Extensivierung der Flächenpflege Stand Handlungsempfehlungen auf Beispielflächen der Gemeinde Senden.
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- Franz Roth
- vor 6 Jahren
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1 Extensivierung der Flächenpflege Stand Handlungsempfehlungen auf Beispielflächen der Gemeinde Senden. Bezeichnung der Fläche 1. Streuobstwiese am Naturlehrpfad Die Fläche ist Teil des Naturlehrpfades, dessen Wegeführung die Fläche unterteilt. Eine Informationstafel weist auf eine artenreiche Grünlandfläche hin. Aktuell stellt sich die Fläche durch zu späte bzw. unterbliebene Nutzung eher als Grünlandbrache dar. Typische Arten des feuchten Auengrünlandes sind noch vorhanden. Das Brachfallen führt dauerhaft zu einer Artenverarmung und der Entwicklung von Brennnesseldominanzbeständen. Entwicklung und Pflege einer Streuobstwiese mit artenreicher, standorttypischer Grünlandvegetation. Regelmäßige fachgerechte Pflege der Obstbäume, Kontrolle der Anbindung, ggf. Nachpflanzen ausgefallener Bäume mit regionaltypischen Sorten Mahd inkl. Abräumen des Aufwuchses 2 x pro Jahr. 1. Schnitt in den ersten 5 Jahren ab dem 1.Juni, danach ab dem 15. Juni. Keine zeitliche Vorgabe für den 2. Schnitt. Das Schnittgut sollte eine gewisse Zeit auf der Fläche verbleiben, damit z.b. Insekten die Möglichkeit zum Abwandern aus der Fläche haben, bzw. reife Samen ausfallen können. Ideal ist eine Heu-/Silagegewinnung. Ein Belassen des Schnittgutes erstickt lichtliebende Pflanzen und führt zu Nährstoffanreicherung. Nachpflanzung der auf der Infotafel beschriebenen Hecke mit Wildgehölzen heimischer Herkünfte (nordwestdeutsches Tiefland). Die Wegeführung des Lehrpfades wird wie bislang durch regelmäßiges Mähen mit dem Spindelmäher hergestellt. Es bietet sich eine Pflege durch Verpachtung an einen ortsansässigen Landwirt an. Eine Düngung der Fläche hat zu unterbleiben. Bei Bedarf können Baumscheiben der Obstbäume mit Stallmist/Kompost gedüngt werden. Soweit die Sorten bekannt sind, könnte ein kleiner Sortenlehrgarten entstehen. Seite 1
2 2. Königspark Nord Die Fläche wird als Park mit intensiv gemähtem Zierrasen gepflegt und soll der Bevölkerung als Spiel- und Liegewiese zu Verfügung stehen. Intensiver Erholungsdruck. Anlage von Altgras- und Hochstaudensäumen in geeigneten Randbereichen Stehenlassen von bis zu fünf Meter breiten, ungenutzten Saumstreifen, mögl. an besonnten Stellen in Verbindung mit vorhandenen Hecken- oder Gehölzstreifen. Dieses dient insbesondere der Förderung des Blütenangebotes und als Rückzugs- und Überwinterungsraum für Insekten. Das Einbringen von zusätzlichem Saatgut ist zunächst nicht vorgesehen. 2-jähriger Pflege-Rhythmus. Jeweils 50 % des Saumes wird im April des ersten Folgejahres gemäht und abgeräumt um ein Verbuschen zu unterbinden und die Fläche auszuhagern. Die anderen 50 % werden erst im April des zweiten Folgejahres gemäht und abgeräumt. So bleibt in jedem Winter ein Altgrasstreifen erhalten. Der Großteil der Fläche wird wie gewohnt im Hinblick auf die Funktion als Spiel- und Liegewiese intensiv gemäht. Regelmäßige Information der Bevölkerung über den Grund und das Ziel der gewollten Unordnung. Angebot einer Expedition für Kinder mit geeigneten Umweltpädagogen auf Honorarbasis, z.b. im Ferienprogramm. Dokumentation der Vegetationsentwicklung auf Honorarbasis, evtl. Entscheidung über geeignete Nachsaat/Mahdgutübertragung. Jegliche Düngung hat zu unterbleiben. Seite 2
