Gemeinsame Entstehungsbedingungen von stoffgebundenen und nicht-stoffgebundenen Süchten

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1 Gemeinsame Entstehungsbedingungen von stoffgebundenen und nicht-stoffgebundenen Süchten Dr. Dilek Sonntag, Dipl.-Psych. Unter Mitarbeit von Dipl.-Psych. Christina Bauer Dipl.-Psych. Anja Eichmann IFT Institut für Therapieforschung 1

2 Individuum Geschlecht Persönlichkeit Psychische Störungen Genetische/ neurobiologische Bedingungen Soziodemografische Merkmale - Lerngeschichte - Kick, Leere Substanz/ Glücksspiel - Suchtpotenzial, Psychotrope Wirkung, Strukturelle Merkmale Soziales Umfeld - Angebot, Verfügbarkeit Gesetzgebung Einstellung der Gesellschaft Arbeits- und Lebensverhältnisse Familiäre Strukturen IFT Dr. Dilek Sonntag,

3 Geschlechterverteilung (ambulant) Geschlechterverteilung Glücksspiel Alkohol Opiate Hauptdiagnose Männer Frauen IFT Dr. Dilek Sonntag,

4 Alter bei Betreuungsbeginn Alter bei Betreuungsbeginn (Mittelwert) Glücksspiel Alkohol Opiate Hauptdiagnose Ambulant Stationär IFT Dr. Dilek Sonntag,

5 Lebenssituation (ambulant) Lebenssituation Glücksspiel Alkohol Opiate Hauptdiagnose Alleinlebend Nicht alleinlebend IFT Dr. Dilek Sonntag,

6 Lebenssituation nicht Alleinlebender (ambulant) Zusammenlebend mit Glücksspiel Alkohol Opiate Partner/in 67,3 66,0 42,7 Kind(ern) 42,3 37,0 24,1 Eltern(teil) 19,3 14,6 24,7 Sonstiger/n Bezugsperson/en 3,7 3,8 7,0 Sonstiger/n Person/en 9,0 9,6 23,9 n Mehrfachnennungen möglich IFT Dr. Dilek Sonntag,

7 Familienstand (ambulant) Glücksspiel Alkohol Opiate Ledig 50,0 41,4 74,3 Verheiratet, zusammenlebend Verheiratet, getrennt lebend 30,3 28,4 11,5 5,5 6,3 4,0 Geschieden 13,0 21,1 9,7 Verwitwet 1,3 2,8 0,6 n IFT Dr. Dilek Sonntag,

8 Partnerbeziehung (ambulant) Glücksspiel Alkohol Opiate Alleinstehend 38,8 45,2 50,5 Zeitweilige Beziehungen 4,2 6,1 7,8 Feste Beziehung 56,7 48,5 41,5 Sonstige 0,3 0,2 0,2 n IFT Dr. Dilek Sonntag,

9 Anzahl der Kinder im Haushalt (ambulant) Anzahl der Kinder im Haushalt (Mittelwert) ,8 1,6 1,7 1,7 1,6 1,6 Eigene Kinder Alle Kinder 0 Glücksspiel Alkohol Opiate Hauptdiagnose IFT Dr. Dilek Sonntag,

10 Staatsangehörigkeit (ambulant) Glücksspiel Alkohol 3,9 10,3 2,6 1,6 85,8 Opiate 10,3 95,8 3,9 Deutsch EU Andere 85,8 IFT Dr. Dilek Sonntag,

11 Höchster Schulabschluss (stationär) Glücksspiel Alkohol Opiate Derzeit in Schulausbildung 0,0 0,1 0,2 Ohne Schulabschluss abgegangen 7,0 5,5 19,2 Sonderschulabschluss 2,3 3,6 2,1 Haupt- /Volksschulabschluss 52,2 47,4 52,1 Realschulabschluss 28,3 31,2 19,5 Hochschulreife/ Abitur 9,4 11,6 5,9 Anderer Schulabschluss 0,8 0,6 1,0 n IFT Dr. Dilek Sonntag,

