ERSTANWENDUNG EINES PAVEMENT MANAGEMENT SYSTEMS (PMS) Erfahrungen aus der bundesweiten Anwendung
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- Erwin Glöckner
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1 VSVI-Vortragsveranstaltung Management der Straßenerhaltung, Friedberg, ERSTANWENDUNG EINES PAVEMENT MANAGEMENT SYSTEMS (PMS) Erfahrungen aus der bundesweiten Anwendung Dipl.-Ing. G. Maerschalk, Ingenieurbüro SEP, Dachauer Str. 433, 8992 München 1. Anlass für die Erstanwendung des PMS In einem Mitte 1997 abgeschlossenen Forschungsprojekt wurde ein PMS entwickelt und für ausgewählte Strecken (A8 in Bayern, 4 Bundesstraßen in Hessen) praktisch angewendet. Die Ergebnisse waren so vielversprechend, dass das PMS 1999 in einer Erstanwendung auf seine Praxistauglichkeit erprobt wurde. Nachfolgend wird auf den Inhalt des PMS und die Erfahrungen bei der bundesweiten Erstanwendung eingegangen. 2. Zielsetzung, Umgebung, Inhalt und Ergebnisse des PMS Die Hauptziele der Anwendung eines PMS bestehen mittelfristig darin, die Erhaltungsplanung rationaler und einfacher zu machen und den Erhaltungsaufwand durch gezielteren Mitteleinsatz ohne Einbußen an Qualität zu reduzieren. Die bundesweite Erstanwendung sollte wesentlich dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen. In einem PMS wird üblicherweise der Bereich der baulichen Erhaltung betrachtet. Für die Erstanwendung wurde das System so konfiguriert, dass Vorschläge zur Art, Örtlichkeit und zeitlichen Dringlichkeit von Instandsetzungs- und Erneuerungsmaßnahmen ermittelt werden. Noch nicht einbezogen sind derzeit Maßnahmen der baulichen Unterhaltung (punktuelle oder kleinflächige Sofortmaßnahmen, wie z.b. Flickarbeiten zur Schlagloch- oder Rissbeseitigung). Um- und Ausbaumaßnahmen oder kapazitätserweiternde Maßnahmen gehören nicht zur baulichen Erhaltung. Sie können daher im PMS derzeit nur durch externe Vorgaben zu ihren voraussichtlichen Durchführungszeitpunkten berücksichtigt werden. Dies gilt auch für Erhaltungsmaßnahmen, die sich im Zusammenhang mit Brückensanierungen ergeben. Für die Verkehrsflächen, die in ein PMS einbezogen werden, müssen Zustandsdaten verfügbar sein. Dies war zum Zeitpunkt der Erstanwendung für die durchgehenden Fahrstreifen der Fahrbahnen bei den Bundesautobahnen und die Fahrbahnen der freien Strecken bei den Bundesstraßen der Fall. Die Erstanwendung des PMS für diese Fahrbahnflächen erfolgte mit einer kanadischen Software, die in Europa unter der Bezeichnung VIAPMS vertrieben wird. Bei der Anpassung dieses Programms an die deutschen Bemessungs- und Erhaltungsrichtlinien in der Vorbereitungsphase der Erstanwendung wurden die Datenanforderungen ermittelt. Aufgrund der schwer übersehbaren Vielzahl der benötigten Daten (s. Abb. 1) wurde das PMS-Programm mit einer Umgebung ausgestattet, die eine Sichtung, Aufbereitung und Korrektur der Sachdaten ermöglicht. In diesem Aufbereitungs- und Visualisierungsmodul (Arbeitsbezeichnung ViaInput ) erfolgen die für den Ablauf von VIAPMS erforderlichen Datenumformungen und die für die praktische Handhabung und Akzeptanz des Systems sehr wichtigen Daten- und Ergebnisdarstellungen in Streckenbändern, Netzplots, Tabellen und Bildern. Nach dem dabei angestrebten, derzeit aber noch nicht vollständig umgesetzten Konzept werden die für VIAPMS benötigten Sachdaten direkt aus der jeweiligen Straßendatenbank eingelesen, in der am Objektkatalog für das Straßen- und Verkehrswesen ( OKSTRA ) des Bundesministeriums für Verkehr ausgerichteten Schnittstelle ViaInput begutachtet, korrigiert und umgeformt, mit den vom Fachmann vorgenommenen Korrekturen