Länderindex der Stiftung Familienunternehmen 3. Ausgabe

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1 Länderindex der Stiftung Familienunternehmen 3. Ausgabe

2 Impressum Herausgeber: Stiftung Familienunternehmen Prinzregentenstraße 50 D München Telefon: +49 (0) 89 / Telefax: +49 (0) 89 / info@familienunternehmen.de Bearbeitet von: Christof Ernst, ZEW Lisa Evers, ZEW Dr. Friedrich Heinemann, ZEW Dr. Margit Kraus; Calculus Consult Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Dr. Friedrich Heinemann L 7,1 D Mannheim Tel./Fax: +49 (0) /215 heinemann@zew.de Calculus Consult Dr. Margit Kraus Stuifenstraße Plochingen Tel./Fax +49 (0) kraus@calculus-consult.com Stiftung Familienunternehmen, München 2010 Abdruck und Auszug mit Quellenangabe ISBN

3 Vorwort Welche Standortbedingungen bietet Deutschland seinen Familienunternehmen im internationalen Vergleich? Was tun andere Länder, um Familienunternehmen angemessene Bedingungen anzubieten? Welche konkreten Verbesserungspotenziale lassen sich für die deutsche Politik daraus ableiten? Diese Fragen beantwortet der vorliegende Länderindex Familienunternehmen, der auf Datenbasis der letzten beiden Jahre erstellt wurde und nun zum dritten Mal in Folge von der Stiftung Familienunternehmen aktualisiert vorgelegt wird. Vor dem Hintergrund der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise hat das ZEW für die jüngste Aktualisierung den Kanon der Indizes um den Index Krisenanfälligkeit der Staaten erweitert. Hier kann sich Deutschland im internationalen Vergleich positiv hervorheben, da es über eine robuste Außenwirtschaft und eine stabile Makroökonomie verfügt; in der Gesamtschau jedoch erreicht Deutschland innerhalb der 18 untersuchten OECD Staaten in Bezug auf seine Standortbedingungen für Familienunternehmen dennoch einen vergleichbar schlechten elften Platz. Familienunternehmen sind der dominierende Unternehmenstypus in der deutschen Unternehmenslandschaft und haben entscheidend dazu beigetragen, dass Deutschland die schwierige weltweite konjunkturelle Lage besser gemeistert hat als viele andere Industrienationen. Trotzdem ist das Leitbild der deutschen Wirtschaftspolitik nach wie vor nicht - ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung entsprechend - an Familienunternehmen ausgerichtet, wie ein Blick auf die vorliegenden Ergebnisse zeigt. Der Länderindex Familienunternehmen dokumentiert als Benchmark-Studie die Veränderungen der Standortbedingungen und ist somit auch eine Messlatte für die Politik. Darüber hinaus ist der Länderindex aber auch eine hilfreiche Orientierungshilfe für Familienunternehmen, die internationale Standortstrategien verfolgen. Wir hoffen, mit der vorliegenden Studie wertvolle Anregungen für diejenigen zu geben, die in unserem Land Verantwortung für Wirtschaft und Politik geben. Prof. Dr. Dr. h.c. Brun-Hagen Hennerkes Vorstand Stiftung Familienunternehmen i

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5 Inhaltsverzeichnis Executive Summary 1. Einführung Indizes für die einzelnen Themengebiete Themengebiet Steuern Einführung Der Subindex Steuern Steuerbelastung bei nationaler Geschäftstätigkeit Steuerbelastung im Erbfall Steuerliche Regelungen bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit Komplexität des Steuersystems Steuern internationaler Vergleich über die Indikatoren Interpretation des Subindex Steuern in Krisenzeiten Themengebiet Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital Einführung Der Subindex Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital Arbeitskosten Produktivität Bildungsausgaben PISA-Ergebnisse Bildungsniveau der erwerbsfähigen Bevölkerung Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital internationaler Vergleich über die Indikatoren Interpretation des Subindex Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital in Krisenzeiten Themengebiet Regulierung Einführung Der Subindex Regulierung Regulierung des Arbeitsmarktes Tarifrecht Regulierung des Produktmarkts Doing Business Betriebliche Mitbestimmung Regulierung internationaler Vergleich über die Indikatoren Interpretation des Subindex Regulierung in Krisenzeiten Themengebiet Finanzierung Einführung Der Subindex Finanzierung Verhältnis der privaten Kredite zum BIP Gläubigerschutz Kreditinformation Vertragsdurchsetzung Finanzierung internationaler Vergleich über die Indikatoren Interpretation des Subindex Finanzierung in Krisenzeiten iii

6 2.5 Themengebiet Öffentliche Infrastruktur Einführung Der Subindex Öffentliche Infrastruktur Transportinfrastruktur Informations- und Kommunikationsinfrastruktur Rechtssicherheit Kriminalität und politische Stabilität Korruptionskontrolle Öffentliche Infrastruktur internationaler Vergleich über die Indikatoren Interpretation des Subindex Öffentliche Infrastruktur in Krisenzeiten Der Länderindex Die Zusammenfassung der Teilergebnisse zum Länderindex der Stiftung Familienunternehmen Deutschland im internationalen Vergleich der Standortbedingungen Index Krisenanfälligkeit Einführung Der Länderindex Krisenanfälligkeit Der Subindex Makroökonomische Stabilität Der Subindex Außenwirtschaftliche Krisenanfälligkeit Der Subindex Risikoanfälligkeit der Finanzmärkte Der Subindex Stabilität der Staatsfinanzen Der Subindex Reformfähigkeit Krisenanfälligkeit internationaler Vergleich über die Indikatoren Stärken und Defizite des Standorts Deutschland Ein Resümee Anhang A 1 Steuern A 1.1 Steuerbelastung bei nationaler Geschäftstätigkeit A 1.2 Steuerbelastung im Erbfall A 1.3 Steuerliche Regelungen bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit A 1.4 Komplexität des Steuersystems A 2 Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital A 2.1 Arbeitskosten A 2.2 Produktivität A 2.3 Bildungsausgaben A 2.4 PISA-Ergebnisse A 2.5 Bildungsabschlüsse A 3 Regulierung iv

7 A 3.1 Arbeitsmarkt A 3.2 Tarifrecht A 3.3 Produktmarktregulierung A 3.4 Doing Business A 3.5 Betriebliche Mitbestimmung A 3.6 Unternehmerische Mitbestimmung A 4 Finanzierung A 4.1 Verhältnis der privaten Kredite zum BIP A 4.2 Gläubigerschutz A 4.3 Kreditinformationen A 4.4 Vertragsdurchsetzung A 4.5 Weitere Angaben A 5 Öffentliche Infrastruktur A 5.1 Transportinfrastruktur A 5.2 Informations- und Kommunikationsinfrastruktur A 5.3 Rechtssicherheit A 5.4 Kriminalität und politische Stabilität A 5.5 Korruptionskontrolle A 6 Methodische Vorgehensweise A 6.1 Konstruktion der Subindizes A 6.2 Konstruktion des Länderindex A 7 Index Krisenanfälligkeit A 7.1 Makroökonomische Stabilität A 7.2 Außenwirtschaftliche Krisenanfälligkeit A 7.3 Risikoanfälligkeit der Finanzmärkte A 7.4 Stabilität der Staatsfinanzen A 7.5 Reformfähigkeit A 7.6 Methodische Vorgehensweise bei der Konstruktion des Index Krisenanfälligkeit Literaturverzeichnis Tabellenverzeichnis Abbildungsverzeichnis v

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9 Executive Summary Diese Studie beinhaltet die zweite Fortschreibung des Länderindex der Stiftung Familienunternehmen nach der Erstpublikation im Jahr 2006 und einem ersten Update im Jahr Der Index vergleicht die speziell für Familienunternehmen wichtigen Standortbedingungen in Deutschland im Rahmen einer Benchmark-Studie mit denjenigen in anderen wichtigen Industrieländern und bietet den ersten internationalen Ländervergleich mit diesem besonderen Fokus auf Familienunternehmen. Die Neuberechnung erfolgt zu einem Zeitpunkt, in dem die Bewältigung der im Jahr 2008 ausgebrochenen Finanz- und Wirtschaftskrise überall in Wirtschaft und Politik noch in vollem Gang ist. Familienunternehmen zeigen sich in dieser Krise aufgrund ihrer spezifischen Stärken zwar als besonders anpassungsfähig, gleichwohl hat die Krise auch die Märkte vieler familienkontrollierter und familiengeführter Unternehmen erheblich beeinträchtigt. In vielen Branchen ist nicht damit zu rechnen, dass in absehbarer Zeit wieder die Umsätze aus der Vorkrisen-Ära erzielbar sein werden. In dieser Situation ist es von besonderer Bedeutung, dass der Standort Deutschland besonders aus Sicht von Familienunternehmen international konkurrenzfähig bleibt. Andernfalls könnten Unternehmen krisenbedingt der Option der Standortverlagerung erneut eine wachsende Aufmerksamkeit schenken. Um den Auswirkungen der Krise Rechnung zu tragen, geht diese Studie über eine reine Fortschreibung hinaus: Dem Länderindex wird ein Krisenindex zur Seite gestellt, der Auskunft über die Krisenanfälligkeit und Krisenverarbeitungsfähigkeit der betrachteten Länder gibt. Auf diese Weise wird aufgezeigt, in welchen Ländern aus Sicht von Familienunternehmen künftig eher mit einer Verschlechterung von Standortbedingungen zu rechnen ist. Der Länderindex stellt auf Standortfaktoren ab, die aus der Sicht solcher Familienunternehmen besonders relevant sind, bei denen unabhängig von der Rechtsform die mehrheitliche Kontrolle durch eine Familie ausgeübt wird, wobei familienfremdes Management zulässig ist. Im Fokus stehen vor allem Unternehmen, die (im industriellen Bereich) ein Umsatzvolumen von mindestens 100 Millionen Euro aufweisen und bei denen am Ehesten davon auszugehen ist, dass für sie prinzipiell auch eine Verlagerung an einen ausländischen Standort möglich ist. Als Standortkriterien werden dabei die Bereiche Steuern, Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital, Regulierung und Öffentliche Infrastruktur an den einzelnen Standorten untersucht. Zunächst wird für jedes der genannten Themengebiete ein Index der Standortqualität berechnet. Auf diesen Kennzahlen aufbauend wird anschließend ein zusammenfassender Länderindex bestimmt, der die Standortbedingungen für Familienunternehmen in den betrachteten Ländern vergleichend darstellt. Über den unmittelbaren Vergleich der Standortbedingungen hinaus erfüllt die vorliegende Studie aber auch eine Service-Funktion für Familienunternehmen. Indem vielfältige, für Familienunterneh- vii

10 men relevante Standort-Details komprimiert dokumentiert werden, dient die Studie als ein aktuelles Kompendium der Bedingungen, die Familienunternehmen an unterschiedlichen Standorten vorfinden. Wie bereits im Update 2008 werden folgende Länder berücksichtigt: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Spanien, Schweden, Schweiz, Slowakische Republik, Tschechische Republik, die USA und das Vereinigte Königreich. Die nachstehende Tabelle zeigt die Werte des resultierenden Gesamtindex und die zugehörigen Rangplätze für die einzelnen Länder im Länderindex 2010 und Länderindex der Stiftung Familienunternehmen Land Punktwert 2010 Rang 2010 Punktwert 2008 Rang 2008 Dänemark 68, ,82 1 Vereinigtes Königreich 67, ,80 2 Schweiz 67, ,96 3 Luxemburg 66, ,97 5 Finnland 64, ,42 4 USA 62, ,59 7 Schweden 62, ,27 6 Irland 61, ,32 8 Niederlande 61, ,60 9 Slowakei 53, ,49 10 Deutschland 53, ,08 11 Österreich 53, ,06 12 Frankreich 52, ,68 13 Spanien 49, ,52 15 Belgien 49, ,96 14 Tschechien 48, ,25 16 Polen 45, ,76 17 Italien 32, ,14 18 Sowohl im Länderindex 2010 als auch im Länderindex 2008 wird die Rangliste von Dänemark angeführt. Diesen Spitzenplatz verdankt das Land vor allem sehr guten Ergebnissen in den Bereichen Öffentliche Infrastruktur, Finanzierung und Regulierung. Im Bereich Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital liegt das Land im Mittelfeld, im Bereich Steuern hingegen im unteren Bereich der Rangliste. Mit geringem Abstand folgt auf Rang 2 das Vereinigte Königreich, was vor allem durch sehr gute Resultate in den Bereichen Regulierung, Finanzierung und Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital verursacht ist. Die Schwachstellen sind hier die Besteuerung und die öffentliche Infrastruktur. Auf den Plätzen 3 bis 5 folgen die Schweiz, Luxemburg und Finnland. viii

11 Am Ende der Rangliste liegen auch in diesem Jahr wieder mit deutlichem Abstand Polen und Italien. Italien hat hierbei im Bereich Steuern noch günstige Ergebnisse, liegt jedoch in allen anderen Bereichen auf einem der letzten drei Ränge. Polen weist bei der Besteuerung und im Bereich Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital vergleichsweise gute Ergebnisse auf, ist aber in den restlichen drei Bereichen sehr schlecht platziert. Deutschland liegt mit dem elften Rang im Mittelfeld und konnte damit gegenüber dem Länderindex 2008 die Position trotz verschlechterten Ergebnissen in den Bereichen Öffentliche Infrastruktur und Finanzierung die Position noch halten. Insgesamt weist keines der untersuchten Länder gegenüber dem Länderindex 2008 Veränderungen um mehr als einen Rangplatz auf. Betrachtet man die Ergebnisse des Länderindex 2010 in Zusammenschau, so lässt sich die Position des Standorts Deutschland folgendermaßen zusammenfassen. In allen Ländervergleichen zeigt sich, dass die Stärken des deutschen Standorts in den Bereichen Öffentliche Infrastruktur und Finanzierung liegen. Im Bereich der öffentlichen Infrastruktur fallen besonders die Ergebnisse bei der Transportinfrastruktur und der Korruptionskontrolle günstig aus. Bei der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur, der Rechtssicherheit und im Bereich Kriminalität und politische Stabilität sind die Resultate zwar befriedigend bis gut, aber noch verbesserungsfähig. Im Bereich der Finanzierung erzielt Deutschland vor allem in den Dimensionen Kreditinformation sehr gute Ergebnisse. In den Bereichen Vertragsdurchsetzung und Gläubigerschutz hingegen sind die Resultate wiederum befriedigend bis gut, aber noch verbesserungsfähig. Die größten Defizite des Standorts Deutschland liegen nach wie vor eindeutig im Bereich der Regulierung und hier vor allem in den Dimensionen Arbeitsmarktregulierung, Tarifrecht und Betriebliche Mitbestimmung. Befriedigende bis gute Ergebnisse erzielt Deutschland dagegen im Bereich der Produktmarktregulierung und des Doing Business. Nachholbedarf für den deutschen Standort besteht außerdem in den Dimensionen Steuern und Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital. In der Dimension Steuern erzielt Deutschland die ungünstigsten Ergebnisse im Bereich der grenzüberschreitenden Geschäftstätigkeit, gefolgt von der Erbschaftsteuer, auch wenn es hier durch die Erbschaftsteuerreform zu einer spürbaren Entlastung gekommen ist. Die Ergebnisse bei der Ertragsbesteuerung konnte infolge der Unternehmenssteuerreform 2008 verbessert werden. Allerdings vollzieht sich diese Verbesserung im Umfeld eines fortdauernden Steuerwettbewerbs, so dass es die Steuerbelastung von Familienunternehmen sich im internationalen Vergleich weiterhin als hoch darstellt. Im Hinblick auf die Komplexität des gesamten Steuersystems weist Deutschland bessere Ergebnisse als erwartet auf. Im Bereich Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital sind nach wie vor die Arbeitskosten das größte Handicap für den Standort Deutschland. Verschlechterungen gegenüber dem Länderindex 2008 sind vor allem in den Bildungsdimensionen festzustellen. ix

12 Von seiner Grundkonzeption zielt der Länderindex auf Standortfaktoren ab, die mittel- und langfristig für ein Familienunternehmen bedeutsam sind. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat nun gezeigt, dass kurzfristige Schocks diese Langfristfaktoren überlagern oder auch dauerhaft gefährden können. Daher geht diese Studie über eine reine Aktualisierung des Länderindex hinaus. Für den Länderindex 2010 wurde daher ein zusätzlicher Index Krisenanfälligkeit berechnet, der die Verletzlichkeit in Krisensituationen und die Krisenverarbeitungsfähigkeit der betrachteten Ökonomien abbildet. Krisenanfälligkeit wird bei der Indexkonstruktion nicht nur im Hinblick auf die Anfälligkeit für Finanzmarkt- oder Außenwirtschaftsschocks verstanden. Zusätzlich wird abgebildet, inwieweit ein krisenbetroffenes Land anpassungsfähig ist, um wirtschaftlich und politisch rasch auf neue Bedingungen zu reagieren. Diese zweigleisige Konzeption stellt somit sicher, dass Länder, die beispielsweise in gleicher Weise außenwirtschaftlichen Schocks ausgesetzt sind, unterschiedlich bewertet werden, wenn sie sich etwa in ihrer fiskalischen oder politischen Manövrierfähigkeit unterscheiden. Die breite Konstruktion des Index kommt durch die Wahl der Subindizes zum Ausdruck: In den Index Krisenanfälligkeit gehen die Bereiche Risikoanfälligkeit der Finanzmärkte, Außenwirtschaftliche Krisenanfälligkeit, Makroökonomische Stabilität, Stabilität der Staatsfinanzen und Reformfähigkeit ein. Analog zum Länderindex werden zunächst für jeden dieser Bereiche Subindizes für die Verletzbarkeit in Krisenzeiten berechnet, die anschließend zum Index Krisenanfälligkeit zusammengefasst werden. Die Ergebnisse des Länderindex werden dabei mit dem Krisenindex kontrastiert. Auf diese Weise gelingt es, Länder zu identifizieren, die bislang zwar durch vorteilhafte Standortfaktoren gekennzeichnet sind, die im Hinblick auf diese (und mögliche künftige) Krisen allerdings besonders verletzlich erscheinen. Die Ergebnisse des Ländervergleichs auf Basis des so konstruierten Index Krisenanfälligkeit sind in der nachstehenden Tabelle dargestellt. Der Index Krisenanfälligkeit kann Werte zwischen Null und 100 annehmen. Hierbei zeigen höhere Werte eine bessere Stabilität in Krisensituationen und eine höhere Krisenverarbeitungsfähigkeit an. An der Spitze der Rangliste befinden sich Dänemark, Finnland, Schweden und die Schweiz. In diesen Ländern ist die Robustheit der Volkswirtschaft gegenüber Krisen am höchsten. Diese vier Staaten kombinieren somit Spitzenpositionen im Länderindex mit solchen im Krisenindex und unterstreichen somit die auch in Krisenzeiten unangefochtene Qualität ihrer Standorte. Demgegenüber wirft die wenig günstige Krisenindexposition des Vereinigten Königreichs einen Schatten auf seine gute Position im Länderindex, noch stärker gilt dies für Irland. Auch für die osteuropäischen Staaten werfen sehr schlechte Positionierungen im Krisenindex ernste Fragen zur Nachhaltigkeit ihrer Standortqualitäten auf. Deutschland befindet sich hingegen beim Krisenindex auf einem guten fünften Rang. Besonders in den Bereichen Außenwirtschaftliche Krisenanfälligkeit und Makroökonomische Stabilität kann sich Deutschland positiv hervorheben. Der größte Nachholbedarf besteht im Bereich der Reformfähigkeit. x

13 Index Krisenanfälligkeit Land Punktwert 2010 Rang 2010 Dänemark 84,42 1 Finnland 78,98 2 Schweiz 78,97 3 Schweden 70,26 4 Deutschland 66,93 5 Frankreich 61,64 6 Niederlande 55,74 7 USA 55,50 8 Spanien 51,77 9 Österreich 51,71 10 Vereinigtes Königreich 50,20 11 Italien 43,97 12 Belgien 38,51 13 Polen 28,69 14 Tschechien 24,63 15 Irland 20,67 16 Slowakei 12,20 17 Insgesamt gehört Deutschland zu denjenigen Ländern, für die die Robustheit in Krisenzeiten einen zusätzlichen positiven Standortfaktor darstellt. Immerhin ergibt sich somit für den deutschen Standort durch die relativ gute Positionierung beim Krisenindikator ein gewisser Ausgleich für die enttäuschende Position im Länderindex. xi

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15 1. Einführung Diese Studie beinhaltet die zweite Fortschreibung des Länderindex der Stiftung Familienunternehmen nach der Erstpublikation im Jahr 2006 und einem ersten Update im Jahr Der Index vergleicht die speziell für Familienunternehmen wichtigen Standortbedingungen in Deutschland im Rahmen einer Benchmark-Studie mit denjenigen in anderen wichtigen Industrieländern und bietet den ersten internationalen Ländervergleich mit diesem besonderen Fokus auf Familienunternehmen. Die Neuberechnung erfolgt zu einem Zeitpunkt, in dem die Bewältigung der im Jahr 2008 ausgebrochenen Finanz- und Wirtschaftskrise überall in Wirtschaft und Politik noch in vollem Gang ist. Familienunternehmen zeigen sich in dieser Krise aufgrund ihrer spezifischen Stärken zwar als besonders anpassungsfähig (Stiftung Familienunternehmen, 2009a). So sind aufgrund der hohen Identifikation der Arbeitnehmer mit Familienunternehmen vorübergehende Anpassungen etwa bei den Arbeitskosten leichter möglich als bei Kapitalgesellschaften mit anonymen Besitzverhältnissen (Stiftung Familienunternehmen, 2009a). Gleichwohl hat die Krise auch die Märkte vieler familienkontrollierter und familiengeführter Unternehmen erheblich beeinträchtigt. In vielen Branchen ist nicht damit zu rechnen, dass in absehbarer Zeit wieder die Umsätze aus der Vorkrisen-Ära erzielbar sein werden. In dieser Situation ist es von besonderer Bedeutung, dass der Standort Deutschland besonders aus Sicht von Familienunternehmen international konkurrenzfähig bleibt. Andernfalls könnten Unternehmen krisenbedingt der Option der Standortverlagerung erneut eine wachsende Aufmerksamkeit schenken. Dass Familienunternehmen für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft eine zentrale Rolle spielen, ist seit Längerem bekannt (Hennerkes 1998, 2004, Stiftung Familienunternehmen 2007a, 2007b) und durch aktuelle Analysen erneut eindrucksvoll bestätigt worden (Stiftung Familienunternehmen, 2009b): So beträgt der Anteil der familienkontrollierten Unternehmen an allen deutschen Unternehmen 93 Prozent, wobei in diesen Unternehmen mit 54 Prozent die Mehrheit der deutschen Beschäftigten aktiv sind. Auch wenn man die Betrachtung auf die TOP 500 Familienunternehmen (nach Beschäftigung) begrenzt, bestätigt sich die Bedeutung dieses Sektors. So kam es in diesen großen Familienunternehmen vor der Krise zu einem erheblichen Beschäftigungsaufbau (+4% zwischen 2006 und 2008), während die DAX-Unternehmen in dieser Vorkrisenzeit bereits Beschäftigung verringert haben (-0,5%). Von daher ist das Urteil gerechtfertigt, dass gerade der Sektor der familienkontrollierten Unternehmen zur guten Arbeitsmarktentwicklung vor der Krise beigetragen und damit die Voraussetzung dafür geschaffen hat, dass der deutsche Arbeitsmarkt so robust durch die Zeit der akuten Rezession gekommen ist. Rationale Wirtschaftspolitik ist somit gut beraten, den Standortbedingungen dieser Unternehmen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Vor diesem Hintergrund erfolgt diese dritte Berechnung des Länderindex im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen. Der Länderindex stellt auf Standortfaktoren ab, die aus der Sicht solcher Fami- 1

16 lienunternehmen besonders relevant sind, bei denen unabhängig von der Rechtsform die mehrheitliche Kontrolle durch eine Familie ausgeübt wird, wobei familienfremdes Management zulässig ist. Im Fokus stehen vor allem Unternehmen, die (im industriellen Bereich) ein Umsatzvolumen von mindestens 100 Millionen Euro aufweisen und von denen am ehesten auszugehen ist, dass für sie prinzipiell auch eine Verlagerung an einen ausländischen Standort möglich ist. Als Standortkriterien werden dabei die Bereiche Steuern, Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital, Regulierung und Öffentliche Infrastruktur an den einzelnen Standorten untersucht. Zunächst wird für jedes der genannten Themengebiete ein Index der Standortqualität berechnet. Auf diesen Kennzahlen aufbauend wird anschließend ein zusammenfassender Länderindex bestimmt, der die Standortbedingungen für Familienunternehmen in den betrachteten Ländern vergleichend darstellt. Über den unmittelbaren Vergleich der Standortbedingungen hinaus erfüllt die vorliegende Studie aber auch eine Service- Funktion für Familienunternehmen. Indem vielfältige, für Familienunternehmen relevante Standort- Details komprimiert dokumentiert werden, dient die Studie als ein aktuelles Kompendium der Bedingungen, die Familienunternehmen an unterschiedlichen Standorten vorfinden. Wie bereits im Update 2008 werden folgende Länder berücksichtigt: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Spanien, Schweden, Schweiz, Slowakische Republik, Tschechische Republik, die USA und das Vereinigte Königreich. Grundlage der Indexbestimmung im Themengebiet Steuern ist eine vergleichende Analyse der Besteuerung einerseits im Rahmen der nationalen Geschäftstätigkeit und andererseits im Rahmen von grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit. Darüber hinaus gehen die Bestimmungen zur Erbschaftsteuer und eine Bewertung der Komplexität des Steuersystems in die Betrachtung ein. Wesentlicher Bestandteil der vergleichenden Analyse im Bereich Steuern ist die Berechnung effektiver Steuerbelastungen von Familienunternehmen mit dem vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Universität Mannheim entwickelten European Tax Analyzer. Die Simulationsmodelle, die im Rahmen des European Tax Analyzer zur Bestimmung der effektiven Steuerbelastung verwendet werden, wurden detailliert an die spezielle Fragestellung der vorliegenden Studie angepasst. Die vorliegenden Ergebnisse sind daher exklusiver Natur. Im Themengebiet Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital gehen ebenfalls wichtige Indikatoren für die internationale Wettbewerbsfähigkeit und die Standortattraktivität eines Landes für Familienunternehmen ein. Durch die Betrachtung der Arbeitskosten einerseits und der Arbeitsproduktivität andererseits soll gewährleistet werden, dass die Standortqualität von Hoch- und Niedriglohnländern ausgewogen bewertet werden kann. Informationen zur Qualität des verfügbaren Humankapitals geben wichtige ergänzende Hinweise auf die Standortqualität im Hinblick auf den Faktor Arbeit. Auch die Regulierungsdichte einer Volkswirtschaft ist für Familienunternehmen von erheblicher Bedeutung. Entsprechende Indikatoren finden daher im Themengebiet Regulierung Berücksichtigung. 2

