Basiswissen. für die Dokumentgestaltung. 09. Juni 2009
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1 Basiswissen Informationspsychologie für die Dokumentgestaltung tekom - Regionalgruppe Stuttgart 09. Juni 2009
2 Produktdesign (-) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 2
3 Informationsdesign (-) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 3
4 Informationsdesign (?) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 4
5 Informationspsychologie Psychologie der Gestaltung von Informationsmedien greift psychologische Erkenntnisse zur menschlichen Informationsverarbeitung auf Nutzerorientierung im Vordergrund setzt Erkenntnisse in Heuristiken (Prinzipien) um Anwendung bei der Gestaltung Anwendung bei der Evaluation Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 5
6 Architektur des kognitiven Apparates (1) menschlicher Informationsverarbeiter Kurzzeitgedächtnis Informations- angebot (Dokument) sensorischer Speicher sensorischer Speicher Afferenzen (Sinnessystem) Arbeitsgedächtnis Langzeit- gedächtnis Efferenzen (Motorik) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 6
7 Architektur des kognitiven Apparates (2) Informationsangebot Arbeitsgedächtnis Inhalte Ort der Verarbeitung Layout bewusste Prozesse Kodierung (Text, Bild), Kapazität: begrenzt Symbolsystem Sinnessystem Modalität Reizschwelle Formerkennung Farbwahrnehmung Sensorischer Speicher Kapazität: groß Verfallszeit: sehr kurz Kodierung: sinnesnah Übertragung: Zuwendung von Aufmerksamkeit Kurzzeitgedächtnis Kapazität: begrenzt Verfallszeit: min bis h Kodierung: phonetisch Langzeitgedächtnis Kapazität: unbegrenzt Verfallszeit: keine Kodierung: semantisch-abstrakt Abruf: assoziativ Motorik Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 7
8 Stufen der Verarbeitung Informationsabruf und -anwendung Informationsbedürfnisse Informationsspeicherung (Behalten) Informations- angebot Gestaltung Emotionen Informations- aufnahme (Wahrnehmen) Informationsverarbeitung (Erkennen u. Verstehen) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 8
9 01_Informationsbedürfnisse Ziele gruppen-, personen- und situationsabhängig Beispiele Überblick verschaffen Einlesen, Wissen aneignen, Lernen Suchen spezifischer Informationen Hilfestellung beim Handeln Unterschiedliche Nutzungsarten des Dokumentes fordern im Prinzip eine unterschiedliche Informationsaufbereitung! Zielerfüllung durch Dokumentgestaltung t Inhalte Werkzeuge, Hilfen Layout Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 9
10 02_Informationsaufnahme Sinneswahrnehmung visuelle Modalität dominierend Symbolsysteme: Text, Bild Selektive Wahrnehmung Reizüberangebot leistungsfähiges System zur Blockade von Input, selektive Informationsaufnahme, begrenzte Kapazitätsressourcen für Aufnahme und Verarbeitung Aufmerksamkeitssteueuerung durch... Reizeigenschaften Personeneigenschaften Lesesteuerung Ordnen und Strukturieren Gestaltgesetze Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 10
11 Lesen Links vom Fixationspunkt werden etwa 4, rechts davon etwa 14 Buchstaben ausgewertet Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 11
12 Lesesteuerung (-) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 12
13 Lesesteuerung (+) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 13
14 02_Informationsaufnahme Sinneswahrnehmung visuelle Modalität dominierend Symbolsysteme: Text, Bild Selektive Wahrnehmung Reizüberangebot leistungsfähiges System zur Blockade von Input, selektive Informationsaufnahme begrenzte Kapazitätsressourcen für Aufnahme und Verarbeitung Aufmerksamkeitssteueuerung durch... Reizeigenschaften Personeneigenschaften Lesesteuerung Ordnen und Strukturieren Gestaltgesetze Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 14