in die Straßendatenbank zurückgeführt und nach den nötigen Umformungen in VIAPMS übernommen. Darüber hinaus werden nach dem Ablauf von VIAPMS auch die PMS-Ergebnisse in ViaInput zurückgeführt (s. Abb. 1). Dieses für eine flächendeckende PMS-Anwendung, unbedingt erforderliche Konzept ist momentan noch nicht umsetzbar, weil die benötigten Sachdaten vielfach in lokalen Datenbanken abgelegt sind. Bei der Erstanwendung wurde daher eine Zwischenlösung zur Vereinheitlichung und Weiterverarbeitung der Daten vorgesehen. G. Maerschalk: Erstanwendung eines Pavement Management Systems (PMS) Seite 1
2 VSVI-Vortragsveranstaltung Management der Straßenerhaltung, Friedberg, Datenbank Schnittstelle ViaInput VIAPMS Selektion Zusammenfassung Transformation Auswertung Kontrolle Visualisierung Korrektur der Daten Ergebnisdarstellung Datenanforderungen des PMS: Administrative Daten Querschnittsdaten Aufbaudaten Erhaltungsdaten Verkehrsdaten Unfalldaten Geometrie-Daten Höhenbindungen Feste Maßnahmen Netzdaten Koordinaten Abb. 1: Vorgesehener Datenfluss für die Anwendung des PMS In ViaInput werden auch die relativ kurzen Abschnitte der messtechnischen Zustandserfassungen (i.a. 1 m) automatisch zu homogenen Abschnitten mit vergleichbarem Zustand, ähnlicher Verkehrsbelastung und einheitlicher Deckenart zusammengefasst. Diese homogenen Abschnitte, die in ihrer Länge bereits den Baulosen der Erhaltungspraxis nahe kommen, können mit den ViaInput-Teilmodulen Via- Band bzw. ViaMap als Streckenbänder oder im Netzzusammenhang dargestellt und mit dem Teilmodul ViaHom interaktiv in Länge und Breite, z.b. durch Einbeziehung des Überholfahrstreifens, verändert werden. Parallel dazu ermöglicht der Teilmodul ViaEdit die alphanumerische Bildschirmdarstellung, Kontrolle und Korrektur der für das PMS benötigten Sachdaten in Editionsfenstern. Danach können alle Sachdaten, die aus der Datenbank in sehr unterschiedlichen Rasterungen vorliegen, automatisch auf die neue Abschnittseinteilung umgelegt werden. Dieser äußerst rechenintensive Arbeitsschritt, bei dem z.b. längengewichtete mittlere Zustandswerte berechnet werden, ist die Voraussetzung für die Erstellung der Eingangsdatei, die zum Ablauf von VIAPMS benötigt wird. Der inhaltliche Ablauf von VIAPMS ist in Abb. 2 in den Hauptpunkten schematisch dargestellt. Die im Zentrum der Abb. 2 angeordneten Verfahrensschritte werden zum einen durch den Zugriff auf die mit ViaInput aufbereiteten Sachdaten der homogenen Abschnitte (linker Teil in Abb. 2), zum anderen durch den Zugriff auf die Modellparameter gestützt (rechter Teil in Abb. 2). Diese Modellparameter, die Ablauf und Ergebnisse entscheidend bestimmen, sind in VIAPMS in Form von Filtern und Funktionen eingebunden. Sie leiten sich aus vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen und, derzeit noch zum größeren Teil, aus Expertenwissen und -erfahrungen ab. Nachfolgend werden stichpunktartig die wichtigsten Annahmen und Vorgaben im Verfahrensablauf des PMS erläutert. Als Grundvoraussetzung für den Ablauf des PMS muss zunächst das Analysenetz ausgewählt werden, das jeweils betrachtet werden soll. Dieses Analysenetz kann alle Straßen eines Landes bzw. eines Bauamts oder auch nur einen einzigen homogenen Abschnitt umfassen. Für das betrachtete Straßennetz, das über einen Filter aus mehreren gleichzeitig vorgehaltenen Analysenetzen ausgewählt werden kann, muss bei erstmaligem Aufruf ein Prognose- und Betrachtungszeitraum vorgegeben werden. Für den Prognosezeitraum, der i.a. 5 e und maximal 2 e umfasst, werden Vorschläge zu Erhaltungsmaßnahmen unterbreitet, deren Auswirkungen über den im