Inhaltsverzeichnis. Stationskarten im Gerätturnen 1

Transkript

1 Stationskarten im Gerätturnen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Schwierigkeiten bei der Planung und Durchführung von Turnunterricht 1.2 Die Lösung: Stationskarten Inhalt Aufbau der Materialien Aufbau der Stationskarten Aufbau des Zusatzmaterials 2 Warum Turnen? 3 Stationslernen allgemein 4 Einsatz im Sportunterricht 4.1 Möglicher Aufbau einer Unterrichtseinheit 4.2 Konkreter Ablauf einer möglichen Unterrichtseinheit 5 Literaturverzeichnis

2 Stationskarten im Gerätturnen 2 1 Einleitung 1.1 Schwierigkeiten bei der Planung und Durchführung von Turnunterricht Welche Sportlehrkraft kennt es nicht: Es soll geturnt werden, doch bereits bei der Ankündigung schimpfen, murren und meckern einige Schüler 1. Viele sind unmotiviert und auch der Lehrer hat aufgrund der schlechten Stimmung in der Schülerschaft nur wenig Lust, überhaupt in die Planung einzusteigen. Schon bei der Unterrichtsvorbereitung ergeben sich die ersten Schwierigkeiten: Ein Schüler turnt mehrmals in der Woche im Verein und nimmt an Wettkämpfen auf Landesebene teil, mehrere Schüler haben bisher nur wenig Turnerfahrungen oder beherrschen gerade eine Rolle vorwärts. Alle anderen liegen hinsichtlich des Leistungsniveaus irgendwo dazwischen. Wie kann bei einer solchen Leistungsdifferenz eine Über- bzw. Unterforderung der Schüler reduziert werden? Wie kann die Motivation für diese häufig bei Schülern unbeliebte Sportart gesteigert werden? Hinzu kommen weitere Probleme bei der Durchführung: der zeitraubende Geräteaufbau, fehlende Kenntnisse der Schüler hinsichtlich der Fachtermini, lange Wartezeiten beim Üben am Gerät, die zu leistende Sicherheit durch Hilfeleistungen bei den verschiedenen Übungen etc. Dies sind eine Vielzahl von Unwägbarkeiten, die sich einer Sportlehrkraft bei der Planung und Durchführung einer Unterrichtseinheit zum Thema Turnen an Geräten in den Weg stellen und sowohl den Schülern als auch den Lehrern die Freude an dieser Sportart nehmen können. Es galt also herauszufinden, auf welche Weise diese Faktoren im Schulsport reduziert werden können. 1 Aus Gründen der Platzökonomie und zur Förderung des Leseflusses werden hier und im Folgenden mit Schüler auch Schülerinnen bezeichnet. Gleiches gilt für alle anderen Personenkreise, die es in der männlichen und weiblichen Form gibt.

3 Stationskarten im Gerätturnen Die Lösung: Stationskarten Inhalt Um den verschiedenen Fähigkeiten gerecht zu werden, hat sich im Unterricht das Stationslernen bewährt. Dazu wurden zu jedem Gerät methodische Übungsreihen der einzelnen Elemente als Stationskarten vorbereitet. Diese Karten finden Sie gesammelt auf dieser CD-ROM. Es handelt sich um anschauliches Material, mit dem Sie Ihre Schüler oder Trainingsgruppen immer mehr selbstständiger arbeiten lassen und auf diese Weise individuell fördern können. Dadurch erhöhen sie die Motivation der Schüler in dem Bereich An Geräten turnen und reduzieren eine Über- bzw. Unterforderung. Das Material entstand aus Übungsreihen, mit denen sowohl Kunstturnerinnen als auch Allgemeinturnerinnen im Verein verschiedene Elemente beigebracht wurden. Aber auch durch den jahrelangen Einsatz im Schulsportunterricht in verschiedenen Altersklassen (Klassenstufe 5 13) wurden die Übungsreihen immer weiter entwickelt, um sie adressatengerecht aufbauen zu können. Die gesammelten Vorschläge wurden von Turnern wie Nichtturnern erprobt und bewährten sich sowohl im Schul- als auch im Vereinssport. Die Stationskarten umfassen eine Sammlung von 43 Elementen zu den Geräten Reck, Balken, Parallelbarren und Boden. Insgesamt sind 118 Karten als Kopiervorlage enthalten. Ebenso sind zusätzliche Materialien, wie Übersichten einiger Elemente an den verschiedenen Geräten, Checkliste, Arbeitsprotokolle, Bögen zu Fachtermini u. Ä., zu finden.