17 Besondere Bedeutung hat dabei die Regulierungsdichte im Rahmen des Arbeits- und Sozialrechts, beispielsweise im Bereich des Kündigungsschutzes. Ferner sind die einschlägigen Bestimmungen des Tarif- und des Mitbestimmungsrechts sowie der Bestimmungen zur Unternehmensgründung, zum Schutz von Investoren, zur Regulierungen auf Produktmärkten und im Außenhandel sowie zur Durchsetzbarkeit von Verträgen aufgenommen. Das vierte im Länderindex betrachtete Themengebiet ist das der Finanzierung. Häufig sind unzureichende Finanzierungsmöglichkeiten ein wesentliches Hemmnis für das Wachstum von Familienunternehmen. Problematisch ist vor allem die Einlagen- bzw. Beteiligungsfinanzierung, da Informationen für potentielle Investoren oft wenig transparent sind und die Aufnahme von Eigenkapital häufig auch mit einem Verlust an Unabhängigkeit verbunden ist. Die Effizienz der heimischen Kapitalmärkte, die Verfügbarkeit und die Konditionen der Eigen- und Fremdkapitalbeschaffung sind daher wichtige Erfolgsfaktoren für Familienunternehmen, die im Länderindex angemessen berücksichtigt werden sollen. Von seiner Grundkonzeption zielt der Länderindex auf Standortfaktoren ab, die mittel- und langfristig für ein Familienunternehmen bedeutsam sind. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat nun gezeigt, dass kurzfristige Schocks diese Langfristfaktoren überlagern oder auch dauerhaft gefährden können. Daher geht diese Studie über eine reine Aktualisierung des Länderindex hinaus. In Kapitel 4 wird ein zusätzlicher Index Krisenanfälligkeit berechnet, der die Verletzlichkeit in Krisensituationen und die Krisenverarbeitungsfähigkeit der betrachteten Ökonomien abbildet. Krisenanfälligkeit wird bei der Indexkonstruktion nicht alleine im Hinblick auf die Anfälligkeit für Finanzmarkt- oder Außenwirtschaftsschocks verstanden. Zusätzlich wird abgebildet, inwieweit ein krisenbetroffenes Land anpassungsfähig ist, um wirtschaftlich und politisch rasch auf neue Bedingungen zu reagieren. Diese zweigleisige Konzeption stellt somit sicher, dass Länder, die beispielsweise in gleicher Weise außenwirtschaftlichen Schocks ausgesetzt sind, unterschiedlich bewertet werden, wenn sie sich etwa in ihrer fiskalischen oder politischen Manövrierfähigkeit unterscheiden. Diese breite Konstruktion kommt durch die Wahl der Subindizes zum Ausdruck: In den Indikator zur Krisenanfälligkeit gehen die Bereiche Risikoanfälligkeit der Finanzmärkte, Außenwirtschaftliche Krisenanfälligkeit, Makroökonomische Stabilität, Stabilität der Staatsfinanzen und Reformfähigkeit ein. Analog zum Länderindex werden zunächst für jeden dieser Bereiche Indexzahlen für die Verletzbarkeit in Krisenzeiten berechnet, die anschließend zum Index Krisenanfälligkeit zusammengefasst werden. Die Ergebnisse des Länderindex werden dabei mit dem Krisenindex kontrastiert. Auf diese Weise gelingt es, Länder zu identifizieren, die bislang zwar durch vorteilhafte Standortfaktoren gekennzeichnet sind, die im Hinblick auf diese (und mögliche künftige) Krisen allerdings besonders verletzlich erscheinen. 3

18 2. Indizes für die einzelnen Themengebiete Die folgenden Ausführungen erläutern die Ergebnisse der Subindizes für die fünf im Länderindex untersuchten Themengebiete. Neben den Berechnungen für den Länderindex 2010 sind auch rückwirkende Berechnungen für den Länderindex 2008 ausgewiesen, die den Einfluss von in der Zwischenzeit von internationalen Organisationen vorgenommenen Datenkorrekturen berücksichtigen. Für ausführlichere Erläuterungen zur Datenbasis und Berechnungsmethodik verweisen wir auf den jeweils zugehörigen Datenanhang. 2.1 Themengebiet Steuern Einführung Die Besteuerung spielt bei der Beurteilung der Standortentscheidungen von Familienunternehmen eine große Rolle. Auch in der politischen Diskussion steht die Steuerpolitik, vor allem im Hinblick auf ihre Wachstums- und Beschäftigungswirkungen, seit längerer Zeit im Mittelpunkt. Angesichts der fortschreitenden Globalisierung ist die Position Deutschlands im internationalen steuerlichen Standortwettbewerb von besonderem Interesse. Vor diesem Hintergrund liefert die vorliegende Studie Indikatoren der Steuerbelastung von Familienunternehmen im internationalen Vergleich. Im Zentrum der Untersuchung steht die Besteuerung bei nationaler Geschäftstätigkeit und im Erbfall. Darüber hinaus werden auch Aspekte der Besteuerung bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit und der Komplexität des Steuersystems einbezogen, so dass die steuerlichen Standortbedingungen umfassend wiedergegeben werden können. Der Teilindikator zur Steuerbelastung bei nationaler Geschäftstätigkeit basiert auf der Messung effektiver Durchschnittssteuerbelastungen. Diese geben an, um wie viel sich eine finanzielle Gewinngröße in dieser Studie der Vermögensendwert einer rentablen Investition durch Steuerbelastungen vermindert. Dieses Maß gilt als das für Standortentscheidungen maßgebliche (vgl. Spengel 2001, 2004). Die entsprechenden Berechnungen werden mit dem am ZEW und der Universität Mannheim entwickelten Simulationsprogramm European Tax Analyzer durchgeführt. Mit diesem Instrumentarium ist es möglich, spezifische ökonomische Merkmale von Familienunternehmen zu berücksichtigen und die wesentlichen entscheidungsrelevanten steuerlichen Faktoren auf Unternehmens- und Anteilseignerebene in die Berechnungen einzubeziehen. Für die Messung der effektiven Erbschaftsteuerbelastung im internationalen Vergleich ist das Leitbild ein unvorbereiteter Erbfall. Die Untersuchung konzentriert sich somit auf die Besteuerung des Vermögensübergangs im Todesfall. Auch zur Ermittlung des Indikators zur Steuerbelastung im Erbfall kann auf ein am ZEW entwickeltes Berechnungsmodell zurückgegriffen werden, bei dem einerseits den spezifischen Merkmalen von Familienunternehmen Rechnung getragen wird und andererseits sämtliche erbschaftsteuerlich relevanten Regelungen Berücksichtigung finden. 4

19 Die Beurteilung der steuerlichen Standortbedingungen für grenzüberschreitend tätige Unternehmen erfolgt anhand eines überwiegend qualitativen Vergleichs, in welchen ausgewählte Regelungen, die entweder bei ausländischen Investitionen im Inland oder inländischen Investitionen im Ausland von Bedeutung sind, einbezogen werden. Die einzelnen steuerlichen Einflussfaktoren werden bewertet, entsprechend ihrer Bedeutung gewichtet und zum Indikator bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit zusammengeführt. Ein weiterer Teilindikator befasst sich mit der Erfassung der Komplexität des Steuersystems. Dieser Aspekt der Besteuerung ist ein ständig wiederkehrendes Thema in steuerpolitischen Diskussionen und stellt sowohl im Hinblick auf den Aufwand zur Erfüllung steuerrechtlicher Verpflichtungen als auch hinsichtlich unternehmerischer Planungsentscheidungen einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor für Familienunternehmen dar. Als Indikator für den Aufwand, der aufgrund der Komplexität des Steuersystems für Unternehmen entsteht, wird die Zeiterfordernis zur Erfüllung der steuerlichen Verpflichtungen verwendet Der Subindex Steuern Der in Tabelle 1 dargestellte Subindex Steuern fasst die Ergebnisse des Themengebiets Steuern für die einbezogenen Länder zusammen. Der Subindex Steuern beruht, wie alle anderen in der vorliegenden Studie ausgewiesenen Subindizes und der Länderindex selbst, auf normierten Werten der zugrunde liegenden Datenreihen und kann Werte zwischen Null und 100 annehmen. Je höher die Indexwerte sind, desto besser sind die steuerlichen Rahmenbedingungen einzuschätzen. Die Gewichtung der einzelnen Bereiche wurde wie folgt vorgenommen: Die Steuerbelastung bei nationaler Geschäftstätigkeit bestimmt aufgrund ihrer großen Bedeutung bei Standortentscheidungen den Gesamtindex zu 50 Prozent. Dem Bereich Steuerbelastung im Erbfall wird wegen des zugrunde liegenden aperiodischen Sachverhalts nur ein Gewicht von 30 Prozent zugeordnet. Aufgrund seiner bei Standortentscheidungen eher untergeordneten Bedeutung wird der Bereich zu steuerlichen Regelungen bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit mit 10 Prozent im Gesamtindex berücksichtigt. Ebenfalls mit 10 Prozent Gewicht geht der Indikator Komplexität des Steuersystems in die Berechnung ein. Weitere Details zur Berechnung des Subindex Steuern finden sich in Anhang A 1. An der Spitze liegen die Slowakische Republik, Schweden und Luxemburg. Auch Polen, die Tschechische Republik, Irland und Finnland befinden sich auf vorderen Plätzen. Die vorteilhaften steuerlichen Rahmenbedingungen in der Slowakischen Republik, in der Tschechischen Republik und in Polen beziehen sich vor allem auf die steuerlichen Regelungen bei nationaler laufender Geschäftstätigkeit, wo die Slowakische Republik, die Tschechische Republik und Polen die ersten Plätze belegen. Die Slowakische Republik erhebt zudem keine Erbschaftsteuer, in Polen und in der Tschechischen Republik sind Ehegatten und Kinder von der Erbschaft- und Schenkungssteuer befreit, wodurch alle drei Staaten ihre gute Position untermauern können. Im Gegensatz dazu belegt die Tschechische Republik in Be- 5

20 zug auf die Komplexität des Steuersystems und die steuerlichen Regelungen bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit den letzten Rang. Auch Polen und die Slowakische Republik schneiden in diesen beiden Teilaspekten schlecht oder durchschnittlich ab. Schweden positioniert sich auf dem zweiten Platz. Ursache dafür ist vor allem die Platzierung auf dem ersten Rang bei der Erbschaftsteuerbelastung (gemeinsam mit einer Reihe von Staaten, die ebenfalls keine Erbschaftsteuer erheben oder Erbschaften von Ehegatten oder Kindern freistellen) und der Komplexität des Steuersystems. Die vergleichsweise günstigen steuerlichen Regelungen bezüglich nationaler und grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit sichern die gute Positionierung Schwedens im Gesamt-Ranking. Luxemburg belegt den dritten Rang, was neben moderater steuerlicher Regelungen bei nationaler und grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit und vorteilhafter erbschaftsteuerlicher Regelungen auch auf den Spitzenrang im Hinblick auf die Komplexität des Steuersystems zurückzuführen ist. Tabelle 1: Subindex Steuern Land Punktwert 2010 Rang 2010 Punktwert 2008 Rang 2008 Slowakei 87, ,30 1 Schweden 80, ,96 2 Luxemburg 76, ,93 3 Polen 75, ,68 4 Tschechien 68, ,61 7 Irland 66, ,53 6 Finnland 66, ,60 5 Vereinigtes Königreich 63, ,70 8 Spanien 62, ,26 14 Schweiz 59, ,98 11 Niederlande 57, ,30 15 Österreich 54, ,79 9 Deutschland 53, ,41 12 Italien 53, ,70 10 Dänemark 48, ,40 13 Frankreich 40, ,65 17 Belgien 38, ,93 16 USA 33, ,63 18 Quelle: Berechnungen von ZEW und Calculus Consult Etwas bessere steuerliche Rahmenbedingungen als Deutschland weist auch Österreich auf. Allerdings ist die Steuerbelastung bei nationaler Geschäftstätigkeit sowie die Erbschaftsteuerbelastung höher als in Deutschland, während die Positionierung in Bezug auf die grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit und die Komplexität des Steuersystems deutlich bzw. etwas besser ist. 6

21 Deutschland belegt im Länderranking Platz 13 von 18 und liegt damit im unteren Mittelfeld. Die Position Deutschlands in den einzelnen Teilbereichen ist dabei in etwa gleich (Rang 12, 14, 15 und 11). Die Schweiz (Kanton Zürich) liegt drei Rangplätze vor Deutschland, im Wesentlichen weil diese im Bereich der Besteuerung der nationalen Geschäftstätigkeit zwar hinter Deutschland, bei der Erbschaftsteuer und der Komplexität des Steuersystems aber mit an der Spitze liegt. Einen Rangplatz hinter Deutschland liegt Italien, vor allem bedingt durch die höhere Belastung im Rahmen der nationalen Geschäftstätigkeit und die schlechtere Positionierung in Bezug auf die Komplexität des Steuersystems. Die schlechtesten steuerlichen Rahmenbedingungen herrschen im vorliegenden Ländervergleich in den USA. Ausschlaggebend hierfür sind die zweithöchste Erbschaftsteuerbelastung sowie vergleichsweise schlechte Positionierungen in Bezug auf die anderen drei Teilaspekte. Die beiden Plätze vor den USA belegen Belgien und Frankreich. Belgien weist insbesondere die höchste effektive Erbschaftsteuerbelastung auf, während Frankreich durch die höchste effektive Steuerbelastung bei nationaler Geschäftstätigkeit auffällt Steuerbelastung bei nationaler Geschäftstätigkeit In Abbildung 1 sind die Ergebnisse des Steuerbelastungsvergleichs bei nationaler Geschäftstätigkeit dargestellt. Darin werden die effektiven Durchschnittssteuerbelastungen in absoluter Höhe ausgewiesen. Die Berechnungen werden, wie eingangs erwähnt, mit Hilfe des Simulationsmodells European Tax Analyzer durchgeführt. Hierbei handelt es sich um ein komplexes Unternehmensmodell, das zur Ermittlung der effektiven Steuerbelastung ein Modellunternehmen mit identischen ökonomischen Daten vor Steuern über einen Zeitraum von zehn Perioden (Jahren) in verschiedenen Ländern steuerlich veranlagt. Im Rahmen der Veranlagungssimulation werden alle relevanten Steuerarten und Tarife sowie die bedeutsamsten bilanziellen Vorschriften, wie z. B. Abschreibungen und Vorratsbewertung, berücksichtigt. Für den Länderindex 2010 wird der Rechtsstand des Jahres 2008 zugrunde gelegt. Im Ausgangsfall wird ein Unternehmen betrachtet, dessen Bilanz- und Erfolgskennzahlen typisch für Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland sind. Im Vergleich zum Länderindex 2008 wurde auf aktualisierte Unternehmensdaten (vgl. Deutsche Bundesbank 2009) zurückgegriffen. Um die Vergleichbarkeit des Index 2010 mit dem Index 2008 zu gewährleisten, wurde Letzterer ebenfalls auf Basis der aktualisierten Unternehmensdaten neu ermittelt. Die Berechnungen für den Länderindex 2008 beziehen sich auf den Rechtstand des Jahres Detaillierte Ausführungen zur Methodik und den Annahmen bezüglich des Modellunternehmens sind im Anhang A 1.1 enthalten. Der Wert für Deutschland ergibt sich aus dem Durchschnitt der effektiven Steuerbelastungen für Kapital- und Personengesellschaft. Personenunternehmen haben als Rechtsform besonders für Familienunternehmen eine große Bedeutung in Deutschland. In den anderen Staaten wurden nur die Effektivbelastungen von Kapitalgesellschaften herangezogen, da in diesen Personengesellschaften von geringerer Bedeu- 7

22 tung sind. Unabhängig von der Rechtsform umfassen sämtliche Ergebnisse die Besteuerung auf Unternehmens- und auf Anteilseignerebene. Abbildung 1: Effektive Durchschnittssteuerbelastung (Gesamtebene) in Mio. EUR. 1 SK 37,75 2 CZ 59,21 3 PL 64,71 4 S 74,12 5 L 79,57 6 B 82,64 7 FIN 84,76 8 NL 85,28 9 E 85,98 10 UK 90, IRL D USA 90,94 93,50 97, I 99,24 15 CH 99,80 16 A 99,84 17 DK 112,26 18 F 133, Für Deutschland: Durchschnitt aus Belastungen für KapG. und PersG. Für übrige Staaten: Belastung für KapG. Quelle: ZEW-Berechnungen Im Vergleich der hier einbezogenen Länder belegt Deutschland den zwölften Platz und liegt somit noch im hinteren Mittelfeld. Dieses Ergebnis ist unabhängig davon, ob eine Personengesellschaft oder eine Kapitalgesellschaft betrachtet wird. Absolut gesehen kann Deutschland seine Steuerbelastung im Vergleich zum Index 2008 leicht senken. Im Rahmen der Unternehmenssteuerreform 2008 wurde der Körperschaftsteuersatz von 25 Prozent auf 15 Prozent deutlich gesenkt. Allerdings wirken Gegenfinanzierungsmaßnahmen wie die Abschaffung der Abzugsfähigkeit der Gewerbesteuer. Auf der Unternehmensebene wirkt dies dem Rückgang der Körperschaftsteuerbelastung entgegen. Darüber hinaus wurde der Spitzensteuersatz der Einkommensteuer von 42 Prozent auf 45 Prozent erhöht. Im Ergebnis haben die Änderungen im Rahmen der Unternehmenssteuerreform 2008 einen deutlichen Rückgang der Steuerbelastung auf Ebene der Kapitalgesellschaft zur Folge, der durch den Anstieg der Belastung auf Ebene der Anteilseigner durch den gestiegenen Einkommensteuerspitzensatz teilweise kompensiert wird. Bei der Personengesellschaft wirkt sich in erster Linie der Anstieg des Einkommensteuerspitzensatzes belastend aus. Da im Länderindex die kombinierte Gesamtsteuerbelastung der Kapitalgesellschaft und Personengesellschaft ausgewiesen wird und die Steuerbelastungen dieser 8

23 beiden Rechtsformen sich entgegengesetzt entwickelt haben, verbessert sich die Gesamtsteuerbelastung Deutschlands im Zuge der Unternehmenssteuerreform 2008 für das betrachtete Modellunternehmen nur in geringem Umfang. Die mit Abstand vorteilhaftesten Standortbedingungen hat die Slowakische Republik, gefolgt von der Tschechischen Republik und Polen, vorzuweisen. Sowohl auf Unternehmensebene als auch auf Anteilseignerebene sind die Steuerbelastungen niedrig, die Slowakische Republik fällt dabei besonders durch die Dividendenfreistellung beim Anteilseigner auf. Auch die steuerlichen Rahmenbedingungen für die nationale Geschäftstätigkeit in Polen, Schweden, Luxemburg, Belgien, Finnland, den Niederlanden, Spanien, dem Vereinigten Königreich und Irland sind günstiger einzustufen als in Deutschland. Die höchste Steuerbelastung im Ländervergleich wird für Frankreich ermittelt. Zu den vergleichsweise hohen Belastungen durch die Einkommen- und Körperschaftsteuer kommen hier noch zusätzliche Belastungen durch ertragsunabhängige Steuern. Auf Ebene des Unternehmens haben die dort erhobenen ertragsunabhängigen Steuern einen Anteil von fast 25 Prozent an der Effektivbelastung. Im unteren Teil der Tabelle ordnen sich auch Dänemark, Österreich, die Schweiz (Kanton Zürich), Italien und die USA ein. Die Beurteilung von Dänemark und der Schweiz (Zürich) hängt dabei entscheidend davon ab, ob ausschließlich die Steuerbelastung auf Unternehmensebene oder diejenige auf Gesamtebene betrachtet wird. So liegen diese beiden Staaten in Bezug auf die Belastung auf Unternehmensebene im oberen Mittelfeld des Länderrankings. Auch Irland, welches beim Vergleich der Belastung auf Unternehmensebene den ersten Platz belegt, verschlechtert sich unter Einbezug der Anteilseignerebene auf Position 11. In Bezug auf Spanien ist das Gegenteil der Fall. Während Spanien bezüglich der Belastung auf Unternehmensebene Position 14 einnimmt, belegt es beim Vergleich der Gesamtsteuerbelastungen Rang 9. Luxemburg, Belgien und Schweden belegen bei der alleinigen Betrachtung der Unternehmensebene einen Platz im Mittelfeld. Unter Berücksichtigung der Gesamtebene können sie sich ebenfalls deutlich verbessern. Wesentliche Veränderungen gegenüber dem Rechtsstand 2006 ergeben sich in Spanien, wo der Körperschaftsteuersatz von 35 Prozent auf 30 Prozent gesenkt wurde, sowie auf Ebene der Anteilseigner die Vermögensteuer abgeschafft und eine Abgeltungsteuer auf Dividenden und Zinsen in Höhe von 18 Prozent eingeführt wurde. Spanien konnte dadurch seine Position von Rang 17 auf Rang 9 verbessern. Dadurch bedingt verschlechtern sich auch die Positionen einiger Länder trotz im Vergleich zum Rechtsstand 2006 gesunkener Gesamtsteuerbelastungen. So wurde im Vereinigten Königreich der Spitzensteuersatz der Körperschaftsteuer von 30 Prozent auf 28 Prozent gesenkt. In Irland führt der Rückgang des Spitzensteuersatzes der Einkommensteuersatz um einen Prozentpunkt ebenfalls zu einer reduzierten Gesamtsteuerbelastung. Auch in Deutschland wirken sich die bereits beschriebenen Änderungen der Unternehmensteuerreform mindernd auf die Gesamtsteuerbelastung aus. 9

24 Italien und die Schweiz (Zürich) können ihre Position im Länderranking aufgrund gesunkener Gesamtsteuerbelastungen beibehalten. In Bezug auf Italien ist dies vor allem durch einen deutlichen Rückgang des Körperschaftsteuersatzes von 33 Prozent auf 27,5 Prozent bedingt. In der Schweiz wurde der Vermögensteuersatz für Kapitalgesellschaften auf 0,075 Prozent halbiert. Darüber hinaus wurde im Rahmen der kantonalen Einkommensteuer ein Halbeinkünfteverfahren für die Besteuerung von Dividenden eingeführt. Aufgrund der deutlichen Verbesserung der Position Spaniens und den ebenfalls gesunkenen Gesamtsteuerbelastungen der anderen bereits erwähnten Ländern verschlechtert sich allerdings die Position Österreichs sowie der USA und Dänemarks trotz unveränderter bzw. nur leicht geänderter Gesamtsteuerbelastung im Vergleich zum Rechtsstand Zwei weitere Länder weisen aufgrund eines deutlichen Rückgangs der Gesamtsteuerbelastung verbesserte Positionen im Länderranking auf. In Tschechien ist dies durch den Rückgang des Körperschaftsteuersatzes von 24 Prozent auf 21 Prozent und in Schweden durch die Abschaffung der Vermögensteuer auf Anteilseignerebene bedingt. Dadurch verschlechtern sich auch die Positionen von Polen und Luxemburg im Länderranking 2010 in Vergleich zum Index 2008 trotz nahezu konstanter Gesamtsteuerbelastung nur minimal. Insgesamt zeigt sich für Deutschland, dass die Unternehmensteuerreform 2008 zwar eine steuerliche Entlastung für Familienunternehmen gebracht hat, dass diese aber nicht beherzt genug war, um in einem weiterhin von Steuerwettbewerb und Steuersenkungen gekennzeichneten internationalen Umfeld zu einer durchgreifenden Verbesserung der relativen Position zu führen Steuerbelastung im Erbfall Die Steuerbelastung im Erbfall ist für Familienunternehmen im Gegensatz zu Unternehmen im Streubesitz oder öffentlichen Unternehmen, die nicht von dieser Steuer betroffen sind, ein entscheidender Faktor, da sie im Erbfall zu unerwarteten Kapitalabflüssen führen kann. Die Ergebnisse des Subindex zur Steuerbelastung im Erbfall sind in Abbildung 2 dargestellt. Leitbild für den Belastungsvergleich bildet ein unvorbereiteter Erbfall. Die Berechnungen werden mit einem komplexen einperiodigen Modell durchgeführt, das zur Ermittlung der effektiven Erbschaftsteuerbelastung ein vor Steuern identisches modellhaftes Unternehmensvermögen in den verschiedenen Ländern steuerlich veranlagt. Sämtliche relevanten erbschaftsteuerlichen Vorschriften, wie z. B. Bewertungsverfahren, persönliche Freibeträge und Steuertarife, werden berücksichtigt. Die Höhe und Zusammensetzung des veranlagten Unternehmensvermögens basieren auf dem gleichen Unternehmensmodell, das auch den Steuerbelastungen bei nationaler Geschäftstätigkeit zugrunde liegt. Die in Abbildung 2 ausgewiesenen Erbschaftsteuerbelastungen ergeben sich aus dem Durchschnitt der für die Alternativen der Übertragung an ein Kind oder an den Ehegatten errechneten Steuerbelastungen. Speziell für Deutschland wurde zusätzlich nach der Rechtsform des vererbten Unternehmens unterschieden. Bei der Ermittlung des 10

