Zur wissenschaftlichen Abhandlung der Thematik wurde folgende forschungsleitende Frage formuliert, welche in der Folge abgehandelt wird:

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1 Die Diplomarbeit Sondereinsatzkräfte der Warschauer Pakt Staaten behandelt im Rahmen der Team-Diplomarbeit Sondereinsatzkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg die Einsatzkräfte der östlichen Hemisphäre. Die Problematik, die sich in dieser Arbeit darstellt, ist jene, dass sich in Nachschlagewerken keine geeignete Definition für Sondereinsatzkräfte findet. Definiert ist lediglich der Begriff Spezialeinsatzkräfte. In diesen Bereich fallen alle regulären militärischen Einheiten, die besondere Aufgaben erfüllen. Mit dem Begriff Sondereinsatzkräfte werden in der vorliegenden Arbeit die militärischen Einsatzkräfte um die militärisch operierenden Einsatzkräfte anderer Ministerien erweitert. Somit umfasst der Begriff Sondereinsatzkraft alle Einsatzkräfte mit einer besonderen Aufgabenstellung. Die in dieser Arbeit behandelten Sondereinsatzkräfte umfassen jene Einsatzkräfte, die unmittelbar mit dem Ost-West Konflikt zu tun hatten. Besonders bei den Einheiten der Sowjetunion ist die Quellenlage meist nicht eindeutig und beschränkt vorhanden. Es existieren zwar mehrere Quellen, jedoch liegt dem Verfasser der Verdacht nahe, dass diese Quellen alle auf eine einzige Quelle rückzuführen sind. Auch heute ist aus der sowjetischen Ära wenig bekannt, was daran liegen mag, dass im heutigen Russland niemand gewillt ist, Aufklärungsarbeit zu leisten. Anders stellt sich die Situation in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) dar. Die Mitarbeiter der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) sind nach wie vor mit der Auswertung der Unterlagen des MfS beschäftigt. Dies beinhaltet jedoch auch das Zusammensetzen des teilweise vernichteten Materials. Dieser Prozess dauert nach Angaben des BStU aus heutiger Sicht noch Jahre bis Jahrzehnte. Die Methode der Arbeit, also die Vorgehensweise, ist die historische Methode. Die historische Methode der Arbeit teilt sich in zwei Subkomponenten: erstens in die Quellenforschung und zweitens in die Hermeneutik. Die Hermeneutik stellt das Verständnis von Zusammenhängen durch die Interpretation und Deutung von Daten und Fakten her. Die Erhebungstechnik der Arbeit ist die Text- und Dokumentenauswahl, also eine Auswahl bereits bestehender Daten. Diese werden mit der Analysetechnik der Dokumentenanalyse verarbeitet. Zur wissenschaftlichen Abhandlung der Thematik wurde folgende forschungsleitende Frage formuliert, welche in der Folge abgehandelt wird:

2 Wie stellt sich die Entwickelung der Sondereinsatzkräfte der Warschauer Pakt Staaten dar? Daraus ergeben sich folgende Unterfragen: Wie und aus welchen geopolitischen Anstößen entstand der Warschauer Pakt, welche Ziele verfolgte er und welche Rolle spielten dabei die Sondereinsatzkräfte? Wo war der Ursprung der Sondereinsatzkräfte der Warschauer Pakt Staaten? Wie waren die Sondereinsatzkräfte der Warschauer Pakt Staaten gegliedert, wie gestaltete sich ihre Ausbildung und welchen Auftrag erfüllten sie? Wie stellte sich das Verhältnis der Sondereinsatzkräfte im Vergleich der Warschauer Pakt Staaten dar? Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war man in der Sowjetunion davon überzeugt, dass durch die erfahrene Schwächung ein Konflikt mit den USA nicht zu gewinnen sei. Einerseits erlitt die Sowjetunion hohe Verluste im personellen Bereich, andererseits hatten die Vereinigten Staaten die Entwicklung der Atombombe bereits abgeschlossen. Nach dem Fertigstellen der sowjetischen Atombombe, im Jahre 1949, ergab sich eine weltweite militärische Pattstellung. Dennoch zog sich die Sowjetunion eine Reihe von Verbündeten an Land. Dies geschah nicht zuletzt durch den großen Einfluss, der nach Kriegsende durch die Stationierung der sowjetischen Streitkräfte ausgeübt wurde. Mit dem Auslaufen der Besatzungszonen in Österreich wäre somit jede rechtliche Grundlage auf eine Stationierung sowjetischer Truppen verloren gewesen. Daneben entwickelte sich die NATO, nach ihrer Gründung 1949, zu einem starken militärischen Widersacher in Europa. Grund genug um den Warschauer Pakt, als einen militärischen Gegenpart, zu gründen. Ziel dieses Gegenstückes zur NATO war es, den Einfluss in Osteuropa weiterhin aufrechtzuerhalten und die NATO zu einem gegenseitigen Auflösen der Bündnisse zu überzeugen. Die Sondereinsatzkräfte, wie Teile der Speznas oder Einheiten des MfS, lieferten in Bezug auf den Konflikt in der bipolaren Weltordnung einen nicht unwesentlichen Beitrag. Besonders die Speznas wurden aufgrund dieses Konfliktes gegründet. Aus der Angst vor einem gegnerischen atomaren Erstschlag oder auch zur Informationsgewinnung, wie die Affäre Topas zeigt. Daneben sollte mit diesen Verbänden, die nicht als reguläre Konfliktteilnehmer auftraten, eine entscheidende Schwächung des Feindes herbeigeführt werden. Auch die Grenzschutztruppen waren in dieser Auseinandersetzung von Bedeutung. Aufgrund des Unterschiedes im Lebensstandard zwischen Ost und West ergab sich eine Notwendigkeit solcher Einsatzkräfte für die Machthaber der einzelnen Staaten.

3 Die Spezialeinsatzkräfte dienten nicht direkt als Unterstützer der politischen Ideologie. Sie waren im Einsatzfall in die regulären Streitkräfte eingebunden. Die Fallschirmjäger, die schon länger Bestand hatten als der Warschauer Pakt und der Konflikt mit der NATO, sollten dazu eingesetzt werden, zeitlich begrenzt den Kampf in der Tiefe des Feindes gegen reguläre Kräfte zu führen. Für die Sondereinsatzkräfte der Sowjetunion lässt sich bereits die kommunistische Revolution im Jahr 1917 als eine Art Geburtsstunde titulieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg versiegt, begann man jedoch bald wieder mit dem Aufbau. Besonders mit dem aufkeimenden Ost-West Konflikt waren die Sondereinsatzkräfte gefordert und dringend erforderlich. Die Spezialeinsatzkräfte der Sowjetunion, in diesem Fall die Luftlandetruppen, traten um das Jahr 1930 das erste Mal in Erscheinung. Die Fallschirmjäger hatten von diesem Zeitpunkt an einen Fixplatz in den sowjetischen Streitkräften. Die Sondereinsatzkräfte des MfS bildeten sich, da sich die Staatsbildung der DDR erst 1949 vollzog, später. Die Einheiten zur Spezialkampfführung beziehungsweise deren Vorläufer, die als Partisanen der NVA bezeichnet wurden und mit einer ähnlichen Aufgabenstellung, wie die sowjetischen Speznas betraut waren, kamen mit dem Jahr 1953 auf. Auch die Einheiten zur Terrorbekämpfung, wie sie offiziell genannt wurden, wurden erst später gegründet. Der Auslöser hierfür waren die Anschläge bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Die Spezialeinsatzkräfte