32. Jahrgang Juni Bevölkerungsforschung. Mitteilungen aus dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

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1 Editorial Ausgabe 03/2011 Liebe Leserinnen und Leser, der aktuelle Demografiereport 2010 des europäischen Statistikamts Eurostat vermeldete im Frühjahr 2011 einen leichten Anstieg der Geburtenzahlen in Europa. Demnach befindet sich die Geburtenziffer in keinem europäischen Land mehr auf dem niedrigsten Niveau von weniger als 1,3 Kindern je Frau. Das ist zunächst erfreulich gleichwohl bleibt Deutschland mit 1,36 Kindern mit Ländern wie Lettland, Ungarn und Portugal nach wie vor auf den letzten Plätzen bei der Fertilitätsentwicklung in Europa. Auch die kürzlich veröffentlichten Zahlen des OECD-Familienberichts 2011 zeigen, dass der ersehnte Babyboom in Deutschland trotz einer Vielzahl familienpolitischer Maßnahmen bislang ausgeblieben ist. Muss sich Deutschland daher auch zukünftig auf eine Fertilität auf dauerhaft niedrigem Niveau einstellen? Untersuchungen wie der Generations and Gender Survey oder eine aktuelle Studie des Instituts Allensbach zeigen, dass der Kinderwunsch zurückgegangen ist. Dies korrespondiert mit dem Befund, dass in Deutschland immer mehr Menschen keine Kinder bekommen. Im Beitrag von Jürgen Dorbritz wird deutlich, dass es bestimmte Kombinationen von Faktoren gibt, die mit Kinderlosigkeit einhergehen. Jasmin Passet betrachtet die Problematik einmal aus der Perspektive der Lebensziele: Ist es noch ein angestrebtes Lebensziel für Paare, Kinder zu bekommen? Nicht zuletzt von dieser Frage wird es abhängen, wie sich das Fertilitätsniveau in Deutschland zukünftig entwickeln wird. Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante und gewinnbringende Lektüre dieser Ausgabe. Prof. Norbert F. Schneider, Direktor des BiB 32. Jahrgang Juni 2011 Bevölkerungsforschung Mitteilungen aus dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Dimensionen der Kinderlosigkeit in Deutschland Aktuell Die Kinderlosigkeit in Deutschland erreicht insbesondere in Westdeutschland ein außerordentlich hohes Niveau. Beschränkten sich bisherige Analysen zur Kinderlosigkeit vor allem darauf, Größenordnungen und Trends in Deutschland abzubilden und Erklärungsansätze zu finden, so liegen nun mit dem Mikrozensus 2008 Daten vor, nach denen sich die tatsächlichen Größenordnungen der Kinderlosigkeit gut darstellen lassen. Erstmals wurde hier auch die Frage nach den tatsächlich geborenen Kindern aufgenommen, so dass weiterführende differentielle Analysen möglich geworden sind. Vor diesem Hintergrund stellt der Beitrag die Frage, welche Unterschiede in der sozialstrukturell differenzierten Analyse bei der Kinderlosigkeit aufgefunden werden und durch welche strukturellen Bedingungen sie erklärbar sind. Dabei werden die Merkmale Lebensform, Bildung, paarspezifische Erwerbskonstellation, Migrationshintergrund beziehungsweise -erfahrung, die Einkommenssituation sowie West-Ost-Unterschiede betrachtet. Es zeigt sich in der Analyse, dass sich ein genaues Bild der Kinderlosigkeit in Deutschland nur zeichnen lässt, wenn die Vielzahl dieser Einflussfaktoren beachtet wird. So entsteht beispielsweise die niedrigere Kinderlosigkeit im Osten durch das Zusammenwirken von strukturellen und kulturellen Faktoren, während im Westen Umstände gegeben sind wie etwa noch stärker traditionelle Orientierungen beim Bild der Hausfrauenehe die das Entstehen von Kinderlosigkeit begünstigen. Insgesamt scheint es eine Tatsache zu sein, dass sich der steigende Trend zu einem Leben ohne Kinder hin zu den jüngeren Geburtskohorten fortsetzt (Seite 2). Kinderlosigkeit im Lebensverlauf: Wie wichtig ist das Lebensziel, Kinder zu bekommen, im Ver- gleich mit anderen Lebenszielen? Die Ursachen dauerhafter Kinderlosigkeit sind vielfältig und bedingen sich wechselseitig. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Einfluss subjektiver Lebensziele auf die Entstehung von Kinderlosigkeit im Lebensverlauf auf der Basis der Daten der ersten Welle des deutschen Beziehungs- und Familienpanels (pairfam). Betrachtet werden persönliche Lebensziele von Kinderlosen mit und ohne Kinderwunsch und Personen mit Kindern in verschiedenen Lebensphasen/Altersgruppen, die zu aufschlussreichen Ergebnissen führen. So sprechen die Befunde dafür, dass das Lebensziel ein (weiteres) Kind zu bekommen, in starker Konkurrenz zu anderen Lebenszielen steht und im Vergleich zu den Bereichen Arbeit, Freizeit, Partnerschaft und sozialen Beziehungen für die Befragten die niedrigste Relevanz hat. Besonders wichtig ist hier für sie vor allem die eigene Ausbildung beziehungsweise berufliche Interessen zu verfolgen (Seite 7)

2 Analysen aus dem BiB Jürgen Dorbritz Dimensionen der Kinderlosigkeit in Deutschland Kinderlosigkeit in Deutschland, insbesondere im früheren Bundesgebiet, erreicht ein außerordentlich hohes Niveau. Dies basiert auf großen Unterschieden in der Differenzierung nach sozialstrukturellen, ethnischen und regionalen Merkmalen. Die Analysen zeigen, dass es mit der Lebensform, dem Niveau der beruflichen Bildung und dem Arbeitszeitregime drei Faktoren sind, die Kinderlosigkeit beeinflussen. Insbesondere Partner- und Ehelosigkeit, eine hohe berufliche Bildung und die Vollerwerbstätigkeit der Frau gehen mit Kinderlosigkeit einher. Die Kombination dieser Merkmale führt zum Teil zu außerordentlich hohen Anteilen kinderloser Frauen. Kinderlosigkeit ist ein in der familiendemografischen Forschung immer stärker beachtetes Phänomen. In Deutschland liegt das insbesondere daran, dass zumindest das frühere Bundesgebiet durch eine im internationalen Vergleich sehr hohe Kinderlosigkeit gekennzeichnet ist. Bisherige Analysen beschränkten sich vor allem darauf, Größenordnungen und Trends der Kinderlosigkeit in Deutschland abzubilden sowie Erklärungsansätze zu finden. Mit dem Mikrozensus 2008 und der Frage nach der tatsächlich geborenen Kinderzahl (vgl. auch Dorbritz 2010: 11) sind die tatsächlichen Größenordnungen der Kinderlosigkeit gut darstellbar, hinzu kommt, dass weiterführende differentielle Analysen möglich geworden sind. Darauf baut die zentrale Fragestellung des Beitrags auf: Welche Unterschiede können in der sozialstrukturell differenzierten Analyse bei der Kinderlosigkeit aufgefunden werden und durch welche strukturelle Bedingungen sind sie erklärbar. Herangezogen werden dazu die Merkmale Lebensform, Bildung, paarspezifische Erwerbskonstellation, Migrationshintergrund bzw. Migrationserfahrung, Einkommenssituation und die West-Ost-Unterschiede. Wenn nicht anders angegeben, wird die Kinderlosigkeit von Frauen der Geburtsjahrgänge in Deutschland betrachtet, die im Jahr Jahre alt waren. Eine oft gestellte und noch nicht ausreichend beantwortete Frage der Kinderlosigkeitsforschung ist die nach dem Verhältnis von gewollter und ungewollter Kinderlosigkeit. Im nachfolgenden Beitrag wird sich Jasmin Passet dieser Problemstellung anhand von Surveyauswertungen nähern. Lebensformen Lebensformen, gebraucht in einem familiendemografischen Kontext, sind eine Typologie, die das Zusammenleben von Paaren bzw. die Situation Alleinlebender mit oder ohne Kinder abbildet (Huinink, Konietzka 2007: 29ff.). Ihrer Konstruktion im Mikrozensus liegen drei Kriterien zugrunde: erstens der Ehebezug (verheiratet oder nicht verheiratet sein), zweitens der Partnerbezug (Zusammenleben mit einem Partner bzw. Alleinleben) und drittens der Kinderbezug (Kinder haben oder kinderlos sein). Das Ergebnis sind, wenn noch nach der Kinderzahl (1 3+) differenziert wird, zwölf Lebensformen. Wesentliche Momente des Wandels der Lebensformen sind der Bedeutungsrückgang der Ehe sowohl als Basis für partnerschaftliches Zusammenleben als auch für das Zusammenleben mit Kindern. Daneben haben kinderlose Lebensformen generell einen Bedeutungszuwachs erfahren. Die heutige Situation stellt sich folgendermaßen dar: Das verheiratete Paar mit Kindern ist die noch immer am häufigsten gewählte Lebensform. Wird noch nach der Kinderzahl unterschieden, sind es Ehepaare mit zwei Kindern, die das Bild der Lebensformen prägen. Ehe ist in Deutschland nach wie vor das entscheidende Kriterium, das über die Häufigkeit des Zusammenlebens mit Kindern entscheidet. Ehepaare haben die durchschnittlich höchsten Kinderzahlen und sind am seltensten kinderlos. Der Anteil kinderloser Ehepaare beträgt in Deutschland in den Geburtsjahrgängen ,6 %, die durchschnittliche Kinderzahl erreicht den Wert 1,75. Der zweitwichtigste Faktor, der über die Kinderlosigkeit entscheidet, ist die Partnersituation. Nach den verheirateten Frauen sind es die Frauen in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft, die durch bereits hohe Kinderlosenanteile gekennzeichnet sind. Der Kinderlosenanteil von 37,7 % zeigt beträchtliche Unterschiede zu den verheirateten Paaren. Liegen Partnerlosigkeit und Ehelosigkeit vor, steigt der Anteil kinderloser Frauen bereits auf erhebliche 73,3 %. Frauen, die allein leben, aber schon einmal verheiratet waren, ähneln mit 12,4 % bei der Kinderlosigkeit den aktuell verheirateten Frauen. Fazit ist, dass Ehelosigkeit mit einer hohen Kinderlosigkeit einhergeht. Das deutsche Fertilitätsmuster ist nach wie vor durch eine hohe Bindung der Entscheidung über die Geburt eines Kindes an die Institutionalisierung einer partner- 2 Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

3 Analysen aus dem BiB schaftlichen Beziehung geknüpft. Allerdings bestehen deutliche Unterschiede zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Bundesländern, die in diesem Beitrag gesondert behandelt werden. Dies ist zum einen familienpolitisch dadurch gestützt, dass in Deutschland Eheförderung über monetäre Transfers betrieben wird. Zum anderen kommen darin bestehende Orientierungen auf das traditionelle ehebasierte Familienmodell zum Ausdruck. Diese Situation trägt zum niedrigen Geburtenniveau bei, da diejenigen, die die Ehe als Lebensform nicht akzeptieren, tendenziell benachteiligt werden und dadurch weniger Kinder haben. Nachteile der Mikrozensus-basierten Herangehensweise sind, dass einerseits nur eine Momentaufnahme des Jahres 2008 geliefert werden kann. Lebenslauf-basierte Analysen, etwa über sich verändernde Partnersituationen, sind auf der Grundlage der vorliegenden Daten nicht möglich. Andererseits bleiben bilokale Paarbeziehungen (Partnerschaften mit getrennter Haushaltsführung) im Mikrozensus außerhalb der Betrachtung. bzw. Hochschulreife 1,30. Das spiegelt sich auch bei der Kinderlosigkeit wider. Der höchste Wert, 29,5 %, findet sich bei den hochgebildeten Frauen. Die übrigen Bildungsabschlüsse unterscheiden sich bei der Kinderlosigkeit mit Werten von ca. 19 % kaum. Kinderlosigkeit in Deutschland ist ein Phänomen der Hochqualifizierten. Dafür sind zwei Einflussfaktoren ausschlaggebend: Erstens ist festzustellen, dass Hochqualifizierte, die viel in ihre Ausbildung investiert haben, über eine stärkere Erwerbsorientierung verfügen. Sind die Bedingungen für das Vereinbaren von Erwerbstätigkeit und Kinderhaben durch zu wenige Betreuungsplätze nicht gegeben, werden verstärkt Entscheidungen gegen Kinder getroffen. Kinderlosigkeit ist in erster Linie ein Phänomen der Hochqualifizierten im früheren Bundesgebiet. Für die neuen Länder ist ein solcher Zusammenhang nicht nachweisbar. Zweitens geht die höhere Kinderlosigkeit mit der besonderen Situation von hochqualifizierten Frauen bei der Wahl eines Lebenspartners einher (Peuckert 2008: 131). In dieser Gruppe findet sich der höchste Anteil an Ledigen. Kinderlosigkeit und Ledigsein sind eng miteinander verknüpft. Bildungsabschlüsse Für die Analysen werden der höchste allgemeine Schulabschluss (ohne Abschluss, Haupt-(Volks-)schulabschluss, Realschule oder gleichwertig, Fachhochschul- bzw. Hochschulreife) verwendet. Es zeigt sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Bildung und generativem Verhalten. Je höher der Bildungsabschluss, desto niedriger sind die durchschnittlichen Kinderzahlen. Frauen ohne Bilddungsabschluss haben im Durchschnitt 1,93 Kinder, Frauen mit einer Fach- Paarspezifische Erwerbsbeteiligung Unter der paarspezifischen Erwerbssituation wird die Kombination des Arbeitsumfangs (Vollzeit, Teilzeit, nicht erwerbstätig) zwischen den Partnern verstanden. Von ihr gehen deutlich differenzierende Einflüsse auf das Niveau der Kinderlosigkeit aus. Es gilt: Die Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau in einer Paarbeziehung ist generell mit einer überdurchschnittlich hohen Kinderlosigkeit verbunden, erreicht mit 33,7 % in der Kombination beide erwerbstätig Abbildung 1: Anteile kinderloser Frauen in paarspezifischen Erwerbskombinationen den höchsten Wert (Abbil- in den Geburtsjahrgängen in Deutschland (in %) dung 1). Ist der Mann nicht erwerbstätig Prozent 40 und die Frau vollzeitbeschäftigt, beträgt die Kinderlosigkeit 24,8 %, in 33,7 der Kombination Mann Teilzeit und 30 Frau Vollzeit 22,9 %. In den tradierten 24,8 22,9 Paarkonstellationen, in denen der 20 Mann vollzeit erwerbstätig ist und die 15,5 14,3 Frau nicht arbeitet oder einer Teilzeitbeschäftigung 12,5 (das ist die wesentlich 10 5,6 häufiger vorkommende Kombination) 5,3 nachgeht, ist die Kinderlosigkeit mit 0 Mann und Mann Vollzeit, Mann Vollzeit Mann Teilzeit, Mann und Frau Mann Teilzeit, Mann nicht Mann nicht 5,3 bzw. 5,6 % verschwindend gering. Frau Vollzeit Frau Teilzeit erwerbstätig, Frau Vollzeit Teilzeit erwerbstätig, erwerbstätig, erwerbstätig, erwerbstätig erwerbstätig Frau nicht erwerbstätig erwerbstätig Frau nicht Frau Vollzeit Frau nicht Auch in diesen Daten kommt erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig eine spezifisch westdeutsche Situation Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2008, grafische Darstellung: BiB BiB zum Ausdruck. Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011 3

