Förderung mentaler Fitness bei älteren Beschäftigten durch individuelle und arbeitsbezogene Maßnahmen
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- Juliane Neumann
- vor 8 Jahren
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1 Förderung mentaler Fitness bei älteren Beschäftigten durch individuelle und arbeitsbezogene Maßnahmen Prof. Dr.med. Dipl.-Psych. Dipl.-Ing. Michael Falkenstein Leiter Alternsforschung am IfADo Direktor Institut für Arbeiten, Lernen, Altern (ALA) Vortrag bei der 3. Fachtagung Arbeitsplanung und Prävention - Ergonomie im Spannungsfeld von Wettbewerbsdruck und Demografie, Mainz,
2 Arbeitsfähigkeit und Alter (nach Ilmarinen, 1999) Die subjektiv empfundene Arbeitsfähigkeit lässt im Alter nach, jedoch mit großen individuellen Unterschieden.
3 Bausteine der Arbeitsfähigkeit Alles menschliche Verhalten, z.b. die Arbeit, wird durch Basis- Kompetenzen ( Funktionen ) ermöglicht, die durch Prozesse im Gehirn realisiert werden. Sensorische Funktionen Mentale ( kognitive ) Funktionen Außenansicht des Gehirns von links Motorische Funktionen Emotionale, motivationale und soziale Funktionen Innenansicht des Gehirns von links
4 Altersverlauf verschiedener Funktionen Defizitmodell: alles lässt im Alter nach Modernes Modell: Sensorische, motorische und kognitiv-fluide Funktionen lassen im Alter nach, kognitiv-kristalline und soziale Funktionen können sich sogar verbessern Leistung sozial sensorisch motorisch kognitiv krist kognitiv fluid WAI
5 Welche Funktionen lassen im Alter nach? Sinneswahrnehmung: Sehen, Hören, Tasten, Gleichgewicht, Kognition: Episodisches, assoziatives, und Arbeitsgedächtnis Auslesen von Information aus dem Langzeitgedächtnis Suche von Information Lernen von neuen Handlungen Unterdrückung von Störinformation Erkennen und Unterdrücken eigener Handlungsfehler Logisches Denken
6 Kognitive Funktionen als Schlüsselkompetenzen Kognitive Leistungen im mittleren Alter (45 plus) sind eine Schlüsselkompetenz zur Bewältigung von Arbeitsanforderungen, Bildung und Weiterbildung und gesellschaftlicher Partizipation (Baltes & Lang, 1997).
7 Einflüsse auf den kognitiven Altersverlauf Ernährung Bildung Körperliche Aktivität Geistige Aktivität Stressverarbeitung Einschätzung der Selbstwirksamkeit Psychische Belastung am Arbeitsplatz Arbeitssituation und Arbeitskarriere Vorurteile über das Alter innere Faktoren äußere Faktoren
8 Körperliche Aktivität Übersichtsarbeit über 18 Studien zur Wirkung von körperlichem Training auf kognitive Fitness Colcombe & Kramer Psychological Science 2003 Fazit: Verbesserung von fluiden kognitiven Funktionen, insbesondere von exekutiven Funktionen durch aerobes körperliches Training. Betriebliche Maßnahme: Betriebssport (für alle)!
9 Stress und Alter Stressverarbeitung Sowohl akuter als auch chronischer Stress beeinträchtigt bei Älteren mentale Funktionen. Zusätzliches Problem: Stress wirkt bei Älteren stärker auf die mentale Leistungsfähigkeit als auf das subjektive Empfinden (Stawski et al. Psychol Aging 2006) Dadurch besteht das Risiko, dass Ältere die negativen Wirkungen von Stress auf ihren Körper und ihr Gehirn unterschätzen und ihr Stressverhalten daher nicht revidieren.
10 Arbeitsbezogener Stress und geistige Gesundheit im Alter (Wang et al. Alzh Dem 2012) 913 gesunde Ältere, Beobachtung über 6 Jahre, v.a. Entwicklung einer Demenz Zusätzlich wurde Information über Stress bei der Arbeit in ihrer aktiven Zeit erhoben. Maße: Handlungsspielräume und Kontrollmöglichkeiten, Arbeitsanforderungen. Ergebnisse: niedrige Handlungsspielräume, hohe Belastungen und geringe geistige Anforderungen bei der Arbeit gehen mit höherem Risiko einer Demenz im Alter einher!
11 Betriebliche Maßnahmen: Veränderung der Arbeitssituation (v.a. mehr Handlungsspielräume) externe Maßnahmen Stressmanagement-Training interne Maßnahme
12 Geistige Aktivität Kognitiv fordernde Arbeit Kognitiv anspruchsvolle Freizeitaktivitäten Kognitives Training
13 Kognitives Training a) papiergestützt (z.b. Sudoku, komplexe Rätsel ) b) b) PC-gestützt Beispiel PC-gestütztes kognitives Training: Bewegliche Ziele abschießen, je kleiner, je mehr Punkte; auf Ziele einer bestimmten Farbe darf nicht geschossen werden, diese wechselt ständig. Trainierte kognitive Funktionen: Aufmerksamkeit, Wechsel, Hemmung, Psychomotorik
14 Prinzipien eines guten PC-gestützten Trainings Vielschichtiges Programm zum Training verschiedener kognitiver Funktionen (multimodales Training). Aufgaben haben spielerischen Charakter. Spielen fördert Motivation und fluide Funktionen. Schwierigkeit wird adaptiv an die Leistung angepasst Ständige Leistungsrückmeldung Trainees entwickeln selbst Strategien oder man zeigt sie ihnen und übt sie mit ihnen ein. Training sollte aus preisgünstigen Programmen zusammen gestellt werden, damit Trainees selbständig weiter trainieren können. Diese Maßnahmen bewirken hohe Motivation und die Bereitschaft und Möglichkeit, selbständig weiter zu trainieren.
