Nachhaltiges Wirtschaften: Unternehmensverantwortung oder Wettbewerbsfaktor?
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- Hannelore Langenberg
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1 Nachhaltiges Wirtschaften: Unternehmensverantwortung oder Wettbewerbsfaktor? Prof. Dr. Claudia Kemfert DIW Berlin und Hertie School of Governance
2 1. Herausforderung: Klimawandel Um den Globalen Klimawandel einzudämmen, dürfte jedes Land 3 t pro Kopf (!) CO2 Emissionen ausstoßen (Reduktion CO2 Emissionen um %)
3 Globale CO2 Emissionen
4 25,0 CO2 Emissionen und BIP pro Kopf, 2004 Kohlendioxidemissionen (Tonnen) pro Kopf 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 Mittlerer Osten Europa/Eurasien China MexiKo Süd Amerika Afrika Asien Brasilien Indien Russland Süd Korea OECD Europa Japan Kanada Australien/Neu Seeland 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 BIP (Tausend Dollar) pro Kopf USA Quelle: EIA (2006)
5 Klimaschutz: wie geht es weiter? EU: Energie- und Klimapaket EU Emissionsrechtehandel; Versteigerungen ab 2012 (Ausnahmen: Energieintensive Sektoren, die im internationalen Wettbewerb stehen) Kopenhagen Ende 2009: USA: Leadership (?) : Emissionsrechtehandel; Australien: Klimaschutz verschoben: Japan (?); Russland: wird Rolle der Blockierer übernehmen (?) ; China, Indien: erst einmal nicht (?)
6 2. Herausforderung: Energieversorgung Globale Energienachfrage wird sich bis 2030 verdoppeln (!) Insbesondere Nachfragesteigerungen aus stark wachsenden Volkswirtschaften Globales Ölangebot kann max. auf 100 Mill. Barrel pro Tag erweitert werden ABER nur, wenn genügend investiert wird Finanzkrise führt zu Ölangebotsknappheit: Ölpreis ist zu niedrig- Exploration lohnt sich nicht, zudem Kreditknappheiten Anpassung an neue Energietechniken dauert Jahre (Infrastruktur, Kraftwerke etc) Hoher Ölpreis schlecht für Klimaschutz: mehr Kohle wird eingesetzt (Kohleverflüssigung/Kohlevergasung) Hoher Ölpreis Gift für die Volkswirtschaft: Preissteigerungen haben deutsche Volkswirtschaft im ersten Halbjahr 2008 ca. 19 Mrd. Euro gekostet! Fazit: nicht warten, bis Ölpreise wieder steigen- F&E wichtig: alternative Antriebsstoffe- bessere Gebäudedämmung
7 Globale Energienachfrage IEA 2008 Quelle: IEA World Energy Outlook 2008
8 Der Ölmarkt Knappheiten und Schwierigkeiten Globale Ölnachfrage Investitionenwoher?? Source: IEA World Energy Outlook 2008
9 Gas wird als Energiequelle wichtig Transport/Mobilität, Heizen, Strom (KWK) Importabhängigkeit steigt: woher kommt das Gas? Diversifikation Gaslücke: nicht genügend Investitionen in Gasförderung (Gründe: Finanzkrise, Unsicherheiten für Investoren) Neue Pipelines: North Stream, Nabucco (?), South Stream (?) LNG: Liquified Natural Gas : Terminals notwendig: Wilhelmshaven gestoppt
10 Lösungen 1. Energiesparen /Energieeffizienzverbesserung 2. CO2 freie, sichere und bezahlbare Energien: Mobilität: Elektromobilität (Strom aus EE, Netze, Speicher (Batterien): Forschung und Investitionen notwendig (!) Strom: erneuerbare Energien (globaler Wachstumsmarkt), wichtig: Netzausbau + Speicher (KWK, Batterie, Reserveenergie etc); umweltfreundliche Kohle (CCS); Kernenergie als Übergangslösung Wärme/Kühlung: Dämmung +intelligente Energieversorgung + Energieherstellung Nicht warten, bis nächster Energiepreisschock kommt: JETZT CO2 freie, sichere und bezahlbare Energien erforschen und möglichst frühzeitig an den Markt bringen! Mehr Geld in die Energieforschung Wirtschaftsmotor Klimaschutz
