Wer braucht Palliativmedizin? Implementierung des Palliativmedizinischen Dienstes am MRI
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- Claudia Baumann
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1 Priv.-Doz. Dr. med. Johanna Anneser Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Palliativmedizinischer Dienst Wer braucht Palliativmedizin? Implementierung des Palliativmedizinischen Dienstes am MRI 1
2 Palliativmedizinischer Dienst rechts der Isar Palliativmedizinische Dienste (PMD) Multiprofessionelle Teams mit spezieller Zusatzqualifikation Betreuung stationärer Patienten in der jeweiligen Fachabteilung Derzeit ca. 20 PMDs an bayerischen Krankenhäusern
3 Palliativmedizin Palliativmedizin dient der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert sind. Dies geschieht durch Vorbeugung und Linderung von Leiden mittels frühzeitiger Erkennung, hochqualifizierter Beurteilung und Behandlung von Schmerzen und anderen Problemen physischer, psychosozialer und spiritueller Natur. WHO (2002)
4 Palliativmedizin - wann? Befragung bayerischer Palliativmedizinischer Dienste (N=15): Der PMD wird in der Regel rechtzeitig in das Behandlungskonzept eingebunden [0]-[1]-[2]-[3]-[4]-[5]-[6]-[7]-[8]-[9]-[10] 4,8
5 Temel et al: Early Palliative Care for Patients with Metastatic Non Small-Cell Lung Cancer (N Engl J Med. 8/2010) Patienten mit kleinzelligem Bronchialkarzinom: Frühzeitige Palliativversorgung gegenüber onkologischer Standardversorgung. weniger Depression bessere Lebensqualität weniger aggressive Therapie am Lebensende längeres Überleben
6 New York Palliative Care Information Act (Februar 2011): if a patient is diagnosed with a terminal illness or condition, the patient s attending? health care practitioner shall offer to provide the patient with information and counseling regarding palliative care and end-of-life options appropriate to the patient ( ) Violations of the law are punishable by fines up to $ 5,000 for repeated offenses, and willful violations by a jail term up to 1 year.
7 Mögliche Gründe für die späte Miteineziehung palliativmedizinischer Betreuung Unterschiedliches Verständnis von Palliativmedizin?
8 Palliativmedizin - wann? Therapie Maximaltherapie Minimalth. Kurative Therapie Palliative Therapie
9 Mögliche Gründe für die späte Miteinbeziehung palliativmedizinischer Betreuung Zurückhaltende Aufklärung?
10 Medizinische Aufklärung im Lauf der Zeit. Treffe die nötigen Anweisungen freundlich und heiter ( ) ohne etwas vom zukünftigen oder gegenwärtigen Zustand zu enthüllen. Viele Patienten haben einen schlechteren Verlauf genommen ( ) durch die Vorhersage dessen, was geschehen wird. (Hippocrates: Decorum, XVI, v. Chr.) 1961: Umfrage bei amerikanischen Ärzten: 88% teilen die Diagnose Krebs ihren Patienten routinemäßig zunächst nicht mit (Oken et al. JAMA 1961).und heute?
11 und heute? über 96% der Patienten möchten mitgeteilt bekommen, dass sie Krebs haben 79% wollten so viel Information wie möglich über ihre Krankheit bekommen 66-85% wollen realistische Einschätzung über die verbleibende Zeit (Morris 1982, Meredith et al. BMJ 1996, Alifrangis 2011)
12 Fallbeispiel: Frau P.S. (45 J.) Frau P.S. (verh., 2 Söhne: 14 und 10 Jahre) generalisiert metastasiertes Liposarkom erster Kontakt mit dem PMD Februar 2011 wegen starker Schmerzen (7-10/10) trotz hoher Dosen Hydromorphon große Probleme mit dem älteren Sohn (lehnt Gespräche mit den Eltern ab, Fremd- und Autoaggression, Schulversagen) Opioidrotation (L-Polamidon) plus Pregabalin und Carbamazepin: Patient weitgehend schmerzfrei Thematisierung der Schwierigkeiten der Kinder Einschaltung professioneller Hilfe für die Familie
13 Fallbeispiel: Frau P.S. (45 J.) ambulante Bestrahlung einiger symptomatischer Metastasen Wiederaufnahme im Juni 2011: Ileussymptomatik Familiäre Situation weiter schwierig, aber etwas stabilisiert Symptomkontrolle (Schmerzen, Übelkeit) Stützende Gespräche Verlegung auf die Palliativstation der Barmherzigen Brüder Weiter persistierender Ileus, Legen einer Ablauf- PEG Juli 2011: Patientin verstirbt auf der Palliativstation der Barmherzigen Brüder
14 Was wird vom PMD erwartet? Studie zu Effektivität und Akzeptanz des PMD am Klinikum rechts der Isar Umfrage Personal des MRI vor Einführung des PMD (243 Fragebögen)
15 Wie hilfreich wäre die Unterstützung bei der Schmerztherapie? Median Pflege und Assistenzärzte: 8 Oberärzte: 7
16 Wie hilfreich wäre Unterstützung bei der psychosozialen Betreuung der Angehörigen? Median Pflege: 10 Ärzte: 9
17 Wie hilfreich wäre Beratung bei Therapieentscheidungen? Median Pflege: 9 Assistenzärzte: 7 Oberärzte: 5
18 Wer braucht Palliativmedizin? Akzeptanz des Palliativmedizinischen Dienstes am MRI: Januar- August 2011: 232 Patienten am MRI mitbetreut 1409 Patientenkontakte Anzahl der Patientenkontakte/Monat 7/10 8/10 9/10 10/10 11/10 12/10 01/11 02/11 03/11 04/11 05/11 06/11 07/11 08/11
19 Grunderkrankung Nicht-maligne Erkrankungen 7% 93% Maligne Erkrankungen
20 Wie geht es nach der Behandlung im MRI weiter? Entlassung verstorben 19% sonstiges 2% Pflegeheim 4% nach hause 43% Hospiz 4% Palliativstation 28%
21 Ist eine Verbesserung der Betreuung von Palliativpatienten messbar? Studie zu Effektivität und Akzeptanz des PMD am Klinikum rechts der Isar Befragung von Patienten Angehörigen Ärzte Pflege jeweils vor Erstkontakt mit dem PMD und bei Entlassung
22 POS (= Palliative care outcome scale) 12 Items 2 Versionen: - für Patienten - für Angehörige Körperliche Beschwerden psychosoziale Aspekte 7. Empfanden Sie in den vergangenen 3 Tagen Ihr Leben als lebenswert? O 0 Ja, immer O 1 Meistens O 2 Manchmal O 3 Gelegentlich O 4 Nein, überhaupt nicht ( ) 10. Wurden in den vergangenen 3 Tagen konkrete Aspekte der Erkrankung, z.b. finanzieller oder persönlicher Art angesprochen? O 0 Praktische Probleme wurden in Angriff genommen und zu meiner Zufriedenheit geregelt O 2 Praktische Probleme werden zur Zeit in Angriff genommen O 4 Es gibt praktische Probleme, die nicht in Angriff genommen wurden O 0 Ich hatte keine praktischen Probleme
23 Zwischenergebnis (30 Pat.): POS (maximale Belastung 42 Pkt.) vor Betreuung durch PMD nach Betreuung durch PMD
24 Zwischenergebnis (30 Pat.): Wie stark waren Ihre Schmerzen in den letzten drei Tagen? 4 3 p < vor Betreuung durch PMD nach Betreuung durch PMD
25 We are not ourselves when nature, being oppressed, commands the mind to suffer with the body King Lear Act II, Sc IV L
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