4 Analysen aus dem BiB Abbildung 2: Anteile kinderloser Frauen in den Geburtsjahrgängen nach dem Nettoäquivalenzeinkommen (in %, Euro) Kinderlosigkeit in % 50 48,9 43, , , ,4 15,0 13, Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2008, grafische Darstellung: BiB Einkommen Zur Beurteilung des Einflusses von Einkommen auf Kinderlosigkeit wird das Nettoäquivalenzeinkommen verwendet. Dabei wird die Summe aller Einkünfte, beispielsweise einer Familie, nicht einfach durch die Zahl der Mitglieder dividiert, sondern durch eine gewichtete Summe der Mitglieder in Abhängigkeit von Alter und Anzahl geteilt. Dadurch geht der Haupteinkommensbezieher mit dem Faktor 1, Personen, die älter als 13 sind mit dem Faktor 0,5 und alle übrigen mit dem Faktor 0,3 ein. Es zeigt sich auf den ersten Blick ein fast linearer Einfluss des Netto- Migrationshintergrund und Migrationserfahrung äquivalenzeinkommens auf die Kinderlosigkeit. In den drei Einen Migrationshintergrund haben diejenigen Personen, niedrigen Einkommensgruppen bis 1499 Euro ist die Kinderlosigkeit relativ niedrig, beträgt 13 bis 15 %. Ab der Einkom- die nach 1949 als Deutsche oder Ausländer in das heutige Bundesgebiet zugewandert sind, alle in Deutschland geborenen Ausländer (auch inzwischen eingebürgerte Personen) stieg ein (Abbildung 2). Die höchsten Kinderlosigkeitswerte mensgruppe setzt dann ein kontinuierlicher An- und die Personen, die in Deutschland als Deutsche geboren wurden, die zumindest ein Elternteil haben, das zuge- mit 49,0 %. verzeichnet die Nettoäquivalenzgruppe 3000 und mehr Euro wandert ist oder als Ausländer in Deutschland geboren wurde. Über Migrationserfahrung verfügen die Personen, die im on kombinierten Effekt zu suchen. Hochqualifizierte erzielen Die Gründe sind in einem mit der beruflichen Qualifikati- Ausland geboren und nach Deutschland zugewandert sind. aufgrund der beruflichen Bildung und der ausgeprägten Erwerbsorientierung höhere Einkommen. In den Zusammen- Betrachtet werden an dieser Stelle die Frauen in den Geburtsjahrgängen hang von Kinderlosigkeit und Einkommen fließt also der Zusammenhang von Bildung und Kinderlosigkeit ein (vgl. dazu Frauen mit Migrationshintergrund bzw. mit Migrationserfahrung sind seltener kinderlos als Frauen ohne Migrationshintergrund. Die deutlichsten Unterschiede wurden zwiorientierten Entscheidung gegen Kinder und der Situation den Abschnitt Bildung ), basierend auf einer vereinbarkeitsschen den Frauen ohne Migrationshintergrund (29,5 %) und hochqualifizierter Frauen bei der Partnerwahl. Allerdings ist den Frauen mit Migrationserfahrung (13,9 %) aufgefunden. es nicht so, dass ein niedriges Einkommen in jedem Fall zu Frauen, die über einen Migrationshintergrund verfügen, sind einer niedrigen Kinderlosigkeit führt. In der Gruppe, in der mit 19,5 % etwas häufiger kinderlos als die mit einer unmittelbaren Migrationserfahrung. Noch niedriger ist die Kinchen Abschluss nur ein niedriges Einkommen erzielt wird, bei einer Vollzeiterwerbstätigkeit mit einem hohen berufliderlosigkeit mit 12,8 % bei den Frauen mit einer türkischen ist einerseits Kinderlosigkeit weit verbreitet. Andererseits ist Staatsangehörigkeit. Personen, die über einen Migrationshintergrund oder Migrationserfahrung verfügen, sind keinesher Bildung keine Erwerbstätigkeit der Frau vorliegt. Beide Kinderlosigkeit niedrig, wenn bei hohem Einkommen und howegs als homogene soziale Gruppierung zu sehen. Ihr generatives Verhalten ist durch besondere im Herkunftsland kaum Einfluss auf den Zusammenhang zwischen Einkommen Kombinationen kommen eher selten vor und haben damit erworbene Vorstellungen über Familie, Lebensformen und und Kinderlosigkeit. Kinderzahlen geprägt und sie sind in Deutschland auf unterschiedliche Weise integriert und haben damit die deutschen Fertilitätsmuster auf besondere Art übernommen. BiB 4 Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

5 Analysen aus dem BiB Abbildung 3: Unterschiede bei der Kinderlosigkeit nach der Kombination verschiedener sozialstruktureller Merkmale im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin), Geburtsjahrgänge (in %) Prozent 80 76, , , ,4 10 7,4 6,7 3,3 Kind und Beruf gegenüber. In den neuen Bundesländern ist infolge des besseren Betreuungsangebots eine solche Situation nicht gegeben. Dadurch ist auch die niedrige Kinderlosigkeit in den paarspezifischen Erwerbskombinationen mit einer Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau erklärbar. Daneben sind Kinderhaben bzw. Kinderlossein und Verheiratetsein auf spezifische Art und Weise miteinander verknüpft. Frauen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften und Alleinlebende sind in den neuen Bundesländern seltener kinderlos als im früheren Bundesgebiet. 0 verheiratet ledig verheiratet alleinlebend ja nein hoch niedrig Familienstand Lebensform Migrationshintergrund Einkommen niedrig hoch verheiratet alleinlebend mittel hoch Bildung Lebensform berufliche Bildung niedrig hoch nicht erwerbstätig Vollzeit Bildung Erwerbstätigkeit Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2008, grafische Darstellung: BiB Extreme Differenzierungen In der Kombination von sozialstrukturellen, ethnischen und regionalen Merkmalen entstehen enorme Unterschiede bei der Kinderlosigkeit. Vier West-Ost-Unterschiede ausgewählte Beispiele verdeutlichen die teilweise extremen Der West-Ost-Unterschied in der Kinderlosigkeit ist eines Differenzierungen (Abbildung 3): der prägenden Merkmale der deutschen Fertilitätssituation. 1. Frauen im früheren Bundesgebiet unterscheiden sich erheblich bei der Kinderlosigkeit nach dem Familienstand. Die hier betrachteten Jahrgänge sind in den neuen Bundesländern zu 11,8 % und im früheren Bundesgebiet (jeweils ohne Berlin) zu 24,0 % kinderlos. Diese Situatirend der Anteil bei den Ledigen 74,0 % beträgt. Verheiratete Frauen sind nur zu 11,4 % kinderlos, wähon ist Teil des Auseinanderdriftens der früher relativ einheitlichen Paritätsverteilung der Geburtsjahrgänge. Den Osten ähnlich deutlichen Unterschieden. Frauen in Deutschland, 2. Das Zusammenspiel von Bildung und Lebensform führt zu kennzeichnen höhere Anteile bei den Frauen mit einem oder die verheiratet sind und über einen niedrigen Bildungsstand verfügen, haben zu 7,4 % keine Kinder. Der Wert zwei Kindern, während im Westen neben der Kinderlosigkeit die Anteile der Frauen etwas höher sind, die drei oder vier bei den alleinlebenden Frauen beträgt 76,8 %. Kinder geboren haben. Die Unterschiede in den Paritätsverteilungen führen allerdings nicht zu abweichenden endgültistand und beruflichem Abschluss sind ebenfalls auffällige 3. In der Kombination von Migrationshintergrund, Familiengen Kinderzahlen dieser Geburtsjahrgänge. Unterschiede angelegt. Verheiratete Frauen mit einem Migrationshintergrund und ohne beruflichen Abschluss ha- Die Ursachen der aktuellen Unterschiede liegen in einem spezifischen Zusammenwirken von strukturellen und kulturellen Faktoren. In den neuen Bundesländern ergänzt sich den Frauen ohne Migrationshintergrund mit einem hohen ben zu 6,7 % keine Kinder geboren. Bei den alleinleben- das bessere Angebot an Plätzen in Kinderbetreuungseinrichtungen für die unter 3-Jährigen durch Einstellungen, die auf 4. Große Unterschiede werden auch dann sichtbar, wenn die Bildungsabschluss sind es 64,8 %. das Vereinbaren von Familie und Erwerbstätigkeit gerichtet sozialökonomische Situation nach den Merkmalen Einkommen, beruflicher Ausbildungsabschluss und Form der sind. Die jungen Familien in den neuen Ländern sind seltener der Auffassung, dass Kinder später einmal Probleme haben Erwerbstätigkeit zugrunde gelegt wird. Beispielsweise führen ein hohes Nettoäquivalenzeinkommen und eine hohe werden, wenn sie im frühen Lebensalter außerhäuslich betreut werden. Im Westen ist einerseits das Betreuungsangebot ungünstiger und andererseits sind die Einstellungen zur keit zu der außerordentlich niedrigen Kinderlosigkeit von Bildung in der Kombination mit einer Teilzeiterwerbstätig- Vereinbarkeit und den Geschlechterrollen tradierter. Die höhere Kinderlosigkeit wird danach durch Abweichungen vom niedrig und der berufliche Abschluss hoch, erreicht die 3,3 %. Ist bei einer Nichterwerbstätigkeit das Einkommen traditionellen Muster erklärbar. Wer Erwerbstätigkeit präferiert, sieht sich dann oft dem Entscheidungszwang Kinderlosigkeit einen Wert von 58,5 %. zwischen BiB Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011 5

6 Analysen aus dem BiB Diskussion der Ergebnisse Kinderlosigkeit ist in Deutschland zu einem Massenphänomen und damit zu einer der wichtigsten Ursachen für die anhaltende Niedrig-Fertilitäts-Situation geworden. Tatsache scheint zu sein: Der steigende Trend hin zu den jüngeren Geburtskohorten setzt sich fort. Soll es eine Trendwende in der deutschen Geburtenentwicklung geben, kann sie nur durch einen rückläufigen Anteil bei der Kinderlosigkeit erreicht werden. Die in jüngster Zeit geführte Diskussion zur Kinderlosigkeit hat vor allem die hochqualifizierten Frauen im früheren Bundesgebiet als Träger des ansteigenden Trends ausgemacht. Differenziertere Analysen zeigen allerdings, daß die Hochqualifizierten in Abhängigkeit von ihrer sozialökonomischen Situation extrem unterschiedlich kinderlos bleiben. Kinderlosigkeit wird nicht nur von der beruflichen Bildung beeinflusst, darüber hinaus wirken sich das Arbeitszeitregime, die Ehe- und Partnersituation und das Einkommen aus. Hinsichtlich des Arbeitszeitregimes ist insbesondere Vollerwerbstätigkeit ein die Kinderlosigkeit verursachender Faktor. Ähnlich bedeutsam sind der Ehe- und der Partnerbezug. Unverheiratete und insbesondere ledig gebliebene Frauen haben kaum Kinder. Ein niedriges Einkommen begünstigt Kinderlosigkeit ebenfalls. Dieser Effekt tritt vor allem dann ein, wenn es mit einem hohen beruflichen Ausbildungsniveau bei Erwerbstätigkeit kombiniert ist. Analysen anhand der Standardmerkmale zeigen oftmals lineare Zusammenhänge, die - differentieller betrachtet -, gegenläufige Muster verdecken. Ein Beispiel dafür ist der Zusammenhang zwischen Einkommen und Kinderlosigkeit, der sich zunächst linear darstellt. Im Detail sind dann aber Gruppen auffindbar, die dem allgemeinen Trend gänzlich entgegenlaufen. Ein genaues Bild der Kinderlosigkeit in Deutschland lässt sich somit nur zeichnen, wenn die Vielzahl der Einflussfaktoren Beachtung findet. Zu vermuten sind weitere Differenzierungen, wenn andere als die hier verwendeten Merkmale in die Analyse Eingang finden. Einige Besonderheiten der deutschen Fertilitätssituation und der Kinderlosigkeit lassen sich über die West-Ost-Differenzierungen besser verstehen (Schneider, Dorbritz 2011: 33). Die niedrigere Kinderlosigkeit im Osten entsteht über das Zusammenwirken von strukturellen und kulturellen Faktoren. Eine stärkere Akzeptanz der außerhäuslichen Kinderbetreuung und egalitärer Geschlechterrollen sind verknüpft mit einem besseren Betreuungsangebot für Kinder im Alter von unter drei Jahren. Im Westen finden sich bei einem schlechteren Betreuungsangebot noch stärker traditionelle Orientierungen wie das Bild von der Hausfrauenehe. Dadurch sind Umstände gegeben, die das Entstehen von Kinderlosigkeit begünstigen. Literatur Dorbritz, Jürgen (2010): Kinderzahlen und Lebensformen im West-Ost-Vergleich Ergebnisse des Mikrozensus In: Bevölkerungsforschung Aktuell 01/2010: Huinink, Johannes und Dirk Konietzka (2007): Familiensoziologie. Eine Einführung. Campus Verlag, Frankfurt/New York, 246 S. Peuckert, Rüdiger (2008): Familienformen im sozialen Wandel. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 431 S. Schneider, Norbert F. und Jürgen Dorbritz (2011): Wo bleiben die Kinder? Der niedrigen Geburtenrate auf der Spur. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 10-11/2011. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, S Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