Regelfall längeren Betrachtungszeitraum (maximal 5 e) bewertet werden. Sofern Maßnahmenvorschläge erzeugt werden sollen, müssen für die einzelnen e des Prognosezeitraums Erhaltungsmittel vorgegeben werden. Dabei können gleichzeitig bis zu 5 Budgetszenarios definiert werden. Der erste sehr wesentliche systeminterne Verfahrensschritt besteht in der Ermittlung des Zustandsverlaufs ohne Maßnahme (bei Nichts-tun, s. Abb. 2). Dieser Verlauf wird für alle berücksichtigten Zustandsmerkmale abgeschätzt, d.h. für die Längs- und Querebenheit, die Griffigkeit, die Risse und O- berflächenschäden sowie für den Substanzwert. Der Substanzwert berücksichtigt dabei den an der G. Maerschalk: Erstanwendung eines Pavement Management Systems (PMS) Seite 2
3 VSVI-Vortragsveranstaltung Management der Straßenerhaltung, Friedberg, Homogene Abschnitte mit abgeleiteten Daten aus Querschnitt, Aufbau, Erhaltungsgeschichte, Verkehr, Unfällen, Lage-/Höhenplan, Zustand nach ZEB mittlere Zustandswerte aus ZEB Substanzwert-ZEB Substanzwert-Bestand Letztes Maßnahmejahr Unfallrate (Nässe) Bemessung-aktuell Frostsicherheit Erhaltungsquerschnitt vorhandene Decke Bemessung-künftig Höhenbindungen letzte Maßnahmeart DTV - Anteil Erhaltungsfläche fest vorgegebene Maßnahmen Finanzmitteleinsatz Maßnahmevorschläge Zustandsentwicklung Abb. 2: DATENBANK (Ordnungssystem) Schnittstelle ViaInput Bildung homogener Abschnitte auf Basis des Ordnungssystems, Datenvisualisierung, Datenumformungen Auswahl des Analysenetzes Vorgabe des Prognoseund Betrachtungszeitraum Vorgabe der Budgetansätze für den Prognosezeitraum Ermittlung des Zustandsverlaufs der Merkmale bei Nichts-tun Bestimmung der Eingreifjahre im Prognosezeitraum Prüfung Zustandskonstellationen Ermittlung d. Schadensursachen Filterung der technologisch zulässigen Maßnahmen Modellparameter (Expertensystem) Erfahrungswerte DM/qm (z.b. aus Globalprognosen) Verf. f. Zustandsbewertung Verhaltensfunktionen Eingreifgrenzen (z.b. Warn-/Schwellenwerte) Mängelklassen zur Kategorisierung von Schadensursachen vorgegebene Maßnahmearten unzulässige Maßnahmefolgen Bewertung der zul. Maßnahmen Maßnahmewirkungen für - Rücksetzwerte Mängelklassen - Zustandsentwicklung nachher Verhaltensklassen - Nutzen-Kosten-Verhältnis Maßnahmekosten Reihung der Maßnahmevarianten pro Abschnitt Optimierung für alle Abschnitte des Analysenetzes Zuordnung optimale Maßnahmen für vorgegebenen Budgetrahmen Manuelle Anpassungen Sichtung und Speicherung der Ergebnisse Ablaufschema von VIAPMS Bewertungsverfahren (z.b. Nutzerkosten) Optimierungsverfahren Fahrbahnoberfläche gemessenen Zustand sowie die Schichtarten und das Alter des vorhandenen Befestigungsaufbaus. Der Zustandsverlauf wird mit Hilfe von Verhaltenskurven so bestimmt, dass die aktuellen Zustandswerte der o.g. Merkmale auf den jeweiligen Verhaltenskurven liegen. Damit kommen keine verallgemeinerten, sondern abschnitts- und merkmalsspezifische Verhaltensfunktionen zum Einsatz. Mit Hilfe der abschnitts- und merkmalsspezifischen Verhaltensfunktionen können die Eingreifjahre innerhalb des Prognosezeitraums bestimmt werden (s. Abb. 2). Dazu müssen Eingreifbereiche für die einzelnen Zustandsmerkmale festgelegt werden, die für die Erstanwendung einheitlich zwischen dem Warnwerte (> 3,5) und dem Zustandswert 5, liegen. Maßnahmevorschläge werden für alle e des Prognosezeitraums unterbreitet, in denen die jeweilige Verhaltensfunktion innerhalb des Eingreifbereichs verläuft. Für die homogenen Abschnitte, die im Prognosezeitraum zur Erhaltung anstehen, werden in aller Regel mehrere technisch mögliche Maßnahmealternativen vorgeschlagen. Für die Bewertung dieser Maßnahmevorschläge wird ermittelt, welche Schadensursachen wahrscheinlich sind und wie, in Abhängigkeit davon, die Zustandswerte zurückzusetzen und die Zustandsverläufe nach der Maßnahme anzunehmen sind. Daraus ergeben sich die Nutzen der Maßnahmealternativen, die ins Verhältnis zu den jeweiligen Maßnahmekosten gesetzt werden. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis bestimmt die Reihung der Maßnahmealternativen für jeden einzelnen Abschnitt. Mit einer netzbezogenen Optimierung wird schließlich ermittelt, welche Maßnahmevorschläge unter Berücksichtigung der verfügbaren Erhaltungsmitteln (Budgetvorgaben) im Netzzusammenhang ausgewählt werden. Diese Vorschläge können ggf. noch manuell verändert werden (s. Abb. 2). Die Darstellung der PMS-Ergebnisse erfolgt in ViaInput (Modul ViaExcel, s.o.). Ausgegeben werden Listen mit Maßnahmevorschlägen für die einzelnen e des Prognosezeitraums sowie zusammengefasste Darstellungen mit den Maßnahmenverteilungen und den voraussichtlichen Zustandsentwicklungen im Analysenetz. Abb. 3 zeigt ein Beispiel für eine netzbezogene Auswertung (Prognosezeitraum = 1 e). Derartige Darstellungen für unterschiedliche Budgetansätze ermöglichen einen schnellen Vergleich der Auswirkungen von verschiedenen Planungsfällen. Zusätzlich können Netzplots mit der genauen örtlichen Lage der von VIAPMS jeweils vorgeschlagenen Maßnahmearten und ihren Zeitpunkten erstellt werden (mit ViaMap). Darüber hinaus können die Maßnahmevorschläge der einzelnen Abschnitte mit ViaBand in Streckenbändern dargestellt werden. Diese Darstellungen sind sehr hilfreich, wenn homogene Abschnitte zusammengefasst und, was normalerweise erforderlich ist, mehrere sukzessive Wiederholungsläufe mit VIAPMS durchgeführt werden. G. Maerschalk: Erstanwendung eines Pavement Management Systems (PMS) Seite 3
4 VSVI-Vortragsveranstaltung Management der Straßenerhaltung, Friedberg, Bundesstraßennetz eines Bauamts: 2,1 Mio. DM pro (Planungsfall 4) 169 Abschnitte 286,6 km Fahrbahn qm 1 Längsebenheit 1 Querebenheit 1 Griffigkeit Risse/Schäden Substanz-Gesamt Abb. 3: Zustandsentwicklung, eingesetzte Finanzmittel und vorgeschlagene Maßnahmearten für ein ausgewähltes Analysenetz Zustandsklassen: < 1,5 > 1,5 bis 3,5 > 2,5 bis 3, > 3,5 bis 4,5 > 4,5 2 2 = , Mio. DM,99 DM pro qm u. 1% 9% keine Maßnahme Verstärkung > 8 cm Maßnahmeflächen in % 15 4, 8% Verstärkung Decke 7% Tiefeinb.-geb. Befestig. 1 3, 6% Tiefeinbau - Decke 5% Rückform.-Deckschicht 2, 4% Hocheinb.-Deckschicht 3% Tiefeinb.-Deckschicht 5 1,, eingesetzt verfügbar % 1% % Summe 1 e Dünnschichtbelag Oberflächenbehandlung Spurrinnenverfüllung G. Maerschalk: Erstanwendung eines Pavement Management Systems (PMS) Seite 4
5 VSVI-Vortragsveranstaltung Management der Straßenerhaltung, Friedberg, Ablauf und bisherige Erfahrungen der Erstanwendung Die Erstanwendung des PMS sollte ursprünglich in sechs Ländern stattfinden. Bei Anlauf des Projekts äußerten zwei weitere Länder den Wunsch, beteiligt zu werden. Die insgesamt acht Länder der Erstanwendung sind mit den jeweils ausgewählten Autobahn-/Straßenbauämtern in Abb. 4 gekennzeichnet. In einigen Ländern wurden, auf eigene Kosten, zusätzliche Ämter beteiligt, so dass die Zahl der Erstanwender letztlich bei 12 lag (+ BASt). Abb. 5 veranschaulicht den Ablauf der Erstanwendung von Mitte 1998 bis Anfang 2. Nach der Auswahl der Erstanwender waren zunächst die folgenden vorbereitende Arbeiten notwendig: Den Erstanwendern mussten rechtzeitig die optimalen und minimalen Datenanforderungen für das PMS übermittelt werden (s. dazu Abb. 1). Aufgrund der ungewöhnlich