11 Kosten Klimaschutz in Euro pro Tonne CO2 Äquivalent Gebäudeisolierung Kraftstoffeffizienzverbesserungen für Geschäftswagen Lichtsysteme Klimaanlage Wassererwärmung Kraftstoffeffizienzverbesserungen für Fahrzeuge Zuckerrohr Biofuel Standby Verluste Industrie nicht-co in Euro pro Tonne CO2 äquiv Quelle: McKinsey (2007)
12 Eine Tonne CO2 einzusparen, kostet in Euro: Gebäudesanierung (90 % der Fälle) Gebäudesanierung (5 % der Fälle) Modernisierung alter Steinkohlekraftwerke CO2 Einsparung in der Industrie Ersatz von Steinkohle durch Erdgas Braunkohlekraftwerk mit CO2 Einlagerung Modernisierung alter Steinkohlekraftwerke Ersatz von Braunkohle durch Erdgas Steinkohlekraftwerk mit CO2 Einlagerung Biomasse Biogas Windkraft Geothermie < 0 > > > > 50 > 50 > > 100
13 Elektrogeräte 9% Flugreisen 12% CO2 Fußabdruck Deutschland: 10,4 Tonnen CO2 Öffentlicher Verkehr 2% Persönlicher Konsum 26% Autofahren 13% Heizen 24% Ernährung 14%
14 Energiesparen- kein Problem: ziehen Sie sich einfach im Winter einen Pullover mehr an! Zimmertemperatur von 16 auf 15 Grad runterkühlen spart Geld! Zitat: Finanzsenator Thilo Sarrazin 2008 Nein danke! wir können auch anders!
15 Energiesparen ohne zu Frieren! Verzicht falscher Ansatz Es gibt nichts Unangenehmeres als falsches Raumklima Falsch: mehr Geld geben, um Energiekosten zu bezahlen- RICHTIG: mehr Geld geben, um Gebäude zu dämmen /Energie einzusparen Statt Heizung runterdrehen lieber Gebäudehülle dämmen! Vorteil: Investitionen in Gebäudesanierung volkswirtschaftlich wachstumssteigernd Energiekosten werden drastisch gespart: 1/5 der Energiekosten können gespart werden Gebäudewert wird langfristig gesteigert
16 Energieverbrauch Häuser Elektrogeräte 10% Beleuchtung 3% Warmwasser 12% Heizen 75% Quelle: BMWI 2009
17 Energiesparen als Erfolgsmodell 17,3 Millionen Wohngebäude mit 39 Mio. Wohneinheiten 75 % vor 1979 errichtet 1,5 Mio. Nichtwohngebäude: öffentliche Gebäude ( Schulen) In Deutschland werden jedes Jahr Gebäude neu errichtet (0.5 % alle Gebäude in D)
18 Quelle: DB Research, IWU Quelle: DB Research, IWU,
19 Lösungen Energieeinsparungen: Niedrigenergie-, Nullenergie- Passivhaus Gebäudeenergiepass Natürliche Lüftung statt Klimaanlage (neue Einkaufspassagen als Vorbild, Beispiel Hannover) Ausrichtung Gebäude zum Sonnenlicht Verwendung von ungiftigen und recycelten Baumaterialen Einsatz von Energieeffizienten Techniken und erneuerbare Energien (Beispiel Baden Württemberg) Green Buildings : Leadership in Energy and Environmental Design LEED: gold/platin-> wichtig: global einheitliche Zertifizierungen Absicherung von langfristiger Rendite: gutes Öko-Rating nd geringe Lebenszykluskosten sichern marktfähigkeit der Objekte Green Buildings sind um 3,5 % besser belegt und werfen 3 % höhere Mieten ab sowie Verzinsung der Investition um 6,6 % gesteigert (USGBC Studie)