12 Höchster Ausbildungsabschluss (ambulant) Derzeit in Hochschul- oder Berufsausbildung Keine Hochschul- oder Berufsausbildung abgeschlossen Abgeschlossene Lehrausbildung Glücksspiel Alkohol Opiate 4,7 2,7 2,9 20,9 19,4 59,7 64,7 65,6 34,2 Meister/ Techniker 3,5 4,2 0,6 Hochschulabschluss 4,5 6,3 1,1 Anderer Berufsabschluss 1,7 1,9 1,5 n IFT Dr. Dilek Sonntag,

13 Wohnsituation (ambulant) Glücksspiel Alkohol Opiate Selbstständiges Wohnen 80,6 83,4 59,1 Bei anderen Personen 12,6 8,0 16,8 Ambulant betreutes Wohnen (Fach-)Klinik/ stationäre Rehabilitationseinrichtung 1,3 1,4 2,6 1,3 1,8 4,0 (Übergangs-)Wohnheim 0,9 1,4 2,2 JVA 2,4 2,4 11,5 Notunterkunft/ Übernachtungsstelle 0,4 0,7 0,9 Ohne Wohnung 0,2 0,5 2,1 Sonstiges 0,2 0,3 0,7 n IFT Dr. Dilek Sonntag,

14 Berufliche Integration (ambulant) 14,2 Glücksspiel 0,5 18 Alkohol 0,6 21,5 42,2 63,9 Opiate 19,2 0,8 22,3 39,3 Erwerbstätige Erwerbslose Nichterwerbspersonen In beruflicher Rehabilitation 57,7 IFT Dr. Dilek Sonntag,

15 Hauptlebensunterhalt (ambulant) Lohn/ Gehalt/ Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit Ausbildungsbeihilfe/ Unterhalt Glücksspiel Alkohol Opiate 54,6 34,4 14,7 2,8 1,7 1,6 Rente/ Pension 6,7 9,3 1,7 ALG 23,9 42,2 61,2 Sozialhilfe 2,6 1,9 7,8 Angehörige 4,0 5,0 3,6 Sonstiges (z.b. Gelegenheitsjobs, Krankengeld) 5,3 5,5 9,4 n IFT Dr. Dilek Sonntag,

16 Hauptlebensunterhalt (stationär) Lohn/ Gehalt/ Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit Ausbildungsbeihilfe/ Unterhalt Glücksspiel Alkohol Opiate 38,6 26,4 6,9 0,6 0,6 0,7 Rente/ Pension 6,5 8,6 1,0 ALG 42,0 46,9 59,9 Sozialhilfe 0,9 2,2 13,0 Angehörige 3,4 5,2 4,7 Sonstiges (z.b. Gelegenheitsjobs, Krankengeld) 8,0 10,1 13,8 n IFT Dr. Dilek Sonntag,

17 Problematische Schulden (ambulant) Glücksspiel Alkohol Opiate keine 26,9 72,6 41,9 Bis Euro 33,4 18,0 44,8 Bis Euro 19,6 4,8 8,8 Bis Euro 11,4 2,4 2,9 mehr 8,7 2,1 1,7 n IFT Dr. Dilek Sonntag,

18 Problematische Schulden (stationär) Glücksspiel Alkohol Opiate keine 23,3 60,4 31,1 Bis Euro 23,8 23,2 51,3 Bis Euro 19,8 7,8 11,0 Bis Euro 15,7 4,7 4,4 mehr 17,4 3,9 2,2 n IFT Dr. Dilek Sonntag,

19 Ausgewählte Komorbiditäten (ambulant) Glücksspiel Alkohol Opiate Alkohol 8,7 99,9 27,5 Heroin 0,6 1,4 90,9 Cannabinoide 3,0 5,7 35,7 Benzodiazepine 0,1 1,2 15,2 Kokain 1,5 1,8 27,1 n Mehrfachnennungen möglich IFT Dr. Dilek Sonntag,