25 Durchschnitts wurden die alternativen Erbschaftsteuerbelastungen gleich gewichtet. Eine ausführlichere Beschreibung der Methodik und der getroffenen Annahmen ist im Anhang A 1.2 zu finden. Abbildung 2: Effektive Erbschaftsteuerbelastung in Mio. EUR für Familienunternehmen im internationalen Vergleich 1 CH CZ L PL S SK I IRL 0 2,4 3,8 9 UK 4, F FIN E 8,1 8,7 8, NL D DK 9,3 11,3 13, A 17, USA B 39,9 47,2 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0 55,0 Quelle: ZEW-Berechnungen Beim Ländervergleich der Steuerbelastungen im Erbfall belegt Deutschland den 14. Platz und befindet sich somit im letzten Drittel. Dieses Ergebnis ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass Deutschland, im Vergleich zu den anderen betrachteten Ländern (Schweden und Slowakei), Erbschaftsteuer erhebt und sowohl Vermögensübergänge an Ehegatten als auch an Kinder besteuert. Hinzu kommen eine Bewertung mit vergleichsweise hohen Werten (gemeiner Wert) und ein vergleichsweise hoher Steuertarif, allerdings entlastet der Verschonungsabschlag für Unternehmensvermögen wirksam. Die Erbschaftsteuerreform hat daher insgesamt zu einer merklichen Reduktion der Erbschaftsteuerbelastung bei Unternehmensvermögen geführt, solange die Bedingungen für eine begünstigte Besteuerung eingehalten werden (z. B. Behaltefrist, Lohnsummenregel, Verwaltungsvermögen). Die persönliche Beziehung zwischen dem Erblasser und dem Erben (z. B. Ehegatte oder Kind) sowie die Rechtsform des übertragenen Unternehmens hat nur wenig Einfluss auf die Positionierung Deutschlands. Allerdings verbessert sich das Ranking Deutschlands durch die Reform nicht, denn andere Länder wie Frankreich (Freistellung von Erwerben durch Ehegatten) und die Niederlande (Bewer- 11

26 tungsabschlag von 75Prozent bei Unternehmensvermögen) haben ihre Erbschaftsteuerbelastung noch stärker gesenkt. Erben in Luxemburg, Schweden, in der Slowakischen Republik und in der Tschechischen Republik bleiben dagegen steuerfrei, da Schweden und die Slowakische Republik die Erbschaftsteuer abgeschafft haben und in der Tschechischen Republik Ehegatten und Kinder von der Erbschaftsteuer befreit sind. Luxemburg befreit Ehegatten von der Erbschaftsteuer, wenn diese ein gemeinsames Kind haben und Kinder erben den gesetzlichen Erbteil steuerfrei. Vorteilhaft sind auch die erbschaftsteuerlichen Regelungen im Schweizer Kanton Zürich zu beurteilen. Sowohl Vermögensübertragungen an Ehegatten als auch an Kinder sind steuerfrei. Polen befreit seit dem Jahr 2007 die Übertragung von Unternehmensvermögen und damit zusammenhängenden Werten an Ehegatten und Abkömmlinge. Dadurch kann Zürich, zusammen mit der Tschechischen Republik, Luxemburg, Polen, Schweden und der Slowakischen Republik den ersten Platz beanspruchen. Geringe Erbschaftsteuerbelastungen ergeben sich auch bei der Vererbung von Familienunternehmen in Italien, Irland sowie dem Vereinigten Königreich. Im Vereinigten Königreich und Irland ist das ausgewiesene Ergebnis auf die Steuerbefreiung von Ehegatten zurückzuführen. Italien verdankt seine niedrige Belastung der Befreiung von Unternehmensvermögen bei Vererbung an Abkömmlinge, seinen hohen Freibeträgen und gleichzeitig niedrigen Steuersätzen bei Vererbung an Ehegatten und Kinder. Frankreich, Finnland, Spanien und die Niederlande weisen ein Ranking im hinteren Mittelfeld auf. Frankreich gewinnt im Vergleich zum Index 2008 mehrere Rangplätze durch die Freistellung von Übergängen an Ehegatten. Finnland liegt hinter Frankreich, dort wirkt der Bewertungsabschlag für Familienunternehmen dem bereits bei kleinem Erbe erreichten Steuersatz von 16 Prozent und den niedrigen Freibeträgen entgegen. Finnland wird gefolgt von Spanien und den Niederlanden. Die Niederlande können durch den Bewertungsabschlag von 75 Prozent bei Unternehmensvermögen ebenfalls Rangplätze gewinnen. Die letzten vier Plätze im Ranking teilen sich Dänemark, Österreich, die USA und Belgien. Österreich und Dänemark weisen keine wesentlichen sachlichen Vergünstigungen für Unternehmensvermögen auf und erzielen daher relativ schlechte Rangplätze. In Österreich ist die Erbschaftsteuer zum ausgelaufen, dennoch wurde sie für diese Berechnungen noch berücksichtigt, da im überwiegenden Teil des Jahres 2008 Erbschaftsteuer angefallen ist. In den USA hängt die Erbschaftsteuerbelastung entscheidend von der persönlichen Beziehung zwischen dem Erblasser und den Erben ab. Während Übertragungen an den Ehegatten wie in einigen anderen Ländern steuerfrei sind, unterliegen Übertragungen an Kinder der im Vergleich höchsten Erbschaftsteuerbelastung. Insgesamt belegen die USA somit nur den vorletzten Platz. Hohe effektive Erbschaftsteuerbelastungen, und dies nahezu unabhängig von der persönlichen Beziehung zwischen Erblasser und Erben, müssen vor allem Belgien bescheinigt werden. Belgien erzielt dadurch den letzten Platz. 12

27 2.1.5 Steuerliche Regelungen bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit Bisher wurden die steuerlichen Standortbedingungen bei nationaler Geschäftstätigkeit von Familienunternehmen und bei deren Vererbung verglichen. Die Untersuchungen beschränkten sich dabei auf nationale Sachverhalte. Aus der Sicht multinationaler Unternehmen ist neben dem Niveau der effektiven Steuerbelastungen am jeweiligen Investitionsstandort auch die steuerliche Behandlung der aus einer grenzüberschreitenden Investition zurückfließenden Erträge von Bedeutung. Daher werden im Folgenden die steuerlichen Rahmenbedingungen der einzelnen Staaten hinsichtlich konzerninterner Dividenden- und Zinszahlungen über die Grenze untersucht. Die Ergebnisse des Vergleichs steuerlicher Regelungen bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit sind in Abbildung 3 gezeigt. Sie basieren auf einem überwiegend qualitativen Vergleich relevanter steuerlicher Regelungen, wie z. B. Methoden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung von Dividenden und Zinsen, Quellensteuersätzen oder Unterkapitalisierungsregeln. Hohe Indexwerte stehen für vorteilhafte steuerliche Rahmenbedingungen (zur Berechnung siehe ausführlicher Anhang A 1.3). Abbildung 3: Teilindikator Steuerliche Regelungen bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit S A 90,1 FIN 89,1 L 87,8 DK 86,5 IRL 85,9 F 85,8 E 85,2 UK 83,7 PL 83,2 B 81,5 USA 81,3 CH 79,1 SK 79, D 78,8 I 77,9 NL 77,2 CZ 77,0 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 90,3 Quelle: ZEW-Berechnungen Deutschland liegt im Vergleich zu den anderen Staaten auf dem viertletzten Platz. Nachteilig wirken vor allem die strengen Vorschriften für den Zinsabzug in Kontext der Zinsschranke aus. Die Unter- 13

28 nehmenssteuerreform 2008, die bei der laufenden Geschäftstätigkeit zu einer moderaten steuerlichen Entlastung geführt hat, wirkt sich bei der grenzüberschreitenden Besteuerung somit negativ aus. Auf den ersten Rangpositionen finden sich Schweden, Österreich und Finnland wieder. Die Gründe sind hauptsächlich im Fehlen von Unterkapitalisierungsregeln, in vorteilhaften Methoden zur Vermeidung von Doppelbesteuerungen und in moderaten Quellensteuersätzen zu sehen. Schlecht schneiden dagegen insbesondere, die Tschechische Republik, die Niederlande und Italien ab. Sie belegen die letzten Plätze. Ausschlaggebend sind die vergleichsweise ungünstigen Methoden zur Vermeidung von Doppelbesteuerungen bei Zinsen und ein vergleichsweise kleines Netz von DBA-Abkommen Komplexität des Steuersystems Der Teilindikator Komplexität des Steuersystems basiert auf Daten des von der Weltbank erhobenen Index Paying Taxes und erfasst die Zeit, die ein mittelständisches Unternehmen, das im jeweils betrachteten Land operiert, aufwenden muss, um seinen steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Abgabenverpflichtungen nachzukommen. Für nähere Erläuterungen der Datenbasis wird auf Anhang A 1.4 verwiesen. Abbildung 4 zeigt den Indikator für den Länderindex 2008 und 2010: Abbildung 4: Teilindikator Komplexität des Steuersystems 1 L 58,0 2 CH 63,0 3 IRL 76,0 4 UK 105,0 5 S 122,0 6 F 132,0 7 DK 135,0 8 B 156,0 9 A 170,0 10 NL 180,0 11 D 196,0 12 FIN 269, E SK USA 298,0 325,0 325, I 360,0 17 PL 418,0 18 CZ 808, Quelle: World Bank (2007a, 2009a) Nach dieser Rangliste schneidet unter den betrachteten Ländern Luxemburg am Besten ab. Dort, in der Schweiz und in Irland werden die Unternehmen mit dem geringsten Zeitaufwand zur Befolgung 14

29 ihrer steuerlichen Pflichten konfrontiert. Die Tschechische Republik, Polen, Italien, die USA sowie die Slowakische Republik bilden das hintere Ende des Vergleiches und belasten die Unternehmen demnach am Stärksten durch steuerlich bedingten administrativen Zeitaufwand. Länder wie Frankreich, Dänemark, Spanien, Deutschland und die USA, die vergleichsweise hohe Steuerbelastungen der laufenden Erträge haben, liegen bei den Befolgungskosten eher im Mittelfeld. Hier wäre intuitiv ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Steuerzahlung und den Befolgungskosten zu erwarten. Der Index der Weltbank zeigt allerdings keine Kosten der Steuerplanung; ebenso wird externer Zeitaufwand, beispielsweise für Steuerberater, nicht abgedeckt. Positive Veränderungen gegenüber der Vorperiode gab es nur in den Niederlanden und in der Tschechischen Republik, wo die Anzahl der benötigten Stunden deutlich reduziert werden konnte. In Belgien hat der Zeitaufwand dagegen zugenommen Steuern internationaler Vergleich über die Indikatoren Im Folgenden wird die Position Deutschlands in allen vier steuerlichen Bereichen ausgewählten Ländern gegenübergestellt. Zu diesem Zweck wurden die Einzelindikatoren in Indexwerte umgerechnet, so dass einheitlich der höchste erreichbare Wert 100 und der kleinste erreichbare Wert Null ist. Die Darstellung der jeweiligen Indexwerte erfolgt in einem so genannten Spinnennetz-Diagramm. Je größer die Fläche des aus den Teilindikatoren gebildeten Vierecks ist, desto besser schneidet das jeweilige Land im Ländervergleich ab. Zur Interpretation der Spinnennetz-Diagramme: Je größer die Fläche ist, die ein Land im Diagramm abdeckt, desto vorteilhafter stellt sich dieser Standort da. Der ideale Standort, der bei allen betrachteten Faktoren den ersten Rang einnehmen würde, würde die volle Fläche des Diagramms abdecken. Der Standort hingegen, der bei allen Vergleichen stets den ungünstigsten Platz einnehmen würde, hätte auf allen Achsen eine Nullbewertung und wäre demnach nur als Punkt im Ursprung des Diagramms markiert. Abbildung 5 zeigt die Position Deutschlands verglichen mit dem Durchschnitt der im Länderindex erfassten westlichen Mitgliedsstaaten der EU und den USA. Im Vergleich zum Durchschnitt der westlichen EU-Mitgliedsstaaten (Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Luxemburg, Österreich, Schweden, Spanien, Vereinigtes Königreich) belegt Deutschland, mit Ausnahme der grenzüberschreitenden Geschäftstätigkeit und der Erbschaftsteuerbelastung, eine vergleichbare Position. Während die steuerlichen Regelungen bei grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit im Vergleich mit den USA und den alten EU-Mitgliedsstaaten ungünstiger sind, ist die Erbschaft steuerbelastung in Deutschland am niedrigsten. Die USA zeichnen sich im Vergleich zu Deutschland und den Altmitgliedsstaaten durch eine deutlich höhere Erbschaftsteuerbelastung aus. 15

30 Abbildung 5: Steuern - Deutschland im Vergleich mit den westlichen EU-Ländern und den USA Nationale Geschäftstätigkeit Steuerkomplexität 0 Erbschaftsteuer Deutschland USA EU-West-Durchschnitt Grenzüberschr.Geschäftstätigkeit Quelle: ZEW-Berechnungen Abbildung 6 zeigt Deutschlands Position verglichen mit den bedeutenden Nachbarländern Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich. Abbildung 6: Steuern - Deutschland im Vergleich mit Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich Nationale Geschäftstätigkeit Steuerkomplexität 0 Erbschaftsteuer Deutschland Frankreich Italien Ver. Königreich Grenzüberschr. Geschäftstätigkeit Quelle: Berechnungen von ZEW und Calculus Consult In fast allen Teilbereichen liegt das Vereinigte Königreich vorne, lediglich bei der grenzüberschreitenden Aktivität schneidet Frankreich besser ab. Deutschland kann nicht mit dem Vereinigten Königreich mithalten, es weist aber gute Werte bei der nationalen Besteuerung und der Komplexität auf. 16

31 Bei der Belastung mit Erbschaftsteuer in Deutschland liegt am hinteren Ende. Auch bei der Belastung der grenzüberschreitenden Tätigkeit liegt Deutschland am hinteren Ende, lediglich Italien schneidet schlechter ab. Abbildung 7 zeigt Deutschlands Position verglichen mit den osteuropäischen Ländern Slowakische Republik, Polen und Tschechische Republik. Insbesondere im Rahmen der nationalen Besteuerung, aber auch bei der Erbschaftsteuer, wird die steuerliche Attraktivität der osteuropäischen Länder gegenüber Deutschland deutlich. In Bezug auf die grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit schneidet nur die Tschechische Republik schlechter ab als Deutschland. Die Komplexität des Steuersystems ist dagegen in Deutschland am Geringsten, besonders die Tschechische Republik weist hier schlechte Ergebnisse auf. Abbildung 7: Steuern - Deutschland im Vergleich mit Polen, der Slowakischen Republik und der Tschechischen Republik Nationale Geschäftstätigkeit Steuerkomplexität 0 Erbschaftsteuer Grenzüberschr. Geschäftstätigkeit Deutschland Polen Slowakei Tschechien Quelle: Berechnungen von ZEW und Calculus Consult Abbildung 8 schließlich vergleicht Deutschland mit der skandinavischen Gruppe Dänemark, Finnland und Schweden. Bei allen diesen Ländern sind die Werte für die nationale Unternehmensbesteuerung durchschnittlich bis schlecht. Diesbezüglich liegt in dieser Gruppe Schweden vorne, gefolgt, von Finnland und Deutschland. In Bezug auf die Erbschaftsteuerbelastung und die Komplexität des Steuersystems schneiden die vier Staaten alle vergleichsweise gut ab. Die größten Schwächen im Vergleich mit diesen Ländern weist Deutschland im Bereich grenzüberschreitende Besteuerung auf. Schweden positioniert sich bei der Erbschaftsteuer, bei der grenzüberschreitenden Geschäftstätigkeit und bei den Befolgungskosten sehr gut. Finnland kann sich bei allen Dimensionen, ausgenommen Befolgungskosten, gut positionieren, wenn auch nicht an erster Stelle. 17

32 Abbildung 8: Deutschland im Vergleich mit Dänemark, Finnland und Schweden Nationale Geschäftstätigkeit Steuerkomplexität 0 Erbschaftsteuer Deutschland Dänemark Finnland Schweden Grenzüberschr. Geschäftstätigkeit Quelle: Berechnungen von ZEW und Calculus Consult Interpretation des Subindex Steuern in Krisenzeiten Die so diagnostizierte Situation der relativen steuerlichen Standortattraktivität aus Sicht von Familienunternehmen könnte sich nun durch die fiskalischen Folgen der Finanzkrise in den kommenden Jahren erheblich wandeln. Für die durch hohe Schulden und eine explodierende öffentliche Neuverschuldung betroffenen Staaten stellt sich die Frage, inwieweit die bisherige Steuerpolitik durchgehalten werden kann. Umfassende Konsolidierungsmaßnahmen, die sowohl die Ausgabe- als auch die Einnahmeseite der öffentlichen Haushalte betreffen, erscheinen unausweichlich. Von daher besteht auch die Gefahr einer Welle von Erhöhungen im Bereich der Unternehmensbesteuerung. Der neu berechnete Index Krisenanfälligkeit (Kapitel 4) gibt hier mit seinem Subindex Stabilität der Staatsfinanzen Auskunft und weist daraufhin, dass bei Ländern wie Irland oder dem Vereinigten Königreich mit einem besonderen Steuererhöhungs-Druck zu rechnen sein wird. 2.2 Themengebiet Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital Einführung Der Subindex Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital beinhaltet die für Unternehmen bedeutsamsten Informationen, die den Faktor Arbeit betreffen: Die Arbeitskosten, die Arbeitsproduktivität und die Qualität des Humankapitalbestands eines Landes. Er erfasst somit die Kosten-, die Ertragsund die Qualitätsdimension dieses Themenkomplexes. In den Arbeitskosten spiegelt sich der Preise wieder, den ein Unternehmen für seine Arbeitskräfte bezahlen muss. Die Arbeitsproduktivität ist entscheidend für den Ertrag, der aus diesem Ressourceneinsatz resultiert. Das Humankapital schließlich reflektiert die Qualität der eingekauften Arbeitskräfte. Ertrag und Qualität zusammen bestimmen die Leistung, die ein Unternehmen für den bezahlten Preis erhält. Die Betrachtung aller drei Einzeldi- 18

33 mensionen ergibt somit insgesamt ein differenziertes Bild der internationalen Standortbedingungen eines Landes. Von diesen Komponenten haben die Arbeitskosten für Unternehmen die offensichtlichste Bedeutung. Für internationale Arbeitskostenvergleiche existieren unterschiedliche Konzepte und Abgrenzungen und je nach gewählter Betrachtungsweise können sich unterschiedliche Positionen eines Landes im internationalen Vergleich ergeben (vgl. z.b. Scheremet 1998). Die Entscheidung für ein Konzept muss sich daher an der konkreten Problemstellung orientieren. Für den Länderindex der Stiftung Familienunternehmen wird die Betrachtung auf die Arbeitskosten je Stunde für Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe fokussiert. Für die Verwendung dieses Arbeitskostenindikators sprechen eine Reihe von Gründen. Schröder (1997) argumentiert beispielsweise, dass hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen die Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe die zweckmäßigsten Indikatoren sind, da der überwiegende Teil des Warenhandels aller Industrieländer industrielle Produkte sind. Die relevante Kalkulationsgröße sind hierbei die Bruttoarbeitskosten je geleistete Arbeitnehmerstunde, die sich aus dem direkten Stundenlohn und den Personalzusatzkosten zusammensetzen. Die Aufteilung in diese beiden Komponenten folgt der Systematik des Statistischen Amtes der Europäischen Union. Der Direktlohn umfasst das Entgelt für geleistete Arbeit einschließlich der Überstundenzuschläge, Schichtzulagen und regelmäßig gezahlter Prämien. Die Zusatzkosten setzen sich aus den übrigen direkten Kosten, die im Jahresverdienst enthalten sind, und den indirekten Kosten zusammen. Zu den direkten Zusatzkosten zählen unter anderem die Entlohnung für arbeitsfreie Tage (Urlaub und Feiertage), Sonderzahlungen (beispielsweise das Weihnachtsgeld), sonstige Geldzuschüsse und Naturalleistungen. Als indirekte Kosten werden die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, sonstige Aufwendungen sozialer Art und die Kosten der Berufsausbildung verbucht. Für die Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität sind Arbeitskostengegenüberstellungen allein allerdings nicht ausreichend. Auch wenn bei der Standardortentscheidung für Familienunternehmen Arbeitskostengefälle eine wichtige Orientierungsgröße darstellen dürften, ist das Gesamtbild nur aussagefähig, wenn auch die Arbeitsproduktivität berücksichtigt wird. Da hohe Arbeitskosten üblicherweise hohe Produktivitäten widerspiegeln, fallen internationale Arbeitskostenvergleiche unter Berücksichtigung von Produktivitätsniveaus deutlich anders aus als reine Arbeitskostenvergleiche. In die Berechnung des Länderindex geht daher das gesamtwirtschaftliche Produktivitätsniveau, gemessen als Bruttoinlandsprodukt pro gearbeitete Stunde in Euro, als weiterer Indikator ein. In Anhang A 2.2 werden darüber hinaus differenziertere Untergliederungen nach verschiedenen Branchen ausgewiesen. Neben Kosten und Produktivität stellt auch die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften für Unternehmen einen wesentlichen Standortfaktor dar. Technologie und Know-how können bei Unter- 19

34 nehmensverlagerungen ins Ausland leichter transferiert werden, wenn die erwerbsfähige Bevölkerung im Zielland hinreichend qualifiziert oder qualifizierbar ist. Daher werden gängige und gut verfügbare Humankapitalindikatoren in den Länderindex einbezogen. Allerdings muss der Bereich des Humankapitals aus Gründen der Datenverfügbarkeit auf die formale Bildung eingegrenzt werden. Der Einsatz finanzieller Ressourcen liefert dabei wichtige Anhaltspunkte zur Bedeutung der Schulpolitik in einem Land. Die Summe der öffentlichen und privaten Bildungsausgaben ist ein direkter Indikator für den monetären Ressourceneinsatz. Die öffentlichen Bildungsausgaben als Anteil am BIP allein werden darüber hinaus häufig als ein Indikator für die Bedeutung der Bildungspolitik eines Landes aufgefasst. In den Länderindex der Stiftung Familienunternehmen gehen deshalb die öffentlichen und privaten Bildungsausgaben als Anteile an der gesamten Wertschöpfung (BIP) ein. Der bl0ße Ressourceneinsatz allein ist jedoch nicht ausreichend, um die Qualität eines Ausbildungssystems zu beurteilen. Außer den Kennziffern für Arbeitskosten und Produktivität wurden deshalb auch Indikatoren für den Bildungsstand des verfügbaren Humankapitals in den betrachteten Ländern aufgenommen. Unter Humankapital wird die Summe der produktionswirksamen Fähigkeiten eines Beschäftigten verstanden. Neben der rein formalen Bildung und Qualifikation zählen hierzu auch die im Lauf des Erwerbslebens gesammelte Berufserfahrung sowie die so genannten Soft Skills. Das Humankapital wird generell als ein Schlüsselfaktor für wirtschaftliches Wachstum und Produktivität betrachtet. Die Indikatoren, die in den Länderindex der Stiftung Familienunternehmen eingehen, erfassen den Einsatz öffentlicher und privater Ressourcen also den Aufwand - für formale Bildung, sowie die Qualität und Quantität und damit das Ergebnis des Aufwands - der formalen Bildung. Der Aufwand für Bildung wird durch den genannten Teilindikator Bildungsausgaben erfasst. Zur Berücksichtigung der Qualität der Bildung wurden zwei weitere Teilindikatoren aufgenommen. Der erste dieser Teilindikatoren basiert auf Ergebnissen der Schulleistungsstudie PISA, die Auskunft über den potenziellen künftigen Humankapitalbestand geben. Der zweite Teilindikator erfasst das Ausbildungsniveau der erwerbsfähigen Bevölkerung, das über den Humankapitalbestand in der gegenwärtigen Erwerbsbevölkerung informiert. Konkret wird der prozentuale Anteil der 25- bis 64-jährigen mit tertiärem Bildungsabschluss angegeben Der Subindex Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital Die Ergebnisse des Ländervergleichs zum Themengebiet Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital sind in Tabelle 2 dargestellt. Der Subindex Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital kann Werte zwischen Null und 100 annehmen, wobei die Indexwerte mit zunehmender Standortattraktivität steigen. In den Subindex Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital gehen die beiden Bereiche Arbeitskosten und Produktivität sowie der Bereich des Humankapitals mit jeweils einem Drittel ein. Innerhalb des Bereichs Humankapitals werden die Höhe der Bildungsausgaben, die PISA-Ergebnisse sowie das Bildungsniveaus der Bevölkerung gleich gewichtet berücksichtigt. Detailliertere Erläuterun- 20