20 Beispiele Bank of America (New York): produziert 70 % der verbrauchten Energie selbst, Regenwasser wird verwendet, Windturbine, Kraft-Wärme Heizanlage, Baumaterialien aus Recycling Turm von Dubai: 20 % mehr Energie erzeugen als verbrauchen /Rotating Tower Deutsche Bank Tower: Reduktion Energieverbrauch und Emissionen um 50 % Einheitliche Standards für gewerbliche Neubauten: statt 20 Liter Heizöl oder 200 kwh pro m3: 14 Liter /140 kwh für Heizung, Warmwasser Beleuchtung, Lüftung und Klimaanlage Marburg: Solaranlage für jedes Haus Pflicht Fast Food Restaurant in Achim: CO2 freie Fritten und mehr Klima-Supermärkte: Energieeinsparung + Labeling
21 Wirtschaftswoche 19/2009: Grün aus der Wirtschaftskrise Quelle: WiWo 19/2009
22 Chancen für die Wirtschaft Um Planungssicherheit für Unternehmen zu gewährleisten, benötigen wie klare und stabile langfristige politische Signale Die ökonomischen Chancen sind riesig: Nicht Kosten, sondern wachstumssteigernde Investitionen Zukünftige Märkte werden langfristig stabile Wachstumschancen liefern Deutschlands Unternehmen haben die Nase vorn, da First Mover Advantage (Ausnahme: Automobilbranche) Innovative und sichere Zukunftsmärkte sind für Kapitalinvestoren attraktiv Branchen werden von den new emerging markets profitieren
23 Grüne Investitionen der Konjunkturprogramme (% des Fonds, % GDP) Quelle: Edenhofer, Stern (2009)
24 Die Märkte der Zukunft sind grün Grüne Leitmärkte: Energieeffizienz, nachhaltige Wasserwirtschaft, nachhaltige Mobilität, Energieerzeugung, Abfall-Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz (Öko-Tourismus, Landwirtschaft, Klimaschutz-Dienstleistungen etc): 2005 Weltmarktvolumen 1000 Mrd. Euro-> 2020 Umsatzerhöhung auf 2200 Mrd. Euro An den grünen Zukunftsmärkten halten deutsche Unternehmen Weltmarktanteile von bis zu 30 % Umweltschutz wird als Wirtschaftsfaktor immer wichtiger: mehr als 5 % der Industrieproduktion in D entfallen auf Umweltschutzgüter (starke Steigerung) Fast 1,8 Mio. Menschen arbeiten heute in der Umweltschutzwirtschaft, ,3 Mio. Menschen Mehr an Gütern mit Weniger an Umweltressourcen (Material- Energiekosten durchschn. 40 %, Lohnkosten 25 %: Kostensparpotentiale) Gesellschaftliche Verantwortung und Klimaschutz haben sich zu strategischen Faktoren guter Unternehmensführung entwickelt (CSR)
25 Quelle: WiWo 19/2009
26 Fazit: Klimaschutz ist der Motor der Wirtschaft Wir benötigen dringend eine CO2 freie, sichere und bezahlbare Energieversorgung Investitionen in Klimaschutz stärken Marktpotentiale Aus Finanzkrise lernen: Nicht bis zur Krise warten: nicht wait and see sondern act and learn Unregulierte Märkte führen nicht automatisch zum wirtschaftlichen Optimum Klimaschutz: Marktversagen Energieknappheit muss antizipiert werden Krise als Chance begreifen: Gelder in richtige Bahnen lenken Die Unternehmen, die heute in die Zukunftsmärkte investieren, haben langfristig die Nase vorn
27 Drei Krisen mit einer Klappe schlagen Wirtschaftskrise: grüne Konjunkturprogramme statt Abwrackprämien Energiekrise: Energie einsparen, Verbesserung der Energieeffizienz, Weggang von fossiler Energie, weg vom Öl Klimakrise: Reduktion der Treibhausgase; Anpassung, internationale Klimaabkommen
28 JETZT DIE KRISE NUTZEN!
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