Potenziale erschließen Fachkräftemangel abwenden Zum Einfluss des demografischen Wandels auf den Ausbildungsmarkt
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- Gregor Vogel
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1 didacta die Bildungsmesse Forum Ausbildung/Qualifikation Hannover, den 16. Februar 2012 Stephan Kroll Bundesinstitut für Berufsbildung Bonn Potenziale erschließen Fachkräftemangel abwenden Zum Einfluss des demografischen Wandels auf den Ausbildungsmarkt
2 1. Skizzierung der aktuellen und zukünftigen Situation am Ausbildungsstellenmarkt
3 Übersicht 1.1: Die Situation im Spiegel der Presse gestern und heute Bitterer Herbst Jugendliche haben noch keine Lehrstelle. (Die Zeit Online, ) Wirtschaft klagt: Wo sind die Lehrlinge? (Süddeutsche Zeitung online, ) Mehr Schüler, wenig Stellen. Die Lehrstellenlücke hat ein Ausmaß wie seit anderthalb Jahrzehnten nicht mehr. (Badische Zeitung, ) Zigtausende ohne Lehrstelle. (Focus, ) Jugend in der Warteschleife. In Deutschland fehlen viel mehr Lehrstellen als behauptet. (Die Zeit, ) Sorge vor Mangel an Lehrlingen (General-Anzeiger, ) Und plötzlich fehlen Fachkräfte. Industrieund Handelskammertag schlägt Alarm: Ausbildungsplätze unbesetzt. (Frankfurter Rundschau, ) Zeitbombe Fachkräftemangel. (Deutsche HandwerksZeitung, )
4 Übersicht 1.2: Zur Entwicklung der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ( ) Quelle: BIBB-Erhebung zum
5 Übersicht 1.3: Die Entwicklung des Ausbildungsstellenmarktes in den letzten Jahren 65,0 <= 70,0 70,0 <= 75,0 75,0 <= 80,0 80,0 <= 85,0 85,0 <= 90,0 90,0 <= 95,0 > 95,0 Quelle: BIBB-Erhebung zum , Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
6 2. Wie wirken Wirtschaftsaufschwung und demografischer Wandel auf die Potentiale am Ausbildungsmarkt?
7 Übersicht 2.1: Entwicklung der Jahrgangsstärken der 16-jährigen und der 60-jährigen Entwicklung der Jahrgangsstärken der 16-Jährigen und der 60-Jährigen von 2006 bis 2020 (Angaben in Tsd.). Ergebnisse der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes. Quelle: Statistisches Bundesamt 2006
8 Übersicht 2.2: Entwicklung des Nachfragepotentials in West- und Ostdeutschland Entwicklung des Nachfragepotentials in Westdeutschland Entwicklung des Nachfragepotentials in Ostdeutschland Jahr Jahr Mit Abschluss Mit und ohne Abschluss Mit Abschluss Mit und ohne Abschluss Quelle: Berechnungen auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes, der Kultusministerkonferenz, der Bundesagentur für Arbeit und des Bundesinstituts für Berufsbildung
9 Übersicht 2.3: Entwicklung der Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten unbesetzten Berufsausbildungsstellen Unbesetzte Ausbildungsstellen % 95% 99% % 57% 51% 48% 55% 64% 67% 59% 64% % % 284% 394% Westdeutschland 251% % % 99% 95% 91% 91% 91% Ostdeutschland 0 Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Stand: September 2011), eigene Berechnungen
10 Übersicht 2.4: Entwicklung der Potentialrelationen auf dem Ausbildungsmarkt Quelle: Ökonometrisches Prognose- und Simulationsmodell des Ausbildungssystems
11 Übersicht 2.5: Mögliche Folgen der demografischen Entwicklung Die Klagen über unbesetzte Ausbildungsplätze werden sich vermehren Der Wettbewerb um eine Lehrstelle wird zum Wettbewerb um Auszubildende Es wird eine Konkurrenz der Bildungsbereiche hinzukommen regionale und berufsstrukturelle Disparitäten werden zunehmen Integration der sogenannten Schwächeren wird immer wichtiger
12 3. Jugendliche, die bislang häufig ohne Berufsabschluss bleiben eine aktivierbare stille Reserve?