3 3. Kindergarten Drachenwiese Die Fläche wurde seinerzeit mit lehmigem Boden angefüllt und wird als Spiel- und Sportrasen intensiv unterhalten. Nördlich angrenzend liegt ein Kindergarten. Anlage eines Blumenfeldes im Bereich des Kindergartens. Schaffung eines mögl. bunten Blühaspektes als Augenweide für die Sendener Bevölkerung sowie als Blütenangebotes für Insekten (Käfer, Wildbienen, Schmetterlinge). Fräsen einer fest zu legenden Parzelle am Kindergarten als Vorbereitung eines feinkrümeligen Saatbettes für die folgende Einsaat. Einsaat einer geeigneten, einjährigen Blumenmischung aus Kultur- und Gartenblumen (Bsp. Mischung Mössinger Sommer M%C3%B6ssingen/Die-Blumenstadt/Premium-Blumensamen-Mischung- M%C3%B6ssinger-Sommer). Die rel. teuren Mischungen werden mit geringer Saatstärke ausgebracht. Zum besseren Streuen kann die Mischung z.b. mit Phacelia-Samen gestreckt werden. Diese Arbeiten sind jährlich zwischen Mitte April und Mitte Mai zu wiederholen, sonst vergrast die Fläche sehr schnell. Die Anlage von Blumenwiesen bietet sich grundsätzlich als Patenschaftsaktion mit Heimatverein, Kindergärten, Jugendgruppen an (mitmachen statt zusehen). Information der Bevölkerung um Nachahmer in den Hausgärten zu finden, oder Paten für weitere Blumenfelder in der Gemeinde. Angebot einer Expedition für Kinder mit geeigneten Umweltpädagogen auf Honorarbasis, möglichst in Kooperation mit dem Kindergarten. Seite 3
4 4. Mähwiese am Naturlehrpfad in Ottmarsbocholt Die gemeindeeigene Fläche am Ortsrand ist teilweise mit Bäumen gepflanzt und wird momentan erst im Juli gemäht. Ein Versuch mit Nachsaat von Grünlandpflanzen war nicht erfolgreich. Entwicklung und Pflege einer Mähwiese mit artenreicher, standorttypischer Grünlandvegetation (Glatthaferwiese). Mahd inkl. Abräumen des Aufwuchses 2 x pro Jahr. 1. Schnitt ab dem 15. Juni, keine Vorgabe für den 2. Schnitt. Belassen eines 2 m breiten Saumes entlang von Gräben/Hecken als Rückzugsraum beim ersten Schnitt. Der Saum wird beim 2. Schnitt gemäht. Das Schnittgut sollte eine gewisse Zeit auf der Fläche verbleiben, damit z.b. Insekten die Möglichkeit zum Abwandern aus der Fläche haben, bzw. reife Samen ausfallen können. Ideal ist eine Heu-/Silagegewinnung. Ein Belassen des Schnittgutes erstickt lichtliebende Pflanzen und führt zu Nährstoffanreicherung. Ggf. abschnittsweise Nachsaat typischer Arten der Glatthaferwiesen (Saatgut z.b. über Kiepenkerl/Nebelung in Münster nach Empfehlungen des Naturschutzzentrums Vorgehen: Zwei Streifen quer durch die Fläche werden diagonal zur Bearbeitungsrichtung direkt nach dem ersten Schnitt gefräst (Fräse des Bauhofs mit 60 cm Breite vorhanden). Die Streifen werden eingesät und danach das Saatgut angewalzt. In den Folgejahren verbreiten sich die Pflanzen bei der Flächenbewirtschaftung. Es bietet sich eine Pflege durch Verpachtung an einen ortsansässigen Landwirt an. Eine Düngung ist zu unterlassen. Kontakt zum Wasserverband bzgl. Extensivierung der Grabenunterhaltung. Seite 4
5 5. Retentionsgraben östlich Dillenbaum am Ortsrand von Ottmarsbocholt Die Fläche am Ortsrand wird von einem Graben zur Entwässerung und Regenrückhaltung durchzogen. Extensiv gepflegtes Grabensystem mit arten- und strukturreicher Vegetation Regelmäßige Mahd nur an den Stellen, wo es für den Hochwasserabfluss nötig ist. Mahd inkl. Abräumen des Aufwuchses ab August. Wechselseitige, möglichst abschnittsweise Mahd der Böschungen ist zu prüfen (jährlicher Wechsel). Das Schnittgut sollte eine gewisse Zeit auf der Fläche verbleiben, damit z.b. Insekten die Möglichkeit zum Abwandern aus der Fläche haben, bzw. reife Samen ausfallen können. Ein Belassen des Schnittgutes erstickt lichtliebende Pflanzen und führt zu Nährstoffanreicherung. Regelmäßige Information der Bevölkerung über den Grund und das Ziel der gewollten Unordnung. Angebot einer Expedition für Kinder mit geeigneten Umweltpädagogen auf Honorarbasis, z.b. im Ferienprogramm. Seite 5
