Sprachförder- konzept
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- Henriette Böhme
- vor 7 Jahren
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1 Sprachförder- konzept Evangelisch Lutherische Kindertagesstätte Christuskirche 1
2 1. Einführung 2. Warum Sprachförderung? 3. Der Adressatenkreis 4. Elternarbeit / Die Rolle der Eltern 5. Das Umfeld im Verwandten- und Freundeskreis 6. Die Rolle der pädagogischen Fachkraft 7. Die Durchführung der Sprachförderung in der Einrichtung 8. Praxisbeispiele 9. Meilensteine 10. Weiterentwicklung 2
3 1. Einführung Die Kindertagesstätte Christuskirche hat in der Neufassung ihrer Konzeption einen Schwerpunkt auf den Ausbau der Sprachförderung gelegt, mit dem Ziel Familien mit Migrationshintergrund und / oder sozialer Benachteiligung die Integration zu erleichtern und den Kindern einen leichteren Übergang in die Schule zu ermöglichen. Die Einrichtung ist seit Mai 2011 eine Schwerpunkt-Kita Sprache & Integration. Damit steht der Kita eine zusätzliche Fachkraft zur Verfügung, die spezielle Angebote zur Sprachförderung realisiert. Dieses Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Bundesregierung fördert insgesamt 4000 Schwerpunkt-Kitas in ganz Deutschland. Der kommende Schulerfolg hängt in besonders hohem Maß davon ab, welches (sprach-) spezifische Vorwissen Kinder im Vorschulalter ausbilden. Dies geschieht in der Regel am nachhaltigsten im familiären Kontext durch Angebote eines täglichen Anregungs- und Entwicklungsmilieus, dass Kinder in der Erschließung ihres Lebensumfeldes durch Sprache unterstützt. Es steht als sicher geltend fest, dass sich die Bildungschancen von Kindern signifikant erhöhen, wenn sich die Sprachförderung über mehrere Jahre erstreckt. 2. Warum Sprachförderung Sprachkompetenz ist nach heutigem Wissen die Voraussetzung für den Erfolg in der Schule und im weiteren, beruflichen Leben. Sie bildet die Grundlage für die aktive Teilnahme am sozialen Leben. Sprachförderung ist eine Aufgabe, die alle Bildungsbereiche durchzieht. Sie ist umso effektiver, je früher mit ihr begonnen wird. Deshalb werden Kinder ab ihrem ersten Tag in der Schwerpunkt-Kita in ihrer sprachlichen Entwicklung begleitet. Von grundlegender Bedeutung zum Erwerb einer Zweitsprache ist die Beherrschung der Muttersprache. Jedes Wort, welches dem Kind in seiner Muttersprache bekannt ist kann es in die Zweitsprache umsetzen. Wichtig ist es also, die Erstsprache zu fördern und zu unterstützen, damit das Kind leichteren Zugang zur Fremdsprache, in unserem Fall Deutsch, bekommt. Wichtig für die Arbeit im Bereich der Sprachförderung ist es, die kulturellen Eigenheiten, Unterschiede und Vorlieben der Kinder zu kennen und zu unterstützen. Hierdurch erfahren die Kinder Sicherheit, Selbstvertrauen und können sich orientieren. Sprachfördermaßnahmen sollten daher immer individuell an die unterschiedliche Herkunft der Kinder angepasst werden. Kinder erschließen sich ihre Umwelt, indem sie selbst tätig sind, dies gilt auch für den Spracherwerb. Angebote und Impulse sollten im Hinblick auf den kulturellen und sozialen Hintergrund gewählt werden, um die Kinder anzusprechen und ihre Sprachfreude anzuregen. Wichtig ist es, den Kindern eine Atmosphäre zu schaffen, in welcher sie sich wertgeschätzt und sicher fühlen. Diese Atmosphäre wird geschaffen, indem durch entsprechende Gestaltung der (Frei-) Räume und des Tagesablaufes den Kindern ein hohes Maß an Sicherheit und Geborgenheit vermittelt wird. Situationen, die Kinder zum Sprechen anregen sind häufig Situationen, die ihnen vertraut und bekannt sind. Hier fühlen sie sich sicher und akzeptiert. 3