35 gen zur Datenbasis und Berechnungsmethodik sowie weitere Informationen zum Themengebiet Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital finden sich in Anhang A 2. Tabelle 2: Subindex Arbeitskosten, Produktivität und Humankapital Land Punktwert 2010 Rang 2010 Punktwert 2008 Rang 2008 USA 55, ,25 1 Finnland 50, ,03 2 Irland 49, ,96 3 Vereinigtes Königreich 47, ,59 7 Luxemburg 46, ,03 6 Dänemark 46, ,95 4 Polen 46, ,10 5 Niederlande 45, ,19 8 Schweiz 41, ,31 13 Belgien 40, ,40 10 Slowakei 40, ,99 11 Spanien 40, ,06 15 Schweden 39, ,62 9 Tschechien 39, ,58 12 Frankreich 39, ,22 14 Deutschland 33, ,40 16 Österreich 33, ,55 17 Italien 29, ,13 18 Quelle: Berechnungen von ZEW und Calculus Consult Auch im Ländervergleich 2010 sind die USA, Finnland und Irland die attraktivsten Standorte, wenn es um wettbewerbs- und leistungsfähige sowie hoch qualifizierte Arbeitskräfte geht. Deutschland befindet sich wie schon im Länderindex 2008 auf dem sechzehnten Rang. Hinter Deutschland rangieren Österreich und Italien. Die größten Veränderungen in positiver Richtung sind in der Schweiz zu beobachten, die sich von Platz 13 auf Platz 9 verbessern konnte. Dies ist vor allem auf bessere Werte bei den Bildungsausgaben und beim Bildungsniveau der erwerbstätigen Bevölkerung zurückzuführen. Verbesserungen um drei Rangplätze gab es für das Vereinigte Königreich (vom siebten auf den vierten Rang) und Spanien (vom 15. auf den zwölften Rang). Im Fall des Vereinigten Königreichs ist dies vor allem durch einen Rückgang der Arbeitskosten sowie deutlich verbesserte Werte bei den Bildungsindikatoren verursacht. Der Rückgang der Arbeitskosten ist hierbei durch eine Abwertung des britischen Pfund beeinflusst. Im Fall von Spanien ist die Verbesserung durch ein relatives Abrutschen der in der Rangliste benachbarten Länder verursacht. Verschlechterungen gab es vor allem für Schweden, das bedingt durch schlechtere Werte bei den Bildungsausgaben, dem Bildungsniveau der erwerbstä- 21

36 tigen Bevölkerung und der Produktivität vier Rangplätze einbüßte und auf Rang 13 zurückfiel. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Rangänderungen zwischen dem neunten und 15. Rang nicht überbewertet werden sollten: Die Länder liegen in diesem Bereich, was die Punktwerte angeht, sehr dicht beieinander, so dass die Anzahl der gewonnenen oder verlorenen Ränge eine größere Veränderung suggeriert, als dies gemessen an den zugrunde liegenden Daten tatsächlich der Fall ist. Für den Subindex zum Themengebiet Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital spielt gerade die günstige Mischung aus hoher Arbeitsproduktivität, angemessenen Arbeitskosten und gut ausgebildeter Arbeitnehmerschaft eine zentrale Rolle. Die untersuchten Länder weisen hier teilweise sehr unterschiedliche Standortvor- und nachteile auf. In welchen Bereichen Defizite für die Länder des Index der Stiftung Familienunternehmen festzustellen sind und welche Faktoren in welchen Ländern positiv zu Buche schlagen, wird in den folgenden Abschnitten zu den Ausprägungen der Indikatoren einzelner Bereiche genauer dargelegt Arbeitskosten Abbildung 9 zeigt die Ergebnisse der internationalen Arbeitskostengegenüberstellung nach den Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IdW) Köln (vgl. Schröder 2007, 2009). Abbildung 9: Arbeitskosten in der Industrie je geleistete Arbeitsstunde 1 PL 7,0 2 SK 7,3 3 CZ 8,8 4 E 20,6 5 USA 21,7 6 UK 24,6 7 I 25,5 8 IRL 27,6 9 FIN 31,2 10 A 31,4 11 L 31,6 12 NL 32, F D 33,2 33, DK 34,1 16 S 34,7 17 CH 34,8 18 B 36,6 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0 Angaben in Euro je geleistete Arbeitnehmerstunde Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2007, 2009) 22

37 Die Angaben beziehen sich für den Länderindex 2010 auf das Jahr 2008, für den Länderindex 2008 auf das Jahr Die ausgewiesenen Zahlen sind Kosten je Arbeitnehmerstunde. Im Hinblick auf die Veränderungen der Arbeitskosten zwischen 2008 und 2010 ist zu beachten, dass die vom IdW berechneten Kennzahlen nominale Größen sind, d.h. sie sind nicht um Inflations- und Wechselkurseffekte bereinigt. Weitere Erläuterungen zu diesem Indikator und eine Aufschlüsselung der Arbeitskosten nach Branchen und Unternehmensgrößenklassen sind in Anhang A 2.1 zu finden. Die niedrigsten Arbeitskosten weisen, wie erwartet, auch im Länderranking 2010 Polen, die Slowakische und die Tschechische Republik auf. Unter den westlichen Ländern haben Spanien, die USA und das Vereinigte Königreich die niedrigsten Arbeitskosten. Deutschland befindet sich auf Rang 14 und konnte sich gegenüber dem Jahr 2006 um einen weiteren Rangplatz verbessern (bereits in 2006 war eine Verbesserung um zwei Rangplätze gegenüber dem Jahr 2004 zu verzeichnen). Die höchsten Arbeitskosten haben Dänemark, Schweden, die Schweiz und Belgien. Noch einmal sei betont, dass wegen möglicher Preisniveau- und Wechselkurseffekte diese Veränderungen mit Vorsicht zu interpretieren sind. Unter diesem Vorbehalt sind in allen Ländern außer den USA und dem Vereinigten Königreich die Arbeitskosten im Vergleich zu 2006 gestiegen. Auch in diesem Jahr weisen die osteuropäischen Länder wieder die höchsten Steigerungsraten auf. Ebenfalls hoch waren die Steigerungsraten in Irland, Dänemark und Belgien. In Deutschland sind die Kostensteigerungen wie auch schon im Vorgängerranking vergleichsweise moderat ausgefallen und haben so zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen beigetragen. Nach wie vor sind in Deutschland vor allem die Personalzusatzkosten überdurchschnittlich hoch, während sich die Direktentgelte weiterhin auf dem Durchschnittsniveau der Eurozone befinden. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass in einigen Ländern die Sozialversicherungssysteme größtenteils über das Steuersystem finanziert werden, was sich in niedrigeren Personalzusatzkosten niederschlägt. Dies ist beispielsweise in Dänemark der Fall. Umgekehrt sind beispielsweise in Frankreich die Personalzusatzkosten höher als die Direktlöhne. Ebenfalls sehr hohe Zusatzkosten weisen Belgien, Österreich und Italien auf. In den Unterschieden bei den Personalzusatzkosten spiegelt sich vor allem die unterschiedliche Finanzierung der Sozialsysteme in den einzelnen Ländern wider. Einen zusätzlichen Einfluss haben die so genannten direkten Personalzusatzkosten, wie Entlohnung für arbeitsfreie Tage, Lohnfortzahlungsregelungen, Sonderzahlungen und Ähnliches Produktivität Die bloße Analyse der Arbeitskosten in den verschiedenen Ländern ist nur wenig aussagefähig, sofern nicht die teilweise erheblichen Unterschiede der Arbeitsproduktivitäten berücksichtigt werden. In der Regel sind mit hohen Arbeitskosten auch hohe Produktivitäten verbunden. Eine Analyse und Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit sollte daher nicht ausschließlich auf Kostenüberlegungen basieren. 23

38 Für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sind die Lohnstückkosten ausschlaggebend, die sich aus der Gesamtbetrachtung von Arbeitskosten und Arbeitsproduktivität ergeben. Die im Folgenden ausgewiesenen Daten beziehen sich für den Länderindex 2010 auf das Jahr 2008, für den Länderindex 2008 auf das Jahr Wie auch die Arbeitskosten sind auch diese Kennzahlen nominale Größen und nicht um Inflations- und Wechselkurseffekte bereinigt. Weitere Erläuterungen hierzu sowie eine detaillierte Aufschlüsselung nach Branchen des verarbeitenden Gewerbes sind in Anhang A 2.2 zu finden. Abbildung 10: Arbeitsproduktivität für die Gesamtwirtschaft 1 L 73,8 2 IRL 53,9 3 DK 50,2 4 B 49,3 5 NL 49,0 6 F 48,9 7 CH 46,2 8 S 44,3 9 D 43,3 10 FIN 42,8 11 A 40,7 12 UK 39,0 13 USA 37,6 14 I 34,5 15 E 32,2 16 SK 17, CZ 11, PL 11, Angaben in Bruttoinlandsprodukt je gearbeitete Stunde Quelle: OECD (2007a, 2009a), Berechnungen von Calculus Consult In Abbildung 10 ist die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität in den untersuchten Ländern dargestellt. Deutschland liegt in dieser Statistik wie auch im Länderindex 2008 auf dem neunten Rang. Die Spitzenplätze nehmen Luxemburg, Irland und Dänemark ein. Die gemeldete Produktivität für Luxemburg muss allerdings mit Vorsicht interpretiert werden, da Besonderheiten bei der Erhebung dieser Statistik beachtet werden müssen: In Luxemburg trägt ein beträchtlicher Anteil an Pendlern aus den Nachbarländern an der Gesamtbeschäftigung zum BIP bei (vgl. Eurostat, 2003b). Diese zählen jedoch nicht zur gebietsansässigen Bevölkerung und werden von der OECD bei der Berechnung der gesamten gearbeiteten Stunden nicht berücksichtigt. Dies hat zur Folge, dass das relativ hohe Bruttoinlandsprodukt von Luxemburg bei der Kalkulation des BIP pro gearbeitete Stunde einer zu geringen 24

39 Gesamtstundenzahl gegenübergestellt wird. Daher fällt die errechnete Produktivitätskennzahl für Luxemburg tendenziell zu hoch aus. Unter dem Vorbehalt des Einflusses von Preis- und Wechselkurseffekten sind mit Ausnahme von den USA in allen betrachteten Ländern die Produktivitäten leicht gestiegen. Besonders deutlich ist dies in Frankreich und Österreich ausgefallen, die sich dadurch um zwei bzw. drei Plätze verbessern konnten. Der Produktivitätsrückgang in den USA hingegen hat einen Verlust von drei Rangplätzen zur Folge. An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass eine Zusammenschau von Arbeitskosten und Produktivität zwar Anhaltspunkte für die Wettbewerbsfähigkeit liefern kann, bei einem direkten quantitativen Vergleich der hier dargestellten Ergebnisse jedoch Vorsicht geboten ist: Die Daten für Arbeitskosten und Arbeitsstundenproduktivität stammen von verschiedenen Institutionen, so dass möglicherweise durch Unterschiede in den genauen Definitionen und der Erhebungsmethodik Verzerrungen möglich sind. Aus einem direkten Vergleich der Daten zu Arbeitskosten und Arbeitsproduktivitäten können deshalb keine quantitativen Aussagen im Sinne eines Indikators zur Wettbewerbsfähigkeit abgeleitet werden Bildungsausgaben In Abbildung 11 ist der prozentuale Anteil der öffentlichen und privaten Ausgaben für Bildungsinstitutionen am Bruttoinlandsprodukt dargestellt. Die Angaben beziehen sich für den Länderindex 2010 auf das Referenzjahr 2006, für den Länderindex 2008 auf das Referenzjahr Ausgewiesen sind alle Ausgaben für Bildungsinstitutionen privater Haushalte und öffentlicher Träger, die sowohl auf sämtlichen föderalen Ebenen als auch für alle Bildungsstufen (Primar-, Sekundar- und Tertiärstufe) getätigt werden. Detailliertere Erläuterungen zur Berechnung dieser Anteile finden sich in Anhang A 2.3, der außerdem eine Aufschlüsselung der Ausgaben nach öffentlichen und privaten Quellen enthält. Auch in der aktuellen Rangliste sind die USA mit 7,4 Prozent Bildungsausgaben wieder der Spitzenreiter der Rangliste, gefolgt von Dänemark und Schweden. In Deutschland sind die Bildungsausgaben nach dem Rückgang zwischen 2002 und 2004 auch im Jahr 2006 ein weiteres Mal gesunken, was zu einem Abrutschen von Rang 11 auf Rang 14 in dieser Dimension des Länderrankings führte. Nur noch in Irland, Spanien, der Slowakischen Republik und Luxemburg wird noch weniger Geld für Bildung ausgegeben. In den meisten Ländern sind die Bildungsausgaben im Vergleich zu 2004 in etwa gleich geblieben. Ein nennenswerter Anstieg ist lediglich in den Niederlanden zu beobachten. Die deutlichsten Abnahmen sind außer in Deutschland in Finnland, Polen, der Slowakei und Luxemburg zu verzeichnen. 25

40 Abbildung 11: Anteil der privaten und öffentlichen Ausgaben für Bildungsinstitutionen am Bruttoinlandsprodukt 1 USA 7,38 2 DK 7,26 3 S 6,33 4 B 6,09 5 F 5,92 6 UK 5,91 7 CH 5,90 8 FIN 5,84 9 PL 5,68 10 NL 5,60 11 A 5,51 12 I 4,93 13 CZ 4,80 14 D 4, IRL ES SK 4,26 4,67 4, L 3,34 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 Anmerkungen: Für Luxemburg sind nur Daten für öffentliche Bildungsausgaben verfügbar Quelle: OECD (2007b, 2009b) PISA-Ergebnisse Die Qualität der Bildung und somit das Ergebnis der Bildungsinvestitionen wird im Länderindex der Stiftung Familienunternehmen durch Kennzahlen abgebildet, die der OECD-Schulleistungsstudie PISA entnommen sind. Die PISA-Studie wird seit 2000 alle drei Jahre von der OECD erhoben und dient zur Beurteilung der Schulausbildung von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern. Unter anderem werden die Kompetenzen in den Bereichen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften geprüft. Da die Ergebnisse der PISA-Studie 2009 erst im Dezember 2010 zu erwarten sind, musste für den Länderindex 2010 nochmals auf die Ergebnisse der PISA-Studie 2006 zurückgegriffen werden. Ausgewiesen wird im Subindex PISA-Ergebnisse der arithmetische Mittelwert aus den PISA-Ergebnissen für Lesekompetenz, mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenz. Eine ausführlichere Datenbeschreibung mit Einzelergebnissen findet sich in Anhang A 2.4. Abbildung 12 zeigt die Ergebnisse der PISA-Studie Die mit Abstand besten Ergebnisse der 2006er Studie erzielte Finnland. Wie die Aufschlüsselung in Anhang A 2.4 zeigt, konnten die finnischen Schüler in allen drei Kompetenzfeldern Spitzenergebnisse aufweisen. Auf dem zweiten Rang 26

41 befinden sich die Niederlande, die vor allem in der mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenz herausragend abschnitten. Auch Belgien und die Schweiz weisen besonders im Kompetenzfeld Mathematik sehr gute Ergebnisse auf. Irland hingegen belegt bei der Lesekompetenz den zweiten Rang, liegt aber in den anderen beiden Kompetenzfeldern im Mittelfeld. Abbildung 12: Mittelwerte der Lesekompetenz, mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenz 1 FIN NL CH B IRL D S CZ A UK DK PL F USA L SK E I Angaben für den Index 2006 beziehen sich für das Vereinigte Königreich auf das Jahr Quelle: OECD (2004, 2006), Berechnungen von Calculus Consult Deutschland belegt im PISA-Ländervergleich die sechste Position und liegt damit im oberen Drittel. Die PISA-Ergebnisse der deutschen Schüler sind am Besten im Bereich der naturwissenschaftlichen Kompetenz, wo Deutschland hinter Finnland und den Niederlanden den dritten Platz belegt. Die Schwachstelle der deutschen Schüler ist die Lesekompetenz, in der sie nur unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielen. In der mathematischen Kompetenz liegt Deutschland etwas über dem OECD- Durchschnitt. Gemessen an der 2006er Studie stellt die Qualität der Schulausbildung somit insgesamt durchaus als ein Standortfaktor angesehen werden, der Deutschland positiv auszeichnet Bildungsniveau der erwerbsfähigen Bevölkerung Als Maßzahl für das Bildungsniveau der erwerbsfähigen Bevölkerung wird der Anteil der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren, der einen tertiären Bildungsabschluss hat, verwendet. Diese Maßzahl 27

42 dient als Indikator für die in der Bevölkerung verfügbaren Kenntnisse und Fähigkeiten, die formal der tertiären Bildungsstufe entsprechen. Für eine ausführliche Definition und weitere Informationen zu diesem Indikator verweisen wir auf Anhang A 2.5. Die Angaben für den Länderindex 2010 beziehen sich auf das Jahr 2007, für den Länderindex 2008 auf das Jahr Ein hoher Anteil Erwachsener mit einem tertiären Bildungsabschluss hat sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft viele Vorteile. Der Einzelne profitiert von besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt und einem höheren Einkommen: Ein geringerer Bildungsstand ist mit einem höheren Risiko, arbeitslos zu werden, verbunden dies gilt in Deutschland in besonderem Maße. Für die Gesellschaft bedeutet ein hoher Bildungsstand der Bevölkerung eine hohe gesamtwirtschaftliche Produktivität und damit verbunden ein hohes Wohlstandsniveau. Um eine hohe Qualifikation der Erwerbsbevölkerung sicherzustellen und das erreichte Niveau auch auf die Dauer zu halten, sind hohe Eintritts- und Abschlussquoten im tertiären Bildungsbereich nötig. Aus diesen Gründen gilt der Bildungsstand der Bevölkerung als eine der wichtigsten Kennzahlen zum Humankapitalbestand. Abbildung 13: Anteil der 25- bis 64-Jährigen mit tertiärem Bildungsabschluss 1 USA 40,3 2 FIN 36,4 3 IRL 32,2 4 DK 32,2 5 B 32,1 6 UK 31,8 7 CH 31,3 8 S 31,3 9 NL 30,8 10 E 29,0 11 F 26,8 12 L 26,5 13 D 24,3 14 PL 18, A SK CZ 14,1 13,7 17, I 13,6 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0 Quelle: OECD (2007b, 2009b) Der Anteil der 25- bis 65-jährigen mit tertiärem Bildungsabschluss ist in Abbildung 13 dargestellt. Wie die Statistik zeigt, ist dieser Prozentsatz in den betrachteten Ländern stark unterschiedlich und variiert zwischen 13,6 Prozent in Italien und mehr als 40 Prozent in den USA. Neben den USA haben Finnland, 28

43 Irland, Dänemark und Belgien mit jeweils über 32 Prozent die höchsten Akademikeranteile. Deutschland befindet sich wie im Vorgänger-Ranking auf Rang 13. Den geringsten Anteil Erwachsener mit tertiärem Bildungsabschluss weisen die osteuropäischen Länder sowie Österreich und Italien auf. Bei der Interpretation solcher Zahlen ist allerdings zu beachten, dass in manchen Ländern eine besondere Tradition der beruflichen Ausbildung im Tertiärbereich existiert und auch in der Ausgestaltung der tertiären Bildungssysteme große Unterschiede bestehen. Eine starke Differenzierung der möglichen Abschlüsse und hohe Bildungsrenditen, wie beispielsweise in den USA, gehen üblicherweise mit hohen Abschlussquoten einher. Insgesamt sind in den meisten betrachteten Ländern die Abschlussquoten im Tertiärbereich auch zwischen 2004 und 2006 gestiegen. Den stärksten Anstieg weisen Irland, Dänemark, das Vereinigte Königreich, die Schweiz und Polen auf. In Deutschland, Dänemark und Österreich ist die Abschlussquote dagegen leicht zurückgegangen Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital internationaler Vergleich über die Indikatoren Die folgenden Spinnennetz-Diagramme stellen wiederum die Position Deutschlands für die fünf Dimensionen des Subindex Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital im Vergleich mit anderen Staaten dar. Die beste erreichbare Position liegt jeweils am äußeren Rand des Spinnennetzes, die schlechteste in seinem Mittelpunkt. Je größer die von der einem Land zugehörigen Datenlinie eingeschlossene Fläche ist, desto günstiger sind seine Standortbedingungen. Abbildung 14: Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital - Deutschland im Vergleich mit den westlichen EU-Ländern und den USA Arbeitskosten Bildung Erwerbsbev Produktivität Deutschland USA EU-West-Durchschnitt PISA Mittelwert Bildungsausgaben Quelle: Berechnungen von Calculus Consult 29

44 In Abbildung 14 ist die Position Deutschlands verglichen mit dem Durchschnitt der westlichen EU- Länder und den USA dargestellt. Wie die Abbildung zeigt, weist Deutschland im Hinblick auf die Arbeitskosten, die Bildungsausgaben und das Bildungsniveau der erwerbstätigen Bevölkerung ungünstigere Bedingungen als der EU-West-Durchschnitt auf. Hinsichtlich der Produktivität liegt Deutschland auf dem Durchschnittsniveau. Lediglich beim PISA-Mittelwert schneidet Deutschland geringfügig besser ab als der EU-West-Durchschnitt. Verglichen mit den USA liegt Deutschland bei den Arbeitskosten, den Bildungsausgaben und beim Bildungsstand der erwerbstätigen Bevölkerung deutlich schlechter. Im Hinblick auf die Produktivität hingegen weist Deutschland einen leichten Standortvorteil auf. Deutlich übertroffen werden die USA von Deutschland allerdings bei den PISA-Ergebnissen. Abbildung 15: Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital - Deutschland im Vergleich mit Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich Arbeitskosten Bildung Erwerbsbev. 20 Produktivität 0 Deutschland Frankreich Italien Ver. Königreich PISA Mittelwert Bildungsausgaben Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Abbildung 15 stellt Deutschland dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Italien gegenüber. Hier ist gegenüber keinem der Vergleichsländer eine eindeutige Dominanz gegeben. Verglichen mit Italien liegt Deutschland bei der Produktivität, bei den PISA-Ergebnissen und beim Bildungsstand der Erwerbsbevölkerung günstiger. Vor allem in den beiden genannten Bildungsdimensionen ist Italien sehr schlecht positioniert. Im Hinblick auf die Arbeitskosten dagegen ist Italien deutlich günstiger und auch bei den Bildungsausgaben wird Deutschland von Italien inzwischen leicht übertroffen. Verglichen mit Frankreich sind die Voraussetzungen in Deutschland dagegen in allen Dimensionen außer dem PISA-Mittelwert entweder gleichauf oder ungünstiger. Besonders bei den Bildungsausgaben liegt das Nachbarland deutlich vorne. Im Vergleich mit dem Vereinigten Königreich schließlich schneidet Deutschland beim PISA-Mittelwert und bei der Produktivität etwas günstiger ab, wird aber bei den Arbeitskosten, den Bildungsausgaben und beim Bildungsstand der Erwerbsbevölkerung deut- 30

45 lich vom Vereinigten Königreich übertroffen. Nach wie vor stellen die Arbeitskosten die Schwachstelle Deutschlands dar. Abbildung 16: Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital - Deutschland im Vergleich mit Polen, der Slowakischen und der Tschechischen Republik Arbeitskosten Bildung Erwerbsbev Produktivität Deutschland Polen Slowakei Tschechien PISA Mittelwert Bildungsausgaben 1 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult In Abbildung 16 ist der Vergleich Deutschlands mit den osteuropäischen Ländern dargestellt. Hier ist Deutschland, wie nicht anders zu erwarten, vor allem im Bereich der Arbeitskosten gegenüber Polen, der Slowakischen und der Tschechischen Republik bei Weitem im Hintertreffen, während es umgekehrt die osteuropäischen Länder im Hinblick auf die Produktivität deutlich dominiert. Auch beim Bildungsstand der Erwerbsbevölkerung schneidet Deutschland klar besser ab als die osteuropäischen Vergleichsländer. Vor allem im Vergleich mit der Slowakei ist Deutschland bei allen Bildungsindikatoren überlegen. Verglichen mit Tschechien hingegen kann Deutschland beim PISA- Mittelwert und den Bildungsausgaben keine Standortvorteile mehr vorweisen und wird bei den Bildungsausgaben sogar deutlich von Polen übertroffen. Verglichen mit Dänemark, Finnland und Schweden schließlich (Abbildung 17) liegt Deutschland bei der Produktivität und den Arbeitskosten im Vergleich zu allen drei Ländern gleichauf oder geringfügig schlechter. Hierbei ist bei den Arbeitskosten der Abstand gegenüber Finnland, bei der Produktivität gegenüber Dänemark am Größten. Im Hinblick auf die Bildungsindikatoren sind die drei nordeuropäischen Länder vor allem bei den Bildungsausgaben und beim Bildungsstand der Erwerbstätigen Deutschland deutlich überlegen. Bei den Bildungsausgaben zeichnet sich wiederum Dänemark durch die besten Ergebnisse aus, während beim Bildungsstand der Erwerbsbevölkerung Finnland die günstigste Position innehat. Bei den PISA- 31