6 6. Gemeindeeigener Wegeseitensteifen am Wirtschaftsweg Der übliche Seitenstreifen wird heute relativ zeitgleich im Sommer durch die Gemeinde oder die angrenzenden Bewirtschafter gemäht oder gemulcht. Vielfach ohne besondere Notwendigkeit, einfach weil die Geräte da sind. Dies führt zu Nährstoffanreicherung, Artenverarmung und einem Mangel an Nahrungs- und Rückzugsräumen. Extensiv gepflegter Wegsaum mit arten- und strukturreicher standorttypischer Vegetation als Beispiel für weitere Wegränder. Auswahl eines geeigneten Wegrains als Probefläche (möglichst breit, besonnt, ggf. einer Hecke vorgelagert, angrenzenden Bewirtschaftung idealerweise Grünland; kein Massenauftreten von Störzeigern wie Brennnesseln, Ackerkratzdisteln, Stumpfblättrigem Ampfer; angrenzenden Bewirtschafter einbinden). Regelmäßige Mahd nur auf dem Abschnitt, wo es aus Gründen der Verkehrssicherung erforderlich ist. Der Versuchsstreifen wird mit zwei Varianten unterhalten. Variante 1: Mahd inkl. Abräumen des Aufwuchses abschnittsweise im August im zweijährigen Rhythmus. D.h. 50 % bleiben als Altgrasstreifen über den Winter stehen. Das Schnittgut sollte eine gewisse Zeit auf der Fläche verbleiben, damit z.b. Insekten die Möglichkeit zum Abwandern aus der Fläche haben, bzw. reife Samen ausfallen können. Ein Belassen des Schnittgutes erstickt lichtliebende Pflanzen und führt zu Nährstoffanreicherung. Variante 2: Belassen von Altgrasstreifen, d.h., Einstellen der Mahd. Sicherstellen, dass keine Düngemittel oder Biozide von der angrenzenden Nutzung her in den Randstreifen gelangen. Bei stark nährstoffreichen Randstreifen ggf. Ausmagerungsphase (1. Mahd im zeitigen Frühjahr. 2. Mahd im Spätsommer) bzw. Abhobeln der eutrophierten Vegetationsschicht vorschalten. Kooperation mit dem Landwirtschaftlichen Ortsverein mit dem Ziel der Übertragung auf weitere Wegraine. Prüfung, welche Verwertungsmöglichkeiten es für Schnittgut gibt (Kostenreduzierung). Dokumentation der Kosten; führt diese Art der Unterhaltung zu Mehrkosten, oder lassen sich Kosten sparen. Seite 6
7 7. Regenrückhaltebecken westl. Wohngebiet Nieländer in Bösensell Rückhaltebecken sind in erster Linie technische Bauwerke, die im Biotopverbund jedoch eine positive Funktion übernehmen können. Zur Vorhaltung des genehmigten Rückhaltevolumens werden die Becken oft jährlich in Gänze ausgeräumt. Extensiv gepflegtes Rückhaltebecken mit verbesserter Bedeutung für den Biotopverbund. Abschnittsweise Mahd mit Abräumen der Hochstaudenfluren im September. Der Mahdabstand muss mindestens zwei Jahre betragen, wenn es die technischen Anforderungen zulassen 3-5 Jahre. Das Schnittgut sollte eine gewisse Zeit auf der Fläche verbleiben, damit z.b. Insekten die Möglichkeit zum Abwandern aus der Fläche haben. Es ist zu prüfen, ob Teile des Schnittgutes am Rand auf mehreren Haufen kompostiert werden können um ggf. einen Nistplatz für die Ringelnatter zu schaffen. Diese Haufen sind bei Bedarf abzufahren. Kooperation mit dem Wasser- und Bodenverband. Abstimmung der Bewirtschaftung mit der Wasserbehörde als Genehmigungsbehörde. Information der Bevölkerung. Anm.: die Pflegevorschläge stehen unter der Voraussetzung, dass jegliche Düngung auf den Flächen unterbleibt; ab einer Nährstoffversorgung unter Stufe B kann im Einzelfall auf landwirtschaftlichen Flächen über eine Stallmist- /oder P-K-Düngung nachgedacht werden. Wenn die vorgeschlagenen ihr Ziel, die Verbesserung der Artenvielfalt im Gemeindegebiet, erreichen, können weitere Flächen hinzukommen. Die Beispielflächen sollen auch zeigen, was technisch möglich ist, wo Zusatzkosten entstehen oder wo es zu Einsparungen kommt. Eine Kommunikation der Beispiele trägt zur Bewusstseinsbildung unter dem Motto weniger ist mehr bei. Ein umfassendes Gesamtkonzept für das Gemeindegebiet ist wünschenswert aber sehr zeitaufwendig. Es kann vom Naturschutzzentrum nur außerhalb des Arbeitsprogramms mit zusätzlichen Mitteln für Projektpersonal erarbeitet werden. Kontakt: Thomas Zimmermann, Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld e.v., Borkener Straße Coesfeld Seite 7
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