13 Übersicht 3.1: Ausbildungsreife und Ausbildungsbereitschaft der Betriebe Welche Ausbildungshemmnisse wirken sich auf Ihren Betrieb aus (in %)? (Antworten von Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse verzeichnen; Mehrfachantworten möglich) Ich benötige Fachkräfte mit Studienabschluss. 3 Die eigene Ausbildung ist mir zu teuer. 7 Ich kann nicht alle Qualifikationen vermitteln. 9 Ich kann Auszubildende nicht übernehmen. 11 Andere 12 Die Entfernung zur Berufsschule ist zu groß. 14 Die unsichere wirtschaftliche Perspektive hemmt meine Ausbildungsmöglichkeiten. 24 Auszubildende sind zu lange in der Berufsschule. 26 Viele Schulabgänger weisen eine mangelnde Ausbildungsreife auf Quelle: IHK-Unternehmensbefragung - Ausbildung 2010
14 Übersicht 3.2: Ausbildungsreife im Spiegel der Presse Sind Azubis in Deutschland zu doof für die Ausbildung? Die Wirtschaft klagt schon seit Langem darüber. Jetzt ist es amtlich! Bild vom Mieses Zeugnis für Bewerber. Ausbildungsplätze sind unbesetzt, weil es an geeigneten jungen Leuten mangelt. Kölner Stadt-Anzeiger vom Im Land der Bildungsmuffel. Immer mehr jungen Menschen fehlt selbst das Basiswissen, das sie für den Berufseinstieg brauchen Süddeutsche Zeitung vom Schulabgänger sind oft nicht reif für die Ausbildung. DIE WELT vom
15 Übersicht 3.3: Ergebnisse des BIBB-Expertenmonitors 482 Experten 89 Ausbilder 188 sonstige 87 Berufsbildungsausschussmitglieder 54 Forscher und Entwickler 64 Lehrer berufsbildender Schulen internetgestütztes Befragungssystem zu aktuellen Themen in der Berufsbildung + fester Befragtenstamm + Kostenersparnis + Datenqualität + Schnelligkeit
16 Übersicht 3.4: Zur jüngeren Entwicklung der Bewerberqualifikation Wie hat sich die Bewerberqualifikation in den letzten 15 Jahren verändert? Negative Entwicklung: 87% Beherrschung der Rechtschreibung 85% Schriftliche Ausdrucksfähigkeit 84% Einfaches Kopfrechnen Positive Entwicklung: 80% 77% Konzentrationsfähigkeit Prozentrechnung Grundkenntnisse im IT-Bereich 87% 76% Dreisatzrechnung Selbstsicherheit 61% 76% Längen-, Flächen-, Volumenberechnung 72% Beherrschung der Grundrechenarten Grundkenntnisse der englischen Sprache 57% 72% Durchhaltevermögen Kommunikationsfähigkeit 44% 67% Sorgfalt 67% Höflichkeit Teamfähigkeit 40% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Quelle: Ergebnisse des BA/BIBB-Expertenmonitors
17 Übersicht 3.5: Gründe für die Entwicklung in den letzten 15 Jahren Berufs- und Arbeitswelt Schule Familie Berufs- und Arbeitswelt, Ausbildungsanforderungen Aspekte, die nach Meinung der Experten zugenommen haben (Angaben in %) Geschwindigkeit des Wandels in der Arbeitswelt (98 %) Komplexität der Berufswelt (97%) Schule Aspekte, die nach Meinung der Experten abgenommen haben (Angaben in %) Ausmaß, in dem die Schule grundlegende Kulturtechniken vermittelt (59 %) Ausmaß, in dem Werte in der Schule vermittelt werden (56 %) Familiäre Situation Aspekte, die nach Meinung der Experten abgenommen haben (Angaben in %) Zusammenhalt innerhalb der Familie (83 %) Vermittlung von Arbeitstugenden (z.b. Pünktlichkeit) durch das Elternhaus (79 %) Anforderungen der Unternehmen an das Leistungsniveau der Bewerber (93%) Anwendbarkeit schulischen Wissens in der Ausbildung (44 %) Bereitschaft der Eltern, Defizite ihrer Kinder durch eigene Förderung auszugleichen (74 %) Theoretische Ansprüche der Ausbildungsberufe (90 %) Mindestanforderungen in den Ausbildungsberufen (83 %) Kenntnisse der Lehrer bezüglich der Arbeitswelt (42 %) Ausmaß, in dem die Schule soziale Kompetenzen vermittelt (39 %) Vermittlung von Verantwortungsbewusstsein durch das Elternhaus (74 %) Vermittlung von Selbstständigkeit durch das Elternhaus (61 %) Quelle: BIBB-Expertenmonitors
