Umgedacht! Tag der Wohnungsnot
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- Inge Albert
- vor 6 Jahren
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1 Pressekonferenz Thema: Umgedacht! Tag der Wohnungsnot Tag der Wohnungsnot ( UmgeDACHt ) Wohnungslosenerhebung 2012 Regierungsprogramm Wohnen TeilnehmerInnen: Robert Buggler Salzburger Armutskonferenz Petra Geschwendtner Soziale Arbeit GmbH, Allgemeine Integrative Sozialberatung Hannes Rothbucher Caritasverband Salzburg, Bahnhofsozialdienst, Wohnintegration
2 Das Forum Wohnungslosenhilfe, die Salzburger Armutskonferenz, der Runde Tisch Menschenrechte und die ÖH Salzburg veranstalten aus aktuellem Anlass erstmals einen Tag der Wohnungsnot. Ein konstant hohes Mietniveau und eine ebenso konstant hohe Anzahl von Personen, die wohnungs- und obdachlos sind, sind Grund genug, die real existierende Wohnungsnot in Stadt und Land Salzburg wieder einmal auf die politische Tagesordnung zu setzen. An diesem heutigen Tag der Wohnungsnot finden drei Aktionsteile statt: 1. Eine Pressekonferenz (10.00 Uhr) 2. Aktionen im öffentlichen Raum ( ) 3. Ein Runder Tisch mit VertreterInnen aus Politik, Verwaltung und Interessensvertretungen ( ) 2
3 Die Wohnungslosenerhebung Ein nachhaltiges Projekt des Forums Wohnungslosenhilfe stellt die jährlich durchgeführte Wohnungslosenerhebung dar, die dazu dient, einen aktuellen Überblick über die Trends und Entwicklungen der Wohnungslosigkeit in der Stadt Salzburg zu bieten. Das betrifft sowohl die Anzahl der von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen als auch die Verteilung dieser Personen auf die unterschiedlichsten Formen der Wohn(not)versorgung. Erfasst werden Menschen, die akut wohnungslos und obdachlos sind, sowie jene, die von bevorstehender Wohnungslosigkeit bedroht sind. Dazu zählen: Obdachlose Wohnnotversorgte in Klöstern, Asylen, Herbergen, Pensionszimmern und Notschlafstellen Menschen ohne eigenen Wohnraum, die bei Bekannten und Freunden untergekommen sind Menschen in betreuten Unterkünften Menschen ohne Wohnung, die zum Zeitpunkt der Erhebung in Krankenhäusern, Kur und Therapieanstalten aufgenommen sind Wohnungslose Menschen in Gefangenenhäusern Menschen in unzumutbaren Wohnverhältnissen (baulich, hygienisch, starke soziale Spannungen) Menschen, die in sehr beengten Wohnmietverhältnissen leben müssen (Überbelag) Methode der Erhebung: Es werden insgesamt 90 Institutionen befragt, an die sich Menschen mit Wohnproblemen wenden. Der Erhebungszeitraum ist jährlich der Monat Oktober, es handelt sich also um eine Stichprobenerhebung. 3
4 Erfasst werden die soziodemografischen Merkmale wie Geschlecht, Geburtsdatum, Familienstand, Anfangsbuchstabe des Familiennamens (zur Bereinigung von Doppelnennungen) und Wohnungslosenkategorie. Doppelnennungen werden gefiltert. Seit 1994 wurden laufend Anpassungen in der Erhebung vorgenommen (Schwerpunkt Frauen und Jugendliche), zuletzt z. B. wurde auch versucht Personen zu erfassen, die starken sozialen Spannungen in Trennungs- und Gewaltsituationen ausgesetzt sind, sowie begleitete Minderjährige. Der Salzburger Wohnungslosenerhebung kommt in dieser Form in Österreich einer Vorreiterrolle gleich, in Graz und Innsbruck wurde das Konzept bereits übernommen und umgesetzt. 4
5 Mag. DSA Hannes Rothbucher Caritasverband Salzburg Bahnhofsozialdienst, Wohnintegration Gesamtübersicht 945 Personen wurden im Oktober 2012 von sozialen Einrichtungen in der Stadt Salzburg als wohnungslos registriert. Davon 593 wohnungslose ÖsterreicherInnen 122 wohnungslose Drittstaatsangehörige 70 Personen mit Konventionsstatus 87 wohnungslose EU-BürgerInnen 43 wohnungslose AsylwerberInnen 30 wohnungslose unbegleitete Jugendliche 145 begleitete minderjährige Kinder und Jugendliche Tabelle 1: Veränderungen von 2011 auf 2012: Kategorie absolut relativ Erwachsene ÖsterreicherInnen % Erwachsene Drittstaatsangehörige* % Erwachsene EU-BürgerInnen % Erwachsene AsylwerberInnen % Gesamt Erwachsene % Jugendliche % Gesamt Erwachsene u. Jug % begleitete Minderjährige % Gesamt Erw., Jug. begl. u. unbegl % * umfasst Drittstaatsangehörige sowie Konventionsflüchtlinge 5