der NVA wurden noch später als die Sondereinsatzkräfte des MfS gegründet. Als erste Spezialeinsatzkraft wurden 1958 die Kampfschwimmer der Volksmarine gegründet. Beim KSK-18 war die Hoffnung gegeben, mit geringen Mitteln, wegen der schwer angeschlagenen Wirtschaft in der DDR, die Truppenvorgaben der Sowjetunion zu erfüllen. Die Fallschirmjäger der NVA wurden 1962 ins Leben gerufen. Die Ursache der Gründung des Fallschirmjägerbataillons Willi Sänger war eine Außenpolitische. In den meisten Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes war es von Beginn an üblich Fallschirmverbände oder Luftlandetruppen zu haben. In der neu gegründeten DDR konnte und wollte die Parteiund Staatsführung auf diese Tradition nicht zurückgreifen. In der Sowjetunion entwickelte sich bereits vor dem Kalten Krieg eine Vielzahl von Sondereinheiten diverser Ministerien. Diese Ursprünge reichen bis zur Sozialistischen Revolution zurück. Die Sondereinheiten der Speznas wurden 1950 gegründet und waren in allen Ministerien verteilt. Ein großer Anteil davon entfiel auf die Armee. Mit 41 eigenständigen Speznas-Kompanien, die den Armeen angehörten und 24 Speznas-Brigaden mit Zugehörigkeit zu den Militärbezirken sowie den Flotten der sowjetischen Marine entfielen somit 80 Prozent der Speznas-Angehörigen auf die Streitkräfte. Der Einsatz der Speznas selbst

4 erfolgte in Kampfgruppen. Aus den Erfahrungen, welche die Speznas in Afghanistan machten, sollten diese Kampfgruppen zwischen zehn und 40 Mann beinhalten. Die Auftragslage für die Speznas war eindeutig: Abgesetzt hinter feindlichen Linien sollten Diversionsakte durchgeführt und somit der Gegner entscheidend geschwächt werden. Wiederum aus dem Einsatzszenario in Afghanistan abgeleitet, entstand auch die Aufgabe des Kampfes gegen subversiv kämpfende Kräfte. Auch die Informationsbeschaffung spielte eine große Rolle. Dieser Aufgabenbereich entfiel auf die Agenten. Die Luftlandetruppen der Sowjetunion waren in sieben Divisionen gegliedert. Diese Divisionen wiederum in je drei Kampfregimenter. Der Einsatz der Luftlandetruppen erfolgte, abgesetzt hinter feindlichen Linien über einen bestimmten Zeitraum, jedoch im Unterschied zu den Speznas gegen einen regulären Feind. Als erste Sondereinsatzkräfte des MfS entwickelten sich militante Aufklärungsbewegungen und Untergrundkämpfer, die auf Grund und Boden der BRD ihre Tätigkeit verrichteten. Diese Partisanen der NVA gliederten sich 1962 ebenfalls in das MfS ein, welches ab diesem Zeitpunkt ohnehin mehr und mehr an Macht im Staate gewann. Im MfS selbst war es zunächst die HV A, später die Arbeitsgruppe des Ministers, welche ebenfalls Tätigkeiten in der Bundesrepublik ausführte. Die Bildung der AGM/S als schnelle Eingreiftruppe war die Spitze der Erweiterung. Diese Einsatzkräfte zur Spezialkampfführung wiesen eine hohe Ähnlichkeit mit den sowjetischen Speznas auf. Das ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass diese Truppenteile größtenteils von Einsatzkräften oder mittels Unterstützung des KGB ausgebildet wurden. In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk der IM wird die Ähnlichkeit mit der Struktur der Speznas noch deutlicher. Die Abteilung XXII, erst 1975 gegründet, war die Erweiterung der Sondereinsatzkräfte um auch Aufgaben im Inland wahrzunehmen. Der Aufgabenbereich Terrorbekämpfung war ein weit gestreuter und zielte im