7 Analysen aus dem BiB Jasmin Passet Kinderlosigkeit im Lebensverlauf: Wie wichtig ist das Lebensziel, Kinder zu bekommen, im Vergleich mit anderen Lebenszielen? Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass die Betrachtung persönlicher Lebensziele aufschlussreich ist, wenn es darum geht, besser zu verstehen, wie es im Lebensverlauf zu dauerhafter Kinderlosigkeit kommen kann. Die Befunde sprechen dafür, dass das Lebensziel ein (weiteres) Kind zu bekommen, starke Konkurrenz hat. Im Vergleich zu den Bereichen Arbeit, Freizeit, Partnerschaft und sozialen Beziehungen hat es insgesamt die niedrigste Relevanz. Die eigene Ausbildung bzw. berufliche Interessen zu verfolgen ist dagegen besonders wichtig. Weiterhin zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Kinderlosen und Personen mit Kindern sowie je nach Lebensphase. Vor dem Hintergrund sinkender Kinderzahlen hat in den letzten Jahren die Beschäftigung mit dem Thema dauerhafter Kinderlosigkeit und deren Entstehung im Lebensverlauf zugenommen (siehe bspw. Konietzka/Kreyenfeld 2007). Bei der Beschäftigung mit dem Thema wird klar, dass es sich hierbei um ein komplexes Phänomen handelt, mit vielfältigen Ursachen und Interdependenzen zwischen diesen. Kinderlosigkeit kann in einer bestimmten Lebensphase gewollt sein, z.b. während der Ausbildung), später ist der Kinderwunsch dann eventuell aus verschiedenen Gründen nicht mehr umsetzbar und es entsteht ungewollt Kinderlosigkeit. Die Dimension Zeit spielt also eine wichtige Rolle: Die persönliche Lebenssituation sowie Einstellungen und Lebensziele ändern sich im Lebensverlauf, sprich mit dem Älter werden, und beeinflussen unser Handeln. Das Phänomen der Kinderlosigkeit kann demnach am besten aus der Lebensverlaufsperspektive verstanden werden. Eine Übersicht zu den Dimensionen der Kinderlosigkeit aus einer Kohortenperspektive bietet der vorherige Beitrag von Jürgen Dorbritz. Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass Personen Entscheidungen über Kinder treffen, wohl wissend, dass nicht alle Kindergeburten geplant sind (Helfferich et al. 2005: 204 f.). Aus der Lebensverlaufsperspektive ist die Entscheidung gegen Kinder nicht eine einmalige, sondern sie sollte vielmehr als das Produkt einer Abfolge von biographischen Entscheidungen verstanden werden, welche von den gegebenen äußeren Rahmenbedingungen sowie den individuellen Ressourcen und subjektiven Lebenszielen beeinflusst wird (Konietzka/Kreyenfeld 2007: 15). Die vorgestellte Sichtweise betont also, dass bei der Entscheidungsfindung der aktuellen subjektiven Bewertung der Situation, unter Berücksichtigung persönlicher Lebensziele in verschiedenen Lebensbereichen, eine wichtige Bedeutung zukommt. Im Folgenden werden die subjektiven Lebensziele für verschiedene Lebensbereiche wie Beruf, Freizeit und Familie in den Fokus gerückt. Die Gründung einer Familie kann sich auch auf andere Lebensbereiche auswirken oder gar mit anderen persönlichen Zielen, beispielsweise im Berufsleben oder der Freizeit, konkurrieren (Blossfeld/Huinink 2001: 7). Hinzu kommen gesellschaftliche Normen und Zwänge hinsichtlich des richtigen Zeitpunkts und der Reihenfolge, in der bestimmte Ziele abgearbeitet werden sollten (ebd. S. 7). Eine entscheidende Frage besteht nun darin, wie stark die jeweiligen Ziele in bestimmten Lebensphasen forciert werden. Daran lässt sich ablesen, welche Bedeutung der Einzelne dem Lebensziel Familiengründung, im Vergleich zu anderen zentralen Lebenszielen, zumisst. Die Wahrscheinlichkeit der Realisierung einer Elternschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt sollte durch die relative Wichtigkeit des Lebensziels zu diesem Zeitpunkt beeinflusst werden. In diese Richtung deuten auch Ergebnisse einer Untersuchung von Schröder anhand des SOEP, der für erwerbstätige Frauen bis 28 Jahre zeigen konnte, dass die relative Wichtigkeit (Salienz) des Lebensziels Familie die Wahrscheinlichkeit des Übergangs zur Elternschaft erhöht (2007: 396). Insofern kann die Betrachtung der Interdependenzen zwischen Lebensbereichen und möglicherweise konkurrierenden Zielen einen wichtigen Beitrag zur Erklärung von dauerhafter Kinderlosigkeit im Lebensverlauf leisten. Daten Die vorliegende Untersuchung basiert auf Daten der ersten Welle des deutschen Beziehungs- und Familienpanels pairfam (Huinink et al. 2011). Es handelt sich dabei um ein Langfristprojekt zur Erforschung partnerschaftlicher und familialer Lebensformen in Deutschland, dass durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Die Daten sind für die Zwecke dieser Analyse besonders geeignet, weil hier das Konzept der konkurrierenden Lebensziele im Lebensverlauf in neuer Weise erhoben wurde (Maul 2008). Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011 7

8 Analysen aus dem BiB Zu Beginn des Fragebogens werden die Befragten dazu aufgefordert, fünf zentrale Lebensziele relativ zueinander zu gewichten. 1 Dafür stehen ihnen 15 sogenannte Wichtigkeitsmarken zur Verfügung, die entsprechend der aktuellen Bedeutung für das eigene Leben auf die Lebensziele verteilt werden sollen. Dadurch, dass maximal 15 Marken zur Verfügung stehen, müssen die Befragten entscheiden, wie sie diese auf die fünf Ziele verteilen. Diese Ziele sind: berufliche Interessen verfolgen, Hobbys/Interessen nachgehen, Freundschaften pflegen, in einer Partnerschaft leben und ein Kind bzw. ein weiteres Kind bekommen. Anhand der vorliegenden Daten der ersten Erhebungswelle ist es nicht möglich, auf individueller Ebene Veränderungen in der Gewichtung der Lebensziele im Lebensverlauf zu verfolgen. Stattdessen wird für die folgende Analyse auf einen Vergleich von drei Alterskohorten zurückgegriffen, die sich in verschiedenen Lebensphasen befinden: Jugend, junges Erwachsenenalter und mittleres Erwachsenenalter. Das bietet sich aufgrund des Kohortendesigns der pairfam-studie an. Für die erste Welle wurden zwischen 2008 und 2009 insgesamt mehr als Ankerpersonen befragt, die zum Zeitpunkt der Befragung mehrheitlich zwischen 15 und 17, 25 und 27 sowie 35 und 37 Jahre alt waren. Für diese Gruppen (Alterskohorten) ist die Erhebung repräsentativ und entsprechend aussagekräftig. Neben den Alterskohorten werden in den Auswertungen zum aktuellen Zeitpunkt Kinderlose mit Personen mit Kindern verglichen. Anhand der Unterschiede zwischen den Gruppen sollten die Charakteristika der Kinderlosen deutlich werden. Weiterhin sollten sich Unterschiede je nach Anzahl der eigenen Kinder zeigen, denn mit jedem weiteren Kind ergibt sich eine neue Situation, die sich auf die Gewichtung der Lebensbereiche auswirken sollte. Dafür werden die Angaben der Befragten über vorhandene eigene biologische Kinder herangezogen. Die Anzahl der biologischen Kinder variiert in den gewichteten Daten zwischen 0 und 10 Kindern, wobei 70 % (noch) keine eigenen Kinder haben, ca. 12 % ein Kind und 18 % zwei oder mehr Kinder. 2 Dabei gilt es zu bedenken, dass der hohe Anteil von Personen ohne Kinder vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich die beiden jüngeren Alterskohorten gerade am Anfang beziehungsweise in der Mitte ihrer fertilen Phase befinden. Um ausreichende Fallzahlen in den Altersgruppen zu gewährleisten, werden die Gruppen Kinderlos, ein Kind, zwei oder mehr Kinder differenziert. Bei einem Vergleich verschiedener Altersgruppen in den vorliegenden Querschnittsdaten sollte beachtet werden, dass sich hier Kohorten- und Alterseffekte vermischen können. Das heißt, dass Unterschiede zwischen den Altersgruppen möglicherweise nicht auf das Alter, sondern vielmehr auf den Geburtsjahrgang zurückzuführen sind. Für die Auswertungen nach Kohorten werden die gewichteten Daten verwendet. Ergebnisse: Die relative Wichtigkeit der Lebensziele Im Folgenden werden die Antworten auf die Frage zur Gewichtung von Lebenszielen differenziert nach den im vorangegangenen Abschnitt vorgestellten relevanten Gruppen ausgewertet und diskutiert. In den Abbildungen wird die durchschnittliche Anzahl von Wichtigkeitsmarken dargestellt, die eine Alterskohorte für jedes Lebensziel ausgegeben hat. Für die Kinderlosen wird zusätzlich noch berücksichtigt, ob die Befragten einen generellen Kinderwunsch geäußert haben, also ob sie irgendwann in ihrem Leben Kinder haben wollen. Dieser liegt vor, wenn auf die Frage nach der idealen Kinderzahl ein Wert größer Null genannt wurde. 3 Es ist zu erwarten, dass sich die Prioritäten bezüglich der Lebensbereiche bei Kinderlosen ohne Kinderwunsch deutlich von denen mit Kinderwunsch unterscheiden. Für Personen, die bereits Kinder haben, wurde auf diese Differenzierung verzichtet. Welches Gesamtbild ergibt sich bei Betrachtung der vier Abbildungen? Zunächst ist festzuhalten, dass es deutliche Unterschiede in der relativen Wichtigkeit der Lebensziele zwischen den Kinderlosen und den Personen mit Kindern gibt. Auch die Lebensphase, in der sich diese befinden, ist mit teilweise sehr deutlichen Veränderungen in der relativen Wichtigkeit bestimmter Bereiche verbunden. Auf beide As- 1 Fragetext: Betrachten Sie bitte einmal diese fünf Lebensziele und Lebensbereiche. Ich möchte von Ihnen wissen, wie wichtig Ihnen persönlich im Moment diese Dinge sind. Dazu haben Sie insgesamt 15 Punkte, die sogenannten Wichtigkeitsmarken, zur Verfügung. Je wichtiger Ihnen ein Ziel oder Bereich zurzeit ist, desto mehr von den 15 Wichtigkeitsmarken vergeben Sie hierfür. Sollte Ihnen eine Sache derzeit vollkommen unwichtig sein, vergeben Sie bitte keine Marken. (Frage 6). 2 Adoptiv- und Stiefkinder werden nicht berücksichtigt, da davon ausgegangen werden muss, dass sich der Entscheidungsprozess hier anders gestaltet als bei eigenen Kindern. 3 Fragetext: Wenn Sie einmal alle Hindernisse außer acht lassen: Wie viele Kinder würden Sie im Idealfall insgesamt gerne haben? (Frage 128). 8 Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

9 Analysen aus dem BiB Abbildung 1: Relative Wichtigkeit von Lebenszielen/-bereichen Kinderlose ohne Kinderwunsch 6 Umsetzung realistisch wird. Dagegen ist vor allem der Lebensbereich Ausbildung/Beruf im Leben der meisten Menschen durchgehend aktuell, was sich in der konstant hohen Relevanz 5 widerspiegelt (Maul 2008: 8). Allerdings ist die Stabilität des Befundes über verschiedene Gruppen 4 hinweg und das Ausmaß, vor allem bei den Kinderlosen, doch bedeutsam. Es kann festgehalten 3 werden, dass das Ziel Elternschaft star- 2 ke Konkurrenz hat. Diese Konkurrenz der Lebensziele kann unter Umständen dazu führen, 1 dass die Elternschaft immer weiter aufgeschoben wird und letztendlich zu dauerhafter Kinderlosigkeit Jahre (N=327) Jahre (N=144) Jahre (N=209) führt. Bei den zum Befragungszeitpunkt Kinderlosen Alterskohorten in den Abbildungen 1 und 2 wird deutlich, Kind bekommen Kontakte zu Freunden pflegen Ausbildung/berufl. in einer Partnerschaft leben Hobbys & Interessen nachgehen Interessen verfolgen dass die Differenzierung nach Kinderwunsch Datenquelle: pairfam Welle 1 (gewichtet), eigene Berechnungen, grafische Darstellung: BiB BiB aufschlussreich ist. Es liegt nahe, die relativ kleine Gruppe der Kinderlosen ohne aktuellen Kinderwunsch pekte wird im Folgenden ausführlicher einzugehen sein. Insgesamt zeigt sich, dass das Lebensziel ein Kind zu bekommen, in fast allen dargestellten Gruppen an letzter Stelle rangiert und der Abstand zu den anderen vier Lebensbereichen teilweise recht groß ist. Das ist an sich nicht überraschend, da es sich bei der Elternschaft um ein eher konkretes Ziel handelt, dass erst dann eine höhere Priorität annimmt, wenn der Wunsch relativ konkret und auch die (8 % aller Kinderlosen) als gewollt Kinderlose zu bezeichnen (Abbildung 1). Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Durchschnitt deutlich weniger als eine Wichtigkeitsmarke für das Lebensziel ein Kind zu bekommen ausgegeben haben und der Abstand zu allen anderen Lebensbereichen besonders groß ist. Der Lebensbereich Ausbildung und Beruf ist nicht nur für die Kinderlosen ohne Kinderwunsch von zentraler Relevanz, aber er erreicht in dieser Gruppe Abbildung 2: Relative Wichtigkeit von Lebenszielen/-bereichen Kinderlose mit Kinderwunsch 6 über alle Lebensphasen, mit durchschnittlich 4 bis 5 Wichtigkeitsmarken, die höchste relative Bedeutung. Da es sich hier nur um Momentaufnahmen 5 handelt, muss das nicht heißen, dass diese Personen ihr Leben lang kinderlos bleiben. Allerdings 4 spricht vor allem in der mittleren und der älteren Altersgruppe die Kombination von aktueller Kinderlosigkeit, 3 2 fehlendem Kinderwunsch und kons- tant niedriger relativer Wichtigkeit des Lebensziels Familiengründung dafür, dass diese Gruppe mit 1 einer höheren Wahrscheinlichkeit kinderlos bleibt. In diese Richtung deuten auch Auswertungen des Jahre (N=4653) Jahre (N=2154) Jahre (N=731) Bamberger Ehepaar-Panels: Der Großteil derjenigen, die zu Beginn der Ehe keinen Kinderwunsch Alterskohorten hatten, hat auch nach fast 15 Jahren keine Kinder Kind bekommen Kontakte zu Freunden pflegen Ausbildung/berufl. in einer Partnerschaft leben Hobbys & Interessen nachgehen Interessen verfolgen (Rost 2005: 14 f.) und steht auch am Ende der Datenquelle: pairfam Welle 1 (gewichtet), eigene Berechnungen, grafische Darstellung: BiB BiB fertilen Phase noch zu diesem nicht vorhandenen Kinderwunsch (Rupp 2005:29). Durchschnittliche Anzahl Wichtigkeitsmarken Durchschnittliche Anzahl Wichtigkeitsmarken Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011 9

