Bewegungs-, Längen- und Umfangmessungen
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- Anton Albert
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1 Bewegungs-, Längen- und Umfangmessungen Neutral-Null-Durchgangsmethode Bearbeitet von Katrin Gräfe 1. Auflage Taschenbuch. 76 S. Paperback ISBN Format (B x L): 15 x 21 cm Gewicht: 111 g Weitere Fachgebiete > Medizin > Human-Medizin, Gesundheitswesen > Allgemeinmedizin, Familienmedizin schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.
2 EUROPA-FACHBUCHREIHE für Berufe im Gesundheitswesen Katrin Gräfe Bewegungs-, Längen- und Umfangmessungen Neutral-Null-Durchgangsmethode 5. überarbeitete Auflage VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG Düsselberger Straße Haan-Gruiten Europa-Nr.: 68248
3 Autorin: Katrin Gräfe Physiotherapeutin in eigener Praxis, ehem. Leiterin der Physiotherapieschule an der Diana- Klinik, Bad Bevensen Autor der 1. bis 3. Auflage: Prof. Dr. sc. med. Rolf Meinecke Verlagslektorat: Anja Tüngler Illustrationen: Steffen Faust, Berlin Wir danken vor allem den Schüler innen und Schülern der Physiotherapieschule an der Diana-Klinik in Bad Bevensen, die bei der Erstellung der Mess fotos mitgewirkt haben. Ein weiterer Dank geht an Frau Regina Furgler für ihre Mitarbeit am Text. Die im Anhang dieses Handbuchs vorgestellten Messprotokolle finden Sie im DIN-A4-Format zum Download unter 5. überarbeitete Auflage 2015 Druck Alle Drucke derselben Auflage sind parallel einsetzbar, da sie bis auf die Korrektur von Druckfehlern untereinander unverändert sind. ISBN Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden by Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG, Haan-Gruiten Satz: Ruhrstadt Medien AG, Castrop-Rauxel Umschlaggestaltung: tiff.any GmbH, Berlin Umschlagfoto: WavebreakmediaMicro/fotolia.com Druck: Medienhaus Plump, Rheinbreitbach
4 Vorwort Das vorliegende Handbuch soll alle ansprechen, die sich mit der Messung und Beurteilung des Stütz- und Bewegungs apparates befassen. Die nachstehenden Richtlinien sind für Ärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und alle orthopädietechnischen Berufe gedacht. Während bei der Erfassung von Längen- und Umfangsmaßen von Gliedmaßen und Körperteilen schon immer exakte, vergleichbare Werte erreicht wurden, zeigte sich, dass die Feststellung und Dokumentation der Bewegungsausmaße nicht den geforderten Normen entsprach. In vielen Publikationen zu diesem Thema wurden Elemente der Neutral- Null-Methode verwendet, ohne sie als Methode besonders zu kennzeichnen (z. B. Chapchal, Schnelle und Matzen). Eine Zusammenstellung dieser Methode findet sich nach Hans-Ulrich Debrunner erstmalig im Jahr 1936 in einem Artikel der Bostoner Ärzte Edwin F. Cave und Sumner M. Roberts. ( A method of measuring and recording joint function ). Da dieses Verfahren, mit der Angabe von zwei Zahlen, jedoch noch keine optimale Lösung erbrachte, wurde von M. E. Mueller die Null-Durchgangsmethode publiziert (1970). Theoretisch könnten beide Methoden nebeneinander bestehen, stellen jedoch erst in der Kombination eine ideale Messmethode für die Gelenkbeweglichkeit dar, deren Ergebnisse gut reproduzierbar und dokumentierbar sind. Diese Methode soll in diesem Handbuch anschaulich vorgestellt werden. Als Bezeichnung wurde der Begriff Neutral-Null-Durchgangsmethode gewählt. Katrin Gräfe 3
