in %) Abb. 28: Gründe nach Deutschland zu kommen (in %) III

6 Abb. 29: Wichtigste Gründe nach Deutschland zu kommen, nach Mobilitätstyp (in %) Abb. 30: Wichtigste Gründe nach Deutschland zu kommen, nach Geschlecht (in %) Abb. 31: Wichtigste Gründe nach Deutschland zu kommen, nach Hochschularten (in %) Abb. 32: Wichtigste Gründe nach Deutschland zu kommen, nach Geburtsregion (in %) Abb. 33: Gründe gegen die Zuwanderung nach Deutschland (in %) Abb. 34: Planung der langfristigen beruflichen Zukunft, nach Hochschulart (in %) Abb. 35: Langfristige beruflichen Planung, nach Geschlecht (in %) Abb. 36: Planung der Zukunft nach der Pensionierung (in %) Abb. 37: Private Kontakte zu bestimmten Personengruppen (in %) Abb. 38: Sprachverwendung in privaten Kontexten (in %) Abb. 39: Kontakte und Reisen ins Herkunftsland (in %) Abb. 40: Regionale Verteilung der Bildungsabschlüsse (in %) Abb. 41: Promotionen und Habilitationen nach Fächergruppen (in %) Abb. 42: Durchschnittsalter im akademischen Werdegang - MOBIL und CAP im Vergleich (in Jahren) Abb. 43: Durchschnittsalter nach Bildungsgrad und Land des Erwerbs (in Jahren) Abb. 44: Mobilität vor der aktuellen Professur (in %) Abb. 45: Berufliche Tätigkeiten bzw. Status vor der Berufung (in %) Abb. 46: Hochschularten, Anteil der Frauen (in %) Abb. 47: ProfessorInnen nach Fächergruppen, Anteil der Frauen (in %) Abb. 48: Besoldungsgruppen (in %) Abb. 49: Besoldungsgruppen nach Geschlecht (in %) Abb. 50: Frauenanteile nach Besoldungsgruppen im Vergleich (in %) Abb. 51: Verteilung der Arbeitsaufgaben während einer durchschnittlichen Vor-lesungswoche, nach Hochschulart und Art der Professur (in %) Abb. 52: Verteilung der Arbeitsaufgaben während einer durchschnittlichen Vorlesungswoche, nach Hochschulart (Mobilität, LESSI) (in %) Abb. 53: Präferenzen in Lehre und Forschung nach Hochschulart und Art der Professur (in %) Abb. 54: Präferenzen in Lehre und Forschung nach Fächergruppe und Hochschulart (in %) Abb. 55: Personalausstattung an Universitäten nach Fächergruppe (Mittelwerte) Abb. 56: Zweck der Auslandsaufenthalte in den letzten drei Jahren (in %) Abb. 57: Berufliche Kontakte zu bestimmten Personengruppen in Deutschland (in %) IV

7 Abb. 58: Sprachverwendung in beruflichen Kontexten (in %) Abb. 59: Zufriedenheit mit der beruflichen Situation nach Fächergruppe (in %) Abb. 60: Ausübung von Funktionen an der Hochschule nach Geschlecht (Mehrfachnennungen, in %) Abb. 61: Aktivität in verschiedenen Gesellschaften und Institutionen nach Geschlecht (Mehrfachnennungen, in %) Abb. 62: Auszeichnungen, Preise (in %) Abb. 63: Kooperation, Isolation und Konkurrenz im Arbeitsalltag nach Geschlecht (Trifft voll und ganz zu, trifft eher zu) (in %) Abb. 64: Positive und negative Auswirkungen aufgrund des internationalen Hintergrunds (Antwortkategorien 1 und 2, in %) Abb. 65: Erfahrene Vorteile nach Geschlecht (Mehrfachnennungen, in %) Abb. 66: Erfahrene Nachteile nach Geschlecht (Mehrfachnennungen, in %) Abb. 67: Entwicklungen im Hochschulbereich (in %) Abb. 68: Nutzung von Angeboten zur Unterstützung Internationaler ProfessorInnen (in %) Abb. 69: Einschätzung der Angebote zur Unterstützung Internationaler ProfessorInnen nach Geburtsregion/-land (in %) Abb. 70: Beurteilung der Angebote zur Unterstützung Internationaler ProfessorInnen (in %) Abb. 71: Potentiale aufgrund der internationalen Herkunft (Mehrfachnennungen, in %) Abb. 72: MitarbeiterInnen mit internationaler Herkunft (in %) Abb. 73: Betreuung von Abschlussarbeiten internationaler Studierender nach Fächergruppen (in %) Abb. 74: Publikationstätigkeiten innerhalb der letzten drei Jahre (in %) Abb. 75: Einschätzung der Vorteile von internationalen Erfahrungen (in %) V

8 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Annäherung an die Grundgesamtheit der Zielgruppe Tab. 2: Ausländische ProfessorInnen an Hochschulen in Berlin, Hessen und Deutschland insg und Tab. 3: Ausländische ProfessorInnen nach Fächergruppe (in %) Tab. 4: Ausländische ProfessorInnen nach regionaler Herkunft* (in %) Tab. 5: Internationale ProfessorInnen nach Staatsangehörigkeit und Zuwanderung Tab. 6: Internationalität und soziobiografisches Profil im Vergleich mit CAP- und LESSI-Studien(in %) Tab. 7: Vergleich der Mobilitätstypen nach ausgewählten Merkmalen (in %) Tab. 8: MitarbeiterInnen nach Hochschulart (Mittelwerte) Tab. 9: Einschätzung der aktuellen Arbeitssituation, nach Geschlecht (trifft voll und ganz zu, trifft eher zu*) (in %) Tab. 10: Entwicklungen im Hochschulbereich nach Art der Professur (in %) Tab. 11: Befürwortung der Einführung gestufter Studiengänge und -abschlüsse (in %) Tab. 12: Internationale Aktivitäten in Lehre und Forschung (in %) (Mehrfachnennungen) im Vergleich mit MOBIL, CAP und LESSI Tab. 13: ProfessorInnen mit MitarbeiterInnen mit internationaler Herkunft nach Fächergruppen (in %) Tab. 14: Betreuung von Abschlussarbeiten internationaler Studierender (in %) VI

9 Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung CAP The Changing Academic Profession, Forschungsprojekt INCHER-Kassel CEWS Center of Excellence Women and Science D Deutschland DAAD Deutscher Akademischer Austauschdienst FH Fachhochschule HIS Hochschul-Informations-System HRK Hochschulrektorenkonferenz HS Hochschule HMED Fächergruppe: Humanmedizin HUB Humboldt Universität zu Berlin HZB Hochschulzugangsberechtigung ifq Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung, Berlin INCHER-Kassel International Centre for Higher Education Research, Kassel ING Fächergruppe: Ingenieurwissenschaften Kap. Kapitel KH Kunsthochschule KUW Fächergruppe: Kunst, Kunstwissenschaften LESSI Wandel von Lehre und Studium an deutschen Hochschulen Erfahrungen und Sichtweisen der Lehrenden, Forschungsprojekt INCHER-Kassel Mgh Migrationshintergrund MNAT Fächergruppe: Mathematik und Naturwissenschaften MOBIL Internationale Mobilität und Professur, Forschungsprojekt RWS Fächergruppe: Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften SON Sonstige SPK Fächergruppe: Sprachwissenschaften, Kulturwissenschaften StBA Statistisches Bundesamt Tab. Tabelle U Universität VII

10 VIII

11 1 Einleitung 1.1 Zur Relevanz der Fragestellung Die Internationalisierung von Hochschulen steht seit Anfang der 1990er Jahre im Zentrum von Hochschulreformdiskussionen. Dies hat auch auf die Rekrutierung und Zusammensetzung des wissenschaftlichen Personals an Hochschulen einen erheblichen Einfluss. Allein in den letzten sieben Jahren hat sich der Anteil der ProfessorInnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit an deutschen Hochschulen erheblich erhöht. 1 Während 2005 ca ausländische ProfessorInnen (4,8 %) an Hochschulen in Deutschland arbeiteten (vgl. StBA 2006) stieg die Zahl in 2012 auf ca ProfessorInnen (6,3 %) (vgl. StBA 2013d). Deshalb ist es überraschend, dass die Internationalen ProfessorInnen bisher nicht Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen wurden. Die vorliegende Untersuchung Internationale Mobilität und Professur verbindet mehrere wissenschaftlich und bildungspolitisch bedeutsame Diskurse. So führt die Globalisierung des wissenschaftlichen Austausches und des akademischen Arbeitsmarktes zu einer zunehmenden, wiederholten und dauerhaften grenzüberschreitenden Mobilität der Akteure. Insbesondere der Arbeitsmarkt für ProfessorInnen gilt als ein Beispiel für den globalen Wettbewerb um hochqualifizierte Arbeitskräfte. In der Hochschulpolitik wird die Internationalisierung der Hochschulen gefördert. Inzwischen ist das Anwerben von internationalen WissenschaftlerInnen eine wichtige Internationalisierungsstrategie deutscher Hochschulen. Transnationale Mobilität gilt heute weithin als ein Exzellenzkriterium und Indikator für die Qualität deutscher Hochschulen und deren Attraktivität für internationale WissenschaftlerInnen. Sie wird international als ein Indikator für die Reputation des Hochschulstandorts Deutschland gesehen. 1.2 Stellenwert in der Hochschulforschung Das Thema Internationalisierung der Hochschule hat in der hochschulpolitischen Debatte zunehmend an Bedeutung gewonnen. Inzwischen gibt es auch in der Hochschulforschung zahlreiche Untersuchungen zur Internationalisierung und internationale Vergleichsstudien zu Struktur und Entwicklung des Hochschulwesens sowie zu Lehrenden bzw. zum Lehrkörper, jedoch nicht zur speziellen Gruppe der ProfessorInnen mit Migrationshintergrund. Eine ganze Reihe von Publikationen setzen sich mit den Forschungsbedingungen von ProfessorInnen an deutschen Hochschulen auseinander (vgl. Böhmer et al. 2011, Brandt et al. 2012) oder erforschen im internationalen Vergleich den Wandel des Hochschullehrerberufs (vgl. Jacob/Teichler 2011). Meinungsbefragungen zu Hochschulreformen (insbesondere der Bologna-Reform) 1 Das Statistische Bundesamt (StBA) erhebt erst seit 2005 wieder die Staatsangehörigkeit des wissenschaftlichen Personals an Hochschulen. 1

12 sind ein weiterer zentraler Bestandteil der Hochschullehreruntersuchungen (vgl. Schomburg/Flöther/Wolf 2012, Fischer/Minks 2008). Systematische Untersuchungen zur internationalen Rekrutierung des Hochschulpersonals an deutschen Hochschulen sind dagegen noch sehr selten. Untersuchungen zu ProfessorInnen ausländischer Herkunft mit deutscher oder nicht-deutscher Staatsangehörigkeit stellen noch weitgehend einen blinden Fleck dar. So schließt die Untersuchung der Internationalen ProfessorInnen eine Lücke in der Hochschulforschung und stellt gleichzeitig Bezug zu relevanten Hochschullehreruntersuchungen her. 1.3 Zum Begriff Internationale ProfessorInnen Mit dem Begriff Internationale ProfessorInnen wird die Gesamtheit aller Personen in der Professorenschaft bezeichnet, die seit 2005 im Mikrozensus als Personen mit Migrationshintergrund definiert werden (vgl. Kap. 3), d. h. sowohl alle zugewanderten Personen mit aktueller oder früherer ausländischer Staatsbürgerschaft wie ihre in Deutschland geborenen Kinder (vgl. StBA 2011b: 6). Viele ProfessorenInnen, die nach dieser Definition faktisch in die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund fallen, betrachten diesen Begriff jedoch eher kritisch, weil er ihrer Wahrnehmung nach negativ konnotiert sei und ihrer hohen Qualifikation nicht gerecht werde. Im Forschungsvorhaben wurde deshalb die Verwendung des Begriffes vermieden, weil er mit dem individuellen Selbstbild und der Selbstdefinition der ProfessorInnen nicht übereinstimmt. Die Ergebnisse der Befragung bringen Belege dafür, dass einige von ihnen dem Begriff kritisch gegenüber stehen und sich davon distanzieren. Andere ProfessorInnen akzeptieren für sich den Begriff Migrationshintergrund und nutzen ihn ohne Vorbehalte in ihrem Selbstverständnis als Internationale/r ProfessorIn. Das Projekt hat sich für den Begriff Internationale ProfessorInnen entschieden, obwohl auch dieser Begriff Unschärfen enthält. 1.4 Die Vorstudie als Pilotprojekt Das Projekt wurde zuerst als quantitative Erhebung von Karriereverläufen und Karrierebedingungen Internationaler ProfessorInnen im gesamten deutschen Hochschulsystem geplant. Die Grundgesamtheit dieser Zielgruppe, bestehend aus Deutschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, ist statistisch nirgends erfasst. Die Hochschulstatistik unterscheidet bei dem Personal ausschließlich zwischen der deutschen und der nichtdeutschen Staatsangehörigkeit. So werden alle Personen mit Migrationshintergrund mit deutscher Staatsangehörigkeit pauschal zu den Deutschen gerechnet (vgl. Kap. 3.1). Die hierdurch bedingten Schwierigkeiten des Zugangs zur Zielgruppe Internationale ProfessorInnen führten dazu, dass zunächst in einer Vorstudie die Zugangswege erprobt werden sollten. So wurden der geplanten Untersuchung, die auf 2

13 diesem Gebiet eine Pionierarbeit darstellt, umfangreiche Vorarbeiten und eine intensive Datenrecherche für die Annäherung an die Grundgesamtheit der Internationalen ProfessorInnen vorgeschaltet (vgl. Kap. 3.2). Für die Vorstudie wurden die Länder Berlin und Hessen ausgewählt, um die methodische Vorgehensweise in einem Stadtstaat und einem Flächenland zu erproben, deren Hochschullandschaften sich aufgrund der regionalen Bedingungen unterscheiden und die in ihrer Größenordnung dennoch vergleichbar sind. In die Untersuchung wurden folgende Hochschulen einbezogen, die sich jedoch nicht alle beteiligten: - In Berlin: Alice Salomon Hochschule Berlin, Beuth Hochschule für Technik Berlin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Freie Universität Berlin, Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Kunsthochschule Berlin (Weißensee) Hochschule für Gestaltung, Technische Universität Berlin und Universität der Künste Berlin - In Hessen: Hochschule Darmstadt, Technische Universität Darmstadt, Fachhochschule Frankfurt am Main, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Staatliche Hochschule für Bildende Künste (Städelschule) Frankfurt am Main, Hochschule Fulda, Justus-Liebig-Universität Gießen, Technische Hochschule Mittelhessen, Universität Kassel, Philipps-Universität Marburg, Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung, Hochschule RheinMain und Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main 1.5 Aufbau des Berichts Der vorliegende Abschlussbericht dient der Darstellung der Forschungskonzeption und Ergebnisse des Projekts Internationale Mobilität und Professur. Zunächst wird anschaulich die Verortung des Forschungsansatzes und der Projekterkenntnisse in der aktuellen Hochschul(lehrer)-forschung und deren Bedeutung für hochschulpolitische Debatten zur Internationalisierung von Hochschulen sowie Lehr- und Forschungsbedingungen von ProfessorInnen an deutschen Hochschulen beschrieben (Kap. 1). Es folgt eine Darstellung der Untersuchungsziele und zentralen Fragestellungen im zweiten Kapitel. Im Anschluss daran werden die Zielgruppe sowie das Konstrukt der Internationalen ProfessorInnen vorgestellt und die verschiedenen Möglichkeiten der quantitativen Erfassung der Grundgesamtheit erläutert (Kap. 3). Über die Teilgruppe der ausländischen ProfessorInnen werden im vierten Kapitel die Ergebnisse einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes vorgelegt. Die Zahlen geben Aufschluss zur Verteilung der ausländischen ProfessorInnen nach Hochschulart, Fächergruppen, regionaler Herkunft und Geschlecht. Im Kapitel 5 schließt sich die Vorstellung des Untersuchungskonzepts und die Dokumentation des Ablaufs der Online- Befragung an. Eine systematische Aufarbeitung der Befragungsergebnisse ist In- 3

14 halt des sechsten Kapitels. Es enthält Informationen zum soziobiografischen Profil (6.1), zu Mobilitätstypen und Migrationsgeschichte (6.2), zur Bildungslaufbahn und dem akademischen Werdegang (6.3), zur gegenwärtigen beruflichen Situation (6.4), zur Teilhabe an der Hochschule und Wissenschaft (6.5) und zu den Potentialen der Internationalen ProfessorInnen (6.6). In den Schlussbetrachtungen (Kap. 7) zu den Aufgaben der Untersuchung, forschungsmethodischer Fragestellungen, dem Konstrukt Internationale ProfessorInnen sowie zentraler Forschungsergebnisse werden der Stellenwert der Studie und die Bedeutung für gegenwärtige hochschulpolitische Fragestellungen im Kontext der Internationalisierung von Hochschulen erörtert. 4

15 2 Das Konzept der Untersuchung Das Projekt hatte zum Ziel, die Karriereverläufe und Karrierebedingungen sowie die gegenwärtige berufliche und persönliche Lage von Internationalen ProfessorInnen an Hochschulen in Berlin und Hessen auf einer breiten Datenbasis empirisch zu untersuchen. Die Internationalen ProfessorInnen, die nach dem Mikrozensus 2010 (vgl. StBA 2011b) einen Migrationshintergrund aufweisen (vgl. Kap. 3), wurden erstmals analysiert. 2.1 Ziele der Untersuchung Die Vorstudie zielte inhaltlich darauf ab, Karrierewege von Internationalen ProfessorInnen zu beschreiben und zu analysieren. Es ging besonders darum, - eine Bestandsaufnahme vorzunehmen, um die Zusammensetzung dieser Gruppe zu analysieren und Karrierewege und -bedingungen zu rekonstruieren; - die Differenzen und Konvergenzen in den Karrierewegen von Internationalen ProfessorInnen nach unterschiedlichen Mobilitätstypen herauszuarbeiten und - nach den Potentialen der Zielgruppe für das deutsche Hochschulsystem zu fragen. Darüber hinaus wurde erwartet, dass die Forschungsergebnisse einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit Fragen der Internationalisierung und Diversity an Hochschulen leisten. Bei der Vorstudie handelt es sich um eine explorative Studie. Dabei wurde besondere Aufmerksamkeit auf approximative methodische Möglichkeiten gelegt, um die Grundgesamtheit zu erfassen. Insbesondere sollte die Vorstudie - ein Verfahren entwickeln, das es ermöglicht, quantitative und statistische Informationen zusammenzutragen, die über die aus der amtlichen Statistik verfügbaren Daten hinausgehen und insbesondere die Gruppe der internationalen ProfessorInnen mit deutscher Staatsbürgerschaft einbeziehen; - mit diesen Verfahren Daten gewinnen, die es ermöglichen, die Grundgesamtheit der Zielgruppe für die beiden ausgewählten Länder zu beschreiben; - das Erhebungsverfahren bzw. die Befragungsmethode in den beiden Bundesländern exemplarisch erproben und ggf. auf der Grundlage der dabei gewonnenen Erfahrungen optimieren und - dabei Selektionsverzerrungen abschätzen, die die Repräsentativität beeinträchtigen. 5

16 2.2 Fragestellungen Mit dem Vorhaben wurden folgende forschungsleitende Fragestellungen verfolgt: Wie setzt sich die Zielgruppe zusammen? 1. Welche sozio-demographischen Merkmale (Geschlecht, Alter, soziale Herkunft, Partnerschaft, Familie, Staatsbürgerschaft, Herkunftsland etc.) zeigen sich? 2. Wie ist die Binnendifferenzierung nach beruflichen und fachlichen Merkmalen (beruflicher Status, Hochschulart, Fachzugehörigkeit etc.) und welche Unterschiede kristallisieren sich heraus? 3. Welche Mobilitäts- und Migrationsgeschichten lassen sich finden? Welche Subgruppen können identifiziert werden? Wie haben sich ihre akademischen Karrierewege in Deutschland bzw. in ihren Herkunftsländern vollzogen? 1. Wie beschreiben die Befragten ihre Karrierewege und Partizipationschancen? 2. Wie sind der aktuelle berufliche Stand, die Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit dieser Personen? 3. Welche Inklusions- oder Exklusionserfahrungen haben sie im Wissenschaftssystem gemacht? Schildern sie bestimmte Diskriminierungserfahrungen in Deutschland und an deutschen Hochschulen? 4. Wie ist die Gruppe in die Academic community bzw. die deutsche Gesellschaft integriert? Wie nutzen die Internationalen ProfessorInnen die Angebote der Hochschulen? Wie sehen die sozialen Interaktions- und Kommunikationsstrukturen aus? Welche Relevanz haben Internationale ProfessorInnen für das deutsche Hochschulsystem? 1. Worin besteht der Beitrag, den WissenschaftlerInnen für die Internationalisierung der deutschen Hochschulen leisten? 2. Worin besteht die besondere Attraktivität deutscher Hochschulen für diese Gruppe? 3. In welcher Weise profitieren deutsche Hochschulen von Internationalen ProfessorInnen? 6

17 3 Die Zielgruppe Internationale ProfessorInnen Mit Internationalen ProfessorInnen wird die Gesamtheit aller Personen in der Professorenschaft bezeichnet, die nach dem Mikrozensus 2010 als Personen mit Migrationshintergrund definiert sind. D. h. alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil (StBA 2011b: 6). Auf der Grundlage dieser Definition wurde beim Mikrozensus eine Typologisierung nach Zuwanderung, Staatsangehörigkeit, Einbürgerung sowie dem Migrationsstatus der Eltern durchgeführt (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Zuordnung der Bevölkerung nach Migrationsstatus 1 Bevölkerung insgesamt 2 Personen mit Migrationshintergund im weiteren Sinn insgesamt 2.1 Personen mit nicht durchweg bestimmbarem Migrationsstatus 2.2 Personen mit Migrationshintergrund im engeren Sinn insgesamt Zugewanderte (Personen mit eigener Migrationserfahrung) insgesamt* Ausländer* Deutsche* Deutsche Zuwanderer ohne Einbürgerung (ab 2007: (Spät-)Aussiedler) Eingebürgerte** Nicht Zugewanderte (Personen ohne eigene Migrationserfahrung) insgesamt* Ausländer* (2. und 3. Generation) Deutsche* Eingebürgerte** Deutsche mit mindestens einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil mit beidseitigem Migrationshintergrund mit einseitigem Migrationshintergrund *Zusätzlich nach Staatsangehörigkeit gliederbar; Quelle: StBA 2011b: 6 **Zusätzlich nach früherer Staatsangehörigkeit gliederbar Die Hochschulpersonalstatistiken des Statistischen Bundesamtes arbeiten nicht mit dem Konzept des Migrationshintergrunds, sondern sie erfassen seit 2005 wieder die Staatsangehörigkeit und unterscheiden ausschließlich zwischen der deutschen und der nicht-deutschen Staatsangehörigkeit. Alle Personen, so auch die ProfessorInnen mit Migrationshintergrund, die die deutsche Staatsangehörigkeit haben, werden pauschal zu den Deutschen gezählt. Seit 2007 wird der Begriff Migrationshintergrund in den Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerks verwendet, allerdings werden nur Studierende mit deutscher Hochschulzugangsberechtigung einbezogen, ausgenommen werden ausländische Studierende, die internationalen Studierenden, die außerhalb Deutschlands ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben haben (Isserstedt u. a. 2007, Borchers u. a. 2010). Neben den Sozialerhebungen wird auch in der Forschung über Studierende zunehmend der Begriff Migrationshintergrund verwendet (u. a. Müller 2012, 7

18 Schönborn/Müller 2011, Rokitte 2012, Völschow/Bajaa 2012a und b). Im Zusammenhang mit Diversity-Programmen an Hochschulen ist die Terminologie zu finden (vgl. Berthold/Güttner/Leichsenring 2011, Schönborn/Stammen 2011, Heitzmann/Klein 2012, Kreft/Leichsenring 2012, Klein 2013). Bei Forschungsarbeiten zum wissenschaftlichen Personal mit Migrationshintergrund besteht ein Desiderat (Neusel 2012b). Der Begriff Migrationshintergrund ist ein Konstrukt, für das es keinen feststehenden Kanon von Merkmalen gibt. D. h. es gibt keine einheitliche, allgemeinverbindliche Definition des Begriffs. Der Migrationshintergrund wird in einschlägigen Untersuchungen je nach Forschungsbedarf unterschiedlich konstruiert Das Konstrukt Internationale ProfessorInnen Für die vorliegende Untersuchung wurde in Anlehnung an den Begriff Migrationshintergrund ein neues Konstrukt Internationale ProfessorInnen entwickelt. Zur Beschreibung der Internationalität wurden folgende Variablen herangezogen: - Mobilitätsgeschichte: Mobilität und Migration im wissenschaftlichen Werdegang und in der Lebensführung; - Staatsangehörigkeit(en), kulturelle und sozioökonomische Herkunft; - Gesprochene Sprachen: Muttersprache/n, Familiensprache, Wissenschaftssprache; - Identität und Selbstverständnis. Diese Konstruktion berücksichtigt eine Vielfalt von Merkmalen und verdeutlicht, dass die ausschließlich nationalstaatlichen Zuschreibungen und Dichotomien (z. B. Deutsche vs. Ausländer) die Beschreibung und Analyse der Professorenschaft einschränken. Das Konstrukt Internationale ProfessorIn vermeidet zwar negative Assoziationen, weist aber insofern noch eine Unschärfe auf, als ein kleiner Teil dieser Gruppe Bildungs- und Berufsbiografien aufweist, die überwiegend in Deutschland verlaufen sind und die wegen des Migrationsstatus ihrer Eltern zu dieser Gruppe zählen (vgl. Abb. 18 und Abb. 44). Die Zuwanderungsgeschichten unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich des Zeitpunkts in der Bildungs- und Berufsbiografie, des Lebensalters und des Motivs bzw. Anlasses der Immigration nach Deutschland. Um die Heterogenität der Zielgruppe systematisch herauszuarbeiten und einen Binnenvergleich zwischen den drei Subgruppen zu ermöglichen, werden diese in einer datenbasierten Mobilitätstypologie anhand einer Vielzahl von Variablen empirisch differenziert dargestellt (vgl. Abb. 2). 2 Vgl. auch Diefenbach/Weiß 2006; Klein 2013; Kuhnke 2006; Settelmeyer/Erbe 2010; Müller 2011 und

19 Abb. 2: Internationale ProfessorInnen: Subgruppen Legende: I: Internationale ProfessorInnen, N: Ohne Migrationshintergrund, J: Mit Migrationshintergrund, D: Deutsche Staatsangehörigkeit, N-D: Nicht-deutsche Staatsangehörigkeit Aus den o. g. Subgruppen sollen in einer ersten Annäherung heuristisch von folgenden sechs Mobilitätstypen ausgegangen werden es sind ProfessorInnen, die 1. in Deutschland geboren sind und im deutschen Bildungssystem ihre Hochschulreife erlangt haben, 2. überwiegend als Kinder oder Jugendliche nach Deutschland eingewandert sind und ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben, 3. zum Studieren nach Deutschland gekommen sind, 4. zur Promotion nach Deutschland gekommen sind, 5. in der Post-Promotionsphase nach Deutschland gekommen sind sowie 6. vom Ausland direkt an eine deutsche Hochschule berufen sind. 3.2 Quantitative Erfassung der Grundgesamtheit fünf Zugangswege Der Zugang zur Untersuchungsgruppe Internationale ProfessorInnen ist mit Schwierigkeiten verbunden. Ein methodisches Problem aufgrund der fehlenden datenmäßigen Erfassung der Zielgruppe besteht darin, dass die Grundgesamtheit der geplanten Untersuchung zwar definiert, statistisch aber in ihrer Größenordnung nicht exakt ausgewiesen werden kann. Es stehen zwei statistische Angebote zur Verfügung, sich der Grundgesamtheit der Zielgruppe zu nähern, die jeweils kein gesamtes Bild der Zielgruppe aufzeichnen bzw. deren Repräsentativität mit Unsicherheiten verbunden ist. Die Hochschulpersonalstatistik des Statistischen Bundesamtes umfasst die Angaben der Hochschulen über ihr Personal, die jährlich über die statistischen Landesämter zusammengefügt und ausgewertet werden. In der Hochschul(per- 9

20 sonal)statistik gibt es bislang keine Daten, die über Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit hinausgehen. Während die ausländischen ProfessorInnen mit Hilfe der vorhandenen Statistiken in ihrer Größenordnung präzise erfasst und nach den in der Statistik erhobenen hochschulstatistischen Merkmalen (Fach, Hochschule, Hochschultyp, Geschlecht sowie regionale Herkunft) differenziert untersucht werden können, ist dies für den anderen Teil der Zielgruppe mit deutscher Staatsangehörigkeit und Migrationshintergrund nicht der Fall. Die zweite statistische Quelle ist die Bevölkerungsstatistik des Mikrozensus, der jährlich einen repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung befragt. Da der Mikrozensus die Daten der BürgerInnen nach ihrem Migrationshintergrund auswertet, können hier zwar durch eine Sonderauswertung die ProfessorInnen mit Migrationshintergrund unter der Bevölkerung in Berlin und Hessen herausgefunden werden. Jedoch basieren die Angaben auf Hochrechnungen der Stichprobe von 1 % der Gesamtbevölkerung. Bei kleinen Personengruppen, wie Internationale ProfessorInnen in Berlin und Hessen (< 1000), entstehen dadurch hohe Ungenauigkeiten. Für die Befragung wurden deshalb umfangreiche Vorarbeiten und eine intensive Datenrecherche notwendig. Um eine Annäherung über den Umfang und die Zusammensetzung Internationaler ProfessorInnen in Berlin und Hessen zu erreichen, wurde eine approximative methodische Vorgehensweise gewählt. Es wurden fünf Zugangswege zur Annäherung an die Grundgesamtheit versucht: - die Daten des Jahres 2010 über die ProfessorInnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit wurden vom Statistischen Bundesamt in einer Sonderauswertung (StBA 2011a) aufbereitet und vom Forscherteam detailliert ausgewertet, - die Daten aus der Bevölkerungsstatistik des Mikrozensus 2011 wurden in einer Sonderauswertung (StBA 2013c) zur Verfügung gestellt und im Projekt ausgewertet, - es wurden Internetrecherchen zu Internationalen ProfessorInnen in Hochschulen in Berlin und Hessen durchgeführt, - die Internationalen ProfessorInnen wurden über die Hochschulleitungen und Personalabteilungen der einzelnen Hochschulen erfasst und - schließlich wurden die Internationalen ProfessorInnen an Hochschulen in Berlin und Hessen auf dem Wege einer Totalerhebung bei allen ProfessorInnen mit der Bitte um Selbstzuordnung online befragt 3. Zugangsweg 1: ProfessorInnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit Als ersten Schritt für eine genauere Beschreibung des Umfangs und der Zusammensetzung Internationaler ProfessorInnen in Berlin und Hessen wurde die Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamtes ausgewertet (vgl. StBA 2011a). Über diesen Zugangsweg war es möglich, gesicherte Daten über die 3 Mit der Online-Erhebung kann nicht die Grundgesamtheit bestimmt werden, jedoch werden Aussagen zu Relationen zwischen den Teilgruppen angestrebt. 10

21 Gruppe der ausländischen ProfessorInnen 4 zu erhalten. Demnach arbeiten insgesamt 406 ausländische ProfessorInnen in Berlin (255) und Hessen (151). Die Hochschulstatistik liefert weitere Informationen zur Verteilung nach Geschlecht, Hochschularten, Fächergruppen und weltregionaler Herkunft (ausführlich vgl. Kap. 4). Zugangsweg 2: Sonderauswertung der Daten aus dem Mikrozensus 2011 Die zweite Möglichkeit bot der Mikrozensus durch eine Sonderauswertung der Variable Beruf für Personen mit Migrationshintergrund. Nach dem Mikrozensus 2011 sind ca ProfessorInnen an deutschen Hochschulen tätig, von denen ca keinen Migrationshintergrund aufweisen (vgl. StBA 2013c). Nach dieser Quelle gibt es somit ca ProfessorInnen mit Migrationshintergrund an deutschen Hochschulen. In Berlin und Hessen gibt es ca ProfessorInnen, unter ihnen ca ohne Migrationshintergrund. Demzufolge könnte die Zahl der ProfessorInnnen mit Migrationshintergrund an Hochschulen in Berlin und Hessen etwa bei Personen liegen. Zugangsweg 3: Internetrecherche Mit der Absicht, sich auf einem zusätzlichen Weg der Grundgesamtheit der Internationalen ProfessorInnen anzunähern, wurde eine Internetrecherche durchgeführt. Dabei sollten die Internationalen ProfessorInnen an den Hochschulen in Berlin und Hessen ausfindig gemacht werden. Einbezogen wurden die hauptamtlichen 7 ProfessorInnen an allen staatlichen Hochschulen in den Ländern Berlin und Hessen (Universitäten, Fachhochschulen und Kunsthochschulen). Die ProfessorInnen wurden über die Homepages der jeweiligen Hochschule recherchiert und folgende Daten zusammengetragen: Bundesland, Hochschulart, Hochschule, Fakultät bzw. Fachbereich, Institut, Titel, Vorname, Name, Geschlecht, -Adresse, Link. Um die Zugehörigkeit zur Gruppe der Internationalen ProfessorInnen festzustellen, wurde in einem nächsten Schritt der Lebenslauf, sofern verfügbar, recherchiert. Es wurde geprüft, ob der Geburtsort außerhalb von Deutschland liegt oder eine ausländische Staatsbürgerschaft angegeben ist. Wenn eines der beiden Kriterien zutraf, wurde ein j für ja, der Zielgruppe definitiv zugehörig vermerkt Ausländische ProfessorInnen sind alle Personen ohne die deutsche Staatsangehörigkeit. Personen, die sowohl einen deutschen als auch einen ausländischen Pass besitzen, werden zur Gruppe der deutschen ProfessorInnen gezählt. Die Angaben des Mikrozensus werden nur in Tausend angegeben. Zahlen unter Personen werden nicht ausgewiesen, da hier der Standardfehler zu hoch ist. Durch Differenzbildung wurde diese Kennzahl berechnet, der Mikrozensus weist sie nicht aus. Sie gilt lediglich als grobe Orientierungsgröße. Zu den hauptamtlichen ProfessorInnen werden nach dem Statistischen Bundesamt alle ProfessorInnen der folgenden Besoldungsgruppen gezählt: C4, C3, C2 (auf Dauer, auf Zeit), W3 und W2, W1. Als nebenberuflich werden GastprofessorInnen, emeritierte ProfessorInnen und ProfessorInnen im Ruhestand gezählt. 11

22 Als letzter Schritt wurde nach ausländisch klingenden Vor- bzw. Nachnamen gesucht, auch wenn dies ein unsicheres Verfahren ist. Auf dieser Grundlage wurde ein x vermerkt, um eine mögliche und wahrscheinliche Zugehörigkeit zur Zielgruppe zu kennzeichnen. Insgesamt wurde eine Gesamtanzahl von 761 Internationalen ProfessorInnen in Berlin (420, darunter 81 j ) und Hessen (356, darunter 42 j ) ermittelt. Bei der Internetrecherche nach den Internationalen ProfessorInnen sind einige Schwierigkeiten zu berücksichtigen: - Die Strukturen der Internetauftritte der Hochschulen sind nicht einheitlich, dadurch war die Suche zeitintensiv; - die Internetauftritte der Hochschulen waren nicht immer aktuell; - es fehlten teilweise Informationen zur Art der Professur sowie biografische Angaben; - die Orientierung nach ausländischen Namen war kein ausreichendes Suchkriterium, weil Namen nicht automatisch mit einer bestimmten Staatsangehörigkeit verbunden sind. Zugangsweg 4: Erfassung durch die Hochschulen Der vierte Zugangsweg war eine Datenerhebung mittels Erfassungsbogens durch die Hochschulen selbst. Dieses Verfahren wurde mit dem Ziel gewählt, gesicherte Informationen über ausländische und deutsche Internationale ProfessorInnen vor Ort zu erhalten und die Hochschulleitungen für das Projekt zu gewinnen. Die erste Kontaktaufnahme zu den Hochschulen erfolgte mit einem persönlichen Brief der Projektleitung an die PräsidentInnen bzw. RektorInnen aller staatlichen Hochschulen in Berlin und Hessen. Das Anschreiben beinhaltete eine Erklärung des Forschungsvorhabens und die Bitte um Unterstützung. Außerdem wurde ein persönliches Gespräch vor Ort angeboten. Dies wurde von jeweils fünf Hochschulen (Universitäten und Fachhochschulen) in Berlin und Hessen angenommen. Für alle anderen Hochschulen wurden als Alternativen intensive Kontakte durch ausführliche telefonische Gespräche oder schriftlichen Austausch per gehalten. Von allen 26 Hochschulen erfolgte eine Reaktion auf die erste Kontaktaufnahme. Schließlich beteiligten sich 18 Hochschulen an der Datenerfassung mittels des Erfassungsbogens. Sechs Hochschulen verneinten die Beteiligung aufgrund von Kapazitätsgründen und zwei Hochschulen wollten sich an der Erfassung beteiligen, meldeten dann aber trotz mehrmaligem Nachfragen keine Daten zurück. Die Daten der Hochschulen wurden in eine Datenbank mit Angaben zu folgenden Kriterien übertragen: - Allgemeine Zuordnungsmerkmale: Datenquelle (Personalabteilung, DekanIn, RektorIn bzw. PräsidentIn, Frauenbeauftragte/r, ReferentIn, KanzlerIn, Sonstige), Bundesland, Name der Hochschule, Hochschulart; 12

23 - Merkmale der Professur: Fächergruppe, Fakultät/Fachrichtung, Fachbereich; - sozio-demografische Merkmale: Staatsangehörigkeit(en), Geburtsland, Geschlecht; - Herkunft der Eltern: Staatsangehörigkeit, Geburtsland. Nach Angaben der Hochschulen sind in Berlin insgesamt 212 Internationale ProfessorInnen (137 U, 17 FH, 58 KH) und in Hessen insgesamt 90 Internationale ProfessorInnen (71 U, 19 FH, keine an KH) tätig. Bei diesem Zugangsweg sind folgende Anmerkungen zu berücksichtigen: - Nicht alle Hochschulen beteiligten sich an der Erfassung; - die deutschen ProfessorInnen mit Migrationshintergrund konnten nur zum Teil identifiziert werden, weil relevante Angaben in der Personalakte nicht erfasst werden; - die Kontaktaufnahme und -pflege war zeitaufwendig. Zugangsweg 5: Die Online-Befragung Im Rahmen der Online-Befragung wurden alle ProfessorInnen angeschrieben und zur Selbstzuordnung zur Zielgruppe nach Kriterien in Anlehnung an die Definition des Migrationshintergrunds des Mikrozensus (vgl. Kap. 3) aufgefordert. Mit diesem Zugangsweg sollten entsprechend des Konstrukts Internationale ProfessorInnen Informationen zu einer Vielzahl von Variablen gewonnen werden, die Aufschluss über ausländische und deutsche Internationale ProfessorInnen und deren zahlenmäßiges Verhältnis zueinander geben. Gegenüberstellung der Zugangswege Zur Bestimmung der Grundgesamtheit wird auf die Ergebnisse der fünf Zugangswege zurückgegriffen (vgl. Tab. 1). Das Statistische Bundesamt weist 406 ausländische ProfessorInnen aus, die nur ein Teil der Grundgesamtheit der Zielgruppe sind. Die Sonderauswertung des Mikrozensus 2011 schätzt ProfessorInnen mit Migrationshintergrund an Hochschulen in Berlin und Hessen. In Deutschland sind es ProfessorInnen mit Migrationshintergrund von ProfessorInnen. Das entspricht einem Anteil von 11,6 %. Das Statistische Bundesamt gibt ProfessorInnen in Berlin und Hessen an. 11,6 % von ihnen wären demnach 662 Personen mit Migrationshintergrund, also wesentlich weniger als vom Mikrozensus geschätzt. Dies zeigt die Fehlerspanne in der Hochrechnung. Durch die Internetrecherche wurden insgesamt 761 Internationale ProfessorInnen erfasst, jedoch konnten darunter nur 123 Personen mit Sicherheit identifiziert werden. 13

24 Tab. 1: Annäherung an die Grundgesamtheit der Zielgruppe Zugangsweg 1. Hochschulpersonalstatistik Mikrozensus Internetrecherche Erfassung durch Hochschulen Online- Befragung 2012/2013 Hochschulart Universität 266 k.a Fachhochschule 50 k.a Kunsthochschule 90 k.a Gesamt Quelle: StBA 2011a, StBA 2013c Die Erfassung durch die Hochschulen erfolgte in 16 von 26 Hochschulen (62 %) und ergab eine Anzahl von 300 Internationalen ProfessorInnen. Darunter sind ausländische und deutsche Staatsangehörige enthalten. Damit bleiben die Angaben durch die Hochschulen weit unter der Größenordnung des Statistischen Bundesamtes. Hätten sich alle 26 Hochschulen (100 %) beteiligt, könnte die Gesamtzahl der Internationalen ProfessorInnen in Berlin und Hessen 484 betragen. 8 Die Online-Befragung ist zwar nicht mit dem Ziel, einen weiteren Zugang zur Grundgesamtheit der Zielgruppe zu öffnen, durchgeführt worden. Die Ergebnisse über die Struktur der Gruppe, insbesondere zu der deutschen oder ausländischen Staatsangehörigkeit, können aber bei der methodischen Annäherung an die Grundgesamtheit der Zielgruppe genutzt werden. An der Online-Befragung beteiligten sich 203 Internationale ProfessorInnen, darunter 101 ausländische und 102 deutsche Staatsangehörige (Verhältnis 50:50). Davon ausgehend könnte die Anzahl ausländischer ProfessorInnen (406) des Statistischen Bundesamtes zur Bestimmung der Anzahl Internationaler ProfessorInnen verdoppelt werden. Dann müsste von 812 Personen ausgegangen werden. 9 Nach den Zahlen, die durch die fünf Wege der Annäherung an die Grundgesamtheit der Zielgruppe gewonnen wurden, wird geschätzt, dass die Gesamtzahl der Internationalen ProfessorInnen in Berlin und Hessen zwischen 600 und 800 Personen liegt. 8 9 Dieser Wert ist voraussichtlich zu niedrig eingeschätzt, da sich an der Erfassung u. a. einige große Universitäten und Fachhochschulen nicht beteiligten. Nach Hochrechnungen von CEWS (2008) wird die Anzahl der Gruppe der Wissenschaftlerlnnen mit Migrationshintergrund doppelt so hoch als die der ausländischen Wissenschaftlerlnnen eingeschätzt. 14