6 Wohnungslosenerhebung 2012 zentrale Ergebnisse Die Gesamtzahl der in Obdach- oder Wohnungslosigkeit lebenden Personen ist im Vergleich zum Vorjahr beinahe unverändert. Innerhalb der einzelnen Kategorien lässt sich weiterhin ein Trend der Internationalisierung erkennen. Vor allem bei Personen aus dem EU-Raum lässt sich ein Anstieg auch in den Auswertungen für 2012 feststellen. Und zwar von 58 auf 87 Personen. Dies ist ein Anstieg um 29 Personen oder + 50 %. Tabelle 2 und 3: Vergleich Entwicklung Erwachsene : EU Drittstaatsangehörige Asylwerber ÖsterreicherInnen Bürger % 505% 179% 127% 6
7 EU Bürger Drittstaatsangehörige Asylwerber ÖsterreicherInnen Weiters ist auch ein Anstieg bei jenen Personen identifizierbar, welche bei Bekannten untergeschlupft sind (von 326 im Jahr 2011 auf 348 im Jahr 2012 Erwachsene insgesamt, dies entpricht einem Anstieg von + 22 Personen oder + 7 %. Ein Anstieg wurde auch bei obdachlosen Personen verzeichnet, und zwar von 54 auf 64 Personen (+ 10 Personen oder + 19 %). Rückgänge bei der Anzahl Wohnungsloser wurden vorrangig verzeichnet bei: a. Jugendlichen: von 34 (2011) auf 30 (2012) (- 4 Personen oder 12 %) und bei b. Drittstaatsangehöringen: von 206 (2011) auf 192 (2012). Dies entspricht einem Rückgang von 14 Personen oder 7 %. 7
8 Mag. a (FH) Petra Geschwendtner Soziale Arbeit GmbH Allgemeine Integrative Sozialberatung Jährlich stelle ich Überlegungen an, wie sich die Situation in der Praxis im Hinblick auf Wohnungslosigkeit wohl schildern lässt und jährlich muss ich immer wieder feststellen, dass sich diese leider nicht verbessert, sondern vielmehr zugespitzt hat. Der Druck und die Verzweiflung von Wohnungssuchenden steigt, ebenso aber jener der sozialen Einrichtungen, die dem integrativen Auftrag aufgrund des fehlenden Wohnungsangebotes nicht mehr gerecht werden können. So vielfältig die Gründe für einen Wohnungsverlust auch sind (Ablauf von Mietverträgen, Delogierungen, Scheidungen/Trennungen, Missbrauch, Einkommensarmut, physische oder psychische Beeinträchtigungen etc.), allen ist eines gemeinsam mit dem Verlust des Existenziellsten aller Grundbedürfnisse beginnen die Schwierigkeiten, eine Unterkunft zu finden. Der freie Wohnungsmarkt präsentiert sich in einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage, der die Begrifflichkeit von leistbarem Wohnraum in immer weitere Ferne rücken lässt. Die unter Umständen erforderliche Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen aus der Bedarfsorientierten Mindestsicherung geht ins Leere, da sich der höchstzulässige Wohnaufwand (per Verordnung festgelegt) weitab von den realen Mietpreisen befindet. Vergleich private Mietpreise pro m2- Unterstützung SH / BMS alleinst. Person in der Stadt Salzburg 14,00 13,00 13,49 12,00 11,48 11,00 11,19 10,00 9,00 8,00 10,17 9,67 9,16 9,50 Max. BMS-Leistung pro Person / Stadt Salzburg private Mietpreise lt. AK Quelle: AK Salzburg (Mietpreisentwicklung), RIS (HWA für Einzelperson in der Stadt Salzburg) Zusammenstellung / Grafik: Salzburger Armutskonferenz. Anmerkung: Mit der Einführung der Mindestsicherung sind die m2-preise weggefallen, um eine Vergleichbarkeit herzustellen, werden diese weiterhin (auf Basis der nicht mehr gültigen 40m2-Regelung) verwendet. 8