umfassenden Datenanforderungen war zu erwarten, dass nicht alle Angaben mit der erforderlichen Qualität geliefert werden konnten. Um den Erstanwendern eine komfortable Korrektur- und Sichtungsmöglichkeit für ihre Daten bereitzustellen, wurde der Visualisierungsmodul ViaInput entwickelt (s. Kap. 2). Abb. 4: Beteiligte Länder und Verwaltungseinheiten der PMS - Erstanwendung in Deutschland ASV Eschwege LAS Baden-Württemberg SBA Weilheim AD Nordbayern AD Südbayern SBA Stralsund Die bereits bei der Entwicklung des PMS (s. Kap. 1) in einer DOS-Version eingesetzte Software VIAPMS wurde zwischenzeitlich auf modernere Betriebssysteme umgestellt (Win95, WinNT). Die neue Software musste inhaltlich für das PMS konfiguriert werden. Die angeforderten Sachdaten der Erstanwender lagen mit wenigen Ausnahmen bis Ende 1998 in einer Form vor, die sich hinsichtlich der Vollständigkeit dem Optimum annäherte. In Bezug auf die Stimmigkeit der Daten waren erwartungsgemäß noch Aufbereitungsarbeiten erforderlich. Als äußerst zeitraubend und mühselig erwies sich dabei, dass den einzelnen Datengruppen, die größtenteils in separaten Dateien geliefert wurden, unterschiedliche und häufiger auch unstimmige Ordnungssysteme zugrunde lagen. Probleme ergaben sich zudem aus den relativ weit zurückliegenden Erfassungskampagnen für die Bundesstraßen (1993 bis 1995), weil sich die Netzstruktur zwischenzeitlich teilweise erheblich verändert hat. Mit der künftig vorgesehenen Verwendung der Zustandsdaten aus der ZEB 1999/2 ist dieses Problem nicht mehr vorhanden. Aufgrund der zeitaufwendigen Aufbereitungsarbeiten konnten den Erstanwendern anlässlich der einführenden Schulung für das Programm VIAPMS Mitte Januar 1999 in München noch nicht die spezifischen Daten für das jeweilige Analysenetz übergeben werden. Die Schulungsteilnehmer, die sich im wesentlichen aus den für die Erhaltung zuständigen und den für die Bedienung der Software vorgesehenen Personen zusammensetzten, erhielten zunächst ein Übungsnetz, das alle Programm-, Analyseund Auswerteoptionen ermöglichte. Die spezifischen Anwenderdaten wurden bis Ende März 1999 übermittelt. Anlässlich der Datenübergabe erfolgte jeweils eine individuelle Wiederholungsschulung zu VIAPMS und eine ausführliche einführende Schulung zum Visualisierungsmodul ViaInput. Das erste einer Folge von Erstanwendertreffen fand Anfang Mai 1999 bei der BASt statt. Bei diesem G. Maerschalk: Erstanwendung eines Pavement Management Systems (PMS) Seite 5 BASt WSBA Münster WABA Hamm SBA Verden ABA Montabaur ASV Frankfurt BABA Stolpe
6 VSVI-Vortragsveranstaltung Management der Straßenerhaltung, Friedberg, und bei dem folgenden Treffen Anfang Juni FE 9.114/1998/MRB: Erstanwendung der vorliegenden Algorithmen für die standen Hard-/Software- und Netzwerkprobleme im Mittelpunkt. Vereinzelt wurden auf Erhaltungsplanung in ausgewählten Bauämtern Juni diesen Treffen aber auch schon Beispiele für Juli Auswahl der 8 Erstanwender erste praxisbezogene Anwendungen des August Anforderung der Netz- und Sachdaten PMS vorgelegt. Es zeigte sich jedoch deutlich, 1998 September Konfiguration des Programms VIAPMS dass die Mehrzahl der Erstanwender Oktober Übernahme/Aufbereitung der Anwenderdaten Schwierigkeiten mit der Abfolge der einzelnen November Erstellung der Visualisierungsumgebung ViaInput Teilmodule des Visualisierungssystems Dezember Erstellung der Handbücher Januar 13./14. Einführende Schulung zu VIAPMS in München ViaInput hatte. Auf Wunsch der Erstanwender wurden Kurzanleitungen für alle Teilmo- Februar Schulung für Visualisierungsmodul ViaInput März Übergabe der spezifischen Anwenderdaten