46 Ergebnissen liegt Deutschland mit Dänemark und Schweden in etwa gleich auf, wird jedoch vom unangefochtenen Spitzenreiter Finnland bei Weitem übertroffen. Abbildung 17: Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital - Deutschland im Vergleich mit Dänemark, Finnland und Schweden Arbeitskosten Bildung Erwerbsbev Produktivität Dänemark Deutschland Finnland Schweden PISA Mittelwert Bildungsausgaben Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Interpretation des Subindex Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital in Krisenzeiten Die Finanzkrise hat seit 2008 in vielen Ländern zu stark sinkender Arbeitsproduktivität geführt. Insbesondere Länder wie Deutschland, in denen Unternehmen ihre Beschäftigung trotz starker Umsatzrückgänge weitgehend stabil gehalten haben, sind zunächst mit einem starken Rückgang der Produktivität konfrontiert. In Volkswirtschaften wie den USA, in denen Unternehmen in der Krise eine rasche Anpassung ihrer Belegschaften vorgenommen haben, ist hingegen kein ausgeprägter Fall der Arbeitsproduktivität zu verzeichnen. Für den dauerhaften Produktivitäts- und Wettbewerbseffekt der Krise wird es darauf ankommen, wie schnell die alten Umsatzniveaus wieder erreicht werden können. Unternehmen, die wie in Deutschland versucht haben, ihre Facharbeiter auch in der Krise zu halten, könnten in einer ausgeprägten Erholungsphase von diesem Erhalt ihres Humankapitals profitieren. Eine aussagefähige Untersuchung der krisenbedingten Produktivitätseffekte muss aber aufgrund fehlender zeitnaher Daten zukünftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben. 2.3 Themengebiet Regulierung Einführung Das Themengebiet Regulierung behandelt Sachverhalte, die die Regulierung der Arbeitsmärkte, des Tarifrechts, der Produktmärkte, der betrieblichen Mitbestimmung sowie die allgemeine Geschäftstä- 32

47 tigkeit (sog. Doing Business ) betreffen. Entsprechend setzt sich der Subindex Regulierung aus Teilindikatoren zu fünf Sachverhalten zusammen. Im Hinblick auf die Regulierung des Arbeitsmarktes wird vor allem auf Regelungen des Kündigungsschutzes und der Einstellung von Arbeitnehmern abgestellt. Von Bedeutung ist hierbei, inwieweit die Einstellung und Kündigung von Arbeitnehmern durch Vorschriften behindert werden, und inwieweit Unternehmen flexibel agieren können. Im Bereich des Tarifrechts stellt sich die Frage, ob die Gestaltungsspielräume weitgehend durch zentrale Lohnverhandlungen bestimmt sind, oder die Löhne flexibel gesetzt werden können. In Unternehmen, die sich in ständig ändernden Wettbewerbssituationen befinden und darauf angewiesen sind, ihre Kostenstruktur flexibel gestalten zu können, kann dies für den Unternehmenserfolg von ausschlaggebender Bedeutung sein. Dies gilt vor allem für Familienunternehmen, weil sie in einem flexiblen institutionellen Umfeld Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Unternehmen mit einer komplexeren Eigentümerstruktur nutzen können. Der Bereich der Produktmarktregulierung beleuchtet Sachverhalte wie die staatliche Kontrolle über Märkte in Form von Preiskontrollen oder durch hohe Marktanteile staatlicher Unternehmen, außerdem administrative Hürden wie aufwendige Genehmigungsverfahren, Wettbewerbseinschränkungen durch die Zulassung von Kartellen und international wirkende Regulierungen für ausländische Investoren oder protektionistische Maßnahmen. Für Familienunternehmen sind sie vor allem deshalb bedeutsam, weil diese in besonderer Weise davon profitieren, wenn sie die durch die spezielle Eigentümerstruktur gegebenen kurzen internen Entscheidungswege durch schnelle Reaktionen auf veränderte Umweltbedingungen wie neue Marktentwicklungen oder zusätzlich verfügbare Technologien umsetzen können. Je stärker die im Teilbereich Produktmarktregulierung zusammengefassten Restriktionen sind, desto weniger können diese Vorteile tatsächlich genutzt werden. Der Bereich des Doing Business betrifft Regelungen zur Geschäftsgründung, zur Rechtssicherheit und der Durchsetzung von Verträgen sowie Regulierungen des Außenhandels. Bei der Geschäftsgründung werden Aufwand, Dauer und entstehende Kosten berücksichtigt. Das Ausmaß der Rechtssicherheit wird anhand von Aufwand, Dauer und Kosten der Durchsetzung von Verträgen bewertet. Gerade für Unternehmen, die über keine große eigene Rechtsabteilung verfügen, ist dieser Punkt oftmals von immenser Wichtigkeit. Im Bereich der Regulierungen des Außenhandels werden Import- und Exportbestimmungen im Hinblick auf den anfallenden administrativen Aufwand, Kosten und zeitliche Verzögerungen untersucht. Von besonderer Bedeutung ist für Familienunternehmen der Bereich der betrieblichen Mitbestimmung. Gerade aufgrund der besonderen Einbindung der Eigentümer und ihres Engagements haben Familienunternehmen Wettbewerbsvorteile, die durch sehr ausgedehnte Mitbestimmungsrechte von Arbeitnehmern wieder zunichte gemacht werden können. Zwar liegt für die betriebliche Mitbestim- 33

48 mung kein publizierter Index mit der erforderlichen Länderabdeckung vor. Dennoch verursachen die entsprechenden Regelungen auf Unternehmensseite unter Umständen erhebliche Kosten und Einschränkungen, so dass ein aussagefähiger Index zum Themengebiet der Regulierung unbedingt Informationen über die betriebliche Mitbestimmung berücksichtigen sollte. Für den Länderindex der Stiftung Familienunternehmen wurden deshalb die einschlägigen gesetzlichen Regelungen zur betrieblichen Mitbestimmung in allen Ländern recherchiert und in einen aussagekräftigen Index umgesetzt, der die Regulierungsdichte in diesem Bereich abbildet. Wegen ihrer hohen Kostenrelevanz wurden dabei Regelungen, die die Freistellung von Arbeitnehmern für die Tätigkeit als Arbeitnehmervertreter sowie die Rechte der Arbeitnehmervertretungen bei Einstellung und Entlassung von Mitarbeitern und bei der innerbetrieblichen Vereinbarung von Löhnen und Gehältern betreffen, besonders berücksichtigt. Außerdem werden Mitspracherechte bei unternehmerischen Einzelentscheidungen wie beispielsweise Übernahmen oder Fusionen einbezogen. Ein weiterer für Familienunternehmen wichtiger Bereich betrifft die unternehmerische Mitbestimmung von Arbeitnehmern. Leider stößt man bei der Erstellung eines Index zu dieser Frage auf große Schwierigkeiten. Ein solcher Index sollte sowohl die unterschiedlich strengen Voraussetzungen für die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in Unternehmensorganen als auch das Ausmaß der Mitbestimmungsmöglichkeiten berücksichtigen. Aufgrund der Heterogenität der gesetzlichen Regelungen in den verschiedenen Ländern ist es jedoch kaum möglich, eine vernünftige Vergleichsbasis zu finden. So hängt die Mitbestimmung auf Unternehmensebene von der Gesellschaftsform und der Anzahl der Mitarbeiter, in manchen Ländern auch von anderen Tatbeständen wie beispielsweise der Höhe des Eigenkapitals ab. Auch der Grad der Mitbestimmung ist in verschiedenen Ländern auf sehr unterschiedliche Art und Weise reguliert. In manchen Ländern gibt es einen genau festlegten Anteil der Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten oder Verwaltungsorganen, in anderen Maximalregelungen und in einigen wenigen Ländern ist nicht der Anteil, sondern die absolute Zahl der Arbeitnehmervertreter festgelegt. Weiterhin gibt es vereinzelt Vereinbarungen, die die Mitbestimmung auf freiwilliger Basis gewähren oder einer bestimmten Anzahl von Arbeitnehmern ein Beisitzungs-, jedoch kein Stimmrecht einräumen. Diese Komplexität macht es unmöglich, die Regulierung in diesem Bereich in Form eines qualitativ hochwertigen Index zu quantifizieren, sodass die Regulierungen im Bereich der unternehmerischen Mitbestimmung nicht in den Subindex Regulierung eingehen können. Einige wichtige Informationen und Übersichten über Regelungen zur Mitbestimmung auf Unternehmensebene werden aber im Anhang A 3.6 aufgeführt Der Subindex Regulierung Die Ergebnisse beim Subindex zum Themengebiet Regulierung sind in Tabelle 3 dargestellt. Die fünf Teilbereiche Arbeitsmarkt, Tarifrecht, Doing Business, betriebliche Mitbestimmung und Produktmarkt sind gleich gewichtet, so dass jeder Teilbereich mit einem Gewicht von 20 Prozent in den Subindex eingeht. Gegenüber der Publikation des Länderindex 2008 musste in einigen Teilindikatoren 34

49 die Datenbasis verändert werden, da die in der letzten Auflage verwendeten Kennzahlen nicht mehr veröffentlicht werden oder die erhebende Institution die Berechnungsmethodik deutlich verändert hat. Um eine Periodenvergleichbarkeit zu gewährleisten, wurde der Subindex Regulierung auch für das Jahr 2008 auf Grundlage der neuen Datenbasis neu errechnet. Hierdurch kann es in einigen Fällen zu Unterschieden gegenüber den in der Vorgängerpublikation ausgewiesenen Ergebnissen kommen. Detaillierte Erläuterungen zur Datenbasis und Berechnungsmethodik und weitere Informationen zum Themengebiet Regulierung finden sich in Anhang A 3. Die Indexwerte können Werte zwischen Null und 100 annehmen und sind umso höher, je geringer der Grad der Regulierung ist. Tabelle 3: Subindex Regulierung Land Punktwert 2010 Rang 2010 Punktwert 2008 Rang 2008 USA 94, ,32 1 Vereinigtes Königreich 80, ,02 2 Dänemark 80, ,82 3 Schweiz 74, ,43 4 Frankreich 62, ,86 9 Finnland 60, ,80 7 Irland 59, ,51 8 Luxemburg 54, ,58 6 Slowakei 52, ,19 5 Tschechien 49, ,70 10 Niederlande 48, ,03 12 Belgien 48, ,21 14 Schweden 47, ,29 11 Spanien 41, ,34 13 Polen 40, ,62 15 Italien 32, ,69 17 Deutschland 31, ,44 18 Österreich 30, ,43 16 Quelle: Berechnungen von ZEW und Calculus Consult Mit deutlichem Abstand am Ende der Rangliste liegen auch im Länderindex 2010 wieder Italien, Deutschland und Österreich. Deutschland befindet in diesem Jahr auf dem vorletzten Rang und konnte damit gegenüber dem Länderindex 2008 die Platzierung um einen Rang verbessern. Das Schlusslicht der Rangliste bildet nun Österreich. Auch Polen und Spanien sind als stark regulierte Länder einzuschätzen. Das Land mit der geringsten Regulierungsintensität sind nach wie vor die USA, gefolgt vom Vereinigten Königreich, Dänemark und der Schweiz. Die größten Veränderungen gegenüber dem Länderindex 2008 sind in Frankreich zu beobachten, das sich um vier Rangplätze verbessern konnte, 35

50 sowie in der Slowakei, die sich um vier Rangplätze verschlechterte. In Frankreich ist dies vor allem auf bessere Ergebnisse im Bereich Doing Business, in der Slowakei auf deutlich schlechtere Resultate bei der Regulierung des Arbeitsmarkts und der Produktmärkte sowie im Tarifrecht zurückzuführen. Die diesen Ergebnissen und den Veränderungen zwischen 2008 und 2010 zugrunde liegenden Faktoren werden in den folgenden Abschnitten näher beleuchtet Regulierung des Arbeitsmarktes In Abbildung 18 ist der Teilindex zur Regulierung des Arbeitsmarktes dargestellt. Er erfasst insbesondere den Umfang und die Ausgestaltung von Kündigungsschutzregelungen, aber auch Einschränkungen von Unternehmen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter. Die Indexwerte basieren auf Umfragedaten des World Economic Forum und beziehen sich für den Index 2010 auf das Jahr 2009, für den Index 2008 auf das Jahr Der Index kann Werte zwischen Eins und Sieben annehmen, wobei höhere Werte für eine geringere Regulierungsintensität stehen. Detailliertere Erläuterungen und weitere Informationen zum Themenbereich der Arbeitsmarktregulierung finden sich in Anhang A 3.1. Abbildung 18: Teilindikator Arbeitsmarktregulierung 1 DK 5,9 2 CH 5,6 3 USA 5,4 4 UK 4,1 5 IRL 3,8 6 FIN 3,7 7 SK 3,6 8 PL 3,4 9 A 3,3 10 CZ 3,2 10 S 3,2 12 L 3,1 13 NL 3,0 13 B 3, F E I 2,8 2,7 2, D 2,5 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 Quelle: World Economic Forum (2007, 2009a) Auch im Länderranking 2010 ist Deutschland zusammen mit Italien das Land mit den stärksten Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt. Nirgendwo sonst werden Einstellungen und Kündigungen von Ar- 36

51 beitnehmern durch Bestimmungen und Vorschriften so stark beeinflusst wie hier. Ebenfalls stark reguliert sind Frankreich und Spanien. Die mit Abstand geringsten Regulierungsintensitäten werden für Dänemark, die Schweiz und die USA ausgewiesen. Im Vergleich zum Länderindex 2008 konnten sich vor allem Irland, Finnland, Schweden, Belgien und Frankreich deutlich verbessern. Deutlich ungünstiger bewertet als noch vor zwei Jahren werden vor allem die Slowakische Republik, aber auch Polen und Österreich Tarifrecht Abbildung 19 zeigt den Teilindex zum Tarifrecht. Er bewertet die Regulierungen, denen die individuelle Gestaltung von Löhnen und Gehältern unterliegt. Die Daten stammen wiederum aus der jährlichen Umfrage des World Economic Forum (2007, 2009a). Der Index kann Werte zwischen Eins und Sieben annehmen, wobei wiederum niedrigere Indexwerte eine Tendenz zu kollektiven Flächentarifverträgen kennzeichnen, während höhere Werte Tarifsysteme auszeichnen, in denen die Unternehmen weitgehend frei über die Festsetzung von Löhnen und Gehältern entscheiden können. Auch hier beziehen sich die Daten für den Index 2010 auf das Jahr 2009, für den Index 2008 auf das Jahr Für weitere Erläuterungen und Informationen zum Tarifrecht wird auf Anhang A 3.2 verwiesen. Abbildung 19: Teilindikator Tarifrecht 1 USA 5,8 2 UK 5,7 2 CH 5,7 4 CZ 5,6 4 SK 5,6 6 PL 5,6 7 F 4,8 8 L 4,5 9 DK 4,4 10 E 4,0 11 B 3,8 12 NL 3,5 13 S 3,3 14 I 3,2 14 IRL 3, FIN 3, D 2,9 18 A 2,3 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 Quelle: World Economic Forum (2007, 2009a) 37

52 Nach wie vor liegt Deutschland beim Teilindikator Tarifrecht an vorletzter Stelle, während Österreich das Schlusslicht bildet. Ein hoher Anteil an Flächentarifverträgen besteht auch in Schweden, Italien, Finnland und Irland. Mit Abstand am Wenigsten reguliert sind die USA, das Vereinigte Königreich und die Schweiz, gefolgt von den osteuropäischen Ländern. Deutliche Verbesserungen gegenüber dem Länderranking 2008 sind vor allem in Polen und Belgien zu verzeichnen. Schlechtere Einschätzungen finden sich vor allem für Spanien und Österreich Regulierung des Produktmarkts In Abbildung 20 ist der Index zur Produktmarktregulierung dargestellt. Die Daten stammen von der OECD und werden im Fünfjahresabstand erhoben. Mit der Erhebung aus dem Jahr 2008 wurde die Methodik der Indikatorenerstellung von der OECD grundlegend überarbeitet und erneuert. Aus diesem Grund wurde auch der Länderindex 2008 mit den überarbeiteten Daten neu berechnet. Die Angaben beziehen sich für den Länderindex 2010 auf das Jahr 2008, für den Länderindex 2008 auf das Jahr Abbildung 20: Teilindikator Produktmarktregulierung 1 UK 0,84 2 USA 0,84 3 NL 0,97 4 DK 1,06 5 E 1,09 6 FIN 1,19 7 CH 1,29 8 S 1,31 9 IRL 1,33 9 D 1,33 11 A 1,35 12 I 1,38 13 B 1, F L 1,45 1, SK 1,60 17 CZ 1,62 18 PL 2,38 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 Quelle: OECD (2009c) Der Index bewertet die Regulierungsintensität auf den Produktmärkten und erlaubt damit Rückschlüsse auf die Wettbewerbssituation. Beeinträchtigungen der Wettbewerbschancen für Familienunternehmen können durch große Marktanteile staatlicher Unternehmen, Zölle und Zulassung von Kartel- 38

53 len bestehen, aber auch durch administrative Hürden bei Investitionsvorhaben und Außenhandel sowie im Tagesgeschäft. Nähere Erläuterungen und weitere Informationen zu diesem Teilindex finden sich in Anhang A 3.3. Der Indikator kann Werte zwischen Null und Sechs annehmen, wobei höhere Werte für eine stärkere Regulierungsintensität stehen. Nach wie vor ist die Regulierungsintensität in Polen mit Abstand am höchsten, auch wenn sie gegenüber den Ergebnissen aus dem Jahr 2003 deutlich abgenommen hat. Ebenfalls hoch ist die Produktmarktregulierung in der Tschechischen und Slowakischen Republik und in Luxemburg. In den osteuropäischen Ländern wirken sich hier immer noch die hohen Marktanteile noch nicht privatisierter Staatsbetriebe aus. Besonders günstige Ergebnisse erzielen das Vereinigte Königreich, die USA und die Niederlande. Deutschland befindet sich auf dem neunten Rang in der Mitte der Rangliste. In allen Ländern außer dem Vereinigten Königreich hat die Regulierungsintensität auf den Produktmärkten gegenüber der Erhebung aus dem Jahr 2003 abgenommen oder ist zumindest konstant geblieben. Vor allem die Niederlande, Spanien, die Schweiz, Österreich, Italien und Polen konnten Barrieren erheblich abbauen. Aber auch in Deutschland sind deutliche Verbesserungen bei der Produktmarktregulierung zu beobachten Doing Business Der in Abbildung 21 dargestellte Doing Business -Index misst die Regulierung in Bereichen, die für das tägliche Geschäftsleben wichtig sind. Erfasst werden Regelungen zur Geschäftsgründung, zur Rechtssicherheit und der Durchsetzung von Verträgen sowie zum Import und Export. Die im Länderindex 2008 noch einbezogene Kennzahl zur Regulierung im Umweltschutz wird nicht mehr erhoben und musste deshalb im aktuellen Länderindex aus dem Index herausgenommen werden. Um die Periodenvergleichbarkeit zu erhalten, wurde auch der Länderindex 2008 entsprechend neu berechnet. Es können deshalb gegenüber den in der Vorgängerpublikation ausgewiesenen Ergebnissen des Länderindex 2008 Veränderungen auftreten. Für eine ausführliche Erläuterung der Datenbasis, eine detaillierte Darstellung der Einzelergebnisse und weitere Informationen zum Doing Business -Bereich wird auf den Anhang A 3.4 verwiesen. Der Doing Business -Index kann Werte zwischen Null und 100 annehmen, wobei höhere Werte einen höheren Regulierungsgrad anzeigen. Die Rangliste im Bereich Doing Business wird von Finnland, Frankreich und den USA angeführt. Hierbei ist Finnland in allen drei Teilbereichen auf einem der vorderen drei Ränge zu finden. Frankreich weist vor allem in den Bereichen Geschäftsgründung und Außenhandel sehr gute Ergebnisse auf. Die USA schließlich werden im Bereich des Außenhandels etwas schwächer bewertet als bei den anderen beiden Kennziffern. Deutschland liegt hinsichtlich der Regulierung der allgemeinen Unternehmenstätigkeit im oberen Mittelfeld der betrachteten Länder. Besonders im Bereich des Außenhandels erzielt Deutschland sehr gute Ergebnisse. Auch im Bereich der Vertragsdurchsetzung ist die Re- 39

54 gulierungsintensität als eher niedrig eingestuft. Die schwächsten Resultate weist Deutschland im Bereich der Geschäftsgründung auf. Hier liegt das Land nur auf Rang 12. Mit einigem Abstand am Ende der Rangliste sind die drei osteuropäischen Länder sowie Spanien und Italien zu finden. Hierbei wird Italien besonders bei der Vertragsdurchsetzung sehr schlecht bewertet. Spanien weist im Bereich der Geschäftsgründung und im Außenhandel die schlechtesten Ergebnisse auf. In Tschechien und Polen liegen die Bewertungen in allen drei Teilbereichen im unteren Bereich der Rangliste, während die Slowakei im Bereich der Geschäftsgründung vergleichsweise günstig bewertet wird. Abbildung 21: Teilindikator Doing Business 1 FIN 18,93 2 F 21,91 3 USA 25,68 4 IRL 26,99 5 DK 28,46 6 L 30,80 7 D 31,35 8 UK 31, S B 31,88 33, NL 37, A 42,92 13 CH 44,32 14 PL 57,56 15 CZ 57,84 16 SK 60,67 17 E 63,35 18 I 67,29 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Generell ist in den untersuchten Bereichen im Vergleich zum Länderindex 2008 in den meisten Ländern eine Zunahme der Regulierungsintensität zu beobachten. Dies ist vor allem in Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz der Fall. Hierbei fällt auf, dass in Dänemark besonders die Regulierungsintensität bei der Geschäftsgründung deutlich höher bewertet wird als noch vor zwei Jahren. In den anderen vier genannten Ländern sind vor allem schlechtere Werte bei der Regulierung des Außenhandels für die ungünstigeren Bewertungen verantwortlich. Eine deutlich günstigere Bewertung der Regulierungsintensität ist nur in Polen, Frankreich und Finnland zu be- 40

55 obachten. Hierbei konnte Polen vor allem die Voraussetzungen bei der Geschäftsgründung erheblich verbessern Betriebliche Mitbestimmung Der Index zur betrieblichen Mitbestimmung basiert auf einer Vielzahl von quantifizierten Informationen, die für den Umfang und die Intensität der Mitbestimmungsrechte von Arbeitnehmervertretern in Unternehmen maßgeblich sind. Berücksichtigt sind insbesondere Regelungen zur Größe und Freistellung von Arbeitnehmervertretern, Ressourcen, die Arbeitnehmervertretern zur Verfügung zu stellen sind, sowie die Art der Rechte bei Einstellungen und Kündigungen, betrieblichen Lohnvereinbarungen und wichtigen unternehmerischen Entscheidungen wie organisatorische Veränderungen, Einführung neuer Technologien, Fusionen und Übernahmen oder Änderung der Rechtsform des Unternehmens. Für den Länderindex 2010 wurden die Regelungen auf den Stand der aktuellsten Informationen in deutsch- oder englischsprachigen Publikationen gebracht. Weitere Erläuterungen zur Datenbasis finden sich in Anhang A 3.5. Die Ergebnisse des Index zur betrieblichen Mitbestimmung sind in Tabelle 4 dargestellt. Die Indexwerte können einen Wert zwischen Null und 100 annehmen und steigen mit zunehmendem Grad der Regulierung. Tabelle 4: Index zur betrieblichen Mitbestimmung Land Index Betriebliche Mitbestimmung 2010 Rang 2010 USA 0,00 1 Vereinigtes Königreich 9,00 2 Irland 9,50 3 Frankreich 13,50 4 Dänemark 15,00 5 Italien 17,00 6 Slowakei 17,25 7 Finnland 21,00 9 Tschechische Republik 21,00 9 Schweiz 21,50 10 Luxemburg 22,00 11 Spanien 23,25 12 Polen 24,00 13 Belgien 30,00 14 Schweden 32,25 15 Niederlande 37,00 16 Österreich 54,

56 Deutschland 60,25 18 Quelle: Berechnungen von ZEW und Calculus Consult Nach wie vor hat Deutschland den höchsten Indexwert, was auf eine sowohl zahlenmäßig starke Arbeitnehmervertretung als auch auf umfangreiche Konsultations-, Mitbestimmungs- und Verhandlungsrechte von Betriebsräten bei einer Vielzahl von unternehmerischen Entscheidungen zurückzuführen ist. Die Arbeitnehmervertretungen Österreichs genießen ähnlich umfangreiche Rechte. Diese Rechte umfassen unter anderem die als Kooperation bezeichnete, faktische Pflicht zur Einigung in Bereichen wie Kündigung von Mitarbeitern, Veränderungen der Arbeitszeit und Arbeitsorganisation. Auch bei unternehmerischen Einzelentscheidungen haben Arbeitnehmer tendenziell ein deutliches Mitwirkungsrecht. Ebenfalls stark ausgeprägt ist die betriebliche Mitbestimmung in den Niederlanden, Schweden und Belgien. Die niedrigen Werte der angelsächsischen Länder lassen sich für das Vereinigte Königreich und Irland mit der weitgehend auf Betriebsvereinbarungen beruhenden und kaum durch Gesetze geregelten Mitwirkung begründen. Zudem beschränken sich die Mitwirkungsrechte auf wenige Bereiche. In den USA gibt es weder eine gesetzlich vorgeschriebene noch eine auf freiwilligen Vereinbarungen beruhende betriebliche Mitbestimmung. Entsprechend weisen die USA den geringsten möglichen Indexwert auf Regulierung internationaler Vergleich über die Indikatoren Die folgenden Diagramme zeigen die Position Deutschlands in den fünf Dimensionen des Subindex Regulierung. Wiederum ist die jeweils beste erreichbare Position durch den Wert 100, die schlechteste mögliche Position durch den Wert Null gekennzeichnet. Dies bedeutet, je kleiner die Fläche des umspannten Pentagons ist, desto schlechter schneidet ein Land im Länderranking des Themengebiets Regulierung ab. Abbildung 22: Regulierung- Deutschland im Vergleich mit den westlichen EU-Ländern und den USA 42