4 3. Der Adressatenkreis Wir wollen allen Kindern unserer Einrichtung die Möglichkeit bieten, sich in der deutschen Sprache so zu entwickeln, wie es ihrem Alter und ihren Möglichkeiten entspricht. Die Sprachförderung in unserer Einrichtung soll sich an alle Kinder richten. Im Querschnitt der letzten Jahre betrug der Anteil an Migrantenkinder in unserer Kindertagesstätte zwischen 30 und 40 %. Davon entfällt der größte Teil auf albanischsprachige Kinder. Unter anderem besuchen auch türkisch-, ungarisch-, polnisch-, rumänisch-, thailändisch-, bosnisch- und russischsprachige Kinder unsere Einrichtung. 4. Elternarbeit / Die Rolle der Eltern Zu Beginn eines jeden Kita-Jahres sollten alle Eltern zu einem Informationsabend in die Einrichtung eingeladen werden. Am Anfang eines jeden Elternabends steht die grundlegende Information über den allgemeinen Spracherwerb von Kindern. Den Eltern soll veranschaulicht werden, welche Voraussetzungen geschaffen werden sollten, um ihrem Kind die optimalen Bedingungen zu schaffen, eine Sprache zu erwerben. Den Eltern wird klar, welchen wichtigen Part - über das regelmäßige Bringen in die Kita hinaus - sie in der Sprachentwicklung ihres Kindes haben. Wichtig ist es, den Eltern Ängste zu nehmen und aufkommende Fragen zu beantworten. Vielen Eltern ist die Problematik bekannt, die ein Aufwachsen in einer andern Kultur und Sprachwelt mit sich bringt. Die Ängste und Sorgen der Eltern werden sehr ernst genommen und viele Fragen lassen sich schon durch intensive Aufklärungsarbeit klären. Zudem soll den Eltern an diesem Elternabend die Gelegenheit gegeben werden, sich untereinander und auch mit den pädagogischen Kräften auszutauschen. Bei diesem Abend werden die Grundsteine für eine vertrauensvolle und effektive Zusammenarbeit gelegt. Eine nicht unwesentliche Rolle im Erwerb der Sprache ist die Mitarbeit der Eltern. Die Eltern sollten eine positive Einstellung zur deutschen Sprache haben und sie auch ihren Kindern vermitteln. Es ist wichtig, dass Eltern die Arbeit in der Kindertagesstätte aktiv unterstützen und den Kindern Sprache bzw. Zweisprachigkeit vorleben. 4
5 5. Das Umfeld im Verwandten und Freundeskreis Sprache lernt man erst, wenn man sie benutzt! Den Kindern wird ein Umfeld geschaffen, indem sie die deutsche Sprache anwenden können. Wichtig ist es, Freundschaften zu unterstützen und zu fördern, in denen anderssprachige Kinder aufeinander treffen. Die Eltern sind zu motivieren, aufeinander zuzugehen, sodass Kontakte außerhalb der Kindertagesstätte möglich werden. Das Umfeld der Kinder im privaten Bereich sollte immer wieder Möglichkeiten bieten, sich angstfrei in der neuen Sprache zu erproben und sie zu nutzen. Verwandte und Bekannte der Familie sind dazu angehalten, die Kinder in der Entdeckung der Muttersprache zu unterstützen. Aufgrund eines immer höher werdenden Mediengebrauchs ( Babysitter Fernseher ) und der immer kleiner werdenden Familienstrukturen ist es häufiger notwendig, auch deutschsprechenden Kindern eine spezielle Förderung im Bereich Sprache zukommen zu lassen. Viele Kinder haben beim Eintritt in eine Kita einen für ihr Alter zu geringen Wortschatz. Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass jedes 3. Kind bei Eintritt in die Grundschule Sprachauffälligkeiten zeigt. 6. Die Rolle der pädagogischen Fachkraft Im alltäglichen Ablauf ist die Sprache fest verankert und wird den Kindern täglich vermittelt. Im pädagogischen Alltag ist die Erzieherin stets bemüht, sprachanregende Anlässe zu schaffen. Dies zeigt sich in ritualisierten Morgenkreisen, Bilderbuchbetrachtungen, Rollenspielen, beim Singen von Liedern oder auch dem Dialog der Erzieher im Freispiel. Diese Rituale und Regeln werden immer wieder von den Erziehern mit Sprache begleitet, sodass die Kinder sich auch sprachlich widerspiegeln können. Die erwähnten Rituale und Regeln helfen den Kindern sich im Tagesablauf zurechtzufinden. Für den Erzieher gilt es, das eigene Sprachverhalten immer wieder zu kontrollieren und ein Sprachvorbild für die Kinder zu sein. Hier ist die eigene Motivation und Sprechfreude ein wichtiges Ziel. Die Erzieherin ist Vorbild, Ansprechpartnerin, und motiviert die Kinder in dem sie ihnen die eigenen Sprechfreude vermittelt. Voraussetzung dafür ist eine wertschätzende Beziehung zum Kind aufzubauen und Empathie für die Situation der Kinder zu entwickeln. Die Aufgabe der Erzieherin ist es ferner, einen regelmäßigen Kontakt zu den Eltern zu halten. Die Eltern werden mit in den Zweitspracherwerb ihres Kindes einbezogen. Für die Eltern ist es wichtig, eine Ratgeberin zu haben, um aktiv mitarbeiten zu können. Neben der Entwicklungsbeobachtung wird der Sprachentwicklungsstand der geförderten Kinder vor Beginn der Förderung und nach deren Abschluss mit dem Sprachstandsbogen dokumentiert. Die Fachkraft tauscht sich mit den Eltern über den Entwicklungsstand der Kinder im Bereich Sprache aus, berät über Fördermöglichkeiten innerhalb und außerhalb der Einrichtung und gibt praktische Tipps und Ratschläge, was Eltern auch zu Hause tun können. Außerdem berät und begleitet sie das Team zum Thema Sprachförderung und arbeitet mit Sprachfördereinrichtungen (z.b. Logopäden) zusammen. 5
