Fakultät 09 - Wirtschaftsingenieurwesen. Erfahrungsbericht zum ERASMUS-Auslandssemester im WiSe 2014/15

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1 Fakultät 09 - Wirtschaftsingenieurwesen Erfahrungsbericht zum ERASMUS-Auslandssemester im WiSe 2014/15

2 Für fast ein halbes Jahr war ich vom 20. August 2014 bis zum 17. Januar 2015 in Schweden an der Högskolan i Gävle wie der einheimische, schwedische Student die University of Gävle nennt. (Der international Student spricht dabei vor allem Gävle falsch aus.) Der Bewerbungsprozess ging sehr rasch von statten. Nach einem kurzen Gespräch im späten Frühjahr 2014 mit der damaligen Auslandsbeauftragten der Fakultät 09 entschied ich mich für Schweden und folgend Gävle. Zwar gibt es auch die Möglichkeit innerhalb Schwedens nach Linköping zu gehen, jedoch waren die zwei vorhandenen Plätze dafür schon an zwei meiner Kommilitonen vergeben. Nach Abgabe eines kurzen Bewerbungsschreibens wurde ich von Seiten der HM nominiert und konnte mich in Gävle im Online-Verfahren bewerben. Hierbei war einzig allein meine persönlichen Daten, meine Immatrikulation und ein Transcript of Records meiner bisherigen Hochschulleistungen von Nöten. Besondere Sprachkenntnisse benötigt man für die Aufnahme in Gävle nicht, da die Schweden nahezu ausschließlich hervorragendes Englisch sprechen. Ein sehr guter Schwedisch-Kurs wird für die Erasmusstudenten an der Högskolan angeboten. Diesen möchte ich jedem ans Herzen legen, der sich zumindest etwas mit der schwedischen Kultur, dem Land und den Leuten auseinander setzen möchte. Er wird von einer sehr charismatischen Holländerin gehalten, die seit einigen Jahren in Stockholm wohnt und in Göteborg studiert hat. Ihr Kurs bereitet einem kontinuierlich enorm Spaß und man lernt gerade mit deutschsprachigem Hintergrund schnell Schwedisch zu sprechen und vor allem viel zu verstehen. Das Kursangebot der Högskolan ist sehr breit gestreut und man trifft unter den anderen Erasmus-Studenten viele verschieden Studiengänge. Von Lehramt, über Zoologie, zu Betriebswirtschaftslehre und Geomatik ist sämtliches vorhanden. Für mich als Wirtschaftsingenieur im Master war das Angebot breit gestreut. Jedoch war ich aufgrund der Interdisziplinarität meines Studiengangs darauf angewiesen Kurse auf zwei verschiedenen Fakultäten der Högskolan zu belegen, was im Vorfeld bei den Damen des International Office an der Högskolan für Verwirrung und Bekanntheit meines Namens führte, da sie sich untereinander intensiver miteinander austauschen mussten. Das Semester ist in zwei Teile aufgeteilt ist und es wird daher empfohlen 30 ECTS zu absolvieren. So belegt man im Normalfall pro Semesterhälfte 2 Kurse a 7,5 ECTS. Die vorläufigen Kurse habe ich in der online verfügbaren englischsprachigen Kursliste der Högskolan rausgesucht. Hier gab es diverse Möglichkeiten englischsprachige Fächer zu

3 wählen die ich mir als WPM an der Fakultät 09 hätte anrechnen können. Die Anforderung des Studiengangsleiter Prof. Dr. Sachenbacher waren dabei ein Bezug zum technischen oder wirtschaftlichen Themenfeld und Studiengangsrelevanz. Am besten klärt man das im Vorfeld mit Herrn Sachenbacher ab, um sicherzugehen. Ob eine Pflichtvorlesung des Masters durch eine Vorlesung in Gävle ersetzt werden kann, hängt auch hier vom Rahmen und dem Themengebiet ab und sollte vorweg mit dem Studiengangsleiter besprochen werden. Ansonsten wartet bei der Rückkehr eventuell eine böse Überraschung auf einen und das Fach kann nicht angerechnet werden. Meine Wahl fiel schlussendlich auf die bereits empfohlenen Schwedischkurse 1+2, sowie das Fach International Business Management an der Wirtschaftsfakultät und das Fach Simulation Techniques for Logistic Systems. Die zweitgenannten Fächer waren beide sehr interessant, wenn auch vom Niveau her nicht so anspruchsvoll wie an unserer Fakultät häufig gewohnt. Ich kann beide daher durchaus empfehlen. International Business Strategy beschäftige sich, wie der Name vermuten lässt, überwiegend mit den Ursachen, Auswirkungen und logischen Schlüssen der Globalisierung in sowohl negativer und positiver Hinsicht. Als Prüfungsleistung musste in einer Gruppe von 3 Studenten zwei Kapitel des Lehrbuchs zusammengefasst werden (Sehr beliebt bei den Professoren in Schweden) und ein etwa 15-seitiger Aufsatz zu einem von acht zur Auswahl stehenden Themen verfasst werden. Abschließend galt es noch eine schriftliche Prüfung zu absolvieren, die dann zu Ende des Quarters Ende Oktober stattfand. Auch in Simulation Techniques for Logistic Systems musste eine schriftliche Prüfung zum Vorlesungsstoff geschrieben werden. Kern des Fachs war aber ein selbsterdachtes Logistik- Projekt, dass mit Hilfe der erlernten Software Flexsim bearbeitet und modelliert werden sollte. Dieses Fach bereitete mir aufgrund der direkten Anwendung sehr viel Freude und ist wirklich sehr zu empfehlen, da es auch etwas an digitale Fabrikplanung an der Fakultät 09 erinnerte, dabei aber mehr einen logistischen Blickwinkel einnimmt. Die Anreise nach Gävle gestaltete ich nicht wie viele andere mit dem Flugzeug und/oder dem Zug, sondern mit dem Auto. Dies kann ich auch ausdrücklich empfehlen, da ein Auto vor Ort sehr hilfreich sein kann, wenn man sich beispielsweise ins örtliche Bad (Fjärran Höjderbadet) oder auch zum Lidl/Willys Supermarkt mit mehreren Freunden zum Großeinkauf aufmacht. Die Fahrt mit dem Auto dauert selbstverständlich lang und ist auch deutlich teurer, wenn man sich alleine aufmacht. Inklusive Sprit und Mautgebühren belaufen sich die Kosten so insgesamt auf ca Fährt man aber zu mehreren lässt sich diese Summe angenehm aufteilen und man erlebt einen spitzen Roadtrip. Ob man dabei die Fähre