4 Stationskarten im Gerätturnen Aufbau der Materialien Aufbau der Stationskarten Alle Elemente eines Geräts sind durch die gleiche Farbe der Karte dem jeweiligen Gerät zuzuordnen. Für die Erlernung jedes Elements sind mehrere Stationskarten notwendig, die zusammen eine methodische Übungsreihe bilden. Alle Karten sind gleich aufgebaut. Sie beinhalten allesamt Aufbauhinweise, Übungsbeschreibungen, Hilfeleistungen und Korrekturhinweise. Eine Beispielkarte zeigt den Aufbau: Die Formulierungen auf den Karten sind so gewählt, dass Schüler sie gut verstehen können. Die Korrekturhinweise orientieren sich zwar selbstverständlich an den Technikbeschreibungen der einzelnen Elemente, sind jedoch so verfasst, dass Schüler diese leicht umsetzen können. Sie wurden als wörtliche Rede formuliert, so dass die korrigierenden Schüler diese nur vorzulesen brauchen. Sie ersetzen allerdings keine genauen Technikkenntnisse der Lehrkraft und können somit nur als zusätzliches Instrument in den Unterricht eingebaut werden. 2 Laufkippe Aufbau Aufgabe Hilfe Fehler und Korrekturen Aufgang am Barren Stemmbewegung aus einer tiefen Körperschwerpunktlage mit erleichterten Bedingungen (Absprung) Du benötigst einen Barren, zwei kleine Matten und ein Sprungbrett. 1. Springe aus dem Hockhangstand mit Ellgriff in den Stütz mit Speichengriff. 2. Stemme in Serie auf. Springe aus dem Stütz mit annähernd gestreckten Armen nieder auf die Matte und stemme erneut auf. Zwei Helfer heben durch Umfassen der Oberschenkel den Körperschwerpunkt an und erleichtern die Stemm bewegung. Fehler Der Turnende erreicht die Stützposition nur sehr mühsam. Korrekturhinweise a) Lass die Arme bei der Stemmbewegung gestreckt! b) Stütze schnell zum Speichengriff nach! c) Drücke dich mit den Beinen mehr ab, damit du den Körperschwerpunkt schnell über die Holme bewegen kannst!

5 Stationskarten im Gerätturnen Aufbau des Zusatzmaterials Die Zusatzmaterialien können in der Unterrichtseinheit zum Gerätturnen verwendet werden, um die Durchführung zu vereinfachen sowie verschiedene Kompetenzen der Schüler zusätzlich zu fördern. Der Arbeitsbogen Auf-/Abbauhilfe stellt sowohl in Text- als auch in Bildform ein Instrument dar, das den Schülern die Regeln für Auf- und Abbau nahebringt. Somit trägt dieser Bogen zu einer Ökonomisierung der Stunde bei, da die zeitliche Dauer dieser Phasen durch Kenntnis der Schüler über die Vorgehensweise beim Aufbau und gute Organisation möglichst gering gehalten werden und der Großteil der Stunde auf das Stationslernen verwendet werden kann. Das Arbeitsprotokoll zu jedem Gerät ist als Kopiervorlage zu finden. Auf einer DIN-A4-Seite ausgedruckt bieten sie pro Gerät eine Übersicht über die gesamte Klasse. Darauf muss jeder Schüler zum einen zu Beginn jedes Gerätes eintragen, welches Element er in den nächsten Stunden erarbeiten möchte, und zum anderen in jeder Stunde, an welchen Stationen er gearbeitet hat. Dadurch erhalten sowohl er als auch die Lehrkraft einen Überblick über den Arbeitsprozess. Die Checkliste bietet Schülern die Möglichkeit, schriftlich zu fixieren, was sie bereits können und was sie sich erarbeiten wollen bzw. rückblickend während der Unterrichtseinheit gelernt haben. Je nachdem wie die Lehrkraft ihre Schwerpunkte während der Unterrichtseinheit Turnen an Geräten setzt, muss die Checkliste entsprechend verändert werden. Mit den Arbeitsbögen Helfergriffe, Griffarten und Verhalten des Körpers am Gerät lernen die Schüler wichtige Fachtermini aus dem Bereich Gerätturnen, die auf den Stationskarten verwendet werden.