25 4 Ausländische ProfessorInnen in Berlin und Hessen Ergebnisse der Analyse einer Sonderauswertung des StBA In diesem Kapitel werden Ergebnisse ausschließlich über die Gruppe der ProfessorInnen an staatlichen Hochschulen für die ausgewählten Länder Berlin und Hessen mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft im bundesdeutschen Kontext vorgestellt. Als ausländische ProfessorenInnen werden in diesem Abschnitt diejenigen bezeichnet, die eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen. Als Grundlage dient eine Sonderauswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2010 aus der Reihe Personal an Hochschulen (vgl. StBA 2011a). 10 Sie werden nach Hochschulart, Fächergruppe und weltregionaler Herkunft sowie Geschlecht analysiert. Das Statistische Bundesamt erfasst seit 2005 Angaben zur Staatsangehörigkeit. Seit diesem Jahr ist der Anteil der ausländischen ProfessorInnen um 26,6 % gestiegen, während die Gesamtzahl der ProfessorInnen in dieser Zeit um knapp ein Prozent zugenommen hat. Dementsprechend hat sich der Anteil ausländischer ProfessorInnen an deutschen Hochschulen von 4,8 % auf 6,1 % erhöht. Tab. 2: Ausländische ProfessorInnen an Hochschulen in Berlin, Hessen und Deutschland insg und 2010 Jahr = 100 ProfessorInnen insg. ausl. % insg. ausl. % insg. ausl. Berlin , ,3 112,7 172,3 Hessen , ,1 95,1 239,7 Deutschland , ,1 100,9 126,6 Quelle: StBA 2006; 2011a Während an Berliner Hochschulen bereits 2005 ein überdurchschnittlich hoher Anteil ausländischer ProfessorInnen von 6,1 % zu verzeichnen war, der bis 2010 weiter auf 9,3 % anstieg, waren in Hessen 2005 nur 2,0 % der ProfessorInnen Ausländer. Wenngleich sich dieser Anteil bis 2010 mehr als verdoppelte, arbeiteten auch 2010 in Berlin 255 ProfessorInnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit und damit deutlich mehr als in Hessen mit 151 (5,1 %). 4.1 Ausländische ProfessorInnen nach Hochschularten Im Folgenden wird untersucht, wie sich die Gruppe der ausländischen ProfessorInnen auf die unterschiedlichen Hochschularten verteilt und welchen Anteil sie jeweils an der gesamten Professorenschaft innerhalb der drei Hochschularten aufweist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass an Universitäten insgesamt wesentlich mehr ProfessorInnen tätig sind als an Fachhochschulen und Kunsthochschulen. So lehrten an den staatlichen Hochschulen in Deutschland 2010 über die Hälfte aller ProfessorInnen an Universitäten (54,8 %), 39 % an Fachhochschulen und 6,2 % an Kunsthochschulen (vgl. StBA 2011a). 10 Wir danken Dr. Ulrich Heublein (HIS) für die Unterstützung bei der Aufarbeitung der Daten. 15

26 Bei der ausschließlichen Betrachtung der ausländischen Professorenschaft zeigt sich eine andere Verteilung. Etwa zwei Drittel der ausländischen ProfessorInnen arbeiten an Universitäten (67 %). An Fachhochschulen arbeiten lediglich 13 % der ausländischen Professorenschaft. Eine wichtige Rolle spielen zudem Kunsthochschulen. Hier ist etwa jede/r fünfte ausländische ProfessorIn beschäftigt. In Berlin arbeitet sogar fast jede/r dritte ProfessorIn (29 %) an dieser Hochschulart. In Hessen arbeiten fast drei Viertel (72 %) der ausländischen ProfessorInnnen an Universitäten. ProfessorInnen an Fachhochschulen stellen in diesem Bundesland die zweitgrößte Gruppe unter der ausländischen Professorenschaft dar. Abb. 3: Verteilung ausländischer ProfessorInnen auf Hochschularten (in %) Berlin Hessen Deutschland Universitäten Fachhochschulen Kunsthochschulen Quelle: StBA 2011a Im Hinblick auf die Ausländeranteile zeigen sich starke Differenzen zwischen den Hochschularten. Universitäten weisen durchgehend leicht überdurchschnittliche Ausländeranteile unter ProfessorInnen auf, demgegenüber haben Fachhochschulen mit Abstand die geringsten Anteile. An Kunsthochschulen besitzt mehr als jede/r fünfte ProfessorIn eine ausländische Staatsangehörigkeit (vgl. Abb. 4). Abb. 4: Anteil ausländischer ProfessorInnen an der Gesamtprofessorenschaft nach Hochschulart (in %) 25 % 20 % 15 % 10 % % 0 % Hochschularten insgesamt 3 2 Universitäten Fachhochschulen Kunsthochschulen Berlin Hessen Deutschland 2 Quelle: StBA 2011a 16

27 4.2 Internationalität in den Fächergruppen Im zweiten Schritt steht die Frage im Mittelpunkt, in welchen Fächergruppen ausländische ProfessorInnen engagiert sind und in welchen Bereichen eine besonders hohe bzw. besonders geringe Internationalisierung der Professorenschaft zu beobachten ist. Die ausgewählten Fächergruppen basieren auf der Einteilung der amtlichen Statistik. In dieser werden zehn Fächergruppen unterschieden. Für die folgende Analyse wurden die sechs größten Fächergruppen ausgewählt. Diese sind: Sprach-/Kulturwissenschaften, Rechts-/Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Mathematik/Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften und Kunst/Kunstwissenschaft. Die kleineren Fächergruppen Sport, Veterinärmedizin und Agrar-/Forst-/Ernährungswissenschaften sowie die zentralen Einrichtungen inklusive Hochschulkliniken wurden aufgrund der geringen Fallzahlen in der Fächergruppe Sonstiges zusammengefasst. In der gesamten Professorenschaft in Deutschland stellen die Ingenieurwissenschaften (22 %) vor Rechts-/Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und der Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften (jeweils 20 %) die größte Zahl der ProfessorInnen. Es folgen Sprach-/Kulturwissenschaften (14 %), Kunst/Kunstwissenschaft (9 %) sowie Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften (jeweils 8 %) (vgl. StBA 2011a). Bei der Gruppe der ProfessorInnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit stellt sowohl in Hessen als auch im gesamten Bundesgebiet die Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften mit Abstand die größte Anzahl, gefolgt von der Gruppe Kunst/Kunstwissenschaften und Sprach-/Kulturwissenschaften. In Berlin stellt dagegen Kunst/Kunstwissenschaften vor Sprach-/Kulturwissenschaften die größte Fächergruppe bei der ausländischen Professorenschaft (vgl. Tab. 3). Tab. 3: Ausländische ProfessorInnen nach Fächergruppe (in %) Fächergruppen Berlin Hessen Deutschland MNAT SPK RWS KUW ING HMED SON Gesamt Quelle: StBA 2011a Die Kunst/Kunstwissenschaften stellt mit Abstand die Fächergruppe mit dem höchsten Anteil ausländischer ProfesssorInnen dar, gefolgt von Mathematik/Naturwissenschaften und Sprach-/Kulturwissenschaften, die beide ebenfalls überdurchschnittliche AusländerInnenanteile aufweisen. Demgegenüber sind in der Gruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften und insbesondere in den 17

28 Ingenieurwissenschaften sowie in der Gruppe der Rechts-/Wirtschafts- und Sozialwissenschaften die Anteile deutlich unterdurchschnittlich (vgl. Abb. 5). Abb. 5: Anteil ausländischer ProfessorInnen an der GesamtprofessorInnenschaft nach Fächergruppen (in %) 20 % 18 % 16 % 14 % 12 % 10 % 8 % 6 % 4 % 2 % 0 % Alle Fächergruppen SPK RWS MNAT HMED ING KUW Weitere Fächergruppen Berlin Hessen Deutschland Quelle: StBA 2011a 4.3 Regionale Herkunft Bei der regionalen Herkunft der ausländischen ProfessorInnen zeigt sich auf den ersten Blick eine breite Verteilung. Insgesamt haben die ausländischen ProfessorInnen in Deutschland Staatsangehörigkeiten von 71 unterschiedlichen Staaten. Dabei kommen allerdings 80 % von ihnen aus dem europäischen Ausland. Insgesamt 90 % haben entweder eine europäische oder eine nordamerikanische Staatsangehörigkeit. Etwa jede/r dritte ausländische ProfessorIn hat einen Pass aus Österreich oder aus der Schweiz. Dies bedeutet umgekehrt, dass alle ProfessorInnen aus den übrigen Erdteilen (Asien, Lateinamerika, Afrika und Australien/Ozeanien) zusammen lediglich etwa 10 % der ausländischen Professorenschaft stellen (vgl. Tab. 4). 18

29 Tab. 4: Ausländische ProfessorInnen nach regionaler Herkunft* (in %) Berlin Hessen Deutschland Österreich/Schweiz Weitere Länder Westeuropas Osteuropa Nordamerika Lateinamerika Asien Afrika Australien Quelle: StBA 2011a * Die regionale Herkunft wird hier bestimmt durch die Staatsangehörigkeit. Dies verdeutlicht, dass die zunehmende Internationalität der Professorenschaft keineswegs gleichzusetzen ist mit einer globalen Öffnung, sondern sich weitgehend auf die westlichen Länder konzentriert. Interessant sind in diesem Zusammenhang die neuesten Zahlen der DAAD-Publikation Wissenschaft Weltoffen zum akademischen Mittelbau. Demnach hat an deutschen Hochschulen die größte Zahl der wissenschaftlichen und künstlerischen MitarbeiterInnen aus dem Ausland eine chinesische Staatsangehörigkeit; MitarbeiterInnen aus Indien stellen die viertgrößte Gruppe (vgl. DAAD, HIS 2012b:38). Es bleibt abzuwarten, inwieweit dies kurz- oder langfristig auch die internationale Struktur der Professorenschaft verändern wird. 19

30 4.4 Frauenanteile Bei der Geschlechterverteilung zeigt sich, dass die ausländischen ProfessorInnen insgesamt deutlich höhere Frauenanteile im Vergleich zur gesamten Professorenschaft an deutschen Hochschulen aufweisen. Darüber hinaus ist auffällig, dass der Frauenanteil in Hessen und in Berlin sowohl in der Gruppe mit ausländischer Staatsangehörigkeit als auch bei der gesamten Professorenschaft deutlich über den Frauenanteilen im Bundesgebiet liegt (vgl. Abb. 6). Abb. 6: Frauen an der Gesamtzahl und der Zahl der ausländischen ProfessorInnen (in %) 40 % 30 % 20 % 10 % % Berlin Hessen Deutschland Professorinnen insgesamt Ausländische Professorinnen Quelle: StBA 2011a Werden die Frauenanteile der ausländischen ProfessorInnen differenziert nach weltregionaler Herkunft betrachtet, dann stellt sich heraus, dass ProfessorInnen aus dem westeuropäischen Ausland einen deutlich geringeren Frauenanteil aufweisen als die ProfessorInnen aus den übrigen Weltregionen. In Deutschland insgesamt liegt der Frauenanteil bei osteuropäischen, nordamerikanischen und asiatischen ProfessorInnen zwischen 5 % und 10 % höher als bei westeuropäischen ProfessorInnen (vgl. Abb. 7). 11 Wenngleich der Anteil bei ProfessorInnen aus dem westeuropäischen Ausland mit 23 % im internationalen Vergleich am kleinsten ausfällt, liegt er immer noch 5 % über dem Frauenanteil bei den deutschen ProfessorInnen. 11 Die absoluten Zahlen für Hessen und Berlin sind sehr klein. 20

31 Abb. 7: Anteile der Frauen an den ausländischen ProfessorInnen, nach Herkunftsregion (in %) 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % % Berlin Hessen Insgesamt Westeuropa Osteuropa Nordamerika Asien Quelle: StBA 2011a 4.5 Fazit der Analyse einer Sonderauswertung des StBA Die vorausgegangenen Analysen zeigen, dass die Anteile ausländischer ProfessorInnen je nach Hochschulart und Fächergruppe unterschiedlich sind. Während Universitäten sowie Kunsthochschulen eine starke Internationalität in der Professorenschaft aufweisen, ist dies in Fachhochschulen bisher noch nicht sehr stark ausgeprägt. Bei den Fächergruppen weisen insbesondere Kunst/Kunstwissenschaften, aber auch Mathematik/Naturwissenschaften sowie Sprach-/Kulturwissenschaften hohe Zahlen und Anteile ausländischer ProfessorInnen auf. Demgegenüber ist dies in der Humanmedizin und insbesondere in den Rechts-/Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und den Ingenieurwissenschaften bisher nicht zu beobachten. Im Hinblick auf die regionale Herkunft zeigt sich eine sehr starke Dominanz Europas und Amerikas im Vergleich zu den anderen Regionen. 21

32 22

33 5 Die Online-Befragung Untersuchungskonzept und Durchführung Die Umfrage wurde als Online-Befragung durchgeführt. Für die Datengewinnung wurde ein umfangreicher Fragebogen konzipiert, der den BefragungsteilnehmerInnen über einen Link online zugänglich war. Der Fragebogen richtete sich an die hauptamtlichen ProfessorInnen, einschließlich der JuniorprofessorInnen an allen staatlichen Hochschulen in den Ländern Berlin und Hessen (Universitäten, Fachhochschulen, Kunsthochschulen). Die Grundgesamtheit der Befragung bildeten die Internationalen ProfessorInnen, eine Gruppe, auf die mindestens eines der folgenden vier Merkmale zutrifft: 12 a) sie besitzen aktuell oder besaßen früher eine andere Staatsangehörigkeit als die deutsche bzw. sie besitzen eine doppelte Staatsangehörigkeit, b) sie sind außerhalb Deutschlands geboren, c) mindestens ein Elternteil ist außerhalb Deutschlands geboren oder d) Mutter oder Vater haben/hatten eine andere Staatsangehörigkeit als die deutsche oder haben/hatten eine doppelte Staatsangehörigkeit. Diese Merkmale wurden in dem Anschreiben und auf der Startseite der Umfrage zur Selbstzuordnung aufgeführt. Damit war beabsichtigt, dass nur die angeschriebenen Personen teilnehmen, die sich selbst als zur Zielgruppe zugehörig definierten. Dies führte zur fehlerfreien Identifizierung der Zielpersonen, die durch die Filterführung im Fragebogen ergänzt wurde. 5.1 Fragebogenkonstruktion und Pretest Aufbau und Inhalt des Fragebogens (s. Anhang) orientierte sich maßgeblich an den forschungsleitenden Fragestellungen (siehe Kap 2.2). Der Fragebogen bestand aus sechs Themenkomplexen und beinhaltete hauptsächlich geschlossene Fragen. Auf jeder Seite bzw. nach jedem Themenkomplex wurde Raum für Anmerkungen gegeben. Auf eine Einstiegsfrage wurde zugunsten der Filterführung und der Dramaturgie des Fragebogens, der in sich schlüssig und ohne thematische Sprünge aufgebaut war, verzichtet. Die einzelnen Themenblöcke waren: A: Angaben zur Person Themenblock A (A1-A9) konzentrierte sich auf die Abfrage soziodemographischer, beruflicher und fachlicher Merkmale, wie z. B. die Einwanderung nach Deutschland, Staatsangehörigkeit/en, Muttersprache/n und Angaben 12 Diese Beschreibung differiert leicht von der des StBA 2011b. Nach dem Mikrozensus 2010 gilt als mit Migrationshintergrund 1) wer keine deutsche Staatsangehörigkeit hat, oder 2) dessen mindestens ein Elternteil, AusländerIn ist oder war, d. h. nicht als Deutsche/r geboren wurde oder, 3) wer nicht auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik geboren und nach 1949 zugezogen ist, oder 4) mindestens einen Elternteil hat, das nicht auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik geboren und nach 1949 zugezogen ist. 23

34 zum aktuellen Beschäftigungsverhältnis. Diese Fragen dienten außerdem der Überprüfung der Richtigkeit der Selbstzuordnung zur Gruppe der Internationalen ProfessorInnen anhand der vorgegebenen Merkmale. B: Die gegenwärtige berufliche Situation Der Themenblock B (B10-B32) enthielt Fragen zur gegenwärtigen beruflichen Situation, mit denen der Berufsalltag, (nach-)berufliche Perspektiven sowie die Wahrnehmung und Einschätzung aktueller bildungspolitischer Veränderungen im Hochschulbereich sowie das Berufs-/Selbstverständnis als ProfessorIn erfragt wurde. C: Karriereverlauf Mit Hilfe der Antworten im Themenblock C (C33-C46) wurden die akademischen Karrierewege vom Schulabschluss bis zur aktuellen Berufstätigkeit und ebenfalls Unterbrechungen der Beschäftigung vor der Berufung nachgezeichnet. D: Internationale Aspekte der Professur Dieser Themenblock (D47-D54) widmete sich zum einen der Frage nach der Bedeutung von Internationalität als Potential Internationaler ProfessorInnen für das deutsche Hochschulsystem und zum anderen der Frage nach Inklusions- und Exklusionserfahrungen, der Integration der Zielgruppe in die Academic community bzw. in die deutsche Gesellschaft sowie nach der Nutzung von Unterstützungsstrukturen (u. a. Welcome-Angebote) und Netzwerken. E: Herkunft/Mobilität/Familie In dem letzten Themenkomplex E (E55-E87) wurden Fragen zu Aspekten der Familie, Partnerschaft und Eltern, der individuellen Mobilitäts- und Migrationsgeschichte sowie privater und beruflicher Kontakte zu Personen in Deutschland und im Herkunftsland gestellt. F: Selbstverständnis als Internationale/r ProfessorIn Abschließend wurden alle TeilnehmerInnen in einer offenen Frage aufgefordert, zu beschreiben, inwieweit sie sich als Internationale/r ProfessorIn im Sinne des Projekts verstehen. Diese offene Frage gab Raum mit eigenen Worten das Selbstverständnis und die Selbstwahrnehmung darzustellen, aber auch Fremdwahrnehmungen zu schildern. Der Pretest Der Fragebogen wurde zunächst in einem Pretest hinsichtlich Struktur, Filterführung, Verständlichkeit, Handhabung sowie der technisch einwandfreien Funktionsfähigkeit einer umfassenden Prüfung unterzogen. Der Pretest begann Mitte September 2012 und wurde auf einen Zeitraum von einem Monat konzentriert. Dazu wurden 81 ProfessorInnen an verschiedenen Hochschulen und Hochschular- 24

35 ten in den Bundesländern Hamburg, Thüringen, Brandenburg, Bayern und Nordrhein-Westfalen angeschrieben. Diese Personengruppe wurde durch eine Internetrecherche identifiziert und nach Fachrichtung, Hochschulart sowie Geschlecht ausgewählt. An dem Pretest beteiligten sich 20 Personen. Nach der Auswertung der Angaben und Kommentare erfolgte eine Überarbeitung des Fragebogens. Erforderlich waren die Vereinfachung und Kürzung weniger Passagen und Anpassung einzelner Antwortkategorien zum besseren Verständnis. 5.2 Verlauf der Feldphase Die technische Umsetzung des Fragebogens und das Hosting der Online-Umfrage übernahm die Firma pilodata GmbH mit Sitz in Fürstenfeldbruck. Über die Plattform formgen war es möglich, jederzeit einen Überblick zum Befragungsverlauf zu bekommen. Formgen ermöglichte zudem eine direkte Ausgabe der Ergebnisse in ein importierbares SPSS-Format. Die Online-Umfrage war von Mitte Oktober 2012 bis Mitte Januar 2013 freigeschaltet. Die Teilnahmeaufforderung mit entsprechendem Link zur Umfrage wurde an die ProfessorInnen in Abhängigkeit von der Kooperationsbereitschaft bzw. den Möglichkeiten der einzelnen Hochschulen auf zwei unterschiedlichen Wegen per versandt: - durch Verantwortliche innerhalb der jeweiligen Hochschule (z. B. der Personalabteilung, Referenten oder Ansprechpartnern aus dem International Office) über entsprechende Verteilerlisten mit einem Begleitschreiben der Hochschulleitung (intern) oder - durch das Forscherteam über die durch die Internetrecherche gewonnenen Mailinglisten (extern). Bei 15 der 26 Hochschulen erfolgte ein interner Versand zwischen der 43. und 47. Kalenderwoche (KW) Wie viele Personen zur Beteiligung an der Umfrage auf diesem Weg aufgefordert wurden, lässt sich nicht rekonstruieren. Durch ein externes Anschreiben wurden an den anderen elf Hochschulen zwischen der 42. und 47. KW hauptamtliche ProfessorInnen erreicht. Teilweise wurde erst nach mehrmaligem Nachfragen von den Hochschulen signalisiert, den internen Versand doch nicht übernehmen zu können, wodurch ein Zeitverzug von einer bis zu vier Woche/n bei der ersten Aufforderung entstand. Im Anschreiben an die ProfessorInnen wurde die Option angeboten, auf Wunsch eine Printversion des Fragebogens in deutscher oder englischer Sprache zu erhalten. Diese Variante wurde selten in Anspruch genommen: Es wurden sieben englische und drei deutsche Fragebögen angefordert. Davon wurden zwei englische und ein deutscher Fragebogen ausgefüllt zurückgesandt. Auf das erste Anschreiben folgte ein Rücklauf von 125 Fragebögen. Das erste Erinnerungsschreiben wurde in zwei Wellen (46./47. KW bzw. 48./49. KW) wiederum auf hochschulinternem oder externem Weg versandt. Der erste Reminder 25

36 führte zu einem Rücklauf von 83 zusätzlichen Fragebögen. An acht Hochschulen, die auf externem Weg an der Umfrage beteiligt wurden, gab es auch eine zweite Erinnerungsaktion in der 48. bzw. 50. KW. Bei den anderen Hochschulen wurde aufgrund des Rücklaufs auf einen zweiten Reminder verzichtet. Bei den Hochschulen, an denen zum zweiten Mal zur Teilnahme aufgefordert wurde, beteiligten sich 23 zusätzliche Personen an der Umfrage (vgl. Abb. 8). Generell lässt sich festhalten, dass sich die erneuten Erinnerungsschreiben lohnten: Der erste Reminder führte an 17 von 25 Hochschulen und der zweite Reminder an 6 von 8 Hochschulen zu zusätzlichen Antworten. Abb. 8: Rücklauf nach Erinnerungen nach Art der Hochschule U (n=178) FH (n=49) KH (n=22) Ohne Angabe der HS-Art (n=12) Anschreiben (n=144) 1. Reminder (n=87) 2. Reminder (n=30) (n=261) Die externe Teilnahmeaufforderung durch das Forscherteam erwies sich als die zuverlässigere und zeiteffizientere Methode. Bei der hochschulinternen Einladung und den Remindern entstand häufig durch die aufwendige Abstimmung in der Hochschulverwaltung ein Zeitverzug. Informationen über den Versand (Zeitpunkt, Beteiligung) waren schwer zugänglich. 5.3 Datenbereinigung Nach dem Download der SPSS-Daten der Online-Umfrage und dem Einpflegen der ausgefüllten englischen/deutschen Printfragebögen in die Datenmaske, bestand der Rohdatensatz aus 261 Fällen. Nach einer umfangreichen Datendurchsicht erfolgte die Bereinigung der Daten, in der die Konsistenz des Antwortverhaltens überprüft wurde. 26

37 Abb. 9: Rücklauf, verwertbare Fragebögen Verwertbare Fragebögen 203 "Kerngruppe" Internationale ProfessorInnen 224 Angaben zur Person 249 Beteiligt Nach Abzug der 58 (22 %) nicht verwertbaren Fälle, bei denen sich TeilnehmerInnen nur registriert und keine weiteren Fragen beantwortet hatten, deren Angaben in sich widersprüchlich waren oder die nicht zur Kerngruppe gehörten, blieben 203 verwertbare Fragebögen (vgl. Abb. 9). 5.4 Rücklaufquote und Repräsentativität Die Rücklaufquote wurde für die Gruppe der ausländischen Internationalen ProfessorInnen berechnet. Da die Gesamtanzahl der Gruppe der deutschen Internationalen ProfessorInnen nur schätzungsweise vorliegt (vgl. Kap. 3.2), beschränkt sich die Prüfung der Repräsentativität auf die AusländerInnen und auf bestimmte Variablen (Geschlecht, Alter, Staatsangehörigkeit, Hochschultyp, Fächergruppe, Besoldungsgruppe). Nach der Hochschulpersonalstatistik arbeiten 406 ausländische ProfessorInnen (StBA 2011a) an staatlichen Hochschulen in Berlin und Hessen. 13 Im Rahmen der vorliegenden Studie haben 101 ausländische ProfessorInnen an der Befragung teilgenommen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 25 %. Im Vergleich mit anderen Hochschullehreruntersuchungen ist dieser Rücklauf als gut einzustufen Die Zahlen aus der Hochschulstatistik (StBA 2011a) sind aus dem Jahr 2010, die in einer Sonderauswertung dem Projekt zur Verfügung standen. Die aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind im Oktober 2013 veröffentlicht worden, sie lagen zur Berichtsfassung nicht vor. Die deutsche CAP-Teilstudie ( ) hatte eine Rücklaufquote von 29 %, die ifq-studie zu Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten (2010) 32 %, die Studie des Fraunhofer Instituts Befragung von Professoren zur Veränderung durch neue Governancemodelle (2012) 27 %, und HIS-Studie Befragung von Hochschullehrern des Maschinenbaus und der Elektrotechnik (2008) 37 %. 27

38 Frauenanteil Nach der Hochschulpersonalstatistik liegt der Frauenanteil unter ausländischen ProfessorInnen in Berlin und Hessen bei 33 %. Der Frauenanteil von 37 % bei ausländischen ProfessorInnen in der vorliegenden Studie liegt etwas über dem Wert der amtlichen Statistik. Staatsangehörigkeit Aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen Staaten ausländische ProfessorInnen in Berlin und Hessen haben die Staatsangehörigkeiten von 71 unterschiedlichen Staaten wurden die Länder in vier unterschiedliche Weltregionen zusammengefasst: Europa, Nordamerika, Lateinamerika sowie Asien/Afrika/Australien. Die Anteile der ausländischen ProfessorInnen nach Weltregionen in der vorliegenden Untersuchung entsprechen etwa den Anteilen des Statistischen Bundesamts. Staatsangehörige/r eines europäischen Staates sind 78 % (StBA 2011a: 75 %), 15 % sind Staatsangehörige eines nordamerikanischen Staates (StBA: 16 %), 2 % eines lateinamerikanischen Staates (StBA: 2 %) und 5 % haben einen Pass eines Staates aus Asien, Afrika oder Australien (StBA: 7 %). Hochschularten Dem Statistischen Bundesamt zufolge arbeiten ausländische ProfessorInnen zu 65 % an Universitäten, zu 12 % an Fachhochschulen und zu 23 % an Kunsthochschulen. In der vorliegenden Studie sind 80 % der ausländischen ProfessorInnen an Universitäten, 9 % an Fachhochschulen und 11 % Kunsthochschulen tätig. Fächergruppen Bei der Verteilung der ausländischen Internationalen ProfessorInnen auf die sechs großen Fächergruppen zeigt sich eine hohe Übereinstimmung der vorliegenden Studie zur Grundgesamtheit der ausländischen ProfessorInnen. Die Verteilung auf die Fächergruppen variiert maximal um fünf Prozentpunkte: 22 % lehren und forschen in den Sprach-/Kulturwissenschaften (StBA: 20 %), 17 % in den Rechts-/Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (StBA: 15 %), 26 % in Mathematik/Naturwissenschaften (StBA: 22 %), 8 % in Medizin/Gesundheitswissenschaften (StBA: 5 %), 6 % in den Ingenieurwissenschaften (StBA: 10 %) und 21 % in Kunst/Kunstwissenschaften (StBA: 26 %) (vgl. Abb. 10). 28

39 Abb. 10: Ausländische ProfessorInnen nach Fächergruppen (in %) MOBIL (n=92) StBA 2011 (n=406) % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % SPK RWS MNAT HMED ING KUW SON * Zentrale Einrichtungen insg. mit HS-Kliniken; Sport-, Agrar-, Forst- und Ernährungsw issenschaften Frage A8: Geburtsland Insgesamt können die Ergebnisse als weitgehend repräsentativ für die ausländischen Internationalen ProfessorInnen angesehen werden, wenn die Merkmale Geschlecht, Fächergruppen und Staatsangehörigkeit (Weltregionen) betrachtet werden. 15 Nur nach Hochschularten gibt es Differenzen zwischen den statistischen Daten und dem Sample Zur Berechnung des Rücklaufs wurden alle vom StBA vorliegenden Merkmale ausländischer ProfessorInnen verwendet. 16 Dies ist hauptsächlich ein Effekt davon, dass ProfessorInnen an Kunsthochschulen kaum auf elektronischem Weg per erreichbar waren und in kleinen Hochschulen keine notwendige Infrastruktur vorhanden war, um den Kontakt herzustellen. 29

40 30

41 6 Ergebnisse der Befragung In diesem Kapitel werden die zentralen Ergebnisse der Online-Befragung (Oktober 2012 Januar 2013) in folgenden Abschnitten dargestellt: Soziobiografisches Profil der Befragten (6.1), Mobilitätstypen und Migrationsgeschichte (6.2), Bildungslaufbahn und akademischer Werdegang (6.3), gegenwärtige berufliche Situation Internationaler ProfessorInnen (6.4), Teilhabe an der Hochschule und Wissenschaft (6.5) und Potentiale der Internationalen ProfessorInnen (6.6). Der Fokus liegt auf Fragen der Bedeutung von Internationalität und Mobilität, u. a. auf der internationalen Herkunft und der Mehrsprachigkeit der Internationalen ProfessorInnen, ihren Erfahrungen in Hochschulsystemen mehrerer Länder, ihren weltweiten wissenschaftlichen und privaten Netzwerken sowie deren Potentialen für Hochschulen in Deutschland. Dazu werden migrationsrelevante, soziobiografische und hochschulspezifische Merkmale differenziert analysiert. Die Ergebnisse werden soweit möglich mit den Untersuchungen zur Professorenschaft an deutschen Hochschulen verglichen. Dazu werden für ausgewählte Aspekte sowohl die Daten des Statistischen Bundesamtes als auch Ergebnisse vorliegender Untersuchungen hinzugezogen. Es handelt sich besonders um drei neuere Untersuchungen: - Im Jahr 2007/2008 wurde vom INCHER Kassel die deutsche Teilstudie der Untersuchung The Changing Academic Profession (CAP-Studie; Jacob/Teichler 2011) durchgeführt. Diese internationale Vergleichsstudie überprüfte die Bedeutung der Internationalisierung, den Machtzuwachs des Hochschulmanagements und die steigenden Relevanz-Erwartungen an die wissenschaftliche Arbeit an Hochschulen in 18 Ländern. - Eine Untersuchung zum Wandel von Lehre und Studium an deutschen Hochschulen, die sog. LESSI-Studie, wurde ebenfalls vom INCHER-Kassel durchgeführt. Die Befragung im WS 2011/12 konzentrierte sich auf die Erfahrungen von Lehrenden mit der Einführung der Bachelor-/Master- Studiengänge, ihre Arbeitsbedingungen und Karriereperspektiven sowie auf Sichtweisen zur künftigen Gestaltung von Lehre und Studium (Schomburg/Flöther/Wolf 2012). - Das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (ifq) hat 2010 eine deutschlandweite Befragung zu den Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten durchgeführt. Das Kernthema bildete die Antragsaktivität von ProfessorInnen an deutschen Universitäten (Böhmer et al. 2011). 31

42 6.1 Soziobiografisches Profil der Befragten In der Analyse des soziobiografischen Profils der Befragten steht ihre internationale Herkunft im Mittelpunkt. Anschließend werden weitere Merkmale wie Geschlecht, Alter, soziale sowie regionale Herkunft der Zielgruppe und ihre familiäre Situation untersucht Internationale Herkunft Für die vorliegende Untersuchung wurde der Begriff Internationale ProfessorInnen in Anlehnung an die Bezeichnung Personen mit Migrationshintergrund des Mikrozensus neu konstruiert (vgl. Kap. 3). Zu der Zielgruppe gehören folglich sowohl Deutsche mit Migrationshintergrund mit oder ohne eigene Migrationserfahrung als auch AusländerInnen mit oder ohne eigene Migrationserfahrung. Die Zielgruppe der Internationalen ProfessorInnen wurde aufgefordert an der Befragung teilzunehmen, wenn die beschriebenen Merkmale (eigene Herkunft, Herkunft der Eltern, Geburtsort, Staatsangehörigkeit) zutreffen. Die Probanden wurden nach ihrer Staatsangehörigkeit und weiteren Staatsangehörigkeiten gefragt. Die Antworten wurden den zwei Kategorien (Deutsche und AusländerInnen) des Mikrozensus 2010 zugeordnet, dabei wurden diejenigen mit zwei Staatsangehörigkeiten (der Deutschen und einer ausländischen) zu den Deutschen gezählt. 18 Nach dem Geburtsort Deutschland oder Ausland wurde die eigene Migrationserfahrung festgestellt. Die Auswertung der Antworten nach der internationalen Herkunft zeigt, dass die Deutschen und die AusländerInnen mit jeweils 50 % in der Gruppe der Internationalen ProfessorInnen vertreten sind (vgl. Tab. 5). Tab. 5: Internationale ProfessorInnen nach Staatsangehörigkeit und Zuwanderung Prozent Anzahl Deutsche mit Migrationshintergrund mit eigener Migrationserfahrung 33 (67) Deutsche mit Migrationshintergrund ohne eigene Migrationserfahrung 17 (35) Ausländer mit eigener Migrationserfahrung 47 (95) Ausländer ohne eigene Migrationserfahrung 3 (6) Gesamt 100 (203) Frage A4: Welche Staatsangehörigkeit haben Sie? Bitte wählen Sie aus der Liste aus. Nach der Migrationserfahrung gefragt, bilden die Internationalen ProfessorInnen mit eigener Migrationserfahrung mit insgesamt 80 % die weitaus größte Gruppe. Unter allen Befragten haben die Zugewanderten deutlich häufiger eine ausländische Staatsangehörigkeit (47 %) als die mit einer deutschen Staatsangehörigkeit (33 %). Diejenigen ohne eigene Migrationserfahrung, d. h. die in Deutschland geborenen Internationalen ProfessorInnen, betragen 20 % des gesamten Samples. Darunter 17 Der Mikrozensus stellt neben der Staatsangehörigkeit die Zuwanderung in den Mittelpunkt der Konstruktion. 18 Dies ist auch gängige Praxis in der Hochschulpersonalstatistik des Statistischen Bundesamtes. 32

43 haben 17 % die deutsche Staatsangehörigkeit, eine Minderheit von 3 % sind AusländerInnen (vgl. Tab. 5). Während die Gruppe der in Deutschland Geborenen (d. h. derer, die nicht selbst zugewandert sind) in der zweiten Generation in Deutschland lebt und zum größten Teil ihre Bildungslaufbahn in Deutschland durchlaufen hat, sind die selbst zugewanderten, d. h. diejenigen mit eigener Migrationserfahrung, in verschiedenen Phasen ihrer Bildungsbiografie als SchülerInnen, Studierende, (Post- )DoktorandInnen nach Deutschland eingereist oder wurden direkt an eine deutsche Hochschule berufen. Die Konstruktion des Mikrozensus wird hier zum ersten Mal bei einer Hochschullehrerbefragung verwendet. Bisher weisen die amtlichen Hochschulstatistiken ebenso wie die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen ausschließlich Staatsangehörigkeiten aus. Zunehmend wird jedoch die Internationalisierung des Lehrkörpers in der Forschung thematisiert. Bei den bereits vorhandenen Hochschullehreruntersuchungen gibt es wenige Ausnahmen. 19 Im Rahmen der Studie The Changing Academic Profession (CAP- Studie: Jacob/Teichler 2011: 115f.) wurde nach der früheren und aktuellen Staatsangehörigkeit sowie der Muttersprache gefragt: - Während 94 % zum Zeitpunkt ihrer Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit hatten, gaben 96 % die deutsche als die aktuelle Staatsangehörigkeit an % der Universitäts- und 4 % der FachhochschulprofessorInnen hatten bei Geburt eine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit. - 6 % der Universitäts- und 2 % der FachhochschulprofessorInnen hatten zum Untersuchungszeitpunkt eine ausländische Staatsangehörigkeit % der ProfessorInnen nannten Deutsch als ihre Muttersprache, etwas weniger unterrichteten auch in Deutsch (88 %). In der Forschung hingegen wurde Englisch stärker verwendet. Auch die ifq-studie (Böhmer et al. 2011: 34) fragte nach dem Geburtsland und der Staatsangehörigkeit. 89 % der Befragten sind in Deutschland geboren, 11 % in einem anderen Staat, 92 % hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, 8 % eine andere. 21 Die vorliegende Untersuchung erfasst ausschließlich die Internationalen ProfessorInnen. Wenn die Ergebnisse der Befragung im Folgenden nach verschiedenen Merkmalen ausgewertet werden, wird das beeindruckende Ausmaß der Internationalität der Zielgruppe sichtbar. 19 Diese Studien untersuchen die Fragestellung nach den Internationalen ProfessorInnen nicht explizit. So bleibt durch den überwiegenden Anteil von Deutschen ohne Migrationshintergrund die Gruppe der Internationalen ProfessorInnen marginal. 20 In dieser Gruppe der deutschen ProfessorInnen sind auch die Deutschen mit Migrationshintergrund enthalten, deren Anteil auf 5,5 % geschätzt wird (Sonderauswertung, Mikrozensus 2011) (vgl. Kap. 3). 21 Dto. 33

44 Geburtsland und Staatsangehörigkeit(en) Der überwiegende Anteil (89 %) der befragten Internationalen ProfessorInnen stammt aus Europa und Nordamerika. 20 % von ihnen sind in Deutschland und 23 % in den Nachbarländern Österreich und der Schweiz geboren. Aus den weiteren westeuropäischen Staaten stammen 23 % der Internationalen ProfessorInnen, 14 % der Befragten sind in Osteuropa, 8 % in Nordamerika und 6 % in Lateinamerika geboren. Diejenigen aus den übrigen Weltregionen Asien, Afrika sowie Australien bilden die kleinste Gruppe (zusammen 5 %) (vgl. Abb. 11). In einigen Studien wird betont, dass internationale Mobilität zwischen den benachbarten Ländern durch die kulturelle, sprachliche und räumliche Nähe begünstigt wird (Jacob 2013: 50). Das bestätigt auch der intensive Austausch unter den ProfessorInnen der deutschsprachigen Nachbarländer in dieser Studie. Auch ist die Beteiligung aus den restlichen west und osteuropäischen Staaten mit 38 % relativ hoch. Andere Weltregionen sind hingegen - im Gegensatz zu ihren Anteilen beim wissenschaftlichen Nachwuchs verschwindend gering vertreten (DAAD, HIS 2012a: 38). Abb. 11: Internationale ProfessorInnen nach Geburtsregion und Geschlecht (in %) Deutschland 12 8 Österreich/ Schweiz Übriges Westeuropa Osteuropa 10 4 Nordamerika 5 4 Lateinamerika 4 2 Asien/Australien/Afrika % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % Frage A6: Geschlecht Frage A8: Geburtsland Männlich Weiblich (n=201) 34

45 Abb. 12: Internationale ProfessorInnen nach Geburtsregion und aktuelle Staatsangehörigkeit (in %) 100 % % % 40 % Durchschnitt % 38 0 % Deutschland 13 Österreich/ Schweiz Übriges Westeuropa Deutsche Staatsangehörigkeit 19 Osteuropa Nordamerika Lateinamerika Asien/ Australien/ Afrika Andere Staatsangehörigkeit Frage A4: Welche Staatsangehörigkeit haben Sie? Bitte wählen Sie aus der Liste aus. Frage A8: Geburtsland (n=203) Im Vergleich der Geburtsländer mit den Ländern der aktuellen Staatsangehörigkeit/en stehen den 20 % (vgl. Abb. 11) in Deutschland Geborenen 50 % mit (vgl. Tab. 5) deutscher Staatsangehörigkeit gegenüber. Aus welchen Regionen stammen die deutschen Staatsangehörigen? Ein Vergleich nach den Geburtsländern zeigt, dass diejenigen ProfessorInnen, die aus den deutschsprachigen Nachbarländern und aus Nordamerika kommen, selten die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben im Gegensatz zu bspw. den in Osteuropa und in Lateinamerika Geborenen: - 85 % der in Deutschland Geborenen haben die deutsche Staatsangehörigkeit. - Von den in Österreich und der Schweiz Geborenen haben lediglich 13 % die deutsche Staatsangehörigkeit. - Unter denen, die in weiteren westeuropäischen Ländern geboren sind, haben 38 % die deutsche Staatsangehörigkeit. - Lediglich 19 % der Befragten mit Geburtsort in Nordamerika haben die deutsche Staatsangehörigkeit; - während unter den in Osteuropa und Lateinamerika Geborenen jeweils 83 % und unter den in Afrika, Asien und Australien/Ozeanien Geborenen insgesamt 55 % die deutsche Staatsangehörigkeit haben (vgl. Abb. 12). 35