9 Die Situation am städtischen Wohnungsamt mit einer beinahe gleichbleibenden Anzahl von AntragstellerInnnen (rund 4.000) hat sich in den letzten Jahren ebenfalls nicht verändert, auch bei den Gemeinnützigen Wohnbauträgern betragen die Wartezeiten mittlerweile Jahre. Notschlafstellen sind überfüllt, Pensionszimmer sind ausgelastet. Bei den betreuten Angeboten fehlt es an Kapazitäten, nach ausgelaufener Betreuung mangelt es oftmals an Nachfolgewohnraum. Für wohnungslose Frauen gibt es nach wie vor kein geschlechtsspezifisches Hilfsangebot. Für Frauen mit Kindern wurden zwar die Übergangswohnungen geschaffen, in der Praxis sind uns aufgrund der Zugangsbeschränkungen (3 Jahre Meldeadresse in der Stadt) keine Vermittlungen gelungen. Wohnungslose Familien mit Kindern finden überhaupt kein Hilfsangebot vor. Es spießt sich an allen Ecken und Enden! Wir können durch das Ausstellen von Melde- und Postadressen zwar Zugänge zu finanziellen Grundlagen (z.b. Leistungen vom AMS) schaffen, unsere Beratungsleistungen sowie Unterstützungen im Hinblick auf Wohnungssuche gehen allerdings zu oft ins Leere. Wohnungslose Menschen werden verwaltet! Wohnungslosigkeit als extremster Ausdruck von Armut und als Existenz bedrohende Lebenslage reduziert die Gestaltungs- und Möglichkeitsspielräume, bedeutet den Verlust von gesellschaftlicher Integration, verursacht Stress und beeinträchtigt die Gesundheit. Durch eine lange Verweildauer in der Wohnungslosigkeit kommt es zu einer Kumulation von Problemlagen und letztendlich zu einer Verfestigung selbiger. Wohnungsnot ist kein Randgruppenproblem mehr! 9
10 Fallbeispiel: Rund 50jähriger Familienvater, langjähriger Mitarbeiter eines Unternehmens, Alkoholerkrankung. Aufgrund eines Betretungsverbotes mit nachfolgender einstweiliger Verfügung beginnt die Inanspruchnahme von Notschlafstellen, gestaltet sich jedoch aufgrund der Schichtarbeit äußerst schwierig. Ein soziales Netzwerk, welches das gelegentliche Unterkommen oftmals in solch Situationen gewährleisten kann, ist nicht vorhanden. Verzweiflung und Druck des Klienten erhöhen sich zunehmends. Die Pensionszimmer sind alle belegt, eine leistbare Wohnung lässt sich in der Kürze nicht finden bzw. wird auch nicht als sinnvoll erachtet, da mit der Rückkehr in die eheliche Gemeinschaft gerechnet wird. Kontaktaufnahme mit dem psychosozialen Dienst, Entzug und Therapie werden daraufhin vereinbart. Während des Therapieaufenthaltes kristallisiert sich immer mehr heraus, dass an der Ehe nicht mehr festgehalten werden kann, so beginnt neben der persönlichen psychischen Krise der Spießrutenlauf die Suche nach leistbaren Wohnmöglichkeiten, leider vergeblich. Weder der kommunale Wohnungsmarkt ist in der Lage, auf die prekäre Wohnnotsituation reagieren zu können, und am privaten Wohnungsmarkt sind Wohnungen trotz Erwerbstätigkeit nicht finanzierbar, zumal in diesem Fall noch Unterhaltsleistungen das Einkommen schmälern. Mit einem Rückfallrisiko bei Suchterkrankungen ist im Allgemeinen häufig zu rechnen, wie es jedoch im Speziellen bei Nichtvorhandensein von Wohnraum, von eigenen 4 Wänden, einfach nur einem Dach über dem Kopf aussieht, kann sich jeder von uns ausrechnen. Die zuvor hohe Motivation des Patienten, gesund zu werden, sowie die dafür erforderlichen Ausgaben im Gesundheitsbereich werden von der Realität schnell überrollt und zunichte gemacht, führen letztendlich ins Leere, da ihn die dynamische Spirale der Ausweglosigkeit unaufhörlich mit sich reißt. Das ist nur ein Fall, der stellvertretend für zahlreiche andere steht und Ausdruck ist für den zunehmenden Druck und die Verzweiflung sowohl der von Wohnungslosigkeit betroffenen KlientInnen als auch der kontaktierten sozialen Einrichtungen und Gesundheitseinrichtungen, die keinen Ausweg im Hinblick auf Wohnen aufzeigen können. Resultat: Verfestigung von Problemlagen und Wohnungslosigkeit! 10
11 Das Forum Wohnungslosenhilfe Das Forum Wohnungslosenhilfe ist ein Netzwerk von Trägern der Wohnungslosenhilfe sowie von Einrichtungen der psychosozialen Versorgung im Bundesland Salzburg. Netzwerk- bzw. KooperationspartnerInnen: Caritas Salzburg Soziale Arbeit GmbH Verein Frauentreffpunkt Laube NEUSTART Salzburg Pro Mente Salzburg VertretungsNetz Sachwalterschaft Salzburger Armutskonferenz BAWO (Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe) Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg helix - Forschung & Entwicklung Das Forum Wohnungslosenhilfe ist vertreten in der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ( 11
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