10 Analysen aus dem BiB Abbildung 3: Relative Wichtigkeit von Lebenszielen/-bereichen Befragte mit einem Kind 6 ler Kinderlosen (92 %) und birgt entsprechende Potenziale, den Kinderwunsch in der nahen oder fernen Zukunft noch umzusetzen. Umso wichtiger ist es, die Relevanzstrukturen in den verschiedenen 5 Lebensphasen näher zu betrach- ten. Während das Arbeitsleben bei den höheren 4 Altersgruppen stark an Priorität einbüßt (von durchschnittlich 4,5 auf 3,5 Wichtigkeitsmarken), 3 steigt nicht nur die durchschnittliche Wich- 2 tigkeit des Kinderwunsches von 1,2 auf 2,03, sondern auch die der Partnerschaft bedeutend 1 an. Wie kann diese starke Veränderung zwischen den Altersgruppen erklärt werden? Eine Jahre Jahre (N=555) Jahre (N=930) entwicklungspsychologische Studie von Heckhausen et al. (2001) zeigt, dass bei kinderlosen Alterskohorten Frauen, die Dringlichkeit für die Realisierung eines Kind bekommen Kontakte zu Freunden pflegen Ausbildung/berufl. in einer Partnerschaft leben Hobbys & Interessen nachgehen Interessen verfolgen Kinderwunsches mit dem Alter sowohl aus Datenquelle: pairfam Welle 1 (gewichtet), eigene Berechnungen, grafische Darstellung: BiB BiB biologischen als auch aus normativen Gründen stark ansteigt und die relative Wichtigkeit einer Elternschaft erhöht wird. Damit sollte wiederum Anders sieht es dagegen bei den Kinderlosen aus, die angeben im Idealfall mindestens ein Kind haben zu wollen (Abbildung 2). Diese Gruppe umfasst die große Mehrzahl al- die Wahrscheinlichkeit ansteigen, das Ziel noch zu erreichen. Gleichzeitig ist für die Realisierung einer Elternschaft im Normalfall eine funktionierende Beziehung Voraussetzung, wodurch sich die parallel steigende Bedeutung einer Abbildung 4: Relative Wichtigkeit von Lebenszielen/-bereichen Befragte mit zwei und mehr Kindern 6 Partnerschaft erklärt. Im Vergleich zu den Kinderlosen soll nun ein Blick auf die Befragten mit Kind(ern) geworfen werden. 4 Es fällt auf, dass die 25- bis 27-Jährigen 5 mit einem Kind (Abbildung 3) im Mittel am meisten Wichtigkeitsmarken für das Lebensziel 4 ein (weiteres) Kind zu bekommen vergeben (2,7). Zudem ist der Abstand zu den anderen 3 2 Lebenszielen besonders klein. In einer (funktionierenden) Partnerschaft zu leben ist nun besonders wichtig. Ein ähnliches Bild ergibt sich 1 auch bei den 25- bis 27-Jährigen, die bereits zwei oder mehr Kinder haben (Abbildung 4): Jahre Jahre (N=335) Jahre (N=1832) Auch sie gewichten das Ziel, ein weiteres Kind zu bekommen, mit durchschnittlich 1,7 Wichtigkeitsmarken Alterskohorten noch relativ hoch. Diese Befunde Kind bekommen Kontakte zu Freunden pflegen Ausbildung/berufl. in einer Partnerschaft leben Hobbys & Interessen nachgehen Interessen verfolgen sprechen dafür, dass der Übergang zum ersten Datenquelle: pairfam Welle 1 (gewichtet), eigene Berechnungen, grafische Darstellung: BiB BiB Kind die zentrale Hürde darstellt. Ist die Entscheidung für die Familiengründung gefallen, Durchschnittliche Anzahl Wichtigkeitsmarken Durchschnittliche Anzahl Wichtigkeitsmarken 4 Erwartungsgemäß gibt es kaum 15- bis 17-jährige Befragte, die bereits Kinder haben. Entsprechend können keine belastbaren Aussagen über diese Gruppe gemacht werden. 10 Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

11 Analysen aus dem BiB werden häufiger weitere Kinder gewünscht und man ist bereit, in anderen Bereichen Kompromisse einzugehen. Diskussion Die vorangegangene Untersuchung zeigt, dass eine Betrachtung persönlicher Einstellungen, hier der subjektiven Lebensziele, hilfreich sein kann, wenn es darum geht, das gesellschaftliche Phänomen dauerhafter Kinderlosigkeit besser zu verstehen. Dafür wurde eine lebensverlaufsbezogene Perspektive eingenommen. Denn dauerhafte Kinderlosigkeit ist das Ergebnis wiederholter Entscheidungen gegen eigene Kinder, die unter den zu dem Zeitpunkt gegebenen strukturellen Bedingungen sowie unter Berücksichtigung individueller Ressourcen und persönlicher Lebensziele für verschiedene zentrale Lebensbereiche getroffen werden. Die Einbeziehung der Lebensziele kann helfen, die Hintergründe für Fertilitätsentscheidungen besser zu verstehen, und verdeutlicht, dass günstige oder ungünstige (ökonomische) Rahmenbedingungen an sich nicht ausreichend erklären können, warum und wann Paare Kinder bekommen oder nicht (Huinink/Schröder 2008: 302; Schröder 2007: 366). Für die Untersuchung der Lebensziele wurden die pairfam-daten der ersten Welle verwendet, denn hier steht ein neues Instrument zur Messung der Relevanz von Lebenszielen zur Verfügung, bei dem die Befragten dazu aufgefordert werden fünf zentrale Lebensziele relativ zueinander zu gewichten. Die vorgenommenen Querschnittsbetrachtungen mit dem Vergleich verschiedener Altersgruppen können lediglich erste Hinweise auf Veränderungen der Gewichtung der Lebensziele im Lebensverlauf geben. Bei der differenzierten Betrachtung unterschiedlicher relevanter Gruppen (Kinderlose und Personen mit Kindern) zeigen sich im Querschnitt deutliche Unterschiede in der relativen Gewichtung der Lebensziele zwischen den Gruppen und je nach Lebensphase (Alter). Das gilt besonders bei dem Ziel ein (weiteres) Kind zu bekommen und den Bereichen Ausbildung/Beruf und Partnerschaft. Insgesamt betrachtet wird das Lebensziel ein (weiteres) Kind zu bekommen in fast allen Gruppen am niedrigsten bewertet und hat starke Konkurrenz. Zukünftige Untersuchungen mit Längsschnittdaten müssen zeigen, wie sich die Gewichtung der Lebensziele im Lebensverlauf tatsächlich ändert und wie sich das auf Entscheidungen für eine Familiengründung beziehungsweise -erweiterung auswirkt. Der Fokus wurde bei den Auswertungen auf die Kinderlosen gerichtet. Hier wurde zwischen zwei Gruppen unterschieden: denjenigen mit und ohne Kinderwunsch. Die Gruppe der gewollt Kinderlosen ist im Vergleich zu denjenigen, die im Idealfall mindestens ein Kind haben wollen, sehr klein, unterscheidet sich aber hinsichtlich ihrer Relevanzstrukturen sehr deutlich von den anderen Gruppen. Das gilt vor allem für die sehr niedrige relative Wichtigkeit des Lebensziels Elternschaft über die drei Alterskohorten hinweg. Vor allem für die jüngeren Altersgruppen wird eine wichtige Frage sein, wie sich die dargestellte Relevanzstruktur auf das zukünftige Fertilitätsverhalten auswirkt. Es kann allerdings vermutet werden, dass für diese kleine Gruppe die Wahrscheinlichkeit einer Familiengründung eher gering ist. Das ist bei den Kinderlosen mit Kinderwunsch möglicherweise anders. Diese relativ große Gruppe birgt die meisten Potenziale. Das Lebensziel der Familiengründung wird hier wesentlich höher bewertet, womit der Übergang zum ersten Kind wahrscheinlicher werden sollte. Vor allem im mittleren Erwachsenenalter (25-27 Jahre) ist eine Elternschaft noch sehr realistisch, während bei den 35- bis 37-Jährigen die biologische Uhr bereits tickt. Unklar ist, wie sich bei Letzteren die sehr ähnlich hohen Relevanzen der verschiedenen Lebensziele und damit weniger klaren Prioritäten auf die Wahrscheinlichkeit einer Elternschaft auswirken. Literatur: Blossfeld, Hans-Peter; Huinink, Johannes (2001): Lebensverlaufsforschung als sozialwissenschaftliche Forschungsperspektive. In: BIOS 14: Heckhausen, Jutta; Wrosh, Carsten; Fleeson, Wiliam (2001): Developmental regulation before and after a developmental deadline: The sample case of Biological Clock for childbearing. In: Psychology and Aging 16: Helfferich, Cornelia; Klindworth, Heike; Kruse, Jan (2005): Männer leben. Studie zu Lebensläufen und Familienplanung Vertiefungsbericht. Köln: Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung. Huinink, Johannes; Brüderl, Josef; Nauck, Bernhard; Walper, Sabine; Castiglioni, Laura; Feldhaus, Michael (2011): Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics (pairfam): Conceptual Framework and Design. In: Zeitschrift für Familienforschung 23: Huinink, Johannes; Schröder, Torsten (2008): Skizzen zu einer Theorie des Lebenslaufs. In: Andreas Diekmann; Klaus Eichner; Peter Schmidt; Thomas Voss (Hrsg.): Rational Choice: Theoretische Analysen und empirische Resultate. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S Bevölkerungsforschung Aktuell 03/

12 Analysen aus dem BiB Konietzka, Dirk; Kreyenfeld, Michaela (2007): Die Analyse von Kinderlosigkeit in Deutschland: Dimensionen Daten Probleme. In: Konietzka, Dirk; Kreyenfeld, Michaela (Hrsg.): Ein Leben ohne Kinder. Kinderlosigkeit in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S Konietzka, Dirk; Kreyenfeld, Michaela (2007): Ein Leben ohne Kinder. Kinderlosigkeit in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Maul, Katharina (2008): Elternschaftsplanungen zwischen Ansprüchen und Lebenszielen. Neuentwicklung von Instrumenten im Projekt Das Timing der Familiengründung. pairfam-arbeitspapier Nr. 14. Universitäten Bremen, Mannheim, Chemnitz und München, Dezember Rost, Harald (2005): Kinder Wunsch und Wirklichkeit. In: Zeitschrift für Familienforschung 17: Rupp, Marina (2005): Kinderlos trotz (stabiler) Ehe. In: Zeitschrift für Familienforschung 17: Schröder, Torsten (2007): Geplante Kinderlosigkeit? Ein lebensverlaufstheoretisches Entscheidungsmodell. In: Konietzka, Dirk; Kreyenfeld, Michaela (Hrsg.): Ein Leben ohne Kinder. Kinderlosigkeit in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

13 Aktuelle Mitteilungen aus dem BiB Aktuelles: Das BiB in den Medien Vor allem die gutausgebildeten Jungen sorgen für Bewegung im Wanderungsgeschehen Deutschlands: Dr. Stephan Kühntopf aus dem BiB zur Binnenmigrationsentwicklung in Deutschland in der Welt am Sonntag vom 01. Mai 2011 Wird Deutschland bei der Entwicklung der Demografie, der Wirtschaftsdynamik, dem Arbeitsmarkt oder der Forschung wieder zu einem gespaltenen Land, wie es die Welt am Sonntag provokant auf ihrer Titelseite betonte? Was die demografische Entwicklung angeht, zeigt sich auf jeden Fall ein Gefälle durch Wanderungsbewegungen, wie Dr. Stephan Kühntopf aus dem BiB gegenüber der Zeitung erklärte. So zog Bayern im Saldo seit Bewohner aus anderen Teilen Deutschlands an, während im selben Zeitraum Niedersachsen fast eine halbe Million Menschen und Berlin knapp Menschen verlor. Mecklenburg- Vorpommern und Bremen gehören ebenfalls zu den Ländern mit hohen Abwanderungsverlusten erläuterte Dr. Kühntopf. Bei der Betrachtung der Daten falle auf, das es vor allem die 18- bis 30-Jährigen seien, die wegen einer Ausbildung oder eines Arbeitsplatzes umziehen und hier vor allem die gut ausgebildeten Frauen, die abwandern. Da es such hier um potenzielle Mütter handle, sei das demografisch eine Katastrophe, so der Wissenschaftler. Profiteure dieser Entwicklung sind auf jeden Fall die südlichen Bundesländer wie Baden-Württemberg oder Bayern und Verlierer vor allem die ostdeutschen Bundesländer: Schließlich sind seit 1990 per Saldo 1,1 Millionen Ostdeutsche in die alten Bundesländer abgewandert und ein Trend in die gegenläufige Richtung ist auch künftig nicht absehbar. Bernhard Gückel, BiB Vorträge von BiB-Mitarbeiter/innen Mit den emprischen Trends und den politischen Implikationen der Bevölkerungsentwicklung global und national hat sich der Direktor des BiB, Prof. Dr. Norbert F. Schneider, bei der 12. Gaterslebender Begegnung des Leibniz-Insituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung sowie der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften beschäftigt. Er betonte, dass der Verlauf der Bevölkerungsentwicklung auf der Welt vielschichtig und disparat verlaufe und je nach Bezugsgrößen wie Weltbevölkerung, der Bevölkerung einzelner Länder oder Landesteile sowie den sozialstrukturellen Teilpopulationen variiere. Gegenwärtig ließen sich global zwei sehr unterschiedliche Entwicklungsrichtungen beobachten: zum einen eine Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung in der nördlichen Hemisphäre (so lag das Medianalter in Deutschland im Jahr 2009 bei 45 Jahren) und zum anderen ein rasches Wachstum der Bevölkerung in der südlichen Hemisphäre. Tendenziell gebe es hier zunächst noch eine weitere Verjüngung der Bevölkerung wie etwa in Niger, wo das Medianalter derzeit bei 15 Jahren liege. Dabei zeigten sich gegenläufige kleinräumige Tendenzen der Bevölkerungsentwicklung, etwa bei der regionalen Verteilung der Bevölkerung und Veränderungen bei ihrer Zusammensetzung, unter anderem bei den Lebensformen, den Geschlechterrelationen, der ethnischen Zusammensetzung sowie der Altersstruktur. Betrachte man die Entwicklung in Deutschland, so beruhe hier die fortschreitende Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung vornehmlich auf vier Ursachen, so Prof. Schneider: einem seit 1974 anhaltenden niedrigen Geburtenniveau, einer steigenden ferneren Lebenserwartung älterer Menschen und einem schrumpfenden Außenwanderugssaldo. Hinzu komme, dass die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden 20 Jahren das Rentenalter erreichen werden. Das veränderte generative Verhalten werde die Bevölkerungsentwicklung auch in Zukunft beeinflussen, da demografische Prozesse langfristig verliefen und nicht kurzfristig steuerbar seien. Zudem würden Einzelmaßnahmen in der Regel keine meßbaren Wirkungen entfalten, betonte der Familiensoziologe. Er warnte davor, die Folgen des demografi- Bevölkerungsforschung Aktuell 03/