20 Ausgewählte Komorbiditäten (stationär) Glücksspiel Alkohol Opiate Alkohol 22,1 100,0 55,3 Heroin 1,4 2,9 95,6 Cannabinoide 9,3 11,2 66,4 Benzodiazepine 1,1 3,6 26,8 Kokain 4,4 5,0 59,1 n Mehrfachnennungen möglich IFT Dr. Dilek Sonntag,

21 Schlußfolgerungen für die Therapie Alkoholabhängige Patienten (AaP) und Pathologische Glücksspieler (PG) sind ähnlicher als Drogenabhängige (DA) Aber: unter PG mehr Männer, etwas jünger, leben mehr bei Eltern, sind etwas besser integriert, weniger arbeitslos, mehr aus Nicht- EU-Staaten, höhere Schulden Aber nicht alle Verhaltenssüchte sind gleich: Kaufsucht und bestimmte Online-Süchte mehr bei Frauen Kann man die bewährten Elemente der AaP- Behandlung auf die der Verhaltenssüchte anwenden? IFT Dr. Dilek Sonntag,

22 IFT Dr. Dilek Sonntag,

23 Dopaminausschüttung im mesolimbischen Belohnungssystem Dopamin Release 1000% 900% 800% 700% 600% 500% 400% 300% 200% 100% Von mir angenommen 0% Food 50% 100% Sex Gambling 175% 200% 225% 300% 400% 1000% Cannabis Alcohol Nicotine Morphine Cocaine Amphetamine IFT Dr. Dilek Sonntag, (Wise, 2000) 23

24 Unterschiede zwischen Pathologischem Glücksspiel und Substanzstörungen Kein Sättigungspunkt für PG Keine Überdosierung möglich Keine Laborparameter Leichter Zugang zu Geld Dem Verlust hinterjagen Kein Unterschied zwischen Abhängigkeit und schädlichem Gebrauch /Impulskontrollstörung vs. Sucht Warnhinweise sind verdeckt, PS gehen viel später in die Therapie IFT Dr. Dilek Sonntag,

25 DIAGNOSTIK im Vergleich zu stoffgebundenen Süchten schwieriger Kein Bluttest verfügbar Kein Urintest verfügbar Kein Atemtest verfügbar Kein Speicheltest verfügbar Keine genetischen Marker bislang IFT Dr. Dilek Sonntag,

26 Abstinenz oder Kontrolliert? Geld und Spiele Spiele um Geld Spiele ohne Geld, aber Tokens o.ä. Familien- und Kinderspiele Lotto Beim Kaufverhalten/ Arbeit/Sport/Sex/Internet/ Computer? Bei stoffgebundenen Süchten? IFT Dr. Dilek Sonntag,

27 Strategien in unterschiedlichen Strategien? Stadien der Veränderung Absichtslosigkeit Absichtsbildung Vorbereitung Veränderung IFT Dr. Dilek Sonntag,

28 Elemente einer Strukturierten Therapie Funktionale Analyse des Index-Verhaltens, Auslösebedingungen Psychoedukation Problemfokussierung Motivationsaufbau Aufbau alternativen Verhaltens Kognitive Umstrukturierung (Kompetenz- und Wahrscheinlichkeitswahrnehmung bei Glücksspiel, irrationale Annahmen über Substanz/Verhalten) Rollenspiel (verbale / non-verbale Kommunikation) Exposition (in sensu / in vivo) Fertigkeitentraining (skills) zur Reduktion von Spiel-/online- oder Kaufzeiten Rückfallprävention Begleitende Selbsthilfegruppen IFT Dr. Dilek Sonntag,

29 Indikativ: Soziales Kompetenztraining Stressbewältigungstraining Problemlösetraining Paar-/Familientherapie Geldmanagement Schuldenregulierung Bearbeitung der Hintergrundprobleme IFT Dr. Dilek Sonntag,

30 Umgang mit Geld (Glücksspiel, Kaufverhalten) Geld in der Tasche >> Risiko!!! Leben mit Einschränkungen (Privatinsolvenz) Familiäre Schulden Wer verwaltet das Geld, die EC-Karte? Vertrauen, Rückfallkontrolle, Partnerschaft IFT Dr. Dilek Sonntag,

31 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Workshop Glücksspiel 31