5 Inhalt Vorwort Teil I: Prinzipien und Methodik Gelenkmessungen Nullstellung Bewegungsebene Dokumentation Aktive und passive Untersuchung Bezugspunkte Messgeräte Messgenauigkeit Längen- und Umfangmessungen Allgemeines Messinstrumente Beispiele von Messprotokollen bei Veränderungen am Hüft- und Kniegelenk Teil II: Bewegungsmessungen Wirbelsäule Halswirbelsäule Extension/Flexion Lateralflexion Rotation Brust- und Lendenwirbelsäule Flexion/Extension Lateralflexion Rotation Globaltests Brust- und Lendenwirbelsäule Obere Extremität Schultergürtel Retraktion/Protraktion
6 Inhalt Elevation/Depression Schulterblattdrehung Kombinationsbewegungen Schultergelenk Flexion/Extension Abduktion/Adduktion Horizontale Abduktion/Adduktion Außenrotation/Innenrotation Ellenbogengelenk Unterarmgelenk Handgelenk Dorsalextension/Palmarflexion Radialabduktion/Ulnarabduktion Fingergelenke Daumengelenk Fingergelenke II. bis V. Finger Untere Extremität Iliosacralgelenk Hüftgelenk Extension/Flexion Abduktion/Adduktion in Streckung Außenrotation/Innenrotation in Rückenlage Außenrotation/Innenrotation in Bauchlage Horizontale Abduktion/Adduktion Kniegelenk Extension/Flexion Außenrotation/Innenrotation Oberes Sprunggelenk Tarsalgelenke Zehengelenke Extension/Flexion I. Zehe Extension/Flexion II. bis V. Zehe
7 Teil III: Längenmessungen Wirbelsäule Obere Extremität Untere Extremität Teil IV: Umfangmessungen Hals bis Rumpf Obere Extremität Untere Extremität Teil V: Messungen nach Amputationen Obere Extremität Untere Extremität Teil VI: Normtabelle der Bewegungsmaße Anhang Protokolle: Messungen der Wirbelsäule Protokolle: Messungen der oberen Extremität Protokolle: Messungen der unteren Extremität Literaturverzeichnis Glossar
8 Teil I: Prinzipien und Methodik 1 Gelenkmessungen Im Jahr 1974 stellte H. Seyfarth die folgenden Grundsätze für Gelenkmessungen auf, die bis heute ihre Gültigkeit haben: Die Methode muss einfach, also schnell erlernbar sein. Ihr Aufbau muss zwecks schneller Orientierung logisch sein. Die Irrtumswahrscheinlichkeit muss möglichst vollständig ausgeschlossen sein. Es dürfen nur einfache, immer leicht zugängliche Hilfsmittel Verwendung finden. Die Messung muss immer von einer bestimmten Ausgangs stellung (Normstellung) aus erfolgen. Das Protokoll muss übersichtlich sein und bei einem möglichst geringen Aufwand einen optimalen Aufschluss über die Gelenkfunktion geben. Um die elektronische Datenspeicherung und -verarbeitung zu ermöglichen, müssen medizinische Parameter vereinheitlicht und konkretisiert werden das erleichtert ihre Kodierbarkeit. Mit der Neutral-Null-Durchgangsmethode werden die Endstellungen der Gelenkbeweglichkeit gemessen. Diese Stellungen werden grundsätzlich durch die Bewegung in einer Ebene erreicht. So wird bei der Dokumentation der Stellungen auch die Bewegung bzw. das Bewegungsausmaß festgelegt. Diese Methode ist leicht zu lernen, vor allem wenn keine anderen Systeme bekannt sind. Unbedingt erforderlich ist es, sich genau an die vorgegebene Nomenklatur (z. B. bei den verschiedenen Fingergelenken) und an den festgelegten Ablauf der einzelnen Messungen zu halten. Alle Bewegungsaus schläge können so sicher überprüft werden, und die Auslegung ist klar und eindeutig. Die im Folgenden genannten Grundregeln ermöglichen die einheitliche Handhabung und Anwendung der Neutral-Null-Durchgangs methode. 7