15 Gestaltgesetze - Gruppierung nach Nähe Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 15
16 Gruppierung nach Nähe (-) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 16
17 03_Informationsverarbeitung Textverstehen Aufbau einer kohärenten mentalen Repräsentation des Textes Überbrücken von Textlücken, Herstellen von Kohärenz Verstehenserleichternde Elemente Abbildungen Überschriften Advanced Organizer Integration von Text und Bild Zusammenführen in einheitliches Situationsmodell optimales Text-Bild-Verhältnis Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 17
18 Textkohärenz Eine große schwarzgelbe, 14 Meter lange V-2 Rakete stand in der Wüste von Neu-Mexiko. Leer wog sie fünf Tonnen. Als Treibstoff enthielt sie acht Tonnen Alkohol und flüssigen Sauerstoff. Alles war bereit. Die Wissenschaftler und Generäle zogen sich auf eine gewisse Distanz zurück und kauerten hinter Erdhügeln. Zwei rote Signale leuchteten als Zeichen auf, die Rakete abzufeuern. Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 18
19 Textkohärenz und Lesen Ziel: Herstellen einer kohärenten Repräsentation des Textes Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 19
20 Textlücken Hans und Ute wollen in die Stadt zum Einkaufen. Der Bus fährt um 14 Uhr. AGENT: Hans & STATUS: beabsichtigt AKTION: einkaufen AGENT: Bus AKTION: fahren AGENT: Ute ORT: Stadt ZEIT: 14 Uhr Hintergrundwissen Verständnishilfen Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 20
21 03_Informationsverarbeitung Textverstehen Aufbau einer kohärenten Repräsentation des Textes Überbrücken von Textlücken, Herstellen von Kohärenz Verstehenserleichternde Elemente Illustrationen, Abbildungen Überschriften Advanced Organizer Integration von Text und Bild Zusammenführen in einheitliches Situationsmodell optimales Text-Bild-Verhältnis Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 21
22 Verständniserleichternde Illustrationen Würden die Ballons platzen, könnte sie nichts mehr hören, denn dann wäre alles zu weit weg vom richtigen Stockwerk. Auch ein geschlossenes Fenster würde verhindern, dass sie etwas hört, denn die meisten Gebäude sind heutzutage akustisch gut isoliert. Da die ganze Angelegenheit zudem von einem ununterbrochenen Stromzufluss abhängt, würde ein Kabelbruch ein echtes Problem darstellen. Natürlich könnte der junge Mann versuchen, einfacher lauter zu singen, aber die menschliche Stimme ist nicht stark genug, um auf diese Entfernung noch gehört zu werden. Ein weiteres Problem wäre gegeben, wenn eine Saite des Instruments reißen würde; eine Begleitung der Botschaft wäre dann nicht mehr möglich. Es ist einsichtig, dass die optimale Situation bei einer nur geringen Distanz besteht, da es dann kaum potentielle Probleme gibt. Am wenigsten könnte sowieso beim unmittelbaren Kontakt schief gehen. Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 22
23 Verständniserleichternde Illustrationen Verständlichkeitsurteil Behaltensleistung mittleres s Rating ,3 3,3 61 6,1 Anzahl erinn nerter Ideen ,92 7, kein Bild Bild danach mit Bild 0 kein Bild Bild danach mit Bild Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 23
24 03_Informationsverarbeitung Textverstehen Aufbau einer kohärenten Repräsentaton des Textes Überbrücken von Textlücken, Herstellen von Kohärenz Verstehenserleichternde Elemente Abbildungen Überschriften Advanced Organizer Integration von Text und Bild Zusammenführen in einheitliches Situationsmodell optimale Text-Bild-Anordnung Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 24