46 Staatsangehörigkeit(en) und Muttersprache(n) Ein erheblicher Teil der Internationalen ProfessorInnen verfügt über zwei Staatsangehörigkeiten und zwei Muttersprachen (vgl. Abb. 13). Die Hälfte von ihnen hat die deutsche und die andere Hälfte eine ausländische Staatsangehörigkeit. 28 % der Deutschen mit Migrationshintergrund verfügen ausschließlich über die deutsche, 22 % über die deutsche und eine andere Staatsangehörigkeit. 22 D. h. sie haben entweder von Geburt an die deutsche Staatsangehörigkeit bzw. sind eingebürgert (z. B. Spätaussiedler) oder haben in einer späteren Phase ihres Aufenthalts die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. 22 % unter ihnen haben ihre frühere Staatsangehörigkeit behalten. Von den Internationalen ProfessorInnen mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft haben 4 % eine weitere ausländische Staatsangehörigkeit. Überraschend ist, dass ein beachtlicher Anteil von über einem Drittel (36 %) der Befragten als Muttersprache ausschließlich Deutsch angibt (darunter 27 % österreichische und schweizerische Staatsangehörige), weitere 18 % Deutsch und eine weitere Sprache. Damit sind mehr als die Hälfte (54 %) der Internationalen ProfessorInnen DeutschmuttersprachlerInnen. Etwas weniger als die Hälfte (46 %) nennt eine oder zwei ausländische Sprache/n als Muttersprache/n. Abb. 13: Internationale ProfessorInnen nach Staatsangehörigkeit und Muttersprache (in %) 50% 40% 30% 20% 10% % Ausschließlich deutsch Deutsch und eine andere Ausschließlich andere 4 4 Doppelt andere Staatsangehörigkeit Muttersprache Frage A4: Welche Staatsangehörigkeit haben Sie? Bitte w ählen Sie aus der Liste aus. Frage A9: Welche Muttersprache(n) haben Sie? (n=203) Von den in Deutschland Geborenen haben 85 % die deutsche Staatsangehörigkeit. Es zeigt sich, dass je länger der Aufenthalt dauert, umso größer der Anteil von Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit wird. Bei den Zugewanderten, die über 30 Jahre in Deutschland leben, sind es 80 %, von den zwischen 21 und 30 Jahren in Deutschland Lebenden 42 % und von den zwischen 11 und 20 Jah- 22 Die Internationalen ProfessorInnen mit einer doppelten Staatsangehörigkeit (deutsch plus einer weiteren) werden in den Hochschulstatistiken als Deutsche geführt. Sie verschwinden somit aus der amtlichen Statistik. 36

47 ren in Deutschland Lebenden 38 %. Demgegenüber beträgt der Anteil derer mit deutscher Staatsangehörigkeit, die seit 10 Jahren und weniger in Deutschland leben, lediglich 10 % (vgl. Abb. 14). Dieser vergleichsweise niedrige Anteil könnte darin begründet sein, dass nach dem neuen Einbürgerungsgesetz AusländerInnen erst nach mindestens acht Jahren Aufenthalt die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen können. 23 Abb. 14: Internationale ProfessorInnen nach Zuwanderung und Staatsangehörigkeit (in %) 100% 80% 60% % 80 20% % 10 Seit 10 Jahren in Deutschland Zwischen 11 und 20 Jahren in Deutschland Zwischen 21 und 30 Jahren in Deutschland Seit über 30 Jahren in Deutschland Deutsch mit Mgh Ausländisch Frage A7: Geburtsjahr Frage A8: Bitte geben Sie an, in welchem Alter Sie nach Deutschland gekommen sind. (n=158) Geschlecht Professorinnen sind im Sample dieser Untersuchung in einem größeren Umfang vertreten, als dem Frauenanteil an der Professorenschaft an deutschen Hochschulen entspricht. Während der Frauenanteil an der Professorenschaft der deutschen Hochschulen aktuell mit 20 % (StBA 2012c: 42) bzw. mit 25 % in Berlin und Hessen angegeben wird (vgl. Kap. 4), sind Internationale Professorinnen in dieser Untersuchung mit 34 % repräsentiert. Der Frauenanteil unter den Internationalen ProfessorInnen mit deutscher Staatsangehörigkeit insgesamt liegt bei 31 %; der unter den Internationalen Professorinnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit beträgt 37 %. Damit ist der Frauenanteil in dem Sample höher als unter der ausländischen Professorenschaft in Berlin und Hessen mit 33 % (vgl. Kap. 4). Somit bestätigen sich Befunde der CAP-Studie, die ergab, dass unter den Professorinnen der Anteil nicht-deutscher StaatsbürgerInnen mehr als doppelt so hoch ist wie bei ihren männlichen Kollegen (Jacob/Teichler 2011: 179). Die Frauenanteile unterscheiden sich nach den Geburtsländern der Internationalen Professorinnen zwischen 39 % der in Deutschland Geborenen, 30 % der in 23 Seit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts im Jahr 2000 besitzen Personen, die seit mindestens acht Jahren rechtmäßig ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben, bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen einen Anspruch auf Einbürgerung ( 10 Abs. 1 StAG). [ ] Vor der Änderung des Staatsangehörigkeitsrechts lag die Frist für eine Anspruchseinbürgerung bei 15 Jahren. (BAMF 2008: 11). 37

48 Österreich und der Schweiz Geborenen, 30 % der im übrigen Westeuropa Geborenen, 29 % der in Osteuropa und 44 % der in Nordamerika Geborenen (vgl. Abb. 15). Das bedeutet, dass unter den in Deutschland geborenen Internationalen ProfessorInnen mit 39% verglichen mit der Gesamtprofessorenschaft ein fast doppelt so hoher Frauenanteil vorliegt. Abb. 15: Anteil der Frauen nach Geburtsregionen (in %) Deutschland 39 Österreich/ Schweiz Übriges Westeuropa Osteuropa Nordamerika 44 Lateinamerika 27 Frage A6: Geschlecht Frage A8: Geburtsland 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % (n=201) Trotz der starken Förderung der Gleichstellung an Hochschulen in den letzten sechs Jahren beträgt der Frauenanteil an den W3-/C4-Professuren an deutschen Hochschulen nur 15 %, damit steht Deutschland an viertletzter Stelle der EU- Länder (She Figures 2012). Auch die CAP-Studie hat die Frauenanteile in den zur Untersuchung einbezogenen Ländern verglichen. Deutschland steht mit 18 % an vorletzter Stelle vor Japan (16 %), während Australien (39 %), UK (33 %) und USA (32 %) doppelt so hohe Frauenanteile aufweisen und auch die Frauenanteile in anderen westeuropäischen Ländern wesentlich günstiger liegen (Jacob 2013: 48). Dieses Ergebnis ist aus mehreren Gründen nicht überraschend. Es wird seit den 1990er Jahren intensiv über die Ursachen diskutiert, warum das deutsche Hochschulsystem in der Gleichstellung europaweit zu den Schlusslichtern gehört. Forschungen zum internationalen Vergleich der Karrieren von Wissenschaftlerinnen an Hochschulen erklären die großen Differenzen zwischen den Staaten nicht nur mit der spezifischen Struktur und Kultur des deutschen Hochschulsystems, vielmehr fügen sie historisch-politische und sozioökonomische Ursachen hinzu (Costas 1995, Neusel/Rittgerott 2010). Hochschule und Wissenschaft als Kontextfaktoren für wissenschaftliche Karrieren von Frauen sind in der Genderforschung mehrmals untersucht worden (u. a. Krais 2000b, Zimmermann 2000, Engler 2001, Allmendinger 2003). Aktuelle Untersuchungen weisen zudem darauf hin, dass die Hauptursache der Schwierigkeit an deutschen Hochschulen Fuß zu fassen, die tradierten exkludierenden Vergeschlechtlichungsprozesse in Wissenschaftsstrukturen deutscher Hochschulen sei, demgegenüber der Migrationsstatus weniger ins Gewicht falle (Bouffier/Wolffram 2012: 170). 38

49 Dennoch scheint sich das Bild langsam zu ändern, denn die Förderung der Gleichstellung zeigt besonders in den letzten sechs Jahren Einfluss auf die steigende Anzahl der neu berufenen Professorinnen an deutschen Hochschulen. Laut CAP-Studie (Jacob/Teichler 2011: 111) haben sich die größten Veränderungen im Vergleich zur Vorgängererhebung im Jahre 1992 in der Zusammensetzung des Hochschullehrerberufs nach Geschlecht [von 6 % im Jahre 1992 auf 18 % im Jahre 2007] ergeben. Gleichzeitig ebneten die Bemühungen der Hochschulen zur Internationalisierung ihres Lehrkörpers den Weg für Berufungen aus dem Ausland. So zeigt sich, dass bei den ausländischen ProfessorInnen an deutschen Hochschulen der Frauenanteil höher ist (vgl. Jacob/Teichler 2011: 179). In der vorliegenden Studie ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass unter den Internationalen ProfessorInnen mit 14 % ein höherer Anteil von JuniorprofessorInnen vorhanden ist als in der Gesamtprofessorenschaft mit ca. 3 % (StBA 2012c: 44), bzw. 5 % in Berlin und Hessen (vgl. Kap. 4). Wenn auch unter den JuniorprofessorInnen insgesamt der Frauenanteil mit fast 36 % sehr hoch ist (StBA 2012c: 48) bzw. 49 % in Berlin und Hessen (StBA 2012c: 48), liegt er in der vorliegenden Studie mit fast 61 % dennoch noch wesentlich höher Alter Die Internationalen ProfessorInnen sind durchschnittlich 49 Jahre alt (arithm. Mittelwert), damit geringfügig jünger als die Gesamtprofessorenschaft mit durchschnittlich 51 Jahren (StBA 2012c: 145) in Deutschland. In der CAP-Studie (Erhebungsjahr: 2007/08) und in der ifq-studie (Erhebungsjahr: 2010) wird das durchschnittliche Alter mit 53 Jahren angegeben. Eine jüngere Untersuchung (LESSI, Erhebungsjahr: 2012) gibt das Alter im Median mit 49 Jahren an. Werden JuniorprofessorInnen getrennt betrachtet, entsteht ein umgekehrtes Bild. Während in der amtlichen Statistik für alle JuniorprofessorInnen der Altersdurchschnitt mit 36 Jahre angegeben wird (StBA 2012c: 145), liegt er bei den Internationalen JuniorprofessorInnen mit 37 Jahren leicht höher. Beim Vergleich der Geschlechter zeigt sich, dass Internationale Professorinnen durchschnittlich zwei Jahre jünger (47 Jahre) als ihre männlichen Kollegen sind. Während der Frauenanteil bei den über 40-Jährigen zwischen 28 % und 32 % liegt, hat der Anteil unter den ProfessorInnen, die 40 Jahre und jünger sind, bereits die 50 %-Marke erreicht. Eine genauere Betrachtung der Altersverteilung im Vergleich mit den hier ebenfalls herangezogenen Studien (CAP und ifq) zeigt eine interessante Entwicklung. Die Internationalen ProfessorInnen sind in den jüngeren Altersjahrgängen bis 40 Jahre mit 20 % wesentlich öfter, in den älteren Jahrgängen zwischen 51 und 60 Jahren mit 30 % und über 61 Jahren mit 13 % seltener vertreten (Abb. 16) Grundsätzlich ist zu bedenken, dass die beiden Studien die Hochschulen bzw. Universitäten in Deutschland untersuchen, während die Studie über die Internationalen ProfessorInnen sich auf die Hochschulen in Berlin und Hessen konzentriert. Und die ifq-befragung nur UniversitätsprofessorInnen einschließt. Darin beträgt der Anteil von JuniorprofessorInnen nur 2 % der Stichprobe (Böhmer et al. 2011: 26). 39

50 Abb. 16: Altersverteilung der Befragten im Vergleich der Studien MOBIL, CAP und ifq (in %) 50% 40% 30% 20% 10% 0% jünger als und älter CAP 2007 ifq 2010 MOBIL 2012 Quelle: Jacob/Teichler 2011 Quelle: Böhmer et al MOBIL Frage A7: Alter MOBIL (n=200) Soziale Herkunft Die von uns Befragten kommen mehrheitlich aus bildungsnahen Familien. Gefragt nach dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern 25, geben 40 % den Hochschulabschluss und weitere 24 % die Promotion an, so stammen 64 % der Internationalen ProfessorInnen aus akademischen Elternhäusern (vgl. Tab. 6). Bei der ökonomischen Lage der Herkunftsfamilie überwiegt mit 64 % der Befragten die mittlere Einkommensgruppe und 28 % beschreiben die ökonomischen Verhältnisse mit Das Geld war eher knapp. Nur 8 % geben an, dass ihre Herkunftsfamilie wohlhabend war. Dass sich die Hochschulangehörigen in Deutschland überproportional aus Akademikerfamilien rekrutieren, wird schon länger kritisch diskutiert (Krais 2000a, Hartmann 2003 u. a.). Laut CAP-Studie haben 41 % der Väter und 18 % der Mütter der UniversitätsprofessorInnen in Deutschland einen Hochschulabschluss. In der vorliegenden Studie sind die Anteile von Akademikerkindern wesentlich höher. Bei den Internationalen ProfessorInnen sind es je 33 % der Mütter und Väter, die einen Hochschulabschluss haben, und zusätzlich 22 % der Väter und 6 % der Mütter, die promoviert sind. Das Ergebnis unterscheidet sich besonders bei der Angabe zur Mutter (MOBIL: 39 % vs. CAP: 18 %) (vgl. Tab. 6) von anderen Untersuchungen über die Bildungsherkunft der Hochschulangehörigen. Diesen großen Unterschied des Bildungshintergrunds der Eltern können die vorliegenden Zahlen nicht erklären. Dazu sind weiterführende Untersuchungen notwendig. In der Gruppe der ProfessorInnen, die in Deutschland geboren sind und ihre Schulbildung in Deutschland genossen haben, lassen sich Kinder von Arbeitsmig- 25 Höchster Bildungsabschluss mindestens eines Elternteils. 40

51 rantinnen vermuten. Damit wird die Annahme einer niedrigen ökonomischen Lage und eines niedrigen Bildungsgrads des Elternhauses verknüpft. Mehrheitlich kann diese Annahme nicht belegt werden, 67 % dieser Subgruppe stammen aus einer Familie der Mittelschicht und bei 28 % war das Geld in der Familie eher knapp. Als höchsten Bildungsabschluss der Eltern nennen 45 % einen Schulabschluss. Eine Mehrheit der Eltern hat einen akademischen Abschluss. 52 % geben an, dass mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss hat bzw. promoviert ist (siehe Kap ). Es gibt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede nach Bildungsherkunft der Eltern Familienstand: Partnerschaft und Kinder 59 % der befragten ProfessorInnen (47 % der Frauen) gaben an, dass Sie zum Zeitpunkt der Zuwanderung 26 in fester Partnerschaft lebten. Die Mobilität der Befragten nahm Einfluss auf die partnerschaftlichen Beziehungen. Der Großteil der Befragten (67 % aller Befragten, ebenso 67 % der Frauen) wurde durch den Partner bei der Entscheidung nach Deutschland zu kommen unterstützt. In 62 % der Fälle (47 % der Frauen) ist der Partner oder die Partnerin mit nach Deutschland gekommen. 11 % der ProfessorInnen (7 % der Frauen) hatten durch die Migrationsentscheidung das erste Mal die Möglichkeit, mit ihrem Partner zusammen zu leben. Hingegen gab es bei 15 % (13 % der Frauen) der Befragten Konflikte und etwa bei 10 % (20 % der Frauen) der Fälle führte dies zur Trennung (vgl. Abb. 17). Heute leben 87 % der befragten ProfessorInnen (81 % der Frauen) in einer festen Partnerschaft bzw. sind verheiratet. Während 41 % als Alleinstehende (53 % der Frauen) nach Deutschland kamen, sind heute nur noch 13 % aller ProfessorInnen insgesamt alleinstehend. Der Anteil alleinstehender Frauen ist mit 19 % fast doppelt so hoch wie der der Männer mit 10 %. Dies ist keine Besonderheit Internationaler Professorinnen in Deutschland. Andere Studien über die fernräumliche Migration von Wissenschaftlerinnen innerhalb Deutschlands bestätigen diese Daten (vgl. Becker/Tippel 2012: ). Die Partnerin bzw. der Partner stammen bei der Mehrheit der Befragten aus Deutschland (58 %, bei Frauen 72 %). Aus dem eigenen Herkunftsland bzw. dem Herkunftsland der Eltern kommen 26 % der PartnerInnen (bei Frauen 15 %) und 15 % (bei Frauen 13 %) haben eine/n PartnerIn aus einem anderen Staat. Am häufigsten wurde der/die aktuelle PartnerIn in Deutschland kennengelernt (59 % insgesamt, bei Frauen 70 %). 26 % der ProfessorInnen (20 % bei Frauen) lernten ihre/n PartnerIn in ihrem Herkunftsland bzw. dem Herkunftsland ihrer Eltern kennen und 15 % (11 % bei Frauen) in einem anderen Staat. 26 Anteile bei Zuwanderungsalter über 18 Jahre. 41

52 Im Durchschnitt haben etwa zwei Drittel aller ProfessorInnen Kinder (67 %), bei Frauen ist der Anteil allerdings deutlich niedriger (55 %), als bei Männern (74 %). 27 Abb. 17: Internationale ProfessorInnen nach Familie, PartnerIn und Kinder (in %) Familienstand (n=108) Verheiratet/mit PartnerIn Alleinstehend Kinder (n=176) Ja Ja, im Haushalt Berufstätigkeit der Partnerin/des Partners (n=151) In derselben Einrichtung In derselben Stadt/Region In einer/m anderen Region/Bundesland In einem anderen Staat Nicht erwerbstätig/im Ruhestand Aus Deutschland Aus Herkunftsland Aus einem anderen Staat Herkunftsstaat der Partnerin/des Partners (n=158) % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Weiblich Männlich Frage E77: Ihr aktueller Familienstand. Frage E78: Aus welchem Staat kommt Ihre jetzige Partnerin/Ihr jetziger Partner? Frage E83: Haben Sie Kinder? Frage E86: Lebt mindestens ein Kind noch in Ihrem Haushalt? Frage E81: Wo arbeitet Ihre Partnerin/Ihr Partner? Dass es nicht immer einfach zu erreichen ist, in räumlicher Nähe zum Partner zu leben, zeigen auch die Ergebnisse auf die Frage, ob die/der PartnerIn Probleme hatte, in der Nähe der Professur einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden, wobei sich die Situation von Partnern von Professorinnen von derjenigen der Partnerinnen von Professoren unterscheidet: 27 Die Frage der Kinderlosigkeit von Wissenschaftlerinnen wird in den letzten Jahren in der Forschung intensiv diskutiert. Vgl. die neuesten Publikationen zum Thema: Metz- Göckel/Möller/Heusgen 2012: , Lind 2012:

53 38 % (bei Frauen 34 %) geben an, dass es für ihre/n PartnerIn schwierig ist/war, eine Stelle in der Nähe zu finden, darunter gibt es 12 % (9 % bei Frauen), die immer noch suchen und 11 % (16 % bei Frauen), die die Suche aufgegeben haben. Lediglich 15 % der LebenspartnerInnen (9 % bei Frauen) haben leicht einen Arbeitsplatz in der Nähe finden können % der ProfessorInnen (29 % bei Frauen) sagten, dass die/der PartnerIn bereits einen Arbeitsplatz in der Nähe gefunden hat Zusammenfassung: Soziobiografisches Profil der Internationalen ProfessorInnen im Vergleich Ein Vergleich der Ergebnisse mit anderen Studien zeigt das spezifische Profil der Internationalen ProfessorInnen (vgl. Tab. 6). Wie es zu erwarten war, ragt die Internationalität als das besonders auffallende Profilmerkmal heraus: 80 % der Befragten sind im Ausland geboren. 69 % von ihnen hatten früher ausschließlich eine ausländische Staatsangehörigkeit. Heute hat die Hälfte eine (46 %) oder zwei (4 %) ausländische Staatsangehörigkeit(en), die andere Hälfte ist entweder ausschließlich deutscher Staatsangehörige (28 %) oder hat neben der deutschen eine andere (22 %) Staatsangehörigkeit. 36 % von ihnen geben Deutsch als die ausschließliche Muttersprache an. 18 % nennen zwei Muttersprachen, nämlich Deutsch und eine andere. In diesen beiden Gruppen stammen 23 % der ProfessorInnen aus den deutschsprachigen Nachbarländern. 46 % der Befragten haben ausschließlich eine (42 %) oder zwei (4 %) ausländische Muttersprache(n). Die Internationalen Professorinnen sind etwas jünger (49 gegenüber 50 Jahren), mit 34 % Frauenanteil (gegenüber ca. 20 %) deutlich häufiger weiblich und stammen häufiger aus bildungsnahen Elternhäusern: 64 % der Befragten haben mindestens einen Elternteil mit Hochschulabschluss oder Promotion, gegenüber von 45 %. 87 % der Internationalen ProfessorInnen sind verheiratet bzw. leben zusammen mit eine/r PartnerIn, nur 13 % sind alleinstehend, was den Ergebnissen der neueren Hochschullehreruntersuchungen (z. B. der LESSI-Studie) genau entspricht. 50 % der PartnerInnen stammt aus Deutschland, 26 % aus dem Herkunftsland, 15 % aus einem dritten Land. Ihre PartnerInnen sind berufstätig (81 %). Der Anteil der PartnerInnen, die in Wissenschaft und Kunst tätig, also KollegInnen sind, ist mit 44 % sehr hoch. Sie haben ähnlich häufig (67 %) Kinder wie die ProfessorInnen an deutschen Hochschulen und haben seltener wegen Familienpflichten ihre berufliche Laufbahn unterbrochen. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind besonders im privaten Bereich grösser, was den Befunden an deutschen Hochschulen entspricht. 43

54 Tab. 6: Internationalität und soziobiografisches Profil im Vergleich mit CAP- und LESSI-Studie (in %) STUDIE Erhebungszeitraum MOBIL 2012 CAP 2007/08 LESSI 2011 Internationalität Geburtsort (D-A) k.a. Aktuelle Staatsangehörigkeit (D-A) derzeit 96-4 derzeit Frühere Staatsangehörigkeit früher 94-6 bei Geburt 96-4 Muttersprache (D 29 -A) k.a. Frauenanteil Alter (Arithmetische Mittel/Median) 49/49 53/k.A. 50/49 Bildungsherkunft: Eltern mit Hochschulabschluss Vater: 55 Mutter: 39 k.a. Vater: 41 Mutter: 18 Familienstand Verheiratet/mit Partner/in Alleinstehend Partner/in Hochschulabschluss k.a. 78 k.a. Berufstätig k.a. In Wissenschaft/Kunst tätig k.a. Kinder Beschäftigungsunterbrechung für Familienversorgung 5 8 k.a. Quelle: Jacob/Teichler 2011, Schomburg/Flöther/Wolf 2013 MOBIL 2013 Frage C45: Was war der Grund der Unterbrechung? Frage E70: Bitte nennen Sie den höchsten Bildungsabschluss Ihrer Eltern. Frage E72: Waren Ihre Eltern bzw. ein Elternteil jemals an einer Hochschule tätig? Frage E73: Wenn ja, in welcher Position? Frage E77: Ihr aktueller Familienstand. Frage E80:Ist Ihre jetzige Partnerin/Ihr jetziger Partner ebenfalls wie Sie in der Wissenschaft und Kunst tätig? Frage E81: Wo arbeitet Ihre Partnerin/Ihr Partner? Frage E86: Lebt mindestens ein Kind noch in Ihrem Haushalt? 45 k.a. 28 Zu den Deutschen mit 50 % werden auch diejenigen gerechnet, die zusätzlich zur deutschen eine zweite Staatsbürgerschaft haben. 29 Einschließlich österreichische und schweizerische MuttersprachlerInnen. 30 Bei MOBIL: Bei mindestens einem Elternteil Promotion oder Hochschulabschluss. 44

55 6.2 Mobilitätstypen und Migrationsgeschichte Internationale ProfessorInnen werden mit dieser Studie zum ersten Mal als eine Gruppe aufgefasst, die sowohl durch bestimmte Merkmale (Herkunft, Zuwanderung, Staatsangehörigkeit) konstituiert ist, also Gemeinsamkeiten aufweist, die sie von ProfessorInnen (ohne Migrationshintergrund) unterscheidet, als auch eine deutliche Binnendifferenzierung zeigt, also in sich heterogen ist (vgl ). Die zentrale Zielsetzung in diesem Kapitel ist es, einerseits den Zuwanderungskontext zu rekonstruieren und dabei die Komplexität der Zuwanderungsgeschichten der Befragten abzubilden, also auf die familiäre Herkunft, auf die Motive und Anlässe der Entscheidung nach Deutschland zu immigrieren, auf ihre internationalen Bildungs- und Berufslaufbahnen sowie beruflichen wie privaten Kontextbedingungen der Mobilität einzugehen. Andererseits soll der Heterogenität der Gruppe der Befragten eine angemessene Bedeutung zukommen. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass Internationale ProfessorInnen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und aus unterschiedlichen Motiven, Gründen und Anlässen sowie in unterschiedlichen Bildungsabschnitten in ihrem Leben nach Deutschland zugewandert sind. Damit werden innerhalb der Zielgruppe mehrere Mobilitätstypen unterschieden Mobilitätstypen Ein Ziel der Studie besteht daher darin, solche Subgruppen (Mobilitätstypen) mit einer Vielzahl von Variablen empirisch differenziert darzustellen, also eine datenbasierte Mobilitätstypologie zu entwickeln. In einer ersten Annäherung wurde heuristisch von folgenden Mobilitätstypen ausgegangen: 1) ProfessorInnen, die in Deutschland geboren sind und die Schule besucht haben; 2) ProfessorInnen, die im Ausland geboren sind, aber den höchsten Schulabschluss bereits in Deutschland erworben haben; 3) ProfessorInnen, die im Ausland geboren sind und dort die Schule abgeschlossen haben und zum Studium nach Deutschland gekommen sind; 4) ProfessorInnen, die nach ihrem Studium zur Promotion nach Deutschland gekommen sind; 5) ProfessorInnen, die in ihrer Postdoc-Phase nach Deutschland gekommen sind und zum Teil hier auch habilitiert haben; 6) ProfessorInnen, die direkt aus dem Ausland an eine deutsche Hochschule berufen wurden. Die Mobilitätstypen (Subgruppen) werden mit einer Vielzahl von Variablen (Geburtsort, Zuwanderungsalter, Staatsangehörigkeit, Geschlecht, soziale Herkunft, Familie und Hochschularten) untersucht. 45

56 Zuordnung der Internationalen ProfessorInnen zu den Mobilitätstypen Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass etwa jede/r fünfte Internationale ProfessorIn in Deutschland geboren ist und hier die Schule besucht hat (21 %). Als Kleinkind oder während der Schulzeit sind 15 % der Befragten nach Deutschland zugewandert. Zum Studium sind 13 % der Internationalen ProfessorInnen nach Deutschland gekommen. Nach dem Studium sind 10 % der Befragten gekommen und haben größtenteils in Deutschland promoviert. Nach der Promotion sind 20 % zugewandert und haben zum Teil hier ihre Habilitation erworben. Der gleiche Anteil an ProfessorInnen ist in Verbindung mit einem Ruf aus dem Ausland an eine deutsche Hochschule gewechselt (vgl. Abb. 18). Abb. 18: Mobilitätstypen (in %) 25 % 20 % 15 % 10 % % % 1) Geboren D, Schule D 2) Anderes Geburtsland, Schule D 3) Anderes Geburtsland, Studium D 4) Anderes Geburtsland, Promotion D 5) Anderes Geburtsland, Postdoc D 6) Direkt aus anderem Land berufen Frage A8: Geburtsland Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zweiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Staat (n=196) Darüber hinaus befinden sich in den Mobilitätstypen 1 bis 3 auch Personen, deren Migrationsmuster sich entweder als Pendelbewegung zwischen Deutschland und dem Herkunftsland beschreiben lässt oder in Form einer Mehrfachmobilität zwischen Deutschland und verschiedenen anderen Ländern. - Von den Internationalen ProfessorInnen, die in Deutschland geboren sind (Mobilitätstyp 1), haben 27 % einen Bildungsabschluss (Studium, Promotion oder Habilitation) im Ausland absolviert, somit haben 73 % aus dieser Gruppe alle ihre Schul- und Hochschulabschlüsse in Deutschland absolviert. - Von den Personen, die im Ausland geboren sind und den Schulabschluss in Deutschland erworben haben (Mobilitätstyp 2), haben 17 % im Ausland ein Studium abgeschlossen, promoviert oder habilitiert, das heißt zugleich 83 % aus dieser Gruppe haben alle Bildungsabschlüsse in Deutschland erzielt. 46

57 - Auch bei den Internationalen ProfessorInnen, die erst zum Studium nach Deutschland kamen (Mobilitätstyp 3), sind 19 % zur Promotion oder Habilitation nochmal ins Ausland gewechselt. Insgesamt haben unter allen Befragten 27 % keinen Bildungsabschluss im Ausland erworben. Diese Zahl fällt deutlich kleiner aus, wenn nicht nur die Bildungsabschlüsse berücksichtigt werden, sondern die Befragten einen Teil ihrer Schulzeit oder ihrer tertiären Bildung im Ausland verbracht haben. Diesbezüglich zeigen die Ergebnisse, dass lediglich 13 % der Befragten keinen Auslandsaufenthalt während dieser Phasen hatten. Zuwanderungsalter und Dauer des Aufenthalts Das durchschnittliche Zuwanderungsalter beim Mobilitätstyp 2 liegt bei 10 Jahren. Diese ProfessorInnen leben durchschnittlich seit 40 Jahren in Deutschland. ProfessorInnen, die zum Studium oder zur Promotion (Mobilitätstyp 3 und 4) zugewandert sind, waren durchschnittlich 22 bzw. 26 Jahre alt. Der Zeitraum seitdem sie in Deutschland leben, beträgt im Durchschnitt 29 bzw. 26 Jahre. ProfessorInnen, die nach ihrer Promotion im Ausland nach Deutschland gekommen sind (Mobilitätstyp 5), sind durchschnittlich vor 15 Jahren nach Deutschland gekommen und waren im Durchschnitt 33 Jahre. Die direkt aus dem Ausland berufenen ProfessorInnen (Mobilitätstyp 6) hatten ein Durchschnittsalter von 40 Jahren zum Zeitpunkt der Zuwanderung, dieser liegt durchschnittlich 9 Jahre zurück (vgl. Abb. 19). Abb. 19: Mobilitätstypen, Zuwanderungsalter und Dauer des Aufenthaltes in Deutschland (in Jahren, arithmetisches Mittel) ) Anderes Geburtsland, Schule D ) Anderes Geburtsland, Studium D ) Anderes Geburtsland, Promotion D ) Anderes Geburtsland, Postdoc D ) Direkt aus anderem Land berufen Zuwanderungsalter Dauer des Aufenthaltes in Deutschland Frage A8: Geburtsland Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zweiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Staat Frage A8: Bitte geben Sie an, in welchem Alter Sie nach Deutschland gekommen sind. (n=154) 47

58 Staatsangehörigkeit Während die meisten Hochschullehreruntersuchungen die Staatsangehörigkeit in den Vordergrund stellen (deutsch/ausländisch), wird hier das Verhältnis zwischen ausländischen und deutschen Internationalen ProfessorInnen differenziert nach Mobilitätstypen untersucht. Das bedeutet, dass zusätzlich zur Staatsangehörigkeit der biografische Zuwanderungszeitpunkt berücksichtigt wird. Unter den ProfessorInnen, die hier geboren sind (Typ 1), und die als Kleinkind und während der Schulzeit nach Deutschland kamen (Typ 2), fällt der Ausländeranteil mit 15 % bzw. 10 % (alle Befragten im Durchschnitt 49 %) mit Abstand am kleinsten aus. Unter den Mobilitätstypen 3 (58 %) und 4 (55 %) hat etwas über die Hälfte der Befragten keine deutsche Staatsangehörigkeit. Den mit Abstand höchsten Anteil mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben die Mobilitätstypen 5 (68 %) und 6 (83 %) (vgl. Abb. 20). Die großen Ausländeranteile unter den Mobilitätstypen 5 und 6 hängen vermutlich auch damit zusammen, dass viele von ihnen erst vor kurzem nach Deutschland zugewandert sind (vgl. Abb. 19). Abb. 20: Mobilitätstypen und Staatsangehörigkeit (in %) 1) Geboren D, Schule D Knapp zwei 2) Anderes Geburtsland, Schule D ) Anderes Geburtsland, Studium D ) Anderes Geburtsland, Promotion D ) Anderes Geburtsland, Postdoc D ) Direkt aus anderem Land berufen % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Ausländisch Deutsch mit Mgh Frage A4: Welche Staatsangehörigkeit haben Sie? Bitte w ählen Sie aus der Liste aus. (Ggf. w eitere Staatsangehörigkeit) Frage A8: Geburtsland Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zw eiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Staat (n=196) Knapp zwei Drittel der ausländischen ProfessorInnen (63 %) sind nach der Promotion oder durch eine direkte Berufung aus dem Ausland nach Deutschland gekommen. Zudem gibt es auch einen relevanten Anteil von ausländischen ProfessorInnen, die bereits in Deutschland studiert bzw. promoviert haben (28 %). Darüber hinaus ist ca. jede/r elfte ausländische ProfessorIn bereits in Deutschland geboren oder als Kleinkind bzw. während der Schulzeit nach Deutschland gekommen (vgl. Abb. 21). Zugleich gibt es einen relevanten Anteil von deutschen ProfessorInnen in allen Mobilitätstypen. Ca. 60 % der deutschen ProfessorInnen mit Migrationshintergrund sind in Deutschland geboren oder als Kleinkinder oder während der 48

59 Schulzeit nach Deutschland gekommen. Jede/r fünfte deutsche ProfessorIn mit Migrationshintergrund (20 %) kam zum Studium oder zur Promotion nach Deutschland. Die gleiche Zahl (20 %) dieser ProfessorInnen hat ihre gesamte Bildungslaufbahn bis nach der Promotion im Ausland durchlaufen und ist danach oder durch einen direkten Ruf an eine deutsche Hochschule gewechselt. Abb. 21: Mobilitätstypen und Staatsangehörigkeit (in %) Andere Staatsangehörigkeit Deutsche Staatsangehörigkeit % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % 1) Geboren D, Schule D 2) Anderes Geburtsland, Schule D 3) Anderes Geburtsland, Studium D 4) Anderes Geburtsland, Promotion D 5) Anderes Geburtsland, Postdoc D 6) Direkt aus anderem Land berufen Frage A4: Welche Staatsangehörigkeit haben Sie? Bitte w ählen Sie aus der Liste aus. (Ggf. w eitere Staatsangehörigkeit) Frage A8: Geburtsland Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zw eiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Staat (n=196) Geburtsländer und Geburtsregionen Im Folgenden wird das Geburtsland als Indikator für die regionale Herkunft der Internationalen ProfessorInnen verwendet. Während Mobilitätstyp 1 durch die Geburt in Deutschland definiert ist, sind die ProfessorInnen aller weiteren Mobilitätstypen im Ausland geboren. Unter den zugewanderten ProfessorInnen insgesamt kommen 29 % aus Österreich oder der Schweiz, 30 % aus weiteren Staaten Westeuropas (30 %). Ca. jede/r fünfte zugewanderte ProfessorIn stammt aus Osteuropa (19 %) und 9 % kommen aus Nordamerika und 14 % aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder Australien. Bei zugewanderten ProfessorInnen, die als Kind während der Schulzeit nach Deutschland kamen (Mobilitätstyp 2), kommen mit 35 % überdurchschnittlich viele Personen aus den nicht deutschsprachigen westeuropäischen Staaten (zugewanderte ProfessorInnen insgesamt 30 %), aus Osteuropa (24 %) (zugewanderte ProfessorInnen insgesamt 19 %) und insbesondere aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder Australien (28 %) (zugewanderte ProfessorInnen insgesamt 13 %). Beim Mobilitätstyp 3, den ProfessorInnen, die zum Studium nach Deutschland gekommen sind, kommen ebenfalls überdurchschnittlich viele Personen aus nicht deutschsprachigen westeuropäischen Staaten (35 %) (zugewanderte ProfessorInnen insgesamt 30 %). Zudem gibt es in dieser Gruppe mit 15 % einen besonders hohen Anteil von ProfessorInnen aus Nordamerika (zugewan- 49

60 derte ProfessorInnen insgesamt 9 %), auch beim Mobilitätstyp 4 kommen 35 % aus den nicht deutschsprachigen Ländern Westeuropas und 15 % aus Nordamerika. Darüber hinaus gibt es in dieser Gruppe mit 20 % relativ viele Personen aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder Australien (zugewanderte ProfessorInnen insgesamt 13 %). Beim Mobilitätstyp 5, den ProfessorInnen, die nach ihrer Promotion nach Deutschland kamen, kommt ca. jede/r vierte ProfessorIn (25 %) aus Osteuropa (zugewanderte ProfessorInnen insgesamt 19 %). Bei den direkt aus dem Ausland berufenen ProfessorInnen stammt fast jede/r Zweite aus Österreich oder der Schweiz (zugewanderte ProfessorInnen insgesamt 29 %) (vgl. Abb. 22). Abb. 22: Mobilitätstypen und Geburtsregionen (in %) 2) Anderes Geburtsland, Schule D ) Anderes Geburtsland, Studium D ) Anderes Geburtsland, Promotion D ) Anderes Geburtsland, Postdoc D ) Direkt aus anderem Land berufen Gesamt % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Deutschland Österreich/ Schweiz Übriges Westeuropa Frage A8: Geburtsland Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zweiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Staat Osteuropa Nordamerika Lateinamerika/ Australien/ Asien/Afrika (n=155) Geschlecht Bei der Geschlechterverteilung gibt es unter den Mobilitätstypen keine signifikanten Unterschiede. Der Frauenanteil unter allen befragten Internationalen ProfessorInnen in Berlin und Hessen liegt bei 34 %. Beim Mobilitätstyp 1 fällt der Anteil mit 39 % etwas höher aus. Demgegenüber liegt der Frauenanteil beim Mobilitätstyp 2 (28 %) und 3 (32 %) leicht unter dem Durchschnitt. Den geringsten Frauenanteil haben ProfessorInnen, die zur Promotion nach Deutschland gekommen sind (Typ 4), mit 25 %. Im Gegensatz dazu stellen ProfessorInnen, die nach ihrer Promotion an eine deutsche Hochschule gewechselt sind (Typ 5) mit 40 %, die höchsten Frauenanteile. Der Frauenanteil bei direkt aus dem Ausland berufenen ProfessorInnen entspricht mit 35 % etwa dem Durchschnitt (vgl. Abb. 23). 50

61 Abb. 23: Mobilitätstyp und Geschlecht (in %) 1) Geboren D, Schule D ) Anderes Geburtsland, Schule D 3) Anderes Geburtsland, Studium D 4) Anderes Geburtsland, Promotion D ) Anderes Geburtsland, Postdoc D 6) Direkt aus anderem Land berufen Gesamt Frage A8: Geburtsland männlich Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zweiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Staat Frage E70: Bitte nennen Sie den höchsten Bildungsabschluss Ihrer Eltern. (getrennte Angaben für Mutter und Vater) 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % weiblich (n=195) Soziale Herkunft Auch bei der sozialen Herkunft zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Mobilitätstypen. Durchschnittlich stammen 64 % der Befragten aus einem akademischen Elternhaus. Differenziert nach den Mobilitätstypen, ist es auffällig, dass speziell ProfessorInnen, die während der Schulzeit nach Deutschland gekommen sind, mit 78 % und ProfessorInnen, die zur Promotion nach Deutschland kamen (73 %), überdurchschnittlich häufig aus einem akademischen Elternhaus stammen. Demgegenüber liegen ProfessorInnen, die in Deutschland geboren sind, mit einem Anteil von 53 % deutlich unter dem durchschnittlichen Anteil. Generell fällt der im Vergleich zu anderen Studien hohe Anteil an Akademikerkindern (vgl. Kap ) in allen Mobilitätstypen besonders auf. Auch bei den niedrigeren Anteilen innerhalb der Mobilitätstypen liegt der Anteil der ProfessorInnen aus einem akademischen Elternhaus durchgehend über 50 % (vgl. Abb. 24). 51

62 Abb. 24: Mobilitätstypen und soziale Herkunft (in %) 1) Geboren D, Schule D ) Anderes Geburtsland, Schule D ) Anderes Geburtsland, Studium D ) Anderes Geburtsland, Promotion D ) Anderes Geburtsland, Postdoc D ) Direkt aus anderem Land berufen Gesamt % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Eltern ohne Hochschulabschluss Eltern mit Hochschulabschluss Frage A8: Geburtsland Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zw eiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Staat Frage E70: Bitte nennen Sie den höchsten Bildungsabschluss Ihrer Eltern. (getrennte Angaben für Mutter und Vater) (n=172) Abb. 25: Mobilitätstyp und ökonomische Herkunft (in %) 1) Geboren D, Schule D ) Anderes Geburtsland, Schule D ) Anderes Geburtsland, Studium D ) Anderes Geburtsland, Promotion D ) Anderes Geburtsland, Postdoc D ) Direkt aus anderem Land berufen Gesamt % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Meine Familie war eher wohlhabend. Meine Familie gehörte zum Mittelstand. Das Geld war in meiner Familie eher knapp. Frage A8: Geburtsland Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zweiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Staat Frage E74: In welchen ökonomischen Verhältnissen sind Sie aufgewachsen? (n=172) Auch im Hinblick auf die ökonomischen Verhältnisse während der Kindheit gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Mobilitätstypen. Bei allen Mobilitätstypen überwiegt die Herkunft aus einer Mittelschichtsfamilie (59-73 %), während aus wohlhabenden Familien die wenigsten Befragten stammen; das Geld in meiner Familie war eher knapp sagen jeweils 23 bis 30 %. 52