9 Teil I: Prinzipien der Methodik 1.1 Nullstellung Der Ausgangspunkt für alle Messungen ist die normale aufrechte Stellung des Menschen (siehe Abb. 1 auf der gegenüberliegenden Seite). Dabei stehen die Füße hüftgelenksbreit auseinander, d. h. die Varus-Valgus-Linien beider Beine verlaufen parallel, die Kniescheiben stehen nach vorn. Das bedeutet, die Flexions-/Extensions-Achsen der beiden Knie gelenke stehen in der mittleren Frontalebene. Die Varus-Valgus-Linie verläuft durch die Mitte des Hüftgelenkes (palpierbar am Leistenpuls), durch die Mitte des Tibiaplateaus (palpierbar auf der Patellamitte) und endet auf der Talusmitte (palpierbar lateral der Sehne des M. tibialis anterior im Bereich des Fußgrübchens). Die Arme hängen herab und die Finger sind gestreckt. Die Daumen zeigen nach vorn und der Kopf ist geradeaus mit dem Blick nach vorn gerichtet. Die Haltung sollte locker zustandekommen, da eine erzwungene Grund- oder Ausgangsstellung eines Gelenkes nicht immer reproduzierbar ist und außerdem einer weiteren Definition bedarf. Bei jeder Untersuchung im Stehen, Liegen oder Sitzen lässt sich diese Grundhaltung einnehmen und ständig wieder erreichen. 1.2 Bewegungsebene Gemessen wird der Bewegungsausschlag des Gelenks jeweils in einer Ebene, wobei die Gradzahl der Abweichung von der Null linie in der Endstellung angegeben wird. Die Messung erfolgt grund sätzlich von dem maximal körperfernen Bewegungsausschlag zur körpernahen Endstellung der Bewegungsebene. Dabei wird im Normalfall die Nullstellung durchlaufen. 8
10 Gelenkmessungen F S T KLA KLA: Körperlängsachse S: Sagittalebene F: Frontalebene T: Transversalebene Abb. 1: Die Körperebenen des Menschen 9
11 Teil I: Prinzipien der Methodik 1.3 Dokumentation Die ermittelten Werte sind in einer bestimmten, genau einzuhaltenden Reihenfolge zu protokollieren. Aus der festgelegten Folge: proximal/distal ergeben sich dann die jeweils zu nennenden Werte: Extension / Flexion Abduktion / Adduktion Außenrotation / Innenrotation Pronation / Supination Ulnarabduktion / Radialabduktion Da bei frei beweglichen Gelenken beim Bewegungsausschlag entsprechend der Normalstellung auch die Nulllinie durchlaufen wird, gehört auch dieser Punkt in das Protokoll. Es müssen bei der Dokumentation grundsätzlich drei Zahlen angegeben werden, um den ganzen Bewegungsausschlag zu erfassen. Das gilt auch, wenn die Nullstellung nicht erreicht wird. Obwohl es sich bei den gemessenen Werten stets um Gradzahlen handelt, ist es nicht erforderlich, das Gradsymbol anzugeben. Also nicht: 10 /0 /100 sondern nur: 10/0/100 Für die Bewegung im Hüftgelenk ergeben sich u. a. folgende Möglichkeiten: Beispiel 1 Frei bewegliches Gelenk Extension /Flexion 10/0/130 Abduktion/Adduktion 50/0/30 Außenrotation/Innenrotation 40/0/50 Beispiel 2 Fehlende Überstreckung Extension/Flexion 0/0/130 Hierbei ist eine Überstreckung über die Nullstellung hinaus nicht möglich, die volle Streckung wird jedoch erreicht. Die Null stellung ist also gleichzeitig der extreme Bewegungsausschlag in der Extension. 10
12 Gelenkmessungen Beugekontraktur Extension/Flexion 0/20/80 Die Nullstellung wird nicht erreicht, die maximale Streckmög lichkeit liegt bei einer Beugung von 20. Die Beugung lässt sich bis 80 durchführen. Abduktionskontraktur Abduktion/Adduktion 40/30/0 Aus einer maximalen Abduktion von 40 lässt sich die Adduktion um 10 bis zu einer verbleibenden Abduktion von 30 durchführen, die Nullstellung wird nicht erreicht. Absolute Kontraktur in einer Ebene Abduktion/Adduktion 20/20/0 Aus einer maximalen Abduktion von 20 lässt sich keine Adduk tion ausführen, die Nullstellung wird nicht erreicht. Beispiel 3 Beispiel 4 Beispiel 5 Ankylose Beispiel 6 Extension/Flexion 0/20/20 Abduktion/Adduktion 10/10/0 Außenrotation / Innenrotation 20/20/0 Das Gelenk ist völlig versteift in einer Beugestellung von 20 bei gleichzeitiger Abduktion von 10 und Außenrotation von 20. Um die übersichtliche und einheitliche Trennung nach Körper seiten vorzunehmen, hat es sich bewährt, nicht die erkrankte Extremität zu bevorzugen, sondern bei der Dokumentation grundsätzlich von der Regel rechts vor links auszugehen (siehe Mess protokolle ab S. 69). 