Wiederaufbau der Wassermühle Rüting. Am Mühlteich Rüting/ Mecklenburg

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Paula Althaus
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1 Wiederaufbau der Wassermühle Rüting Am Mühlteich Rüting/ Mecklenburg 1

2 Wiederaufbau der Rütinger Mühle Die Rütinger Wassermühle ist der Kern eines ehemaligen Mühlenhofes mit Speicher, Stall, Backhaus und Mühle im Landkreis Nordwestmecklenburg, unweit von Grevesmühlen. Sie liegt an der Stepenitz, ca. 20 km nördlich der Landeshauptstadt Schwerin. Der Bauherr, Jan-L. Bauditz, als Planer bei der Erhaltung ländlicher Baukultur sehr engagiert, stieß bei seiner Suche nach einer instandsetzungsbedürftigen Mühle zur Wende auf dieses Gehöft. Seine Entscheidung für diese Mühle wurde durch den am Hause erhaltenen Mühlengraben stark beeinflußt. Damit war die Möglichkeit vorhanden die Instandsetzung bzw. Wiederherstellung und Nutzung des Wasserrades bzw. einer Wasserkraftanlage zur Energiegewinnung in das Konzept einzubeziehen. Anfang der neunziger Jahre recherchierte der neue Besitzer in den Archiven von Kreis und Land, um die notwendigen Kenntnisse zum Bauwerk und zur Geschichte des Anwesens zu erwerben. Im Landeshauptarchiv war eine relativ gute Aktenlage zur Mühle vorhanden. Ausgangszustand vor der Instandsetzung

Bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts wurde die Mühle von den Mecklenburger Herzögen, später der Landesverwaltung, jeweils auf 12 Jahre verpachtet.

3 Bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts wurde die Mühle von den Mecklenburger Herzögen, später der Landesverwaltung, jeweils auf 12 Jahre verpachtet. Der erste urkundlich vorliegende Pachtvertrag stammt aus dem Jahre Mühle und Speicher erhielten 1987 den Status eines geschützten Baudenkmales. Die Akten belegen ihre Errichtung in den Jahren 1877/78. Das Mühlengebäude der ehemaligen Rütinger Wassermühle stellt das Kernstück des Gehöftes dar. Im westlichen, zur Wasserseite gelegenen Gebäudeteil, befand sich in drei Ebenen die Mühlenanlage (Mahlboden, Kornspeicher etc.). Von der technischen Ausstattung sind die Steine von zwei Mahlwerken, Transmissionswellen im Keller und im Dachgeschoß und Teile des alten Aufzuges an ihren Originalstandorten erhalten. Giebel zur Flußseite vor Instandsetzung Turbinenschacht Nach Einstellung des Mahlbetriebes im Jahre 1963 wurde die alte Müllerwohnung im rechten Teil des Gebäudes 1964/65 umgebaut. In dessen Folge wurde im Dachgeschoß eine abgetrennte Wohnung eingerichtet. Der Ausbau erfolgte mit diversen, damals zur Verfügung stehenden, Materialien, wie Faserplatten, Spanplatten, HWL und Langlochziegeln. Ursprünglich befand sich im Erdgeschoß zusätzlich ein Verkaufsraum der Mühlenbäckerei. Die Henschel-Jonval-Turbine (Baujahr etwa1865) wurde 1946 von Kuchelmiß/Nebel an den hiesigen Standort in einen hölzernen Turbinenschacht anstelle des alten Wasserrades durch den letzten Müller, Walter Groth, umgesetzt. Nach bisherigen Recherchen kann davon ausgegangen werden, daß es sich um die älteste Turbine dieser Bauart in Mecklenburg/Vorpommern handelt. Der Schacht und die Turbine wurden am Standort auf das Land umgesetzt um wieder den Platz für das Wasserrad freizumachen. 3

