Wirtschaftsunterricht praktisch: Fishbowl-Diskussion
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- Hansi Waltz
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1 Wirtschaftsunterricht praktisch: Fishbowl-Diskussion
2 Sonderausgabe im Wochenschau Verlag Auszug aus: Daniel von Kirchner, Peter Röben Wirtschaftsunterricht praktisch Elf Methoden für die Haupt- und Realschule
3 Inhalt Vorwort Pro-Kontra-Diskussion Gruppenpuzzle Rollenspiel Placemat Bewerberfachtag als Element der Berufswahlvorbereitung Jeopardy Fishbowl-Diskussion PartyTalk Memory Nachrichtensendung Tweets
4 Wirtschaftsunterrricht praktisch Elf Methoden für die Haupt- und Realschule 7. fishbowl-diskussion q Lehrerhinweise Die Fishbowl-Diskussion in der hier dargestellten Form ist eine schüleraktivierende Methode, die dabei hilft, verschiedene Sichtweisen eines unterrichtlichen Inhalts zu verdeutlichen. Sie bedient sich in ihrer Ausgestaltung verschiedener Elemente der Methoden Pro-Kontra-Diskussion und Rollenspiel und kann besonders in der Erarbeitungsphase eines Themas eingesetzt werden. Der zentrale Vorteil der hier präsentierten Variante der Fishbowl-Diskussion ist die Variabilität der Diskutanten und damit der hohe Aktivierungsgrad aller Schülerinnen und Schüler. Die Fishbowl-Diskussion ist insbesondere dazu geeignet, sich Argumente verschiedener Interessengruppen zu erarbeiten, diese stetig zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen oder zu revidieren. Die Schülerinnen und Schüler lernen dadurch die Vielschichtigkeit wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungsprozesse kennen. Die Methode besteht aus drei Phasen. Im idealtypischen Ablauf wird mit einer arbeitsteiligen Gruppenarbeit begonnen. Zur besseren Durchführung der späteren Fishbowl-Diskussion empfiehlt es sich dabei, die Gruppenzusammensetzung dem Zufall zu überlassen (z. B. auslosen). Im Rahmen der Gruppenarbeit erhalten die Schülerinnen und Schüler ein situativ dargestelltes Problem, das von verschiedenen Interessengruppen unterschiedlich bewertet wird; beispielhaft sei hier die Errichtung einer Hähnchenmastanlage genannt. Den einzelnen Gruppen werden nun verschiedene Rollen zugeordnet. Im Falle der Hähnchenmastanlage könnten dies z. B. die Gruppe der Investoren, die Gruppe der Anwohner, die Gruppe der politischen Gegner, die kommunale Verwaltung und die Gruppe der Mitarbeiter sein. Es ist nun die Aufgabe der einzelnen Gruppen, Argumente für die jeweilige Position zu erarbeiten. Ob während dieser Erarbeitungsphase weitere Materialien zur Unterstützung beziehungsweise Differenzierung benötigt werden, ist vom Vorwissen und von der Leistungsstärke der Lerngruppe abhängig. In der zweiten Phase wird die eigentliche Fishbowl-Diskussion durchgeführt. Hierzu muss jede Arbeitsgruppe ein Gruppenmitglied auswählen oder auslosen, das für diese Gruppe die aktive Diskussion beginnt. Außerdem werden zwei konzentrische Stuhlkreise aufgebaut: Im inneren Stuhlkreis werden so viele Stühle platziert, wie es Arbeitsgruppen gibt. Zusätzlich kann noch ein neutraler Moderator integriert werden (gerade bei jüngeren Gruppen kann dafür auch die Lehrkraft in Betracht kommen). Der zweite Stuhlkreis wird um den inneren Kreis herum aufgestellt. 43
5 Fishbowl-Diskussion Die von den Gruppen ausgewählten Schülerinnen und Schüler setzten sich in den inneren Kreis, die übrigen Mitglieder der Lerngruppe nehmen im äußeren Kreis Platz. Wichtig ist dabei, dass die Sitzordnung im äußeren Stuhlkreis so gewählt wird, dass die jeweiligen Gruppenmitglieder direkt hinter dem aktiven Diskutanten ihrer Gruppe sitzen. In der Diskussion tauschen die aktiven Diskutanten des Innenkreises ihre Meinungen und Argumente zur gewählten Problemstellung aus. Im Außenkreis darf nicht gesprochen werden. Sollte ein Schüler, der im Außenkreis sitzt, an der Diskussion teilnehmen wollen, muss er seinem jeweiligen Gruppenpartner ein Zeichen geben, sodass beide die Plätze tauschen können. Es ist ebenfalls ratsam, den aktiven Diskussionsteilnehmern zu ermöglichen, mit einem