GELINGENDE BESUCHSKONTAKTE
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- Catrin Krüger
- vor 7 Jahren
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1 GELINGENDE BESUCHSKONTAKTE BERICHTE AUS FORSCHUNGSPROJEKTEN DER FORSCHUNGSGRUPPE PFLEGEKINDER Judith Pierlings Fachtag: Herkunftsfamilie Kind Pflegefamilie: Gute Kooperation gelingt nicht von alleine Siegen,
2 Gliederung Vorbemerkungen Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Zwei Exkurse: Pflegeeltern Herkunftseltern Besuchskontakte - ein Modell Empfehlungen für die Praxis
3 Vorbermerkungen Besuchskontakte: ein schwieriges Thema für die Beteiligten Verhärtete Debatten verlieren das wie aus dem Blick Rechtliche Aspekte
4 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Das Leuchturmprojekt PflegeKinderDienst Projektziel Standardentwicklung als Kooperation Zwei Besonderheiten 1. Handlungsempfehlungen aus Koproduktion 2. Perspektive Pflegekinder im Mittelpunkt
5 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Belastung Ressourcen- Balance
6 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Belastungen der Pflegekinder: Körperliche und psychische Reaktionen
7 Vanessa Und da hatte ich auch noch, also da gab es noch Besuchskontakte zu meiner leiblichen Mutter. Ja und ich war halt immer so, wie soll ich sagen? Enttäuscht. Also ich hab mich so gefühlt, dass meine Mutter mich nie haben wollte. Weil ich das Ganze nicht verstanden hab so. Und ja. Mir ging es nach den Besuchen und auch vor den Besuchen ging es mir immer voll scheiße. Es hat sich halt dann damit bemerkbar gemacht, dass ich halt sehr aufgeregt war im Kindergarten. Auch zu Hause. Ich konnte nicht schlafen so. Ich hab dann auch die Nähe zu meiner Pflegemutter sehr oft gesucht so.
8 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Belastungen der Pflegekinder: Körperliche und psychische Reaktionen Keinen Einfluss auf Stattfinden oder Gestaltung
9 Adem Also, hätte man mich da besser nachvollziehen können und hätte sagen können: Okay, das ist wirklich krass da. Er braucht auf jeden Fall auch nicht mehr da irgendwie Kontakt zu haben. Und da waren auch sämtliche irgendwie Versuche, um mich mit ihr da irgendwie zusammen zu führen. Das war auch einmal irgendwie, das war auch bei einer Psychologin oder so was Ähnlichem, keine Ahnung. Da wurde dann auch so ein Treffen arrangiert oder so was. Ich bin da nur reingegangen, ich hab dann die Augen zugemacht und meinte: Ich will dich nie wieder sehen und bin dann raus gerannt so. Dass halt diese jämmerlichen Versuche halt unterlassen werden sollten so.
10 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Belastungen der Pflegekinder: Körperliche und psychische Reaktionen Keinen Einfluss auf Stattfinden oder Gestaltung Schutzlosigkeit im Kontakt Eigene Bedürfnisse werden nicht berücksichtigt Keine Informationen und Antworten bekommen Unpassendes Verhalten der leiblichen Eltern
11 Nora Also das erste Treffen lief einfach so ab, dass sie dann kam, mich dann weiß ich nicht wie lange gedrückt hat, wo ich einfach total steif war und gar nichts machen konnte und sie eigentlich gerne in die Ecke geschubst hätte und einfach raus gegangen wäre so. Und da fing es halt an, dass ich, ich hab angefangen zu weinen und hab während des ganzen Treffens auch nicht mehr aufgehört.
12 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Ressourcen der Pflegekinder: Möglichkeit der Einflussnahme Kontakte sind berechenbar
13 Thomas Es war normal, dass meine Mama hier immer wieder mal vorbeikam. Ich weiß, dass es eigentlich nicht normal ist mehrere Mütter zu haben, aber für mich war es normal.
14 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Ressourcen der Pflegekinder: Möglichkeit der Einflussnahme Kontakte sind berechenbar Begleitung und Unterstützung ich bin nicht alleine Unterstützung bei Kontakt(wieder)aufnahme Alternative Kontaktformen als Ressource
15 Lukas Ich hab halt auch schon mal gesagt so: Ich wünschte, dass meine Mutter tot wäre. Und so. Ja und jetzt ist das komplett anders. Seitdem ich ausgezogen bin auch schon mal ein bisschen vorher so. Ich weiß nicht, ich denke so oft an meine Mutter so. Weil ich höre ja immer von Frau Karla so, ich frage ja immer nach so, die bekommt jetzt Hilfe, dass die es schafft mit ihren Kindern. Die wird ja immer betreut und so. Und ich find das ja toll, dass meine Mutter sich bemüht so. Zeigt mir ja, dass sie auch anders kann.