14 Aktuelle Mitteilungen aus dem BiB schen Wandels als zwangsläufig krisenhaft zu betrachten, da der Verlauf des demografischen Wandels keineswegs determiniert und schicksalhaft sei. Um ihn beeinflussen zu können, scheinen allerdings indirekte Formen der Beeinflussung der Bevölkerungsentwicklung adäquater zu sein als direkte Maßnahmen. Was die poltischen Implikationen speziell für Deutschland angehe, so habe die Regierung bereits 2009 mit dem Konzept einer Demografiestrategie bis 2012 mit zwei zentralen Fragestellungen auf die Entwicklung reagiert: Geht es um eine aktive Steuerung der Entwicklung oder um die Gestaltung der Folgen des demografischen Wandels? Müssen die gesellschaftlichen Strukturen an den Wandel angepasst werden oder gilt es, die Bevölkerungsentwicklung zur Stabilisierung bestehender Strukturen zu beeinflussen? Gegenwärtig würden vor allem Maßnahmen zur Gestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen diskutiert, wie zum Beispiel die Einführung einer dynamischen Rentenregel, die Erhöhung der Erwerbsquote (bei Frauen, Älteren, gering Qualifizierten) und die Etablierung einer Migrationspolitik, die den Standort Deutschland besonders für Hochqualifzierte attraktiv mache. All dies zeige, dass ein völliger Verzicht auf bevölkerungspolitisches Handeln nicht sinnvoll sei und zwar sowohl global, national als auch regional. Wie haben sich die Lebensverläufe der Geburtsjahrgänge, die nach der Wende in das Erwachsenenalter eingetreten sind, in Bezug auf biografisch relevante Lebenslaufereignisse wie die Familiengründung, die Heirat oder den Einstieg in den Beruf gestaltet? Gibt es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland auf der Basis struktureller oder kultureller Gegebenheiten? Ist für jüngere Kohorten die Ost-West-Unterteilung überhaupt noch relevant? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Workshops des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung und der Universität Rostock sowie der Universität Bremen zum Thema Lebensverläufe in Ost- und Westdeutschland: Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Ausbildung, Erwerbstätigkeit und Familie, am 24. und 25. März 2011 in Rostock, an dem auch Prof. Schneider mit einem Vortrag vertreten war. Er ging in seinem Beitrag Familie in Deutschland nach dem gesellschaftlichen Umbruch der Frage nach, ob Ost-West-Differenzierungen in der Erforschung des Wandels der Familie 20 Jahre nach der Vereinigung noch sinnvoll sind. Diese Frage beantwortete er mit einem klaren Ja, wobei die Ergebnisse der Ost-West- Vergleiche nur mit großer Vorsicht interpretierbar seien. Die Befunde und Vergleiche deuteten darauf hin, dass die Familienentwicklungen während der letzten Jahre in Ost- und Westdeutschland weder im Sinne wachsender Konvergenz (also einer Auflösung der Unterschiede in den Familienstrukturen zwischen Ost und West) noch zunehmender Divergenz (d.h. der langfristigen Etablierung unterschiedlicher Muster zwischen Ost und West) interpretierbar seien. Es hätten sich vielmehr zwei Muster herausgebildet, die, so Prof. Schneider, bei vielen Ähnlichkeiten auch bedeutsame Unterschiede aufweisen, wobei diesen Ost- und Westmustern kein Modernisierungsvorsprung attestiert werden könne. Mit dem Zusammenhang zwischen Familie und Elternschaft im sozialen Wandel Soziologische Betrachtungen und ihre politischen Implikationen beschäftigte sich Prof. Schneider bei den Lindauer Psychotherapiewochen am 25. April Er konstatierte eine Zunahme der gesellschaftlichen Erwartungen an die Eltern und ihre Erziehungsleistungen in den letzten Jahrzehnten. Dadurch habe sich, so der Familiensoziologe, Elternschaft zu einer zunehmend schwieriger zu bewältigenden Gestaltungsaufgabe entwickelt. Durch die wachsenden Anforderungen an die Elternrolle bei weithin fehlenden Alltagserfahrungen mit Kindern kommt es zur Überforderung bei den Eltern und das Gefühl, etwas falsch zu machen, bzw. die wahrgenommenen Erziehungsstandards nicht erfüllen zu können, werde verstärkt. Eltern befänden sich heute im Fadenkreuz zweier Generalverdächtigungen: zum einen, das Kind werde überfordert und zum anderen, man tue immer noch nicht genug für das Kind. Somit fühlten sich viele Eltern in dieser Situation verunsichert und schließlich im Erziehungsalltag gestresst. Diese Faktoren begünstigen einen Wandel von Familie und Elternschaft, der sich unter anderem darin zeigt, dass Elternschaft nurmehr als eine Option betrachtet und Kinderlosigkeit zu einer Normalität wird. Hinzu kommen externe Faktoren wie gestiegene Anforderungen an die Verfügbarkeit im Berufsleben, eine Bedeutungszunahme der Zufriedenheit mit dem Partner und fehlende Alltagserfahrungen im Umgang mit Kindern. Trotz eines Wandels existieren allerdings nach wie vor stabile Muster bei der Elternschaft wie zum Beispiel eine tradtionelle Aufgabenteilung zwischen den Eltern, eine diffuse Vaterrolle und eine Norm der guten Mutter. So finde beispielsweise in Westdeutschland die Aussage Ein Vorschulkind leidet, wenn seine Mutter erwerbstätig ist unter den Männern und Frauen doppelt so viel Zustimmung wie etwa in Frankreich. Welchen Beitrag kann nun die Familienpolitik leisten, um diesem Wandel entgegenzusteuern? Zunächst müsste die Wahlfreiheit der Lebensführung weiter gefördert werden, es bedürfe einer expliziten prona- 14 Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

15 Aktuelle Mitteilungen aus dem BiB talistischen Orientierung und einer auf die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern, Eltern und potenziellen Eltern ausgerichteten Politik. Insgesamt bedarf es familienpolitisch einer (weiteren) Stärkung der Familien bei der Erfüllung ihrer Aufgaben, betonte Prof. Schneider. Mit den Herausforderungen und Chancen der demografischen Alterung in Deutschland befasste sich Jürgen Dorbritz am 12. Mai 2011 an der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.v. Er betonte, dass die Alterung nicht nur negativ gesehen werden dürfe, sondern vielmehr als Chance begriffen werden müsse. Familien müssten gestärkt werden und die sozialen Sicherungssysteme dem demografischen Wandel gegenüber unabhängiger gemacht werden. Die Generationenbeziehungen müssten gestärkt und die Potenziale der älteren Generationen besser genutzt werden. Die Abwanderungssituation besonders in den neuen Bundesländern müsse gebremst und Konzepte für Alterungs- und Schrumpfungsregionen seien zu entwickeln. Zudem müssten die technischen und sozialen Infrastrukturen gerade in Ostdeutschland aufrechterhalten werden. Im Jahr 2011 werden sieben Milliarden Menschen auf der Erde leben. Anlass genug für das Institut für Geograpfie und Regionalforschung der Universität Wien, im Sommersemester 2011 eine Ringvorlesung zu starten, bei der auch Frank Swiaczny aus dem BiB am 31. März 2011 zur Zukunft der Weltbevölkerung referiert hat. Die meisten Vorträge sind mittlerweile auch in Buchform unter dem Titel Weltbevölkerung im Promedia-Verlag Wien erschienen (vgl dazu auch den Literaturhinweis auf S. 24). Darüber hinaus hat er am 17. und 18. Mai 2011 in Südkorea auf Einladung des Northeast Asia Economic Forum und des Korea Institute for Health and Social Affairs an der International Conference on Low Fertility and Aging Populations in Northeast Asia teilgenommen und dort einen Vortrag mit dem Titel: Low Fertility in Europe Consequences of the demographic change as a policy issue. Examples from Germany gehalten. Welche Konsequenzen hat berufsbedingte räumliche Mobilität für die Familie? Sind Familie und Mobilität vereinbar? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Vortrags von Silvia Ruppenthal bei der Bayerischen Landestagung des Sozialdienstes katholischer Frauen Landesverband Bayern e.v. zum Thema Familienfreundliche Zeiten? Balanceakt im Spannungsfeld zwischen Sorgeverantwortung und Existenzsicherung am 09. Mai 2011 in München. Auf der Basis von Daten der 2008 in sechs europäischen Ländern durchgeführten Studie Job Mobilities and Family Lives in Europe konstatierte sie zunächst eine weite Verbreitung von Mobilität in Europa. So sei derzeit jeder fünfte Erwerbstätige (also circa 4 Millionen) aus beruflichen Gründen mobil und jeder zweite ist mobil oder war bereits in unterschiedlichen Formen bereits einmal mobil gewesen. Um Privat- und Berufsleben miteinander vereinbaren zu können, sei zirkuläre Mobilität (darunter fallen etwa Fernpendler oder Übernachter wie Wochenendpendler oder Dienstreisende) die bevorzugte Strategie. Im europäischen Vergleich zeige sich dabei, so Frau Ruppenthal, dass die Menschen in Europa zugleich hochmobil und heimatverbunden seien. Für das Familienleben habe diese Entwicklung allerdings Folgen: so ist Mobilität schwer mit aktiver Elternschaft vereinbar insbesondere bei den mobilen Frauen, die die Familiengründung aufschieben und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit kinderlos seien. Für Männer und ihre Familiensituation gelte dies weniger: sie sind wesentlich mobiler als Frauen, so dass es hier komplexe Wirkungszusammenhänge zwischen Geschlecht und Familiensituation gebe. Insgesamt ist Mobilität aber ein männlich dominiertes Phänomen, betonte die Soziologin. Sie fördere eher die traditonelle Aufgabenteilung zwischen den Geschlechtern, was auch die Befunde zur Kinderlosigkeit zeigten. So hätten mobile Frauen wesentlich weniger häufig Kinder als nicht mobile Erwerbstätige und dies um so deutlicher, je länger die Mobilitätsbiografien der Frauen dauern. Wie dabei die Wirkungsrichtung der Mobilität wirke, werde noch weiter untersucht. So stelle sich die Frage, ob kinderlose Frauen mobil werden oder ob mobile Frauen aus der Mobilität aussteigen, wenn sie Kinder wollen? Bei einem weiteren Anstieg der Mobilitätsanforderungen werde für die Frauen das Vereinbarkeitsproblem weiter erhöht werden und es müsste eine Entweder oder Entscheidung in Bezug auf eine Familienentscheidung getroffen werden. Insgesamt stelle sich daher die Frage, ob Frauen die Mobilitätsverlierer seien. Dies gelte aber auch für die Männer, die zu Mobilitätsverlierern würden, weil sie sich nicht mehr in die Familie einbringen könnten. Insbesondere zirkuläre Formen der Mobilität seien hier mit stärkeren negativen Auswirkungen für Familie und Wohlbefinden verbunden, resümierte Frau Ruppenthal. Bei der 1 st User Conference of the Generations and Gender Programme (GGP) zum Thema Demographic and Social Challenges in an Aging Europe vom 23. bis 25. Mai 2011 in Budapest haben Frank Micheel und Robert Naderi ei- Bevölkerungsforschung Aktuell 03/

