Einfluss der Klimaveränderung auf die phänologische Entwicklung der Rebe sowie die Säurestruktur der Trauben

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1 FA Geisenheim, DDW Geisenheim Einfluss der Klimaveränderung auf die phänologische Entwicklung der Rebe sowie die Säurestruktur der Trauben 5/24/2006 Hans R. Schultz 1 Marco Hofmann, Dieter Hoppmann, Hans R. Schultz

2 Berechnung der: 1. Phänologie, 2. der Sorteneignung, 3. der Säureentwicklung 4. des Wasserhaushalts für 3 Standorte in Hessen 1. Geisenheim 2. Gernsheim 3. Frankfurt Marco Hofmann, Dieter Hoppmann, Hans R. Schultz 5/24/2006 Hans R. Schultz 2

3 Abweichung vom Mittelwert ( C) Temperaturentwicklung (Geisenheim) Klima Geisenheim Jahresmitteltemperaturen Klima Durchschnitt: Geisenheim Höchstwert Tiefstwert 8.3 C Abweichung 10-jähriges übergreifendes Mittel 30-jähriges übergreifendes Mittel Trend /24/2006 Hans R. Schultz Temperatur ( C)

4 Material und Methoden Konsequenzen für den Weinbau? Verwendete Klimaszenarien Länge der Vegetationsperiode? Sorteneignung? warm kalt 5/24/2006 Hans R. Schultz 4

5 Verwendete Klimaszenarien Konsequenzen für den Weinbau? Länge der Vegetationsperiode? Sorteneignung? 5/24/2006 Hans R. Schultz 5

6 Phänologische Entwicklung Konsequenzen für den Weinbau? oberer Schwellenwert k 2 Temperatur ( C) 25 Te Länge der Vegetationsperiode? mp era tur [ C ] Sorteneignung? 10 Kältesumme in Gradtagen unterer Schwellenwert k 1 Wärmesumme in Gradtagen Kältesumme in Gradtagen Mittl. [MOZ] Mittl. Ortszeit (MOZ) nach Hoppmann und Berkelmann-Löhnertz (2000) 5/24/2006 Hans R. Schultz 6

7 Phänologische Entwicklung Fall 4: Konsequenzen 1 für den Weinbau? K1 Länge der Vegetationsperiode? T θ K2 π Sorteneignung? K1 π HDD = T k1 )( θ ) + α cos( θ ) 2π 2 (7) 1 π CDD = ( k1 T )( θ + ) + α cos( θ) 2π 2 (8) θ = SIN 1 ( α k T 1 ) / Fall 5: 1 π π HDD = ( k1 )( + ) + ( k2 k1 )( θ ) α cos( θ ) (10) CDD = 0 (11) θ = SIN α k T 1 ( 2 ) / (12) (9) HDD = Wärmesumme in Gradtage CDD = Kältesumme in Gradtage Τ = Temperaturmittelwert in der Temperaturhalbwelle des Tages/12.00 Uhr) α = Temperaturamplitude (T max T min )/2 K 1 = unterer Schwellenwert der Temperatur K 2 = oberer Schwellenwert der Temperatur θ,θ 1,θ 2 = Zeitpunkte, an denen die Temperaturschwellenwerte über-/unterschritten werden nach Hoppmann und Berkelmann-Löhnertz (2000) 5/24/2006 Hans R. Schultz 7

8 Sorteneignung Huglin Index: Summe vom ((Tmax-Tbasis) + (Tmittel-Tbasis)*K)/2 Tmax=max. Tagestemperatur Tmittel=mittlere Tagestemperatur Tbasis=10 C K=Koeffizient für die Tageslänge ,

9 Sorteneignung: IH 1500: Müller-Thurgau 1600: Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Gewürztraminer, Sauvignon blanc 1700: Spätburgunder, Riesling, Sylvaner, Gamay 1800: Cabernet franc, Merlot 1900: Cabernet Sauvignon, Chenin blanc, Semillon, Ital. Riesling 2000: Ugni blanc, Grenache, Syrah 2100: Cinsaut 2200: Carignan 2300: Aramon

10 Zur Modellierung des Temperatureinflusses auf einen Qualitätsfaktor in Trauben eignen sich nur die Zuckerkonzentration und die Äpfelsäure 5/24/2006 Hans R. Schultz 10

11 Äpfelsäuremodell Konsequenzen für Parameter den Weinbau? 4 Datensätze vorhanden 1979 (Geisenheim) 2002 (Neustadt) Sorteneignung? 2003 (Neustadt) 2004 (Neustadt) [ÄS(GT RB )] = 18,6 g/l K = 0,0034 1/GT Gradtage = Lesereife ( T mit T b Re ifebeginn ) Tagesmitteltemperatur und Basistemp. 7 C 5/24/2006 Hans R. Schultz 11

12 Äpfelsäureabbau Konsequenzen für den Weinbau? Länge der Vegetationsperiode? 1979 Äpfelsäure (g/l) Sorteneignung? Jahrestag ca. 65 Tage 5/24/2006 Hans R. Schultz 12

