Sinn- und Werteorientierung in der ambulanten Rehabilitation Meilenstein der Suchtbehandlung
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- Sofie Bader
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1 25. Heidelberger Kongress des Fachverbandes Sucht e.v., Juni 2012 Meilensteine der Suchtbehandlung 25 Jahre Heidelberger Kongress Sinn- und Werteorientierung in der ambulanten Rehabilitation Meilenstein der Suchtbehandlung Referentin: Dr. C. Botschev, Ärztin für Psychiatrie, Psychotherapie Ärztliche Leiterin der KPB-Fachambulanz in Dachau und München Co-Autoren: B. Löhnert und T. Zech
2 Sinn- und Wertorientierung in der Rehabilitation Abhängigkeitskranker Der gemeinsame Leitfaden der DRV und der GKV zur Erstellung und Prüfung von Konzepten zur medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker vom sieht ausdrücklich die Klärung von Sinn und Wertfragen als Strategie zur Erreichung der Rehabilitationsziele vor.
3 Sinn- und Werteorientierung in Veröffentlichungen zur Suchttherapie 1985 Tagung der DHS (damals noch Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren ) unter dem Motto: Sinnfrage und Suchtprobleme 1992 Veröffentlichung von Paul Kern in der Zeitschrift Sucht unter dem Titel: Eine Sinn-Gruppe als Zusatzangebot bei der stationären Behandlung von Suchtkranken
4 Sinn- und Werteorientierung in Vorträgen der KPB 2002 Kursangebot auf den Tübinger Suchttherapietagen unter dem Titel: Praktische Anwendung eines logotherapeutischen Konzeptes in der ambulanten Suchtkrankentherapie 2010 Heidelberger Kongress des FVS Vortrag mit dem Titel: Integration existentieller und sinnorientierter Themen in ein ambulantes Rehabilitationskonzept
5 Sinn- und Werteorientierung im Konzept der KPB Seit 1990, d. h. seit Eröffnung der Klientenzentrierten Problemberatung (KPB), sind Sinn- und Wertefragen fester Bestandteil der Rehabilitation. Integriert in das tiefenpsychologisch orientierte Gesamtkonzept findet eine Auseinandersetzung mit wesentlichen Themen des Lebens statt. Neben dem Freiwerden von süchtigen Verhaltensweisen soll ein Freiwerden zum Erleben von Sinnhaftigkeit in der Neuorientierung bewirkt werden.
6 Grundannahmen Gemäß Viktor Frankl: Nur wenn die Sinnthematik deutlich gesehen wird, erfasst man den Menschen als Person, die erst im Verwirklichen von Werten zu sich selbst gelangt. Der Wille zum Sinn setzt Kräfte frei, die zur Überwindung seelischer Barrieren (hier: der Suchterkrankung) notwendig sind.
7 Prinzipien Allgemeine Therapieziele werden mit persönlichen Zielen und Werten verknüpft. Im sokratischen Dialog helfen die Therapeuten den Patienten beim Auffinden eigener Sinnmöglichkeiten.
8 Therapieablauf während der Rehabilitation
9 Themen der Sucht-und-Sinn-Gruppe Sinn, Glaube und Spiritualität Werte und Träume Gewissen, Schuld und Scham Schicksal und Freiheit Tod und Trauer Ärger, Aggression und Gewalt Genuss und Lust Erleben von Mutter/Muttersein und Vater/Vatersein Liebe und Partnerschaft Freunde gewinnen und Freundschaften pflegen
10 Arbeitsweise Diskussion im Plenum Arbeit in Kleingruppen Gegenseitige Interviews Erfahrungsorientierte Übungen Imaginationsübungen Einsatz von Geschichten, Gedichten und Filmen Einsatz von Arbeitsblättern und Übungen
11 Patientenbewertung des Gruppenangebots Es wurden Rückmeldebögen über die Rehabilitationszeit der Jahre 2007 bis 2011 herangezogen. In Dachau und München haben in dieser Zeit 699 Patienten an der Sucht-und-Sinn-Gruppe teilgenommen. 451 Patienten haben einen Rückmeldebogen abgegeben.
12 Gruppenbewertung (Skala 0-10; p<0,001)
13 Interpretation der Gruppenbewertung (1) Erwartungsgemäß erhielt die themenoffene Bezugsgruppe die besten Noten. Die Streuung der Noten war am geringsten ausgeprägt. Von den themenzentrierten Gruppen erhielt die Sinngruppe geringfügig schlechtere Noten als die Informationsgruppe. Bemerkenswert ist die ausgeprägte Streuung der Benotung der Sinngruppe sowie der geschlechtsspezifische Unterschied in der Bewertung.
14 Interpretation der Gruppenbewertung (2) Streuung der Werte, Ausschöpfung der vollständigen Skala sowie der markante Geschlechtsunterschied in der Beurteilung sprechen für die polarisierenden Eigenschaften der präsentierten Inhalte. Dies spiegelte sich wider in den zum Teil heftig mobilisierten Affekten. Durch die signifikant positive Bewertung der Teilnehmerinnen gehen wir davon aus, dass sie in geschlechtsspezifischen Aspekten wahrgenommen und gewürdigt wurden.
15 Patientenaussagen zur Sucht-und-Sinn-Gruppe formaler Art Deckt die wichtigsten Lebensbereiche ab Sehr wichtig, da viele Themen erst einmal aufgedeckt wurden Hier wurde die Vorarbeit für die Einzelgespräche gemacht. Ich habe dadurch gesehen, woran ich noch arbeiten muss. Entdeckungsreise zu den Wurzeln der Krankheit Berührte Punkte, die im Verborgenen lagen Viele, viele Denkanstöße
16 Negative Stimmen Ich hatte mit den Themen teilweise Probleme Hat sicher Sinn, für mich eher nicht so ergiebig Ich fand zu manchen Themen kein Bezug Etwas realitätsfremd Zu theoretisch und abstrakt Die meisten Themen waren sehr anstrengend Mochte ich einfach nicht Bis auf wenige Ausnahmen eher überflüssig Keines der Themen war für meine Ziele relevant
17 Positive Stimmen Die Gruppe hat mir geholfen, Einiges zu verarbeiten und den Sinn des Lebens wiederzufinden Tiefgreifende Themen, die mich sehr berührt und weitergebracht haben Aus der Gruppe habe ich viel für mich persönlich entnehmen können Anfangs skeptisch, später auf jede Sitzung freuend Wichtige Themen, die mich mein Leben lang begleiten Half mir sehr, auf den richtigen Weg zurückzufinden
18 Fazit Die Sucht-und-Sinngruppe ist von Anfang an gut integriert in die tiefenpsychologisch ausgerichtete Grundorientierung der ambulanten Rehabilitation von Suchtkranken in der KPB. Die Patienten entnehmen dieser Gruppe Themen für die Einzelgespräche und die Bezugsgruppe. Sie hilft den Patienten zu verstehen, dass sie mehr sind als die Summe ihrer Symptome, Störungen und Krankheiten im Sinne Viktor Frankls.
Integration existentieller und sinnorientierter Themen in ein ambulantes Rehabilitationskonzept
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