16 Aktuelle Mitteilungen aus dem BiB nen Vortrag zur subjektiven Einschätzung der ökonomischen Situation älterer Türken im Zusammenhang mit ihrer sozialen Umgebung auf der Basis der Daten des Generations and Gender Survey (GGS) gehalten. Vor dem Hintergrund einer objektiv deutlich schlechteren Einkommenssituation der türkischen Beschäftigten im Vergleich zu deutschen Arbeitnehmern konstatierten sie bei der Mehrzahl der befragten Türken trotz der schlechteren finanziellen Lage Zufriedenheit mit dem eigenen Haushaltseinkommen. Wie lässt sich dieser Widerspruch zwischen der objektiven Situation und der subjektiven Einschätzung erklären? Micheel und Naderi stellten hierzu mithilfe der Theorie des Sozialkapitals drei zu testende Hypothesen auf: So ist die subjektive postive Wahrnehmung der eigenen Einkommenssituation positiv beeinflusst durch die Einbindung in familiäre Netzwerke, die Perzeption einer positiven sozialen Umgebung und ein generelles Vertrauen in andere Menschen. Die Analyse mithilfe einer multivariaten Regressionsanalyse zeige, so Micheel, dass erstens die Einkommenshöhe eine Hauptrolle bei der subjektiven Wahrnehmung der finanziellen Haushaltssituation spielt und zweitens, dass die subjektive Einschätzung des sozialen Umfelds einen signifikanten Effekt auf die Einschätzung der eigenen Einkommenssituation hat. Insgesamt zeige sich, dass soziale Netzwerke für ältere Türken deutlich wichtiger sind bei der Kompensation ökonomischer Nachteile als für ältere Deutsche. Auf der gleichen Veranstaltung hat sich Kerstin Ruckdeschel mit dem Einfluss struktureller Faktoren und individueller Wertorientierungen auf die Fertilitätsintentionen in Deutschland und Frankreich beschäftigt. Die Gründe für die unterschiedliche Fertilitätsentwicklung in beiden Ländern seien sowohl struktureller als auch kultureller Natur, betonte sie. Die höhere Fertilität in Frankreich beruhe zum einen auf familienpolitischen und steuerlichen Anreizen und zum anderen auf einem breiteren Angebot der Kinderbetreuung zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hinzu komme in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland eine höhere Akzeptanz arbeitender Mütter, was die Entscheidung für Kinder ganz wesentlich erleichtert. In Westdeutschland gelte die Option, entweder Kinder zu haben oder Karriere zu machen. Vor allem bei den kinderlosen Frauen in Westdeutschland spiele die Wertorientierung eine wichtige Rolle, da die Angst vorherrsche, als berufstätige Mutter als Rabenmutter dazustehen. Was lässt sich aus der französischen Entwicklung für Deutschland lernen? Insbesondere die Erkenntnis, so die Soziologin, dass sich nicht nur der strukturelle Kontext (also familienpolitische Maßnahmen, Kinderbetreuung etc.) in Deutschland ändern muss, sondern auch die Einstellung gegenüber erwerbstätigen Müttern. Ebenfalls auf dieser Veranstaltung präsentierten Lenore Sauer, Robert Naderi und Kerstin Ruckdeschel die Ergebnisse einer vertiefenden Analyse zu der Zuverlässigkeit retrospektiv erhobener Lebensverlaufsdaten am Beispiel der Probleme in den Biographie-Modulen des deutschen GGS. Sie identifizierten dabei die von diesen Problemen besonders betroffenen Gruppen, stellten mögliche Ursachen für die gefundenen Abweichungen vor und gaben Hinweise für den Umgang mit den Daten bei der weiteren Nutzung des GGS für diese Bereiche. Als problematisch bei der Fertilitäts- und der Partnerschaftsbiographie stellten sich die Kohorten 1950 und älter dar, bei denen sowohl Kinderlosigkeit als auch das Vorhandensein von Partnerschaften falsch erfasst wurde. Aus Analysen zu diesen speziellen Themenbereichen sollten die entsprechenden Kohorten weitgehend ausgeschlossen werden. Bernhard Gückel, BiB BiB Online Seit 2009 stellt das BiB auf seiner Homepage unter der Rubrik Daten und Befunde Grafiken, Tabellen, Karten und Definitionen zu demografischen Themen bereit. Derzeit geben 106 Abbildungen, 31 Karten, 37 Definitionen und 6 Tabellen einen Einblick in langfristige oder aktuelle demografische Entwicklungen. Jetzt wurden alle Inhalte mit den Daten des Jahres 2009 aktualisiert. Damit stehen den Nutzern auf der Homepage des BiB die aktuellsten Entwicklungen zur Verfügung Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

17 Aktuelle Mitteilungen aus dem BiB Literatur von BiB-Mitarbeiter/innen Norbert F. Schneider (2010): Family and parenthood in contemporary Europe: Sociological considerations and their political implications. In: Family Science 1; 3: Die bestmögliche Förderung und Unterstützung von Kindern ist in den vergangenen 30 Jahren immer mehr in den Fokus des Familienrechts und der -politik gerückt. Dabei entscheiden sich immer weniger Paare für eine Elternschaft. Zunehmende Individualisierungsprozesse in der Gesellschaft und ein damit einhergehender Trend der Selbstverwirklichung und der Konzentration auf eine Partnerschaft ohne Kind bilden immer stärker die Basis für ein zufriedenes Leben. Diese Entwicklungen wirken der ausgeweiteten Förderung der bestmöglichen Interessen des Kindes entgegen. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die Frage, wie es vor diesem Hintergrund möglich ist, das Wohlbefinden und die bestmögliche Entwicklung eines Kindes zu fördern und zu sichern. Aus soziologischer Sicht besteht die Antwort aus zwei Teilen: Zum einen sind hier nicht nur allein die Eltern, sondern auch Staat und Gesellschaft gefordert, die soziale Rahmenbedingungen anbieten müssen, damit sich Kinder optimal entwickeln können. Zum anderen ist für das Wohlbefinden von Kindern die Lebenssituation der Eltern von entscheidender Bedeutung. Zahlreiche emprische Studien zeigen dass das Wohlbefinden der Kinder in starkem Maße durch die Lebenszufriedenheit der Eltern mit ihren eigenen Lebensumständen beeinflusst wird. In diesem Artikel steht somit die Zufriedenheit der Eltern im Mittelpunkt. Er gibt einen kurzen Überblick über die gegenwärtige Situation der Eltern (und der Elternschaft) in westlichen Ländern. Es wird diskutiert, wie sich die Voraussetzungen für die Umsetzung der bestmöglichen Interessen eines Kindes in den letzten Jahrzehnten verändert haben mit allen Konsequenzen für Eltern und Elternschaft. Abgeschlossen wird der Artikel mit einigen familienpolitischen Handlungsempfehlungen: Wie müssen die Eltern unterstützt werden, um die für das Kind besten Bedingungen zu fördern? Bernhard Gückel, BiB Eva Münster; Heiko Rüger; Elke Ochsmann; Stephan Letzel; André M. Toschke (2011): Association between overweight, obesity and selfperceived job insecurity in German employees. In: BMC Public Health 11: 162 Gibt es einen Zusammenhang zwischen Übergewicht, Fettleibigkeit und selbstwahrgenommener Jobunsicherheit unter Beschäftigten in Deutschland? Dieser Frage geht der Beitrag nach. Dass Jobunsicherheit und -verlust zu gesundheitlichen Problemen führen können, wurde bereits in Studien nachgewiesen. Diese Analyse erweitert den Fokus dahingehend, ob (starkes) Übergewicht Auswirkungen auf die selbstwahrgenommene Jobunsicherheit hat. Sie geht von der These aus, dass stark übergewichtige Beschäftigte öfter unsichere Arbeitsverhältnisse erleben als Normalgewichtige. Die selbst wahrgenommene Jobunsicherheit führt zu einem Teufelskreis mit sozialen, psychologischen und gesundheitlichen Problemen, die wiederum negative Auswirkungen auf die Arbeitsleistung der Übergewichtigen haben. Die Analyse auf der Grundlage der Daten des deutschen Sozio-ökonomischen Panels zeigt, dass von den über Befragten 49 % als übergewichtig und darunter 13 % als fettleibig gelten können. Dazu berichten 55 % von Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Vor allem im Hinblick auf Geschlecht, Alter, Ehestatus und Bildungsgrad gibt es dabei Unterschiede zwischen normal- und übergewichtigen Arbeitnehmern. So tendieren vor allem ältere Männer (verheiratet oder verwitwet) mit einem niedrigeren Bildungsgrad signifikant zu Übergewicht bzw. Fettleibigkeit. Darüber hinaus spielt auch die Form der Beschäftigung eine Rolle. So litten Vollzeitbeschäftigte öfter an Übergewicht als Teilzeitbeschäftigte. Ein direkter Zusammenhang zwischen Übergewicht bzw. Fettleibigkeit und selbstwahrgenommener Jobunsicherheit konnte zudem beí Beschäftigten im Alter unter 30 Jahren oder über 50 Jahren beobachtet werden. Insgesamt zeigt sich ein moderater statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Jobunsicherheit und Übergewicht, wenngleich die Daten darauf hinweisen, dass hier aufgrund der Zunahme unsicherer Arbeitsverhältnisse und einer zunehmenden Zahl übergewichtiger Arbeitnehmer signifikante Risiken zukünftig weiterhin bestehen. Nach Ansicht der Autoren ist es notwendig, dass Stressfaktoren wie Jobunsicher- Bevölkerungsforschung Aktuell 03/

18 Aktuelle Mitteilungen aus dem BiB heit in Präventionsstrategien gegen Übergewicht mit beachtet werden sollten. Praxis als Hochrisikogruppe anzusehen ist, der künftig mehr Beachtung geschenkt werden muss. Bernhard Gückel, BiB Bernhard Gückel, BiB Heiko Rüger; Norbert F. Schneider; Ulrike Zier; Stephan Letzel; Eva Münster (2011): Health Risks of Separated or Divorced Over-Indebted Fathers: Separation from Children and Financial Distress. In: Social Work in Health Care 50; 3, Die Scheidungszahlen in Deutschland und anderen industrialisierten Ländern wie den USA steigen seit einigen Jahren weiter an. Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes kann davon ausgegangen werden, dass gegenwärtig 38 % aller Ehen in Deutschland wieder geschieden werden. Für die Betroffenen ist eine Trennung bzw. Scheidung meist eine der Hauptursachen für Verschuldung und einen riskanten Lebensstil mit erheblichen gesundheitlichen Folgen, wie Studien gezeigt haben. Dabei spielt auch eine Rolle, inwieweit die Väter noch Zugang zu ihren Kindern haben. Diese Studie untersucht den Zusammenhang von Scheidung, Überschuldung (also einem niedrigen ökonomischen Status) und dem Gesundheitsverhalten bzw. -zustand von Vätern, die nicht mit ihren leiblichen Kindern zusammenleben im Vergleich mit der Gruppe verschuldeter Väter, die noch in ihren Familien leben sowie der Gruppe der alleinlebenden Mütter. Die Ergebnisse zeigen erhebliche gesundheitliche Risiken für die Betroffenen auf: So treten Gesundheitsrisiken wie Depressionen, ungesunde Ernährungsweise und Bluthochdruck bei den alleinlebenden verschuldeten Vätern ohne Sorgerecht deutlich häufiger auf als bei den verschuldeten Vätern, die in ihren Familien leben und bei den alleinlebenden Frauen. Tabakmissbrauch und ein niedriges Gesundheitsbewusstsein sind in der Risikogruppe weitverbreitet. Die Resultate zeigen einen problematischen Gesundheitsstatus der alleinlebenden überschuldeten Väter. Für die Autoren der Studie ergibt sich daraus, dass diese Gruppe in der emprischen sozialwissenschaftlichen Forschung und der Heiko Rüger; Anne Tarnowski; Jennifer Erdmann (2011): Migration und Berufsmobilität. Sind Migranten für den Beruf mobiler als Deutsche? In: Hamburg Review of Social Sciences, Vol. 5: Die Globalisierung und Europäisierung von Arbeitsmärkten sowie die wachsende Berufsorientierung von Frauen erfordern zunehmend räumliche Mobilität von Erwerbstätigen und innerhalb von Partnerschaften. Neueren Befunden zufolge ist in Deutschland und anderen europäischen Ländern gegenwärtig rund jeder fünfte Erwerbstätige beispielsweise als Fern- oder Wochenendpendler, Dienstreisender oder aufgrund eines Fernumzugs für den Beruf hochgradig mobil. Bestehende Befunde verweisen zudem auf ein differenzielles Mobilitätsverhalten innerhalb verschiedener soziodemografischer Gruppen. Eine in der Forschung bislang jedoch kaum beachtete Frage betrifft den Zusammenhang zwischen Migration und berufsbedingter räumlicher Mobilität. Wie mobil sind Migranten für ihren Beruf innerhalb Deutschlands im Vergleich zu deutschen Erwerbstätigen? Welche Unterschiede bestehen zwischen den mobilen Personen innerhalb der beiden gesellschaftlichen Gruppen? Die Relevanz dieser Fragen ergibt sich nicht nur im Kontext der aktuellen Debatte um Zuwanderung und Arbeitsmarkt, sondern vor allem hinsichtlich von gegenwärtig rund 16 Millionen Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland Autorentext 18 Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

19 Aktuelle Mitteilungen aus dem BiB Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft Neuer Band in der Reihe Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft : Beat Fux: Sozioökonomische Situation und soziale Beziehungen von Alleinerziehenden (Band 41). Ergon Verlag Würzburg 2011 Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes war von im Jahr 2009 in Deutschland lebenden 8,2 Millionen Familien fast jede fünfte (19 %) eine Familie mit einem alleinerziehenden Elternteil Tendenz steigend. Damit hat sich bereits seit geraumer Zeit eine Lebensform etabliert, die in diesem Band auf der Basis von Daten des Generations and Gender Survey (GGS) näher analysiert wird. Die Zielsetzung der Studie besteht in der Beschreibung und Erklärung der sozio-ökonomischen Lage und der sozialen Beziehungen von Alleinerziehenden ausgehend von modernisierungs- und differenzierungstheoretischen Annahmen. Für Deutschland zeigt sich dabei eine markante Spaltung zwischen Ost und West: zunächst einmal ist die Form der Einelternfamilie im Osten weitaus ausgeprägter, was mit gesellschaftlichen Spaltungen und dem Erbe der DDR-Gesellschaft zu tun hat. Zudem unterscheidet sich die Zusammensetzung der Alleinerziehenden erheblich: Alleinerziehende in Ostdeutschland sind jünger und der Anteil lediger Mütter ist deutlich höher. Was die wirtschaftliche Lage angeht, so befinden sich Alleinerziehende in einer wesentlich schwierigeren ökonomischen Situation als etwa Singles, Familien, Kinderlose oder nichteheliche Lebensgemeinschaften auch wenn sich mit zunehmendem Alter bzw. längerer Dauer der Einelternschaft die finanzielle Lage verbessert aufgrund der Integration ins Erwerbsleben und der entlastenden Effekte von staatlichen Transfers. Insgesamt ist die Frühphase der Einelternschaft geprägt durch erhöhte finanzielle Engpässe, eine Ausdünnung der sozialen Netzwerke sowie eine Einschränkung der Handlungsmöglichkeiten, wobei wirtschaftlich besser gestellte Alleinerziehende relativ schnell ihre Lebensform verändern und neue partnerschaftliche Beziehungen aufbauen. Dabei gibt es neben den unfreiwillig Alleinerziehenden mit zunehmender Tendenz auch eine Teilgruppe, die diese Lebensform als dauerhafte Alternative zu Partnerschaft und Ehe sehen. Darüber hinaus zeigt sich bei der Mehrzahl der Alleinerziehenden schon nach relativ kurzer Dauer ein Prozess der wirtschaftlichen Konsolidierung, der Netzwerkbildung und der Anhäufung von Sozialkapital. Daraus ergibt sich, dass die Annahme, Einelternschaft gehe einher mit einer hohen Armutsgefährdung der tatsächlichen sozialstrukturellen Lage nicht gerecht wird im Gegenteil, da ein Großteil der Alleinerziehenden durchaus ihre Lebenssituation eigenständig zu optimieren versteht. Bernhard Gückel, BiB Comparative Population Studies Aktuell Neue Beiträge bei CPoS Isabella Buber, Henriette Engelhardt: Der Zusammenhang zwischen Alter und depressiven Symptomen bei Männern und Frauen höheren Lebensalters in Europa Die empirischen Befunde zu den Effekten des Alters auf depressive Symptome sind gemischt und reichen abhängig von der Modellierung des Alters-Depressions-Profils von positiven über keine bis hin zu negativen Effekten. Der vor- liegende Beitrag analysiert auf der Grundlage internationaler Vergleichsdaten den Zusammenhang zwischen dem Alter und der Häufigkeit depressiver Symptome bei Kontrolle für bekannte Determinanten der seelischen Gesundheit. Auf der Grundlage der ersten SHARE-Welle (Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe) werden die depressiven Symptome von Personen im Alter zwischen 50 und 89 Jahren aus elf europäischen Ländern sowie Israel unter Verwendung eines negativen Binomial-Regressionsmodells analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die EURO-D-Scores, welche die Anzahl depressiver Symptome angeben, mit dem Alter steigen und bei den Frauen höher als bei den Männern ausfallen. Bei Einbeziehung soziodemografischer Merkmale, Bevölkerungsforschung Aktuell 03/