Gruppenmitglied des Außenkreises zu tauschen, sollte er oder sie keine weiteren Argumente für die Diskussion finden. Die Aufgabe des Diskussionsleiters ist es, für eine geordnete und ruhige Diskussion zu sorgen und möglichst alle Interessengruppen an der Diskussion zu beteiligen. In der abschließenden dritten Phase geht es schließlich um die Reflexion der Diskussion. Hierfür kann die Sitzordnung der Fishbowl-Diskussion aufgelöst werden. Es ist nun gefordert, die von den einzelnen Gruppen genannten Argumente erneut zu betrachten und auf einer Metaebene die Interessen der beteiligten Gruppen herauszuarbeiten, die in eine mögliche Entscheidungsfindung einfließen. Die Argumente müssen dabei nicht unbedingt gewertet werden, möglich ist es allerdings, die Schülerinnen und Schüler die Überzeugungskraft einzelner Argumente einschätzen zu lassen. 44
6 Wirtschaftsunterrricht praktisch Elf.Methoden.für.die.Haupt-.und.Realschule q Schülerhinweise Fishbowl-Diskussion Kopiervorlage Ihr werdet heute eine Fishbowl-Diskussion durchführen. Diese Methode besteht aus drei Phasen. Ihr müsst euch zunächst in Gruppen gut auf die Diskussion vorbereiten, dann die Diskussion durchführen und diese anschließend analysieren. Gruppenarbeit Fishbowl- Diskussion Auswertung Gruppenarbeit I. Euer Lehrer stellt euch ein Projekt oder ein Problem vor, an dem mehrere Interessengruppen beteiligt sind. Jede Gruppe vertritt in der späteren Diskussion eine Interessengruppe. Zur Vorbereitung auf die Diskussion sollt ihr Argumente finden, die die jeweilige Interessengruppe in einer Diskussion vorbringen könnte. Abschließend wird in jeder Gruppe ein Gruppensprecher festgelegt. Fishbowl- Diskussion II. Während der Fishbowl-Diskussion werden zwei Stuhlkreise aufgebaut, ein kleiner Innenkreis und ein größerer Außenkreis. Im inneren Kreis nehmen zunächst die Gruppensprecher Platz. Im äußeren Kreis setzen sich die übrigen Gruppenmitglieder hinter ihren Gruppensprecher. Im inneren Kreis wird nun über das Thema diskutiert, im äußeren Kreis darf nicht gesprochen werden. Wer aus dem äußeren Kreis etwas sagen möchte, gibt seinem Gruppenmitglied im Innenkreis ein Zeichen (abklatschen) und wechselt den Platz mit ihm. Möchte jemand aus dem Innenkreis in den Außenkreis wechseln, weil ihm oder ihr z. B. keine Argumente mehr einfallen, geschieht dies ebenfalls durch abklatschen. Auswertung III. Zum Abschluss werden in einem Klassengespräch alle Argumente neutral betrachtet. Versucht herauszufinden, welche Gruppe welche Interessen hat und warum dies so ist. Welche wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Absichten stehen hinter den Argumenten? Wochenschau Verlag 45
7 Wirtschaftsunterrricht praktisch Elf.Methoden.für.die.Haupt-.und.Realschule Materialien.zu fishbowl-diskussion Kopiervorlage q Unterrichtsmaterial Fishbowl-Diskussion Hähnchenmastanlage Ausgangssituation Die Gemeinde Wedecht hat etwa Einwohner und ist durch Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie geprägt. Neben zahlreichen kleinbäuerlichen Landwirtschaftsbetrieben gibt es im Gemeindegebiet zwei große fleischverarbeitende Betriebe sowie einen Schlachthof. Die Arbeitslosenquote beträgt derzeit 4,8 %. Da der örtliche Schlachthof jedoch unwirtschaftlich arbeitet und von der Schließung bedroht ist, ist ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu befürchten. Viele Angestellte fürchten um ihre Jobs. Zeitgleich plant Investor Klaus-Heinz Marienwald den Bau einer großen Hähnchenmastanlage mit Tieren. Das wird von vielen Anwohnern Wedechts kritisch gesehen, da sie eine starke Geruchsbelästigung befürchten. Die Gemeindeverwaltung erhofft sich steigende Steuereinnahmen, weiß aber auch um die Ängste der Anwohner. Die Ratsmitglieder des Ökologischen Bundes lehnen die Anlage grundsätzlich ab. Wochenschau Verlag 46
8 Materialien.zu fishbowl-diskussion Wirtschaftsunterrricht praktisch Elf.Methoden.für.die.Haupt-.und.Realschule Kopiervorlage Verschiedene Interessengruppen stehen der Hähnchenmastanlage also unterschiedlich gegenüber. Erarbei tet Argumente, die die euch zugewiesene Interessengruppe in einer öffentlichen Diskussion vorbringen würde, und bereitet euch auf eine Fishbowl-Diskussion vor. Gemeindeverwaltung Investoren Ökologischer.Bund Anwohner Angestellte Wochenschau Verlag 47