6 Stationskarten im Gerätturnen 6 Auf den Bögen Übersicht über Elemente am Boden, Reck, Barren, Balken sind turnerische Elemente mit der jeweiligen Bildreihe sowie dem Fachbegriff abgebildet. Die Elemente sind nach Schwierigkeit (beginnend bei dem Leichtesten) und nach Aufgang, Mittelteil, Abgang (zumindest an Reck, Balken und Barren) geordnet. Die Bögen ermöglichen es den Schülern, sich selbst ein Element auszuwählen, ohne die Lehrkraft zu fragen, da sie neben dem jeweiligen Namen des Elements sofort die Ausführung desselben sehen und aufgrund der Anordnung nach Schwierigkeit eine Einschätzung vornehmen können. Vor allem für den Balken ist diese Übersicht hilfreich, da durch die Stationskarten nur komplexe Elemente abgedeckt werden. Die Übersicht führt den Schülern vor Augen, welche Elemente sie zusätzlich noch auf dem Balken turnen und recht schnell erlernen können. Auch an Reck und Barren sind wenige zusätzliche Elemente auf den Übersichten zu finden, die sich die Schüler ohne Stationskarten erarbeiten können, da sie über ein geringes Anspruchsniveau verfügen. Einen weiteren Vorteil dieses Materials bietet sich der Lehrkraft. Da wie oben bereits erwähnt die Elemente nach Schwierigkeit geordnet sind, kann sie daraus (auch zusammen mit den Schülern) einen Bewertungsmaßstab entwickeln, der für alle transparent ist. Im Folgenden wird zunächst dargestellt werden, warum Kinder und Jugendliche überhaupt turnen sollen (Kapitel 2). Anschließend wird kurz das Stationslernen allgemein (Kapitel 3) beleuchtet, bevor der konkrete Einsatz des entwickelten Materials (Kapitel 4) beschrieben werden wird.

7 3a Rolle rückwärts am Boden Du turnst die Zielübung Aufbau Aufgabe Du benötigst eine Mattenbahn. Turne eine Rolle rückwärts. Hilfe Zwei Helfer knien hinter dem Turnenden auf Höhe des Handaufsatzes. Sobald der Turnende die Rollbewegung eingeleitet hat, greifen sie mit der nahen Hand an die Hüfte von der Bauchseite und mit der fernen Hand an den unteren Rücken. Sie ziehen die Hüfte nach oben und reduzieren so die Belastung des Nackens.

8 3b Rolle rückwärts am Boden Du turnst die Zielübung Fehler und Korrekturen Fehler Der Turnende setzt die Hände nicht technisch korrekt auf. Der Turnende rollt unsanft zurück. Der Turnende kommt gar nicht oder nur mühsam in den Hockstand. Der Turnende rollt während der Rolle rückwärts seitlich über eine Schulter. Korrekturhinweise a) Halte die Hände bereits im Hocksitz am Kopf! Die Ellbogen zeigen nach vorne. b) Führe die Fingerspitzen beim Zurückrollen zu den Schultern! c) Die Daumen zeigen beim Handaufsatz zum Kopf! d) Lege dich auf den Rücken und übe nur den Handaufsatz neben dem Kopf! a) Mache den Rücken rund und nimm den Kopf auf die Brust! b) Schaue deine Knie an! a) Leite aus dem Hocksitz die Rollbewegung schwungvoller ein! b) Bringe die Knie bei der Rollbewegung dichter an den Bauch! c) Führe die Fingerspitzen beim Zurückrollen zu den Schultern und setze die Hände so auf, dass die Daumen zum Kopf zeigen! d) Strecke die Arme schnellkräftig, sobald sich durch die Rollbewegung dein Gewicht auf die Hände verlagert hat! e) Drücke die Knie zusammen und setze die Füße geschlossen auf! a) Setze beide Hände korrekt neben dem Kopf auf! b) Strecke den Arm auf der Seite kräftiger, zu der du gerollt bist!