13 Ergebnisse Phänologie Austrieb ca. 3-7 Tage Verfrühung 5/24/2006 Hans R. Schultz 13

14 Blüte ca Tage Verfrühung 5/24/2006 Hans R. Schultz 14

15 Trend im Erntezeitpunkt Johannisberger Schloßberg (Schloß Johannisberger Weingüterverwaltung) 5/24/2006 Hans R. Schultz 15

16 Entwicklung im Erntetermin /24/2006 Hans R. Schultz 16

17 Lesereife ca. 10 Tage Verfrühung 5/24/2006 Hans R. Schultz 17

18 Bereits untersuchte Orte und Sorten Albariño Pontevedra Bordeaux Reims Pinot Noir Aloxe-Corton Pinot Noir Merlot* Cabernet Sauvignon Geisenheim Riesling Colmar Riesling Conegliano Sangiovese Cabernet Sauvignon Chardonnay Trebbiano Dolné Plachtince Riesling Chardonnay Müller Thurgau Albillo Mayor Valladolid Albillo Real Verdejo Mencía Grenache Tinta del Páis Tinta de Toro 5/24/2006 Hans R. Schultz 18 Greg Jones 2005

19 Austrieb Blüte Jahrestag Veraison Jahr Phänologische Trends Ernte Jahr Jahrestag 5/24/2006 Hans R. Schultz 19 Jahr Jahr Greg Jones 2005

20 Prognostizierte Mostgewichtsentwicklung in der Zukunft Standort Geisenheim Entwicklung der Mostgewichte ( Oe) kühles Szenario warmes Szenario Jahr 5/24/2006 Hans R. Schultz 20

21 Prognostizierte Äpfelsäuresentwicklung in der Zukunft Entwicklung der Äpfelsäure (g/l) 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 kühles Szenario warmes Szenario 2, Jahr 5/24/2006 Hans R. Schultz 21

22 Entwicklung des Huglin Index 5/24/2006 Hans R. Schultz 22

23 Rebsorteneignung in den nächsten 50 Jahren Wärmesumme nach HUGLIN Die Entwicklung des Huglin-Index von 1951 bis 2050 für den Jahr Cabernet Sauvignon Merlot Chardonnay Riesling Müller- Thurgau 5/24/2006 Hans R. Schultz 23

24 Klimatische Wasserbilanz 5/24/2006 Hans R. Schultz 24

25 Dunkelfelder Silvaner Weißburgunder /24/2006 Hans R. Schultz 25

26 Abnahme der Niederschläge wäre problematisch Zusätzlich würde ein prognostizierter Anstieg der Extremereignisse die Situation noch verschärfen: z.b. Starkniederschläge 5/24/2006 Hans R. Schultz 26

27 5/24/2006 Hans R. Schultz 27

28 Veränderungen im Oberflächenabfluss aus Rebbeständen in Abhängigkeit von der Niederschlagsintensität Offener Boden Begrünter Boden Oberflächenabfluss (mm) Oberflächenabfluss (mm) Hangneigung (Grad) Hangneigung (Grad) Der Anteil an nicht nutzbarem Wasser steigt 5/24/2006 Hans R. Schultz 28 nach Berthold 1994

29 Wie wirkt Bewässerung auf das Alterungsverhalten der Weine? (Beispiel Jahrgang 2003, 115 Verkoster) bewässert unbewässert FRISCH GEALTERT FRISCH GEALTERT positive Aromen 3,45 2,17 2,85*** 1,93* negative Aromen sauer bitter 2,10 3,24 2,61*** 3,79*** 2,35 2,43 2,95*** 2,95*** 2,40 2,70 2,63* 2,87 5/24/2006 Hans R. Schultz 29

30 Auswirkungen auf den Weinbau Der Temperaturanstieg wird die phänologischen Phasen beschleunigen Die EU-Anbauzonen wandern nordwärts Verstärkter Anbau wärmeliebender Rebsorten wird möglich sein (z.b. Chardonnay, Cabernet Franc, Merlot usw) Lesereife 2 Wochen früher / zu hohe Temperaturen bei der Ernte zusammen mit hohen Niederschlägen können möglicherweise zu mehr Fäulnis u. Essigstich führen (Jahrgänge 2000 und 2005) Höheres Risiko für Eisweinproduktion Geringeres Frostrisiko Bisher Unsicherheit ob die Wasserbilanz sich 5/24/2006 Hans R. Schultz 30 im Sommer negativer entwickeln wird

31 Auswirkungen auf den Weinbau Die Mostzuckerwerte werden ansteigen Die Säurewerte werden abnehmen (gesetzliche Rahmenbedingungen) größere Trockenheit würde bei Weißweinen zu einer reduzierten Haltbarkeit führen Begrünungsmanagement wird auf einigen Standorten problematisch werden (Trinkwasser) Eventuell wird ein verstärkter Einsatz von Bewässerungssystemen und Blattdünger notwendig werden 5/24/2006 Hans R. Schultz 31

32 Auswirkungen auf den Weinbau Schaderreger Früheres Auftreten der Peronospora u. Oidium, dadurch stärkerer Infektionsdruck Nordwärtswanderung von Schaderregern (Zikaden u. Esca) Zunahme der Populationsdichte und damit des Befallsdruck der Wicklerarten, Spinnmilben u.s.w. 5/24/2006 Hans R. Schultz 32

33 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit 5/24/2006 Hans R. Schultz 33