1.4 Aktive und passive Untersuchung In der Regel sollen die aktiven und die passiven Bewegungs ausschläge gemessen werden, wobei die Art der Bewegung zu protokollieren ist. In der Routineuntersuchung hat sich die passive Messung (Merke: nicht durchführbar bei Kunstgelenken, hier aktive/assistive Messung) eingebürgert. Sie ermöglicht eine schnelle, möglichst objektive Beurteilung der echten Gelenkausschläge. 11
13 Teil I: Prinzipien der Methodik 0 10 Soll jedoch die Funktionstüchtigkeit der Muskulatur geprüft werden, ist die Messung der aktiven Beweglichkeit unerlässlich. Paarige Gelenke untersucht man stets im Vergleich, unpaarige Gelenke sind mit den Stan dard- bzw. Mittelwerten zu vergleichen. Ebenso ist nach Amputa tion zu verfahren. 1.5 Bezugspunkte Für die Messung müssen immer die gleichen Bezugspunkte ge wählt werden. Für den Drehpunkt des Winkelmessers gilt, dass er immer im echten bzw. scheinbaren Drehpunkt des Gelenkes liegen muss. Im Allgemeinen entspricht dieser Punkt dem Mittel punkt des tastbaren Gelenkspaltes. Der Winkelmesser ist an den Extremitäten außen anzulegen, der Winkelmesser für Finger und Zehen liegt an der Dorsalseite der zu messenden Abschnitte. Die Schenkel des Winkelmessers sind so anzulegen, dass die Mittellinie dem Verlauf der Längsachse der Extremitäten entspricht. Dabei sind asymmetrische Musku la tur bzw. stärkere Fettpolster zu beachten. Im Anfang und bei Patienten mit ausgeprägtem Fettpolster empfiehlt es sich, Mar kierungen auf der Haut anzubringen. 1.6 Messgeräte Als Messgerät steht für die Messung an den Extremitäten der Winkelmesser zur Verfügung (Beispiel: Abb. 2). Die auf die Neutral-Null-Durchgangsmethode abgestimmte Skaleneinteilung ermöglicht ein sofortiges Ablesen der zu protokollierenden Winkel. Bei älteren Modellen muss darauf geachtet werden, dass diese bei völliger Streckung eines Gelenkes zu meist die Winkelangabe 180 zeigen, also nicht der Nullstellung entsprechen Abb. 2: Beispiel eines Winkelmessers 12
14 Gelenkmessungen Abb. 3: Beispiel einer Winkelmessung (Kniegelenk) 1.7 Messgenauigkeit Die Genauigkeit der Winkelmessungen hängt von mehreren Faktoren ab, wie z. B. der Erfahrung des Untersuchers. Eine weitgehende Übereinstimmung bei mehreren aufeinanderfolgenden Messungen eines Untersuchers ist nur bei entsprechender Übung zu erreichen. Dabei ist man oft auf gedachte oder vorgestellte Bezugspunkte angewiesen. Diese unterliegen natürlich auch individuellen Schwankungen. Die Messergebnisse sollen so exakt wie möglich erfasst werden, andererseits beweist eine Angabe in Einzelgraden, z. B. 123 Beugung keineswegs eine sorgfältige Messung. Wenn z. B. der Winkelmesser eine Breite von 3 cm hat, ergibt sich für 1 auf der Messskala ein Kreisabschnitt von 0,26 mm. Schon aus diesem Grunde ist bei dem kleinen Kreisbogen, der notwendig ist, um das Gerät handlich zu halten, eine Ablesung von einzelnen Winkelgraden unmöglich. 13