4 Beschreibung der Instandsetzungsarbeiten Das Gebäude wurde nach denkmalpflegerischen Grundsätzen von instandgesetzt und modernisiert. Ziel war neben der denkmalwürdigen und - gerechten Instandsetzung eine Erweiterung der Wohnnutzung bei Erhalt und Wiederherstellung von Gestalt und Charakter des Bauwerkes. Sowohl die Mühle als auch das Ensemble sollten auch unter geänderten Nutzungsbedingungen mit regionalen Baustoffen in Verbindung mit ökologischen und traditionellen Techniken für die Zukunft erhalten werden._die Reste der Mühlentechnik waren nur noch in Teilen vorhanden und wurde als originäre Bestandteile am Ort ihrer ehemaligen Nutzung in die Gestaltung der Wohnungen integriert. Ein alter Mühlstein liegt nun als Zeichen der Geschichte vor dem Eingang zur Mühle. Im Keller und Erdgeschoß sind Teile des Antriebes und die Transmissionswelle im Dachgeschoß bewahrt worden. _Das Nutzungskonzept sieht ausgehend von der Wasserkraftnutzung ein autarkes und umweltfreundliches Energieversorgungskonzept vor. Eine Wärmepumpe soll in Verbindung mit einer späteren Energieerzeugung durch ein neues Wasserrad in alter Größe mit ca. 5,30m Durchmesser und einer Solarkollektoranlage die notwendige Energie für das Haus liefern. Das Gebäude wird dadurch zu einem Niedrigenergiehaus mit der Möglichkeit Energie an einem alten Standort zu gewinnen. Dort wo die Vorfahren Ihre Energie gewonnen haben soll dieser Prozeß auch weitergeführt werden. Eingangsflur mit alten Ziegelplatten 4

Zur Verbesserung der Energiebilanz wurden eine neue Dämmung eingebaut. Das Eichenfachwerk erhielt eine Wärmedämmung aus Strohleichtlehmsteinen. Der Zwischenraum zw.

5 Zur Verbesserung der Energiebilanz wurden eine neue Dämmung eingebaut. Das Eichenfachwerk erhielt eine Wärmedämmung aus Strohleichtlehmsteinen. Der Zwischenraum zw. Fachwerk und Strohleichtlehmwand wurde mit Zellulose aufgefüllt. Für ein behagliches Raumklimatisierung wurde eine Wandheizung auf Strohlehmsteinen/ Porotonziegel (im Mauerwerksbereich) in Lehmputz eingebaut. Die Strahlungswärme gewährleistet sowohl ein gesundes Wohnklima als auch einen Trocknungseffekt der Außenwände. Verlegung der Kupferrohre der Wandheizung Schilfrohrmatten als Putzträger für Deckenputz Die Außenhaut wurde in ihrer ursprünglichen Art wieder hergestellt. Bei der Instandsetzung orientierte sich der Bauherr an der vorhandenen Konstruktion, die materialgerecht ergänzt bzw. wieder hergestellt wurden. So wurden bei der Instandsetzung des Erdgeschoßfußbodens die alten handgestrichenen Ziegelplatten unter Betonfliesen der 20er Jahre gefunden und diese nach mehrfacher Reinigung wieder am ursprünglichen Standort eingebaut. Leider mußten sie durch neue nachgefertigte Platten ergänzt werden. Sie geben gerade den Eingangsräumen nun ihren unverwechselbaren Charakter zurück. Die Fassade wurde repariert. Fachwerkbalken wurden nicht chemisch oder farblich behandelt. Die Gefache wurden mit den originalen Ziegeln neu mit Dreikantleiste ausgemauert. Für den zerstörten Sockel wurden in einer Mecklenburger Ziegelei neue passende Reichsformatziegel nachgebrannt. Die nach außen öffnenden Kastenfenster wurden nach der ursprünglichen Teilung mit glasteilender Sprosse neu gefertigt. Innen wurden die Fensterflügel mit Isolierverglasung ausgestattet um dem Wärmeschutz zu verbessern. Bei den Innenwänden wurde das Fachwerk freigelegt und die lehmverpuzten Gefache mit Kalklkaseinfarbe gestrichen. Zur Anschaulichkeit der früheren Wandgestaltung wurde in der ehemaligen Schlafkammer in einem restauratorischen Fenster die alte Wandfassung erhalten. Im Ausgangsflur zum Garten wurden die verschiedenen Ziegelformate der Trennwand nicht verputzt. Auf den nun gedämmten Fußboden wurden nach traditionellem Vorbild 23cm breite Lärchendielen verlegt und mit Hartöl behandelt. Die Strohlehmwickel der Decke über dem Erdgeschoß mußten ausgebaut werden weil ihre Lagerhölzer von Insekten zerstört waren. Die Decke wurde überwiegend den originalen Strohlehmwickeln auf neuen Lagerhölzern wieder hergestellt bzw. wo notwendig ergänzt. 5