16 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Ressourcen der Pflegekinder: Möglichkeit der Einflussnahme Kontakte sind berechenbar Begleitung und Unterstützung ich bin nicht alleine Unterstützung bei Kontakt(wieder)aufnahme Alternative Kontaktformen als Ressource Es gibt einen Ort für den Kontakt
17 Melanie Ja bei den Treffen jetzt beim Jugendamt, also ich hab meine Mutter erstmal übers Jugendamt getroffen. Weil ich dachte: Ist eine Situation: Ist nicht bei mir, ist nicht bei ihr. Ist halt, fühlt sich keiner dann so sicher und der andere unsicher. Das ist halt ganz gut dann.
18 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Belastungen der Pflegekinder: Belastende Phantasien über eigene Herkunft
19 Stefanie Mein Vater, der hat ja dann die Vaterschaft ganz spät anerkannt und hat auch kein Sorgerecht. Das war halt für mich eigentlich irgendwie immer so eine Hoffnung, dass der es irgendwie besser macht als meine Mutter. Dass ich ihn irgendwann kennenlernen möchte. Dass der dann toll ist und nicht doof ist so und ja. Aber irgendwie war es halt nicht so und ich habe auch eigentlich keinen Kontakt gehabt in der Zeit. Erst wirklich mit 18 wurde mir das bewusst, als ich nach Bildern gefragt habe. Da habe ich auch erst erfahren, dass der krank ist. Also für mich war das immer so: Ja, das ist bestimmt noch jemand, der ist ganz nett so. Wie man halt als Kind so denkt.
20 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Belastungen der Pflegekinder: Belastende Phantasien über eigene Herkunft Fehlende Informationen Fehlende körperliche Ähnlichkeit
21 Julia Klar, was mich schon beschäftigt und auch immer beschäftigen wird, ist, wenn ich mal irgendwann Kinder habe, dass die eben keine Ähnlichkeit haben, dass ich da nie sagen kann: Ah, ist ja von Opa Fritz oder so. Also, ich denke das ist schon was, was mich dann, wenn ich irgendwann mal die ersten Kinder habe noch mal sehr tief in den Keller ziehen wird. Weil meine Geschwister sagen können: Ach guck mal. Wie der Onkel und das werde ich halt nie sagen können und ich denke schon, dass mich das noch mal so ein Stückchen runter ziehen wird, ich aber auch weiß, dass das nicht alles im Leben ist.
22 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Belastungen der Pflegekinder: Belastende Phantasien über eigene Herkunft Fehlende Informationen Fehlende körperliche Ähnlichkeit Belastung, weil ggf. keine Möglichkeit mehr besteht leibliche Eltern kennenzulernen Belastende Umgangsstrategien wie z.b. Verdrängung
23 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Ressourcen der Pflegekinder: Zugang zu Informationen Unterstützung, wenn Zeitpunkt für Auseinandersetzung mit Herkunft da ist
24 Melanie Also zu dem Lebensbuch, das ist so entstanden. Ich bin ungefähr mit anderthalb jetzt in die Pflegefamilie gekommen, in der ich jetzt quasi komplett groß geworden bin. Und ja ich hatte immer vermisst, dass jeder in der Klasse oder von den Freundinnen oder so immer ein Buch hatte 'Mein erster Zahn' und ' Mein erster Schritt' und dann hatte ich das Frau Schweiger erzählt und die hatte mir gesagt: Ja dann machen wir doch so was wie ein Lebensbuch, was halten Sie davon? Und es war für mich eigentlich ganz schön, weil ich eigentlich so auf die Reise gehen konnte und auch Leute treffen konnte, denen ich schon mal begegnet bin. Ich war schon mal in einer Pflegefamilie, das wusste ich nicht, das ist dann rausgekommen. Und die haben wir dann auch angeschrieben, die haben dann auch Fotos mitgegeben und so was. Das war ganz schön auch so von der leiblichen Familie mehr Leute kennenzulernen. Zu gucken, wen gibt es da alles. Und ja dann haben wir uns halt auf die Reise gemacht.