20 Aktuelle Mitteilungen aus dem BiB des Gesundheitszustands und wirtschaftlicher Belastungen hebt sich der Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen und Alter bei den Männern auf und kehrt sich bei den Frauen sogar um. Daher sind Gesundheit und Lebensumstände von Senioren die Mediatoren für den Zusammenhang zwischen Alter und seelischer Gesundheit, das Alter allein besitzt keine Erklärungskraft. (Autorentext) Ingmar Rapp: Familienstandsunterschiede der Mortalität im späteren Lebenslauf. Die Bedeutung des Gesundheitsverhaltens Der Beitrag untersucht, wie sich Familienstandsunterschiede der Mortalität bei Männern und Frauen im mittleren und höheren Lebensalter verändern. Hierzu werden Daten der ESTHER-Studie analysiert. Die empirischen Befunde bestätigen zunächst, dass verheiratete Männer ein geringeres Mortalitätsrisiko aufweisen als nicht verheiratete Männer. Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass Unterschiede im Gesundheitsverhalten maßgeblich hierzu beitragen. Jedoch verschwindet der Überlebensvorteil von verheirateten Männern gegenüber ledigen, geschiedenen und verwitweten Männern im höheren Lebensalter. Der Beitrag diskutiert mögliche Erklärungen für diese Angleichung und überprüft drei Hypothesen. Erstens wird überprüft, ob eine zunehmende Selektion von Gesunden bei den Überlebenden, die in der Gruppe der Nicht-Verheirateten stärker ausfällt, zur Angleichung des Mortalitätsrisikos zwischen verheirateten und nicht verheirateten Männern beiträgt. Zweitens wird überprüft, ob eine Angleichung des Gesundheitsverhaltens zwischen Verheirateten und Nicht-Verheirateten im höheren Lebensalter hierzu beiträgt. Drittens wird überprüft, ob die Angleichung des Mortalitätsrisikos zwischen Verheirateten und Nicht-Verheirateten darauf zurückzuführen ist, dass im höheren Lebensalter der Einfluss des Gesundheitsverhaltens auf das Mortalitätsrisiko nachlässt. Autorentext Veranstaltungen 6. Demographie-Kongress Best Age vom im dbb forum Berlin Im Mittelpunkt steht der Mensch der wichtigste Rohstoff den wir haben, sitzt zwischen unseren Ohren, sagte einmal Prof. Axel Börsch-Supan. Ohne Zweifel gehört der Fachkräftemangel zu einer der drängendsten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Die Bevölkerungsgruppe der 20- bis 64-Jährigen wird bis 2030 um rund sechs Millionen abnehmen. Noch in dieser Legislaturperiode gehen die ersten Jahrgänge der Baby Boomer in den Ruhestand und markieren damit den Anfang dieser Ruhestandswelle. Daher steht die Sicherung des Fachkräftebedarfs im Zentrum des diesjährigen Demographiekongresses. Demographiefeste Personalpolitik, Bildung, Vereinbarkeit Familie/Pflege und Beruf aber auch Migration/Integration sind hier die Stichworte. Ehrenamt und Engagement Deutschland wird zu einer Ruheständler-Republik. Dabei stellt die wachsende Gruppe der über 65-Jährigen eine gewaltige gesellschaftliche Ressource dar. Der neue Bundesfreiwilligendienst, als Ersatz für den wegfallenden Zivildienst, hat sich daher bewusst allen Altersgruppen geöffnet. Auch im Rahmen der nationalen Engagementstrategie spielt die Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Engagement eine große Rolle. Weitere Themen hierzu auf dem Demographiekongress: Übergang vom Erwerbsleben ins Engagement, Bürgerschaftliches Engagement in der Daseinsvorsorge, Weiterbeschäftigung im Ruhestandsalter. Sicherung der Daseinsvorsorge und kommunale Handlungsstrategien mit dem Menschen ziehen sich auch staatliche und private Infrastrukturen aus den länd- 20 Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

21 Aktuelle Mitteilungen aus dem BiB lichen Regionen zurück: Brandschutz und Polizei, Ver- und Entsorgung, Gesundheitsversorgung, Verwaltungsdienstleistungen bis hin zu Kirche und Kultur. Schon traditionell behandelt der Demographiekongress die Frage: Wie kann die Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen aufrechterhalten werden? Auf der anderen Seite gilt es für Gemeinden, Städte und Landkreise auch auf die Alterung der Bevölkerung zu reagieren: Barrierefreies Bauen, neue Wohnkonzepte und kommunale Demographiekonzepte sind die Themen. Der Bund sorgt für neue Dynamik titelte der Behörden Spiegel in seiner Nachberichterstattung zum letztjährigen Demographie-Kongress. Während 2010 die ersten Ankündigungen der Bundesregierung diskutiert wurden, stehen beim Demographiekongress 2011 erste Aktionen kurz bevor: Im Oktober 2011 will die Bundesregierung den ersten Demographie-Bericht verabschieden, ebenso soll das Handlungskonzept für die ostdeutschen Länder Ende 2011 vorliegen. Für Ende 2012 ist dann die Verabschiedung der Demographie-Strategie geplant. Auf dem Demographiekongress wird sich zeigen, wie weit die Bundesregierung mit ihren Plänen ist. Der Demographie-Kongress der Behörden Spiegel- Gruppe ist mit rund 450 Teilnehmern das deutschlandweit größte Branchentreffen der Akteure im Politikfeld Demographischer Wandel. Er bringt Experten aus Staat, Wirtschaft und Wissenschaft zum Ideenaustausch, Kontaktaufbau und Entwicklung neuer Handlungsansätze zusammen. Weitere Themen des 6. Demographie-Kongresses Wie in jedem Jahr, ist auch 2011 die Themenpalette des Demographiekongresses fast so vielfältig wie der demographische Wandel selbst. Diese Themenvorschläge sind außerdem in der Planung: Zukunft der Sozialversicherungen (Pflege, Gesundheit, Rente) Fort- und Weiterbildung im öffentlichen Dienst Wohnungsmarkt im Wandel Assistenzsysteme (Ambient Assisted Living) kommunale Integrationsstrategien Personalien Neu im BiB ist seit dem 15. April 2011 Dr. Patrick Sachweh. Er hat Sozialwissenschaften in Mannheim studiert und an der Universität Bremen promoviert. Er wird im BiB den Forschungsschwerpunkt 3 Herausforderungen und Perspektiven in einer alternden Gesellschaft verstärken - zusammen mit einem weiteren Neuzugang: Andreas Mergenthaler arbeitet ebenfalls seit dem 15. April im BiB. Er hat Soziologie studiert und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universitätsmedizin Mainz gearbeitet. Seine Promotion wird er am Institut für Soziologie der Uni Mainz im Laufe dieses Jahres abschließen. Frank Swiaczny hat als Mitglied der deutschen Delegation an der 44. Session der Kommission für Bevölkerung und Entwicklung der UN vom 11. bis 15. April 2011 teilgenommen. Im Mittelpunkt der Konferenz stand in diesem Jahr das Thema Fertility, Reproductive Health and Development. Bernhard Gückel, BiB Bevölkerungsforschung Aktuell 03/

22 Neue Literatur Buch im Blickpunkt Richard Ennals; Robert H. Salomon (Hrsg.): Older Workers in a Sustainable Society. Peter Lang Verlag Frankfurt a.m Ist der frühe Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand bald nur noch Geschichte? Werden künftig die Älteren wieder bis ins hohe Alter arbeiten müssen? Vor dem Hintergrund der demografischen Alterung und der Auswirkungen für die sozialen Systeme scheinen solche Entwicklungen zunehmend an Bedeutung zu gewinnen. Dieser Band präsentiert Beiträge, die einen Überblick über das Forschungsfeld Weiterbeschäftigung älterer Arbeitnehmer geben. Dabei werden neben den theoretischen Grundlagen auch Beispiele aus dem Arbeitsalltag unterschiedlicher Berufsbereiche vorgestellt. Der erste Teil des Bandes befasst sich mit dem Zusammenhang von Gesundheit und Arbeitsfähigkeit älterer Arbeitnehmer und stellt Vor- und Nachteile bei der Beschäftigung vor. Dabei kommen die Autoren nicht zu eindeutigen Ergebnissen, sondern sie weisen darauf hin, dass der Wettbewerbsvorteil, den ältere Arbeitnehmer bieten, weitgehend unterschätzt wird. Sie räumen mit den negativen Stereotypen auf, dass die Arbeitsfähigkeit der Älteren zum Teil mit negativen Eigenschaften wie niedriger Belastbarkeit oder schlechterer Produktivität verbunden wird. Héléne Mountford und Peter A. Murray kritisieren hier besonders die Konzentration der Forschung auf die demografischen Probleme und Fragen der Diskriminierung älterer Arbeitnehmer. Es gebe einen Mangel an neuen Ideen und innovativen Beschäftigungsmodellen für die Älteren, so ihre Kritik an die Adresse der Wirtschaft und der Unternehmen, die mit verbesserten Rekrutierungsund Auswahlverfahren sowie kontinuierlichem Trainings- und Entwicklungsangeboten die Humanressourcen der Älteren stärker nutzen sollten. Im zweiten Teil des Bandes steht der Arbeitsplatz im Mittelpunkt und damit die Frage, wie Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz während ihrer beruflichen Laufbahn erleben. Wie verhalten sich Management und Kollegen gegenüber den älteren Mitarbeitern? Hier gibt es eine große Bandbreite: Neben Arbeitnehmern, die Umstrukturierungen dazu nutzen, vor allem ältere Kollegen zu entlassen, gibt es die Unternehmen, die älteren Mitarbeitern nur wenig Beachtung schenken, aber auch viele, die die Erfahrungen der Älteren in die Arbeitsabläufe mit einbeziehen. Nach und nach ist aber auch in einigen Unternehmen mittlerweile der Trend erkennbar, mit speziellen Maßnahmen die älteren Mitarbeiter zu motivieren und zu ermutigen, länger im Arbeitsleben zu bleiben. Welche Maßnahmen das sein können, zeigen die dargestellten Beispiele. Mit dem Konzept des lebenslangen Lernens befasst sich der dritte Teil. Frank Micheel (BiB), Dennis Dittrich und Victoria Büsch untersuchen hier die Beweggründe älterer Beschäftigter in Deutschland für eine Verlängerung ihrer Arbeitszeit über das gesetzliche Rentenalter hinaus. Was ist die Motivation für diese Gruppe länger zu arbeiten? Sind sie zufrieden mit ihrer Arbeit? Der Beitrag untersucht dabei auf der Grundlage des 2008 durchgeführten Weiterbeschäftigungssurveys mit 1500 Beschäftigten im Alter zwischen 55 und 64 Jahren in erster Linie die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer an ihrem Arbeitsplatz und ihre Bereitschaft, länger zu arbeiten. Es zeigt sich, dass 47 % der Befragten weiterhin arbeiten möchten, auch über das Rentenalter hinaus. Ein Hauptgrund hierfür ist den Analysen zufolge das Haushaltseinkommen: je niedriger das Einkommen, desto größer ist der Wunsch nach einer Weiterbeschäftigung. Auch die Firmengröße spielt eine Rolle: Je kleiner die Firma, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Beschäftigten weiterarbeiten. Die Art der Arbeit und die Fähigkeit, die Arbeit zu bewältigen spielen, sind darüber hinaus von Bedeutung. Hinzu kommen die eigene Arbeitsmotivation sowie Jobanreize durch den Arbeitgeber als wesentliche Einflüsse auf die Bereitschaft, länger zu arbeiten. Der vierte Teil widmet sich den individuellen Einstellungen und Rahmenbedingungen zur Weiterbeschäftigung am Bei- 22 Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