dule erstellt. Der dadurch wesentlich verbesserte April Individuelle Betreuung der Erstanwender Zugang zu ViaInput wurde in der Folge Mai Erstanwendertreffen bei der BASt vor allem zur Sichtung und Korrektur der 1999 Juni Erstanwendertreffen in Kassel Anwenderdaten genutzt. Beim 3. Erstanwendertreffen Juli Anbindung von VIAPMS an Entwurf zu RPE-Stra im September 1999 standen die August Test von VIAPMS/ViaInput durch Erstanwender damit abgewickelten Datenkorrekturen im September Erstanwendertreffen in Würzburg Mittelpunkt der Diskussionen. Dadurch wurden Oktober Sensitivitätsanalysen der VIAPMS-Parameter nur vereinzelt PMS-Ergebnisse zu vor- November Erstanwendertreffen in Fulda Dezember Sensitivitätsanalysen/Test von VIAPMS/ViaInput gegebenen Aufgaben präsentiert, die den Januar 19./2. 5. Erstanwendertreffen in München Erstanwendern bereits seit Juli 1999 vorlagen. Februar Erfahrungsberichte der Erstanwender Im September und Oktober 1999 wur- 2 März Erstellung des Schlußberichts den alle Erstanwender aufgesucht und nochmals April Abgabe Schlußberichtsentwurf zur Erstanwendung am eigenen Rechner betreut. Zusätzlich erfolgten viele telefonische Beratungsgespräche. Mai Juni Schlußbericht zur Erstanwendung Die vorgegebenen Aufgaben konnten Abb. 5: Ablauf der Erstanwendung damit größtenteils bis zum 4. Erstanwendertreffen Ende November 1999 bearbeitet und dort vorgestellt werden. Dies war als wesentlicher Fortschritt zu werten, da die Mehrzahl der Erstanwender erstmals bewusst den Zusammenhang zwischen Mitteleinsatz und voraussichtlicher Zustandsentwicklung kritisch würdigte. Beim 5. Treffen Mitte Januar 2 in München, das den formalen Abschluss der ca. einjährigen Erstanwendung bildete, wurde intensiv an der Erstellung eines praxisbezogenen Erhaltungsprogramms gearbeitet. Mitte 1999 wurde das PMS inhaltlich an den vorliegenden Entwurf der Richtlinien für die Planung von Erhaltungsmaßnahmen an Straßenbefestigungen (RPE-Stra) angebunden. Außerdem wurden Sensitivitätsanalysen der VIAPMS-Parameter durchgeführt. Zum Abschluss des Projekts wurden von den Erstanwendern Erfahrungsberichte geliefert. Darin wird hervorgehoben, dass für das PMS aktuelle Netz- und Bestandsdaten erforderlich sind und eine gute zeitliche Übereinstimmung mit den Zustandsdaten wichtig ist. Die Visualisierung wird als wesentlicher Bestandteil eines PMS eingestuft. Es wird festgestellt, dass die Maßnahmevorschläge des PMS ingenieurtechnisch beurteilt und zu praxisgerechten Baulosen zusammengefasst werden müssen, dann aber eine mögliche Alternative zur bisherigen Erhaltungspraxis darstellen, auch wenn objektive Aussagen zur Plausibilität der PMS- Vorschläge und zur Abweichung von tatsächlich durchgeführten Maßnahmen derzeit noch schwierig sind. Der Hauptnutzen des PMS wird in der objektiven Entscheidungshilfe für Erhaltungsmaßnahmen und der Begründung von Mittelanforderungen, den jährlich aktuellen Bauprogrammen, den Möglichkeiten zur Definition von Handlungsalternativen mit einer effizienteren und objektiveren Mittelverteilung sowie einer schlüssigeren Ermittlung des Erhaltungsbedarfs gesehen. Der Zeitaufwand der Erstanwender lag mit allen Datenaufbereitungen und PMS-Läufen im Schnitt bei 2,5 Mannmonaten. Die erste Phase der Erstanwendung endet mit der Erstellung des Schlussberichts im Juni 2. Die Erstanwendung soll aber mit den bisherigen Teilnehmern im e 2 weitergeführt werden. Zusätzlich sollen auch alle bisher noch nicht beteiligten Länder einbezogen werden. G. Maerschalk: Erstanwendung eines Pavement Management Systems (PMS) Seite 6
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