6 Wohnküche mit Fachwerk und Oberlicht im Dachgeschoss Die Reinigung der wiederentdeckten Ziegelplatten 6

Die wiederhergestellte Straßenfassade mit den orginalgetreuen Kastenfenstern Das Dach wurde mit einer Bitumenbahneindeckung erneuert und eine 18cm starke Zellulosedämmung zwischen den Sparren

7 Die wiederhergestellte Straßenfassade mit den orginalgetreuen Kastenfenstern Das Dach wurde mit einer Bitumenbahneindeckung erneuert und eine 18cm starke Zellulosedämmung zwischen den Sparren eingebracht. Zur Belichtung der neuen Wohnung wurde in dem sehr tiefen Gebäude (14m) großzügige Oberlichter eingebaut. Der weite Dachüberstand erlaubt den Verzicht auf Dachrinnen, wie in der Erbauungszeit. Der offene Wassergraben um das Haus führt das Schichtenwasser und Regenwasser ab. Auf dem Gehöft befanden sich mehrere Nutzgebäude: ein Schuppen, Backhausreste und ein Schweinestall. Sie werden nach und nach arttypisch instandgesetzt und so das Gesamtbild der Mühlenanlage wieder hergestellt. Die Zuwegung zur Mühle und den anderen Gebäuden wurde durch Altziegel- und Feldsteinplaster harmonisch mit der Gesamtanlage abgestimmt hergestellt. Im Garten befanden sich noch zwei alte Apfelbäume und ein Birnbaum. Diese wurden durch weitere regionaltypische Apfel- und Birnbäume neben dem vorhandenen Walnußbaum und den Sauerkirschen ergänzt. Zusätzlich wurde ein Schwedischer Maulbeerbaum und als Versuch für den Norden ein Speierling gepflanzt. Zur Straße wird der Mühlengarten durch eine Hecke aus Gemeiner Hundsrose, Apfelrose und Weinrose abgegrenzt. Das Buchsbaumhufeisen des Bauergartens wurde sorgsam gepflegt, ergänzt und prägt so weiter den Müllergarten. Am ehemaligen Abortstandort, direkt am Mühlbach, wurde eine aufgeständerte Plattform als Holzkonstruktion für eine Aufenthaltsfläche am Wasser errichtet. Von hier kann mit ein wenig Glück der Eisvogel beim Eintauchen in die Stepenitz beobachtet werden. 7

8 Die Gartenseite vor der Instandsetzung Der Hofbereich mit Terrasse vor der Nordfassade 8

9 Mühlenensemble mit Speicher und Wehranlage am Oberteich Blick über den Unterteich zur Mühle 9

10 Daten zur Mühle: Standort: Wassermühle Rüting Am Mühlteich Rüting/ Landkreis Nordwestmecklenburg Eigentümer: Dipl.Ing. Jan Ludwig Bauditz Am Mühlteich Rüting Planung: Planungsbüro Bauditz Göhrener Straße Berlin Tel. 030/ Fax 030/ Instandsetzungszeitraum: Nutzfläche: 4 Wohneinheiten mit insgesamt 442 qm 10

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