63 Überdurchschnittlich häufig geben die Mobilitätstypen 5 (31 %) und 6 (30 %) an, dass das Geld während ihre Kindheit eher knapp war (im Durchschnitt aller Befragten: 27 %). Bei Mobilitätstyp 2 (73 %) gab die größte Gruppe an, dass ihre Familie zur Mittelschicht gehörte (im Vergleich: von allen zugewanderten ProfessorInnen nannten dies 64 %) (vgl. Abb. 25). Eltern, Partnerschaft und Kinder Bei der Frage, ob die Eltern jemals in Deutschland gelebt haben, zeigt sich, dass jeweils über die Hälfte der Mütter (53 %) und Väter (52 %) nie in Deutschland lebten. Zeitweise gelebt haben 10 % der Mütter und 11 % der Väter in Deutschland. Ein sehr kleiner Teil der Mütter (4 %) und der Väter (2 %) leben seit der Zuwanderung während der Kindheit in Deutschland und jeweils 14 % sind als Erwachsene nach Deutschland gekommen. Bereits in Deutschland geboren sind etwa jede fünfte Mutter (19 %) und jeder fünfte Vater (21 %). Wird diese Fragestellung differenziert nach Mobilitätstypen betrachtet, zeigen sich erwartungsgemäß signifikante Unterschiede. Die Eltern der Mobilitätstypen 1 und 2 sind jeweils zu über 40 % in Deutschland geboren. Zu über 10 % sind Elternteile der zum Studium gekommenen ProfessorInnen in Deutschland geboren. Die Anteile für die Mobilitätstypen 4, 5 und 6 variieren zwischen null und 7 %. Abb. 26: Mobilitätstypen nach in Deutschland geborenen Eltern der Internationalen ProfessorInnen (in %) 1) Geboren D, Schule D 2) Anderes Geburtsland, Schule D 3) Anderes Geburtsland, Studium D 4) Anderes Geburtsland, Promotion D 5) Anderes Geburtsland, Postdoc D 6) Direkt aus anderem Land berufen % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Vater in D geboren (n=35) Mutter in D geboren (n=32) Frage A4: Welche Staatsangehörigkeit(en) haben Sie? Frage A8: Geburtsland Frage C33-C37: Bitte geben Sie für jeden Ihrer Abschlüsse das Jahr des Abschlusses, den Staat, in dem Sie den Abschluss erworben haben und ggf. den Studienbereich an. 53

64 Zudem werden in diesem Kapitel Familie und Partnerschaft nach den Mobilitätstypen untersucht. Zum Zeitpunkt der Zuwanderung waren 59 % der befragten ProfessorInnen in einer festen Partnerschaft. 31 Während bei den Mobilitätstypen 3 (43 %) und 4 (33 %) diese Anteile vergleichsweise klein ausfallen, waren über zwei Drittel der Befragten der Mobilitätstypen 5 (68 %) und 6 (78 %) zum Zuwanderungszeitpunkt in einer festen Partnerschaft. 32 Zum Befragungszeitpunkt lebten 87 % der Internationalen ProfessorInnen in einer festen Partnerschaft. Zwischen den Mobilitätstypen gibt es keine signifikanten Unterschiede. Den kleinsten Anteil stellen ProfessorInnen, die bereits in Deutschland geboren sind (Typ 1), mit 79 %, während ProfessorInnen, die zur Promotion nach Deutschland kamen (Typ 4), heute ohne Ausnahme in einer festen Partnerschaft leben. Zudem wurde untersucht, in welchem Land diese ProfessorInnen ihre/n PartnerIn kennengelernt haben. Über die Hälfte hat ihre/n PartnerIn in Deutschland kennengelernt (58 %), etwa 27 % im Herkunftsland und ca. 12 % in einem anderen Staat. Bei dieser Frage zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen den Mobilitätstypen. Während die Befragten der Mobilitätstypen 1 (76 %), 2 (72 %), 3 (80 %) und 4 (67 %) ihre/n PartnerIn besonders häufig in Deutschland kennengelernt haben, hat bei den Mobilitätstypen 5 und 6 fast jeder Zweite seine/n bzw. ihre/n PartnerIn im Herkunftsland kennengelernt (jeweils 47 %). Beim Mobilitätstyp 6 gibt es mit 22 % zudem die größte Gruppe, die ihre/n PartnerIn in einem anderen Land kennengelernt hat. Über zwei Drittel der Internationalen ProfessorInnen (68 %) haben Kinder. Zwischen den Mobilitätstypen sind keine signifikanten Unterschiede zu finden. Am häufigsten haben ProfessorInnen, die zum Studium nach Deutschland gekommen sind (Typ 3), Kinder (87 %). Den kleinsten Anteil stellen ProfessorInnen, die in Deutschland geboren wurden (Typ 1), mit 54 %. Hochschularten Hochsignifikante Unterschiede zeigen sich hingegen bei der Verteilung der Mobilitätstypen auf die Hochschularten. Während ProfessorInnen an Universitäten unter den Mobilitätstypen 1 (66 %), 2 (55 %), 3 (42 %) und 4 (55 %) deutlich unterdurchschnittliche Anteile stellen (alle Befragten: 70 %), liegt der Anteil bei den Mobilitätstypen 5 (88 %) und 6 (95 %) deutlich über dem Durchschnitt. Der gegenteilige Effekt zeigt sich bei Internationalen ProfessorInnen an Fachhochschulen. Diese stellen unter den Mobilitätstypen 1 (32 %), 2 (42 %) und 3 (35 %) deutlich überdurchschnittliche Anteile (alle Befragten: 22 %). Im Gegensatz dazu fällt ihr Anteil beim Mobilitätstyp 4 (20 %) und speziell bei den Mobilitätstypen 5 (8 %) und 6 (5 %) deutlich kleiner aus (vgl. Abb. 27). Dies bedeutet, dass Internationale ProfessorInnen, die bereits in Deutschland aufgewachsen o- 31 Die Fragen wurden an alle ProfessorInnen gestellt, die nach ihrem 18. Lebensjahr nach Deutschland gekommen sind. 32 Signifikante Unterschiede. 54

65 der bereits als StudentIn nach Deutschland gekommen sind, besonders häufig an Fachhochschulen berufen wurden. Demgegenüber sind Internationale ProfessorInnen an Universitäten besonders häufig ProfessorInnen, die ihre Bildungsbiografie größtenteils im Ausland absolviert haben. Bei ProfessorInnen aus Kunsthochschulen stellen Personen, die zum Studium oder zur Promotion gekommen sind, mit Abstand die größten Gruppen. Insgesamt kamen 73 % dieser ProfessorInnen in den zwei Bildungsphasen nach Deutschland 33. Abb. 27: Mobilitätstypen nach Hochschularten (in %) 1) Geboren D, Schule D ) Anderes Geburtsland, Schule D ) Anderes Geburtsland, Studium D ) Anderes Geburtsland, Promotion D ) Anderes Geburtsland, Postdoc D ) Direkt aus anderem Land berufen % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Universitäten Fachhochschulen Kunsthochschulen Frage A2: Hochschulart Frage A8: Geburtsland Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zweiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Staat (n=196) Resümee: Mobilitätstypen Zusammenfassend werden im Folgenden die Besonderheiten der unterschiedlichen Mobilitätstypen dargestellt. Das heißt für jeden Mobilitätstyp wird untersucht, inwieweit dieser sich grundlegend von der Grundgesamtheit der Internationalen ProfessorInnen unterscheidet (vgl. Tab ). Internationale ProfessorInnen, die bereits in Deutschland geboren sind, haben erwartungsgemäß auch am häufigsten Elternteile, die ebenfalls in Deutschland geboren sind. Auch der geringe Ausländeranteil von 15 % entspricht den Erwartungen. Die Gruppe stellt mit einem Frauenanteil von 39 % eine der höchsten Quoten aller Mobilitätstypen. Zudem stellen sie den Mobilitätstyp mit dem größten Anteil an BildungsaufsteigerInnen. 47 % aus dieser Gruppe haben kein Elternteil mit Hochschulabschluss. Zugleich kommt ein unterdurchschnittlicher Anteil aus wohlhabenden Verhältnissen. Auffällig ist darüber hinaus, dass fast je- 33 Bei dieser Aussage ist der sehr kleine Anteil von ProfessorInnen aus Kunsthochschulen zu beachten. 34 Die Zahlen sind fett markiert, wenn der jeweilige Anteil mindestens 5 % über dem Durchschnitt liegt. 55

66 de/r dritte ProfessorIn aus dieser Gruppe an einer Fachhochschule beschäftigt ist. Bei Internationalen ProfessorInnen, die als Kleinkind oder während der Schulzeit nach Deutschland kamen, sind fast die Hälfte aller Elternteile in Deutschland geboren. 90 % aus dieser Gruppe haben eine deutsche Staatsangehörigkeit. Der Frauenanteil liegt mit 28 % unter dem Durchschnitt. Etwa jede/r Vierte aus dieser Gruppe ist in Osteuropa geboren. Zudem stellen sie die meisten ProfessorInnen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Australien (28 %). Die Gruppe stellt den höchsten Anteil an Akademikerkindern (78 %). In Bezug auf die ökonomischen Verhältnisse während der Kindheit stellen sie die größte Gruppe, die sich dem Mittelstand zuordnet (73 %). Darüber hinaus stellen sie die größte Anzahl und den größten Anteil an FachhochschulprofessorInnen mit 42 %. Als nächstes folgen Internationale ProfessorInnen, die zum Studium nach Deutschland gekommen sind. In diesem Mobilitätstyp fällt der Anteil von Eltern, die in Deutschland geboren sind, sehr gering aus. Über die Hälfte aus dieser Gruppe hat eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Frauenanteil liegt etwa im Durchschnitt. Diese Gruppe stellt einen besonders hohen Anteil an ProfessorInnen aus dem nicht deutschsprachigen europäischen Ausland (35 %) sowie aus Nordamerika (15 %). Zudem stellen sie den höchsten Anteil an ProfessorInnen, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammen (13 %). Mehr als jede/r dritte ProfessorIn arbeitet an Fachhochschulen und fast jede/r vierte an Kunsthochschulen. Knapp die Hälfte aller Internationalen ProfessorInnen, die nach dem Studium nach Deutschland kamen, besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Mit 25 % ist dies der Mobilitätstyp mit dem geringsten Frauenanteil. Genau wie bei den ProfessorInnen, die zum Studium nach Deutschland kamen, stellen sie einen besonders hohen Anteil an ProfessorInnen aus dem nicht deutschsprachigen europäischen Ausland und aus Nordamerika. Zudem kommt jede/r Fünfte aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder Australien. Darüber hinaus stellen sie mit 73 % einen besonders hohen Anteil an ProfessorInnen aus akademischen Elternhäusern. Diese Gruppe stellt die größte Anzahl und den größten Anteil an ProfessorInnen an Kunsthochschulen (25 %). Etwa zwei Drittel der ProfessorInnen, die nach ihrer Postdoc-Phase nach Deutschland kamen, haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Sie stellen mit 40 % den Mobilitätstyp mit dem höchsten Frauenanteil. Zugleich stellen sie den höchsten Anteil an ProfessorInnen aus Osteuropa (25 %). Fast jede/r Dritte aus dieser Gruppe gibt an, dass das Geld während der Kindheit eher knapp war. Fast 90 % arbeiten an Universitäten. ProfessorInnen, die direkt aus dem Ausland an eine deutsche Hochschule berufen wurden, haben zu 83 % eine ausländische Staatsangehörigkeit. Fast die Hälfte sind in Österreich oder der Schweiz geboren. Zudem stammen diese ProfessorInnen mit 11 % besonders häufig aus wohlhabenden Verhältnissen. Dieser Mobilitätstyp arbeitet fast ausschließlich an Universitäten. 56

67 Tab. 7: Vergleich der Mobilitätstypen nach ausgewählten Merkmalen (in %) Mobilitätstypen Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5 Typ 6 Gesamt Eltern in D geboren Mutter Vater Ausländische Staatsangehörigkeit Frauen Geburtsregion Österreich, Schweiz Übrige Länder Westeuropa Osteuropa Nordamerika Asien, Afrika, Lateinamerika und Australien Bildungshintergrund Eltern mit HS-Abschluss Ökonomische Verhältnisse Eltern wohlhabend Gehörten zum Mittelstand Das Geld war knapp Hochschulart Uni FH KH Frage A2: Hochschulart Frage A4: Welche Staatsangehörigkeit(en) haben Sie? Frage A6: Geschlecht Frage A8: Geburtsland Frage C33-C37: Bitte geben Sie für jeden Ihrer Abschlüsse das Jahr des Abschlusses, den Staat, in dem Sie den Abschluss erworben haben und ggf. den Studienbereich an. Frage E68: Haben Ihre Eltern jemals in Deutschland gelebt? Frage E70: Bitte nennen Sie den höchsten Bildungsabschluss Ihrer Eltern. Mutter/Vater Frage E74: In welchen ökonomischen Verhältnissen sind Sie aufgewachsen?

68 6.2.3 Migrationsgeschichte Die detaillierte Nachzeichnung der Migrationsgeschichte ermöglicht eine Rekonstruktion des Zuwanderungskontexts und eine Abbildung der Komplexität dieses Prozesses und seiner Voraussetzungen, also ein Eingehen auf die familiäre Herkunft, auf Motive und Anlässe der Entscheidung für eine deutsche Hochschule, auf die internationalen Bildungs- und Berufslaufbahnen der Befragten sowie auf die beruflichen wie privaten Kontextbedingungen der Mobilität. Migrationsentscheidung: Gründe zu kommen, Gründe zu bleiben Über die Gründe von WissenschaftlerInnen nach Deutschland zu kommen oder Deutschland zu verlassen, wurde seit den 1990er Jahren intensiv diskutiert (Brain-Drain Brain-Gain-Debatte). Anlass waren Abwanderungstendenzen von WissenschaftlerInnen aus Deutschland ins Ausland, oft verbunden mit einer Unterstellung, die eigene Wissenschaftselite wandere ab, während die Zuwanderung aus dem Ausland bescheiden ausfiele. So wurde der mit 5,5 % (2002) im internationalen Vergleich relativ geringe Anteil ausländischer WissenschaftlerInnen an deutschen Hochschulen als Zeichen der geringen internationalen Attraktivität und Reputation deutscher Hochschulen gesehen. In der Forschung wurde unter dem Begriffspaar Push- und Pull-Faktoren untersucht, welche Gründe dazu geführt haben und welches Angebot an deutschen Hochschulen entwickelt oder verbessert werden müsse, um die besten Köpfe (zurück) zu gewinnen (vgl. u. a. Demm 2002, Over/Ninke/Backhaus 2002). Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden neben beruflichen Motiven auch private Push- und Pull-Faktoren untersucht. Dabei wurde sowohl nach den Gründen für die Entscheidung, nach Deutschland zu kommen, gefragt, als auch inwieweit es Gründe gegeben hat, die gegen die Migration gesprochen haben. 35 Die bisherige Literatur über Hochqualifizierte und die Mobilität von WissenschaftlerInnen verweist auf die zentrale Bedeutung von Arbeitsbedingungen, Gehalt und wissenschaftlichen Arbeitsperspektiven für die Migrationsentscheidung. Daneben ist bekannt, dass Familie und Partnerschaft einen wichtigen Einfluss haben. Diese Erweiterung auch auf außerberufliche Fragen spielt erst seit Kurzem in der akademischen Migrationsforschung eine Rolle (vgl. Guth 2007). Die Auswertung zeigt, dass sowohl berufliche als auch private Gründe eine Rolle spielen, wobei die beruflichen Gründe (gute berufliche Perspektiven mit 57 %, berufliche Kontakte mit 42 %, gute Forschungsbedingungen mit 35 %, guter Ruf einer bestimmten Hochschule mit 29 %) überwiegen. Private Gründe werden von beinahe einem Drittel der Befragten genannt. Während familiäre Gründe/Partnerschaft noch von knapp einem Drittel (29 %) benannt werden, geben nur etwas mehr als ein Zehntel der Befragten auch weitere private Gründe nach 35 Die Fragen wurden an alle ProfessorInnen gestellt, die nach ihrem 18. Lebensjahr nach Deutschland gekommen sind. 58

69 Deutschland zu kommen an, wie Bildungschancen für die eigenen Kinder, Gesundheits- und Altersversorgung (jeweils mit 12 %) (vgl. Abb. 28). Abb. 28: Gründe nach Deutschland zu kommen (in %) Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere Berufliche Kontakte Gute Forschungsbedingungen Guter Ruf einer bestimmten Hochschule Familiäre Gründe/Partnerschaft Lebensstandard in Deutschland Guter Ruf der deutschen Hochschulen Private Kontakte Gute Gesundheitsversorgung Altersversorgung Gute Bildungschancen für meine Kinder Politische/Religiöse Gründe Keine Studiengebühren % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Frage E55: Bitte nennen Sie die Gründe für Ihre Entscheidung, nach Deutschland zu kommen. (Mehrfachnennungen sind möglich.) (n=109) Differenziert nach den Mobilitätstypen 36 zeigt sich, dass die beruflichen Perspektiven für die eigene Karriere bei allen Mobilitätstypen einen zentralen Grund für alle zugewanderten ProfessorInnen darstellen. Dieser Grund wird von den Befragten der Mobilitätstypen 4 bis 6 am häufigsten, von den ProfessorInnen, die zum Studium nach Deutschland gekommen sind (Mobilitätstyp 3), am zweithäufigsten genannt. Darüber hinaus gibt es einige Unterschiede zwischen den Motiven nach Deutschland zu kommen nach Mobilitätstyp. Familiäre Gründe und Partnerschaft werden durch den Mobilitätstyp 3 (zum Studium gekommen) am stärksten hervorgehoben. Bei den ProfessorInnen, die zur Promotion nach Deutschland kamen, spielte auch der gute Ruf der deutschen Hochschule für 40 % eine wichtige Rolle (Zugewanderte insgesamt 21 %). Große Unterschiede zeigen sich zwischen den Mobilitätstypen 5 und 6. Während ProfessorInnen, die direkt aus dem Ausland berufen wurden, insbesondere berufliche Gründe nennen, wie gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere (75 %) (Zugewanderte insgesamt 57 %), berufliche Kontakte (59 %) (Zugewanderte insgesamt 41 %) oder gute Forschungsbedingungen (47 %) (Zugewanderte insgesamt 34 %) als ihre wichtigsten Motive, spielen für den Mobilitätstyp 5 auch private Gründe wie der Lebensstandard in Deutschland (43 %) (Zugewanderte insgesamt 25 %) oder familiäre Gründe und Partnerschaft (40 %) (Zugewanderte insgesamt 29 %) eine zentrale Rolle (vgl. Abb. 29). 36 Da die Auswertung auf die ProfessorInnen begrenzt war, die nach ihrem 18. Lebensjahr nach Deutschland gekommen sind, werden nur die Mobilitätstypen 3 bis 6 berücksichtigt. 59

70 Abb. 29: Wichtigste Gründe nach Deutschland zu kommen, nach Mobilitätstyp (in %) Studium in D Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere 75 Berufliche Kontakte 59 Gute Forschungsbedingungen 47 Promotion in D Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere 60 Lebensstandard in Deutschland 43 Berufliche Kontakte 43 Postdoc in D Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere 47 Guter Ruf der deutschen Hochschulen 40 Gute Forschungsbedingungen 33 Direkt berufen Familiäre Gründe/Partnerschaft 36 Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere 32 Guter Ruf einer bestimmten Hochschule 32 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % Frage E55: Bitte nennen Sie die Gründe für Ihre Entscheidung, nach Deutschland zu kommen. (Mehrfachnennungen sind möglich.) (n=104) Unterschiede zeigen sich auch beim Geschlechtervergleich. Für ca. zwei Drittel der Professoren (65 %) stellte die gute berufliche Perspektive einen wichtigen Grund dar, während dies nur von 41 % der Professorinnen als ein wichtiges Argument genannt wurde. Demgegenüber werden berufliche Kontakte (47 %) am häufigsten von Professorinnen als Zuwanderungsgrund genannt. Auch familiäre Gründe spielten für über ein Drittel der Professorinnen (35 %) eine wichtige Rolle. Demgegenüber verweisen Professoren sehr häufig auf gute Forschungsbedingungen (38 %) als Entscheidungsgrundlage (vgl. Abb. 30). Abb. 30: Wichtigste Gründe nach Deutschland zu kommen, nach Geschlecht (in %) Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere Berufliche Kontakte Gute Forschungsbedingungen Berufliche Kontakte Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere Familiäre Gründe/Partnerschaft Männlich (n=74) Weiblich (n=34) % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Frage A6: Geschlecht Frage E55: Bitte nennen Sie die Gründe für Ihre Entscheidung, nach Deutschland zu kommen. (Mehrfachnennungen sind möglich.) 60

71 Deutliche Differenzen zeigen sich zwischen ProfessorInnen an Universitäten und Fachhochschulen. Während die drei wichtigsten Gründe für Universitätsprofessoren (gute berufliche Perspektiven, gute Forschungsbedingungen und berufliche Kontakte) unmittelbar mit dem eigenen Beruf und der Karriere in Verbindung stehen, wurde von ProfessorInnen an Fachhochschulen am häufigsten auf familiäre Gründe (48 %) verwiesen (vgl. Abb. 31) Abb. 31: Wichtigste Gründe nach Deutschland zu kommen, nach Hochschularten (in %) Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere Gute Forschungsbedingungen Berufliche Kontakte Familiäre Gründe/Partnerschaft Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere Berufliche Kontakte Universitäten (n=79) Fachhochschulen (n=21) % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Frage A2: Hochschulart Frage E55: Bitte nennen Sie die Gründe für Ihre Entscheidung, nach Deutschland zu kommen. (Mehrfachnennungen sind möglich.) Zudem wurde untersucht, ob die Gründe für die Entscheidung nach Deutschland zu kommen, sich auch zwischen ProfessorInnen aus unterschiedlichen Weltregionen unterscheidet. ProfessorInnen, die in Österreich oder der Schweiz geboren sind, betonen überwiegend die gute berufliche Perspektive (82 %) als einen wichtigen Entscheidungsgrund. Für ProfessorInnen aus Osteuropa spielt für einen besonders hohen Anteil (42 %) der Lebensstandard in Deutschland eine wichtige Rolle. Demgegenüber heben ProfessorInnen aus Nordamerika am häufigsten familiäre Gründe und Partnerschaft (46 %) hervor. Von ProfessorInnen aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder Australien werden gute Forschungsbedingungen am häufigsten benannt (vgl. Abb. 32). 61

72 Abb. 32: Wichtigste Gründe nach Deutschland zu kommen, nach Geburtsregion (in %) Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere Berufliche Kontakte Guter Ruf einer bestimmten Hochschule Berufliche Kontakte Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere Guter Ruf einer bestimmten Hochschule Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere Lebensstandard in Deutschland Gute Forschungsbedingungen Familiäre Gründe/Partnerschaft Berufliche Kontakte Gute Forschungsbedingungen Gute Forschungsbedingungen Guter Ruf der deutschen Hochschulen Gute berufliche Perspektiven für die eigene Karriere Österreich/Schweiz (n=33) Übriges Westeuropa (n=28) Osteuropa (n=23) Nordamerika (n=13) Lateinamerika, Australien, Asien, Afrika (n=12) % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % Frage A8: Geburtsland: Frage E55: Bitte nennen Sie die Gründe für Ihre Entscheidung, nach Deutschland zu kommen. (Mehrfachnennungen sind möglich.) Gründe gegen die Zuwanderung nach Deutschland Etwa die Hälfte der Befragten gab an, dass es auch Gründe gab, die gegen die Zuwanderung nach Deutschland gesprochen haben (48 %). Am häufigsten wird hier die Trennung von Familie/PartnerIn genannt (45 %). Ein weiteres zentrales Argument gegen den Zuwanderungsschritt waren bürokratische Hürden (41 %). Aber auch die Umstellung auf andere Lebensbedingungen (39 %), Sprachbarrieren oder die Aufgabe der bisherigen beruflichen Position (jeweils 33 %) waren Gründe, die gegen die Zuwanderung gesprochen haben (vgl. Abb. 33). 62

73 Abb. 33: Gründe gegen die Zuwanderung nach Deutschland (in %) Trennung von Familie/PartnerIn Bürokratie Umstellung auf andere Lebensbedingungen Aufgabe der bisherigen beruflichen Position Sprachbarrieren Dual-Career Problematik Ausländerfeindlichkeit Probleme bei der Anerkennung von Abschlüssen Kinderbetreuung Einwanderungsbestimmungen Hohe Lebenshaltungskosten % 10% 20% 30% 40% 50% Frage E56: Gab es auch Gründe, die dagegen sprachen, nach Deutschland zu kommen? Frage E57: Welche Gründe waren das? (Mehrfachnennungensind möglich.) (n=49) In den Kommentaren werden auch weitere Gründe angesprochen. Dabei wird insbesondere auf ein zu hohes Lehrdeputat und geringes Einkommen an deutschen Hochschulen verwiesen. Gründe zu bleiben 39 % beschreiben ihre damalige Entscheidung in Deutschland zu bleiben als einen langfristigen Entschluss. Lediglich als eine temporäre Phase verstehen 22 % der ProfessorInnen ihre Migrationsentscheidung. 39 % betonen, dass die Frage, wie lange sie in Deutschland leben wollen, noch offen ist. Deutliche Unterschiede zeigen sich diesbezüglich im Geschlechtervergleich. Die Hälfte der Professorinnen hat die Entscheidung nach Deutschland zu kommen, von vornherein als offenen Prozess verstanden (50 %), bei den Professoren ist dies lediglich ca. jeder Dritte (34 %). Demgegenüber war für 45 % der Professoren die Migrationsentscheidung von vornherein auf Dauer angelegt, während dies lediglich für 27 % der Frauen der Fall war. 63

74 Berufliche und private Zukunftspläne Im Folgenden soll für alle Internationalen ProfessorInnen untersucht werden, inwieweit es Tendenzen zur Rückkehr bzw. Abwanderung gibt und für welche Subgruppen diese Tendenz stärker bzw. geringer ausgeprägt ist. Während nur für 39 % der Befragten die Entscheidung nach Deutschland zu kommen damals einen dauerhaften Entschluss darstellte, planen zum heutigen Zeitpunkt 70 % der Befragten ihre berufliche Zukunft langfristig in Deutschland. Nur Wenige (11 %) sehen ihre langfristige berufliche Zukunft ausschließlich im Ausland. 19 % der Befragten können sich ihre berufliche Zukunft sowohl in Deutschland als auch im Ausland vorstellen. Mit 13 % stellen ProfessorInnen an Universitäten mit Abstand die höchsten Anteile unter den Befragten, die ihre Zukunft langfristig im Ausland planen. Größere Unsicherheiten formulieren die JuniorprofessorInnen. Ihre berufliche Zukunft sehen sie ausschließlich in Deutschland (45 %) oder sowohl in Deutschland als auch im Ausland (40 %). 15 % von ihnen können sich eine berufliche Zukunft auch ausschließlich im Ausland vorstellen. Demgegenüber planen 90 % der ProfessorInnen an Fachhochschulen ihre berufliche Zukunft langfristig in Deutschland. Unter den ProfessorInnen an Kunsthochschulen plant keine/r der Befragten, seine/ihre langfristige berufliche Zukunft eindeutig im Ausland (vgl. Abb. 34). Abb. 34: Planung der langfristigen beruflichen Zukunft, nach Hochschulart (in %) KH-ProfessorInnen (n=11) FH-ProfessorInnen (n=31) JuniorprofessorInnen (W1) (n=20) U-ProfessorInnen (W2, W3) (n=96) % 20% 40% 60% 80% 100% Zukunft in Deutschland Zukunft in Deutschland oder im Ausland Zukunft im Ausland Frage A2: Hochschulart Frage B31: Wo sehen Sie langfristig Ihre berufliche Zukunft? (Mehrfachnennungen sind möglich.) Zwischen Professorinnen und Professoren werden deutliche Unterschiede bei der langfristigen beruflichen Zukunftsplanung sichtbar. Während Professorinnen zu einem besonders hohen Anteil ihre langfristige berufliche Zukunft eindeutig in Deutschland planen (81 %), könnte sich ca. jeder vierte Professor seine berufliche Zukunft sowohl in Deutschland als auch im Ausland vorstellen (vgl. Abb. 35). 64

75 Abb. 35: Langfristige beruflichen Planung, nach Geschlecht (in %) Männlich (n=109) Weiblich (n=48) % 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Zukunft in Deutschland Zukunft in Deutschland oder im Ausland Zukunft im Ausland Frage A6: Geschlecht Frage B31: Wo sehen Sie langfristig Ihre berufliche Zukunft? (Mehrfachnennungen sind möglich.) Eine kleine Teilgruppe (n=37) hat zudem angegeben, in welchen/m ausländischen Staat(en) sie ihre langfristige berufliche Zukunft planen. Dabei wurde von ca. der Hälfte der Befragten (51 %) die USA als Zielregion angeführt. Daneben wurden besonders häufig die Schweiz (22 %), England (11 %) und Österreich (8 %) als mögliches Aufenthaltsland beschrieben. Für eine berufliche Zukunft außerhalb Deutschlands sprechen aus Sicht der ProfessorInnen folgende Argumente, diese ähneln den Gründen, die gegen die Zuwanderung nach Deutschland sprachen (z. B. hohe Arbeits- und Lehrbelastung in Deutschland). So kommentiert ein/e ProfessorIn: Dass die Forschungsleistungen nicht auf das Lehrpensum angerechnet werden, ist die größte Lücke im System. Eigentlich sollte ich kein Interesse haben, aus Deutschland weg zu gehen, aber dieser sehr gravierende Mangel führt dazu, dass ich immer wieder internationale Ausschreibungen lese und die Möglichkeit der Bewerbung offen halte (USA, Schweden, Norwegen), Länder, wo die Forschungsleistungen nicht als Privatsache wie in Deutschland betrachtet wird. Alles hängt von diesem Manko ab, weil das Gefühl der Überlastung aus diesem Umstand entsteht. In meinem Umfeld wird gefragt, warum ich mir Forschung antue, wenn ich davon NICHTS habe, nur Ehre und Ruhm, aber keine Anerkennung in der Form von mehr Zeit (das Beste) oder auch finanzielle Belohnung (nicht so wichtig, aber immerhin eine Form der Anerkennung). Ein/e andere/r ProfessorIn schreibt in diesem Zusammenhang: Ich bin ernüchtert bezüglich der hohen Lehrbelastung (Verlust der freien Forschung) und zugleich der unzureichenden Lehrausstattung und der fehlenden Anerkennung dies zu kompensieren. An früheren Forschungsorten im Ausland war die Situation besser. Ich hatte in Deutschland eine Verbesserung erwartet. Auch die Arbeitsbelastung allgemein wird von den ProfessorInnen kritisiert: 65

76 Ich bin einerseits zufrieden, weil meine Abteilung gut läuft, die MitarbeiterInnen motiviert und gut arbeiten, aber andererseits sehe ich meine permanente Selbstausbeutung und auch die enorme Anzahl der Überstunden der MitarbeiterInnen, die ich eigentlich nicht verantworten kann. V.a. die Arbeitsüberlastung macht in ganz Dt. die [Fach]professuren, auf die sich jeweils 2-3 Bewerber finden lassen, eher unattraktiv. Der Weg ist sehr lang, von langen Vorpraktikas bis zu echtem Können im Fach Jahre, danach Promotion, oft genug ohne Fördermöglichkeiten. Bei den Zukunftsplänen nach der Pensionierung kann sich über die Hälfte der Befragten (52 %) vorstellen, diese im Ausland zu verbringen. Darunter geben 21 % an, dass sie sich diese Zukunftsphase sowohl im Ausland als auch in Deutschland vorstellen können, während 31 % diese ausschließlich im Ausland planen. 48 % der Befragten planen die Zeit nach der Pensionierung ausschließlich in Deutschland (vgl. Abb. 36). Abb. 36: Planung der Zukunft nach der Pensionierung (in %) Zukunft im Ausland 31 Zukunft in Deutschland oder im Ausland 21 Zukunft in Deutschland 48 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Frage B32: Wo sehen Sie Ihre Zukunft nach der Pensionierung? (Mehrfachnennungen sind möglich.) (n=149) Als mögliche Aufenthaltsländer nach der Pensionierung (n=60) wurden am häufigsten die USA (18 %), die Schweiz (17 %), Österreich (13 %), Italien (10 %) sowie Russland und Frankreich (je 7 %) genannt. Kommunikation, Private Kontakte und gesprochene Sprachen In der Migrationsforschung vertreten einige AutorInnen die Annahme, dass MigrantInnen in Deutschland häufig vor der Entscheidung zwischen einer Assimilation und einer Segmentation stünden. Assimilation bedeute eine Eingliederung in die Aufnahmegesellschaft, die verbunden ist mit einer Aufgabe der Teilhabe in der Herkunftsgruppe. Demgegenüber bedeute Segmentation die Teilhabe in der Herkunftsgruppe und die Aufgabe der Teilhabe in der Aufnahmegesellschaft (vgl. Esser 2007: 5). Zu Beginn der 1990er Jahre wurde mit dem Konzept des Transnationalismus ein neuer Typus von MigrantIn thematisiert, der nicht zwischen dem Herkunfts- und Residenzstaat in Form eines Entweder-Oder unterscheidet. Das Konzept geht von einem Prozess aus, in dem die MigrantInnen über die nationalen Grenzen hinweg soziale Felder erschließen (u. a. Glick-Schiller/Blanc- Szanton/Basch 1995). 66

77 Im Rahmen dieser Studie soll durch die Analyse der Kontakte und der Kommunikation in Deutschland und zum Herkunftsland herausgearbeitet werden, inwiefern Internationale ProfessorInnen eine starke Teilhabe in der Gesellschaft in Deutschland aufweisen oder ob sie in erster Linie stärker Kontakt zu Menschen und Institutionen in ihrem Herkunftsland suchen und dort engagiert sind bzw. inwieweit es auch Personen gibt, die in beiden bzw. mehreren Gesellschaften aktiv sind. Die Internationalen ProfessorInnen wurden nach ihren beruflichen und privaten Kontakten, nach der im beruflichen und im privaten Bereich gesprochenen Sprache sowie nach den Kontakten und Reisen in das Herkunftsland gefragt. Hinsichtlich der Intensität privater Kontakte zu bestimmten Personengruppen zeigen sich die Internationalen ProfessorInnen als kommunikativ. Sie haben in Deutschland häufig Kontakt zu Deutschen (92 %) und zu Personen aus anderen Ländern (64 %). Zu Personen aus dem eigenen Herkunftsland bzw. dem Herkunftsland der Eltern pflegen 41 % häufigen Kontakt (vgl. Abb. 37). Dies veranschaulicht die starke Vernetzung der ProfessorInnen auch im Privatleben nicht nur mit den Deutschen, sondern auch mit den Menschen aus dem Herkunftsland sowie mit Menschen aus anderen Ländern (zu beruflichen Kontakten vgl. Kap. 6.4). Abb. 37: Private Kontakte zu bestimmten Personengruppen (in %) Zu Personen aus anderen Ländern Zu Deutschen Zu Personen aus dem Herkunftsland bzw. dem Herkunftsland der Eltern % 20% 40% 60% 80% 100% Häufig Selten Nie Frage E60: Wie häufig pflegen Sie private Kontakte zu folgenden Personen in Deutschland? (n=173) Sowohl im familiären Kontext als auch im Freundeskreis ist Deutsch die am häufigsten verwendete Sprache. An zweiter Stelle wird in diesen beiden privaten Umfeldern häufig die Herkunftssprache gesprochen. Beachtlich ist der Anteil weiterer Sprachen, die bei 30 % der Befragten in der Familie und bei 49 % im Freundeskreis gebräuchlich sind (vgl. Abb. 38). Es zeigt sich, dass Internationale ProfessorInnen in ihren Familien häufig verschiedene Sprachen benutzen. Über die Hälfte der Befragten (53 %) sprechen in ihrer Familie sowohl Deutsch als auch ihre Herkunftssprache. Etwa jede/r Vierte kommuniziert im familiären Kreis in Deutsch und einer weiteren Sprache (25 %) bzw. in der Herkunftssprache und einer anderen Sprache (23 %). Etwa 18 % der Befragten verwenden häufig Deutsch, die Herkunftssprache und eine weitere Sprache innerhalb der Familie. Noch stärker ist die Mehrsprachigkeit bei der 67

78 Kommunikation im Freundeskreis ausgeprägt. 54 % kommunizieren häufig sowohl in Deutsch als auch in der Herkunftssprache, 47 % in Deutsch und einer weiteren Sprache und 32 % in der Herkunftssprache und einer weiteren Sprache. 30 % der Befragten nutzen sowohl die deutsche und die Herkunftssprache als auch weitere Sprachen im Freundeskreis. Dies verdeutlicht, wie stark die Mehrsprachigkeit das Alltagsleben vieler Internationaler ProfessorInnen begleitet. (zu Sprachen im Beruf vgl. Kap. 6.4). Abb. 38: Sprachverwendung in privaten Kontexten (in %) Familie Herkunftssprache (n=167) Deutsch (n=180) Weitere Sprachen (n=129) Freundeskreis Herkunftssprache (n=161) Deutsch (n=181) 96 4 Weitere Sprachen (n=148) Frage E61: Welche Sprache/n sprechen Sie privat? 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Häufig Selten Nie 75 % der Teilgruppe der ProfessorInnen, die häufigen Kontakt zu Menschen aus ihrem Herkunftsland haben, als auch häufig mit der Familie und Freunden in ihrer Herkunftssprache kommunizieren, haben zugleich auch häufig privaten Kontakt zu Deutschen und kommunizieren zusätzlich häufig in der Familie und im Freundeskreis auf Deutsch. Dies verdeutlicht, dass die Internationalen ProfessorInnen in beiden sozialen Räumen präsent sind. Fast jede/r zweite ProfessorIn (48 %) reist häufig ins Herkunftsland, während lediglich ca. 3 % nicht ins Herkunftsland reisen. Trotz der gegenwärtigen Tätigkeit in Deutschland haben 70 % der Befragten häufig Kontakt zu Familie und Freunden im Herkunftsland (vgl. Abb. 39). 68

79 Abb. 39: Kontakte und Reisen ins Herkunftsland (in %) Kontakte zu Familie/Freunden im Herkunftsland (n=176) Reisen ins Herkunftsland(n=173) % 20% 40% 60% 80% 100% Häufig Selten Nie Frage E62: Wie häufig sind ihre Kontakte zu Familie und Freunden in ihrem Herkunftsland bzw. dem Herkunftsland Ihrer Eltern? Bitte beziehen Sie neben persönlichen Kontakten auch den Kontakt per Telefon, , Facebook etc. mit ein. Frage E63: Wie häufig reisen Sie sowohl privat als auch beruflich in Ihr Herkunftsland bzw. das Herkunftsland Ihrer Eltern? Resümee: Migrationsgeschichte Es zeigt sich, dass die Internationalen ProfessorInnen zu dem neuen Typ von MigrantInnen gehören, die in der aktuellen Forschung thematisiert wird, die sich sprachlich, sozial und kulturell selbstverständlich zwischen mehreren Gruppen bewegen. Die gelebte Mehrsprachigkeit und die häufigen Kontakte zu Gruppen unterschiedlicher nationaler Herkunft, zeigen die Pluralität im Alltagsleben der Internationalen ProfessorInnen. Dies verdeutlicht die Fragwürdigkeit einer einseitigen Integrationsforderung an alle Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Im Hinblick auf die Planung der langfristigen beruflichen Zukunft zeigt sich, dass über zwei Drittel der ProfessorInnen ihre berufliche Zukunft ausschließlich in Deutschland sehen. Zugleich plant aber jede/r zehnte Internationale ProfessorIn die berufliche Zukunft im Ausland. Als Argumente hierfür werden die hohe Arbeits- und Lehrbelastung an deutschen Hochschulen hervorgehoben. Die damalige Entscheidung für die Zuwanderung nach Deutschland wurde durch eine Vielzahl von Gründen beeinflusst. Zum einen bestätigt sich, dass neben den beruflichen auch private Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Für fast jede/n dritte/n ProfessorIn hatten familiäre Gründe und Partnerschaft einen großen Einfluss auf die Migrationsentscheidung. Zugleich bestätigt sich die Annahme, dass Arbeitsbedingungen und wissenschaftliche Arbeitsperspektiven von zentraler Bedeutung sind. Darüber hinaus waren Netzwerkstrukturen von großer Relevanz. Für fast die Hälfte aller Befragten waren berufliche Kontakte in Deutschland ein wichtiges Argument für die positive Zuwanderungsentscheidung. Auffällige Unterschiede zeigen sich auch in der Binnendifferenzierung. Während für die Mobilitätstypen 3, 4 und 5 vor allem berufliche Gründe im Vordergrund standen, wurden familiäre Gründe/Partnerschaft von den aus dem Ausland direkt berufenen ProfessorInnen am häufigsten genannt. Diese privaten Gründe stellen auch für Professorinnen einen der drei wichtigsten Gründe dar, während dieser Grund von 69

