1 0. F A C H Ä R Z T E T A G - H E R Z L I C H W I L L K O M M E N
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1 1 0. F A C H Ä R Z T E T A G - H E R Z L I C H W I L L K O M M E N Prof. Dr. jur. Hans-Hermann Dirksen Professor für Medizin- und Gesundheitswirtschaftsrecht, Hochschule Fresenius LIEBENSTEIN LAW - Kanzlei für Wirtschafts- und Gesundheitsrecht Aystettstr. 3, Frankfurt am Main
2 GESUNDHEIT AUS DEM SMARTPHONE SCHAFFT DIE DOKTOR-APP DEN DOKTOR AB? Prof. Dr. Hans-Hermann Dirksen
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4 Digitale Technologien, Mobile Health und Gesundheits-Apps verändern unser Leben und damit Medizin und Gesundheitswirtschaft. Werden diese Veränderungen unserer Gesundheit und der medizinische Versorgung nützlich sein? Big Data-gestützte Diagnoseverfahren, Decision Support Systeme. Computer werden mit medizinischen Datenbanken verbunden und werten Daten in Sekundenschnelle aus. Ärzte können Krankheitsbilder schneller und präziser erkennen und unter Berücksichtigung neuester Erkenntnisse und Technologien Therapien vorschlagen. BIG DATA INDIVIDUALISIERTE MEDIZIN Therapien können mithilfe von Big-Data-Technologien auf den Patienten maßgeschneidert werden. Faktoren wie Erbgut, Lebensstil, Geschlecht, Alter können berücksichtigt werden. Dadurch lassen sich Nebenwirkungen reduzieren, die Effektivität der Therapie steigern und Heilungschancen verbessern. 4
5 Röntgenaufnahmen können mit Fernübertragung ausgewertet werden, bei Operationen können in komplizierten Fällen Spezialisten aus dem Ausland hinzugezogen werden. Schnell durchsetzen wird sich auch die telemedizinische Routineüberwachung des Gesundheitszustands eines Menschen, also die Kontrolle seiner Vitalparameter. Herz- oder Diabetespatienten können ihre Werte wie EKG, Blutdruck, Gewicht oder Blutzucker von Zuhause oder wo sie sich aufhalten elektronisch an den Arzt übermitteln. Praxisbesuche können reduziert, Krankenhausaufenthalte verkürzt werden. TELEMEDIZIN ONLINE-SPRECHSTUNDE Bei Fachärzten sind Online-Sprechstunden die Chance auf einen kurzfristigen Termin. Sie ersetzen nicht den Arztbesuch, sondern ergänzen ihn. V orteilhaft für chronisch kranke oder ältere Menschen sowie für Patienten in dünn besiedelten Regionen. 5
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7 Patienten können sich via Internet schnell und umfassend über Behandlungsverfahren informieren sogar im Krankenbett. Ein Klick und die Aussage des Arztes kann verioder falsifiziert bzw. Alternativen entdeckt werden. Entsprechend steigt die Nachfrage nach Partizipation und interaktivem Austausch. Krankheit googeln ist schon längst Volkssport. Eine Herausforderung für Mediziner, der er sich stellen muss, will er seine Patienten nicht verlieren. Immerhin informieren sich so auch Patienten über Leiden wie Hämorrhoiden, Depression und Magersucht Probleme über die sie selten sprechen würden. INFORMATIONEN SILVER SURFER Für das Wachstum der Internetnutzung ist ausschließlich die Generation der Silver Surfer (ab 50 Jahren) verantwortlich. Den größten Sprung vom Offliner zum Onliner machen 2013 die Über-70-Jährigen: von 20,1 Prozent (2012) auf 30,4 Prozent (2013). 7