Endeffekt darauf ab, die eigene Bevölkerung zu überwachen. Wirklich gefährdet überwacht zu werden waren jene DDR-Bürger, die einen Ausreiseantrag stellten. Mit den Überlegungen, wie diese Truppenteile von Mielke in einem Konfliktfall agieren sollten, wiesen die Einheiten zur Terrorabwehr gezielt militärische Züge auf, was Erich Mielke wiederum einen hohen Machtanteil im Komplex der DDR einbrachte. Mit der Zusammenlegung der Truppen zur Spezialkampfführung im Jahr 1989 wurden diese Truppenteile unter einer Führung vereint, was in weiterer Folge den Austausch von Daten und Informationen erleichtert hätte. Zuvor hielt man immer wieder Informationen und Existenz von Einheiten und Informanten voreinander geheim. Kurz darauf wurde die DDR von der

5 Bundesrepublik aufgenommen. Somit war die Chance, diese einheitliche Führung zu nutzen, vorbei. Mit der sich abzeichnenden Auflösung des Warschauer Paktes begannen die Mitarbeiter der Staatssicherheit, die Unterlagen zu vernichten. Etwa zwei Drittel konnten von der Bevölkerung gerettet werden. Somit ist eine Abarbeitung der Dokumente des MfS möglich. Insgesamt betrachtet wies die DDR einen immens hohen Anteil an Mitarbeitern im MfS, in Relation zur Bevölkerung der DDR, auf. Die IM waren zahlenmäßig stärker vertreten als die hauptamtlichen Mitarbeiter. Mitte der 50er Jahre betrug die Anzahl der IM bereits zwischen und Personen. Dieses dichte Netz wurde auf bis zu IM ausgedehnt. Bei einer Einwohnerzahl von in etwa 17 Millionen DDR-Bürgern kamen, hochgerechnet auf einen hauptamtlichen oder inoffiziellen Mitarbeiter, in etwa 60 Staatsbürger. Die militärischen Verbände mit einer gesonderten Aufgabenstellung entwickelten sich wiederum erst später. Gründe hierfür waren vermutlich das Gleichziehen mit internationalen Standards sowie eine Aufwertung der Truppen. Das von der Sowjetunion geforderte Truppenkontingent erforderte eine Vielzahl an Soldaten und in weiterer Folge einen hohen Anteil des Staatshaushaltes. Diese Spezialeinsatzkräfte wiederum verlangten eine geringere Stärke und somit weniger Kosten in der Erhaltung. Die Kampfschwimmer der Volksmarine wiesen nie mehr als eine Gesamtzahl von 110 Mann auf, wobei in etwa die Hälfte dieser Kräfte den Kampfteilen angehörte. Diese Einheit war eine elitäre Truppe, denen man auch Aufgaben zur Grenzüberwachung im Raum der Ostsee zuordnete. Die Fallschirmjäger später Luftsturmtruppen wurden erst 1962 gegründet und somit nach den Kampfschwimmern. Wobei zu beachten ist, dass im Jahr 1962 die Fallschirmjäger als Waffengattung noch nicht existent waren. Die Fallschirmjäger dienten ebenso zur Verstärkung der herkömmlichen Truppen und waren in die Kampfführung der NVA mit eingebunden. Daneben sah die Ausbildung auch den Einsatz zu Diversionsmaßnahmen und Einsätze in städtischem Gebiet vor. Der Großteil an Sondereinsatzkräften und Spezialeinheiten war in der Sowjetunion zu finden. Alleine die sieben Luftlandedivisionen der sowjetischen Armee stellten mehr Truppen als die Fallschirm- und Luftlandeverbände der restlichen Warschauer Pakt Staaten. Das MfS selbst bot zwar eine höhere Dichte in Bezug auf die Bevölkerung, jedoch umfasste diese Zahl das gesamte Ministerium und nicht bloß die Einheiten zur Spezialkampfführung oder diverse Sondereinheiten. Diese Sondereinheiten waren in Bezug auf die Quantität, im Vergleich zum gesamten MfS, kaum vorhanden.