80 Professoren deutlich seltener genannt wird. Unterschiede zeigen sich auch nach Hochschularten. Während bei ProfessorInnen an Universitäten berufliche Gründe deutlich im Vordergrund stehen, waren familiäre Gründe/Partnerschaft für jede/n zweite/n FachhochschulprofessorIn eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Auch bei den Gründen gegen die Zuwanderung wird die Trennung von Familie/ PartnerIn von fast jedem/r zweiten ProfessorIn genannt. Zudem waren Bürokratie, Umstellung auf andere Lebensbedingungen und Sprachbarrieren zentrale Gründe, die damals gegen die Migrationsentscheidung gesprochen haben. 6.3 Bildungslaufbahn und akademischer Werdegang Den Schwerpunkt der Analyse in diesem Kapitel bildet die Internationalität der Bildungsverläufe. Es wird untersucht, in welchen Weltregionen Internationale ProfessorInnen ihre Bildungsabschlüsse erworben haben, welche Relevanz der Promotion und Habilitation zukommt, inwieweit sich die Altersstruktur Internationaler ProfessorInnen von der Gesamtprofessorenschaft unterscheidet, wie international mobil die Befragten während der Bildungsphasen und Berufstätigkeit waren und inwieweit auch Unterbrechungen und Umwege in Karriereverläufen der Internationalen ProfessorInnen eine Rolle spielten Bildungsabschlüsse nach Weltregionen Zunächst wird untersucht, in welchen Staaten und Weltregionen Internationale ProfessorInnen ihre Bildungsabschlüsse, d. h. ihre Hochschulzugangsberechtigung (HZB), ihren ersten und zweiten Studienabschluss 37 und den Promotionsgrad erlangt haben (vgl. Abb. 40). Die Hochschulzugangsberechtigung hat über ein Drittel der Internationalen ProfessorInnen in Deutschland erworben (35 %). Etwa die Hälfte der Befragten (51 %) verfügt über einen Schulabschluss aus dem europäischen Ausland. Fast die Hälfte dieser Gruppe (23 %) hat einen Schulabschluss aus Österreich oder der Schweiz. Außerhalb Europas haben 14 % der Befragten ihren Schulabschluss erworben, jede/r zweite von ihnen in Nordamerika. Den ersten Hochschulabschluss haben 16 % außerhalb Europas erworben. Dieser höhere Anteil im Vergleich zur Hochschulzugangsberechtigung ist ausschließlich auf die höhere Zahl nordamerikanischer Bildungsabschlüsse zurückzuführen. Auch der Anteil der in Deutschland erworbenen Abschlüsse liegt um 5 % höher (40 %). Demgegenüber ist der Anteil an ersten Hochschulabschlüssen aus dem europäischen Ausland im Vergleich zur Hochschulzugangsberechtigung um 7 % niedriger (44 %). Etwa jede/r vierte Befragte (26 %) hat einen zweiten Hochschulabschluss. Dieser Hochschulabschluss wurde von 30 % dieser Gruppe außerhalb Europas erworben. Bei ca. einem Drittel wurde dieser Abschluss in Deutschland (34 %) oder im europäischen Ausland (36 %) verliehen. 37 Der zweite Hochschulabschluss kann sowohl mit einem Zweitstudium als auch mit einem zweistufigen Studienmodell, z. B. Master-Abschluss, zusammenhängen. 70

81 Den Promotionsabschluss hat fast die Hälfte aller promovierten Befragten (46 %) in Deutschland erworben. Fast die gleiche Zahl (45 %) hat im europäischen Ausland promoviert, über die Hälfte von ihnen in Österreich oder der Schweiz. In Nordamerika haben 6 % der Befragten promoviert. Promotionsabschlüsse, die weder in Nordamerika oder Europa verliehen wurden, haben lediglich 3 % der Internationalen ProfessorInnen. Zusammenfassend betrachtet sind die Ergebnisse nicht überraschend: Der Anteil der in Deutschland erworbenen Abschlüsse nimmt mit Höhe des Abschlusses zu, in den europäischen Nachbarstaaten werden von einem weiteren großen Anteil gleichermaßen bei jedem Bildungsgrad Abschlüsse erworben. Dies ähnelt dem Anteil der Internationalen ProfessorInnen nach Geburtsregionen. Bildungsabschlüsse außerhalb Europas wurden zum größten Teil in Nordamerika erworben. Die Abschlüsse aus weiteren Weltregionen (Asien, Afrika, Lateinamerika, Australien) fallen anteilig sehr klein aus (vgl. Abb. 40). Abb. 40: Regionale Verteilung der Bildungsabschlüsse (in %) 100% 90% 80% 70% 60% Weitere Weltregionen Nordamerika Osteuropa 50% 40% Weitere Länder Westeuropa 30% 20% 10% Österreich/Schweiz Deutschland 0% HZB (n=183) 1. HS-Abschluss (n=181) 2. HS-Abschluss (n=66) Promotion (n=158) Frage C: Bitte geben Sie für jeden Ihrer Abschlüsse das Jahr des Abschlusses, den Staat, in dem Sie den Abschluss erworben haben und ggf. den Studienbereich an. Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C36: Ggf. zweiter Hochschulabschluss, Staat Frage C40: Promotion, Staat 71

82 6.3.2 Promotion und Habilitation bei Internationalen ProfessorInnen Im Hinblick auf die beiden höchsten Universitätsprüfungen zeigt sich, dass 89 % der Internationalen ProfessorInnen über einen Promotionsabschluss verfügen. Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Hochschularten. Während der Großteil der UniversitätsprofessorInnen (99 %) und der FachhochschulprofessorInnen (81 %) promoviert ist, liegt der Anteil bei den ProfessorInnen an Kunsthochschulen 38 bei 17 %. Der Anteil der habilitierten Internationalen ProfessorInnen liegt bei 48 %. Auch hier gibt es große Differenzen zwischen den Hochschularten. Während keine der KunsthochschulprofessorInnen und 13 % der FachhochschulprofessorInnen 39 habilitiert sind, liegt der Anteil habilitierter ProfessorInnen an Universitäten bei 63 %. Nach der ifq-befragung an Universitäten in Deutschland liegt dieser Anteil in der Gesamtprofessorenschaft bei 78 % (vgl. Böhmer et al. 2011: 35). Dieser deutlich geringere Habilitationsanteil in der Gruppe der Internationalen ProfessorInnen lässt sich insbesondere damit erklären, dass es sich bei der Habilitation um ein Modell handelt, das in erster Linie im deutschsprachigen Raum relevant ist. Von den habilitierten Internationalen ProfessorInnen haben 82 % in Deutschland, Österreich oder der Schweiz diesen Bildungsgrad erlangt. 18 % haben entweder in einem anderen Land (z. B. in Polen, Frankreich) habilitiert oder verfügen über einen habilitationsäquivalenten Abschluss. Auch bei den Promotions- und Habilitationsquoten nach Fächergruppe zeigen sich große Unterschiede (vgl. Abb. 41). Mit Ausnahme der Kunst/Kunstwissenschaft variiert der Anteil an Promotionsabschlüssen zwischen 82 % und 100 %. Bei der Habilitation sind stärkere Differenzen zu beobachten. Während in den Fächergruppen Medizin/Gesundheitswissenschaften/Veterinärmedizin, Sprach/Kulturwissenschaften und Mathematik/Naturwissenschaften der Anteil zwischen 60 % und 80 % liegt, ist der Anteil der habilitierten Internationalen ProfessorInnen in den Fachbereichen Ingenieurwissenschaften, Rechts-/Wirtschafts-/Sozialwissenschaften und Kunst/Kunstwissenschaften deutlich unter 50 %. 38 An Kunsthochschulen steht das besondere künstlerische Lebenswerk im Vordergrund. Promotions- und Habilitationsabschlüsse sind lediglich in einzelnen theoretischen Fächern erforderlich (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2011). 39 Bei der Berufung auf eine Fachhochschulprofessur wird die besondere Leistung bei der Anwendung oder Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden in einer mindestens fünfjährigen beruflichen Praxis, von der mindestens drei Jahre außerhalb des Hochschulbereichs ausgeübt worden sein müssen (Berliner Hochschulgesetz 100) verstanden. 72

83 Abb. 41: Promotionen und Habilitationen nach Fächergruppen (in %) KUW ING HMED MNAT RWS SPK % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Habilitation Promotion Frage B13: Welchem Studienbereich ist Ihre Professur zugeordnet? Frage C39: Haben Sie promoviert? Frage C41: Haben Sie habilitiert oder einen sonstigen postdoktoralen Abschluss? (n=190) Alter bei Bildungsabschlüssen Hinsichtlich der Biografie der Befragten wird untersucht, in welchem Alter Internationale ProfessorInnen ihre Bildungsabschlüsse erreichten und inwiefern sich dieses von der Gesamtprofessorenschaft unterscheidet (vgl. Abb. 42). Abb. 42: Durchschnittsalter im akademischen Werdegang MOBIL und CAP im Vergleich (in Jahren) Habilitation 37,4 38 Promotion/ Postdoc 30,4 31,4 2. Studienabschluss 28,5 29,4 1. Studienabschluss 24,6 25, MOBIL * Universitäten und andere Hochschulen zusammen (arithmetisches Mittel) Quelle: Jacob/Teichler 2011 Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Jahr Frage C36: Ggf. zweiter Hochschulabschluss, Jahr Frage C40: Promotion, Jahr Frage C42: Habilitation/Sonstiger postdoktoraler Abschluss, Jahr CAP* (n=177) 73

84 Dafür wurde die CAP-Befragung als Vergleichsstudie herangezogen. Dieser Vergleich zeigt, dass sowohl bei den Studienabschlüssen als auch bei der Promotion und Habilitation Internationale ProfessorInnen durchgehend ca. ein Jahr jünger sind. Bei der Unterscheidung zwischen im Ausland und in Deutschland erworbenen Bildungsabschlüssen wird im Binnenvergleich sichtbar, dass die Bildungsabschlüsse im Ausland früher erworben wurden (vgl. Abb. 43). Die Hochschulzugangsberechtigung wird ca. ein Jahr früher erreicht. Den ersten Studienabschluss im Ausland haben Internationale ProfessorInnen über zwei Jahre früher erreicht und auch beim Promotionsabschluss waren Internationale ProfessorInnen im Ausland über zwei Jahre jünger als ihre KollegInnen, die in Deutschland promoviert haben. Bei Internationalen ProfessorInnen, die ihre Bildungsabschlüsse in Deutschland erworben haben, wurden diese etwa im gleichen Alter wie bei der Gesamtprofessorenschaft in der CAP-Studie erreicht. Insofern sind die oben angeführten Differenzen fast ausschließlich auf die im Ausland erreichten Bildungsabschlüsse zurückzuführen. Abb. 43: Durchschnittsalter nach Bildungsgrad und Land des Erwerbs (in Jahren) Promotion 1. Studienabschluss 31,7 29,2 26,1 23,6 HZB 19 18, Deutschland Anderer Staat (arithmetisches Mittel) Frage C33: Höchster Schulabschluss, Jahr, Staat Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Jahr, Staat Frage C40: Promotion, Jahr, Staat (n=177) In Deutschland wird seit längerer Zeit diskutiert, dass Studierende und AbsolventInnen im internationalen Vergleich zu alt seien (vgl. Feuerstein 2008: 603). Inwieweit die Differenzen zwischen den Bildungsabschlüssen im Ausland und in Deutschland in der vorliegenden Studie hierfür als Beleg angeführt werden können, lässt sich nicht abschließend beantworten. Dafür müssten bei einem Vergleich länderspezifische strukturelle Unterschiede bei der Regelschul- und Studienzeit, Generationsunterschiede und die internationale Mobilität berücksichtigt werden. 74

85 6.3.4 Mobilität während der Bildungs- und Berufslaufbahn vor der Berufung Internationale Mobilität von Studierenden und WissenschaftlerInnen wird zunehmend als wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche akademische Laufbahn angesehen. Die Bedeutung internationaler Mobilität begründet sich allerdings nicht ausschließlich durch die besseren Karrierechancen einzelner Akteure, sondern es wird eine Relevanz für das Wissenschaftssystem selbst angenommen. Im Leuven-Kommuniqué, das 2009 durch die für Hochschulen zuständigen europäischen MinisterInnen verabschiedet wurde, wird das wie folgt formuliert: Wir sind überzeugt, dass die Mobilität von Studierenden, wissenschaftlichem Nachwuchs und von wissenschaftlichem Personal die Qualität der Programme und die Exzellenz der Forschung fördert und die akademische und kulturelle Internationalisierung der europäischen Hochschulbildung stärkt. Die Mobilität ist ein wichtiges Element der persönlichen Entfaltung und der Beschäftigungsfähigkeit und begünstigt den Respekt vor der Vielfalt und die Fähigkeit zum Umgang mit anderen Kulturen (BMBF 2009: 4). Eine zentrale Frage dieser Untersuchung ist es, ob die zunehmende Berufung Internationaler ProfessorInnen an deutsche Hochschulen zur Internationalität des deutschen Hochschulsystems beiträgt. Vor diesem Hintergrund wird untersucht, wie international mobil die Befragten während der Schul- und Studienzeit sowie ihrer beruflichen Tätigkeit vor der Berufung waren. 23 % der ProfessorInnen haben in mindestens zwei unterschiedlichen Staaten die Schule besucht (neben dem Land der Einschulung noch in mindestens einem weiteren Land). Während der Hochschulzeit hat mehr als jede/r dritte ProfessorIn in unterschiedlichen Staaten studiert, z. B. während eines Auslandssemesters. Am stärksten ist die internationale Mobilität während der wissenschaftlichen Laufbahn vor der Berufung auf die aktuelle Professur ausgeprägt. Über 70 % der Befragten waren bereits vor ihrer Berufung in mindestens zwei unterschiedlichen Staaten beruflich tätig (vgl. Abb. 44). Der Vergleich der Mobilität der Internationalen Professorenschaft während ihres Studiums mit den Zahlen zur Studierendenmobilität in Deutschland zeigt eine höhere Mobilität der von uns untersuchten Gruppe bereits während der Studienphase. 40 Von den befragten ProfessorInnen, die ihren ersten Studienabschluss im Ausland gemacht haben, haben 29 % in einem weiteren Staat studiert. Besonders mobil waren die ProfessorInnen, die in Deutschland ihren ersten Hochschulabschluss absolviert haben. Unter ihnen haben 41 % einen Teil ihrer Studienzeit im Ausland verbracht. 40 Nach einer HIS-Studie zur Entwicklung der Auslandsmobilität der Studierenden in Deutschland seit 1963 hat sich der Anteil deutscher Studierender mit Auslandsstudium konstant von ca. 3 % in den 1970er Jahren auf 7 % in den 1980er Jahren und auf 13 % Ende der 1990er Jahre erhöht. Im Jahr 2006 lag der Anteil bei 20 % (Heublein et al. 2011: 8). Die befragten Internationalen ProfessorInnen haben ihren ersten Hochschulabschluss zwischen 1969 und 2007 erworben. In diesem Zeitraum liegen ihre Anteile deutlich höher als die von HIS erhobenen Daten. 75

86 Damit kann vermutet werden, dass die Internationalen ProfessorInnen durch ihre Auslandserfahrungen mit kultureller und sprachlicher Pluralität und der Kenntnis von multiplen Perspektiven auf Wissenschaft allgemein und insbesondere innerhalb ihrer Fachdisziplin, die über nationale Sichtweisen hinausgehen, einen besonderen Input in das deutsche Hochschulsystem leisten können. Abb. 44: Mobilität vor der aktuellen Professur (in %) Berufliche Tätigkeit vor aktueller Professur Studium Schule % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % in zwei unterschiedlichen Staaten in drei und mehr unterschiedlichen Staaten in vier und mehr unterschiedlichen Staaten Frage C33: Höchster Schulabschluss, Staat Frage C34: Sind Sie in weiteren Staaten zur Schule gegangen? Frage C35: Erster Hochschulabschluss, Staat Frage C37: Haben Sie in weiteren Staaten studiert? Frage C43: Welche beruflichen Tätigkeiten haben Sie vor der Berufung auf Ihre gegenwärtige Professur (nach Ihrem Studienabschluss) ausgeübt? (n=185) Statuspassagen der wissenschaftlichen Laufbahn Ein hoher Anteil von 52 % der Befragten waren vor ihrer Berufung StipendiatInnen. Unter den Professorinnen fällt der Anteil mit 58 % noch etwas höher aus. Zudem haben speziell AbsolventInnen der Medizin und Gesundheitswissenschaften (80 %) sowie AbsolventInnen der Sprach- und Kulturwissenschaften (73 %) Stipendien erworben. Auch ProfessorInnen, die direkt aus dem Ausland an eine deutsche Hochschule berufen wurden (70 %), waren besonders häufig StipendiatInnen. Als wissenschaftliche MitarbeiterInnen an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung waren 63 % aller Befragten tätig. Außerhalb von Hochschule und Forschungseinrichtungen waren 15 % der Befragten wissenschaftlich tätig. 17 % haben als Lecturer und 5 % als Senior Lecturer gearbeitet. Jede/r vierte Internationale ProfessorIn (25 %) hatte vor der aktuellen Professur eine Junior- Professur, Assistant-Professur oder eine Asssociate-Professur inne. Darunter gibt es besonders hohe Anteile von MedizinerInnen und GesundheitswissenschaftlerInnen (60 %) sowie UniversitätsprofessorInnen (34 %). Zudem hatten ProfessorInnen, die zur Promotion nach Deutschland gekommen sind (31 %), besonders häufig eine Junior-, Assistant- oder Associate-Professur inne. Als GastprofessorInnen haben 22 % der Befragten gearbeitet. Darunter haben KunstwissenschaftlerInnen und Sprach-/KulturwissenschaftlerInnen (jeweils 32 76

87 %) und ProfessorInnen, die direkt aus dem Ausland berufen wurden (32 %) die höchsten Anteile. Eine Professur (full professor) bekleideten 24 % der Befragten bereits vor ihrer gegenwärtigen Professur. Bei den Professorinnen fällt dieser Anteil mit 18 % etwas kleiner aus. Am größten ist der Anteil unter den Sprach- /KulturwissenschaftlerInnen mit 38 %. An einer Hochschule oder Forschungseinrichtung aber außerhalb der Wissenschaft waren 14 % der Befragten beruflich tätig. Eine nichtwissenschaftliche Tätigkeit außerhalb der Hochschulen haben 29 % der Befragten ausgeübt. Während UniversitätsprofessorInnen besonders häufig nichtwissenschaftliche Tätigkeiten an einer Hochschule ausgeübt haben (62 %), haben FachhochschulprofessorInnen besonders häufig sowohl außerhalb der Wissenschaft als auch außerhalb der Hochschule gearbeitet (76 %). Etwa jede/r fünfte Internationale ProfessorIn (20 %) war zeitweise selbstständig tätig. Dies trifft besonders häufig auf KunstwissenschaftlerInnen (52 %) und Rechts-/Wirtschafts-/ SozialwissenschaftlerInnen (30 %) zu. Abb. 45: Berufliche Tätigkeiten bzw. Status vor der Berufung (in %) StipendiatIn (z. B. Promotion/Post-Doc u. a.) 52 Lecturer 17 Senior Lecturer 5 Juniorprofessur, Assistant Professor, Associate Professor Gastprofessur Professur/Full Professor Wissenschaftliche/Künstlerische Tätigkeit an einer Hochschule oder einer Forschungseinrichtung Wissenschaftliche/künstlerische Tätigkeit außerhalb der Hochschule oder außerhalb einer Forschungseinrichtung Andere berufliche Tätigkeit an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung Andere berufliche Tätigkeit außerhalb der Hochschule oder außerhalb einer Forschungseinrichtung Selbstständige Tätigkeit 20 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Frage C43: Welche beruflichen Tätigkeiten haben Sie vor der Berufung auf Ihre gegenw ärtige Professur (nach dem Studienabschluss) ausgeübt? (Mehrfachnennungen sind möglich.) (n=185) 77

88 6.3.6 Unterbrechungen und Umwege in Laufbahnen Zum akademischen Werdegang gehören auch Unterbrechungen und Umwege bis zur Berufung auf eine Professur. Diese können z. B. durch Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Bildungsabschlüssen, Arbeitslosigkeit oder Familienarbeit verursacht worden sein. Für Zuwanderer stellt die Anrechnung ihrer Bildungsabschlüsse innerhalb des deutschen Hochschulsystems oft eine Hürde dar. Dabei spielen verschiedene Instanzen in Deutschland, z. B. die Kultusministerkonferenz und die jeweilige Hochschule, eine wichtige Rolle. Für den europäischen Hochschulraum wurde in der Bologna-Erklärung 1999 als zentrale Zielsetzung die Einführung eines Systems leicht verständlicher und vergleichbarer Abschlüsse (Europäische Bildungsminister 1999: 3) hervorgehoben. Auch für Bildungsabschlüsse außerhalb des europäischen Hochschulraums gibt es beispielsweise bilaterale Abkommen über Gleichwertigkeiten im Hochschulbereich mit einer Reihe von Staaten (vgl. HRK 2013). Insbesondere für Zuwanderer aus Entwicklungs- und Schwellenländern bestehen jedoch nach wie vor Anerkennungsschwierigkeiten (Hentges et al. 2008: 309). Bei den Internationalen ProfessorInnen wiesen 11 % auf Schwierigkeiten bei der Anrechnung eines außerhalb Deutschlands erworbenen Bildungsabschlusses hin. Schwierigkeiten bei der Anrechnung gab es sowohl bei der Hochschulzugangsberechtigung als auch bei Studien-, Promotions- oder Habilitationsabschlüssen. Dabei gab es keine Beschränkung auf ProfessorInnen aus bestimmten Ländern oder Weltregionen. Probleme gab es sowohl für NordeuropäerInnen, SüdeuropäerInnen und Personen aus der Schweiz, als auch für Nord- und SüdamerikanerInnen. Das folgende Zitat eines Professors verdeutlicht exemplarisch die Herausforderungen bei der Anerkennung des Bildungsabschlusses: Mein Diplom in [Land], obwohl es mindestens so viele Semester wie der alte Magister hatte, wurde auf der Ebene der Zwischenprüfung anerkannt ( ) Mein Abschluss hatte zwar keine Magisterarbeit, aber um zu erkennen und mir als Pflicht die Abfassung einer Magisterarbeit zu geben, wurden meine Leistungen halbiert. Das Studium in [Land] war qualitativ hoch und ich hatte gegenüber meinen Kommilitonen einen sehr großen Wissensvorsprung, aber ich war halt Ausländer. Um direkt ins Promotionsprogramm aufgenommen zu werden, musste ich das System austricksen: Ich ließ mich in [Land] als Doktorand einschreiben. Da ich dort bereits wiss. Mitarbeiter war, wurde ich ohne Masterabschluss (dort als Zwischenschritt zwischen Diplom und Promotion üblich) angenommen. Es wurden mir recht viele Stunden und Veranstaltungen gegeben, aber ich hatte den Status eines Doktoranden, den ich dann bei der Universität in Deutschland geltend gemacht habe. Im Auslandsamt an der Universität wurde mir dann gesagt, dass ich ein Präzedenzfall war, weil ich doch zur Promotion zugelassen wurde, obwohl ich nur ein Diplom aus [Land] hatte. Die Internationalen ProfessorInnen wurden gefragt, inwieweit ihre Bildungs- und Berufskarrieren Unterbrechungen und Umwege aufweisen oder ob sie als relativ 78

89 geradlinig empfunden würden. 16 % von ihnen gaben an, dass ihr akademischer Werdegang eine längere Unterbrechung aufwies. Dabei zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während unter den Professoren lediglich jeder Zehnte (10 %) auf eine längere Unterbrechung während seiner Laufbahn verweist, hat ca. jede vierte Professorin ihre Laufbahn zeitweise unterbrochen. Die durchschnittliche Unterbrechungsdauer liegt bei ca. 14 Monaten. Als häufigste Gründe werden Arbeitslosigkeit und Familienarbeit (Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen etc.) angegeben. Dabei spielt Familienarbeit erwartungsgemäß insbesondere bei Professorinnen eine wichtige Rolle. Für die Hälfte der Professorinnen (54 %) stellt dies den Unterbrechungsgrund dar, während für zwei Drittel der Professoren (67 %) Arbeitslosigkeit den zentralen Unterbrechungsgrund darstellt. Auch in den Kommentaren der Professorinnen wird häufig auf die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf hingewiesen: Es ist überhaupt erstaunlich, dass es geklappt hat. Mir wurde immer wieder gesagt, es sei nicht möglich, mehrere Kinder zu haben, zu forschen und Geld zu verdienen. Ihre Karriere beschreiben 74 % aller Internationalen ProfessorInnen eher als geradlinig, während 26 % in ihrer Laufbahn auch Umwege genommen haben. Dabei zeigen sich sehr unterschiedliche Gründe für diese Umwege; solche können prekäre Arbeitsverhältnisse und befristete Arbeitsverträge vor der Berufung sein: Der Beginn meiner Laufbahn war sehr prekär Kettenverträge, Kleinstipendien, Arbeitslosigkeit usw. Nach der Habilitation mit mehreren Rufen und einer befristeten W3, dann einer unbefristeten W3 sehr stabil. Auch bei den als geradlinig empfundenen Karriereverläufen war eine Planung nur begrenzt möglich. Von diesen Personen wird häufig Geradlinigkeit in Verbindung gesetzt mit der eigenen Fokussierung auf die Hochschullaufbahn, wie in folgendem Kommentar deutlich wird: Ja, ungewöhnlich irgendwie, aber doch geradlinig, mir war klar, dass ich in Deutschland nicht bleibe, wenn ich nicht auf eine dauerhafte akademische Stelle komme - war weniger ein Ergebnis bewusster Planung, aber in der Tat hatte ich nie einen Plan B Resümee: Bildungslaufbahn und akademischer Werdegang Bereits bei den Geburtsländern hat sich gezeigt, dass Internationale ProfessorInnen zu einem großen Teil aus Europa und Nordamerika stammen. Bei der Betrachtung der Bildungsabschlüsse nach weltregionaler Verteilung wird die Dominanz dieser beiden Weltregionen noch stärker sichtbar. Während 89 % der ProfessorInnen in Europa oder Nordamerika geboren sind, haben bereits 93 % der internationalen ProfessorInnen ihren Schulabschluss und ihren ersten Studienabschluss in diesen beiden Kontinenten erworben und die Promotionsabschlüsse der Internationalen ProfessorInnen sind sogar zu 97 % in Europa und Nordamerika absolviert worden. 79

90 Etwa die Hälfte der Internationalen ProfessorInnen sind habilitiert, knapp zwei Drittel der Befragten haben eine Promotion. Die Promotions- und Habilitationsquoten variieren sehr stark nach Hochschulart und Fächergruppen. So haben insbesondere ProfessorInnen an Universitäten und in den Sprach- /Kulturwissenschaften, der Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften und der Mathematik/Naturwissenschaften überdurchschnittlich hohe Anteile. Internationale ProfessorInnen sind im Vergleich zur Gesamtprofessorenschaft bei ihren Bildungsabschlüssen durchschnittlich ca. ein Jahr jünger. Dies ist in erster Linie auf die Bildungsabschlüsse zurückzuführen, die im Ausland erworben wurden. Die befragten ProfessorInnen sind hochgradig international mobil. Knapp jede/r vierte ProfessorIn hat in mindestens zwei unterschiedlichen Staaten die Schule besucht, jede/r Dritte hat in mindestens zwei unterschiedlichen Staaten studiert und fast drei Viertel haben vor der aktuellen Professur in unterschiedlichen Staaten gearbeitet. Dies zeigt sehr deutlich, dass Internationale ProfessorInnen nicht nur durch ihre Herkunft international sind, sondern Internationalität auch ein zentrales Muster ihrer Karriereverläufe darstellt. Im Hinblick auf die berufliche Tätigkeit vor der Berufung, zeigt sich ein breites Arbeitsfeld, das sich nicht ausschließlich auf wissenschaftliche Tätigkeiten beschränkt. So hat fast jede/r Dritte eine berufliche Tätigkeit außerhalb der Hochschule ausgeübt. Jede/r fünfte ProfessorIn hat sich selbstständig gemacht. Dennoch hat der Großteil typische wissenschaftliche Statuspassagen durchlaufen. So waren über die Hälfte der Internationalen ProfessorInnen StipendiatInnen und knapp zwei Drittel waren als wissenschaftliche MitarbeiterInnen tätig. Auch Unterbrechungen und Umwege sind Teil der Karriereverläufe Internationaler ProfessorInnen. Etwa jede/r neunte ProfessorIn hatte Schwierigkeiten bei der Anrechnung eines außerhalb Deutschlands erworbenen Bildungsabschlusses. 16 % der Befragten hatten eine längere Unterbrechung ihrer Berufstätigkeit. Der häufigste Grund bei den Professoren war Arbeitslosigkeit, während ProfessorInnen fast ausschließlich aufgrund von Familienarbeit ihre Tätigkeit unterbrochen haben. 6.4 Die gegenwärtige berufliche Situation Internationaler ProfessorInnen Nachfolgend werden Eckdaten zum Beschäftigungsverhältnis der Internationalen ProfessorInnen sowie die Zusammensetzung des Samples nach Hochschulart und Fächergruppen dargestellt. In der Befragung der Internationalen ProfessorInnen ging es auch um Arbeitsbedingungen, Veränderungen in Lehre und Studium, Karriereperspektiven und die Auswirkungen von Internationalisierungsbemühungen sowie strukturellen Reformen auf den Hochschullehreralltag, also um die Themen, denen sich auch andere aktuelle Hochschullehreruntersuchungen (z. B. CAP, LESSI) widmen. Im Vergleich mit anderen Untersuchungen sollen Beson- 80

91 derheiten in den Erfahrungen und Sichtweisen Internationaler ProfessorInnen aufgedeckt werden Professur, Hochschularten und Fächergruppen Die Internationalen ProfessorInnen sind überwiegend (71 %) an Universitäten tätig. Da der Universitätsbereich insgesamt mit 58 % (StBA 2011) aller ProfessorInnen den größten Hochschulbereich in Berlin und Hessen bildet 41 ist in der Befragung dieser Anteil demnach wesentlich größer. 21 % der Befragten sind an Fachhochschulen tätig. Dieser Anteil ist wesentlich kleiner als der Anteil in den beiden untersuchten Bundesländern (34 %). Dies könnte auf einen selektiven Rücklauf, eine eher niedrige Beteiligungsrate der ProfessorInnen an Fachhochschulen zurückgeführt werden oder damit zusammenhängen, dass Universitäten traditionell besser international vernetzt sind. Hingegen fällt bei den Befragten der Frauenanteil an Fachhochschulen mit 40 % wesentlich höher aus als der entsprechende Anteil in den beiden Bundesländern (24 %). An Universitäten ergibt sich ein ähnliches Bild. 34 % der Internationalen ProfessorInnen sind Frauen, während der Frauenanteil bei Professuren bei 23 % liegt. Der Anteil der befragten Internationalen ProfessorInnen an Kunsthochschulen entspricht mit 8 % dem Anteil in Berlin und Hessen, den das Statistische Bundesamt angibt. Der Frauenanteil bei den Internationalen ProfessorInnen an den Kunsthochschulen liegt hingegen unter den Angaben des Statistischen Bundesamtes. Es ist jedoch zu bemerken, dass sich an den Berliner Kunsthochschulen keine einzige Internationale Professorin an der Umfrage beteiligt hat. Es liegt somit die Vermutung nahe, dass der Frauenanteil bei Internationalen ProfessorInnen zumindest das gleiche Niveau wie in der amtlichen Statistik erreichen würde (vgl. Abb. 46). Die Verteilung der befragten Internationalen ProfessorInnen nach Fächergruppen (Abb. 47) zeigt Unterschiede im Vergleich zur gesamten Professorenschaft in Berlin und Hessen. Die Anteile unter den Befragten in Mathematik/Naturwissenschaften, Sprach-/Kulturwissenschaften und Kunst/Kunstwissenschaften sind höher als die in der amtlichen Statistik ausgewiesenen Anteile. Demgegenüber sind Internationale ProfessorInnen in der Befragung in Rechts- /Wirtschafts-/Sozialwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Medizin weniger vertreten (vgl. Abb. 47). Die hohe Beteiligung von Frauen an der Befragung führt dazu, dass der Frauenanteil stets über den Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt, mit einer Ausnahme in Kunst/Kunstwissenschaften. 41 Im Folgenden werden alle Ergebnisse zu den Internationalen ProfessorInnen mit den Angaben des Statistischen Bundesamtes zu den ProfessorInnen in Berlin und Hessen verglichen. 81

92 Abb. 46: Hochschularten, Anteil der Frauen (in %) 71 Universität Fachhochschule Kunsthochschule % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % MOBIL gesamt MOBIL Frauenanteil (n=69) StBA Berlin, Hessen StBA Berlin, Hessen Frauenanteil Quelle: StBA 2011a Frage A2: An welcher Hochschulart bzw. Hochschule sind Sie gegenwärtig tätig? MOBIL (n=203) Abb. 47: ProfessorInnen nach Fächergruppen, Anteil der Frauen (in %) 29 MNAT SPK RWS KUW ING HMED % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % MOBIL gesamt MOBIL Frauenanteil (n=62) StBA Berlin, Hessen StBA Berlin, Hessen Frauenanteil Quelle: StBA 2013d Frage B13: Welchem Studienbereich ist Ihre Professur zugeordnet? MOBIL (n=190) 82

93 Berufung, Besoldungsgruppen Die befragten Internationalen ProfessorInnen wurden zwischen 1987 und 2012 berufen; 75 % von ihnen in den letzten 10 Jahren (zwischen 2002 und 2012), 25 % in den davor liegenden 14 Jahren (zwischen 1987 und 2001). Die Internationalen ProfessorInnen sind mehrheitlich verbeamtet (90 %) und haben eine Professur auf Lebenszeit (67 %). Bei den befragten Frauen ist der Anteil von einem befristeten Beschäftigungsverhältnis um 10 % höher als bei den Männern und liegt bei 39 %. Dies ist auf den wesentlich höheren Anteil von Juniorprofessorinnen zurückzuführen (25 % vs. 8 %). Insgesamt werden 43 % nach der Besoldungsgruppe C4/W3, 38 % nach C3/W2 und 14 % als JuniorprofessorInnen nach W1 vergütet. Im Vergleich zur Verteilung der einzelnen Besoldungsgruppen in der gesamten Professorenschaft nach dem Statistischen Bundesamt (Berlin, Hessen) sind einige Besoldungsgruppen in der vorliegenden Studie stärker bzw. weniger stark vertreten (vgl. Abb. 48). Die Mehrheit der Internationalen ProfessorInnen (81 %) wird, wie auch in der amtlichen Statistik (74 %), nach den beiden höchsten Besoldungsgruppen (C4/W3, C3/W2) vergütet. Abb. 48: Besoldungsgruppen (in %) C4, W3 C3, W C2 W % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % MOBIL Quelle: StBA 2011a Frage B15: Aktuelle Besoldungsgruppe StBA Berlin, Hessen MOBIL (n=194) Im Vergleich der Verteilung von Besoldungsgruppen nach Geschlecht fällt auf, dass die befragten Professoren tendenziell besser bezahlt werden als ihre Kolleginnen. Während 50 % der männlichen Befragten die höchste Besoldungsgruppe haben, sind es bei den Frauen nur 30 % (vgl. Abb. 49). Das kann damit erklärt werden, dass unter den JuniorprofessorInnen deutlich mehr Frauen sind. 83

94 Abb. 49: Besoldungsgruppen nach Geschlecht (in %) C4, W C3, W C W % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Gesamt Frauen (n=64) Männer (n=130) Frage B15: Aktuelle Besoldungsgruppe (n=194) Dies wird auch im Vergleich der Frauenanteile pro Besoldungsgruppe, besonders bei der höchsten Besoldungsgruppe (C4, W3), im internationalen Sample mit den Zahlen für Berlin und Hessen bestätigt. Sichtbar wird außerdem der hohe Anteil von Juniorprofessorinnen (W1-Besoldung). Allerdings ist festzuhalten, dass die Frauenanteile in jeder Besoldungsgruppe mit einer Ausnahme bei der C2- Besoldung über den Angaben der amtlichen Statistik liegen (vgl. Abb. 50). Abb. 50: Frauenanteile nach Besoldungsgruppen im Vergleich (in %) 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % C4, W3 C3, W2 C2 W1 MOBIL Quelle: StBA 2011a Frage B15: Aktuelle Besoldungsgruppe StBA Berlin, Hessen MOBIL (n=194) 84

95 6.4.2 Arbeitsbedingungen Arbeitsaufwand für verschiedene Aufgabenbereiche In der Verteilung der wöchentlichen Arbeitszeit auf Lehre und Forschung sind signifikante Unterschiede nach Hochschulart und Art der Professur erkennbar (vgl. Abb. 51). So nimmt bei ProfessorInnen an Fachhochschulen die Lehre mit mehr als zwei Dritteln den Hauptteil der wöchentlichen Arbeitszeit ein. Hingegen steht ProfessorInnen an Universitäten und JuniorprofessorInnen etwa doppelt so viel Zeit für Forschung und Entwicklung zur Verfügung. An Kunsthochschulen nimmt die Lehre etwas mehr als die Hälfte der wöchentlichen Arbeitszeit ein (52 %). Der zweitgrößte Tätigkeitsbereich ist die akademische Selbstverwaltung mit 23 %, es folgen mit 17 % Forschung und 8 % sonstige Aufgaben. Die Internationalen ProfessorInnen an Universitäten verwenden während der Vorlesungszeit im Mittel 36 % ihrer wöchentlichen Arbeitszeit für Forschung und Entwicklung, 33 % für Lehre, 19 % für die akademische Selbstverwaltung und 8 % für sonstige Aufgaben. Im Vergleich dazu weist die LESSI-Befragung folgende Verteilung der Arbeitszeit von ProfessorInnen an Universitäten aus: 38 % Lehre, 26 % Forschung, 23 % Verwaltung und 14 % Sonstiges (vgl. Schomburg/Flöther/Wolf 2012). Im Vergleich dieser Ergebnisse mit den Angaben der Internationalen ProfessorInnen zeigen sich feine Unterschiede (vgl. Abb. 51 und Abb. 52). An Universitäten verwenden die Internationalen ProfessorInnen mehr Zeit für die Forschung als alle ProfessorInnen in der LESSI-Befragung. An Fachhochschulen investieren die Internationalen ProfessorInnen im Vergleich mehr Zeit für die Lehre. Abb. 51: Verteilung der Arbeitsaufgaben während einer durchschnittlichen Vorlesungswoche, nach Hochschulart und Art der Professur (in %) 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % Uni-Prof. (n=115) Junior-Prof. (n=29) FH-Prof. (n=43) KH-Prof. (n=16) Lehre Forschung Verwaltung Sonstiges 8 Frage B16: Wenn Sie an das vergangene Studienjahr denken (Wintersemester 2011/2012, Sommersemester 2012): wie verteilte sich Ihre Arbeitszeit in einer durchschnittlichen Vorlesungswoche? (n=203) 85

96 Abb. 52: Verteilung der Arbeitsaufgaben während einer durchschnittlichen Vorlesungswoche, nach Hochschulart (Mobilität, LESSI) (in %) 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % Lehre Forschung Verwaltung Sonstiges Lehre Forschung Verwaltung Sonstiges U-Prof. (MOBIL n=115) FH-Prof. (MOBIL n=43) MOBIL LESSI Quelle: Schomburg/Flöther/Wolf 2012 Frage D2 (LESSI): Wenn Sie an das vergangene Semester denken (Sommersemester 2011): Wie viel Zeit (Stunden) haben Sie durchschnittlich im vergangenen Semester für die folgenden Arbeitsaufgaben in einer Woche aufgewendet? Frage B16 (Mobilität): Wenn Sie an das vergangene Studienjahr denken (Wintersemester 2011/2012, Sommersemester 2012): w ie verteilte sich Ihre Arbeitszeit in einer durchschnittlichen Vorlesungswoche? MOBIL (n=203) Präferenzen in Forschung und Lehre Die Angaben der Internationalen ProfessorInnen hinsichtlich ihrer Präferenzen für Lehre, Forschung oder für beide Bereiche zeigen signifikante institutionelle Unterschiede die stärkere Forschungsorientierung an Universitäten und stärkere Lehrorientierung an Fach- und Kunsthochschulen (vgl. Abb. 53). Wenn ProfessorInnen an Fachhochschulen forschen, dann ist ihnen die Anwendungsorientierung besonders wichtig. Dieser Aussage stimmten 70 % der Befragten zu, hingegen nur 41 % der ProfessorInnen an Universitäten. Dies wird ebenfalls durch das weniger ausgeprägte Selbstverständnis von ProfessorInnen an Fachhochschulen als ForscherIn bestärkt. Die Mehrheit sieht sich eher als HochschullehrerIn (63 %), obwohl fast die Hälfte (46 %) ihre Prioritäten in beiden Bereichen sehen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass nicht einmal jede/r fünfte ProfessorIn an Fachhochschulen als wichtigste Motivation die wissenschaftliche Anerkennung in der Fachgemeinschaft angibt (18 %). 86

97 Abb. 53: Präferenzen in Lehre und Forschung nach Hochschulart und Art der Professur (in %) U-Prof. (n=112) Junior-Prof. (n=26) FH-Prof. (n=43) KH-Prof. (n=16) % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Primär in der Lehre Primär in der Forschung In beiden Bereichen Frage A2: Hochschulart Frage B17: Wenn Sie ihre eigenen Präferenzen insgesamt betrachten, liegen diese primär in der Lehre oder in der Forschung? (n=197) Für die verschiedenen Fächergruppen ergibt sich ein differenzierteres Bild hinsichtlich der Präferenzen nach Hochschulart (vgl. Abb. 54). Hier tritt der Unterschied zwischen ProfessorInnen an Universitäten und Fachhochschulen deutlich zu Tage, der die Forschungs- bzw. Lehrausrichtung der einzelnen Hochschularten widerspiegelt. Erstaunlich ist jedoch, dass die internationalen FachhochschulprofessorInnen stark forschungsorientiert sind. So sehen besonders in den Fächergruppen Rechts-/Wirtschafts- und Sozialwissenschaften fast ein Viertel und Mathematik/Naturwissenschaften ein Drittel ihre Priorität in der Forschung. 87