6 Die zusätzlich eingestellte Fachkraft muss nach der Förderrichtlinie zur Bundesinitiative Offensive Frühe Chancen eine Zusatzqualifikation in den Bereichen: Kinder unter drei, Sprache und Literacy, interkulturelle Kompetenz und Mehrsprachigkeit, Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, Qualifizierung und kollegiale Beratung im Team, Projektumsetzung in der Einrichtung nachweisen. 7. Die Durchführung der Sprachförderung in der Einrichtung Neben der Sprachförderung, die täglich im Freispiel in den Gruppen stattfindet, gibt es Kleingruppen, die sich je nach Gruppenstärke und Bedarf zwei bis drei Mal in der Woche zusammen finden. Hier sollen Themen des alltäglichen Lebens aufgegriffen und innerhalb eines Projektes erarbeitet werden. Die Kinder haben hier die Möglichkeit, einzelne Worte, Wortgruppen und auch die Vielfältigkeit der deutschen Sprache zu entdecken. Durch häufige Wiederholung in den unterschiedlichen Lernsituationen ist es den Kindern möglich, ihren Wortschatz in der deutschen Sprache zu erweitern und anzuwenden. Bei der Arbeit in den Kleingruppen sollte die Bewegung und Musik einen hohen Stellenwert einnehmen, da sich hier einzelne Wörter wie auch Wortgruppen vertiefen lassen und die Kinder dadurch sehr leicht zu motivieren sind. Die Kinder sollten, je nach ihren sprachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten, in Kleingruppen aufgeteilt werden. Hierbei sollte auf Freundschaften und Beziehungen geachtet werden, da es leichter fällt, sich mit Freunden und vertrauten Personen zu unterhalten. Hemmschwellen der Kinder werden so abgebaut. 0 bis 3 Jahre (Krippenbereich) = zum Beispiel: Sprachorgan / Stimme kennenlernen, akustische und visuelle Wahrnehmung, Töne, Stimmlage, Geräusche, erste Lautanbahnung, Mundmotorik, erste Wörter 3 bis 4,5 Jahre (Kindergaren) = zum Beispiel: Erweiterung des Wortschatzes, Sätze sprechen (Mehrwortsätze), abstrakte Begriffe 4,5 6 Jahre (Vorschule) = zum Beispiel: Differenzierte Wortschatzerweiterung, Phonologisches Bewusstsein, komplexe Sätze, Grammatik 6
7 8. Praxisbeispiele Die Auswahl der Themen für die Projektarbeit in Kleingruppen richtet sich nach dem Interesse und dem Bedarf (Lebensumfeld, Erfahrung) der Kinder. Beispiele für Themenauswahl: Mein Körper Mein Zuhause Wir lernen unsere Lebensmittel kennen Ich bin krank Jahreszeiten Tiere und ihre Lebensräume / Wir gehen auf den Bauernhof Farben und Formen Schwerpunkte der Themenwahl bei der Arbeit mit Kinder sind Themen, die die Kinder selbst betreffen, zum Beispiel der Kindergarten, der eigene Körper (Umsetzungsbeispiele: Körperteile benennen ), Natur (Wetter: Regen, Wind, etc.), eigenes Erlebtes (Urlaubsreise), Rollenspiel (Märchen) etc. Bei den Vorschulkindern wird der Themenkomplex der Projekte erweitert auf das Umfeld wie zum Beispiel: Straßenverkehr, Berufe, Schule etc. 9. Meilensteine Das Konzept in einzelnen Meilensteinen: 1. Informationsveranstaltung 2. Erhebung des Sprachstandes der zu fördernden Kinder 3. Planung der Projekte 4. Durchführung der Projekte 5. Elternsprechtag 6. Gemeinsame Aktion mit Eltern 7. Zum Abschluss erneute Erhebung des Sprachstandes jedes Kindes 7
8 10. Weiterentwicklung Innerhalb der Vernetzung zum Bürgerzentrum / Mehrgenerationenhaus und dem Ausbau zum Familienstützpunkt könnte ein Sprachkurs für ausländische Mütter angeboten werden. Um die Annäherung der Kulturen und auch der Sprache nicht nur den Kindern zu erschließen, sind Feste und Aktionen geplant mit interkulturellem Hintergrund. 8
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