15 Kombination von betrieblichen Maßnahmen zur Förderung älterer Beschäftigter Maßnahmen a) Multimodales kognitives Training (KT) in Gruppen. b) Stressmanagement-Training (ST) in Kleingruppen (nur bei einer Teilgruppe, zusätzlich zum KT). Ziele: Förderung derjenigen kognitiven Funktionen, die im Alter im Mittel nachlassen. Damit breite psychomentale Förderung und Basis- Qualifikation für verschiedenste Arbeiten. Förderung der Stressmanagement-Kompetenz, da chronischer Stress Gesundheit und kognitive Funktionen beeinträchtigen kann.
16 Kognitives Training in Gruppen (n=20) mit 1 Trainerin; 26 bzw. 18 Sitzungen. Multimodales kognitives Training: Einstieg Papier-basiert, dann PC-basiert. Stressmanagement-Training in Kleingruppen (n=8) mit 2 Trainerinnen; 8 Sitzungen. Entspannung (progressive Relaxation) Verändern stressverstärkender Gedanken Verbesserter Umgang mit Stressoren
17 Design und Evaluation Messungen der kognitiven Leistung in verschiedenen Domänen, Wechselaufgabe von PFIFF 1 mit EEG-Untersuchung, Speichel-Cortisol; jeweils vor und nach der Trainingsphase Zur Kontrolle von Messwiederholungseffekten zeitgleiche Messung einer Wartegruppe, die (noch) kein Training erhält. Trainingsgruppe KT Wartegruppe KT + ST T1 T2 T3
18 Ergebnisse kognitive Messgrößen Verbesserungen bei der Trainingsgruppe im Vergleich zur Wartegruppe in den meisten kognitiven Domänen. Stärkere Verbesserung bei der kombinierten Gruppe Normalisierung von EKP Stabilität der Verbesserungen (4 Monate nach Ende des Trainings) Subjektiv: Anstieg der Selbstwirksamkeit (Befragungen) Warten Verbess. KT, KT+ST vor nach
19 Ergebnisse subjektive Stressmaße (KT + ST) Hohe Akzeptanz; klare Verbesserung bei der kombinierten Trainingsgruppe (KT + ST) im Vergleich zur kognitiven Gruppe (KT) in fast allen Fragebögen: General Health Questionnnaire, körperliches Befinden, Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM), Perceived Stress Questionnaire (PSQ), Maslach Burnout Inventory (MBI), etc.. Verbesserung KT + ST KT vor nach
20 Ergebnisse objektives Stressmaß (Speichelcortisol am Morgen der Testung) Verringerung des Cortisolspiegels bei der Kombinationsgruppe, jedoch nicht bei der reinen Kognitionsgruppe. KT Verbesserung KT + ST vor nach
21 Fazit Kognitive Funktionen können durch langjährige repetitive Tätigkeit beeinträchtigt werden. Durch einfache Maßnahmen wie kognitives Training und Stressmanagement-Training lässt sich nach kurzer Zeit ein verbesserter kognitiver und emotionaler Status erreichen, der objektiv nachweisbar und stabil ist. Eine Kombination aus beiden Trainingsmaßnahmen wirkt besser, auch auf die kognitive Fitness
22 Betriebliche Maßnahmen Persönlicher Einfluss auf Arbeit: Handlungsspielräume Abwechslung und genügend hohe Anforderung Klare Anforderungen und Perspektiven Soziale Kontakte Wertschätzung und Gratifikation
23 Besonders wichtig für Ältere Geistig anregende Arbeit Rotation, längerfristiger Arbeitswechsel (wichtig: hinreichende Schulung bei Veränderungen der Arbeit!) Wenig Zeitdruck Mehr Hinweisreize, weniger Ablenkreize Altersgerechte Ergonomie = Gute Ergonomie Altersgerechte Weiterbildung Arbeitsplatz-Sicherheit Sozial und psychologisch kompetente Führungskräfte
24 Fazit Die Kompetenzen von Menschen ändern sich mit zunehmendem Alter in positive und negative Richtung. Der Altersverlauf von Kompetenzen wird durch viele Faktoren beeinflusst. Durch Maßnahmen, die an diesen Faktoren ansetzen, lässt sich der Altersverlauf von Kompetenzen positiv beeinflussen. Individuelle Maßnahmen: Ernährung, Bewegung, Stressmanagement, kognitive Aktivität und Training. Arbeitsbezogene Maßnahmen: gute Arbeit, Handlungsspielräume, kompetente Führungskräfte. Solche Maßnahmen sollten kombiniert werden.
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