25 Integration von Text und Bild Text Textbasis Verbales Modell Auswahl und Aufnahme der Wörter Verstehen des Textes Repräsentation des Textes Situations- Modell Illustra- Bild- Visuelles tion basis Modell Repräsentation des Inhaltes Auswahl und Aufnahme der Illustration Verstehen der Illustration ti Repräsentation der Illustration ti Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 25
26 Text-Bild-Anordnung "das Auge mag den Rückwärtsgang nicht" (Mayer-Hentschel) aber: kulturell bestimmte Leserichtung Was erläutert was? "picture first " für Texterläuterung: Text unter bzw. rechts vom Bild "text first" für erläuternde Texte (z.b. Legende) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 26
27 Text-Bild-Anordnung (-) Der lange und unstruk-turierte Text schreckt ab Bleiwüste Die Anzeige hat eine sehr niedrige Aufmerksamkeit Quelle: Schießl & Duda (2005) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 27
28 Text-Bild-Anordnung (+) integrierte Textdarstellung Text steht an richtiger Stelle im Aufmerksam- keitsverlauf Es gibt keine visuellen Barrieren Quelle: Schießl & Duda (2005) Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 28
29 04_Informationsspeicherung Übergänge zwischen Gedächtnissystemen Aufmerksamkeit Verstehen und Elaboration Faktoren für Speicherung Aufmerksamkeit auffällige Reize Passung zu Bedürfnissen der Person Verstehen Vorwissen aktivieren verständniserleichternde Elemente Elaboration tiefe Verarbeitung Verknüpfungen schaffen Aufgaben, Diskussion der Inhalte,... Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 29
30 05_Informationsabruf und -anwendung Abrufprinzip nicht Adressierung, sondern Assoziation geeigneter Abrufreiz entscheidend rekonstruktiver Prozess des Erinnerns Kontextspezifität Kontext Teil des Abrufreizes Ähnlichkeit der Kontexte relevant Bereichsspezifisches Wissen vermeiden Wissen vom Kontext lösen: Perspektivenwechsel, Bereichswechsel, Diskussion der Inhalte Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 30
31 Bereichsspezifisches Wissen Wenn Sie auf der Buchstabenseite einer Karte einen Vokal sehen, muss auf die Zahlenseite eine gerade Zahl gedruckt sein. Wer alkoholische Getränke kaufen möchte, muss mindestens 18 Jahre als sein. Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 31
32 06_Emotionen Auswirkungen von Emotionen Notfallsituationen Körperfunktionen, Wahrnehmung, Denken, Motorik Auswirkungen von Stimmungen tightening - loosening sequenziell - ganzheitlich (holistisch) Kategorisieren, Problemlösen (Kreativität), Erinnern (Stimmungskongruenz) Erklärung: Kapazitätseinsatz, Heuristiken Joy of Use Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 32
33 Literaturvorschläge Ballstaedt, S. -P P. (1997). Wissensvermittlung. Die Gestaltung von Lernmaterial. Weinheim: Beltz: Psychologie Verlags Union. Mangold, R. (2007). Informationspsychologie. Wahrnehmen und Gestalten in der Medienwelt. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Mangold, R. (2008). Informationspsychologie. In Weber, W. (Hrsg.), Kompendium Informationsdesign (S ). Berlin: Springer. Schnotz, W. & Horz, H. (2009). Online-Lernen mit Texten und Bildern. In L.J. Issing & P. Klimsa (Eds.), Online-Lernen. Handbuch für Wissenschaft und Praxis (pp ). München: Oldenbourg-Verlag. Weidenmann, B. (2009). Multimedia, Multicodierung und Multimodalität beim Online-Lernen. In L.J. Issing & P. Klimsa (Eds.), Online-Lernen. Handbuch für Wissenschaft und Praxis (pp ). München: Oldenbourg-Verlag. Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 33
34 Psychologische Lösungsansätze Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 34
35 Nutzerzentriertes Gestaltungsprozess analysieren evaluie eren 1 2 gestalt ten prototyping Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 35
36 Evaluation von Dokumenten Prof. Dr. Roland Mangold HdM Stuttgart 36
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