18 Übersicht 3.6: Forderungen der Experten zur Verbesserung der Ausbildungsreife Jugendliche sollten stärker als bisher Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen (93 %) Lernen, ihre Kompetenzen realistisch einzuschätzen (93 %) Sich bemühen, Kontakt zur Berufswelt aufzunehmen (90 %) Versuchen, die Anforderungen der Unternehmen zu erfüllen (84 %) Schulen sollten stärker als bisher Lehrerfortbildungen zur Berufswelt durchführen (97 %) Schlüsselqualifikationen fördern (94 %) Die Grundlage für die Lern- und Leistungsbereitschaft der Jugendlichen legen (94 %) Die Schüler zur Ausbildungsreife führen (93 %) Lernaufgaben mit Praxisbezug stellen (93 %) Verbesserung der Ausbildungsreife Betriebe sollten stärker als bisher Den Kontakt zu Schulen suchen (86 %) Sich der Verantwortung stellen, auch schwächere Jugendliche auszubilden (84 %) Bei der Bewerberauswahl stärker als bisher das Entwicklungspotential der Jugendlichen beachten (82 %) Quelle: BIBB-Expertenmonitors
19 Übersicht 3.7: Ergebnisse eines DIHT-Leistungstest Der DIHT führte bei etwa zweitausend repräsentativ ausgewählten Lehrlingen mit Hauptschulabschluss einen Leistungstest in Rechtschreibung und Rechnen durch, der große Lücken feststellt: Bei jedem fünften Lehrling sind die Rechtschreibkenntnisse mangelhaft, und jeder dritte ist unsicher. Jeder vierte Lehrling kann mangelhaft rechnen, und jeder zweite hat erhebliche Lücken. Lehrlinge schreiben und rechnen zu schlecht Der deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) hat ermittelt, dass die Kenntnisse der aus der Hauptschule entlassenen Jugendlichen, die eine Lehre in der Wirtschaft beginnen, völlig unzureichend sind. Wie die Spitzenorganisation in Bonn mitteilt, ergab sich das bei einer von Wissenschaftlern und Praktikern unter Leitung von Professor Wenke (Hamburg) vorgenommenen Prüfung von 2134 Lehrlingen. Die unabhängige Prüfungskommission unterschied zwischen männlichen und weiblichen Lehrlingen, zwischen Lehrlingen mit achtjähriger und neunjähriger Schulpflicht sowie zwischen Lehrlingen aus voll gegliederten und nicht vollgegliederten Volksschulen. Der Test kam lediglich für Lehrlinge in Frage, die die Volksschule mit einem Abschlußzeugnis verlassen haben. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist bestürzend. Bei zwanzig Prozent der Lehrlinge war die Beherrschung der Rechtschreibung mangelhaft. Bei weiteren siebzehn Prozent konnte von einer Sicherheit in der Rechtschreibung nicht die Rede sein. Das Ergebnis im Rechnen ist noch ungünstiger. Bei 25 Prozent der Lehrlinge war die Leistung im Rechnen mangelhaft, bei weiteren 25 Prozent bestanden erhebliche Lücken. Dabei muß berücksichtigt werden, daß in den Test nicht die durchschnittlich neunzehn Prozent aller Volksschüler einbezogen worden waren, die regelmäßig das Ziel der Volksschule nicht erreichen. Die Prüfung bestand aus einem Diktat und elf Rechenaufgaben. Die Testaufgaben sind keineswegs als schwer zu beurteilen. Quelle: Aus: Raddatz, Rolf (2000): Berufsbildung im 20. Jahrhundert. Eine Zeittafel. Bielefeld: W. Bertelsmann. Hier: S. 182.
20 Übersicht 3.8: Zitat Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren die Lehrer. (Sokrates, v. Chr.)