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9 Mobile-Health-Angebote haben neues Potenzial, Bürger und Patienten in ihrer Rolle zu stärken und die Vision des Patient Empowerment Wirklichkeit werden zu lassen. Dadurch wiederum kann die Qualität der Versorgung steigen. Impulsgeber sind derzeit die Bürger. Sie werden aktiver und souveräner in ihrem Gesundheitshandeln, der kompetente,»informierte«patient ist zum Leitbild in der Gesellschaft geworden. Hinzu tritt der Wunsch, sich selbst zu vermessen und mehr über den eigenen Körper zu erfahren. PATIENT EMPOWERMENT SMARTPHONES Besonders getrieben wird der Wandel durch die Verbreitung von Smartphones: Stets in Körpernähe getragen, können sie das Gesundheitshandeln von Bürgern praktisch ortsungebunden unterstützen. 9
10 Es existieren mehr als mobile Gesundheitsanwendungen, dazu unzählige Webseiten und Portale, neuerdings Wearables und das Internet of Things der Trend zu Mobile Health im Gesundheitswesen ist unübersehbar. Gegenwärtig gibt es erste Versuche, das digitale Angebot zu strukturieren. 01 FITNESS-APPS richten sich an Nutzer, die mit der App einen gesunden Lebensstil oder das bessere Verständnis ihres Körpers unterstützen wollen. 02 MEDIZIN-APPS sind für Patienten bestimmt, die nach einer Unterstützung suchen, um ihren Alltag besser bewältigen zu können oder medizinischen Entscheidungshilfen benötigen. 03 MEDIZINPRODUKTE wenn der Anbieter sie mit einer primären medizinischen Zweckbestimmung anbieten will. 29% der Deutschen haben Gesundheits-Apps auf ihrem Smartphone installiert (Quelle: Bertelsmann-Stiftung) 10
11 Hinsichtlich der Anwendergruppen lassen sich aus dem Behandlungspfad drei verschiedene Kategorien ableiten: 01 BÜRGER-BEREICH Die Mehrheit der mobilen Gesundheits-Apps richtet sich an Gesunde. Suche nach»orientierung & Information«und»Kontrolle & Monitoring«02 PATIENTEN-BEREICH Bei den chronisch und akut Kranken steht dagegen nach»orientierung & Information«die»Expertensuche«an zweiter Stelle. 03 ADMINISTRATION Elektronische Patientenakten auf mobilen Geräten genutzt oder Lösungen für Patienten zur Verfügung gestellt werden In der Nutzbarmachung der Technologien, die für Gesunde bereits angeboten werden, liegt das größte ungenutzte Potenzial für weiteren Zielgruppen von Mobile Health. 11
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13 Ärzte, Krankenkassen und andere Systemakteure stehen dieser Entwicklung orientierungssuchend bis skeptisch gegenüber. Es gibt kaum Austausch zwischen beiden»welten«und kaum Transfer von entsprechenden Innovationen in die Versorgung. Der erste Gesundheitsmarkt reagiert verhalten auf den Trend. Seit Jahren werden IT- Themen wie die Vernetzung der Leistungserbringer oder die elektronische Gesundheitskarte bearbeitet. Die Gesundheits-IT ist mehr von Verwaltungssystemen geprägt als von wirksamen Expertensystemen. DIE GESUNDHEITS-APP ÜBERHOLT DIE ELEKTONISCHE GESUNDHEITSKARTE Die dynamische Entwicklung findet vor allem auf dem zweiten Gesundheitsmarkt statt, also außerhalb des von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen finanzierten Bereichs des deutschen Gesundheitssystems. 13
14 Was sind die wichtigsten Zielgruppen deutschsprachiger Digital Health Startups? Die überwiegende Zahl der Angebote richtet sich ausschließlich oder zumindest auch an den Patienten. Stichworte: self-tracking, quantified self Lediglich eine überschaubare Menge von Angeboten richtet sich direkt an die Leistungserbringer. Stichwort: kaum klassische Telemedizin 14