57 Betriebl. Mitb. Arbeitsmarkt Tarifrecht Doing Business Deutschland USA EU-West-Durchschnitt Produktmarkt Quelle Berechnungen von Calculus Consult In Abbildung 22 ist Deutschland dem Durchschnitt der westlichen EU-Länder und den USA gegenüber gestellt. Wie die Abbildung zeigt, liegt Deutschland in allen Dimensionen weit hinter den USA. Lediglich im Bereich des Doing Business bietet Deutschland annähernd vergleichbare Voraussetzungen. Besonders ungünstig fällt der Vergleich in den Bereichen des Tarifrechts, des Arbeitsmarkts und der betrieblichen Mitbestimmung aus. Der Vergleich mit dem Durchschnitt der westeuropäischen Länder fällt etwas günstiger aus. Hier liegt Deutschland im Bereich der Produktmarktregulierung annähernd gleich auf mit dem Durchschnitt und erzielt im Bereich des Doing Business sogar etwasüberdurchschnittliche Ergebnisse. Die Schwachstellen sind auch hier die Bereiche des Tarifrechts und vor allem des Arbeitsmarkts und der betrieblichen Mitbestimmung, wo Deutschland nach wie vor weit überdurchschnittlich reguliert ist. Abbildung 23: Regulierung - Deutschland im Vergleich mit Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich 43

58 Betriebl. Mitb. Arbeitsmarkt Tarifrecht Deutschland Frankreich Italien Ver. Königreich Doing Business Produktmarkt Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Abbildung 23 vergleicht die Position Deutschlands mit der Frankreichs, Italiens und des Vereinigten Königreichs. In dieser Gegenüberstellung erweist sich das Vereinigte Königreich als in allen Bereichen überlegen oder zumindest auf gleicher Höhe mit Deutschland. Besonders groß ist die Differenz in den Bereichen der betrieblichen Mitbestimmung sowie des Tarifrechts und des Arbeitsmarkts. Lediglich im Bereich des Doing Business bietet Deutschland vergleichbare Voraussetzungen. Etwas weniger gravierend ist der Unterschied im Vergleich zu Frankreich. Hier ist Deutschland dem Nachbarland bei der Arbeitsmarktregulierung nur geringfügig unterlegen und bietet im Bereich der Produktmarktregulierung sogar etwas bessere Bedingungen. Weitaus bessere Ergebnisse erzielt Frankreich bei der betrieblichen Mitbestimmung und im Tarifrecht. Auch im Bereich des Doing Business hat Frankreich die günstigeren Voraussetzungen. Der Vergleich mit Italien schließlich liefert ein uneinheitliches Bild. Vergleichbare Voraussetzungen haben Deutschland und Italien im Bereich im Bereich der Produktmarktregulierung, des Tarifrechts und der Arbeitsmarktregulierung. Im Bereich des Doing Business hat Deutschland bei Weitem die günstigeren Voraussetzungen, während im Bereich der betrieblichen Mitbestimmung das Gegenteilige gilt. Abbildung 24: Regulierung - Deutschland im Vergleich mit Polen, der Slowakischen Arbeitsmarkt und der Tschechischen Republik Betriebl. Mitb Tarifrecht Deutschland Polen Slowakei Tschechien 44 Doing Business Produktmarkt

59 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult In Abbildung 24 wird Deutschland mit Polen, der Tschechischen und der Slowakischen Republik verglichen. In diesem Ländervergleich ist eine klare Zweiteilung zwischen der Regulierung in der allgemeinen Geschäftstätigkeit und auf den Produktmärkten einerseits und der Regulierung im Hinblick auf alles, was den Faktor Arbeit betrifft, andererseits zu erkennen. In den Bereichen des Doing Business ist Deutschland allen drei osteuropäischen Ländern deutlich überlegen. Dies gilt insbesondere im Bereich der Produktmarktregulierung für Polen. In den drei Bereichen Tarifrecht, betriebliche Mitbestimmung und Arbeitsmarkt sind dagegen die osteuropäischen Länder deutlich weniger reguliert, wobei der Abstand im Bereich der Arbeitsmarktregulierung am Geringsten ist. Abbildung 25 schließlich stellt wiederum Deutschland den nordeuropäischen Ländern Dänemark, Finnland und Schweden gegenüber. Wie die Abbildung zeigt, ist Deutschland im Vergleich zu den nordeuropäischen Ländern in allen untersuchten Bereichen stärker oder ebenso stark reguliert. Besonders ungünstig fällt der Vergleich mit Dänemark aus, das abgesehen vom Doing Business - Bereich in allen Dimensionen die besten Ergebnisse in dieser Gegenüberstellung erzielt. Besonders bei der Arbeitsmarktregulierung, aber auch in der betrieblichen Mitbestimmung sind die Gestaltungsspielräume in Dänemark bei Weitem größer. Auch Finnland ist Deutschland in allen fünf Dimensionen überlegen. Hier sind die Unterschiede bei der betrieblichen Mitbestimmung am Größten. Abbildung 25: Regulierung - Deutschland im Vergleich mit Dänemark, Finnland und Schweden Arbeitsmarkt Betriebl. Mitb Tarifrecht Dänemark Deutschland Finnland Schweden Doing Business Produktmarkt Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Verglichen mit Schweden erzielt Deutschland zumindest im Bereich des Doing Business und der Produktmarktregulierung in etwa vergleichbare Ergebnisse, Nachteile bestehen jedoch auch hier in 45

60 den Bereichen der Arbeitsmarktregulierung und des Tarifrechts und besonders bei der betrieblichen Mitbestimmung Interpretation des Subindex Regulierung in Krisenzeiten Die Finanzkrise hat viele Fragen im Hinblick auf den optimalen Regulierungsgrad einer Ökonomie aufgeworfen. Im Hinblick auf den Bereich der Finanzmärkte und Kreditinstitute hat sich gezeigt, dass eine stark deregulierte Volkswirtschaft möglicherweise eher Raum für spekulative Exzesse und daraus resultierende Krisen bietet. Insofern ist weniger Regulierung nicht in jedem Fall mit besseren Standortbedingungen gleich zu setzen. Allerdings ist hier präzise zwischen der Finanzmarktregulierung auf der einen und der Regulierung von Unternehmen der Realwirtschaft, der Güter- und Arbeitsmärkte auf der anderen Seite zu trennen. Weiterhin gilt, dass das Wachstumspotenzial einer Volkswirtschaft durch überzogene Regulierung von Unternehmen und Märkten behindert wird. Der Subindex Regulierung trägt dieser Differenzierung seit der Konzeption des Länderindex Rechnung, indem er die Regulierung der Finanzmärkte ausklammert. Durch diese Konstruktion ist gewährleistet, dass weniger Regulierung mit besseren Standortbedingungen gleich gesetzt werden kann. Ergänzend bietet der Index Krisenanfälligkeit Auskunft darüber, in welchen Ländern die Finanzsektoren aufgrund einer unzureichenden Regulierung die Realwirtschaft durch Instabilitäten bedrohen. Auch im Hinblick auf die Arbeitsmarktregulierung wirft die Krise einige Fragen zur Indexinterpretation auf. So könnte man argumentieren, dass ein ausgeprägter Kündigungsschutz von Vorteil sein kann, weil er in der Krisen einen schnellen Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert. Dabei sind allerdings weitere Gesichtspunkte zu beachten: So werden Unternehmen aus Sorge um die zukünftige Verfügbarkeit von Arbeitskräften ohnehin nicht leichtfertig in einer Krise Entlassungen aussprechen. Zum anderen ist der Preis für den Arbeitsmarktschutz im Abschwung eine geringere Beschäftigungsdynamik im Aufschwung. Mit Blick auf die Qualität eines Landes als Unternehmensstandort bleibt es in jedem Fall gerechtfertigt, einen ausgeprägten Kündigungsschutz aus Unternehmenssicht als nachteilig zu klassifizieren, weil er den unternehmerischen Entscheidungsspielraum verringert. 2.4 Themengebiet Finanzierung Einführung Im Themengebiet Finanzierung werden die Voraussetzungen für Familienunternehmen, sich über Kredite oder andere Alternativen Finanzierungsmittel zu beschaffen, untersucht. Für Familienunternehmen ist die Finanzierung häufig ein größeres Problem: einerseits soll die Unabhängigkeit der Gesellschaft sichergestellt werden, andererseits soll die Finanzierung kostengünstig sein, d.h. hohe Risikoaufschläge sollen vermieden werden. Ganz überwiegend wurden Familienunternehmen bisher durch klassische Bankkredite finanziert, wobei materielle Sicherheiten häufig aus dem Privatvermögen der Gesellschafter erbracht wurden, um den Risikoaufschlag gering zu halten. 46

61 Entsprechend gehen in den Subindex Finanzierung Informationen über die Bedingungen ein, zu denen sich Familienunternehmen über Kredite finanzieren können. Relevant ist hierfür zum einen die Entwicklung des Kreditmarkts in den jeweiligen Ländern, zum anderen die Frage, welche Rahmenbedingungen für Kreditgeber bestehen, die eine Entscheidung über die Vergabe von Krediten erleichtern oder erschweren. Zur Beurteilung der Entwicklung der Kreditmärkte kann die allgemeine Kreditversorgung der Unternehmen in den einzelnen Ländern herangezogen werden. Genauer gesagt ist das an Nichtbank- Unternehmen vergebene Kreditvolumen in Relation zur gesamten Wirtschaftsleistung, gemessen anhand des Bruttoinlandsprodukts von Interesse. Je höher das an Nichtbanken vergebene Kreditvolumen, desto besser ist die Entwicklung des Kreditmarktes in den jeweiligen Ländern zu bewerten. Im Hinblick auf die Voraussetzungen, unter denen Kreditgeber ihre Kreditvergabeentscheidung treffen, sind die rechtlichen Rahmenbedingungen der Kreditvergabe von Interesse. Ein wenig leistungsfähiges Insolvenzrecht, eine ineffiziente Gerichtsbarkeit zur Durchsetzung von Kreditforderungen und eine geringe Transparenz des jeweiligen Marktes können die Kreditvergabe erheblich beinträchtigen. Hierbei sind vor allem das Insolvenz- und Pfandrecht von Bedeutung. Das Insolvenzrecht legt etwa fest, unter welchen Umständen und in welcher Form sich die Bank als Gläubiger aus dem Unternehmensvermögen im Fall einer Insolvenz bedienen kann. Es trägt somit durch die Festlegung der Rechte und Pflichten des Gläubigers und Schuldners in erheblichen Umfang zur Rechtssicherheit bei und erhöht die Bereitschaft der Banken, Kredite an Unternehmen zu vergeben. Das Pfandrecht regelt die dingliche Absicherung einer Verwertungsbefugnis einer Person an einer beweglichen Sache, mit der Folge, dass ein Pfandgläubiger eine bevorzugte Stellung bei einer Insolvenz des Unternehmens erhält. In den Subindex Finanzierung geht deshalb ein Teilindex zur Erfassung des Gläubigerschutzes ein, der die gesetzlichen Voraussetzungen der Kreditvergabe an Unternehmen insbesondere im Bereich des Insolvenz- und Pfandrechts misst. Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Kreditvergabe ist die Möglichkeit für Kreditgeber, sich über den potenziellen Kreditnehmer zu informieren. Je besser die Bonität des Kreditnehmers eingeschätzt werden kann, desto sicherer lässt sich eine Entscheidung für oder gegen eine Kreditvergabe treffen. Die Voraussetzungen für Familienunternehmen, einen Bankkredit zu erhalten, sind somit umso günstiger, je besser die Informationssituation für den Kreditgeber ist. In den Subindex Finanzierung wurde deshalb ein Teilindikator zur Kreditinformation aufgenommen, der sowohl den Zugang zu Kreditinformationen als auch deren Umfang und Qualität erfasst. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die Frage, wie schwierig und langwierig es für den Kreditgeber ist, im Fall einer Insolvenz Ansprüche auf das Vermögen des Kreditnehmers durchzusetzen. Sind zur Vertragsdurchsetzung sehr lange Zeitspannen notwendig, so verursacht dies für Kreditgeber Kos- 47

62 ten, wodurch wiederum die Bereitschaft zur Kreditvergabe beeinträchtigt wird. In den Subindex Finanzierung wurde deshalb auch eine Variable aufgenommen, die die Zeitdauer erfasst, um bestimmte Forderungen gerichtlich durchzusetzen. Zum klassischen Bankkredit alternative Finanzierungsmöglichkeiten, etwa in Form von Corporate Bonds, Mezzaninekapital, Private Equity oder eines Börsengangs (IPO) spielen für Familienunternehmen immer noch eine sehr untergeordnete Rolle. Die Gründe hierfür sind verschiedenartig. Private Equity und IPOs bergen aus Sicht der Familienunternehmen den Nachteil, dass Familienfremde in die Entscheidungsfindung der Gesellschaft einbezogen werden müssen. Gerade ein IPO wäre zudem mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. In Abhängigkeit von der Unternehmensgröße können die Kosten schnell bis zu 10 Prozent des Emissionsvolumens ausmachen. Darüber hinaus erfordert insbesondere ein IPO auch ein Umdenken im Hinblick auf die Transparenz des Unternehmens. Positiv zu Buche schlägt jedoch der Marketingeffekt eines IPOs, der sich in einem höheren Bekanntheitsgrad der Gesellschaft äußert. Auch die Emission von Corporate Bonds eignet sich nur für große Familienunternehmen, da das Emissionsvolumen aus Kostengründen 100 Millionen Euro deutlich übersteigen sollte. Mezzaninekapital, d.h. etwa Genussrechtskapital, nachrangige Verbindlichkeiten oder stille Beteiligungen, wären wegen der geringeren Transaktionskosten eine Alternative bei geringeren Emissionsvolumina. Aufgrund der nach wie vor geringen Rolle alternativer Finanzierungsmöglichkeiten und der schwierigen Datensituation wurde auf eine Berücksichtigung alternativer Finanzierungsformen im Subindex Finanzierung verzichtet. Um jedoch so weit wie möglich auch die alternativen Finanzierungsbedingungen in den einzelnen Ländern beschreiben zu können, wird in Anhang A 4.5 ergänzend auch auf alternative Finanzierungsbedingungen eingegangen Der Subindex Finanzierung Der Ländervergleich zum Themengebiet Finanzierung ist in Tabelle 5 dargestellt. Die Teilindikatoren zur Kreditversorgung, zum Gläubigerschutz, zur Kreditinformation und zur Vertragsdurchsetzung gehen mit jeweils 25-prozentiger Gewichtung in die Berechnung des Subindex ein. Detailliertere Informationen zur Datenbasis und Berechnung des Subindex Finanzierung sowie weitere Kennzahlen zum Themenbereich der Finanzierung finden sich in Anhang A 4. Der Subindex Finanzierung kann Werte Null und 100 annehmen. Dabei stehen höhere Werte für eine größere Standortattraktivität im Hinblick auf die durch den Subindex Finanzierung erfassten Sachverhalte. Tabelle 5: Subindex Finanzierung Land Punktwert 2010 Rang 2010 Punktwert 2008 Vereinigtes Königreich 96, ,30 1 USA 91, ,62 2 Dänemark 89, ,27 3 Rang

63 Irland 84, ,41 4 Schweiz 81, ,70 7 Spanien 75, ,26 8 Österreich 74, ,76 9 Niederlande 74, ,77 6 Deutschland 73, ,33 5 Frankreich 66, ,73 11 Finnland 66, ,82 10 Luxemburg 62, ,32 14 Belgien 60, ,00 15 Slowakei 59, ,95 13 Schweden 56, ,98 12 Polen 52, ,98 18 Tschechien 50, ,98 16 Italien 29, ,21 17 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Auch in der Aktualisierung des Subindex Finanzierung für das Jahr 2010 sind wiederum das Vereinigte Königreich, die USA, Dänemark und Irland die Spitzenreiter des Ländervergleichs. Deutschland befindet sich in der aktuellen Rangliste auf Rang 9 und hat damit gegenüber dem Länderindex 2008 vier Rangplätze eingebüßt. Dies ist vor allem einer relativen Verschlechterung bei der Kreditversorgung und im Gläubigerschutz geschuldet; eine detailliertere Betrachtung und Interpretation dieser Ergebnisse folgt in den folgenden Abschnitten. Weiterhin auf den letzten Plätzen befinden sich Polen, Tschechien und Italien, wo die Finanzierungsbedingungen für Familienunternehmen weiterhin besonders ungünstig sind. Neben dem Abrutschen Deutschlands um vier Rangplätze ist die größte Veränderung gegenüber dem Länderranking 2008 für Schweden zu verzeichnen, das ebenfalls drei Rangplätze eingebüßt hat. Um jeweils zwei Rangplätze verbessern konnten sich die Schweiz, Spanien, Österreich, Luxemburg, Belgien und Polen. Eine Verschlechterung um zwei Rangplätze gab es für die Niederlande. Die Bestimmungsfaktoren der Indexwerte und ihrer Veränderung zwischen 2008 und 2010 werden im Folgenden anhand der Ergebnisse der Teilindikatoren näher analysiert. Natürlich wirft die gute Positionierung der angelsächsischen Staaten in Bezug auf die Finanzkrise Fragen auf. So haben die Autoren bereits bei der Aktualisierung des Länderindex im Jahr 2008 darauf hingewiesen, dass günstig erscheinende Indikatoren zur Kreditversorgung auch Ausdruck einer spekulativen Überhitzung bestimmter Kreditmärkte (vor allem der Kreditmärkte für Immobilienfinanzierungen) sein können. Gleichwohl stellt die Konstruktion sicher, dass solche Effekte die Aussagekraft des 49

64 Indikators Finanzierung nur unwesentlich beeinflussen. So kommt mit 75 Prozent Indikatorgewicht das Hauptinteresse den Faktoren Gläubigerschutz, Vertragsdurchsetzung und Kreditinformation zu, die allesamt auf die Infrastruktur und die rechtlichen Rahmenbedingungen abstellen und daher nicht durch spekulative Blasenbildung beeinflusst sind. Von daher ist festzuhalten, dass die Stärke der angelsächsischen Länder auf diesem Gebiet nicht ein statistischer Fehlschluss aus einem aufgeblähten Marktvolumen ist. Allerdings sollten die Aussagen des neu entwickelten Index Krisenanfälligkeit ergänzend zur Kenntnis genommen werden (siehe Kapitel 4.5). Dabei zeigt sich, dass einige der Länder mit einem guten Finanzierungsangebot es bislang nicht verstanden haben, die aus hoch entwickelten Finanzmärkten resultierenden Stabilitätsrisiken zu begrenzen Verhältnis der privaten Kredite zum BIP In Abbildung 26 ist die Kreditversorgung der privaten Unternehmen in den einzelnen Ländern dargestellt. Als Maßzahl für die Kreditversorgung dient das Verhältnis des gesamten Kreditvolumens an die Nichtbank-Unternehmen im Verhältnis zu dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Je höher dieser Wert ausfällt, desto stärker werden Kredite zur Finanzierung der volkswirtschaftlichen Produktionsprozesse genutzt. Ein sehr niedriger Wert deutet hingegen auf einen wenig entwickelten Kreditmarkt hin. Die Angaben beziehen sich für den Länderindex 2010 auf das Jahr 2009, für den Länderindex 2008 auf das Jahr Detailliertere Erläuterungen zu diesem Teilindikator und der Datenbasis finden sich in Anhang A 4.1. Abbildung 26: Kreditvolumen an Private im Verhältnis zum BIP 1 DK 2,17 2 UK 2,13 3 IRL 2,06 4 E 2,01 5 L 1,95 6 NL 1,95 7 USA 1,91 8 CH 1,69 9 S 1,29 10 A 1,18 11 F 1,08 12 D 1,08 13 I 1,06 14 B 0, FIN CZ 0,53 0, PL 0,50 18 SK 0,45 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 50

65 Quelle: World Bank (2007b, 2009b) Die Kreditversorgung ist insbesondere in Dänemark, dem Vereinigten Königreich, Irland und Spanien sehr gut. In diesen Ländern ist das Kreditvolumen mehr als zweimal so groß wie das Bruttoinlandsprodukt. Deutschland befindet sich auf Rang 12 und hat sich damit gegenüber dem Jahr 2007 um einen weiteren Rang verschlechtert. Bereits in 2007 hatte Deutschland gegenüber dem Vorgängerranking fünf Plätze eingebüßt und ist somit seit 2005 in der Dimension Kreditversorgung um insgesamt sechs Ränge zurückgefallen. Mehr noch als im Länderindex 2008 sind die Rangfolge und die Position Deutschlands in der Dimension Kreditversorgung auch im gegenwärtigen Ranking stark durch die Immobilien- und Finanzmarktkrise geprägt. Auch in diesem Jahr hat vor allem in Ländern mit überhitzenden Immobilien- und Finanzmärkten das Kreditwachstum erheblich zugenommen. Dies ist besonders in Spanien, Irland, dem Vereinigten Königreich und den USA der Fall. Unabhängig von diesen Kriseneffekten besteht jedoch weiterhin ein Nachholbedarf bei der Kreditversorgung in den osteuropäischen Ländern, die trotz verbesserter Werte immer noch mit deutlichem Abstand die Schlussgruppe bilden. In allen drei Ländern beträgt das Kreditvolumen nur ca. die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts Gläubigerschutz Abbildung 27 zeigt die Ergebnisse für den Teilindikator Gläubigerschutz. Die Angaben beziehen sich für den Länderindex 2010 auf das Jahr 2009, für den Länderindex 2008 auf das Jahr Detailliertere Erläuterungen zu diesem Teilindikator finden sich in Anhang A 4.2. Der Index kann Werte zwischen Null und 10 annehmen, wobei höhere Werte eine die Kreditvergabe begünstigende Rechtslage im jeweiligen Land kennzeichnen. Auch im aktuellen Ranking gibt es immer noch große Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern, was den Schutz von Gläubigern und ihre rechtlichen Möglichkeiten betrifft. Nach wie vor liegen das Vereinigte Königreich und die Slowakei auf Rang 1. Dänemark konnte sich um einen Punkt verbessern und liegt nun gleichauf mit den Spitzenreitern. Eine dramatische Verbesserung konnte Polen verbuchen, das sich von vier auf neun Punkte steigern konnte und nun ebenfalls gleichauf mit den Spitzenreitern liegt. Verbesserungen um jeweils zwei Punkte haben Österreich, die Schweiz und Belgien zu verzeichnen. Deutschland verschlechterte sich um einen Punkt und rutschte damit auf Rang 8 ab. Weiterhin am Ende der Rangliste befindet sich Italien, die anderen Schlusslichter sind nunmehr Schweden, die Niederlande, die Tschechei und Spanien. 51

66 Abbildung 27: Teilindikator Gläubigerschutz 1 UK 9,0 1 SK 9,0 1 PL 9,0 1 DK 9,0 5 USA 8,0 5 CH 8,0 5 IRL 8,0 8 A 7,0 8 L 7,0 8 F 7,0 8 FI 7,0 8 D 7,0 8 B 7,0 14 CZ 6, E NL S 5,0 6,0 6, I 3,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 11,0 Quelle: World Bank (2007a, 2009a) Kreditinformation Abbildung 28 zeigt die Ergebnisse für den Teilindikator Kreditinformation. Auch hier beziehen sich die Angaben für den Länderindex 2010 auf das Jahr 2009, für den Länderindex 2008 auf das Jahr Genauere Erläuterungen zur Definition dieses Teilindikators finden sich in Anhang A 4.3. Der Indikator kann Werte zwischen Null und Sechs annehmen, wobei die Kreditinformation umso günstiger bewertet wird, je höher diese Werte ausfallen. Der Kreditinformationsindikator unterscheidet sich zwischen den Ländern vergleichsweise wenig. Deutschland erreicht ebenso wie die USA, das Vereinigte Königreich, Spanien und Österreich den Maximalwert von 6 Punkten. In diesen Ländern ist folglich die Transparenz bei der Kreditvergabe potenziell am Größten. Veränderungen gegenüber dem Länderindex 2008 gibt es lediglich in Spanien, das sich um einen Punkt verschlechtert hat. Abbildung 28: Teilindikator Kreditinformation 1 UK 6,0 1 USA 6,0 A 6,0 D 6,0 52 CZ 5,0 E 5,0 CH 5,0

67 Quelle: World Bank (2007a, 2009a) Vertragsdurchsetzung Abbildung 29 zeigt die Ergebnisse für den Teilindikator Vertragsdurchsetzung. Dieser Indikator gibt die Anzahl von Tagen an, die zur Durchsetzung von Zahlungsansprüchen notwendig sind. Die Angaben für den Länderindex 2010 beziehen sich auf das Jahr 2009, für den Länderindex 2008 auf das Jahr Für nähere Erläuterungen zur Definition dieses Indikators verweisen wir auf die Ausführungen im Anhang A 4.4. Nach wie vor sind die Unterschiede in der benötigten Zeitdauer zur Vertragsdurchsetzung erheblich. Während es in den USA im Durchschnitt 300 Tage dauert, um Forderungen aus einem bestehenden (Kredit-)Vertrag durchzusetzen, sind in Polen immer noch 830 Tage notwendig, in Italien muss ein Kreditgeber gar mit 1210 Tagen rechnen. Keines der beiden Länder konnte seine Ergebnisse gegenüber dem Länderindex 2008 verbessern. Diese Länder scheinen für Kreditgeber unter diesem Gesichtspunkt wenig attraktiv. Die günstigsten Voraussetzungen bestehen in den USA, Luxemburg und Frankreich. Deutschland belegt mit 394 Tagen unverändert den sechsten Platz. Abbildung 29: Teilindikator Vertragsdurchsetzung USA L F FIN DK D A UK

