Zuhören gestalten. So sprechen, dass man gerne zuhört. Deutlicher sprechen durch Mundgymnastik. Materialien auf der CD

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1 U N T E R R I C H T E N Zuhören gestalten So sprechen, dass man gerne zuhört Foto: Christine Töltsch Gutes Sprechen muss geübt werden. Mit gezielten Übungen kann man die Aussprache trainieren. Denn nur ein guter Sprecher erlangt das Interesse und die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer. und beschäftigt sich mit seinen eigenen Gedanken oder ärgert sich über den Sprecher und darüber, dass man ihm zuhören soll. Von den Inhalten kommt dann wenig beim Zuhörer an. Deshalb ist es wichtig, sich mit der eigenen Sprechweise zu beschäftigen und so sprechen zu lernen, dass andere gerne zuhören. Grundlegende Übungen dafür nden Sie hier. Sie können mit ihnen Ihr eigenes Sprechen trainieren und die Übungen auch mit Ihren Schülerinnen und Schülern gemeinsam im Unterricht durchführen. Beim Erzählen ist neben der Atmosphäre auch die Sprechweise wichtig Marita Pabst-Weinschenk Wer zu anderen spricht oder ihnen etwas vorliest, sollte wissen, worauf es dabei ankommt. Wenn eine Klasse oder ein Publikum nicht gut zuhört, liegt es nicht immer nur an den Zuhörern und an anderen Störquellen wie Lärm und Ähnlichem. Vielfach ist es der Sprecher selbst mit seiner Stimme und Sprechweise, der es seinem Publikum schwer macht, zuzuhören und bei der Stange zu bleiben und nicht mit seinen Gedanken abzuschweifen. Falsche Hochatmung, unangenehm knarrend-ge - presster Stimmklang, zu leises, undeutliches oder unrhythmisch-schnelles Sprechen mit vielen störenden Füll-Lauten oder zu wenigen Pausen und akustischen Punkten (also fallenden Melodiekadenzen) beeinträchtigen die Verständlichkeit. Wenn man etwas nicht gut verstehen kann, steigt man als Zuhörer aus Deutlicher sprechen durch Mundgymnastik Wer deutlich und klangvoll sprechen möchte, sollte möglichst weit vorne sprechen, also viele kräftige Bewegungen mit den Lippen machen. Denn dadurch wird der Mundraum, in dem die Laute gebildet werden, größer. Je größer ein Raum ist, desto voller ist der Klang. Viele haben sich aber angewöhnt, nur minimale Mundbewegungen zu machen. Dieses undeutliche Nuscheln ist nicht nur schlecht verständlich für Zuhörer, sondern es wirkt auch langweilig. Deshalb sollte man die Mundmuskeln trainieren. Auf eine gute Stimme zu achten, könnte zur Gewohnheit werden wie die morgendliche Haarp ege. Täglich einige Minuten Mundgymnastik sind bald hörund sichtbar, führen zu einem besseren Klang der Stimme und einer lebendigen Mimik. Wenn man einige Minuten übt, wird sich die Stimme in absehbarer Zeit verbessern; idealerweise dreimal täglich cirka zehn Minuten. Die Anspannung bei den Mundgymnastik-Übungen (siehe M24, T5) sollte man jeweils cirka zwanzig Sekunden halten und dann die Muskeln wieder locker lassen. Am besten aktiv lockern mit Lippen attern ( Schnauben wie ein Pferd! ), und jede Übung mindestens dreimal durchführen (vgl. Pabst-Weinschenk 2000). Mundgymnastik: M24 Stimmpfad-Karten: M25 Tonbeispiele Mundgymnastik: T5 Stimmpfade 1 10: T6 15 Materialien auf der CD 42 Deutsch differenziert 4/2007