21 4. Auswirkungen sich wandelnder Marktverhältnisse regionale und berufsspezifische Unterschiede
22 Übersicht 4.1: Mögliche Gründe für unbesetzte Ausbildungsstellen Angebotsplanung kurzfristig nach Bedarf 26,6 41,9 Rekrutierungsweg über Infoveranstaltung Schule 2,3 17,7 Rekrutierungsweg über Betriebsparktikum 43,2 64,1 Besetzungsstrategie Fachkräfte (Berufserfahrung) 40,0 68,0 Qualifikationsbedarf beruflicher Abschluss 69,4 84, ausbildungsbereite Betriebe mit unbesetzten Stellen ausbildungsbereite Betriebe ohne unbesetzten Stellen Quelle: Gericke/Krupp/Troltsch 2009 / / Ausbildungsmonitor
23 Übersicht 4.2: Nachfrage nach Berufsausbildung im Jahr 2011 ausgewählte Berufe Zahl der nachfragenden Jugendlichen je 100 Ausbildungsangebote Tierpfleger/-in Gestalter/-in für visuelles Marketing Mediengestalter/-in Bild und Ton Fotograf/-in Mediengestalter/-in Digital und Print Informations- und Telekommunikationssystem-Elektroniker/-in Sport- und Fitnesskaufmann/-frau Veranstaltungskaufmann/-frau Bürokaufmann/-frau Florist/-in 140,3 134,7 131,1 128,0 127,7 125,6 125,2 160,5 158,8 185,1 Augenoptiker/-in Berufskraftfahrer/-in Koch/ Köchin Hotelfachmann/-fachfrau Fachkraft im Gastgewerbe Gebäudereiniger/-in Fleischer/-in Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk Fachmann/-frau für Systemgastronomie Restaurantfachmann/-fachfrau 99,1 98,2 94,6 94,3 93,2 89,3 88,8 88,3 82,7 80,3 50,0 70,0 90,0 110,0 130,0 150,0 170,0 190,0 210,0 Quelle: BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September 2011 (mindestens 500 Neuabschlüsse in 2011), Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Bundesamt
24 Übersicht 4.3: Regional unterschiedliche Ausprägung des Nachfragemangels Rheinland-Pfalz Saarland Nordrhein-Westfalen Bremen Schleswig-Holstein Hessen Baden-Württemberg Hamburg Niedersachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Mecklenburg-Vorpommern Bayern Berlin Brandenburg Sachsen Erweiterte Angebots- Nachfrage-Relation 2011 > 100,1 95,1 <= 100,0 90,1 <= 95,0 85,1 <= 90,0 80,0 <= 85,0 nicht alle Regionen (hier: Arbeitsagenturbezirke) sind aktuell quantitativ gleichermaßen vom Rückgang des Nachfragepotenzials betroffen Zum Beispiel kommen im AAB Eberswalde im Jahr 2011 auf 100 Nachfrager rund 82 Stellen. Aus Sicht der Betriebe ist dies positiv, da hier rein rechnerisch ein ausreichendes Potenzial an Jugendlichen gegeben ist (daher grün eingefärbt). Im AAB Stralsund beispielsweise ist die Situation eine andere. Hier kommen auf 100 Nachfrager rund 120 Ausbildungsangebote (daher in der Karte rot eingefärbt). Weitere Beispiele lassen sich leicht finden: AAB Traunstein rund 105 Angebote je 100 Nachfrager AAB Tauberbischofsheim rund 83 Angebots je 100 Nachfrager Quelle: BIBB-Erhebung zum , Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
25 5. Umkehr der Marktverhältnisse Wie werden Berufe für Jugendliche interessant?
26 Übersicht 5.1: Welche Funktionen müssen Berufe im Zuge der Berufswahl erfüllen, damit sie bei den Jugendlichen als attraktiv gelten? Drei Funktionen: Kongruenzfunktion: Berufe müssen eine hohe Übereinstimmung mit den eigenen Interessen und Zielen versprechen Die Namen der Berufe fungieren als Hinweisschilder auf zentrale Informationen (Übereinstimmung Selbst- und Berufskonzept) Vertrautheitsfunktion: Berufe müssen mit subjektiv ausreichender Sicherheit richtig eingeschätzt werden können Berufsbezeichnungen als Filter oder Sieb in der Informationsflut (Belastungstheoretische Ansätze, Theorie des ersten Eindrucks ) Selbstdarstellungsfunktion: Berufe müssen positiv zur eigenen Selbstdarstellung beitragen können. Die Berufe fungieren als Visitenkarten im sozialen Raum (Identitätspsychologie Impression-Management-Theorie) Quelle: BIBB-Forschungsprojekt Berufsbezeichnungen und ihr Einfluss auf die Berufswahl"