9 2a Aufgang Aufschwung am Reck Du turnst die Zielübung Aufbau Aufgabe Hilfe Du benötigst ein Reck und zwei kleine Matten. Turne einen Aufschwung aus der Schrittstellung. Zwei Helfer stehen vom Turnenden aus gesehen auf der anderen Seite der Reckstange und greifen mit der nahen Hand unter der Reckstange hindurch das Handgelenk des Turnenden. Die ferne Hand geht der Bewegung des Turnenden entgegen, fasst unterhalb des Gesäßes am Oberschenkel und dient als Schubhilfe, um die Hüfte gegen die Reckstange zu bewegen. Ist der Griff des Turnenden sicher, können die Helfer durch Schubhilfe am unteren Rücken und am Oberschenkel nahe dem Gesäß die Aufschwungbewegung unterstützen.

10 2b Aufgang Aufschwung am Reck Du turnst die Zielübung Fehler und Korrekturen Fehler Die Hüfte des Turnenden berührt die Reckstange nicht/der Turnende kann die Hüfte nicht auf die Reckstange legen. Der Turnende kann sich nicht aufrichten, wenn die Hüfte auf der Reckstange liegt. Korrekturhinweise a) Lass die Arme gebeugt und ziehe den Körper an die Reckstange heran, bis die Hüfte auf der Reckstange liegt. b) Bewege das Schwungbein schnellstmöglich nach oben über deinen Kopf! c) Drücke dich mit dem Abdruckbein kräftiger vom Boden ab! d) Bringe die Hüfte schneller zur Reckstange! e) Schiebe die Knie schnell über die Reckstange! f) Schiebe die Beine über deinen Kopf nach hinten! g) Schau während der Bewegung auf deine Knie! h) Lege noch ein Brett ziemlich steil auf den Kasten, um die Gerätehilfe zu erhöhen und führe die Übung erneut aus! a) Führe die Bewegung mit mehr Schwung aus. Schwinge die Beine mit Erreichen des Hüft-Stangen-Kontaktes schnell abwärts! b) Strecke die Arme energisch und richte den Oberkörper zügig auf!

11 1 Oberarmstand Mittelteil am Barren Du übst das Heben in den Oberarmstand sowie den korrekten Armaufsatz Aufbau Aufgabe Hilfe Du benötigst zwei kleine Kästen und eine Matte. Stelle die Kästen mit einer etwa schulterbreiten Gasse nebeneinander vor der Matte auf. Drücke dich aus dem Grätschstand in den Oberarmstand über der Kastengasse. Der Helfer kniet hinter dem Turnenden und umfasst die Hüfte. Er zieht den Turnenden gegebenenfalls in die Senkrechte und sichert sein Gleichgewicht. Fehler und Korrekturen Fehler Der Turnende erreicht die Oberarmstandposition nur sehr mühsam oder gar nicht. Der Turnende hat Angst, in die Kastengasse zu rutschen. Korrekturhinweise a) Ziehe den Po schnell über die Schultern! b) Tauche mit dem Kopf dichter vor dem Körper zwischen die Kästen! c) Strecke die Hüfte! d) Spanne deinen Körper an (kneif die Pobacken zusammen)! e) Blicke zum Fußboden! a) Lege die Arme mit den Ellbogen nach außen und die Schultern kurz hinter den Händen auf die Kästen! b) Drücke die Ellenbogen der gebeugten Arme auf die Kästen! c) Spanne deinen Körper an!

12 2 Salto Abgang rückwärts vom Balken Aufbau Aufgabe Hilfe Du benötigst einen Balken, kleine Matten und einen Weichboden. Springe einen Salto rückwärts vom Balken. Zwei Helfer stehen am Balkenende und gehen mit der nahen Hand an den Oberschenkel nahe dem Gesäß, um im Absprung Rotationshilfe zu geben. Mit der fernen Hand greifen sie in den Hosenbund und ziehen den Turnenden im Absprung nach hinten oben. Die Landung wird mit einer Hand am Bauch, der anderen am Rücken gesichert. Fehler und Korrekturen Fehler Der Turnende kann nur mühsam den Salto beenden. Der Turnende hat zu viel Schwung nach hinten. Korrekturhinweise a) Springe kräftiger vom Balken ab! b) Springe aufrechter ab! c) Ziehe die Knie schneller zum Bauch! d) Umfasse die Unterschenkel mit den Händen! a) Springe aufrechter/höher ab! b) Öffne früher!