9 Wirtschaftsunterrricht praktisch Elf.Methoden.für.die.Haupt-.und.Realschule Materialien.zu fishbowl-diskussion Kopiervorlage Hilfekarten Gemeindeverwaltung Was dient dem Wohl der gesamten Gemeinde? Wie können Steuereinnahmen und kommunale Ausgaben optimiert werden? Was sind rechtliche Voraussetzungen für die Errichtung einer Hähnchenmastanlage? Wie kann eine mögliche Geruchsbelästigung reduziert werden? Gibt es Alternativen für die weitere Entwicklung der Gemeinde? Investoren Welche Folgen hat die Errichtung einer Hähnchenmastanlage für das Steueraufkommen der Gemeinde? Wie wirkt sich die Investition auf die Arbeitsplatzsituation aus? Wie wirkt sich die Investition auf den bestehenden Schlachthof aus? Was würde passieren, wenn die Mastanlage nicht gebaut würde? Ökologischer.Bund Wochenschau Verlag Ist eine höhere Geruchsbelästigung zu erwarten? Wie sollte man zur Massentierhaltung stehen? Welche negativen Auswirkungen hätte die geplante Anlage auf den Ort? Welche alternativen Ideen können entwickelt werden, um auch künftig Arbeitsplätze in Wedecht zu erhalten oder schaffen? 48
10 Materialien.zu fishbowl-diskussion Wirtschaftsunterrricht praktisch Elf.Methoden.für.die.Haupt-.und.Realschule Kopiervorlage Anwohner Wie wirkt sich der Bau einer Hähnchenmastanlage auf die Umwelt und den Wohnwert der Gemeinde aus? Wird es eine Belästigung durch Geruch und Geräusche geben? Wie werden sich die Grundstückswerte verändern? Wird sich die Lebensqualität im Ort verändern? Angestellte Wie sicher sind die Arbeitsplätze im Schlachthof ohne eine neue Mastanlage? Werden neue Arbeitsplätze geschaffen? Wo kann es Unterstützung geben, falls man arbeitslos wird, weil keine Mastanlage gebaut wird? Welche Arbeitsplatzalternativen gibt es in der Gemeinde? Wochenschau Verlag 49
11 Party Talk Materialien zu Mustertext 8. Party Talk q Lehrerhinweise Ein wichtiges Ziel des täglichen Unterrichts ist es, Schülerinnen und Schüler zu aktivieren und themenspezifische Kommunikation zu initiieren. Dieses Ziel ist insbesondere dann schwer zu erreichen, wenn bereits erarbeitete Unterrichtsinhalte zum Beispiel in Vorbereitung auf eine anstehende Lernzielkontrolle wiederholt werden sollen. Zum Zweck der Wiederholung und Festigung bietet sich die Methode Party Talk an. Ein Party Talk ist eine Mischform aus einem kurzen Gespräch wie einem Smalltalk auf einer Party und dem bekannten Kinderspiel Reise nach Jerusalem. Vor der Anwendung der Methode sollte durch die Lehrkraft zunächst ein Fragen- bzw. Aufgabenkatalog zu den aktuellen Unterrichtsinhalten erarbeitet werden. Diesen müssen die Schülerinnen und Schüler zunächst bearbeiten und die Fragen unter Zuhilfenahme von Unterrichtsmappe, Fachbuch oder anderen Hilfsmitteln beantworten. Wenn dabei nicht jeder Schüler alle Fragen beantworten kann, ist dies zunächst nicht weiter von Bedeutung. Nach der Bearbeitung der Fragen folgt dann der eigentliche Party Talk : Die Schülerinnen und Schüler bewegen sich zu Musik frei durch das Klassenzimmer. Wenn die Lehrkraft die Musik stoppt, sprechen sich die zufällig nebeneinander stehenden Schülerinnen oder Schüler an und beginnen einen kurzen Party Talk, ein kurzes Gespräch. Inhaltlich geht es dabei um den bearbeiteten Fragenkatalog. Die Lerngruppe hat so die Möglichkeit, durch kooperativen Austausch die eigenen Antworten zu kontrollieren oder fehlende Informationen zu ergänzen. Nach einer durch die Lehrkraft zu bestimmenden Zeit beginnt die Musik erneut und die Schüler laufen weiter durch den Raum. Bei der nächsten Unterbrechung wird das gleiche Prozedere mit einem neuen Gesprächspartner wiederholt. Um sicherzustellen, dass alle Fragen besprochen werden, kann man z. B. an der Tafel signalisieren, um welche Frage sich das nächste Gespräch drehen soll. 50
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