2 U N T E R R I C H T E N Stimmpfad mit zehn Stationen Den folgenden Stimmpfad kann man als Lernstationen in einem größeren Raum, Flur oder in der Turnhalle auf bauen (vgl. Coblenzer-Muhar 1997). Die zugehörigen Bildkarten nden Sie auf S. 44, M25 die gesprochenen Anweisungen auf T6 T Sich recken, strecken und gähnen: Recken und Strecken baut Verspannungen ab. Beim Gähnen werden Mund- und Rachenraum, Hals- und Gürtelbereich geweitet, der Kehlkopf tief gestellt und das Zwerchfell aktiviert. Dadurch wird der Resonanzraum größer, und die Stimme klingt voller. 2. Kolibri-Flattern: Diese Übung führt zur progressiven Muskelentspannung: Nach maximaler Anspannung folgt maximale Entspannung. Mit dem Kolibri-Flattern können auch gewohnheitsmäßige Hochatmer die Zwerchfell-Atmung erleben. Beim Einatmen mit dem Zwerchfell wölbt sich der Bauch heraus, beim Ausatmen geht der Bauch wieder hinein. Die bekannte Haltung Brust raus Bauch rein führt zur Hochatmung, die für das Sprechen ungesund ist. Wer sich diese falsche Haltung angewöhnt hat, muss das Zwerchfell und die Bauch-Atmung aktivieren. 3. Dirigieren: Beim Dirigieren ist der ganze Körper in Bereitschaftsstellung. Man federt leicht aus den Knien. Die Aufmerksamkeit erreicht ihren Höhepunkt im Hochheben der Arme. Die Atmung geht dabei dem Heben der Arme zeitlich etwas voraus, die Bewegung wird vom Atem getragen. Auf der Höhe der Einatmung bleibt die Bewegung in der Schwebe. Der Körper be ndet sich in einer mittleren Anspannung, einer Wohlspannung oder Eutonie. Diese Einstellung und Zuwendung, wie sie die Dirigier-Übung vermittelt, braucht man bei jedem Vortrag oder Gespräch. 4. Summen: Mmh mm Beim Summen werden die inneren Kehlkopf-Muskeln aktiv. Die Stimmlippen werden mit den Stellknorpeln und den sie bewegenden Muskeln in Phonationsstellung gebracht und in Schwingung versetzt. Leichtes Summen auf einer mittleren Tonlage ist gut für die Stimme. Es wirkt wie eine Massage: Die Stimmlippen liegen locker nebeneinander und werden durch den Ausatemstrom leicht in Vibration versetzt. Das lockert und entspannt sie und die anderen Kehlkopfmuskeln. 5. Ball prellen mit Hopp : Mit dem Plosiv [p] wird jedes Mal die Spannung gelöst und die Lippen öffnen sich mit dem Ausatemstoß. Mit dem Entspannen der Lippen wird auch die Atmung abgespannt und neue Luft hinzugefügt. Wer beim Sprechen in jeder Pause abspannt und damit die Luft hinzufügt, die er gerade verbraucht hat, spricht nie, bis er keine Luft mehr hat. Dadurch wird man nicht atemlos und muss nicht nach Luft schnappen. Die Stimme tönt voll, weil man ruhig mit dem Zwerchfell atmet. 6. SCH SCH SCH fährt die Lokomotive: Auch beim rhythmischen SCH SCH SCH kann man das Abspannen üben. 7. Wörter losschießen: Bei Bewegungen wie beim Bogenschießen kann man laut und deutlich sprechen, ohne die Stimme zu überanstrengen. Mit dem Spannen der Sehne wird eine Wohlspannung fürs Sprechen aufgebaut. Anstatt den Bogen nach hinten zu spannen, kann man auch ein elastisches Band oder einen Einweck-Gummi quer vor den Bauch spannen und loslassen. Das fördert nicht nur das Abspannen, sondern auch den Auf bau einer Querspannung, die wichtig ist für alle, die zu leise und zu kraftlos sprechen. 8. Tauziehen oder Lassoschwingen: Auch Tauziehen und Lassoschwingen sind rhythmische Bewegungen, die oft von Hau ruck - oder Ho-ho -Rufen begleitet werden. Auch dabei stellt sich automatisch eine zweckmäßige Atmung ein, die gut fürs Sprechen ist. 9. Wörter wie Äpfel vom Baum p ücken: Auch bei der P ückbewegung erlebt man den Rhythmus von Spannen und Lösen und kann den richtigen Atmungsablauf für das Sprechen üben. 10. An der Wand lehnen: Die Wand unterstützt die aufrechte Haltung, die Voraussetzung ist für optimale Resonanz beim Sprechen. So bekommt man interessierte Zuhörer Zwerchfell-Atmung, physiologisch richtig gebildete Stimme und deutliche Aussprache sind wichtige Voraussetzungen für lebendiges und interessantes Sprechen. Entscheidend sind auch die innere Haltung und Mitteilungsabsicht: Wer nichts erzählen will, wird trotz guter stimmlicher und sprecherischer Voraussetzungen seinen Vortrag langweilig und monoton gestalten und damit zum Ausdruck bringen, dass er eigentlich gar nicht kommunizieren möchte. Wer also interessierte Zuhörer haben möchte, sollte auf sie eingehen und ihnen Interessantes berichten und erzählen. u LITERATUR Coblenzer, Horst/Muhar, Franz: Atem und Stimme. Anleitung zum guten Sprechen. Wien 1997 Pabst-Weinschenk, Marita: Die Sprechwerkstatt. Sprech- und Stimmbildung in der Schule. Braunschweig 2000 Pabst-Weinschenk, Marita (Hrsg.): Grundlagen der Sprechwissenschaft und Sprecherziehung. München 2004 AUTORIN Dr. Marita Pabst-Weinschenk ist Lehrerin und Sprecherzieherin und lehrt an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Deutsch differenziert 4/

3 C O P Y Deutsch differenziert 4/ 2007 M25 1. Sich recken, strecken und gähnen 2. Kolibri-Flattern 3. Dirigieren 4. Summen 5. Ball prellen 6. SCH SCH SCH fährt die Lokomotive 7. Wörter losschießen 8. Tauziehen oder Lassoschwingen 9. Wörter vom Baum pflücken 10. An der Wand lehnen 44 Deutsch differenziert 4/2007

4 M24 Zurück zur Übersicht C O PY Mundgymnastik

5 M25 Zurück zur Übersicht C O PY 1. Sich recken, strecken und gähnen 2. Kolibri-Flattern 3. Dirigieren 4. Summen 5. Ball prellen 6. SCH SCH SCH fährt die Lokomotive 7. Wörter losschießen 8. Tauziehen oder Lassoschwingen 9. Wörter vom Baum pflücken 10. An der Wand lehnen