68 Quelle: World Bank (2007a, 2009a) In den meisten Ländern sind die Zeitdauern für die Vertragsdurchsetzung gegenüber dem Länderindex 2008 unverändert. Lediglich die Tschechische Republik konnte die Zeitdauer deutlich reduzieren, was jedoch auf die Rangliste in diesem Teilindikator keine Auswirkung hat, da die Dauer immer noch den Wert des nächstbesseren Landes, der Slowakei, übersteigt. In Finnland hingegen ist ein Anstieg der Zeitdauer zu verzeichnen, der das Land den Spitzenplatz im Jahr 2008 kostet und auf Rang 4 der Rangliste bringt Finanzierung internationaler Vergleich über die Indikatoren Im Folgenden werden die Finanzierungsvoraussetzungen in Deutschland mit denen in anderen wichtigen Ländern verglichen, wobei die Positionen der Länder in allen vier Dimensionen des Subindex Finanzierung simultan abgebildet werden. Je größer die Fläche des umspannten Vierecks ist, desto besser schneidet ein Land im Ranking innerhalb des Themengebiets Finanzierung ab. In Abbildung 30 ist die Position Deutschlands verglichen mit dem Durchschnitt der westlichen EU- Länder und den USA dargestellt. Im Vergleich zum Durchschnitt der im Länderindex enthaltenen westlichen EU-Länder liegt Deutschland in den Dimensionen Gläubigerschutz, Vertragsdurchsetzung und Kreditinformation jeweils besser. Am Deutlichsten ist der Vorteil im Bereich der Kreditinformation. In der Dimension Kreditversorgung dagegen schneidet Deutschland deutlich schlechter als der westeuropäische Durchschnitt ab. 54

69 Abbildung 30: Finanzierung - Deutschland im Vergleich mit den westlichen EU-Ländern und den USA Gläubigerschutz Kreditversorgung 0 Kreditinformation Deutschland USA EU-West-Durchschnitt Vertragsdurchsetzung Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Verglichen mit den USA sind die Ergebnisse Deutschlands in allen Dimensionen außer der Kreditinformation ungünstiger. Besonders groß ist der Abstand im Bereich der Kreditversorgung. In der Dimension Kreditinformation liegt Deutschland gleichauf mit den USA. Abbildung 31 zeigt die deutsche Position verglichen mit dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Italien. Im Vergleich zu Italien sind die Finanzierungsbedingungen in Deutschland für Familienunternehmen in allen Dimensionen ebenso gut oder günstiger. Besonders gravierend ist der Unterschied in der Vertragsdurchsetzung und im Gläubigerschutz, wo Italien extrem schlechte Ergebnisse aufweist. In der Kreditversorgung ist Deutschland mit Italien vergleichbar. Abbildung 31: Finanzierung - Deutschland im Vergleich mit Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich 55

70 Kreditversorgung Gläubigerschutz Kreditinformation Deutschland Frankreich Italien Ver. Königreich Vertragsdurchsetzung Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Gegenüber Frankreich erzielt Deutschland im Bereich der Kreditinformation bessere, im Bereich der Vertragsdurchsetzung etwas schlechtere Ergebnisse. In den Dimensionen Kreditversorgung und Gläubigerschutz bestehen vergleichbare Bedingungen. Verglichen mit dem Vereinigten Königreich schließlich sind die Voraussetzungen in den Dimensionen Kreditinformation und Vertragsdurchsetzung ähnlich, während beim Gläubigerschutz und vor allem in der Kreditversorgung das Vereinigte Königreich bessere Bedingungen bietet. Abbildung 32 zeigt die Standortbedingungen Deutschlands im Bereich der Finanzierung verglichen mit den osteuropäischen Ländern Polen, Tschechische und Slowakische Republik. Hier schneidet Deutschland gegenüber der Tschechischen Republik in allen vier Dimensionen besser ab. Besonders im Bereich der Kreditversorgung ist der Unterschied deutlich. Im Vergleich mit Polen und der Slowakei machen sich die verbesserten Bedingungen dieser Länder im Gläubigerschutz bemerkbar eine Dimension, in der Deutschland gegenüber dem Länderindex 2008 zurückgefallen ist. Als Resultat wird Deutschland nun von beiden Ländern im Gläubigerschutz übertroffen. Immer noch günstiger sind die deutschen Voraussetzungen in den Bereichen Vertragsdurchsetzung, Kreditinformation und Kreditversorgung. Besonders bei der Kreditversorgung haben beide Länder noch Nachholbedarf; ferner sind im Bereich der Vertragsdurchsetzungen die Voraussetzungen vor allem in Polen noch verbesserungsbedürftig. 56

71 Abbildung 32: Finanzierung - Deutschland im Vergleich mit Polen, der Slowakischen und der Tschechischen Republik Gläubigerschutz Kreditversorgung 0 Kreditinformation Deutschland Polen Slowakei Tschechien Vertragsdurchsetzung Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Abbildung 33: Finanzierung - Deutschland im Vergleich mit Dänemark, Finnland und Schweden Gläubigerschutz Kreditversorgung 0 Kreditinformation Dänemark Deutschland Finnland Schweden Vertragsdurchsetzung Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Abbildung 33 schließlich stellt Deutschland den nordeuropäischen Ländern Dänemark, Finnland und Schweden gegenüber. In diesem Vergleich ist Deutschland in der Dimension Kreditinformation nach wie vor den anderen drei Ländern überlegen. Gegenüber Finnland ist Deutschland auch in den drei anderen Dimensionen vorteilhafter. Verglichen mit Schweden schneidet Deutschland in allen 57

72 Dimensionen außer der Kreditversorgung besser ab. Gegenüber Dänemark schließlich sind die Bedingungen in Deutschland bei der Kreditinformation günstiger, in der Kreditversorgung und im Gläubigerschutz dagegen schlechter. Im Hinblick auf die Vertragsdurchsetzung herrschen in Deutschland und Dänemark vergleichbare Bedingungen Interpretation des Subindex Finanzierung in Krisenzeiten Die Diskussion um eine mögliche Kreditklemme in Folge der Finanzkrise hat erneut deutlich gemacht, wie wichtig leistungsfähige Kredit- und Finanzmärkte sind, an denen Unternehmen auch in kritischen Zeiten Zugang zur Finanzierung ihrer Investitionen haben. Auch auf dem Höhepunkte der Wirtschaftskrise waren deutsche Familienunternehmen zwar aufgrund ihrer oftmals hohen Eigenkapitalquoten und des zuverlässigen finanziellen Engagements der Eigentümerfamilien in nur geringem Maße durch Liquiditätsengpässe behindert (Stiftung Familienunternehmen, 2009). Dennoch sind insbesondere für Wachstumsprozesse leistungsfähige Finanzierungsmärkte unabdingbar. Dabei ist allerdings auch die Nachhaltigkeit der verfügbaren Finanzierung von Bedeutung. So hat die Finanzkrise demonstriert, dass ein starkes Wachstum von Krediten und Finanzdienstleistungen auch das Ergebnis einer Überhitzung oder sogar eine spekulativen Blasenbildung sein kann. Von daher ist ergänzend auch auf die Einsichten des in dieser Studie neu entwickelten Krisenindikators und seinen Subindex Risikoanfälligkeit der Finanzmärkte (Kapitel 4.5) hinzuweisen. 2.5 Themengebiet Öffentliche Infrastruktur Einführung Mit der ersten Aktualisierung des Länderindex der Stiftung Familienunternehmen im Jahr 2008 wurde der Subindex Öffentliche Infrastruktur zusätzlich in die Indikatorenliste aufgenommen. Mit diesem Subindex sollten der Kostenseite des öffentlichen Sektors, repräsentiert durch den Subindex Steuern, die Leistungen des öffentlichen Sektors gegenübergestellt werden. Berücksichtigt werden hier zum einen Leistungen, die die Bereitstellung unternehmensnaher Infrastrukturkomponenten betreffen, wie der Ausbau und die Qualität der Verkehrsnetze und Merkmale der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. Zum anderen werden Dimensionen des rechtlich-institutionellen Umfelds erfasst, die Fragen der Rechtssicherheit, der öffentlichen Sicherheit und der Korruptionskontrolle betreffen. Die Relevanz einer gut ausgebauten und verlässlichen Transportinfrastruktur als Standortfaktor für Familienunternehmen ist offensichtlich. Nicht nur der Transport von Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffen und unfertigen Erzeugnissen, die in den Fertigungsprozess eingehen, und der Versand von Enderzeugnissen, sondern auch dienstliche Reisen und Wegezeiten von Mitarbeitern verursachen monetäre Kosten und Kosten in Form von Zeitaufwand, die im täglichen Geschäft zu Buche schlagen. Das Ausmaß dieser Kosten ist maßgeblich vom Ausbau und der Verlässlichkeit der Verkehrsnetze mitbestimmt: 58

73 Schlechte Verkehrsverbindungen, die lange Wegezeiten verursachen oder Umwege erzwingen, treiben ebenso wie Verspätungen oder gar Ausfälle von Transportmitteln die Kosten in die Höhe. Mit dem Teilindikator Transportinfrastruktur werden deshalb die Qualität der Eisenbahn- und Fluginfrastruktur sowie der Ausbau des Straßennetzes berücksichtigt. Auch die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur ist ein wichtiger Standortfaktor im Bereich der öffentlichen Infrastruktur. Kosten für Familienunternehmen können durch Schwierigkeiten und Verzögerungen bei der Beantragung und Installation von Neuanschlüssen entstehen, ebenso wie durch Beeinträchtigungen des Geschäftsbetriebs wegen Störungen und Ausfällen von Verbindungen. Dies betrifft sowohl die klassische Telefon- und Faxinfrastruktur als auch die Internet-Anbindung. Besonders für Unternehmen, deren Kundenkreis kleine Unternehmen oder direkt die Endverbraucher umfasst, stellt sich auch die Frage nach dem Ausbau der jeweiligen Netze, da hierdurch die Kundenkontaktmöglichkeiten beeinflusst sind. Für Unternehmen, die sich für den Vertrieb ihrer Produkte die Möglichkeiten des Internet zunutze machen wollen, sind außerdem Fragen des rechtlichen Konsumentenschutzes im Zusammenhang mit E-Commerce und digitalen Signaturen von Bedeutung. Der Teilindikator Informations- und Kommunikationsinfrastruktur berücksichtigt deshalb Bewertungen des Ausbaus und der Qualität von Telefon-, Fax- und Internetnetzwerken sowie Einschätzungen der rechtlichen Rahmenbedingungen, die für internet-basierte Geschäftstätigkeiten von Bedeutung sind. Die Auseinandersetzung mit den rechtlichen Rahmenbedingungen des Geschäftslebens und im Fall von Streitigkeiten auch mit den Institutionen des Rechtssystems ist ein unvermeidlicher Bestandteil jeder Geschäftstätigkeit. Die Rechtssicherheit und klarheit in einem Land stellt deshalb für Familienunternehmen ebenfalls einen bedeutsamen Standortfaktor dar. Wesentliche Faktoren sind hier zum einen die Frage, ob aus der Perspektive von Unternehmen das Rechtssystem bei Streitigkeiten effizient und gemäß transparenter und neutraler Verfahren arbeitet, und inwieweit die Rechtssprechung unabhängig von einflussreichen Personen oder Unternehmen agiert. Ein weiterer wichtiger Themenkomplex ist der Bereich der Eigentumsrechte. Hierbei ist für Familienunternehmen zum einen relevant, inwieweit Eigentumsrechte, einschließlich solcher an Finanzvermögen, generell klar definiert und gesetzlich gut geschützt sind. Zum anderen ist nach wie vor in nicht wenigen Ländern der Schutz und die Durchsetzung von Rechten an geistigem Eigentum ein schwieriges und nicht immer zufriedenstellend gelöstes Problem. Der Teilindikator Rechtssicherheit beinhaltet demzufolge zum einen Einschätzungen der allgemeinen Rechtssicherheit, zum anderen Faktoren, die Unternehmen direkter betreffen, wie Beurteilungen der gerichtlichen Unabhängigkeit, der Effizienz des Rechtssystems und der Ausgestaltung und des Schutzes von Eigentumsrechten inklusive Rechten an geistigem Eigentum. Ein weiterer relevanter Standortfaktor sind die politische Stabilität und Kriminalität in einem Land. In direktem Maße schlagen Kosten in Form von Vandalismus, Einbrüchen, Überfällen auf Transportwegen und ähnlichen kriminellen Vorgänge zu Buche. Aber auch Gewalttaten an Personen können zu Beeinträchtigungen des Geschäftsbetriebs durch Ausfälle von Mitarbeitern führen. Hierbei sind nicht 59

74 nur Umfang und Ausmaß solcher Einwirkungen in den einzelnen Ländern von Interesse, sondern auch, inwieweit eine verlässliche polizeiliche Verfolgung der Verantwortlichen die Durchsetzung von Schadenersatzforderungen erleichtert. In den Teilindikator Kriminalität und politische Stabilität werden diese Faktoren durch Beurteilungen der generellen politischen Stabilität, Einschätzungen der durch Verbrechen und Gewalttaten zu erwartenden Geschäftskosten sowie Bewertungen der Verlässlichkeit der Polizei einbezogen. Schließlich spielt für Standortentscheidungen auch die Frage nach dem Ausmaß der Korruption in den jeweiligen Ländern eine Rolle. Der Begriff der Korruption umfasst hierbei nicht nur die Korruption im großen Stil (Bestechungsvorgänge, die hochrangige Politiker und große Unternehmen bei großen Projekten und hohen finanziellen Summen betreffen), sondern auch die im täglichen Geschäftsleben auftretende Korruption im kleinen Stil, bei Geschäftsvorfällen unter kleinen und mittleren Unternehmen und im Zusammenhang mit lokalen Behörden. Korruption stellt nicht nur im Zusammenhang mit dem Erhalt von öffentlichen Fördermitteln für Investitionsprojekte und Genehmigungen aller Art ein Problem und einen Kostenfaktor dar, sondern kann auch bei Interessenskonflikten oder in rechtlichen Streitigkeiten ein erhebliches Hindernis sein. In den Subindex Öffentliche Infrastruktur werden deshalb Beurteilungen der allgemeinen Korruptionssituation einbezogen, ebenso wie Einschätzungen von Korruptionsvorfällen, die Unternehmen direkt betreffen, wie Kosten der Korruption für die Geschäftstätigkeit und das Ausmaß von Bestechungen und Favorisierung bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und beim Abschluss von Verträgen mit dem öffentlichen Sektor Der Subindex Öffentliche Infrastruktur Tabelle 6 zeigt den Ländervergleich zum Themengebiet Öffentliche Infrastruktur. In diesen Subindex gehen die Teilindikatoren der unternehmensnahen Infrastruktur Transportinfrastruktur und Informations- und Kommunikationsinfrastruktur mit jeweils einem Viertel, die Teilindikatoren zum rechtlich-institutionellen Umfeld Rechtssicherheit, Kriminalität und politische Stabilität und Korruptionskontrolle mit jeweils einem Sechstel Gewicht in die Berechnung ein. Der Subindex liegt im Wertebereich zwischen Null und 100. Hierbei kennzeichnen höhere Werte eine größere Standortattraktivität im Bereich der öffentlichen Infrastruktur. Auch beim Subindex Öffentliche Infrastruktur mussten gegenüber dem Länderindex 2008 zwei Teilindikatoren ersetzt werden, da die entsprechenden Daten für die Folgejahre nicht mehr publiziert werden. Um die Periodenvergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden auch die Ranglisten für den Länderindex 2008 mit der neuen Datenbasis neu errechnet. Hierdurch können sich im Vergleich zur Publikation 2008 für einzelne Länder Veränderungen im ausgewiesenen Länderindex 2008 ergeben. Für Einzelheiten zur Datenbasis, Berechnungsmethodik und weitere Informationen zum Themenbereich der öffentlichen Infrastruktur wird auf Anhang A 5 verwiesen. 60

75 Spitzenreiter der Rangliste sind Luxemburg, Dänemark, die Schweiz und die Niederlande, von denen die letztgenannten drei auch im Vorgänger-Ranking bereits die vorderen drei Plätze belegten. Mit einigem Abstand folgen Finnland, Schweden, Deutschland und Österreich, die ebenfalls noch gute Ergebnisse erzielen. Die Schlussgruppe bilden Spanien, die Tschechische und Slowakische Republik sowie Italien und Polen. Besonders die letztgenannten drei Länder weisen einen erheblichen Abstand zum Rest der Rangliste auf. Tabelle 6: Subindex Öffentliche Infrastruktur Land Punktwert 2010 Rang 2010 Punktwert 2008 Rang 2008 Luxemburg 87, ,36 6 Dänemark 86, ,87 2 Schweiz 86, ,31 1 Niederlande 85, ,32 3 Finnland 80, ,91 5 Schweden 80, ,76 7 Deutschland 78, ,29 4 Österreich 77, ,28 8 Belgien 65, ,51 9 Frankreich 60, ,93 11 Vereinigtes Königreich 57, ,29 10 Irland 53, ,90 12 USA 53, ,88 13 Spanien 34, ,18 14 Tschechien 30, ,98 15 Slowakei 19, ,93 16 Italien 12, ,85 17 Polen 8, ,00 18 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Die größten Veränderungen in positiver Richtung gab es für Luxemburg, das sich vom sechsten auf den ersten Rang verbessern konnte. Dies ist auf Verbesserungen in allen untersuchten Bereichen außer der Transportinfrastruktur zurückzuführen. Besonders im Bereich der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur und der Rechtssicherheit konnte Luxemburg Boden gut machen. Demgegenüber hat Deutschland verglichen mit dem Länderindex 2008 drei Rangplätze verloren. Dies ist vor allem auf schlechtere Bewertungen in der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur und der Rechtssicherheit zurückzuführen. 61

76 Relativ große Verbesserungen in den Bewertungen gab es auch noch für Tschechien und Polen, die sich jedoch aufgrund der großen Abstände zwischen den Ländern in der Schlussgruppe noch nicht in verbesserten Rangplätzen niederschlugen. Eine relative Verschlechterung ist dagegen für die Slowakei festzustellen. Im Folgenden wird genauer analysiert, welche Vorteile und Defizite die einzelnen Länder in den verschiedenen dem Subindex Öffentliche Infrastruktur zugrunde liegenden Einzelkriterien aufweisen, und wie Veränderungen zwischen 2008 und 2010 zu erklären sind Transportinfrastruktur In Abbildung 34 ist die Rangliste des Teilindikators Transportinfrastruktur dargestellt. In diesen Indikator gehen verschiedene Bewertungen der Eisenbahninfrastruktur, der Fluginfrastruktur und des Straßennetzwerkes ein. Eine ausführlichere Erläuterung der einbezogenen Faktoren einschließlich der Datenbasis und der detaillierten Ergebnisse für alle Länder in den einzelnen Teilbereichen findet sich in Anhang A 5.1. Der Indikator kann Werte zwischen Null und 100 annehmen, wobei höhere Werte eine günstigere Beurteilung der Transportinfrastruktur ausdrücken. Abbildung 34: Teilindikator Transportinfrastruktur 1 NL 89,5 2 B 79,7 3 CH 72,4 4 D 70,4 5 L 70,0 6 DK 59,6 7 F 59,0 8 A 50,8 9 FIN 41,3 10 E 41,1 11 S 36,9 12 USA 36,2 13 UK 35, CZ I SK 14,8 22,2 30, IRL 13,7 18 PL 1,3 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Die klare Spitzengruppe des Teilindikators Transportinfrastruktur besteht aus den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Deutschland und Luxemburg. Besonders die Niederlande weisen in alle drei Bereichen sehr gute Ergebnisse auf und liegen im Bereich des Straßennetzwerks klar auf Rang 1. 62

77 Auch Belgien und Luxemburg erzielen vor allem beim Straßennetzwerk hervorragende Bewertungen. Deutschland ist auch im Länderindex 2010 bei allen Teilindikatoren in der Spitzengruppe, wobei wiederum besonders das hervorragende Abschneiden bei der Bewertung im Flugverkehr (hier die beste Bewertung aller betrachteten Länder) hervorzuheben ist. Die Schweiz hat vor allem bei der Eisenbahn und Fluginfrastruktur hervorragende Ergebnisse. Die Schlussgruppe bilden auch in diesem Jahr wieder die Tschechische Republik, Italien, die Slowakische Republik, Irland und Polen. Tschechien hat in allen Bereichen Plätze im unteren Mittelfeld inne, wobei vor allem die Eisenbahninfrastruktur ungünstig bewertet wird. In Italien sind insbesondere die Eisenbahn- und Fluginfrastruktur für die schlechte Platzierung ausschlaggebend, während die Straßeninfrastruktur positivere Ergebnisse aufweist. Die Slowakei wird vor allem in der Fluginfrastruktur schlecht bewertet, wo sie den letzten Rang einnimmt. In Irland und Polen sind die Bewertungen durchgängig über alle drei Bereiche schwach. Gegenüber den Berechnungen für das Jahr 2006 ergeben sich die größten Veränderungen für Finnland, Schweden und das Vereinigte Königreich. Finnland konnte sich um drei Plätze von Rang 12 auf Rang 9 verbessern, was allerdings relativen Verschlechterungen der in der Rangliste benachbarten Ländern zu verdanken ist. In Schweden wird die Eisenbahninfrastruktur besser bewertet als noch vor zwei Jahren. Das Vereinigte Königreich schließlich verschlechterte sich von Rang 10 auf Rang 13. Dies ist vor allem durch eine deutlich schlechtere Bewertung der Fluginfrastruktur verursacht Informations- und Kommunikationsinfrastruktur Abbildung 35 zeigt die Ergebnisse des Teilindikators Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. In diesen Teilindikator gehen zum einen Bewertungen des Ausbaus und der Qualität der klassischen Telefon- und Faxinfrastruktur, zum anderen Beurteilungen der internet-basierten Infrastruktur sowie der Gesetzeslage in ICT-relevanten Sachverhalten ein. Eine genauere Erläuterung der einbezogenen Faktoren, ihrer Datenbasis sowie alle Detailergebnisse finden sich in Anhang A 5.2. Der Teilindikator Informations- und Kommunikationsinfrastruktur kann Werte zwischen Null und 100 annehmen. Hierbei kennzeichnen wiederum höhere Werte eine günstigere Beurteilung der Infrastruktur. Bei der Informations- und Kommunkationsinfrastruktur wird die Rangliste von Dänemark, Schweden, Luxemburg und den Niederlanden angeführt. Dänemark, Schweden und Luxemburg sind bei allen einbezogenen Kriterien auf einer der ersten fünf Positionen zu finden. In den Niederlanden ist der Spitzenplatz hauptsächlich herausragenden Ergebnissen bei der Internet-Anbindung geschuldet, während das Land bei der Telefoninfrastruktur und der Internet-Gesetzgebung im Mittelfeld liegt. Deutschland befindet sich in der aktuellen Rangliste auf dem achten Rang und hat gegenüber dem Vorgänger-Ranking damit fünf Rangplätze verloren. Dies ist vor durch allem wesentlich schlechtere Bewertungen bei der Qualität der Telefoninfrastruktur und der ICT-Gesetzgebung verursacht, in denen Deutschland im Länderranking 2008 noch jeweils einen der beiden Spitzenplätze belegte und sich nun im Mittelfeld wieder findet. 63

78 Abbildung 35: Teilindikator Informations- und Kommunikationsinfrastruktur 1 S 98,7 2 DK 96,4 3 L 87,8 4 NL 84,6 5 CH 81,5 6 FIN 80,2 7 A 78,9 8 D 77,9 9 UK 75,5 10 USA 68,3 11 F 61,1 12 B 51,7 13 IRL 50, CZ E 31,9 37, SK 25,8 17 I 19,2 18 PL 1,3 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Die Schlussgruppe in diesem Teilindikator setzt sich aus Tschechien, Spanien, der Slowakei, Italien und Polen zusammen. Tschechien befindet sich bei der Telefoninfrastruktur und im Bereich der ICT- Gesetzgebung im unteren Mittelfeld, liegt jedoch bei der Internet-Anbindung auf dem letzten Rang. In Spanien, der Slowakei und Italien sind die Bewertungen durchgängig ungünstig. Völlig abgeschlagen am Ende der Rangliste ist Polen, das in allen Teilbereichen einen der letzten drei Ränge belegt. Neben der schon erwähnten Verschlechterung von Deutschland sind Veränderungen in negativer Richtung vor allem für Spanien und Italien zu verzeichnen. In Spanien wird die ICT-Gesetzgebung und die Telefoninfrastruktur schlechter bewertet als noch vor zwei Jahren, was das Land auf Rang 15 zurückfallen lässt. In Italien sind die Ergebnisse in allen drei Teilbereichen schlechter ausgefallen, was insgesamt eine Verschlechterung von Rang 15 auf Rang 17 zu Folge hat. Verbessern konnten sich vor allem Luxemburg, Österreich und die Tschechische Republik. Luxemburg machte vier Rangplätze gut und verbesserte sich von Rang 7 auf Rang 3. Verursacht ist dies vor allem durch eine erheblich bessere Bewertung bei der ICT-Gesetzgebung. Österreich verbesserte sich vom neunten auf den siebten Rang, was vor allem einer Verbesserung der Internet-Anbindung geschuldet 64