27 Übersicht 5.2: Untersuchungsergebnisse zu den Funktionen, die Berufe erfüllen müssen, damit sie bei den Jugendlichen im Rahmen der Berufswahl als attraktiv gelten? Interpersonale Korrelation zwischen den Tätigkeiten und den eigenen Interessen Interpersonale Korrelation zwischen den Arbeitsbedingungen und eigenen Interessen Interpersonale Korrelation zwischen den beruflichen Erträgen und den eigenen Zielen Vermutetes Image: gebildet Vermutetes Image: intelligent Vermutetes Image: reich Vermutetes Image: ehrgeizig Vermutetes Image: angesehen Hohe Entsprechung zwischen Selbstkonzept und Berufskonzept Hoher (vermuteter) Status des Berufsinhabers Hohe Vertrautheit mit dem Beruf +.25 Hohes Interesse am Beruf -.10 Zugang zu Ausbildungsalternativen im akademischen Bereich +(1.00) Subjektiver Grad der Kenntnisse über den Beruf +(1.00) Beruf wird bei der Berufswahl in Betracht gezogen Jugendliche bevorzugen Berufe von denen sie vermuten, dass deren Tätigkeiten und Erträge ihren Vorstellungen entsprechen die ihnen vertraut erscheinen von denen sie sich einen guten Eindruck bei anderen versprechen Quelle: BIBB-Forschungsprojekt Berufsbezeichnungen und ihr Einfluss auf die Berufswahl"
28 Übersicht 5.3: Berufe und ihr Beitrag zur Selbstdarstellung Selbstdarstellungstheorie Arthur Schopenhauer im Jahr 1859 Bildquelle: wikipedia.de Wenn man hingegen sieht, wie fast alles, wonach Menschen, ihr Leben lang, mit rastloser Anstrengung und unter tausend Gefahren und Mühseligkeiten, unermüdlich streben, zum letzten Zwecke hat, sich dadurch in der Meinung anderer zu erhöhen, indem nämlich nicht nur Ämter, Titel und Orden, sondern auch Reichtum, und selbst Wissenschaft und Kunst, im Grunde und hautsächlich deshalb angestrebt werden, und der größere Respekt anderer das letzte Ziel ist, darauf man hinarbeitet; so beweist dies leider nur die Größe der menschlichen Torheit. Die zentrale These der Selbstdarstellungstheorie lautet in einfachster Form: Individuen versuchen in sozialen Interaktionen den Eindruck, den sie auf andere Personen machen, zu kontrollieren (Mummendey, 2002, S. 212). Kenn ich. Nach meinem Grundstudium habe ich mir überlegt, zur Betriebswirtschaftslehre zu wechseln, aber Diplom-Kaufmann klang für mich zur sehr nach Supermarktkasse. Also Volkswirtschaftslehre, weil man sich dann Ökonom nennen darf (ein Diskussionsteilnehmer zum Thema im Internet ).
29 Übersicht 5.4: Ausmaß der Achtung, die aus Sicht der Jugendlichen bestimmten Berufsinhabern entgegengebracht wird Rechtsanwaltsfachangestellte/r Bankkaufmann/-frau Bürokaufmann/-frau Industriekaufmann/-frau +20 IT-System-Elektroniker/-in Chemikant/-in Mechatroniker/-in Industriemechaniker/-in Friseur/-in Bäcker/-in Maler/-in und Lackierer/-in Landwirt/-in -60 Gebäudereiniger/-in gering geachtet angesehen Quelle: BIBB-Forschungsprojekt Berufsbezeichnungen und ihr Einfluss auf die Berufswahl"
30 6. Was ist den Jugendlichen in Bezug auf ihre Ausbildung wichtig?
31 BERUFS- SCHULE LERNORT- ÜBER- GREIFEND GESAMTMODELL BETRIEB Übersicht 6.1: Qualitätsansprüche und Qualitätsurteile der Auszubildenden Betriebliche Ausbildungsorganisation Fachlich und pädagogisch geeignete Ausbilder/-innen Arbeits-/Betriebsintegration Schutz vor starkem Zeitdruck und alleiniger Verantwortung Ausbildungsverantwortung des Betriebs Zusätzliche Lernangebote des Betriebs Zusätzliche jugendspezifische Aspekte Materielle Bedingungen in Betrieb und Berufsschule Kooperation der Lernorte sehr wichtig 1,1 0,9 0,8 0,8 0,8 1,3 1,4 0,9 1,3 Das ist für mich in der Ausbildung... gar nicht wichtig Kleinere und größere Differenzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit Berufsschulunterricht 1, sehr stark gar nicht zu zu Das trifft in meiner Ausbildung... Quelle: BIBB-Studie Ausbildung aus Sicht der Auszubildenden (ungewichtete Fallzahl: n = 5.901)
32 Übersicht 6.2: Geld spielt (k)eine Rolle Wie Auszubildende ihre Ausbildungsvergütung bewerten Ergebnisse der BIBB-Studie Ausbildung aus Sicht der Auszubildenden 1. Geld in der Ausbildung zu verdienen, spielt für Auszubildende eine wichtige Rolle. Gute Ausbilder/- innen und Lehrer/-innen sind aber noch wichtiger! 2. Große Unterschiede bei Ausbildungsvergütungen: In kleinen Betrieben (Handwerk) hohe Arbeitsbelastung, aber niedrigere Vergütungen. Folge: Auszubildende gehen nebenher jobben (insg. rund ein Viertel)! 3. Betriebe, die keine hohen Vergütungen bezahlen (können), können durch gute Ausbildungsqualität punkten. Auszubildende rechnen dies an und sind auch mit geringerer Vergütung eher zufrieden! Bildquelle: BIBB-Fotowettbewerb: Wie sehen Auszubildende ihren Ausbildungsplatz?