25 Ehemalige Pflegekinder und ihr Erleben Mögliche Ressourcen der Pflegekinder: Zugang zu Informationen Unterstützung, wenn Zeitpunkt für Auseinandersetzung mit Herkunft da ist Erklärungen dafür, dass Kontakt ausbleibt Klarheit über Perspektive in der Pflegefamilie
26 Exkurs: Pflegeeltern Erleben in Bezug auf das Pflegekind Erleben in Bezug auf Herkunftseltern Erleben im Bezug auf Professionelle
27 Exkurs: Eltern Betrauern des Verlustes und mögliche Interpretation Gefühle der Herkunftseltern und die Situation Besuchskontakt Wunsch nach konkreter Unterstützung Keine Rolle im Gefüge, Wiedererleben im Kontakt Wunsch nach Partizipation
28 Pierlings, J.; Reimer, D. (2015): Belastungen und Ressourcen im Kontext von Besuchskontakten. In: Wolf, K. (Hrsg) Sozialpädagogische Pflegekinderforschung, Bad Heilbrunn, S
29 Empfehlungen für die Praxis zu Besuchskontakten Kein Verharren im Entweder-Oder sondern Entdramatisierung Besuchskontakte als veränderbarer Prozess Kindliche Signale im Fokus
30 Empfehlungen für die Praxis zu Besuchskontakten Abfragen relevanter Parameter vor Entscheidung über Kontakt Vorbereitung von Besuchskontakten Organisation und Gestaltung obliegt der Fachkraft Fachkraft bereitet die Herkunftsfamilie vor Relevante Themen sind zu berücksichtigen Pflegeeltern sind vorzubereiten
31 Empfehlungen für die Praxis zu Besuchskontakten Konkrete Kontaktsituation Neutrale Räumlichkeiten müssen vorhanden sein Fachliche Begleitung Absprachen und Regelungen als Aufgaben der Fachkraft Nach dem Besuchskontakt Nachbetreuung des Kontaktes
32 Empfehlungen für die Praxis wenn keine Kontakte bestehen Es muss zwischen tatsächlichem Umgang und Aufklärung über Herkunft unterschieden werden Biografie des Pflegekindes im Blick behalten Fachkraft als Ansprechpartner und Informationsquelle
33 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Judith Pierlings Forschungsgruppe Pflegekinder Universität Siegen Adolf-Reichwein-Str Siegen judith.pierlings@uni-siegen.de Homepages:
34 Literatur Helming, E.; Küfner, M.; Kindler, H. (2011): Umgangskontakte und die Gestaltung von Beziehungen zur Herkunftsfamilie. In: Kindler, H.; Helming, E.; Meysen, T.; Jurczyk, K. (Hrsg.): Handbuch Pflegekinderhilfe. München: Deutsches Jugendinstitut e.v., S Jespersen, A. (2011): Belastungen und Ressourcen von Pflegeeltern. Analyse eines Pflegeeltern- Onlineforums ZPE-Schriftenreihe Nr. 29. Siegen. Kötter, S. (1997): Besuchskontakte in Pflegefamilien: Das Beziehungsdreieck "Pflegeeltern - Pflegekind - Herkunftseltern". Regensburg: Roderer. Pierlings, J. (2011): Dokumentation Leuchtturm-Projekt - PflegeKinderDienst. Köln Pierlings, J.; Reimer, D. (2015): Belastungen und Ressourcen im Kontext von Besuchskontakten. In: Wolf, K. (Hrsg.) Sozialpädagogische Pflegekinderforschung, Bad Heilbrunn, S Reimer, D. (2011): Pflegekinderstimme Arbeitshilfe zur Qualifizierung von Pflegefamilien (Hrsg. PAN e.v.). Schäfer, D.; Petri, C.; Pierlings, J. (2015): Nach Hause? Rückkehrprozesse von Pflegekindern in ihre Herkunftsfamilie. Siegen: Universi. Wilde, C. (2014): Eltern.Kind.Herausnahme. Zur Erlebensperspektive von Eltern in den Hilfen zur Erziehung ZPE. Schriftenreihe Nr. 35. Siegen: Universi.
Gliederung Vorbemerkungen Das Leuchtturmprojekt und die Forschungsgruppe Pflegekinder Ausgewählte Ergebnisse
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