79 ist. In Tschechien ist wiederum eine deutlich bessere Bewertung der ICT-Gesetzgebung für das Aufholen ausschlaggebend. Eine nochmalige Verschlechterung der Bewertungen ist auch für das Schlusslicht Polen zu verzeichnen, das vor allem bei der Internet-Anbindung nochmals zurückgefallen ist Rechtssicherheit In Abbildung 36 sind die Ergebnisse für den Teilindikator Rechtssicherheit dargestellt. In diesem Teilindikator sind Beurteilungen der allgemeinen Rechtssicherheit enthalten, außerdem sind Bewertungen der Unabhängigkeit der Gerichtsbarkeit, der Effizienz des Rechtssystems und des Schutzes von Eigentumsrechten inklusive der Rechte an geistigem Eigentum berücksichtigt. Für eine genauere Erläuterung der einzelnen Faktoren, der Datenbasis und der Detailergebnisse für die einzelnen Länder wird auf Anhang A 5.3 verwiesen. Der Teilindikator kann Werte zwischen Null und 100 annehmen und fällt umso höher aus, je besser die Rechtssicherheit bewertet wird. Abbildung 36: Teilindikator Rechtssicherheit 1 S 98,2 2 DK 96,2 3 FIN 93,3 4 CH 92,9 5 A 92,0 6 L 89,3 7 NL 86,2 8 D 85,1 9 IRL 80,5 10 UK 75,3 11 F 68,7 12 USA 66, B E 39,9 63, CZ 27, SK 9,9 17 PL 9,5 18 I 2,6 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Im Länderranking 2010 führen Schweden und Dänemark die Rechtssicherheitsrangliste an. Dahinter folgen Finnland, die Schweiz und Österreich mit ebenfalls sehr guten Ergebnissen. Schweden und Dänemark liegen in allen vier Teilbereichen auf einem der vordersten drei Plätze. Finnland wird bei 65

80 der Gesetzgebungseffizienz etwas schlechter bewertet, Österreich bei der Unabhängigkeit des Justizsystems. Deutschland findet sich im aktuellen Ranking auf Platz 8 wieder und hat damit gegenüber dem Länderranking 2008 sechs Rangplätze verloren. Die Verschlechterungen betreffen alle vier Teilbereiche. Besonders deutlich ist der Einbruch im Bereich der Effizienz der Gesetzgebung und dem Schutz von Eigentumsrechten, wo Deutschland noch vor zwei Jahren herausragende Ergebnisse erzielte und sich nun im Mittelfeld befindet. Verschlechterungen um drei Rangplätze gab es bei der Bewertung der Unabhängigkeit des Justizsystems. Um zwei Ränge schlechter fiel das Ergebnis Deutschlands beim globalen Rule of Law -Indikator der Weltbank aus ein Bereich, in dem interessanterweise Deutschland auch vor zwei Jahren schon deutlich schlechter bewertet wurde als in den anderen Rechtssicherheits-Kriterien. Die Schlusslichter der Rangliste bilden wie schon im Vorgängerranking Spanien, die Tschechische und Slowakische Republik, Polen und Italien. Polen schneidet vor allem beim globalen Rule of Law - Indikator der Weltbank und beim Schutz der Eigentumsrechte schlecht ab. Italien befindet sich in allen Teilbereichen außer dem Schutz der Eigentumsrechte (Rang 16) auf dem letzten Rang und hat sich besonders im Bereich der Unabhängigkeit der Gerichtssysteme gegenüber dem Länderindex 2008 nochmals deutlich verschlechtert. Die größten Veränderungen gegenüber den Werten für das Jahr 2008 weisen neben Deutschland und Italien vor allem Schweden und Luxemburg auf. Schweden verbesserte sich vom sechsten Rang auf die Spitzenposition, was Spitzenplätzen in allen vier Teilkriterien zu verdanken ist. Besonders im Bereich der Unabhängigkeit der Gerichtssysteme und bei den Eigentumsrechten hatte Schweden im Länderranking 2008 noch Plätze im oberen Mittelfeld. Im Fall von Luxemburg ist die Verbesserung vor allem auf eine deutlich bessere Bewertung der Effektivität des Rechtssystems und des Schutzes von Eigentumsrechten zurückzuführen. Eine Verschlechterung um zwei Rangplätze ist beim Vereinigten Königreich zu verzeichnen. Hier wird vor allem der Schutz der Eigentumsrechte schlechter bewertet als noch vor zwei Jahren Kriminalität und politische Stabilität Abbildung 37 zeigt die Ergebnisse des Teilindikators Kriminalität und politische Stabilität. In diesen Teilindikator gehen Beurteilungen der allgemeinen politischen Stabilität ein, Bewertungen der Kosten, die Unternehmen durch Terrorismus, Kriminalität und Gewalttaten entstehen, sowie Beurteilungen der Verlässlichkeit von Polizeidienstleistungen. Eine detaillierte Erläuterung aller einbezogenen Faktoren, der Datenbasis und die Detailergebnisse für alle Länder finden sich in Anhang A 5.4. Der Teilindikator kann wiederum Werte zwischen Null und 100 annehmen, wobei höhere Werte für eine bessere Kriminalitätsbekämpfung und höhere politische Stabilität stehen. 66

81 Abbildung 37: Teilindikator Kriminalität und politische Stabilität 1 FIN 97,1 2 L 95,7 3 CH 87,8 4 A 87,1 5 DK 79,5 6 S 75,4 7 IRL 74,5 8 D 73,4 9 NL 60,6 10 B 57,8 11 CZ 54,8 12 SK 49,4 13 F 48, USA PL UK 36,8 36,6 39, I 27,1 18 E 19,6 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Wie auch im Länderranking 2008 führen Finnland, Luxemburg und die Schweiz die Rangliste im Bereich Kriminalität und politische Stabilität an. Ebenfalls dieser Spitzengruppe zuzurechnen ist im aktuellen Ranking Österreich. Finnland liegt in allen vier untersuchten Teilbereichen auf Rang 1 oder 2. Luxemburg belegt beim Weltbank-Indikator zur politischen Stabilität und bei den Unternehmenskosten durch Gewalt und Verbrechen auf Rang 1, wird jedoch in den anderen beiden Teilbereichen nicht ganz so günstig beurteilt. Die Schweiz liegt in allen Teilbereichen auf Rang 3 oder 4, mit Ausnahme der Unternehmenskosten durch Terrorismus, wo sie etwas schlechter beurteilt wird. Österreich schließlich belegt in allen Bereichen außer der Verlässlichkeit der Polizei auf sehr guten bis hervorragenden Rängen, findet sich jedoch bei den Polizeidienstleistungen nur auf Rang 10 wieder. Deutschland befindet sich in der aktuellen Rangliste auf Rang 8. Die schwächste Einschätzung ist hierbei die Bewertung zu den Unternehmenskosten des Terrorismus (Rang 11), die beste betrifft die Verlässlichkeit der Polizei (Rang 4). Die hinteren Positionen belegen die USA, Polen, das Vereinigte Königreich, Italien und Spanien. In den USA sind vor allem die Unternehmenskosten durch Gewalt und Verbrechen und Terrorismus für die schlechte Position verantwortlich. Hier belegen die USA den drittletzten bzw. letzten Rang. Auch 67

82 der Weltbank-Indikator zur politischen Stabilität bewertet die USA deutlich unterdurchschnittlich. Etwas besser fällt die Bewertung der Polizeidienstleistungen aus; hier liegen die USA im Mittelfeld. Das Vereinigte Königreich liegt in allen Kriterien durchgängig auf Rang 14 bis 16, wobei die Polizeidienstleistungen die beste Bewertung erzielen. Polen liegt im aktuellen Ranking beim Weltbank- Indikator zur politischen Stabilität und den Unternehmenskosten des Terrorismus auf Rang 12 und konnte sich damit im Vergleich zum Länderindex 2008 erheblich verbessern. Immer noch schwach sind die Bewertungen in den anderen beiden Teilkriterien. In Italien sind die Bewertungen in allen Bereichen außer den Terrorismuskosten schwach. Spanien liegt in allen Bereichen außer der Beurteilung der Polizeidienstleistungen am Ende der Rangliste. In absoluten Werten gemessen sind erfreulicherweise die Beurteilungen in diesem Teilindex fast in allen Ländern besser ausgefallen als noch vor zwei Jahren. Besonders deutlich sind die Verbesserungen in Dänemark und Polen, die sich hierdurch auch relativ um jeweils drei Rangplätze verbessern konnten. In Dänemark ist dies vor allem auf bessere Werte bei den Unternehmenskosten durch Terrorismus und beim Weltbank-Indikator zur politischen Stabilität zurückzuführen. Auch Polen wird wie bereits erwähnt in denselben beiden Kriterien deutlich besser beurteilt als zuvor und konnte sich dadurch vom letzten Rang auf Rang 15 verbessern. Die USA und das Vereinigte Königreich erzielten in absoluten Werten erheblich bessere Werte gemessen am Weltbank-Indikator zur politischen Stabilität, was sich jedoch aufgrund der immer noch schlechten relativen Bewertung nur in einer Verbesserung um zwei bzw. einen Rang insgesamt niederschlägt. Schlechter als im Länderindex 2008 schnitten vor allem die Slowakei und Spanien ab. Die Slowakei verschlechterte sich von Rang 9 auf Rang 12, was durch Verschlechterungen um zwei bis vier Rangplätze in allen Kriterien außer den Unternehmenskosten des Terrorismus zurückzuführen ist. Vor allem der Weltbank-Indikator zur politischen Stabilität stuft das Land deutlich ungünstiger ein als noch vor zwei Jahren. Spanien ist das einzige Land, das insgesamt im Bereich der Kriminalität und politischen Stabilität nennenswert schlechter bewertet wird als im Vorgänger-Ranking. Dies betrifft alle Teilindikatoren mit Ausnahme der Verlässlichkeit der Polizeidienstleistungen Korruptionskontrolle In Abbildung 38 sind die Ergebnisse zum Teilindikator Korruptionskontrolle ausgewiesen. In diesen Teilindikator gehen Beurteilung des Ausmaßes der allgemeinen Korruption ein, außerdem Bewertungen des ethischen Verhaltens von Unternehmen sowie Einschätzungen des Ausmaßes der Korruption im Umgang mit öffentlichen Geldern und im Zusammenhang mit Entscheidungen des öffentlichen Sektors. Für ausführlichere Erläuterungen der einzelnen Faktoren, der Datenbasis und eine detaillierte Darstellung der Ergebnisse für die einzelnen Länder wird auf Anhang A 5.5 verwiesen. Der Teilindikator Korruptionskontrolle kann Werte zwischen Null und 100 annehmen und fällt umso höher aus, je geringer das Ausmaß der Korruption beurteilt wird. 68

83 Abbildung 38: Teilindikator Korruptionskontrolle 1 DK 97,9 2 FIN 97,5 3 S 96,8 4 NL 90,3 5 CH 88,9 6 L 85,8 7 A 79,3 8 D 79,0 9 UK 75,0 10 IRL 71,9 11 B 66,3 12 F 66,2 13 USA 65,9 14 E 50, PL SK 10,0 21, CZ 9, I 2,1 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Die Spitzengruppe in dieser Rangliste besteht wie schon 2008 aus Dänemark, Finnland und Schweden. Auch im aktuellen Ranking nehmen diese Länder wieder in allen Teildimensionen der Korruptionskontrolle eine der vordersten drei Positionen ein. Deutschland befindet sich insgesamt auf Rang 8 und zeigt ein ausgeglichenes Leistungsprofil über alle einbezogenen Kriterien. Die Schlussgruppe der Rangliste bilden die Slowakische Republik, Italien, die Tschechische Republik und Polen. Die Slowakische Republik wird hierbei im Bereich der Unregelmäßigkeiten im öffentlichen Sektor schlechter eingeschätzt als in den anderen beiden Kriterien. Die Tschechische Republik und Polen haben relativ ausgeglichene Bewertungen in allen einbezogenen Kennzahlen. Italien befindet sich beim globalen Weltbank-Indikator zur Korruptionskontrolle und beim ethischen Verhalten von Unternehmen auf dem letzten Rang und wird lediglich im Hinblick auf Unregelmäßigkeiten im öffentlichen Sektor besser eingestuft als die Tschechische und Slowakische Republik. Insgesamt gab es im Bereich der Korruptionskontrolle gegenüber dem Länderindex 2008 kaum gravierende Veränderungen. Hervorhebenswert ist die Verbesserung von Polen von Rang 18 auf Rang 15, die vor allem auf eine bessere Beurteilung durch den Weltbank-Indikator zur Korruptionskontrolle 69

84 verursacht ist. Verbesserungen in den absoluten Bewertungen haben auch die USA zu verzeichnen, was sich jedoch aufgrund des erheblichen Rückstandes, den die USA in der Rangliste 2008 zum nächstbesseren Land hatten, nicht in einer Verbesserung der Platzierung niederschlägt. In negativer Richtung hat Deutschland zwei Rangplätze eingebüßt, was vor allem durch eine relative Verschlechterung der Bewertung des ethischen Verhaltens von Unternehmen verursacht ist. Dies sollte jedoch nicht überbewertet werden, da sich die absoluten Bewertungen der Länder in diesem Bereich der Rangliste nur geringfügig unterscheiden. Kritischer zu sehen ist das Abrutschen von Italien von Rang 16 auf Rang 18, das gemessen am Weltbank-Indikator zur Korruptionskontrolle und im Hinblick auf die Bewertungen des ethischen Verhaltens von Unternehmen auch in absoluten Zahlen gesehen nochmals deutlich zurückgefallen ist Öffentliche Infrastruktur internationaler Vergleich über die Indikatoren In den folgenden Diagrammen ist wiederum die Position Deutschlands in den fünf Dimensionen des Index Öffentliche Infrastruktur im Vergleich zu ausgewählten Ländern des Länderindex dargestellt. Die jeweils beste erreichbare Position ist wiederum durch den Wert 100, die schlechteste mögliche Position durch den Wert Null bezeichnet. Je kleiner also die Fläche des umspannten Pentagons ist, desto schlechter schneidet ein Land im Länderranking des Themengebiets Öffentliche Infrastruktur ab. Abbildung 39: Öffentliche Infrastruktur - Deutschland im Vergleich mit den westlichen EU-Ländern und den USA Transport Korruptionskontrolle ICT Deutschland USA EU-West-Durchschnitt Kriminalität Rechtssicherheit Quelle Berechnungen von Calculus Consult In Abbildung 39 ist Deutschland dem Durchschnitt der westeuropäischen EU-Länder und den USA. gegenüber gestellt. Wie die Abbildung zeigt, liegt Deutschland in allem Dimensionen der öffentlichen Infrastruktur besser als der EU-West-Durchschnitt. Dies ist besonders bei der Transportinfrastruktur 70

85 der Fall. Noch deutlicher hat Deutschland in diesem Themengebiet gegenüber den USA Standortvorteile. Besonders im Bereich der Transportinfrastruktur und im Bereich der Kriminalität und politischen Stabilität ist Deutschland den USA deutlich überlegen. Mit Ausnahme der Informations- und Kommunikationstechnologie, wo sich die USA auf einem vergleichbaren Niveau wie der Durchschnitt der westlichen EU-Länder befinden, werden die USA in den anderen Dimensionen auch durch den EU- West-Durchschnitt dominiert. Trotz der Einbuße von vier Rangplätzen gegenüber dem Länderranking 2008 ist der Bereich der Öffentlichen Infrastruktur immer noch einer der Standortvorteile Deutschlands. Abbildung 40: Öffentliche Infrastruktur - Deutschland im Vergleich mit Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich Transport Korruptionskontrolle ICT 0 Deutschland Frankreich Italien Ver. Königreich Kriminalität Rechtssicherheit Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Abbildung 40 vergleicht die Position Deutschlands mit der Frankreichs, Italiens und des Vereinigten Königreichs. Deutschland liegt hier gegenüber allen Ländern in jeder Dimension entweder gleichauf oder besser. Besonders gravierend ist der Unterschied gegenüber Italien, das durch Deutschland, aber auch durch Frankreich und das Vereinigte Königreich in allen Dimensionen bei Weitem übertroffen wird. Auch gegenüber Frankreich weist Deutschland noch deutlich bessere Standortbedingungen auf. Dies gilt vor allem für den Bereich der Kriminalität und politischen Stabilität. Verglichen mit dem Vereinigten Königreich liegt Deutschland in der Informations- und Kommunikationstechnologie gleichauf, hat jedoch deutliche Vorteile im Bereich der Transportinfrastruktur und im Bereich der Kriminalität und politischen Stabilität. 71

86 Abbildung 41: Öffentliche Infrastruktur - Deutschland im Vergleich mit Polen, der Slowakischen und der Tschechischen Republik Transport Korruptionskontrolle ICT 0 Deutschland Polen Slowakei Tschechien Kriminalität Rechtssicherheit Quelle: Berechnungen von Calculus Consult In Abbildung 41 wird Deutschland mit Polen, der Tschechischen und der Slowakischen Republik verglichen. Auch gegenüber den osteuropäischen Ländern ist Deutschland in allen Dimensionen im Vorteil, wobei hier die Voraussetzungen in Deutschland weitaus besser sind als in den betrachteten osteuropäischen Ländern. Besonders in der Korruptionskontrolle und bei der Rechtssicherheit, aber auch der Transportinfrastruktur und der Informations- und Kommunikationstechnologie haben die osteuropäischen Länder nach wie vor erhebliche Defizite. Vor allem Polen und die Slowakei erzielen in allen Dimensionen im Bereich der öffentlichen Infrastruktur schlechte bis sehr schlechte Ergebnisse. Tschechien hingegen ist mit Ausnahme der Korruptionskontrolle insgesamt etwas günstiger zu beurteilen. Der Vergleich mit den nordeuropäischen Ländern Dänemark, Finnland und Schweden (Abbildung 42) hingegen zeigt nach wie vor ein uneinheitliches Bild, in dem sich allerdings auch die negativen Veränderungen gegenüber dem Länderranking 2008 niederschlagen. Im Bereich der Transportinfrastruktur ist Deutschland diesen Ländern, besonders Finnland und Schweden, nach wie vor überlegen. In allen anderen Dimensionen hingegen wird Deutschland im aktuellen Ranking von den nordeuropäischen Ländern übertroffen oder liegt bestenfalls gleichauf. Finnland hat in den Bereichen Korruptionskontrolle und Kriminalität deutlich bessere Voraussetzungen vorzuweisen. Dänemark und Schweden haben Standortvorteile im Bereich der Korruptionskontrolle und der Informations- und Kommunikationstechnologie. Insgesamt muss festgestellt werden, dass Deutschland hinsichtlich der unternehmensnahern Infrastruktur und des rechtlich-institutionellen Umfelds in den letzten zwei Jahren gegenüber den nordeuropäischen Staaten zurückgefallen ist. 72

87 Abbildung 42: Öffentliche Infrastruktur - Deutschland im Vergleich mit Dänemark, Finnland und Schweden Transport Korruptionskontrolle ICT Dänemark Deutschland Finnland Schweden Kriminalität Rechtssicherheit Quelle: Berechnungen von Calculus Consult Interpretation des Subindex Öffentliche Infrastruktur in Krisenzeiten Wie der neu berechnete Indikator zur Krisenanfälligkeit mit seiner Subkomponente Stabilität der Staatsfinanzen belegt (Kapitel 4.6), ist die Spitzengruppe auch in der Wirtschaftskrise durch vergleichsweise stabile Staatsfinanzen gekennzeichnet. Von daher ist zukunftsgerichtet davon auszugehen, dass die Spitzenpositionen in der Öffentlichen Infrastruktur ungefährdet sind. Umgekehrt sind insbesondere die Staaten mit unbefriedigender Infrastruktursituation oftmals durch sehr angespannte öffentliche Haushalte gekennzeichnet, so dass umfangreiche Investitionsprogramme kaum finanzierbar erscheinen. Insofern ist hier in Zukunft eher mit einer weiteren Polarisierung zu rechnen. 3 Der Länderindex 3.1 Die Zusammenfassung der Teilergebnisse zum Länderindex der Stiftung Familienunternehmen Der Länderindex der Stiftung Familienunternehmen wird durch die Zusammenfassung der Indizes für die einzelnen Teilgebiete zu einem Gesamtindex berechnet. Er basiert damit auf einer dreistufigen Konstruktion, deren Aufbau in Abbildung 43 dargestellt ist. Der erste Aggregationsschritt, die Konstruktion von Subindizes für die fünf Themengebiete, wurde bereits in den entsprechenden Abschnitten zu den Subindizes der Teilbereiche näher beschrieben. Der Gesamtindex wird als gewogener Durchschnitt der Subindizes berechnet. 73

88 Abbildung 43: Aggregation zum Länderindex der Stiftung Familienunternehmen Teilindikatoren für die einzelnen Themenbereiche 5 Subindizes: Steuern, Arbeit, Finanzierung, Regulierung, öffentliche Infrastruktur Länderindex der Stiftung Familienunternehmen Als Gewichtungsfaktoren für die einzelnen Subindizes wurden für den Subindex Steuern 25 Prozent, für die Subindizes Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital, Regulierung und Öffentliche Infrastruktur jeweils 20 Prozent und für den Subindex Finanzierung 15 Prozent gewählt. Nähere Erläuterungen zu diesen Gewichten finden sich in Anhang A 6.1. Für die Bedeutung der einzelnen Themengebiete für den Gesamtindex ergibt sich somit die in Abbildung 44 veranschaulichte Aufteilung: Abbildung 44: Gewichtung der Subindizes der einzelnen Themengebiete 20% 25% 15% 20% Steuern Regulierung Öff. Infrastruktur 20% Arbeit Finanzierung Unter Verwendung dieser Gewichte wurde der Länderindex der Stiftung Familienunternehmen als gewogenes arithmetisches Mittel der Subindizes errechnet. Der Länderindex kann Werte im Bereich zwischen Null und 100 annehmen. Dabei weisen höhere Werte eine günstigere Bewertung der jeweiligen Standortbedingungen für Familienunternehmen aus. 74

89 Tabelle 7: Länderindex der Stiftung Familienunternehmen Land Punktwert 2010 Rang 2010 Punktwert 2008 Rang 2008 Dänemark 68, ,82 1 Vereinigtes Königreich 67, ,80 2 Schweiz 67, ,96 3 Luxemburg 66, ,97 5 Finnland 64, ,42 4 USA 62, ,59 7 Schweden 62, ,27 6 Irland 61, ,32 8 Niederlande 61, ,60 9 Slowakei 53, ,49 10 Deutschland 53, ,08 11 Österreich 53, ,06 12 Frankreich 52, ,68 13 Spanien 49, ,52 15 Belgien 49, ,96 14 Tschechien 48, ,25 16 Polen 45, ,76 17 Italien 32, ,14 18 Quelle: Berechnungen von ZEW und Calculus Consult Tabelle 7 zeigt die Werte des resultierenden Gesamtindex und die zugehörigen Rangplätze für die einzelnen Länder im Länderindex 2010 und Noch einmal soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass sich aufgrund der notwendigen Neuberechnung des Länderindex 2008 infolge von Datenkorrekturen der bereitstellenden Institutionen sowie Ersatz nicht mehr veröffentlichter Kennzahlen die Rangliste 2008 gegenüber der in der Vorgängerpublikation ausgewiesenen Rangliste Veränderungen für einzelne Länder ergeben können. Sowohl im Länderindex 2010 als auch im Länderindex 2008 wird die Rangliste von Dänemark angeführt. Diesen Spitzenplatz verdankt das Land vor allem sehr guten Ergebnissen in den Bereichen öffentliche Infrastruktur, Finanzierung und Regulierung. Im Bereich Arbeit liegt das Land im Mittelfeld, im Bereich Steuern hingegen im unteren Bereich der Rangliste. Mit geringem Abstand folgt auf Rang 2 das Vereinigte Königreich, was vor allem aus sehr guten Resultaten in den Bereichen Regulierung, Finanzierung und Arbeit resultiert. Die Schwachstellen sind hier die Besteuerung und die öffentliche Infrastruktur. Auf den Plätzen 3 bis 5 folgen die Schweiz, Luxemburg und Finnland. 75

90 Am Ende der Rangliste liegen auch in diesem Jahr wieder mit deutlichem Abstand Polen und Italien. Italien hat hierbei im Bereich Steuern noch die besten Ergebnisse, liegt jedoch in allen anderen Bereichen auf einem der letzten drei Ränge. Polen weist bei der Besteuerung und im Bereich Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital vergleichsweise gute Ergebnisse auf, ist aber in den restlichen drei Bereichen sehr schlecht platziert. Deutschland liegt mit dem elften Rang im Mittelfeld und konnte damit gegenüber dem Länderindex 2008 die Position trotz verschlechterten Ergebnissen in den Bereichen Öffentliche Infrastruktur und Finanzierung die Position noch halten. Insgesamt weist keines der untersuchten Länder gegenüber dem Länderindex 2008 Veränderungen um mehr als einen Rangplatz auf. Die resultierenden Länderbewertungen sind in der nachstehenden Landkarte nochmals graphisch dargestellt. Abbildung 45: Geographische Darstellung des Länderindex Abschließend sind in Tabelle 8 die Ergebnisse dargestellt, die sich im Länderindex ohne den nach der ersten Aktualisierung 2008 hinzugenommenen Subindex Öffentliche Infrastruktur ergeben hätten. Deutschland schneidet hier auch im Länderindex 2010 wiederum erheblich schlechter ab als im Index 76

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