33 Übersicht 6.3: Ansätze zur Qualitätssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung vor dem Hintergrund der BIBB-Studie Ausbildung aus Sicht der Auszubildenden 1. Auszubildende nicht nur in Arbeitsprozesse, sondern auch in Betriebsgemeinschaft integrieren: Anerkennung für gute Leistungen! 2. Ausbildern/-innen Freiräume für Ausbildung einräumen, damit soziale Konflikte entschärft werden und Feedbackprozesse stattfinden können (z.b. bei der Besprechung von Ausbildungsnachweisen oder Feedbackbögen)! 3. Investitionen in Ausbildungsqualität gegenüber Schüler/-innen und Auszubildenden signalisieren, damit negative Aspekte (z.b. geringe Ausbildungsvergütung) eher in Kauf genommen werden! Bildquelle: BIBB-Fotowettbewerb: Wie sehen Auszubildende ihren Ausbildungsplatz?
34 7. Ausblick
35 Übersicht 7.1: Vier systematische Ungleichgewichte als Erklärungsansatz für einen misslungenen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage Qualifikationsmismatch Übersicht 5.1: Vier systematische Ungleichgewichte als Erklärungsansatz für einen misslungenen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage Zwischen den Leistungsvoraussetzungen von Stellenbewerbern und den Qualifikationsanforderungen der zu besetzenden Stelle Beruflicher Mismatch Diskrepanzen zwischen den Ausbildungswünschen der Jugendlichen und dem Ausbildungsstellenangebot der Betriebe Ungleichgewicht Informationsmismatch Fehlende Kenntnisse der Bewerber zum gesamten Ausbildungsstellenangebot und fehlende Kenntnisse der Betriebe über alle geeigneten Bewerber Regionaler Mismatch Fehlen regionaler Mobilität, spezifische Bewerberzusammensetzung vor Ort, lokale Attraktivität und Infrastruktur Quelle: Gericke/Krupp/Troltsch 2009
36 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Für Rückfragen erreichen Sie uns unter: Stephan Kroll Bundesinstitut für Berufsbildung Tel.: 0228/ Robert-Schuman-Platz 3 Fax: 0228/ Bonn kroll@bibb.de Literaturhinweise: Ulrich, Joachim Gerd; Krewerth, Andreas; Tschöpe, Tanja (2004): Berufsbezeichnungen und ihr Einfluss auf das Berufsinteresse von Mädchen und Jungen. In: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, 4/2004. S Gericke, Naomi; Thomas Krupp; Klaus Troltsch (2009): Unbesetzte Ausbildungsplätze warum Betriebe erfolglos bleiben. (BIBB-Report 10/09). Kroll, Stephan; Philipp Ulmer; Joachim Gerd Ulrich (2008): Wege zur Sicherstellung des Fachkräftenachwuchses. In: Ulmer, Philipp; Ulrich, Joachim Gerd Ulrich (Hrsg.): Der demografische Wandel und seine Folgen für die Sicherstellung des Fachkräftenachwuchses. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung. Krewerth, Andreas; Beicht, Ursula (2011): Qualität der Berufsausbildung in Deutschland: Ansprüche und Urteile von Auszubildenden. In: Krekel, Elisabeth M.; Lex, Tilly (Hrsg.): Neue Jugend, neue Ausbildung? Beiträge aus der Jugendund Bildungsforschung. Bielefeld: W. Bertelsmann, S
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