98 Abb. 54: Präferenzen in Lehre und Forschung nach Fächergruppe und Hochschulart (in %) SPK U (n=36) FH (n=1) 100 RWS U (n=20) FH (n=17) MNAT U (n=46) FH (n=9) ING U (n=11) FH (n=9) KUW U (n=9) FH (n=5) KH (n=15) HMED U (n=10) % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Präferenz Lehre Präferenz Forschung Präferenz Beides Frage A2: Hochschulart Frage B13: Welchem Studienbereich ist Ihre Professur zugeordnet? Frage B17: Wenn Sie ihre eigenen Präferenzen insgesamt betrachten, liegen diese primär in der Lehre oder in der Forschung? (n=188) Es gibt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich der Präferenzen für Forschung und/oder Lehre. Allerdings stimmen Professorinnen der Aussage, dass ihnen die Anwendungsorientierung der Forschung wichtig ist, signifikant häufiger zu als ihre männlichen Kollegen Zahl der MitarbeiterInnen Alle ProfessorInnen wurden auch nach der Zahl ihrer MitarbeiterInnen gefragt. Es sollten sowohl Angaben zu Haushalts- als auch Drittmittelbeschäftigten gemacht werden. Wie erwartet zeigen sich hier große Unterschiede nach Hochschulart, die aus der stärkeren Forschungs- bzw. Praxisorientierung resultieren. ProfessorInnen an Universitäten haben durchschnittlich sechs bis sieben wissenschaftliche MitarbeiterInnen, ProfessorInnen an Fach-, Kunsthochschulen hingegen nur max. eine halbe Mitarbeiterstelle. Die höhere Zahl von MitarbeiterInnen an Universitäten trifft auch hinsichtlich der studentischen und nicht-wissenschaftlichen MitarbeiterInnen zu (vgl. Tab. 8). 88

99 Tab. 8: MitarbeiterInnen nach Hochschulart (Mittelwerte) Wissenschaftliche MitarbeiterInnen Studentische MitarbeiterInnen Nichtwissenschaftliche MitarbeiterInnen Universitäten 6,6 4,4 2,6 Fachhochschulen 0,5 1,1 0,2 Kunsthochschulen 0,6 2,1 0,7 Gesamt 5,0 3,6 2,1 Anzahl Frage A2: Hochschulart Frage B21: Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gegenwärtig an Ihrer Professur (Haushalt und Drittmittel) beschäftigt? Außerdem gibt es große Unterschiede nach Fächergruppen. Während zum Team einer Medizinprofessorin/eines Medizinprofessors im Durchschnitt 13 wissenschaftliche MitarbeiterInnen zählen, haben ProfessorInnen in der Fächergruppe Rechts-/Wirtschafts- und Sozialwissenschaften lediglich zwei wissenschaftliche Beschäftigte zur Verfügung (vgl. Abb. 55). Abb. 55: Personalausstattung an Universitäten nach Fächergruppe (Mittelwerte) SPK (n=34) RWS (n=20) MNAT (n=46) HMED (n=10) ING (n=11) KUW (n=8) Insgesamt (n=129) 5 Universitäten Wiss. MA Stud. MA Nicht-wiss. MA Frage A2: Hochschulart Frage B13: Welchem Studienbereich ist Ihre Professur zugeordnet? Frage B21: Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gegenwärtig an Ihrer Professur (Haushalt und Drittmittel) beschäftigt? Drittmittel Die Frage, ob sie während ihrer Tätigkeit als ProfessorIn in Deutschland Drittmittel eingeworben haben, bejahen 79 % der Internationalen ProfessorInnen (Männer 80 %, Frauen 76 %). Die Anteile dieser ProfessorInnen in den Fächergruppen Medizin/Gesundheitswissenschaften/Veterinärmedizin (90 %), Sprach-/Kulturwissenschaften (ca. 85 %) und Mathematik/Naturwissenschaften (78 %) sind am höchsten. 89

100 Die Mehrzahl der ProfessorInnen (84 %) hat durchschnittlich eine Jahressumme von bis zu Euro, bei den anderen ist die Jahressumme im Durchschnitt höher Berufliche Auslandsaufenthalte und Kontakte Hinsichtlich beruflicher Auslandsaufenthalte (z. B. Tagungsteilnahmen, Forschungs- und Lehraufenthalte) unterscheiden sich die Internationalen UniversitätsprofessorInnen kaum von denen in der LESSI-Untersuchung. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Internationalen FachhochschulprofessorInnen deutlich häufiger an Konferenzen u. a. im Ausland teilnehmen als ihre KollegInnen in der LESSI-Befragung (vgl. Abb. 56). Zwischen Frauen und Männern gibt es hinsichtlich der beruflichen Auslandstätigkeiten nur einen markanten Unterschied: 27 % der Professoren und nur 3 % der Professorinnen gaben an, in den letzten Jahren GastprofessorIn im Ausland gewesen zu sein. Möglicherweise kommt ein für berufstätige Frauen häufig relevanter Konflikt zwischen Beruf und Familie als Ursache für die geringen Auslandsaufenthalte in Frage. Abb. 56: Zweck der Auslandsaufenthalte in den letzten drei Jahren (in %) Teilnahme an Konferenzen, Workshops, eigene Ausstellungen etc. im Ausland Forschungsaktivitäten im Ausland Lehraufenthalte Nein, ich hatte keinen derartigen Auslandsaufenthalt % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % U-Prof. MOBIL (n=129) U-Prof. LESSI FH-Prof. MOBIL (n=41) FH-Prof. LESSI Quelle: Schomburg/Flöther/Wolf 2012, E5: Waren Sie in den Letzten drei Jahren für die folgenden Zwecke im Ausland? (Mehrfachnennungen möglich). Frage A2: Hochschulart Frage D47: Waren Sie im Rahmen Ihrer jetzigen Professur in den letzten Jahren beruflich außerhalb von Deutschalnd tätig? (Mehrfachnennungen sind möglich). 90

101 Dass Wissenschaft international ist, wird nicht nur an den beruflichen Kontakten ins Ausland deutlich, sondern auch an den beruflichen Kontakten, die die Internationalen ProfessorInnen innerhalb Deutschlands pflegen, und an der Häufigkeit dieser Kontakte. Im Durchschnitt haben 84 % aller ProfessorInnen berufliche Kontakte zu Menschen aus ihrem Herkunftsland bzw. dem Herkunftsland ihrer Eltern. ProfessorInnen an Fachhochschulen berichten eher unterdurchschnittlich über solche Kontakte. Zu Menschen aus anderen Ländern pflegen ProfessorInnen an Universitäten und Kunsthochschulen besonders häufig Kontakte (85 %) (vgl. Abb. 57). Abb. 57: Berufliche Kontakte zu bestimmten Personengruppen in Deutschland (in %) 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % Häufig Selten Nie Häufig Selten Nie Zu Menschen aus dem Herkunftsland bzw. dem Herkunftsland der Eltern 15 Zu Menschen aus anderen Ländern U-Prof. (n=100) Junior-Prof. (n=23) FH-Prof. (n=39) KH-Prof. (n=13) Frage A2: Hochschulart Frage D49: Wie häufig pflegen Sie berufliche Kontakte zu folgenden Personen in Deutschland? (n=175) Sprachverwendung in beruflichen Kontexten In verschiedenen beruflichen Kontexten (Lehre, Forschung, Kollegium) werden bestimmte Sprachkenntnisse gefordert bzw. genutzt (vgl. Abb. 58). Deutsch ist auch bei den Internationalen ProfessorInnen in allen beruflichen Kontexten an allen Hochschularten die dominante Sprache. Ausgenommen werden muss der Forschungskontext an Universitäten, in dem Englisch häufiger vorkommt. Unabhängig von der Hochschulart sprechen über 90 % der ProfessorInnen in ihren Lehrveranstaltungen Deutsch. 69 % der ProfessorInnen an Kunsthochschulen und fast 50 % der UniversitätsprofessorInnen lehren in Englisch sowie fast ein Drittel der ProfessorInnen an Kunsthochschulen in einer weiteren Sprache. Eine weitere Sprache kommt im Durchschnitt am häufigsten im Forschungskontext bei den Kunsthochschulen zum Einsatz (40 %). 91

102 Abb. 58: Sprachverwendung in beruflichen Kontexten (in %) 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % Lehre Forschung Kollegium Lehre Forschung Kollegium Lehre Forschung Kollegium Deutsch (n=u: 138, FH: 43, KH: 16) Englisch (n=u: 138, FH: 42, KH: 16) 14 Weitere Sprache (n=u: 100, FH: 30, KH: 13) 5 20 U FH KH Frage A2: Hochschulart Frage B18: Wie häufig sprechen Sie folgende Sprachen in den angegebenen beruflichen Kontexten? Einschätzung der Arbeitssituation Wie die Internationalen ProfessorInnen ihre aktuelle Arbeitssituation beschreiben, wurde in einem Fragenblock abgefragt, in dem sie einzelne Aspekte als für ihre Situation voll und ganz zutreffend (1) bis überhaupt nicht zutreffend (5) bewerten sollten. Die Ergebnisse werden nach Hochschulart und Art der Professur gesondert ausgewiesen. Es zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen ProfessorInnen an Universitäten, Fachhochschulen und Kunsthochschulen sowie JuniorprofessorInnen, die in den folgenden Ausführungen dargestellt werden. Am stärksten sind die Unterschiede bei der Einschätzung der beruflichen Sicherheit, des Erfolgs- und Zeitdrucks, der Belastung durch die Lehre, der Bedeutung der eigenen Arbeit für andere und bei der Aussage, genügend Rückmeldung über Forschungsleistungen zu bekommen. Außerdem gibt es signifikante Unterschiede hinsichtlich der Tätigkeitsvielfalt, Isolation und der Aussage, nur eine geringe Belohnung für Dienstleistungen und Selbstverwaltung zu bekommen, der Möglichkeit, beruflich weiterzukommen sowie hinsichtlich des Gestaltungsspielraums in der Lehre. Besonders interessant ist die Gegenüberstellung der ProfessorInnen an Universitäten und Fachhochschulen 42. Neben wenigen Gemeinsamkeiten bei der Einschätzung einzelner Aspekte des Berufs dominieren hier die Unterschiede in der Wahrnehmung der aktuellen Arbeitssituation. 42 Universitäten und Fachhochschulen unterscheiden sich in Bezug auf Lehre und ihre Organisation. So beträgt das Lehrdeputat je nach Bundesland von ProfessorInnen an Fachhochschulen 18 SWS, an Universitäten nur 8 und 9 SWS. JuniorprofessorInnen haben eine Lehrverpflichtung von 4 bis 6 SWS (Preißler 2012). Für den Karriereweg von ProfessorInnen an Fachhochschulen ist eine fünfjährige Berufstätigkeit, die mindestens drei Jahre außerhalb der Hochschule stattgefunden haben muss, kennzeichnend. Eine Habilitation ist für ProfessorInnen an Fachhochschulen nicht notwendig. Fachhochschulen haben eine stärkere Anwendungs- und Praxisorientierung. An Universitäten ist der Konflikt zwischen Lehre und Forschung deutlich ausgeprägter als an Fachhochschulen, da dort die Lehre und Anwendung eher im Fokus stehen. 92

103 Sehr ähnlich fällt das Antwortverhalten der ProfessorInnen an Universitäten und Fachhochschulen in der Zustimmung 43 zu folgenden Items aus: Selbstständigkeit (84 %/83 %), freie Zeiteinteilung (57 %/53 %), große Bedeutung der eigenen Arbeit für andere (45 %/50 %), unzureichende Ausstattung des Arbeitsplatzes (32 %/35 %), Routine (16 %/18 %) und Isolation (7 %/8 %). Dagegen zeigen sich große Unterschiede in der Einschätzung des Erfolgsdrucks (48 % vs. 15 %), Zeitdrucks (70 % vs. 50 %), der Möglichkeiten zur Verwirklichung eigener Ideen (82 % vs. 60 %), der Tätigkeitsvielfalt (90 % vs. 68 %), der Möglichkeit, beruflich weiter zu kommen (42 % vs. 20 %), der Lehre als Belastung (45 % vs. 69 %) und der Zufriedenheit über die Rückmeldung zu Forschungsleistungen (54 % vs. 33 %). So zeichnet sich die aktuelle Arbeitssituation der Mehrheit (> 80 %) der ProfessorInnen an Universitäten im Gegensatz zu den ProfessorInnen an Fachhochschulen zwar in höherem Maß durch Tätigkeitsvielfalt, Freiheit in der Forschung und Möglichkeiten zur Verwirklichung eigener Ideen aus, ist aber auch von mehr Zeitdruck, Erfolgsdruck und Arbeitsüberlastung geprägt. Bei den ProfessorInnen an Fachhochschulen bestätigen fast alle Befragten berufliche Sicherheit (98 %), fühlen sich aber mehrheitlich durch den Umfang der Lehre einer großen Belastung ausgesetzt (69 %), haben zu wenig Zeit für Forschung (80 %) und sehen Dienstleistungen und Selbstverwaltung als zu gering belohnt (74 %). Nach Einschätzung der JuniorprofessorInnen 44 unterscheidet sich ihre Arbeitssituation bei einzelnen Merkmalen vom Alltag der anderen ProfessorInnen bedeutend. So stimmen zwar drei Viertel der Befragten aus dieser Gruppe überein, dass sie über eine freie Zeiteinteilung und einen großen Spielraum bei der Gestaltung der Lehre verfügen. Das sind weitaus mehr Befragte als unter den UniversitätsprofessorInnen. Negative Aspekte des Berufsalltags sind allerdings auch stärker ausgeprägt als bei den KollegInnen: Zeitdruck (83 %), Arbeitsüberlastung (75 %) und Erfolgsdruck (75 %). Jede/r dritte JuniorprofessorIn berichtet von Routine und fast jede/r Fünfte fühlt sich isoliert. Aufgrund des befristeten Beschäftigungsvertrags überrascht es nicht, dass nur 8 % berufliche Sicherheit empfinden. Bei den ProfessorInnen an Kunsthochschulen fällt auf, dass sie im Vergleich zu den ProfessorInnen an Universitäten und Fachhochschulen mit Abstand am unzufriedensten mit der Ausstattung ihrer Arbeitsplätze sind (64 % vs %), jedoch am häufigsten ihre Bezahlung als angemessen betrachten (55 % vs %). Möglichkeiten zur Verwirklichung eigener Ideen sehen 92 % der Befragten. Häufig wird von einer guten Kooperation im Kollegium berichtet (67 % vs. 43 Die Zahlen in den Klammern geben die Häufigkeit der Nennungen der Kategorien Trifft voll und ganz zu und Trifft eher zu. Jeweils der erste Wert gibt das Antwortverhalten der ProfessorInnen an Universitäten wieder. 44 Im Jahr 2002 wurde die Juniorprofessur an Universitäten eingeführt, die herausragenden Promovierten Forschung und Lehre ermöglicht und sie für eine Berufung auf eine Lebenszeitprofessur qualifiziert. Der Anteil von Juniorprofessuren in Berlin und Hessen beträgt derzeit 4,4 % (StBA 2013d: 44). In der Stichprobe der Internationalen ProfessorInnen ist der Anteil mit 14 % überdurchschnittlich hoch. 93

104 42-60 %). Von Selbstständigkeit im Arbeitsalltag gehen vergleichsweise wenige ProfessorInnen an Kunsthochschulen aus (58 % vs %). Übereinstimmend bestätigen zu einem Großteil (82 %-92 %) aller ProfessorInnen, dass der Abwechslungsreichtum ihres Berufs für ihre Arbeitszufriedenheit besonders wichtig ist. In der Einschätzung der einzelnen Aspekte der Arbeitssituation sind zum Großteil keine signifikanten Unterschiede zwischen Professorinnen und Professoren vorhanden. Die Items Zeitdruck, Tätigkeitsvielfalt und Selbstständigkeit wurden jedoch von Frauen signifikant häufiger für ihre Arbeitssituation zutreffend eingeschätzt (vgl. Tab. 9). Tab. 9: Einschätzung der aktuellen Arbeitssituation, nach Geschlecht (trifft voll und ganz zu, trifft eher zu*) (in %) Männlich Weiblich Zeitdruck Tätigkeitsvielfalt Selbstständigkeit Gesamt Anzahl * Antwortskala von 1 = Trifft voll und ganz zu bis 5 = Trifft überhaupt nicht zu Berufliche Zufriedenheit Arbeitszufriedenheit ist eines der am häufigsten untersuchten Konstrukte in den Arbeitswissenschaften und der Betriebs- und Organisationspsychologie. Im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen sind HochschullehrerInnen insgesamt eher zufrieden mit ihrer aktuellen beruflichen Situation. 45 Schomburg et al. weisen außerdem darauf hin, dass die Berufszufriedenheit in den vergangenen zwanzig Jahren erstaunlich stabil geblieben ist und trotz gravierender Veränderungen in Lehre und Studium auf hohem Niveau verharrt (Schomburg/Flöther/Wolf 2012: 104). Die Befragung der Internationalen ProfessorInnen zeigt ebenfalls ein positives Bild. Etwa drei Viertel der Befragten sind mit ihrer beruflichen Situation zufrieden. An Universitäten und (Fach-)Hochschulen beträgt dieser Anteil jeweils etwa 73 %, an Kunsthochschulen 77 %. Negative oder als belastend wahrgenommene Aspekte des Berufsalltags wie z. B. Konflikte, unzureichende Arbeitsplatzausstattung und Zeitdruck können die Zufriedenheit senken. Hingegen können positive Aspekte wie z. B. Aufstiegschancen, Tätigkeitsvielfalt und Kooperation unter KollegInnen zu einem Anstieg der Zufriedenheit führen. 45 So gaben bei der CAP-Studie 71 % der UniversitätsprofessorInnen und 66 % der ProfessorInnen an anderen Hochschulen an, mit ihrer aktuellen beruflichen Situation insgesamt zufrieden zu sein (Jacob/Teichler 2011: 46f.). Die LESSI-Erhebung kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Hier waren 67 % der Universitäts- und 72 % der (Fach-)HochschulprofessorInnen zufrieden mit ihrer beruflichen Gesamtsituation (Schomburg/Flöther/Wolf 2012: 103). 94

105 Aufgrund der niedrigen Fallzahlen ist eine Fächergruppenspezifik nur für ProfessorInnen an Universitäten festzustellen. Hier beträgt die Varianz zwischen den einzelnen Fächergruppen fast 29 Prozentpunkte. So geben in den Rechts- /Wirtschafts-/Sozialwissenschaften nur 59 % und der Medizin, den Gesundheitswissenschaften und der Veterinärmedizin nur 67 % an, mit ihrer beruflichen Situation zufrieden zu sein, in der Kunst und den Kunstwissenschaften sind es hingegen 88 % (vgl. Abb. 59). Abb. 59: Zufriedenheit mit der beruflichen Situation nach Fächergruppe (in %) KUW (n=25) ING (n=17) HMED (n=9) MNAT (n=55) RWS (n=33) SPK (n=38) % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % zufrieden (Werte 1 und 2) teils, teils (Wert 3) unzufrieden (Werte 4 und 5) Frage B13: Welchem Studienbereich ist Ihre Professur zugeordnet? Frage B30: Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihrer gegenw ärtigen beruflichen Situation? (n=177) * Antwortskala von 1 = Voll und ganz zufrieden bis 5 = Überhaupt nicht zufrieden Im Vergleich der Fächergruppen hinsichtlich der Zufriedenheit der Befragten mit der beruflichen Situation heben sich die ProfessorInnen der Rechts-/Wirtschafts- /Sozialwissenschaften hervor, bei denen insgesamt 41 % nur teilweise zufrieden bzw. unzufrieden sind. Eine Erklärungsmöglichkeit bietet die Betrachtung der Einschätzung der Items zur Arbeitssituation. Hier wird deutlich, dass ProfessorInnen dieser Fächergruppe mit der Bezahlung und den Möglichkeiten beruflich weiterzukommen besonders unzufrieden sind. Sie scheinen sich vermehrt isoliert zu fühlen und über mangelnde Kooperation im Kollegium zu klagen. Außerdem fühlen sie sich in ihrer Zeiteinteilung nicht frei. Bei der Suche nach Geschlechterunterschieden in der beruflichen Zufriedenheit ist die Gruppe der Unzufriedenen bei Männern und Frauen gleich groß, der Männeranteil ist bei den Zufriedenen etwas höher (78 % zu 64 %), während 20 % der Frauen antworteten, dass sie teils, teils zufrieden seien. 95

106 6.4.5 Resümee: Die gegenwärtige berufliche Situation Internationaler ProfessorInnen Zur gegenwärtigen beruflichen Situation Internationaler ProfessorInnen lässt sich im Vergleich zur Gesamtprofessorenschaft festhalten, dass sie zu einem größeren Anteil an Universitäten arbeiten, ihr Frauenanteil wesentlich höher ist und sie mit größeren Anteilen in den Fächergruppen Mathematik/Naturwissenschaften, Sprach-/Kulturwissenschaften sowie Kunst/Kunstwissenschaft vorkommen. Sie verfügen häufiger über Kontakte zu Menschen aus anderen Ländern und nutzen sowohl in Lehre als auch Forschung ihre Mehrsprachigkeit. Internationale ProfessorInnen verwenden an Universitäten mehr Zeit für die Forschung, an Fachhochschulen mehr Zeit für ihre Lehrtätigkeit als ihre KollegInnen. Insgesamt sind die meisten Internationalen ProfessorInnen mit ihrer beruflichen Situation zufrieden und schätzen besonders den Abwechslungsreichtum ihres Berufs. Nach Hochschulart und Art der Professur gibt es jedoch Unterschiede in der Einschätzung einzelner Aspekte der Arbeitssituation. UniversitätsprofessorInnen (inkl. JuniorprofessorInnen) sind besonders mit dem Zeitdruck, Erfolgsdruck und der Arbeitsüberlastung unzufrieden. ProfessorInnen an Fachhochschulen klagen hinsichtlich der großen Lehrbelastung, der zu knappen Zeit für Forschung und der geringen Belohnung von Dienstleistungen und Verwaltungsaufgaben. An Kunsthochschulen ist die Unzufriedenheit mit der Ausstattung der Arbeitsplätze am größten. 6.5 Teilhabe an der Hochschule und Wissenschaft Je nachdem, wie lange Internationale ProfessorInnen in Deutschland leben bzw. wie vertraut sie mit dem deutschen Hochschulsystem, der deutschen Sprache, der jeweiligen Fachkultur usw. sind, stellen sich ihnen bestimmte Partizipationsund Gestaltungsmöglichkeiten oder Orientierungs- und Kommunikationsschwierigkeiten in der Hochschule und Wissenschaft. Inwieweit die Befragten in Netzwerke innerhalb und außerhalb der Hochschule involviert sind, welche Erfahrungen sie mit Kooperations- und Konkurrenzverhalten haben und ob sie Situationen der Bevorzugung und/oder Benachteiligung erlebt haben, wird in diesem Kapitel näher betrachtet. Außerdem wird ihre Sicht auf die Willkommenskultur an deutschen Hochschulen und auf die aktuellen Veränderungen in der Hochschullandschaft in Deutschland analysiert Teilhabe Mit akademischen Funktionen sind Gestaltungsrechte und -pflichten verknüpft, die Verantwortungsübernahme und Engagement fordern. Sie eröffnen auf der einen Seite Chancen, andererseits bedeuten Mitbestimmung, Gestaltungsfreiheit und Einfluss einen Mehraufwand an Zeit und Kraft. In den folgenden Ausführungen werden die Teilhabemuster und die damit verbundenen Erfahrungen für die Gruppe der Internationalen ProfessorenInnen analysiert. 96

107 Funktionen innerhalb der Hochschule und Wissenschaft, Netzwerke Jede/r ProfessorIn übernimmt früher oder später bestimmte Funktionen innerhalb der Hochschule, der Fakultät oder auf Institutsebene. Auch wenn Vergleichsdaten fehlen, scheint das Aktivitätsniveau der untersuchten Gruppe sehr hoch zu sein. Von allen Befragten sind bzw. waren 80 % der Professorinnen und 87 % der Professoren Mitglied in Hochschulgremien, jeder zweite Professor und 39 % der Professorinnen haben/hatten eine Institutsleitung inne. (Studien- )Dekan/in oder Prodekan/in sind bzw. waren bereits ein Drittel der männlichen Befragten und jede fünfte Frau. Das Amt der/des Beauftragten für Internationalisierung haben bzw. hatten 20 % der Professoren und 8 % der Professorinnen übernommen (vgl. Abb. 60). Abb. 60: Ausübung von Funktionen an der Hochschule nach Geschlecht (Mehrfachnennungen, in %) Mitgliedschaft in Hochschulgremien Institutsleitung (Studien-)DekanIn, ProdekanIn (Vize-)PräsidentIn, (Pro-)RektorIn BeauftragteR für Internationalisierung Sonstige Funktion/en % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Frauen (n=52) Männer (n=113) Frage A6: Geschlecht Frage B25: Üben Sie derzeit oder haben Sie früher eine oder mehrere der folgenden Funktionen ausgeübt? (n=165) Die Mehrheit der Befragten ist auch außerhalb ihrer Hochschule in Fach- bzw. Wissenschaftsgesellschaften (Männer 78 %, Frauen 76 %) und Institutionen der Forschungsförderung (Männer 66 %, Frauen 55 %) aktiv und gut vernetzt (vgl. Abb. 61). Diese Einbindung variiert mit der Hochschulart. Bei ProfessorInnen an Universitäten kommt die Mitgliedschaft und Beteiligung an Fach- /Wissenschaftsgesellschaften (87 % vs. 57 %) und Institutionen der Forschungsförderung (73 % vs. 37 %) häufiger vor als bei ProfessorInnen an Fachhochschulen. 97

108 Abb. 61: Aktivität in verschiedenen Gesellschaften und Institutionen nach Geschlecht (Mehrfachnennungen, in %) Fach-/Wissenschaftsgesellschaften Institutionen der Forschungsförderung (z. B. Gremienmitglied, GutachterIn o. a.) Einrichtungen der wissenschaftlichen Politikberatung Hochschulräte/Hochschulkuratorien Kommissionen zur Begutachtung, Evaluierung oder Akkreditierung von Studiengängen und Hochschulen Gewerkschaft/Berufsverband Sonstiges % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Frauen Frage A6: Geschlecht Frage B26: Sind Sie aktiv in...? (Mehrfachnennungen sind möglich.) Männer (n=164) Auszeichnungen, Preise Für ihre wissenschaftlichen bzw. künstlerischen Leistungen wurden insgesamt 44 % der Befragten bereits durch Auszeichnungen gewürdigt. Dieser Anteil variiert nach Geschlecht (Männer 48 %, Frauen 36 %) und nach Hochschulart (Universitäten 49 %, Fachhochschulen 29 %, Kunsthochschulen 40 %) (vgl. Abb. 62). Abb. 62: Auszeichnungen, Preise (in %) Frauen (n=56) Männer (n=120) Universität (n=128) Fachhochschule (n=38) Kunsthochschule (n=10) % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Ja Nein Frage A2: Hochschulart Frage A6: Geschlecht Frage B24: Haben Sie für Ihre wissenschaftlichen/künstlerischen Arbeiten Auszeichnungen (Preise, Ehrungen, Ehrentitel o. Ä.) erhalten? (n=176) 98

109 Kooperation, Isolation und Konkurrenz Auf den ersten Blick scheinen die Internationalen ProfessorInnen innerhalb ihrer wissenschaftlichen Community und ihrer Hochschule gut vernetzt zu sein, lediglich 9 % fühlen sich isoliert. 54 % aller Befragten signalisieren eine gute Kooperation im Kollegium, nur 17 % erleben Konkurrenz unter KollegInnen und 28 % berichten von mangelndem Interesse der KollegInnen am wissenschaftlichen Austausch. Es werden Unterschiede sichtbar, wenn Männer und Frauen getrennt voneinander betrachtet werden. So bestätigen 19 % der Frauen Konkurrenz unter KollegInnen (15 % der Männer) und 14 % erleben Isolation (7 % der Männer). 30 % der Frauen beschreiben das Interesse am wissenschaftlichen Austausch unter KollegInnen als mangelhaft (Männer 27 %) und weniger als die Hälfte (47 %) spricht von guter Kooperation im Kollegium (Männer 58 %) (vgl. Abb. 63). Damit bestätigt sich das Bild von der Wissenschaft, in der Frauen immer noch mit einigen Hürden kämpfen müssen. Abb. 63: Kooperation, Isolation und Konkurrenz im Arbeitsalltag nach Geschlecht (Trifft voll und ganz zu, trifft eher zu) (in %) Gute Kooperation im Kollegium Mangelndes Intereresse der KollegInnen am wissenschaftlichen Austausch Isolation Konkurrenz unter KollegInnen % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Frauen (n=58) Männer (n=123) Frage A6: Geschlecht Frage B29: Nachfolgend ist eine Reihe von Aspekten zur Beschreibung Ihrer Arbeitssituation aufgelistet. Bitte geben Sie an, inwieweit Ihre Situation durch diese Merkmale gekennzeichnet ist. (n=181) * Antwortskala von 1 = Trifft voll und ganz zu bis 5 = Trifft überhaupt nicht zu Auch nach Hochschulart sind Unterschiede sichtbar. Über gute Kooperation im Kollegium berichtet ein großer Anteil der ProfessorInnen an Kunsthochschulen (67 %) im Vergleich zu 60 % bzw. 51 % der ProfessorInnen an Fachhochschulen und Universitäten. Von Konkurrenz berichten 20 % der ProfessorInnen an Universitäten (je 8 % an FH, KH), 17 % an Kunsthochschulen fühlen sich isoliert (9 % U, 8 % FH) und von mangelndem Interesse an wissenschaftlichem Austausch gehen 41 % der ProfessorInnen an Fachhochschulen aus (26 % U, 8 % KH). 99

110 6.5.2 Bevorzugung und Benachteiligung Es wird angenommen, dass verschiedene Globalisierungstendenzen und Internationalisierungsbemühungen in Deutschland zu einer Öffnung des Arbeitsmarktes und somit der Hochschulen für Internationale ProfessorInnen geführt hat. Demzufolge könnte sich der internationale Hintergrund der befragten ProfessorInnen positiv auf ihre wissenschaftliche Karriere ausgewirkt haben. Dies bestätigen insgesamt 53 % der Befragten, mehr Männer (57 %) als Frauen (45 %). Unter den Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit sind es 45 %, 49 % der Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit (deutsch/ausländisch) und 60 % der Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit. Außerdem gibt es große Unterschiede nach Geburtsland/-region: So bestätigen die positiven Auswirkungen des internationalen Hintergrunds nur 38 % der OsteuropäerInnen, jedoch 82 % der NordamerikanerInnen (vgl. Abb. 64). Abb. 64: Positive und negative Auswirkungen aufgrund des internationalen Hintergrunds (Antwortkategorien 1 und 2, in %) Frauen Männer andere deutsche/andere deutsch Deutschland Österreich/Schweiz Übriges Westeuropa Osteuropa Nordamerika Lateinamerika Asien Geschlecht (d54_3 n=164) (d54_4 n=172) * Antwortskala von 1 = Stimme voll und ganz zu bis 5 = Stimme überhaupt nicht zu Staatsangehörigkeit (d54_3 n=164) (d54_4 n=172) Geburtsland/-region (d54_3 n=164) (d54_4 n=172) % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % Positive Auswirkungen Negative Auswirkungen Frage A6: Geschlecht Frage A4: Welche Staatsangehörigkeit haben Sie? Frage A8: Geburtsland Frage D54: Bitte schätzen Sie die folgenden Aussagen ein. D54_3: Mein internationaler Hintergrund hat sich positiv auf meine wissenschaftliche Karriere ausgewirkt. D54_4: Aufgrund meines internationalen Hintergrunds hatte ich im Verlauf meiner wissenschaftlichen Karriere Hindernisse zu überwinden. 100

111 Insgesamt sieht die Mehrzahl also einen positiven Effekt ihrer internationalen Herkunft auf ihre Karriere. Aber es macht einen Unterschied, ob Frau oder Mann, Deutsche/r oder AusländerIn, OsteuropäerIn oder NordamerikanerIn eine wissenschaftliche Karriere in Deutschland anstrebt. Zur Spiegelung der Antworten wurde auch nach der persönlichen Wahrnehmung von Hindernissen aufgrund des eigenen internationalen Hintergrunds im Verlauf der wissenschaftlichen Karriere gefragt. Insgesamt 28 % der Befragten stimmten der Aussage zu, dass sie Hindernisse zu überwinden hatten. Bei den Frauen bejahten 32 %, bei den Männern 27 % der Befragten diese Aussage. Erstaunlicherweise bestätigten mehr Personen mit deutscher bzw. deutscher und ausländischer Staatsangehörigkeit (je 33 %) diese Aussage. Unter den Befragten mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit stimmte knapp jede/r Vierte zu (24 %). Unterschiede zeigten sich auch je nach Geburtsland/-region: Seltener hatten ProfessorInnen aus Österreich/Schweiz und Nordamerika mit Hindernissen zu tun (17 %), allerdings mehr als jede/r zweite in Asien geborene ProfessorIn (60 %, n = 6) (vgl. Abb. 64). Um einen tieferen Einblick in die Erfahrungen mit Bevorzugung, Benachteiligung und/oder Diskriminierung zu erhalten, wurden die ProfessorInnen um ihre Einschätzung gebeten, ob sie durch bestimmte Merkmale Vor- oder Nachteile in Deutschland erlebt haben. Ein Vorteil aufgrund nationaler oder ethnischer Herkunft, des Geschlechts, von Kindern, Alter oder Religion wurde in unterschiedlichem Maß bestätigt (vgl. Abb. 65). Abb. 65: Erfahrene Vorteile nach Geschlecht (Mehrfachnennungen, in %) 29 Nationale Herkunft Ethnische Herkunft Geschlecht Kind(er) Alter Religion Sonstiges % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % Frauen Männer Gesamt Frage A6. Geschlecht Frage E58V/E58N: Haben Sie in Deutschland jemals Vorteile/Nachteile aufgrund einer der folgenden Gründe erfahren? Nennen Sie bitte in dem Textfeld konkrete Erfahrungen als Beispiel. (n=67) 101

112 Es geben 21 % der Männer und 29 % der Frauen an, aufgrund ihrer nationalen Herkunft in Deutschland Vorteile genossen zu haben. Das verdeutlichen folgende Erfahrungsbeispiele (im Original wiedergegeben): Österreicher genießen in Dtl. tendenziell positiven Ruf (nervt aber manchmal auch, wenn man immer als süß und charmant angesehen wird) (männlich, Österreich/Schweiz) Positives Bild der Skandinaven in Deutschland (weiblich, übriges Westeuropa) Studenten mögen Schweizer Dialekt und Akzent. (männlich, Österreich/Schweiz) To be a Lektor für Englisch or a Professor for Business and Technical English it has been an advantage to be an American native speaker with good German skills. (männlich, Nordamerika) Deutsche finden Dänen im Allgemeinen nett, verlässlich, kooperativ und werden selten enttäuscht. (männlich, übriges Westeuropa) Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ethnie haben dreimal so viele Frauen (12 %) als Männer bereits als Vorteil erfahren. Eine Frau schrieb: in Deutschland hilft es, Weiss und Europäer zu sein, wie ich (übriges Westeuropa). Die Zugehörigkeit zum europäischen Kulturkreis wurde mehrfach als Vorteil betont. Von insgesamt 32 % der Frauen wird bestätigt, dass sie bereits Vorteile aufgrund ihres Geschlechts erfahren haben. Zum Beispiel schreibt eine Professorin: Als Frau in den Ingenieurwissenschaften hat man besonders viel Aufmerksamkeit, insbesondere in Ländern wie Deutschland, in denen sehr wenig Frauen auf diesem Gebiet studieren und arbeiten. (weiblich, Osteuropa). Mehrere Befragte fühlten sich im Rahmen von Frauenförderprogrammen aufgrund ihres Geschlechts bevorteilt. Eine andere Professorin berichtet: Frau + Prof + trotzdem 2 Kinder wird immer wieder von Außen (u.a. Medien) als besonders toll (und selten) empfunden (übriges Westeuropa). Vorteile aufgrund von Elternschaft geben 11 % der Professoren und 7 % der Professorinnen an. So schildert ein Professor, dass er durch seine Kinder in Deutschland meist nur positive Erfahrungen gemacht hat und den Staat als kinderfreundlich einschätzt. Ein anderer hat erlebt, dass Kinder neue Gelegenheiten der Integration in die deutsche Gesellschaft (Schule, Sportaktivitäten etc.) bieten. Außerdem wird das Kindergeld als Vorteil angesehen. Eine positive Altersdiskriminierung haben insgesamt 7 % der männlichen und weiblichen ProfessorInnen erlebt. Dazu schreiben folgende Professoren: Britische Wissenschaftler haben einen guten Ruf in Deutschland, und wir sind oft meist jung, wenn wir promovieren. Ich konnte deshalb früh als postdoc arbeiten, kriegte Anerkennung und hohe Verantwortung im frühen Alter. (übriges Westeuropa) 102

113 Die jungen Bewerber werden bevorzugt. Da ich aber selber noch jung war, war das für mich eher vom Vorteil. (Osteuropa) Gute junge Wissenschaftler haben sicherlich Vorteile in ihrer Projektfoerderung durch Drittmittel. (Osteuropa) Das bestätigen auch in ähnlicher Form Professorinnen. Eine negative Diskriminierung aufgrund spezifischer Merkmale bestätigen meist weitaus häufiger Frauen als Männer (vgl. Abb. 66). Abb. 66: Erfahrene Nachteile nach Geschlecht (Mehrfachnennungen, in %) 34 Nationale Herkunft Ethnische Herkunft Geschlecht Kind(er) Alter Religion Sonstiges % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Frauen Männer Gesamt Frage A6: Geschlecht Frage E58N: Haben Sie in Deutschland jemals Nachteile aufgrund einer der folgenden Gründe erfahren? Nennen Sie bitte in dem Textfeld konkrete Erfahrungen als Beispiel. (n=74) So haben 34 % der Frauen und 19 % der Männer Nachteile aufgrund ihrer nationalen Herkunft und 13 % der Frauen bzw. 6 % der Männer wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit erlebt. Oftmals hängen die Einschätzung mit bürokratischen Hürden und Erschwernissen zusammen, aber auch erfahrenem Rassismus, fehlender Toleranz und mangelnder Offenheit von KollegInnen wie die folgenden Beispiele zeigen: Als ich nach Deutschland kam, war Österreich noch nicht in der EU und ich durfte die Auslandsämter intensiv kennen lernen. (weiblich, Österreich/Schweiz) Eine befristete Aufenthaltsgenehmigung und die Notwendigkeit für Konferenzreisen ein Visum in viele Länder (insbesondere in meinen ersten Jahren in DE) zu beantragen waren belastend. (männlich, Osteuropa) 103

114 Ich habe einen ausländischen Geburtsnamen und einen etwas dunkleren Teint. Das hat in meiner Jugend schon mal zu rassistischen Äußerungen geführt. (weiblich, Deutschland) Ich konnte 6 Monate lang Deutschland nicht verlassen, da ich als frisch berufener deutscher Professor keine Aufenthaltsgenehmigung hatte [ ] Fünf Jahre lang konnte ich als [Osteuropäer] nicht verbeamtet werden, im Gegensatz zu Professoren aus westeuropäischen Ländern und den USA. (männlich, Osteuropa) Man muss immer erst nachweisen, dass man nicht dümmer als der durchschnittsdeutsche Akademiker ist, bevor man akzeptiert wird. (männlich, Afrika) No knowledge of German initially. Language barrier when trying to get things done personally and professionally. (weiblich, Asien) Bei meiner ersten Anstellung an einer Uni in Bayern wurde mir vom Personalchef glatt ins Gesicht gesagt, wenn er etwas zu bestimmen hätte, wäre ich, Ausländerin, nicht engagiert worden. (weiblich, Österreich/Schweiz) Eine geschlechtsspezifische Diskriminierung haben 47 % der befragten Professorinnen und 10 % der Professoren erlebt. Die Schilderungen beschränken sich häufig auf allgemeine Äußerungen wie Als Frau hat man in DE immer das Nachsehen! (übriges Westeuropa) oder Ich finde Deutschland sehr frauenkarrierefeindlich (weiblich, Osteuropa). Mitunter wurde eine gläserne Decke für Frauen vermutet (weiblich, Österreich/Schweiz). Mehrfach wurde genannt, dass bei Stellenausschreibungen mitgeteilt worden sei, dass die Stelle ausschließlich für Frauen bzw. Männer vorgesehen war (männlich, Osteuropa; weiblich, Deutschland). Es gab aber auch detaillierte Schilderungen der erfahrenen Nachteile, wie z. B. in folgender Aussage: als Mann hatte ich sehr häufig Probleme mit der Frauenquote! Ganz besonders hat es mich geärgert, dass die Quote rassistisch begründet ist: allein die genetische Eigenschaft ist ausschlaggebend. Ich habe mich um meine Kinder gekümmert, dafür sogar beruflich ausgesetzt, und es wird mir eine Frau vorgezogen ohne gleiche Qualifikation (sie hatte dann noch drei Jahre Zeit, die Promotion nachzuholen) die kinderlos war (männlich, Deutschland). Kinder üb(t)en für 11 % der Männer und 19 % der Frauen einen negativen Einfluss auf die berufliche Karriere aus. So schreibt eine Professorin: Bei der Bewerbung um W3-Stellen wird oftmals ignoriert, dass man in Elternzeit war oder Pflegeverantwortung hat. Es zählt einzig die Länge der Publikationsliste. Dass man aufgrund von Pflegeverantwortung und während der Elternzeit nicht ganz so zum Publizieren kommt und die Liste daher in diesem Abschnitt kürzer ist, wird von den meisten männlichen Berufungskommissionen ignoriert (Österreich/Schweiz). Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie, d. h. Kindern, und Beruf belegen folgende Aussagen: 104