15 Selbstverständlich haben wir ein gewaltiges Datenschutzproblem. Das Datenschutzrecht ermöglicht es aber jedem, in die Nutzung seiner Daten einzuwilligen oder dieses abzulehnen, das tun wir tagtäglich bei Facebook & Co. Offensichtlich ist vielen Bürgern der Datenschutz bei Gesundheits-Apps nicht so wichtig, wie wir allgemein annehmen. Auch Haftungsfragen dürfen nicht unberücksichtigt bleiben. Wer haftet, wenn eine App fehlerhafte Meldungen generiert oder das Internet ausfällt? Wer haftet, wenn eine telemedizinische Diagnose falsch ist und wie kann der Arzt sich davor rechtlich schützen? Hierfür brauchen wir Leitlinien und Qualitätsstandards. DATENSCHUTZRECHT HAFTUNGSFRAGEN Das Fernbehandlungsverbot wird schon bald auf der Kippe stehen. Desgleichen das Verbot, für eine Fernbehandlung Werbung zu machen. Ärzte müssen mit den rechtlichen Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben. 15
16 Ist also der Siegeszug der Doktor-App und die Sorge vor einer entmenschlichten Medizin begründet, in der Reden und Zuhören nur noch eine Nebenrolle spielt, weil am Ende der Computer aus dem Smartphone die Diagnose stellt? 16
17 Wenn der Patient eigenen Daten generiert, wenn er über seine eigenen Informationen bestimmt, dann kommt der Begriff Machtverschiebung ins Spiel. Selbstverständnis und Autonomie des Patienten wird sich auf ein völlig anderes Niveau heben und das Arzt- Patienten-Verhältnis stark verändern. Das Allwissen des Arztes bröckelt. Kommt der Patient auf Augenhöhe mit dem Arzt? Begreifen Ärzte die Chance, den Patient ins Boot zu holen und gemeinsam mit ihm bewusst gegen seine Krankheit anzugehen? So kann Big Data und die Digitalisierung helfen, das Patientenverhältnis enger werden zu lassen. SELBSTBESTIMMUNGSRECHT PATIENTENAUTONOMIE Die Zukunft der Medizin liegt in der Digitalisierung, in der Anwendung neuer mobiler Informationstechniken und in der Telemedizin. Wer den Prozess steuert, beherrscht die Zukunft. Mobile Health ist ein Mittel zum Zweck, damit der Arzt noch effektiver zum Wohl des Menschen tätig sein und zugleich wirtschaftlicher arbeiten kann. 17
18 Der Computer ist nicht der bessere Arzt, aber ein hervorragendes Hilfsmittel für genauere Diagnosen. Dabei geht es nicht nur um Krankheitsfrüherkennung, Kosteneinsparung und Qualitätsverbesserung, sondern auch um Konzepte, um der mangelnden Mobilität in unserer alternden Gesellschaft entgegenzuwirken oder Ressourcen besser einzusetzen. Ängste der Ärzte, im Zuge dieser Entwicklung überflüssig zu werden, sind unnötig, wenn sie ihre veränderte Rolle als Chance akzeptieren. Der Patient möchte nach wie vor einen Kommunikationspartner haben, der ihn mit Erfahrung bei der Entscheidungsfindung unterstützt. NUR DER DOKTOR, DER DIE APP ABLEHNT, WIRD FRÜHER ODER SPÄTER ABGESCHAFFT Der Internet-Doktor und Gesundheits-Apps werden nicht das Ende des Arztberufes sein, sondern eine neue Herausforderung, qualitativ höherwertige Behandlungen anzubieten und dadurch das Leben lebenswerter zu machen und sogar Menschenleben zu retten. 18
19 Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Hans-Hermann Dirksen Rechtsanwalt Hochschullehrer lee miller/unsplash.com LIEBENSTEIN LAW Kanzlei für Wirtschafts- und Gesundheitsrecht Aystettstr. 3 - Holzhausenviertel Frankfurt/M. mail@liebenstein-law.de
3. M o b i l e H e a l t h F o r u m
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