23 Neue Literatur spiel Norwegen im Rentenalter: Müssen wir alle mehr und länger arbeiten? Welche Motive bewegen Arbeitnehmer dazu, länger zu arbeiten? Diese Fragen werden hier am Beispiel Norwegens diskutiert. So untersucht ein Beitrag, inwieweit zusätzliche Urlaubstage für Beschäftigte ab 61 Jahren (bei gleichem Lohn) dazu beitragen, dass sie länger arbeiten. In einer Online-Befragung unter im öffentlichen Dienst Beschäftigten zeigte sich, dass zusätzliche Urlaubstage sich vor allem dann auf die Bereitschaft zur Weiterarbeit auswirken, wenn andere Faktoren wie zum Beispiel eine angenehmes Arbeitsumfeld hinzukommen. Ob sich zusätzliche Urlaubstage allgemein auf die Bereitschaft zur Weiterarbeit auswirken, lässt sich allerdings pauschal für Norwegen so nicht feststellen. Wie fördert die Politik Weiterbeschäftigung im Rentenalter? Diese Frage steht im Fokus des fünften Teils. Dabei gibt es große Unterschiede bei der Regelung der Weiterbeschäftgung weltweit, wie hier die Beispiele Neuseeland und Norwegen zeigen. So weist Chris Phillipson in seinem Beitrag darauf hin, dass die Weiterbeschäftigung im Rentenalter für die Sozialpolitik schwierige Fragen aufwirft: Weiterbeschäftigung für wen? Für wie lange? Unter welchen Bedingungen? Mit welchem Ziel? Für wessen Interessen? Schließlich verfügen Menschen mit höherer Ausbildung im Schnitt auch über eine bessere Gesundheit und sind auch im Alter noch belastbarer als Menschen mit niedrigerem Bildungsstatus. Wie dieser Band zeigt, gibt es hierfür keine einheitlichen Antworten auf diese Fragen, vielmehr variiert die Situation älterer Arbeitnehmer weltweit erheblich und muss nach Ansicht der Herausgeber im Kontext jedes einzelnen Landes analysiert werden. Eine Gemeinsamkeit zeigt sich in den Beiträgen des Bandes allerdings: in der Mehrheit der Untersuchungen wird darauf hingewiesen, dass ältere Beschäftigte einen großen Wert für Unternehmen haben. Der tatsächliche Marktwert der Älteren ist dagegen nicht sehr hoch, trotz der positven Resultate bei der Untersuchung der Ressourcen dieser Gruppe. Bernhard Gückel, BiB Aktuelle Literatur kurz vorgestellt Stefan Luft/Peter Schimany (Hrsg.): Integration von Zuwanderern. Erfahrungen, Konzepte, Perspektiven. Transcript Verlag, Bielefeld 2010 Seit Ende der 1990er Jahre hat sich in der Migrations- und Intergrationspolitik der Bundesrepublik Deutschland angesichts der Erkenntnis, dass Deutschland längst zum Einwanderungsland geworden ist, vieles verändert. Heute gehören Migrations- und Integrationsfragen zu den zentralen politischen Themen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Auswirkungen des demografischen Wandels gerade auch für den Arbeitsmarkt und die ökonomische Entwicklung. Ausgehend von einer Darstellung einiger beispielhafter übergreifender Integrationskonzepte spannt der Band einen weiten Bogen der Integration: von der kommunalen Ebene über die Arbeitsmarktintegration bis hin zur Einbürgerung als Instrument der politischen Integration und der Erziehung und Sprache als zentralen Faktoren der Integration. Dabei steht in den Beiträgen immer die Frage im Mittelpunkt, was die Integration von Zuwanderen fördert oder hemmt und welche Konzepte letztlich als erfolgreich angesehen werden können. Obwohl im globalen Wettbewerb eine moderne Migrationspolitik die Zuwanderung nach ökonomischen Kriterien und demografischen Erfordernissen steuert, zeigt sich allerdings, so die Autoren, dass Zuwanderung nur einen sehr begrenzten Beitrag zur Bewältigung des wirtschaftlichen und demografischen Wandels leisten kann. Daraus folgt, dass den internen Handlungsoptionen, wie der Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Jüngeren, Frauen und Älteren sowie von hier lebenden Migranten vorrangige Bedeutung zukommen muss. Für einen Erfolg am Arbeitsmarkt sind nach den hier vorliegenden Untersuchungen neben der Bildung und der Betriebserfahrung nämlich vor allem die Zweitsprachenkenntnisse relevant. Darüber hinaus genügt es in der Diskussion um Multikulturalismus und sozialen Wandel nicht, sich mit abstrakten gesellschaftlichen Rechten und deren Anerkennung zu beschäftigen, sondern Integrationspolitik muss unter dem Aspekt von struktureller und sozialer Integration verfolgt werden die sich wiederum vor allem in den Städten entscheidet. Das statistisch bedeutendste Unterscheidungsmerkmal ist demnach der Migrantenanteil, der zugleich einen Armutsindikator und einen Anzeiger für die demografische Struktur eines Bevölkerungsforschung Aktuell 03/

24 Neue Literatur Stadtteils bildet. Das eigentliche Problem stellt hier nicht die ethnische, sondern die soziale Segregation (hier dargestellt am Beispiel Nordrhein-Westfalen) dar. Um die Folgen der Ballung sozialer Probleme in Kombination mit ethnischer Konzentration bewältigen zu können, bedarf es immer mehr Aufwendungen für soziale Unterstützung, um ein Voranschreiten sozialer Exklusion zu vermeiden. Bernhard Gückel, BiB Karl Husa; Christof Parnreiter; Helmut Wohlschlägl (Hrsg.): WELTBEVÖLKERUNG Zu viele, zu wenige, schlecht verteilt? Promedia Verlag Wien 2011 Wie schnell wächst die Weltbevölkerung? Wann wird das globale Bevölkerungswachstum zum Stillstand kommen? Wie viele Menschen werden dann auf der Erde leben und wie wird deren räumliche Verteilung aussehen? Sind das Wachstum und die Verteilung der Bevölkerung Faktoren, die Armut und Krisen hervorrufen? All das sind altbekannte Fragen, die alle Experten und demographisch Interessierten durch die letzten Dekaden des 20. Jahrhunderts begleitet haben. Dementsprechend belegten Themen wie die Eindämmung des angeblich viel zu raschen Bevölkerungswachstums und die zunehmende Ungleichverteilung der Bevölkerung zwischen Megastädten und den restlichen Landesteilen jahrzehntelang die Top-Positionen der bevölkerungspolitischen Agenden. Nachdem menschheitsgeschichtlich das Bevölkerungswachstum Jahrtausende lang nur sehr langsam vor sich ging, erschien es nur folgerichtig, dem neuen und vorher nie gekannten Phänomen einer dynamischen Bevölkerungszunahme und seinen möglichen Konsequenzen die entsprechende Beachtung zu schenken. Allerdings begann sich schon gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine Auseinanderentwicklung abzuzeichnen. In einem Großteil der entwickelten Staaten wurde ein anderes Problem virulent, nämlich die zunehmende Alterung der Gesellschaft bei gleichzeitig geringem (natürlichen) Bevölkerungszuwachs. Tatsächlich sinken in fast allen Staaten der Welt die Fertilitätsraten kontinuierlich, und das zum Teil mit zunehmender Geschwindigkeit. Neuere Studien argumentieren, dass es sich sowohl beim Fertilitätsrückgang als auch bei der demographischen Alterung um global ablaufende Prozesse handelt, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mit unterschiedlicher Dynamik alle Staaten der Welt erfassen werden oder bereits erfasst haben. Eine Reihe von Experten sieht aber in der Tatsache, dass in vielen Entwicklungsländern das Absinken der Kinderzahlen erst seit relativ kurzer Zeit stattfindet, keinen Nachteil, sondern längerfristig sogar einen demographischen Bonus. Allerdings hat dies auch seine Schattenseiten: eine Reihe von Entwicklungsländern wird in naher Zukunft zunehmend mit einer neuen Art von demographischer Scherenentwicklung konfrontiert sein. Einerseits sollen für die noch eine gewisse Zeit wachsende Zahl von Jugendlichen Erwerbsmöglichkeiten geschaffen werden, während andererseits bereits jetzt die Weichen für eine künftig rasch alternde Gesellschaft gestellt werden müssen. Ziel des Bandes Weltbevölkerung ist es, die wichtigsten globalen Trends und ihre möglichen Folgen zu analysieren sowie bestehende bevölkerungstheoretische Konzepte auf ihre Brauchbarkeit hin zu prüfen. (Verlagstext) Jette Schröder: Der Zusammenhang zwischen der Erwerbstätigkeit von Frauen und ihrer Fertilität. Ergon Verlag Würzburg 2010 In der Literatur ist unumstritten, dass nicht nur in Deutschland, sondern in fast allen westlichen Industrieländern eine negative Beziehung zwischen der Erwerbstätigkeit von Frauen und ihrer Fertilität besteht. Aus der Tatsache, dass die Erwerbsbeteiligung und die Arbeitszeit mit der Kinderzahl abnehmen und umgekehrt Frauen, die erwerbstätig sind, durchschnittlich weniger Kinder haben lässt sich jedoch kein Schluss hinsichtlich der Kausalität des Zusammenhangs ziehen. Ist es nun die Erwerbstätigkeit, die die Fertilität beeinflusst, oder beeinflusst umgekehrt die Fertilität die Erwerbsbeteiligung? Oder besteht vielleicht gar kein kausaler Zusammenhang zwischen den beiden Größen? Das Buch trägt zur Klärung der Frage nach der kausalen Beziehung zwischen Erwerbstätigkeit und Fertilität bei. Die Autorin arbeitet den aktuellen Stand der Forschung detailliert auf und präsentiert eigene Analysen für Westdeutschland: Einerseits wird der Effekt von Kindern auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen untersucht. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, inwieweit Ergebnisse, die bei der Schätzung des Effekts mittels Querschnittsmodellen erzielt werden, verzerrt sind. Andererseits wird der Effekt der Erwerbsbeteiligung auf den Übergang zum ersten Kind geschätzt und mittels indirekter Kausalitätstests überprüft, inwieweit es sich hierbei um einen kausalen Effekt handelt. (Verlagstext) 24 Bevölkerungsforschung Aktuell 03/2011

25 Der demografische Schluss Kinderlose Akademikerinnen 0.3 Wo war das Problem? von Dr. Manfred G. Scharein* Ein in Deutschland regelmäßig durch die mediale Landschaft geisterndes Thema betrifft die Kinderlosigkeit von Frauen nach ihrem höchsten Ausbildungsabschluss. zu diesem Thema setzten sich in der Wissenschaft schließlich folgende Erkenntnisse durch: Ein Wert von vierzig Prozent für den Anteil kinder- Hierbei, und dies loser Akademikerinnen überschätzt wird zum Teil stark diskutiert, stach in der jüngeren Vergangenheit vor allem das Thema Kinderlosigkeit von Akademikerinnen hervor. Exemplarisch für viele journalistische Artikel aus den Jahren 2004 bis 2006 dazu wird an dieser Stelle aus dem Artikel Kinderlose Akademikerinnen? aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z., , Nr. 56, Seite 1) zitiert: Immer wieder behaupten Politiker, bis zu sechzig Prozent der akademisch gebildeten Frauen blieben kinderlos. Zumindest diese Aussage ist unter Wissenschaftlern umstritten. ( ) Vermutlich liegt die Zahl der Akademikerinnen, die kinderlos bleiben, deutlich unter vierzig Prozent. Die Zahl für den prozentualen Anteil kinderloser Akademikerinnen, die zu der Zeit am häufigsten genannt wurde, waren aber genau jene vierzig Prozent. Nach diversen wissenschaftlichen Studien den wahren Wert deutlich. Tendenziell liegt der Wert wohl eher bei dreißig Prozent. Wie aber kam es zu der ganzen Aufregung, und wie sind die Ergebnisse und Erkenntnisse der letzten zehn Jahre einzuordnen? Des Pudels Kern lag zuerst einmal darin, dass die Anteile kinderloser Akademikerinnen nicht über eine offizielle, amtliche Statistik, wie zum Beispiel etwa die Geburtenstatistik (auf Basis der Zahlen der Standesämter), ermittelbar sind. Schätzwerte dafür ließen sich letztendlich nur aus einer Stichprobe bestimmen, wofür am häufigsten die Datensätze des Mikrozensus, eine jährlich stattfindende repräsentative Haushaltsbefragung von einem Prozent der deutschen Bevölkerung, verwendet worden sind. Bei einer Schätzung der Anteile kinderloser Akademikerinnen an Hand des Mikrozensus gibt es für den Anwender drei Problemfelder zu lösen: (1) Wie geht man mit den erheblichen Unterschieden in der Kinderlosigkeit von Abbildung: Kinderlosigkeit (in Prozent) von Frauen Frauen in West- und zwischen 38 und 43 Jahren nach dem in Ostdeutschland um, höchsten Abschluss für die Jahre 1999 bis (2) wie geht man mit den unterschiedlichen Prozentuale Anteile Uni-Abschluss FH-Abschluss Akademikerinnen Sonstige Abschlüsse Alle Abschlüsse Jahr Datenquelle: Statistisches Bundesamt, graphische Darstellung: BiB BiB Bildungsabschlüssen in West- und Ostdeutschland um und in diesem Zusammenhang, was versteht man unter einem Akademiker und (3) welche Geburtskohorten von Frauen wählt man zur Analyse aus. Die letztgenannte Fragestellung ergibt sich durch die spezielle Charakteristik des Mikrozensus als Haushaltsbefragung sowie durch den Umstand, dass bis zum Mikrozensus des Jahres 2007 Frauen nicht nach den von ihnen geborenen Kindern gefragt wurden. Stattdessen wurde nach den zum Befragungszeitraum im selben Haushalt lebenden Kindern gefragt. Dies führt aber zu dem Umstand, dass beispielsweise eine Frau im Alter von 40 Jahren im Mikrozensus aus verschiedenen Gründen als kinderlos gelten kann: (a) Sie hat tatsächlich noch kein Kind bekommen, (b) die von ihr bekommenen Kinder leben bereits dauerhaft nicht mehr im selben Haushalt (wenn sie zum Beispiel im Alter von 18 und 20 Jahren je ein Kind bekommen hat, könnten diese, mittlerweile im Alter von 22 und 20 Jahren, bereits eigene Haushalte gegründet haben, die Kinder könnten bereits verstorben sein bzw. nach einer Scheidung ist der regelmäßige Aufenthaltsort beim Vater) oder (c) die Kinder leben zum Zeitpunkt der Befragung temporär nicht im gleichen Haushalt, wie die Mutter (zum Beispiel wegen eines längeren, ausbildungsbedingten Auslandsaufenthaltes oder einer längeren krankheitsbedingten Abwesenheit). Dies führt aber bei der Analyse von Kinderlosigkeit von Frauen nach dem höchsten Ausbildungsabschluss zu einem Dilemma. Betrachtet man Frauen, die sich eher am Ende der fertilen Phase befinden, also zum Bespiel in einem Altersbereich um 45 Jahre, wächst mit jedem ansteigenden Altersjahr die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich von den jeweiligen Frauen geborene Kinder nicht mehr im gleichen Haushalt anzutreffen. Eine Betrachtung deutlich jüngerer Frauen misst im Gegensatz dazu eventuell tatsächlich nahezu alle bereits geborenen Kinder, vernachlässigt jedoch alle diejenigen Kinder, die noch nicht geboren wurden. Dies führt aber zu einer (deutlichen) Überschätzung der Kinderlosigkeit von Frauen nach ihrem Ausbildungsabschluss. Da dieses Dilemma nicht zu umgehen ist, muss ein Kompromiss ge- * Manfred G. Scharein besetzt im BiB das Ressort Methodische Unterstützung und Beratung und forscht im Forschungsschwerpunkt Generatives Verhalten, Wandel der Familien- und Lebensformen und private Lebensführung. Bevölkerungsforschung Aktuell 03/

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