115 Life changed substantially because of the serious problems and high costs in getting childcare services. That means as a couple, we have very little time and opportunity to be away from the kids. (weiblich, Asien) Frauen mit Kindern sind in der Wissenschaft strukturell benachteiligt, ganz gleich, welcher Herkunft sie sind. (weiblich, übriges Westeuropa) Probleme bei Kinderbetreuung weil Schulunterricht ausfiel, Kinderfeindlichkeit bei der Wohnungssuche. (männlich, Lateinamerika) Benachteiligung beim Versuch die Familie in wichtigen Aspekten (Gesundheit, Schule) vor Instituts- und Universitätstermine zu stellen. Interesse an Forschung und Lehre wird von den Institutionen angezweifelt. (männlich, übriges Westeuropa) Erfahrungen mit Altersdiskriminierung sind bei Frauen mit 21 % dreimal so häufig wie bei Männern. Erlebnisse wurden dazu nur selten geschildert. Ein Professor schreibt: Mit zunehmendem Alter wird man weniger einbezogen in die leistungsbetonte Zukunftsgestaltung des Fachbereichs (männlich, Westeuropa). Ein Zitat einer Professorin verdeutlicht die Mehrfachdiskriminierung als Frau mittleren Alters mit kleinen Kindern in einem männerdominierten Berufsfeld: In der Tat ist es nicht immer einfach, mit 40 und 2 relativ kleinen Kindern im Spielfeld von Prof-Kollegen zu spielen, die alle deutlich älter sind (also: Kinder deutlich älter, selbstständiger) bzw. Männer mit ihren besonderen Kommunikationsformen. (weiblich, übriges Westeuropa) Als Beispiel für die von 4 % der Professoren und 6 % der Professorinnen erlebten Diskriminierungen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit steht die folgende Aussage: There s anti-muslim debates in politics and media; on an everyday level, people ask me why I don t wear headscarf. (weiblich, übriges Westeuropa). Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich der internationale Hintergrund der Befragten durchaus positiv auf ihre wissenschaftliche Karriere ausgewirkt hat, auch wenn sie mitunter Hindernisse überwinden mussten und sowohl positive als auch negative Diskriminierungserfahrungen aufgrund ihrer Nationalität, ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, ihres Alters, Geschlechts oder wegen elterlicher Pflichten erleben mussten. Dabei wird oft ein- und dasselbe Merkmal von den einen als Vorteil und den anderen als Nachteil wahrgenommen. 105

116 6.5.3 Einschätzung aktueller Veränderungen in Hochschulen in Deutschland Die mit der Bologna-Reform in Verbindungen stehenden Entwicklungen und Veränderungen im deutschen Hochschulsystem werden von den Internationalen ProfessorInnen sehr unterschiedlich eingeschätzt. Während etwa 60 % internationalen Mobilitätsprogrammen und Lehrevaluationen positiv gegenüber stehen, sind es nur 44 % bis 40 % bei der Öffnung der Hochschulen für neue Gruppen, bei der Einführung eines Globalhaushalts oder der Exzellenzinitiative. Zielvereinbarungen in der Hochschule und die Stärkung des Hochschulmanagements befürworten noch weniger (je 36 %). Ca. ein Drittel schätzt Hochschulrankings, die Akkreditierung von Studiengängen/Qualitätssicherung, die Einführung gestufter Studiengänge und -abschlüsse und die Verkürzung der Studiendauer positiv ein. Die Zunahme der Anzahl privater Hochschulen befürwortet nur jede/r fünfte Befragte (vgl. Abb. 67). Signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede sind lediglich bei der Einschätzung der Akkreditierung von Studiengängen/Qualitätssicherung festzustellen. Diese Maßnahmen schätzen Frauen häufiger als gut ein (49 % vs. 27 %), Männer tendenziell eher als schlecht (44 %). Abb. 67: Entwicklungen im Hochschulbereich (in %) Einführung gestufter Studiengänge und -abschlüsse Verkürzung der Studiendauer Internationale Mobilitätsprogramme Öffnung der Hochschulen für neue Gruppen Zunahme der Anzahl privater Hochschulen Exzellenzinitiative Hochschulrankings Stärkung des Hochschulmanagements (Präsidium/Dekanate) Globalhaushalt Zielvereinbarungen in der Hochschule Lehrevaluation Akkreditierung von Studiengängen/Qualitätssicherung % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Gut (1,2) Teils, teils (3) Schlecht (4,5) Frage B27: Wie beurteilen Sie die folgenden Entw icklungen im Hochschulbereich? * Antwortskala von 1 = Sehr gut bis 5 = Sehr schlecht (n=160) Ein signifikanter Unterschied im Antwortverhalten nach Hochschulart kann nur für die Verkürzung der Studiendauer festgestellt werden: Dieser Veränderung stehen Befragte aus Fachhochschulen sowie Kunsthochschulen eher skeptisch gegenüber, 60 % bzw. 67 % schätzen sie als schlecht ein. Etwa jeweils ein Vier- 106

117 tel findet die Studiendauerverkürzung gut (FH 23 %, KH 25 %). An Universitäten gibt es eine ausgewogene Mischung aus Befürwortern, Skeptikern und denen, die in ihrem Urteil unsicher sind, von jeweils etwa 33 %. Markante Unterschiede zeigen sich nach Art der Professur. So stehen JuniorprofessorInnen der Einführung gestufter Studiengänge und -abschlüsse, der Verkürzung der Studiendauer sowie der Zunahme der Anzahl privater Hochschulen signifikant positiver gegenüber als ProfessorInnen (vgl. Tab. 10). Tab. 10: Entwicklungen im Hochschulbereich nach Art der Professur (in %) Einführung gestufter Studiengänge und -abschlüsse Verkürzung der Studiendauer Zunahme der Anzahl privater Hochschulen ProfessorInnen* JuniorprofessorInnen Gut (1, 2) 31 % 54 % Teils, teils (3) 31 % 25 % Schlecht (4, 5) 38 % 21 % Gut (1, 2) 28 % 44 % Teils, teils (3) 29 % 28 % Schlecht (4, 5) 44 % 28 % Gut (1, 2) 16 % 41 % Teils, teils (3) 29 % 32 % Schlecht (4, 5) 55 % 27 % Frage B27: Wie beurteilen Sie die folgenden Entwicklungen im Hochschulbereich? * ProfessorInnen an Universitäten, Fachhochschulen, Kunsthochschulen, außer JuniorprofessorInnen * Antwortskala von 1 = Sehr gut bis 5 = Sehr schlecht Die Befürwortung der Einführung gestufter Studiengänge und -abschlüsse unterscheidet sich außerdem signifikant nach dem/der Geburtsland/-region. Während 67 % der in Nordamerika und 57 % der in Asien Geborenen diese Entwicklung positiv bewerten, sind es nur 39 % der in Westeuropa Geborenen, etwa 30 % der ÖsterreicherInnen/SchweizerInnen und OsteuropäerInnen, 27 % mit einem Geburtsort in Lateinamerika und nur 19 % derjenigen, die in Deutschland geboren wurden (vgl. Tab. 11). Tab. 11: Befürwortung der Einführung gestufter Studiengänge und -abschlüsse (in %) Geburtsland/-region Gut (1, 2) Teils, teils (3) Schlecht (4, 5) Deutschland 19 % 38 % 43 % Österreich/Schweiz 30 % 39 % 32 % Rest Westeuropa 39 % 31 % 30 % Osteuropa 29 % 17 % 54 % Nordamerika 67 % 20 % 13 % Lateinamerika 27 % 37 % 36 % Asien 57 % 0 % 43 % Frage B27: Wie beurteilen Sie die folgenden Entwicklungen im Hochschulbereich? Einführung gestufter Studiengänge und -abschlüsse. * Antwortskala von 1 = Sehr gut bis 5 = Sehr schlecht 107

118 6.5.4 Willkommenskultur an deutschen Hochschulen und Kritik Die Hochschulen in Deutschland entwickeln zunehmend Angebote einer Willkommenskultur, um für internationale WissenschaftlerInnen attraktiv zu sein. Dazu zählen u. a. die Einrichtungen International Office, Welcome Center, Online-Informationsangebote oder Sprach- und Kulturangebote. Die Befragung sollte aufzeigen, inwieweit solche Unterstützungs- und Informationsofferten auf Interesse stoßen und von den Internationalen ProfessorInnen genutzt sowie als hilfreich eingestuft werden (bzw. wurden). Nur wenige Angebote wurden von den Befragten angenommen und als hilfreich bewertet. Die Antworten zeigen, dass nur 41 % der ProfessorInnen das International Office aufgesucht haben und davon 32 % dieses Angebot als eher hilfreich einstufen. An zweiter und dritter Stelle stehen Online-Informationsangebote (21 %) sowie Sprach- und Kulturangebote (16 %). Von den NutzerInnen fand jedoch stets etwa nur die Hälfte das Angebot hilfreich. Die Mehrheit der Befragten hat keines der genannten Angebote in Anspruch genommen (vgl. Abb. 68). Ein großer Teil der vorhandenen Angebote ist offenbar den Betroffenen entweder nicht bekannt, sie sind auf diese Angebote nicht angewiesen oder sie empfinden sie nicht als hilfreich. Abb. 68: Nutzung von Angeboten zur Unterstützung Internationaler ProfessorInnen (in %) International Office/ Akademisches Auslandsamt Welcome Center Online-Informationsangebote Sprach- und Kulturangebote Sonstige % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Hilfreich Nicht hilfreich Nicht genutzt Frage D50: Bitte geben Sie an, welche Angebote zur Unterstützung internationaler Professorinnen und Professoren an Ihrer Hochschule Sie bereits persönlich genutzt haben. (n=176) Unterschiede im Antwortverhalten nach Geschlecht sowie nach Staatsangehörigkeit (deutsch, deutsch/ausländisch, ausländisch) sind nicht vorhanden. Nach Geburtsregion/-land unterscheiden sich das Nutzungsverhalten und die Einschätzungen der Unterstützungsangebote zum Teil beträchtlich (vgl. Abb. 69). So fanden alle in Nord- oder Lateinamerika geborenen ProfessorInnen das International Office hilfreich, jedoch erreichte dieses Angebot nur 57 % bzw. 30 % der ProfessorInnen. Alle anderen nutzten bzw. kannten dieses Angebot nicht. Von denen, aus anderen Geburtsregionen, die das Angebot nutzten (22 % bis 41 %), waren 108

119 alle überwiegend zufrieden. Am seltensten erreichte das International-Office- Angebot die in Österreich oder der Schweiz Geborenen (28 %). Sie werden häufig nicht als Auswärtige wahrgenommen, die Orientierungsschwierigkeiten haben könnten, und deshalb nicht auf Unterstützungsangebote aufmerksam gemacht, wie aus einem Kommentar hervorgeht: Als Schweizerin gilt man praktisch als Deutsche, was dazu führt, dass niemand versteht, warum man gewisse Dinge nicht versteht - und sie einem auch nicht zu erklären bereit ist. Beginnt bei der Notenskala (ich musste nachbohren, um eine Erklärung zu bekommen, wie schlecht oder wie gut nun gewisse Noten zu verstehen sind) bis hin zu all den Unterlagen und Bezeichnungen von Verwaltungsvorgängen, die es in der Schweiz nicht gibt oder die anders heißen und die einem niemand erklärt. (weiblich) Abb. 69: Einschätzung der Angebote zur Unterstützung Internationaler ProfessorInnen nach Geburtsregion/-land (in %) Deutschland (n=39) Österreich/Schweiz (n=40) Übriges Westeuropa (n=41) Osteuropa (n=26) Nordamerika (n=12) Lateinamerika (n=10) Deutschland (n=35) Österreich/Schweiz (n=39) Übriges Westeuropa (n=38) Osteuropa (n=23) Nordamerika (n=12) Lateinamerika (n=10) Deutschland (n=35) Österreich/Schweiz (n=39) Übriges Westeuropa (n=38) Osteuropa (n=23) Nordamerika (n=13) Lateinamerika (n=10) Deutschland (n=36) Österreich/Schweiz (n=39) Übriges Westeuropa (n=38) Osteuropa (n=22) Nordamerika (n=13) Lateinamerika (n=10) International Office/Akademisches Auslandsamt Welcome Center Online-Informationsangebote Sprach- und Kulturangebote % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Hilfreich Nicht hilfreich Nicht genutzt Frage A8: Geburtsland Frage D50: Bitte geben Sie an, welche Angebote zur Unterstützung internationaler Professorinnen und Professoren an Ihrer Hochschule Sie bereits persönlich genutzt haben und bewerten Sie diese Angebote. (Mehrfachnennungen sind möglich.) 109

120 15 % bis 22 % aller ProfessorInnen nutzten Online-Informationsangebote, die jedoch nicht von allen als hilfreich eingeschätzt wurden. So fanden alle in Lateinamerika Geborenen das Angebot nicht hilfreich, auch von den ÖsterreicherInnen/SchweizerInnen war es die Mehrheit (13 % von 18 %). Nur die Befragten mit einem Geburtsort in Nordamerika waren damit vollkommen zufrieden (15 % von 15 %). Die Sprach- und Kulturangebote wurden am häufigsten von NordamerikanerInnen in Anspruch genommen (39 %), es folgen die in Deutschland (17 %), Osteuropa (14 %) und Lateinamerika (10 %) Geborenen. Von der Mehrheit der Nord- und LateinamerikanerInnen sind diese Angebote als hilfreich bewertet worden. Es kann vermutet werden, dass die deutschen International Offices sich an amerikanischen Vorbildern orientieren, oder dass in amerikanischen Hochschulen die Nutzung solcher Angebote für AusländerInnen geläufig ist. Das Welcome-Center wird unterschiedlich stark von einzelnen Personengruppen wahrgenommen. Am häufigsten greifen auf dieses Angebot NordamerikanerInnen zurück (17 %). Bei der großen Mehrheit der NichtnutzerInnen bleibt aber die Frage offen, ob sie die Angebote nicht nutzten, weil sie ihnen nicht bekannt waren, sie diese als nicht adäquat eingestuft haben und deshalb nicht nutzten oder ob sie keinen Bedarf hatten und ohne Unterstützung ausgekommen sind. Ein wenig Aufschluss geben die Antworten auf die Frage, ob die Befragten das Angebot zur Unterstützung Internationaler ProfessorInnen an ihrer Hochschule ausreichend finden (vgl. Abb. 70). Dies bejahen nur 23 % aller Befragten, etwa die Hälfte kann sich dazu nicht äußern (49 %). Demnach sind ihnen die Angebote nicht bekannt gewesen. Es sind insgesamt mehr Frauen mit dem Angebot unzufrieden (37 %) als Männer (24 %). Im Vergleich der Antworten nach Hochschulart zeigt sich, dass ProfessorInnen an Kunsthochschulen (62 %) am häufigsten keine Aussage über das Angebot machen können. Die ProfessorInnen an Fachhochschulen schätzen das Angebot am häufigsten als ausreichend ein (35 %). Je nach aktueller Staatsangehörigkeit fällt das Urteil ebenfalls unterschiedlich aus: 62 % der Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit können sich erwartungsgemäß nicht zu der Frage äußern, am häufigsten sind Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit mit dem Angebot nicht zufrieden (36 %). Im Vergleich der Geburtsregionen fällt auf, dass die meisten in Asien geborenen ProfessorInnen von den Angeboten Kenntnis haben (83 %, n=6). Von den anderen ProfessorInnen sind es max. 64 % (Nord-, Lateinamerika). Der Anteil derer, die das Angebot ausreichend finden, ist unter den in Lateinamerika Geborenen mit 36 % am höchsten und mit 14 % unter den in Nordamerika Geborenen am niedrigsten. Das heißt umgekehrt, dass die Unzufriedenheit mit dem Angebot bei AsiatInnen und NordamerikanerInnen am größten ist (67 % bzw. 50 %). 110

121 Abb. 70: Beurteilung der Angebote zur Unterstützung Internationaler ProfessorInnen (in %) Geschlecht Frauen (n=59) Männer (n=122) Gesamt (n=181) Hochschulart U (n=129) FH (n=40) KH (n=13) Staatsangehörigkeit Andere (n=85) Deutsche/andere (n=42) Deutsch (n=55) Geburtsland/-region Deutschland (n=38) Österreich/Schweiz (n=41) Übriges Westeuropa (n=42) Osteuropa (n=26) Nordamerika (n=14) Lateinamerika (n=11) Asien (n=6) % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Angebot ausreichend Angebot nicht ausreichend Weiß nicht Frage A2: Hochschulart Frage A4: Welche Staatsangehörigkeiten haben SIe? Frage A6: Geschlecht Frage A8: Geburtsland Frage D51: Ist Ihrer Meinung nach das Angebot zur Unterstützung internationaler Professorinnen und Professoren an Ihrer Hochschule ausreichend? Der Fragebogen war so konzipiert, dass alle Befragten die Möglichkeit hatten, ihre Verbesserungswünsche hinsichtlich des Unterstützungsangebots für Internationale ProfessorInnen zu äußern. Die ProfessorInnen wünschen sich häufig mehr Informationen und Beratung zu bestimmten Themen wie z. B. das deutsche Hochschulsystem, hochschulinterne (Selbst-)Verwaltung, die deutsche Bürokratie, Rechtsfragen, Steuern, Altersvorsorge, Krankenversicherung, Kontoeröffnung und Wohnungssuche. Es wurde außerdem eine bessere Begleitung, ein professionelleres Hosting und gut ausgestattete, professionelle Welcome Center gewünscht. Verwaltungs- und Antragsvorgänge sollten verschlankt werden, Anträge in englischer Sprache möglich sein. Dazu müsste das Verwaltungspersonal Sprachschulungen erhalten und u. a. wichtige Personaldokumente in englischer Sprache bereitgestellt werden (z. B. Arbeitsverträge). Angemerkt wurden auch Kommunikations- und Interaktionsfragen: größere Bereitschaft zur Einstellung auf andere Wissenschaftskulturen und Höflichkeitskulturen, Wertschätzung internationaler KollegInnen, soziale Kompetenzen bei der 111

122 Betreuung auswärtiger ProfessorInnen und Aufeinanderzugehen/Begrüßung durch alteingesessene KollegInnen. Außerdem werden strukturelle Veränderungen vorgeschlagen, z. B. internationale Büros in den Fakultäten. Erwünscht wären auch Sprachangebote für Internationale ProfessorInnen. Um adäquate Unterstützungsangebote zu entwickeln, bedarf es offensichtlich einer umfassenden Bedarfsanalyse an den Hochschulen. Durch die vorliegenden Daten der Befragung können nur Anregungen in die eine oder andere Richtung gegeben werden Resümee: Teilhabe an der Hochschule und Wissenschaft Die Mehrzahl der Internationalen ProfessorInnen bestätigt positive Effekte ihrer internationalen Herkunft auf ihre Karriere, allerdings in Abhängigkeit von ihrer Geschlechtszugehörigkeit, aktuellen Staatsangehörigkeit und Geburtsregion. Fast 30 % haben aufgrund ihrer internationalen Herkunft jedoch auch Hindernisse und Benachteiligungen erlebt. Diese standen in Zusammenhang mit bürokratischen Hürden, Rassismus, fehlender Toleranz und mangelnder Offenheit. Innerhalb und außerhalb ihrer Hochschule übernehmen Internationale ProfessorInnen vielfältige Funktionen und Aufgaben. Zu den aktuellen Veränderungen im Zuge der Bologna-Reform haben sie eine Meinung, die je nach zu beurteilender Entwicklung im Hochschulbereich, nach Geschlecht, Hochschulart, Art der Professur sowie Geburtsland/-region variiert. Die Internationalen ProfessorInnen sind insgesamt gut vernetzt und werden für ihre Leistungen gewürdigt. Von Isolation und Konkurrenz im Kollegium berichten weniger als ein Zehntel bzw. ein Fünftel der Befragten. Hier sind ebenfalls geschlechtsspezifische Unterschiede vorhanden, die mit dem hohen Männeranteil in der Professorenschaft in Verbindung gebracht werden können. Des Weiteren hat die Hochschulart einen Einfluss auf die Einschätzung: so gibt es mehr Konkurrenz an Universitäten, gute Kooperationen im Kollegium an Fachund Kunsthochschulen, häufiger mangelndes Interesse am wissenschaftlichen Austausch an Fachhochschulen. Internationale ProfessorInnen nehmen nur selten eine Art Willkommenskultur an deutschen Hochschulen wahr. Informations- und Unterstützungsangebote sind häufig nicht bekannt oder werden als verbesserungswürdig beschrieben. Gewünscht wird neben der Erhöhung der Quantität der Angebote vor allem auch die Verbesserung der Qualität. Als Schlüssel für den Erfolg einer Willkommenskultur an deutschen Hochschulen werden Offenheit, Wertschätzung und Höflichkeit genannt. 112

123 6.6 Potentiale der Internationalen ProfessorInnen Das Anwerben von internationalen WissenschaftlerInnen ist zu einer wichtigen Internationalisierungsstrategie deutscher Hochschulen geworden. Dabei wird angenommen, dass sie beträchtliches Ausmaß an Wissen, Kompetenzen, Energien und Erfahrungen mitbringen, um einen bedeutenden Beitrag zur Internationalisierung der deutschen Hochschulen zu leisten. So wurde in dem Projekt untersucht, welche Anregungen und Impulse von den Befragten für das deutsche Hochschulsystem ausgehen. Besonders ging es um deren Beitrag zur Internationalisierung der deutschen Hochschulen, in welcher Weise deutsche Hochschulen von ihnen profitieren und wie deutsche Hochschulen die Potentiale von Internationalen ProfessorInnen im internationalen Wettbewerb nutzen. So wurden die Befragten um ihre Einschätzung gebeten, welche Potentiale sie aufgrund ihrer internationalen Herkunft in die deutschen Hochschulen einbringen, in welchem Umfang sie in der internationalen Community mit gemeinsamen Forschungsprojekten, Publikationen oder in Netzwerken präsent sind, in welchem Umfang sie sich an der Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses beteiligen und inwieweit sie NachwuchswissenschaftlerInnen fördern, die ihrerseits eine internationale Herkunft haben. Schließlich wurde gefragt, welche Vorteile ihre internationalen Erfahrungen für ihre aktuelle Tätigkeit haben Potentiale aufgrund der internationalen Herkunft Auf die Frage, welche Potentiale sie aufgrund ihrer bisherigen internationalen Erfahrungen in ihre Hochschule in Deutschland einbringen und wie sie diese einschätzen, nahmen die Befragten überwiegend Bezug auf ihre internationalen Forschungs- und Hochschulerfahrungen. So schätzen die meisten von ihnen Kenntnisse über unterschiedliche Hochschul- und Wissenschaftskulturen (86 %), internationale Kontakte/Netzwerke (83 %) und internationale Forschungsaktivitäten (73 %) als sehr hoch ein. Auch neuen Inhalten, Theorien und Methoden in Lehre und Forschung (57 %) sowie der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (44 %) wurde eine Bedeutung zugemessen, während Lehraktivitäten und didaktische Kompetenzen an zweiter Stelle von einem Viertel bis einem Drittel genannt wurden. So gab über ein Drittel der Befragten auch ein besonderes Engagement in der Lehre (39 %) und die Beteiligung an internationalen Hochschulkooperationen (z. B. Double-Degree-Studiengänge) (36 %) an. Ein Viertel der ProfessorInnen nannte noch besondere hochschuldidaktische Kompetenzen (vgl. Abb. 71). 113

124 Abb. 71: Potentiale aufgrund der internationalen Herkunft (Mehrfachnennungen, in %) Kenntnisse über unterschiedliche Hochschul- und Wissenschaftskulturen Internationale Kontakte Netzwerke Internationale Forschungsaktivitäten 73 Neue Inhalte, Theorien, Methoden in Lehre und Forschung 57 Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses Besonderes Engagement in der Lehre Beteiligung an internationalen Hochschulkooperationen (z. B. Double-Degree Studiengängen) Besondere hochschuldidaktische Kompetenzen Sonstiges 3 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Frage D53: Was bringen Sie aufgrund Ihrer (inter-)nationalen Herkunft in Ihre Hochschule ein? (Mehrfachnennungen) (n=163) Innerhalb der Gruppe der Internationalen ProfessorInnen gibt es relativ große Unterschiede nach Staatsangehörigkeit. Die ProfessorInnen mit doppelter (deutsch und eine andere) Staatsangehörigkeit hoben ihre internationalen Potentiale eher hervor: internationale Netzwerke (93 %), internationale Forschungsaktivitäten (78 %), Kenntnisse über unterschiedliche Hochschul- und Wissenschaftsstrukturen (93 %). ProfessorInnen mit ausschließlich ausländischer Staatsangehörigkeit taten dies geringfügig seltener (87 %, 78 %, 86 %) und die mit ausschließlich deutscher Staatsangehörigkeit fast um 20 Prozentpunkte seltener. Die ProfessorInnen aus den Universitäten haben gegenüber den KollegInnen aus den Fachhochschulen sowie den Kunsthochschulen (83 %, 49 %, 45 %) nahezu doppelt so häufig internationale Forschungsaktivitäten als Potential genannt. Auch Kenntnisse über unterschiedliche Hochschul- und Wissenschaftskulturen wurden von ihnen um 20 Prozentpunkte häufiger genannt (91 %, 73 %, 73 %). ProfessorInnen aus den Kunsthochschulen gaben dagegen besonders häufig neue Inhalte und Methoden in Lehre und Forschung (91 %, U: 56 %, FH: 51 %) und besonderes Engagement in der Lehre an (64 %, U: 32 %, FH: 51 %) sowie besondere hochschuldidaktische Kompetenzen (45 %, U: 21 %, FH: 32 %). Die Hälfte der ProfessorInnen aus den Universitäten nannten die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses als Potential weit vor ihren KollegInnen aus anderen Hochschularten (U: 53 %, FH: 24 %, KH: 9 %) Dies ist strukturell bedingt. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gilt als Aufgabe der Universitäten und ist gesetzlich geregelt (Promotionsrecht). Zwar bilden die Kunsthochschulen auch den künstlerischen Nachwuchs aus, aber diese sollen außerhalb der Hochschulen reüssieren, um ProfessorInnen zu werden. 114

125 Vergleich mit anderen Studien Ein Vergleich mit den Ergebnissen der CAP-Studie (Jacob/Teichler 2011: ) und der LESSI-Studie (Schomburg/Flöther/Wolf 2012: 58-67) zeigt, in welchem Verhältnis die o. g. Potentiale von Internationalen ProfessorInnen zu denen der Gesamtprofessorenschaft an den deutschen Hochschulen stehen (Tab. 12). 47 Laut CAP-Studie geben 71 % der ProfessorInnen aus den Universitäten und 41 % aus den Fachhochschulen an, ihre Forschung international vergleichend angelegt zu haben. 73 % der ProfessorInnen aus den Universitäten und 34 % aus den Fachhochschulen (zusammen: 60 %) arbeiten in der Forschung mit Personen aus dem Ausland zusammen. Mehrheitlich berichten die in der CAP-Studie befragten ProfessorInnen, in ihrer Lehre Wert auf internationale Perspektiven und Inhalte zu legen (U: 71 %, FH: 41 %). Im Vergleich dazu nennen sowohl die befragten Internationalen ProfessorInnen aus den Universitäten als auch aus den Fachhochschulen in weit höheren Quoten internationale Forschungsaktivitäten (83 %, 49 %) und internationale Kontakte (84 %, 81 %) als ihre besonderen Potentiale. Der Vergleich zeigt, dass die Internationalen ProfessorInnen sowohl insgesamt als auch in den Universitäten und Fachhochschulen weit mehr Forschungskooperationen im Ausland pflegen. Besonders zu nennen ist die Forschung an Fachhochschulen, in denen 20 % der Befragten tätig sind. Die internationalen FachhochschulprofessorInnen sind doppelt so oft wie ihre KollegInnen an Fachhochschulen weltweit in der Forschung tätig. Hier ragt die beträchtliche Quote der internationalen FachhochschulprofessorInnen (MOBIL: 49 %, CAP: 34 %, LESSI: 21 %) heraus. Die Internationalen ProfessorInnen beteiligen sich an Kooperationen mit ausländischen Partnerhochschulen seltener als an anderen internationalen Aktivitäten (U: 33 %, FH: 43 %), während sich nach den Ergebnissen der LESSI-Studie die ProfessorInnen deutlich seltener (U: 11 %, FH: 17 %) dafür engagieren. Die Unterschiede in dem Engagement in der Lehre sind insgesamt geringer. 48 Die Internationalen ProfessorInnen beteiligen sich laut LESSI mit insgesamt 39 % etwas stärker an der Internationalisierung der Lehre (U: 32 %, FH: 51 %) als die ProfessorInnen mit insgesamt 25 % (U: 25 %, FH: 25 %). Auch hier zeigt sich, dass der Unterschied im Engagement der Internationalen ProfessorInnen in den Fachhochschulen wesentlich größer ist als das ihrer KollegInnen (51 % zu 25 %). 47 Es kann lediglich ein annähernder Vergleich der Ergebnisse der drei Studien herangezogen werden, da sich die Fragen im Wortlaut z. T. deutlich unterscheiden. 48 Die CAP-Studie gibt über die Lehraktivitäten keine vergleichbaren Informationen. 115

126 Tab. 12: Internationale Aktivitäten in Lehre und Forschung (in %) (Mehrfachnennungen) im Vergleich mit MOBIL, CAP und LESSI MOBIL (2012/13) CAP (2007/08) LESSI (2011/12) U FH Gesamt (mit KH) Gesamt (ohne KH) U FH Gesamt U FH Gesamt Internationale Forschungsaktivitäten Internationale Kontakte Netzwerke Neue Inhalte, Theorien Methoden in Lehre und Forschung Beteiligung an internationalen Hochschulkooperationen (z. B. Double- Degree) k.a. k.a. k.a k.a. k.a. k.a Quelle: Jacob/Teichler 2011: 154f. und Schomburg/Flöther/Wolf 2012: 59, 61 MOBIL: Frage D53: Was bringen Sie aufgrund Ihrer (inter-)nationalen Herkunft in Ihre Hochschulen ein? (Mehrfachnennungen sind möglich). CAP: Frage D1: Wie würden Sie ihre aktuellen Forschungsvorhaben beschreiben? CAP: Frage D2: Wie würden Sie die Ausrichtung Ihrer Forschungstätigkeit charakterisieren? LESSI: Frage E6: Welche Effekte hatten Ihre Lehr- oder Forschungsaufenthalte im Ausland auf Ihre Heimatuniversität(en)? LESSI: Frage E5: Waren Sie in den letzten drei Jahren für die folgenden Zwecke im Ausland? 1 CAP (154f.): Sie arbeiten in der Forschung mit Personen zusammen, die in anderen Ländern tätig sind?, Ihre aktuelle Forschungstätigkeit ist international oder international vergleichend ausgerichtet 2 CAP (154): Sie arbeiten in der Forschung mit Personen zusammen, die in anderen Ländern tätig sind 3 CAP (155): Ihre aktuelle Forschungstätigkeit ist international oder international vergleichend ausgerichtet 4 LESSI (61): Aufgreifen von disziplinär/theoretischen Diskussionen, die ihren Ursprung im Ausland/Partnerland haben, Vermittlung von Wissen über internationale Beziehungen oder überstaatliche Organisationen, Vermittlung von Wissen über andere Länder/Europa etc.. 5 LESSI (61): Entwicklung von double-degree Studiengängen 116

127 Die Frage nach den Potentialen hat Kommentare provoziert. 14 (von insgesamt 163) der Internationalen ProfessorInnen haben kommentiert. Darunter haben 50 % eher eine kritische und fragende Haltung der Frage gegenüber formuliert. Die Frage nach den Potentialen sei wichtig, habe aber nicht mit ihrer internationalen Herkunft zu tun. sowie Ich weiß doch nicht, ob ich das alles AUFGRUND oder womöglich TROTZ meiner Herkunft einbringe Die bezieht sich weniger auf die internationale Herkunft als, noch stärker, auf viele aktuelle internationale Interaktionen. Allerdings gab es auch Gegenmeinungen: schwierig, nicht alles ist absolut zu setzen, aber in der Tat merke ich, dass ich Themen etwas anders definiere und angehe. Ich beanspruche dabei nicht eine besondere Qualität oder Originalität, aber in der Tat ist etwas anders. Bei den Kontakten und Kooperationen ist es bei mir eindeutig, ich habe ein sehr breites Netz an internationalen Kontakten, weit über [Herkunftsland] hinaus Förderung des internationalen wissenschaftlichen Nachwuchses Nachwuchsförderung gehört neben der Lehre und Forschung zum zentralen Aufgabenbereich der ProfessorInnen, speziell an den Universitäten. Im Rahmen der Internationalisierungsbemühungen wurde auch die Förderung des internationalen wissenschaftlichen Nachwuchses in den letzten Jahren verstärkt vorangetrieben. Die Untersuchungen über die internationalen Lehrenden zeigen deren Wichtigkeit für die Nachwuchsförderung, besonders auch für den Nachwuchs mit einem internationalen Hintergrund. So wurde in der Untersuchung gefragt, ob und in welchem Umfang sie MitarbeiterInnen mit internationaler Herkunft beschäftigen und ob unter den von ihnen betreuten DiplomandInnen und DoktorandInnen solche mit internationaler Herkunft sind. Von den befragten Internationalen ProfessorInnen beschäftigen 42 % in Einzelfällen, 24 % ca. zur Hälfte und 11 % überwiegend wissenschaftliche MitarbeiterInnen mit internationaler Herkunft. 23 % geben an, dass sie keine beschäftigen. Nach den Hochschultypen differenziert, scheinen die Teams an Universitäten internationaler zusammengesetzt zu sein als die an Fachhochschulen oder Kunsthochschulen (vgl. Abb. 72) Um den möglichen Effekt der Unterschiede in der Personalausstattung nach den Hochschultypen zu berücksichtigen, wären weitere Untersuchungen notwendig. 117

128 Abb. 72: MitarbeiterInnen mit internationaler Herkunft (in %) 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % Ja, überwiegend Ja, in etwa zur Hälfte Ja, in Einzelfällen U (n=133) FH (n=31) KH (n=12) Nein Frage B22: Sind unter diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Personen mit internationaler Herkunft? (n=167) Nach Fächergruppen differenziert, hat die Mehrzahl aller Befragten (61 bis 90 %) mindestens in Einzelfällen internationale MitarbeiterInnen in ihrem Team (vgl. Tab. 13). Tab. 13: ProfessorInnen mit MitarbeiterInnen mit internationaler Herkunft nach Fächergruppen (in %) % Anzahl Medizin/Gesundheitswissenschaften/Veterinärmedizin 90 9 Sprach-/Kulturwissenschaften Mathematik/Naturwissenschaften Kunst, Kunstwissenschaften Ingenieurwissenschaften Rechts-/Wirtschafts-/Sozialwissenschaften Gesamt Frage B13: Welchem Studienbereich ist Ihre Professur zugeordnet? Frage B22: Sind unter diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Personen mit internationaler Herkunft? * Antwortskala: Nein ; Ja, in Einzelfällen ; Ja, in etwa zur Hälfte ; Ja, überwiegend ; Weiß ich nicht 118

129 6.6.3 Betreuung von Abschlussarbeiten internationaler Studierender Der überwiegende Anteil der befragten ProfessorInnen gab an, Abschlussarbeiten von internationalen Studierenden zu betreuen (94 %). Darunter gaben 49 % an, wenige Arbeiten zu betreuen, 45 % dagegen viele. Lediglich 5 % der ProfessorInnen betreuen keine Arbeiten von internationalen Studierenden (vgl. Tab. 14). Laut CAP-Studie geben die ProfessorInnen an deutschen Universitäten an, dass 6 % der von ihnen unterrichteten Studierenden aus dem Ausland stammen. Bei den FachhochschulprofessorInnen sind dies 4 % der Studierenden (vgl. Jacob/Teichler 2011: 180). Das ist ein außerordentlicher Unterschied zu dem Engagement der von uns befragten Internationalen ProfessorInnen bei der Betreuung von internationalen Studierenden. Aus den Daten der CAP-Studie ist nicht zu erfahren, ob dies daran liegt, dass die internationalen Studierenden für die ProfessorInnen nicht als solche erkennbar sind, oder ob der Unterschied tatsächlich so außergewöhnlich groß ist. Tab. 14: Betreuung von Abschlussarbeiten internationaler Studierender (in %) Antworten % Anzahl Nein 5 9 Ja, wenige Ja, viele Weiß nicht 1 2 Gesamt Frage D48: Betreuen Sie Abschlussarbeiten von Studierenden/Promovierenden mit internationaler Herkunft? Oder haben Sie Abschlussarbeiten von Studierenden/Promovierenden mit internationaler Herkunft betreut? ProfessorInnen mit doppelter Staatsangehörigkeit sowie ausländische ProfessorInnen betreuen häufiger Abschlussarbeiten von vielen internationalen Studierenden (11 % bis 19 %), wohingegen Internationale ProfessorInnen mit deutscher Staatsangehörigkeit in ihrer Mehrzahl nur wenige Abschlussarbeiten von internationalen Studierenden betreuen (61 %). Es gibt bei der Betreuung von Abschlussarbeiten internationaler Studierender Unterschiede nach Fächergruppen: 21 % der Sprach-/KulturwissenschaftlerInnen, 19 % der Rechts-/Wirtschafts- und SozialwissenschaftlerInnen, 31 % der MathematikerInnen/NaturwissenschaftlerInnen, 5 % der MedizinerInnen/GesundheitswissenschaftlerInnen, 10 % der IngenieurwissenschaftlerInnen und 14 % der KünstlerInnen/KunstwissenschaftlerInnen betreuen Abschlussarbeiten von internationalen Studierenden (vgl. Abb. 73). 119

130 Abb. 73: Betreuung von Abschlussarbeiten internationaler Studierender nach Fächergruppen (in %) MNAT (n=44) 31 SPK (n=31) RWS (n=19) KUW (n=17) 14 ING (n=15) 10 HMED (n=9) 5 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % Frage B13: Welchem Studienbereich ist Ihre Professur zugeordnet? Frage D48: Betreuen Sie Abschlussarbeiten von Studierenden/Promovierenden mit internationaler Herkunft? Oder haben Sie Abschlussarbeiten von Studierenden/Promovierenden mit internationaler Herkunft betreut? (n=135) Internationale Publikationen Publikationsaktivitäten sind ein wichtiger Bestandteil der Forschungsarbeit zur Veröffentlichung der Befunde und Ergebnisse innerhalb der Scientific Community. Die globale Wissensgesellschaft ist hochgradig international vernetzt. Die Frage ist, ob trotz der schon im Allgemeinen stark zunehmenden internationalen Vernetzung die Internationalen ProfessorInnen noch öfter in anderen Sprachen, zusammen mit ausländischen KollegInnen und in ausländischen Medien publizieren. Die befragten ProfessorInnen haben am häufigsten in einer anderen Sprache als Deutsch und außerhalb Deutschlands Arbeiten veröffentlicht (89 % und 88 %). In deutscher Sprache und innerhalb Deutschlands (62 % und 59 %) wurde seltener veröffentlicht. Publikationen mit deutschen KollegInnen erfolgten nur geringfügig häufiger (68 %) als Publikationen mit ausländischen KollegInnen (63 %). Etwa ein Drittel der Befragten hat in den letzten Jahren online (37 %) und als HerausgeberIn von Zeitschriften und Bücherreihen Arbeiten (35 %) veröffentlicht. Internationale ProfessorInnen mit doppelter (90 %) und ausländischer Staatsangehörigkeit (93 %) publizieren häufiger in einer anderen Sprache als Deutsch als Internationale ProfessorInnen mit deutscher Staatsangehörigkeit (80 %). So publizieren Deutsche auch häufiger in deutscher Sprache (12 % bis 15 %). Auch publizieren ausländische ProfessorInnen (64 %) und jene mit doppelter Staatsangehörigkeit (69 %) häufiger mit ausländischen KollegInnen zusammen sowie außerhalb Deutschlands (90 % und 98 %) und sind nahezu doppelt so häufig HerausgeberIn von Zeitschriften und Bücherreihen wie deutsche ProfessorInnen (39 % bzw. 40 % zu 24 %). 120

131 UniversitätsprofessorInnen veröffentlichen auf allen Gebieten mehr als FachhochschulprofessorInnen und KunsthochschulprofessorInnen. Veröffentlichungen in deutscher Sprache tätigten sie weniger häufig als die anderen (U: 58 %, FH: 74 %, KH: 64 %). Dafür veröffentlichen sie öfter in einer anderen Sprache (U: 96 %, FH: 67 %, KH: 82 %). Internationale ProfessorInnen publizieren im Vergleich zu ihren KollegInnen an deutschen Hochschulen in den genannten Merkmalen häufiger. Laut CAP-Studie gaben die ProfessorInnen an deutschen Hochschulen an, dass sie 19 % (U) bzw. 6 % (FH) zusammen mit ihren KollegInnen aus anderen Ländern publizieren. In den letzten drei Jahren haben 56 % der ProfessorInnen an Universitäten und 20 % der ProfessorInnen an Fachhochschulen in einer anderen Sprache als Deutsch publiziert. Im selben Zeitraum haben 45 % der ProfessorInnen an Universitäten und 12 % der ProfessorInnen an Fachhochschulen im Ausland publiziert (vgl. Jacob/Teichler 2011: 181). Der Vergleich zeigt, dass die befragten ProfessorInnen bei der internationalen Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse aktiver sind. Sie publizieren in einer anderen Sprache (MOBIL: 89 %, CAP: 41 %, LESSI: 64 %), sie publizieren mit ausländischen KollegInnen (MOBIL: 63 %, CAP: 13 %, LESSI: 44 %) und außerhalb Deutschlands (MOBIL: 45 %, CAP: 39 %, LESSI: 46 %). Abb. 74: Publikationstätigkeiten innerhalb der letzten drei Jahre (in %) FH-ProfesorInnen Andere Sprache als Deutsch Zusammen mit WissenschaftlerInnen, die im Ausland tätig sind Im Ausland veröffentlicht U-ProfesorInnen Andere Sprache als Deutsch Zusammen mit WissenschaftlerInnen, die im Ausland tätig sind Im Ausland veröffentlicht % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % MOBIL CAP LESSI Quelle: Jacob/Teichler 2011: 162; Schomburg/Flöther/Wolf 2012: 66 MOBIL Frage A2: Hochschulart MOBIL Frage B23: In w elcher Form haben Sie in den letzten Jahren veröffentlicht? (Mehrfachnennungen sind möglich.) CAP Frage D5: Wie viel Prozent Ihrer Veröffentlichungen der letzten drei Jahre... LESSI Frage E3: Haben Sie in den letzten drei Jahren folgende Publikationen veröffentlicht? MOBIL (n=177) 121