15 Teil I: Prinzipien der Methodik Bei einer Schenkellänge des Gerätes von 15 cm würde 1 Ab weichung am Ende des Schenkels eine Differenz von weniger als 3 mm zu der angenommenen Extremitätenachse bedeuten, eine im Bereich der Winkelmessungen am Menschen nicht mehr sicher zu beurteilende Strecke. Es hat sich in der Praxis bewährt und ergibt eine ausreichende Genauigkeit, die Winkelmaße mit jeweils 5 Unterteilung anzugeben. Fehlmessungen sind vermeidbar, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass uneingeschränkte Bewe gungsausschläge eines Gelenkes durch Kompensation in den anderen Gelenken verdeckt werden können. Es ist deshalb besonders darauf zu achten, dass z. B. eine Beugekontraktur im Hüftgelenk in der Lendenwirbelsäule kompensiert wird (Thomas scher Handgriff). Des Weiteren können Ab- und Adduktions kontrakturen durch Seitneigung des Beckens kompensiert werden. Bei der Prüfung der Beweglichkeit im Schulterbereich ist der humeroscapulare Rhythmus zu beachten. Bei fixierter Scapula sind keine endgradigen Bewegungen des Schultergelenkes möglich. Bei der Prüfung der Abduktion und Adduktion muss auf eine Depressionsstellung des Schultergürtels geachtet werden, die Schulterblattspitze muss jedoch frei auf dem Thorax rotieren können. Schon bei der Prüfung der Rotation in Abduktion sollte aber der gesamte Schultergürtel durch Umfassen mit der freien Hand des Unter suchers von oben her fixiert werden. Bei der Prüfung der Pronation des Unterarmes ist besonders auf die Nullstellung des Oberarmes zu achten, da durch Abduktion im Schultergelenk bzw. im Schultergürtel eine Pronation vorgetäuscht werden kann. Es empfiehlt sich darauf zu achten, dass die angrenzenden Gelenke möglichst immer in Nullstellung sind. Jede Abweichung birgt die Gefahr ungenauer und nicht reproduzierbarer Mess ergebnisse. 14
16 Längen- und Umfangmessungen 2 Längen- und Umfangmessungen 2.1 Allgemeines Grundsätzlich gelten für Längen- und Umfangmessungen die gleichen Richtlinien wie für die Gelenkmessungen. Sie müssen also auf Bezugspunkte festgelegt sein, mit der Gegenseite verglichen werden und beim Protokollieren rechts vor links erscheinen. Alle Messungen sollten möglichst in der Nullstellung erfolgen. Besonders an der unteren Extremität, wo eine Längenänderung fast immer therapeutische Konsequenzen hat, ist die Nullstellung besonders wichtig. Während die anatomische Beinlänge (Spitze des Trochanter major bis Spitze des lateralen Malleolus) im Liegen bestimmt werden kann, muss die funktionelle Beinlänge unbedingt im Stehen und Liegen geprüft werden, da Instabilitäten im Kniegelenk unterschiedliche Werte ergeben können. Die funktionelle Bein länge allein ist ausschlaggebend, da nur sie alle pathologischen Ver änderungen, wie z. B. Kontrakturen, Fehlstellungen usw. zeigt. Hierfür ist die Spina iliaca anterior superior der proximale Bezugspunkt. Eine mögliche funktionelle Beinverkürzung durch eine Beckenasymmetrie oder -verwringung wird gesondert untersucht. Die Spina iliaca posterior superior ist auch bei adipösen Menschen leichter zu finden und daher exakter zu bestimmen als die ventrale oder der Beckenkamm. Die Umfangmaße sollen, wiederum im Vergleich zur Gegenseite, an eindeutig gekennzeichneten Stellen abgenommen werden. Dabei haben sich als Ausgangs- oder Definitionspunkte die Gelenkspalte als besonders günstig erwiesen. An der unteren Extremität ist dies der laterale Kniegelenkspalt. An der oberen Extremität bietet sich der Gelenkspalt des Radio- Humeral-Gelenkes an. Die Um fänge werden dann 10, 15 und 20 cm proximal bzw. distal des Bezugs punktes abgenommen. Teilweise ist es auch notwendig, den gerings ten Umfang des Extremitätenabschnittes anzugeben. 15