4 nimmt oder die verfügbaren Brückenverbindungen von Dänemark nach Schweden nutzt bleibt dabei Geschmackssache, da es preislich nahezu keinen Unterschied macht. Zeitlich muss man sich auf insgesamt 21 Stunden Fahrt plus Pausen einstellen. Das sollte man zumindest auf zwei Tage verteilen. Gerne auch mehr, da es unterwegs ja einige Städte zu besichtigen gibt, je nachdem wie man seine Reiseroute plant. (Berlin, Hamburg, Aarhus, Kopenhagen, Malmö, etc.) Die Unterkunft war für manche ein heikles Thema insofern sie sich im Vorfeld nicht ausreichend genug informiert haben. Solltet ihr prinzipiell nur vage darüber nachdenken nach Gävle zu gehen, wenn ihr diesen Text lest, dann registriert euch sofort auf folgendem Portal: Hier werden die verfügbaren Studentenunterkünfte zentral vergeben. Es gewinnt derjenige die Wohnung der am meisten Punkte auf dem Portal gesammelt hat. Pro angemeldetem Tag gibt es einen Punkt. Die Unterkünfte sind teils möbliert und teils nicht. Manche sind WG- Zimmer in 2-er oder 3-er WG s mit Gemeinschaftsbad und küche, andere wiederum Einzelwohnungen mit eigener Küche oder Küchenzeile. Preislich unterscheidet sich das alles, ist aber finanzierbar. Meine möblierte 26qm Wohnung mit Balkon und Küche kostete mich 410 pro Monat. Es sind alle Unterkünfte mit Ikea-Ausstattung versehen (wie für Schweden nicht anders zu erwarten) und falls etwas veraltet ist, wird es gerne von der Hausverwaltung ausgetauscht. Der Großteil der Wohnungen liegt am Campus Sätra ein Viertel am Stadtrand. (mit Bus ist man aber schnell in der City) Hier wohnten nahezu alle ERASMUS- Studenten und auch viele schwedische Studenten. Es ist deshalb auf alle Fälle empfehlenswert sich auch dort eine Unterkunft zu suchen. Um seine Freizeit zu gestalten bleiben einem zahlreiche Möglichkeiten in Gävle. Im Winter war vor allem das örtliche Bad zu empfehlen. Jeden Donnerstag gab es dort eine Außen- Sauna zu besuchen und man konnte in großen, beheizten Bottichen entspannen. Auch das naheliegende Eishockey Stadion des Brynäs IF ist auf jeden Fall immer einen Besuch wert und für gerade einmal 10 recht preiswert. (Aus Erzählungen von Kommilitonen sind die Spiele der örtlichen Fußballmannschaft nicht allzu empfehlenswert.) Des Weiteren bietet die umliegende Natur tolle Möglichkeiten um Sport zu treiben. Hinter dem Eishochkey-Stadion, nahe an Sätra gelegen, liegt eine hervorragende Joggingstrecke durch einen Wald. Auch das Wandern im Umland ist sehr empfehlenswert, da die Landschaft in Schweden beeindruckend ist. Sollte man im Winter kommen ist auch ein Ausflug nach Lappland empfehlenswert. Eine Schlittenhundtour oder eine Tour auf Skidoos unter dem Polarlicht vergisst man so schnell

5 nicht wieder und ist auch nicht zu teuer. Als Unterkunft klar zu empfehlen: Zum Feiern ist Gävle nicht unbedingt geeignet. Neben den veranstalteten Partys der studentischen Organisation vor Ort, gab es noch eine Hand voll Clubs, die aber allesamt sehr teuer und dennoch nichts Besonderes waren. Man kann sich aber durchaus für eine Zeit damit anfreunden, da man ja nebenbei eine große Menge an spannenden, neuen Leuten kennenlernt. Der Kontakt zu den einheimischen Studenten findet hauptsächlich über die Veranstaltungen der studentischen Organisation vor Ort statt. Hierbei sind immer wieder dieselben interessierten schwedischen Studenten anzutreffen. Der Großteil der einheimischen Studenten ist aber leider nicht besonders am Kontakt zu den ausländischen Studenten interessiert. Diese Situation kann sich aber je nach Alkoholpegel auch anpassen. Wie schon diverse mal zuvor gelesen. Auch von mir eine absolut reine Empfehlung an jeden Studenten mindestens für ein Semester ins Ausland zu gehen. Gävle eignet sich dafür genau wie jede andere fremde Stadt in Europa. Ihr bekommt einen anderen Blick auf euch selbst, die Menschen um euch und euer Leben. Ganz nebenbei gewinnt ihr eine Menge Freunde in ganz Europa und der Welt. Fort mit allen Zweifeln und der Skepsis davor die Freundin/den Freund allein zuhause zu lassen und raus in die Welt. Ich wünsche viel Vergnügen und Begeisterung.

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