132 Wenn die Unterschiede zwischen den ProfessorInnen an Universitäten und Fachhochschulen berücksichtigt werden, sticht besonders hervor, dass die Internationalen FachhochschulprofessorInnen mehr als doppelt so häufig international publizieren (vgl. Abb. 74) Vorteil internationaler Erfahrungen Schließlich wurden Internationale ProfessorInnen gefragt, ob ihre internationalen Erfahrungen für sie in der Hochschule und für ihr Fachgebiet in Deutschland von Vorteil sind bzw. waren. Die Antworten ergaben: 85 % der Befragten stimmten zu, dass internationale Erfahrungen für ihr Fachgebiet von Vorteil sind. 9 % stimmten dieser Aussage nur teilweise zu und 6 % stimmten dem nicht zu. Mehr als ein Viertel der ProfessorInnen gab an, dass sie mit internationalen Themen in Lehre und Forschung betraut werden, die mit ihrer internationalen Herkunft zusammenhängen (27 %). 12 % stimmten dieser Aussage nur teilweise zu, während fast zwei Drittel der Befragten dem nicht zustimmten (61 %) (Abb. 75). Abb. 75: Einschätzung der Vorteile von internationalen Erfahrungen (in %) Ich werde häufig mit Themen in Lehre und Forschung betraut, die mit meiner internationalen Herkunft zusammen hängen. (n=170) Für mein Fachgebiet sind internationale Erfahrungen von Vorteil. (n=178) % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 % Stimme zu (Antwort 1, 2) Stimme teilweise zu (Antwort 3) Stimme nicht zu (Antwort 4, 5) Frage D54: Bitte schätzen Sie die folgenden Aussagen ein. * Antwortskala von 1 = Stimme voll und ganz zu bis 5 = Stimme überhaupt nicht zu Alle Internationalen ProfessorInnen unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit (deutsch, deutsch/ausländisch, ausländisch) gaben zu 80 % bis 90 % an, dass internationale Erfahrungen für ihr Fachgebiet von Vorteil sind. ProfessorInnen mit ausländischer und doppelter Staatsangehörigkeit werden zu etwa einem Drittel häufig mit Themen betraut, die mit ihrer Herkunft in Zusammenhang stehen (26 %, 38 %), Deutsche dagegen zu 17 %. 122

133 6.6.6 Resümee: Potentiale der Internationalen ProfessorInnen Die deutschen Hochschulen bemühen sich verstärkt um Internationale ProfessorInnen und haben deren Potentiale im Blick. Ihre internationalen Erfahrungen sehen fast alle Befragten als Vorteil in ihrem Fachgebiet an. In der Selbsteinschätzung bestätigen die Internationalen ProfessorInnen internationale Forschungs- und Hochschulerfahrungen zu besitzen sowie über internationale Netzwerke und Kooperationen zu verfügen. Dies bekräftigen vor allem UniversitätsprofessorInnen. Die KunsthochschulprofessorInnen unterstreichen hingegen häufiger, neue Lehr- und Forschungsinhalte einzubringen, ein besonderes Engagement in der Lehre und spezielle hochschuldidaktische Kompetenzen. Im Vergleich mit anderen Professorenbefragungen zeigt sich das besondere Potential internationaler FachhochschulprofessorInnen neben ihren KollegInnen an Fachhochschulen: sie sind wesentlich aktiver in der internationalen Forschung und verfügen mit Abstand häufiger über internationale Kontakte. Insgesamt ist den Internationalen ProfessorInnen die Förderung des internationalen wissenschaftlichen Nachwuchses besonders wichtig. Zudem publizieren sie weitaus häufiger in einer anderen Sprache als Deutsch, im Ausland und zusammen mit WissenschaftlerInnen, die im Ausland tätig sind. Insofern können Internationale ProfessorInnen als Agenten der Internationalisierung an ihren Hochschulen betrachtet werden. 123

134 124

135 7 Schlussbetrachtungen Die vorliegende Studie erfüllt im Wesentlichen zwei Aufgaben. Zum einen handelt es sich um eine explorative Untersuchung, die für zwei ausgewählte Bundesländer Berlin und Hessen die Rekrutierung, die Bildungs- und Berufswege, Motive und Erfahrungen Internationaler ProfessorInnen an deutschen Hochschulen eruieren will. Es handelt sich soweit der Forschungsgruppe bekannt um die erste empirische Untersuchung in Deutschland, die sich dieser Zielgruppe widmet. Zum anderen ist sie eine Pilotstudie, um einigen offenen methodischen Fragen einer befragungsbasierten empirischen Untersuchung über internationale ProfessorInnen, insbesondere der Erfassung und Erreichbarkeit dieser Gruppe, nachzugehen und mögliche Lösungsansätze zu entwickeln. Während der Mobilität hochqualifizierter Arbeitskräfte in der Migrationsforschung bereits größere Aufmerksamkeit zugekommen ist, lässt sich das für die empirische Hochschulforschung in Deutschland nicht in derselben Weise sagen. Wie groß der Informationsbedarf über diese Gruppe ist, lässt sich schon allein daran ablesen, dass es nicht einmal möglich ist, präzise Informationen über die Zahl der Internationalen Professorinnen und Professoren zu gewinnen. Die amtliche Hochschulpersonalstatistik enthält nur Angaben über diejenigen mit einer nicht-deutschen Staatsangehörigkeit und auch das nur eingeschränkt, weil alle Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit als Deutsche geführt werden. Sie ermöglicht es aber nicht, die Zahl der aus dem Ausland zugewanderten WissenschaftlerInnen präzise zu ermitteln. Danach besitzen in Deutschland, ohne diejenigen mit einer doppelten Staatsbürgerschaft, 6 % (Berlin 9 %, Hessen 5 %) eine ausländische Staatsbürgerschaft mit leicht steigender Tendenz. Der tatsächliche Anteil derjenigen mit einer Zuwanderungsbiografie lässt sich jedoch nicht präzise ermitteln. Nach Erhebungen in dieser Studie kann der Anteil etwa doppelt so hoch geschätzt werden. Während in Deutschland seit etwa Mitte der 1990er Jahre ein starkes Interesse vorhanden war, der Häufigkeit und den Gründen der Abwanderung von WissenschaftlerInnen in andere Staaten nachzugehen ( Brain Drain ), ist die umgekehrte Mobilität, die Zuwanderung ausländischer WissenschaftlerInnen nach Deutschland, bislang kaum untersucht worden. Das überrascht umso mehr, als der internationalen Rekrutierung von WissenschaftlerInnen im hochschulpolitischen Internationalisierungsdiskurs und in den Internationalisierungsstrategien deutscher Hochschulen schon seit längerem eine hohe Bedeutung zukommt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, hierin ein Feld akademischer Reputation und Exzellenz, des Wettbewerbs und der Profilbildung zu sehen. An manchen Hochschulen ist der Anteil Internationaler Professoren sogar als Leistungsindikator bei der Mittelallokation etabliert. Das Thema Internationalisierung bildet für die Hochschulentwicklung in Deutschland seit Jahrzehnten eine Herausforderung. Deutschland wird zu denjenigen Ländern gezählt, in denen das akademische Personal zu einem sehr hohen Anteil aus dem eigenen Land rekrutiert wird (vgl. Jacob 2013). Das Verständnis von 125

136 Internationalisierung hat sich jedoch historisch tiefgreifend verändert. Ist internationale Mobilität lange Zeit eher ein individuelles Anliegen von WissenschaftlerInnen und von Studierenden gewesen, ist daraus inzwischen mehr und mehr eine institutionelle, zum Teil sogar nationale Strategie der Hochschulentwicklung geworden. Zahl bzw. Anteil internationaler WissenschaftlerInnen gelten als Ausweis institutioneller akademischer Reputation oder der internationalen Attraktivität des Hochschulstandorts Deutschland. Angesichts der fortschreitenden Internationalisierung der Hochschulen, des internationalen Wettbewerbsdrucks, der auf den Hochschulen liegt (z. B. in Form von Rankings), der zunehmenden kompetitiven Struktur des akademischen Arbeitsmarktes für WissenschaftlerInnen gewinnt dieses Untersuchungsfeld erheblich an Bedeutung oder wie Postiglione/Altbach (2013: 11) formulieren: A university can hardly become world class without internationalization [ ] In order to get the best out of globalization, the professoriate in all countries would need to increase its profiles and attitudes geared towards internationalization. Grundsätzlich sind in diesem Feld mehrere Untersuchungsansätze möglich. So kann internationale Mobilität erstens unter dem Aspekt untersucht werden, wie sich die Teilarbeitsmärkte für WissenschaftlerInnen immer mehr internationalisieren oder sogar globalisieren und welche Relevanz transnationale Migrationsprozesse dabei haben (globalisierungs- und makrotheoretische Perspektive). Zweitens kann man der zunehmenden Bedeutung von internationalen Karrierewegen im Kontext des Wandels des Hochschullehrerberufs und der akademischen Profession und veränderter Rekrutierungsstrategien von Hochschulen nachgehen (professions- und institutionstheoretische Perspektive). Beide Fragerichtungen werden vorrangig im Rahmen komparativer Studien bearbeitet. Drittens kann man in einer mehr lebensverlaufsorientierten und individuumszentrierten Perspektive danach fragen, wie internationale Mobilitätsprozesse individuell verlaufen und mit welchen biographischen oder institutionellen Bedingungen sie im Zusammenhang stehen. Diese eher lebensverlaufs- und mikrotheoretische Blickrichtung steht im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung. Sie beruht im Wesentlichen auf einer Online-Befragung von Professorinnen und Professoren an den Hochschulen in Berlin und Hessen, die nach den sehr aufwendigen Projektrecherchen der Zielgruppe zugeordnet werden konnten. Für die vorliegende Studie wurde zur Bezeichnung der Zielgruppe der Begriff Internationale ProfessorInnen gewählt. Im Kontext der neueren Migrations- und Bevölkerungsforschung wäre präziser von ProfessorInnen mit Migrationshintergrund zu sprechen exakt der Definition von Migration entsprechend, die der Mikrozensus seit 2005 eingeführt und in 2010 präzisiert hat. Die Vorgespräche, die der Entwicklung des Fragebogens vorausgegangen sind, haben aber deutlich gemacht, dass sich ein großer Teil der zur Zielgruppe gehörenden Personen selbst keinesfalls als Migranten definiert, sondern eher als Angehörige einer transnational hochmobilen Gruppe von Experten, inzwischen oft als expatriates bezeichnet, die sich von Migranten (in der Fremdwahrnehmung) in wesentlichen Merkmalen unterscheidet u. a. durch ihre höhere Qualifikation und die Freiwilligkeit der Mobilität. Um den Zugang zum Feld nicht zu erschweren, wurde des- 126

137 halb der Begriff international anstelle des Begriffs Migration zur Bezeichnung der Zielgruppe gewählt. Die Zusammensetzung dieser Gruppe unterscheidet sich nach dem Zeitpunkt und dem biografischen Kontext der Zuwanderung nach Deutschland erheblich. Im Großen und Ganzen, bei durchaus feinerer Binnendifferenzierung (insgesamt wurden sechs Mobilitätstypen unterschieden), können drei Hauptgruppen unterschieden werden: - diejenigen, deren Migrationsstatus im Wesentlichen auf die Eltern zurückzuführen ist oder die zumindest zu einem sehr frühen Zeitpunkt ihrer Biografie nach Deutschland gekommen sind und wesentliche Teile ihres schulischen Bildungsgangs in Deutschland verbracht und ihre Hochschulzugangsberechtigung hier erworben haben, - diejenigen, die während ihres Studiums oder als wissenschaftlicher Nachwuchs an eine deutsche Hochschule gekommen und bereits einen akademischen Grad in Deutschland erworben haben, und - diejenigen, die als Hochschullehrernachwuchs in einer späteren Phase ihres akademischen Werdegangs nach Deutschland gekommen oder direkt aus dem Ausland berufen sind. Bei genauer zeitlicher Differenzierung der Migrations- bzw. Mobilitätsentscheidung zeigen die Untersuchungsergebnisse die hohe Heterogenität der Gruppe Internationaler ProfessorInnen auf. So wurde gut ein Drittel der befragten Personen bereits in Deutschland geboren d. h. hier sind bereits die Eltern zugewandert oder sie wurden zwar im Ausland geboren, haben aber bereits die Schule in Deutschland besucht. Etwa ein Viertel ist zum Zeitpunkt des Studiums oder der Promotion aus dem Ausland nach Deutschland gekommen, und etwa 40 % in der Postdoc-Phase oder erst mit der Berufung. Auch diejenigen aus der Untersuchungsgruppe, die bereits in Deutschland geboren wurden oder zu einem sehr frühen Zeitpunkt ihrer Biografie hierher gekommen sind, zeigen in vielen Fällen ein charakteristisches Mobilitätsmuster, das sich als eine Art Pendelbewegung zwischen Deutschland und anderen Ländern beschreiben lässt. Zu einem hohen Anteil haben sie im Ausland studiert, dort einen Abschluss erworben oder promoviert. Lediglich gut ein Drittel von ihnen (bzw. 13 % des gesamten Samples) hat keinen Bildungsabschluss im Ausland erworben und keine Schul- oder Studienzeit im Ausland verbracht. Mit dem Zeitpunkt und den biografischen Umständen variiert auch die Staatsbürgerschaft. Alle sechs Subgruppen bzw. Mobilitätstypen sind in dieser Hinsicht unterschiedlich zusammengesetzt ein weiterer Hinweis auf die Heterogenität dieser Gruppe. In allen Teilgruppen finden sich sowohl Personen mit deutscher als auch mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit. Ihre Anteile variieren mit dem Zeitpunkt der Zuwanderung. Während die große Mehrzahl derjenigen, die bereits in Deutschland geboren wurden oder die ihre Schulzeit in Deutschland absolviert haben, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, trifft dies auf diejenigen, die zum Studium oder danach hierher gekommen sind, nur für weniger als die Hälfte oder sogar nur für eine Minderheit zu. Insgesamt verfügt ziemlich genau die 127

138 Hälfte der Befragten über die deutsche Staatsangehörigkeit, von ihnen wiederum etwa die Hälfte über eine doppelte. Die zugewanderten Internationalen ProfessorInnen kommen zu ungefähr jeweils einem Viertel aus den deutschsprachigen Nachbarländern und weiteren Staaten West-/Nordeuropas. Aus osteuropäischen Staaten und aus Nord-/Lateinamerika stammen jeweils etwa 15 %, aus den anderen Kontinenten nur 8 %. Die regionale Rekrutierung weist also eine eindeutige Konzentration auf Europa auf, was einerseits das Funktionieren des europäischen Hochschulraums zeigt, aber andererseits nicht immer mit den verbreiteten Vorstellungen oder Erwartungen von Internationalisierung korrespondiert. Dass insbesondere zwischen benachbarten Staaten größere Mobilität herrscht, zeigen auch andere Studien (vgl. Jacob 2013). Die Zusammensetzung dieser Gruppe nach anderen individuellen oder institutionellen Merkmalen zeigt Besonderheiten im Vergleich zur gesamten Professorenschaft. Gut ein Drittel sind Frauen, womit ihr Anteil in der Untersuchungsgruppe deutlich höher liegt als unter den ProfessorInnen an deutschen Hochschulen insgesamt. Die Untersuchungsgruppe ist etwas jünger als die deutsche Professorenschaft. Der Anteil der JuniorprofessorInnen ist deutlich höher als im Durchschnitt. Hinsichtlich ihres soziokulturellen Herkunftsmilieus erweist sich die Untersuchungsgruppe dagegen eher als homogen. Es ist aus der bisherigen Forschung bekannt, dass sich HochschullehrerInnen in Deutschland (und in anderen Ländern) überproportional aus bereits akademisch vorgebildeten Familien rekrutieren. Die Zusammensetzung unserer Untersuchungsgruppe nach dem Bildungsstatus der Eltern deutet darauf hin, dass dieser Zusammenhang hier wesentlich stärker ausgeprägt ist. Fast zwei Drittel weisen einen akademischen Familienhintergrund auf. In allen Mobilitätstypen ist es mehr als die Hälfte (im Durchschnitt 64 %), wobei die in Deutschland Geborenen mit einem Anteil von 53 % Akademikerkindern zwar über dem Durchschnitt der Anteile aller ProfessorInnen (ca. 45 %, LESSI) liegen, dennoch die niedrigste Quote aufweisen. Internationale Reputation ist für Universitäten als Leistungsindikator von noch größerer Bedeutung als für Fachhochschulen. Daher ist es nicht überraschend, dass gut 70 % der Befragten an Universitäten lehren; der Anteil an FachhochschulprofessorInnen liegt bei gut 20 %; beinahe jede/r Zehnte (genau sind es 8 %) arbeitet an Kunsthochschulen. Von der fachlichen Zusammensetzung her fällt neben dem hohen Anteil in der Fächergruppe Kunst und Kunstwissenschaften der relativ niedrige Anteil in den Ingenieurwissenschaften und in der Medizin auf. Das trifft nicht nur für die vorliegende Untersuchung zu, sondern spiegelt sich auch in der amtlichen Personalstatistik im Anteil derjenigen mit einer nichtdeutschen Staatsangehörigkeit. Mit einem Anteil von 20 % bis 30% sind die drei wichtigsten Fächergruppen die Fachrichtungen Mathematik/Naturwissenschaften, Sprach- und Kulturwissenschaften sowie die Rechts-/Wirtschafts/ Sozialwissenschaften. Die nicht zuletzt auch für die hochschulpolitische Diskussion wichtigen Fragestellungen der vorliegenden Untersuchung beziehen sich auf die Motive und Gründe, an einer deutschen Hochschule zu lehren, auf Image und Reputation deutscher Hochschulen für diese Personengruppe, Art und Bedingungen ihrer Tätigkeiten, 128

139 auf ihre Erfahrungen und Problemwahrnehmung im Gastland bzw. an ihren Hochschulen sowie insbesondere die Potentiale, die sie aufgrund ihrer internationalen Herkunft für Hochschulen und Wissenschaft in Deutschland darstellen. In der Rangreihe der Gründe, an einer deutschen Hochschule zu arbeiten bzw. nach Deutschland zu kommen, stehen interessanterweise die guten Arbeitsbedingungen an deutschen Hochschulen an der Spitze (gute Karriereaussichten, gute Forschungsbedingungen, Ruf deutscher Hochschulen im Allgemeinen oder einer bestimmten Hochschule). Wichtig waren neben privaten Gründen (Familie oder Partnerschaft) schon vorhandene berufliche Kontakte sowie die günstigen Lebensbedingungen in Deutschland (Lebensstandard, soziale Absicherung). Dass die günstigen Arbeitsbedingungen alles in allem ein wichtiger oder sogar ausschlaggebender Grund für die Entscheidung waren, einen Ruf an eine deutsche Hochschule anzunehmen, überrascht insofern, als genau umgekehrt die e- her ungünstigen Arbeits- und Karriereperspektiven oft als ein Grund für die Abwanderung aus Deutschland genannt werden. Unter denjenigen, die nicht schon vor ihrer Berufung lange in Deutschland lebten, war die Zuwanderung aber alles andere als eine einfache Entscheidung, sondern Resultat einer genauen Abwägung. Es sprachen aus der Sicht der Befragten nämlich auch einige Gründe gegen eine Zuwanderung nach Deutschland; neben privaten/familiären Gründen waren dies vor allem bürokratische. Manchmal wird die positive Einschätzung, die zum Zeitpunkt der Entscheidung vorhanden war, später enttäuscht. Unter den negativen Erfahrungen spielen insbesondere die hohe Lehrbelastung und die Nicht-Berücksichtigung von Forschungsleistungen bei den Lehrverpflichtungen eine prominente Rolle. Für die große Mehrzahl ist die Hochschullehre eine sehr wichtige Aufgabe; gleichwohl wird die Höhe der Lehrdeputate kritisch gesehen. Unter den Befragten, insbesondere denjenigen an Universitäten, ist nicht anders als bei ihren KollegInnen insgesamt eine Präferenz für die Forschung unter ihren (Pflicht-)Aufgaben unverkennbar. Während von den Befragten in allen Hochschularten vor allem die hohe Unabhängigkeit (Selbstständigkeit, Zeiteinteilung, eigene Ideen verwirklichen) und die berufliche Sicherheit als positive Aspekte hervorgehoben werden, nennen die Universitätsangehörigen vor allem den Erfolgs- und Zeitdruck als Belastungsfaktoren. Unter allen Befragten werden die hohe Lehrbelastung, zeitliche Konflikte zwischen Forschung und Lehre und der zu geringe zeitliche Freiraum für Forschung kritisch vermerkt. Alles in allem ist die Berufs- und Arbeitszufriedenheit unter allen Befragten jedoch sehr hoch. Im Durchschnitt sind es 74 %, die sich zufrieden äußern. Nur etwa 14 % äußern sich explizit unzufrieden. Eine Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung bestand darin, die Potentiale genauer zu beschreiben, die mit der Berufung Internationaler ProfessorInnen für die deutschen Hochschulen erschlossen werden (können). Nahezu alle Befragten (genau sind es 85 %) sehen einen deutlichen Vorteil ihres binationalen oder bikulturellen Hintergrunds für ihre Hochschule oder ihr Fach. Auch wenn Vergleichsdaten zu HochschullehrerInnen im Allgemeinen fehlen und es auch in der Untersuchungsgruppe Ausnahmen gibt, so deuten die vorliegenden Daten doch auf ein insgesamt hohes akademisches Aktivitätsniveau in dieser Gruppe hin. 129

140 Mehrere Aspekte sind hier zu erwähnen, die den Mehrwert einer internationalen Rekrutierungspolitik für die Hochschulen umschreiben. Erstens sind sie Akteure ( Agenten ) weiterer Internationalisierung z. B. durch internationale Netzwerke und Auslandskontakte, internationale Forschungsaktivitäten, Projekte und Publikationen, Rekrutierung ihrer MitarbeiterInnen, (internationales) Engagement in der Nachwuchsförderung und anderes mehr. Zugleich repräsentieren sie unterschiedliche Hochschul- und Wissenschaftskulturen. Zweitens zählen sie, auch unabhängig von ihren Internationalisierungsbemühungen, zu den aktiven Leistungsträgern an ihren Hochschulen, ablesbar an solchen Indikatoren wie Drittmittelakquise oder Publikationen. Drittens zeigen sie ein sehr hohes Engagement in der akademischen Selbstverwaltung und als WissenschaftlerInnen in Funktionen außerhalb ihrer Hochschule (z. B. in wissenschaftlichen Vereinigungen). Viertens können sie aufgrund ihrer internationalen Forschungsund Hochschulerfahrungen oft innovative inhaltliche Impulse z. B. neue Theorien oder Methoden in Forschung und Lehre einbringen. Die große Mehrzahl der Befragten sieht einen positiven Effekt ihrer internationalen Herkunft auf den Verlauf ihrer akademischen Karriere. Einschränkungen machen hier vor allem diejenigen aus osteuropäischen Staaten. Frauen unter den Befragten hatten etwas häufiger Barrieren oder höhere Hürden zu überwinden als die Männer. Aber rund ein Drittel der Frauen sieht eher Vorteile in ihrer akademischen Karriere aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit. Insgesamt haben die Befragten, insbesondere diejenigen aus (west- oder nord-)europäischen Ländern, ihre internationale Herkunft als Karrierevorteil wahrgenommen. Nur eine Minderheit unter den Frauen aber immerhin gut ein Drittel, unter den Männern ein Fünftel hat neben positiven Erfahrungen auch Diskriminierung erlebt oder andere negative Erfahrungen gewonnen, z. T. aufgrund ihrer nationalen bzw. ethnischen Herkunft, oft im Zusammenhang mit bürokratischen Erfordernissen und Erschwernissen (z. B. bei den Auslandsämtern). Frauen, die negative Erfahrungen gemacht haben, schreiben diese am häufigsten einer geschlechtsspezifischen Diskriminierung zu. Neben den verschiedenen bürokratischen Hindernissen der Zuwanderung, die mit den rechtlichen Voraussetzungen und nicht immer sehr freundlichen staatlichen Prozeduren verbunden sind, scheinen aus der Sicht der Befragten aber auch die Unterstützungsangebote der Hochschulen für International mobile ProfessorInnen noch ausbaufähig zu sein. Zwar entwickeln die Hochschulen in Deutschland zunehmend Angebote und Programme zur Integration ausländischer WissenschaftlerInnen ( Willkommenskultur ), aber sie kommen offenbar bei den Betroffenen noch nicht an; ein großer Teil der Angebote war nicht bekannt (oder zum Zeitpunkt der Berufung noch gar nicht vorhanden). Und wenn sie vorhanden und bekannt waren, wurden sie nicht immer als hilfreich, als auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Personengruppe ausgerichtet empfunden. Ausnahmen bilden hier Personen mit amerikanischer Herkunft, die sich überwiegend positiv äußerten, während die aus der Schweiz oder Österreich Zugewanderten von den Angeboten seltener erreicht wurden, oder diese gar nicht benötigten. Die soziale Integration im privaten Bereich und innerhalb der Hochschule scheint insgesamt 130

141 sehr hoch zu sein; allerdings vermisst etwa ein Viertel der Befragten ein größeres Interesse im Kollegium am wissenschaftlichen Austausch. Als Fazit aus der vorliegenden Untersuchung können drei Punkte festgehalten werden. Erstens entspricht die bisherige eher bescheidene Aufmerksamkeit, die Internationale ProfessorInnen in der deutschen Hochschulforschung gefunden haben, keineswegs der Bedeutung dieser Personengruppe. Sie spielt nicht nur eine immer wichtigere Rolle in institutionellen Strategien der Hochschulentwicklung, sondern sie stellt auch ein ganz wesentliches innovatives Potential für die Hochschulen dar und erfüllt ganz offenkundig, wie die vorliegende Studie zeigen kann, eine Vorreiterrolle in Forschung und Lehre für weitere Internationalisierung und internationale Vernetzung und eine Art kulturelle und akademische Öffnungsfunktion. Zweitens zeigt diese als Fallstudie für Berlin und Hessen durchgeführte Untersuchung als eine Art Machbarkeitsstudie, dass trotz erheblicher methodischer Schwierigkeiten in der präzisen Identifikation und Erfassung dieser Gruppe ein solches Projekt zu relevanten und weiterführenden Ergebnissen kommen kann. Zwar kann die Grundgesamtheit Internationaler ProfessorInnen im Sinne der Definition von Migration durch den Mikrozensus nicht exakt definiert werden. Aber aufgrund der Besonderheiten der Hochschulpersonalstatistik ist es möglich, den Umfang der Grundgesamtheit mit verschiedenen Approximationsmethoden relativ genau zu schätzen. Es ist aber nicht möglich, eine genaue Rücklauf- bzw. Ausschöpfungsquote anzugeben. Eine Folge davon ist, dass die Ansprache und Erreichbarkeit der zur Zielgruppe gehörenden Personen eine besondere methodische, erhebungsorganisatorische Herausforderung darstellt, die mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung sind aber verschiedene Zugangswege entwickelt und erprobt worden, die auf andere Länder in Deutschland übertragbar sind und Anlass zu der Einschätzung geben, dass die Ausschöpfung eher oberhalb des bei Professorenbefragungen im allgemeinen erreichten Niveaus liegt. Drittens würde eine deutschlandweite Untersuchung durch den höheren Umfang der Grundgesamtheit (in den amtlichen Statistiken werden die Zahl der ausländischen ProfessorInnen mit sowie der mit Migrationshintergrund mit angegeben) Möglichkeiten eröffnen, Subgruppen zu bilden, um die Binnendifferenzen innerhalb der Zielgruppe noch detaillierter herauszuarbeiten bzw. durch komplexere (z. B. bi- und multivariate) Analysemethoden Zusammenhänge von verschiedenen Variablen gleichzeitig zu untersuchen. 131

142 132

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145 Esser, Hartmut (2007): Sprache und Integration: Konzeptionelle Grundlagen und empirische Zusammenhänge. URL: (Zugriff ). Europäische Bildungsminister (1999): Der Europäische Hochschulraum. Gemeinsame Erklärung der Europäischen Bildungsminister, 19. Juni 1999, Bologna. URL: (Zugriff: ). Feuerstein, Thomas (2008): Entwicklung des Durchschnittsalters von Studierenden und Absolventen an deutschen Hochschulen seit In: StBA (Hg.): Wirtschaft und Statistik 7/2008. Wiesbaden. S Fischer, Lars/Minks, Karl-Heinz (2008): Acht Jahre nach Bologna Professoren ziehen Bilanz. Ergebnisse einer Befragung von Hochschullehrern des Maschinenbaus und der Elektrotechnik. Forum Hochschule , Hannover: HIS. URL: (Zugriff: ). Glick-Schiller, Nina/Blanc-Szanton, Christina/Basch, Linda (1995): From Immigrant to Transmigrant. Theorizing Transnational Migration. In: Anthropological Quarterly. 68, Nr. 1, S Guth, Jessica (2007): Weitere Einflussfaktoren für die Mobilität von Wissenschaftlern und der Entscheidung für ein Zielland: Mobilitätsauslöser. Berlin: Bundeszentrale für politische Bildung (Bpb). URL: (Zugriff: ). Hartmann, Michael (2002): Der Mythos von Leistungseliten. Frankfurt a. M. und New York. S Hentges, Gudrun/Hinnenkamp, Volker/Zwengel, Almut (Hg.) (2008): Migrationsund Integrationsforschung in der Diskussion. Biografie, Sprache und Bildung als zentrale Bezugspunkte. Wiesbaden. Heitzmann, Daniela/Klein, Uta (Hg.) (2012): Hochschule und Diversity. Theoretische Zugänge und empirische Bestandsaufnahme. Weinheim/Basel. Heublein, Ulrich/Schreiber, Jochen/Hutzsch, Christopher (2011): Entwicklung der Auslandsmobilität deutscher Studierender von (Projektbericht, 2011). HRK (2013): Die Stimme der Hochschulen. Internationale Abkommen/Äquivalenzabkommen. HRK/C5_ URL: (Zugriff: ). Isserstedt, Wolfgang/Middendorff, Elke/Fabian, Gregor/Wolter, Andrä (2007): Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, Hauptbericht herausgegeben vom BMBF. Bonn. 135

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147 Subversion und Intervention. Wissenschaft und Geschlechter(un)ordnung. Opladen. S Over, Albert/Ninke, Lars/Backhaus, Beate (2002): Brain Drain Brain Gain. Eine Untersuchung über internationale Berufskarrieren. Essen: Stifterverband; Kassel: GES. Postiglione, Gerard A./Altbach, Philipp G. (2013): Professors: The Key to Internationalizion. In: International Higher Education. No. 73/2013. S Preißler, Ulrike (2012): Das Lehrdeputat der Hochschullehrer an Universitäten. Kurzinformation. Deutscher Hochschulverband. Bouffier, Anna/Wolffram, Andrea (2012): Welcher Weg führt zum Ziel? Migrations- und Karrierewege von Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen aus osteuropäischen Staaten an deutschen Universitäten. In: Beaufaÿs, Sandra/Engels, Anita/Kahlert, Heike (2012) (Hg.): Einfach Spitze? Neue Geschlechterperspektiven auf Karrieren in der Wissenschaft. Frankfurt a.m. und New York. S Rokitte, Rico (2012): Studierende mit Migrationshintergrund und Interkulturalität im Studium. Haus-Böckler-Stiftung: Arbeitspapier 248. Düsseldorf. Schomburg, Harald/Flöther, Choni/Wolf, Vera (2012): Wandel von Lehre und Studium an deutschen Hochschulen Erfahrungen und Sichtweisen der Lehrenden. (LESSI-Studie) Projektbericht INCHER-Kassel. URL: (Zugriff: ). Schönborn, Anette/Müller, Ursula (2011): Studierende mit Migrationshintergrund: ein Konstrukt mit unklarer Operationalisierung. In: Krempkow, René/Pohlenz, Philipp (Hg.): Qualität in der Wissenschaft. Zeitschrift für Qualitätsentwicklung in Forschung, Studium und Administration. Diversität und Diversity Management: Neue Mode in der Hochschulentwicklung oder gesellschaftlicher Auftrag an die Hochschulen?, Heft 4, S Schönborn, Anette/Stammen, Karl-Heinz (2011): Vielfalt als Potential. Heterogenität von Studierenden im Kontext von Qualitätsentwicklung an der Universität Duisburg-Essen. In: Krempkow, René/ Pohlenz, Philipp (Hg.): Qualität in der Wissenschaft. Zeitschrift für Qualitätsentwicklung in Forschung, Studium und Administration. Diversität und Diversity Management: Neue Mode in der Hochschulentwicklung oder gesellschaftlicher Auftrag an die Hochschulen?, Heft 4, S Settelmeyer, Anke/Erbe, Jessica (2010): Migrationshintergrund. Zur Operationalisierung des Begriffs in der Berufsbildungsforschung. Schriftenreihe des Bundesinstituts für Berufsbildung, Heft 112. Bonn: BIBB. StBA (2012): Bildung und Kultur. Personal an Hochschulen. Fachserie 11, Reihe 4.4. Wiesbaden. 137

148 She Figures (2012): URL: (Zugriff: ). StBA (2013a): Bildung und Kultur. Studierende an Hochschulen. Vorbericht, Wintersemester 2012/13, Fachserie 11, Reihe 4.1. Wiesbaden. StBA (2013b): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Vorläufige Wanderungsergebnisse., Fachserie 1 Reihe 1.2. Wiesbaden. StBA (2013c): Mikrozensus 2011, Sonderauswertung. Wiesbaden. StBA (2013d). Personal an Hochschulen Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden. StBA (2012a): Bildung und Kultur. Studierende an Hochschulen WS 2011/12. Fachserie 11, Reihe 4.1. Wiesbaden. StBA (2012b): Bildung und Kultur. Prüfungen an Hochschulen Fachserie 11, Reihe 4.2 Wiesbaden. StBA (2012c): Bildung und Kultur. Personal an Hochschulen Fachserie 11, Reihe 4.4. Wiesbaden. StBA (2012d): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund Ergebnisse des Mikrozensus 2011, Fachserie 1, Reihe 2.2. Wiesbaden. StBA (2011a): Bildung und Kultur. Personal an Hochschulen Fachserie 11, Reihe 4.4. Wiesbaden (Sonderauswertung) StBA (2011b): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund Ergebnisse des Mikrozensus Fachserie 1, Reihe 2.2 Wiesbaden. StBA (2006): Bildung und Kultur. Personal an Hochschulen Fachserie 11, Reihe 4.4. Wiesbaden. StBA (2001): Bildung und Kultur. Prüfungen an Hochschulen Fachserie 11, Reihe 4.2. Wiesbaden. Völschow, Yvette/Bajaa, Maike (2012a): Studierende mit Migrationshintergrund: eine Gruppe mit speziellen Bedarfen? Untersuchungsergebnisse zur Studiensituation an der ländlich gelegenen Universität Vechta. In: Das Hochschulwesen, 60. Jg., Heft 2, S Völschow, Yvette/Bajaa, Maike (2012b): Wie integriert sind Studierende mit Migrationshintergrund? In: Migration, Integration, Diversity. Heinrich-Böll- Stiftung. Zimmermann, Karin (2000): Spiele mit der Macht in der Wissenschaft. Passfähigkeit und Geschlecht als Kriterien für Berufungen. Berlin. 138

149 Anhang Bisherige Aktivitäten des ForscherInnenteams Vorträge Engel, Ole/Kriszio, Marianne (2013): Professorinnen und Professoren internationaler Herkunft an Hochschulen in Deutschland. Vortrag auf dem 4. Interdisziplinären Gender-Kolloquium der Arbeitsgruppe Gender-Forschung der Universität Rostock "Migration Geschlecht Lebenswege" am Engel, Ole/Neusel, Aylâ/Weichert, Doreen (2013): Homogenität und Heterogenität in der Gruppe der Internationalen ProfessorInnen. Vortrag beim IN- CHER-Colloquium, Universität Kassel am Engel, Ole/Weichert, Doreen (2013): Der Hochschullehrerberuf aus Sicht der Internationalen ProfessorInnen. Projektpräsentation im Kolloquium der Abt. Hochschulforschung/Humboldt Universität zu Berlin am Neusel, Aylâ (2013): Internationale Professorinnen an deutschen Hochschulen - ein Projektbericht. Festvortrag zur Abschlussveranstaltung Karriere- Mentoring DIVERS, Universität Kassel am Janke, Daniela/Kriszio, Marianne (2013): Professorinnen und Professoren internationaler Herkunft an deutschen Hochschulen. Vortrag auf der internationalen Tagung Transnationale Räume und Geschlecht, Universität Paderborn am Engel, Ole/Neusel, Aylâ (2013): Internationale Mobilität und Professur Ein Werkstattbericht. Vortrag beim INCHER-Colloquium, Universität Kassel am Engel, Ole/Weichert, Doreen (2013): Internationale Mobilität und Professur erste Projektergebnisse. Projektpräsentation im Kolloquium der Abt. Hochschulforschung/Humboldt Universität zu Berlin am Engel, Ole/Kriszio, Marianne (2012): Internationale Mobilität und Professur Karriereverläufe und Karrierebedingungen Internationaler ProfessorInnen an deutschen Hochschulen. Projektpräsentation auf dem 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bochum, Ad-Hoc-Gruppe Transnationale Wissenschaftskarrieren an Hochschulen am Neusel, Aylâ (2012): ProfessorInnen aus der Türkei an deutschen Hochschulen Eine neue transnationale wissenschaftliche Elite?. Vortrag auf dem 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bochum am Engel, Ole/Janke, Daniela/Weichert, Doreen (2012): Bericht über den Arbeitsstand. Projektpräsentation im Kolloquium der Abt. Hochschulforschung/Humboldt Universität zu Berlin am

150 Engel, Ole/Neusel, Aylâ (2012): Internationale Differenzierung des Wissenschaftlichen Personals am Beispiel der ProfessorInnen. Beitrag zur 8. Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung Differenzierung des Hochschulsystems in Deutschland und im internationalen Vergleich Herausforderungen, Entwicklungsansätze und Folgen Berlin am Neusel, Aylâ (2011): Transnationale Mobilität von WissenschaftlerInnen aus der Türkei nach Deutschland. Beitrag auf der Internationalen Konferenz des Deutschen Orient-Instituts. Bilgi Üniversitesi. Istanbul am Neusel, Aylâ (2010): Wissenschaftlicher Nachwuchs mit Migrationshintergrund: Was müssen wir wissen? Vortrag zum Workshop Chancengerechtigkeit in der Wissenschaft, HoF Wittenberg am 18./ Publikationen Bauer, Tina (2013): Ihre Herkunft macht sie begehrt. Artikel im duz Magazin 11/2013, S Bauer, Tina (2012): Weiblich, ausländisch, jung sucht. Artikel im duz Magazin 12/2012, S Bauer, Tina (2012): Man sollte die Erfolge feiern. Interview mit Aylâ Neusel im duz Magazin 10/2012, S. 31. Engel, Ole/Janke, Daniela (2014): Ausländische Profesorinnen und Professoren an Hochschulen Analysen für Berlin, Hessen und Deutschland. In: Martina Löw (Hrsg.) 2014: Vielfalt und Zusammenhalt. Verhandlungen des 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bochum und Dortmund 2012, Frankfurt am Main. Engel, Ole/Janke, Daniela (2013): Professorinnen und Professoren mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Vergleich und Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes an Hochschulen in Berlin und Hessen im bundesdeutschen Kontext. Working Paper 1/2013. URL: (Zugriff: ). Engel, Ole/ Neusel, Aylâ/Weichert Doreen (2014): Internationale Differenzierung des Wissenschaftlichen Personals am Beispiel der ProfessorInnen. In: Wolter, Andrä/Banscherus, Ulf/Engel, Ole/Mindt, Anne/Spexard, Anna: Differenzierung des Hochschulsystems in Deutschland und im internationalen Vergleich Herausforderungen, Entwicklungsansätze und Folgen. Münster. (erscheint 2014). Engel, Ole/Neusel, Aylâ/Weichert Doreen: Migrationshintergrund in der Hochschule. Banscherus, Ulf/Bülow-Schramm, Margret/Himpele, Klemens/Staack, Sonja/Winter, Sarah (Hg.): Übergänge im Spannungsfeld von Expansion und Exklusion. Eine Analyse der Schnittstellen im deutschen Hochschulsystem, Bielefeld (im Erscheinen, 2014). Neusel, Aylâ (2012a): ProfessorInnen aus der Türkei an deutschen Universitäten Eine neue transnationale wissenschaftliche Elite? In: Putsch, Barbara 140

151 (Hrsg.) (2012): Transnationale Migration am Beispiel Deutschland und Türkei. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S Neusel, Aylâ (2012b): Untersuchung der inter- und transnationalen Karrieren von WissenschaftlerInnen an deutschen Hochschulen. In: die hochschule 1/2012, S Pop, Ella/Schmitt, Susanne/Stürmer, Meike (2013): Internetrecherche der Internationalen Professorinnen und Professoren an Hochschulen in Berlin und Hessen. Vorgehensweise und Ergebnisse der Internetrecherche als Zugangsweg zur Grundgesamtheit des Samples. Working Paper 2/2013. URL: (Zugriff: ) Schmitt, Susanne/Weichert, Doreen (2013): Hochschulinterne Erfassung der Internationalen Professorinnen und Professoren an Hochschulen in Berlin und Hessen. Vorgehensweise und Ergebnisse der Erfassung des Samples durch die Hochschulen. Working Paper 3/2013. URL: (Zugriff: ) Seminarveranstaltung Engel, Ole (2013): Internationalisierung, Zuwanderung und Mobilität an Hochschulen. Ein Q-Team im Rahmen des Lehrveranstaltungsangebots im Wintersemester 2013/14 an der Humboldt-Universität zu Berlin. 141

152 142

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