17 Teil I: Prinzipien der Methodik 2.2 Messinstrumente Zum Feststellen der Längenmaße sollten möglichst Maßbänder benutzt werden. Andere Geräte aus Holz oder Kunststoff sind sehr un hand lich und oft nur sehr schwer und ungenau an die Bezugspunkte anlegbar. Beinlängendifferenzen lassen sich einfach und sicher durch Unterlegen von Holzbrettchen mit den Stärken 0,5 bis 5,0 cm ausgleichen. Sie sollten jedoch aus Gründen der Standsicherheit in den Abmessungen nicht kleiner als 15,0 x 30,0 cm sein. Als Maßband für das Ablesen der Umfangmaße dient ein normales Schneidermaßband. Es muss gut imprägniert sein, damit keine zu großen Abweichungen auftreten. Ver brauchte und verschlissene Maßbänder dürfen nicht verwendet werden, da sie erhebliche Messdifferenzen verursachen können. Das Maßband soll der Körperoberfläche anliegen, ohne einzuschnüren und zu verrutschen. Besonders wichtig ist, dass die Messung am festgelegten Punkt genau senkrecht zur Extremitätenachse erfolgt. 16
18 Beispiele von Messprotokollen bei Veränderungen am Hüft- und Kniegelenk 3 Beispiele von Messprotokollen bei Veränderungen am Hüft- und Kniegelenk Messungen rechts links Gelenkmessungen Hüftgelenk Extension/Flexion Abduktion/Abduktion Außen-/Innenrotation 10/0/130 50/0/40 40/0/50 0/10/100 20/0/20 25/5/0 Kniegelenk Extension/Flexion 5/0/130 0/15/15 Längenmessungen anatomische Beinlänge 89,5 cm 88,5 cm funktionelle Beinlänge 98,5 cm 97,5 cm Oberschenkellänge 44,0 cm 44,0 cm Unterschenkellänge 45,5 cm 44,5 cm Umfangmessungen Umfang, 20 cm oberhalb des medialen Kniegelenkspaltes 40,5 cm 39,0 cm auf Höhe Kniegelenkspalt 36,0 cm 36,5 cm Wade, 5 cm unterhalb des medialen Kniegelenkspaltes 37,5 cm 35,0 cm Fessel (engste Stelle oberhalb der Malleolengabel) 26,5 cm 24,5 cm Siehe Messprotokolle im Anhang ab S
19 Teil II: Bewegungsmessungen 1 Wirbelsäule Messpunkte: Nullstellung: Dornfortsatzreihe, Sternum, Beckenkamm, Michaelis sche Raute, Spina iliaca posterior superior aufrechte Haltung, Untersuchung im Stehen oder Sitzen 1.1 Halswirbelsäule Extension/Flexion (Rückbeugen Vorbeugen) Die Messung erfolgt in Winkelgraden. Normalwerte: 40/0/ Abb. 4: Extension/Flexion der Halswirbelsäule 18
20 Wirbelsäule Lateralflexion (Seitneigung, rechts links) Die Messung erfolgt in Winkelgraden. Abstandsmessungen sind nicht sicher reproduzierbar. Normalwerte: 45/0/ Abb. 5: Messung der Seitneigung des Kopfes Rotation (Drehung, rechts links) Die Messung erfolgt in Winkelgraden. Normalwerte: 80/0/ Abb. 6: Messung der Rotation des Kopfes 19
21 Teil II: Bewegungsmessungen 1.2 Brust- und Lendenwirbelsäule Die Messung erfolgt für beide Wirbelsäulenabschnitte zusammen, da in jedem Falle Komplexbewegungen vorliegen. Unter sucht wird im Sitzen auf einem Hocker. Vor der Unter suchung ist darauf zu achten, dass die Körperlängsachse eingeordnet ist. Die Bewegungseinschränkungen werden mithilfe von Kreuzen notiert, Hypermobilitäten mit 8: Bewegungseinschränkungen X = leicht eingeschränkt XX = deutlich eingeschränkt XXX = total eingeschränkt Hypermobilitäten 8 = etwas hypermobil 88 = deutlich hypermobil 888 = abnorm hypermobil Flexion/Extension Flexion Aus dem aufrechten Sitz soll der Patient in sich zusammensinken, wobei C7 und Steißbein in die virtuelle Körper längsachse eingeordnet bleiben (Abb. 7). Die Untersuchung wird wie oben auf dieser Seite beschrieben protokolliert. Abb. 7: Flexion der Wirbelsäule 20
Messprotokoll: Gelenkmessungen der Wirbelsäule (Neutral-Null-Methode)
Messprotokoll: Gelenkmessungen der Wirbelsäule (Neutral-Null-Methode) Halswirbelsäule: Flexion/Extension (Abb. 4) Lateralflexion (Abb. 5) Rotation (Abb. 6) Brustwirbel-/Lendenwirbelsäule: Flexion Extension
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