Hugl Qualitative Inhaltsanalyse und Mind-Mapping
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- Karlheinz Diefenbach
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1 Hugl Qualitative Inhaltsanalyse und Mind-Mapping
2 nbf neue betriebswirtschaftliche forschung (Folgende Bände sind zuletzt erschienen:) Band 34 Dr. Axel v. Werder Organisationsstruktur und Rechtsnorm Band 35 Dr. Thomas Fischer Entscheidungskriterien für Gläubiger Band 36 Prof. Dr. Günter Müller-Stewens Strategische Suchfeldanalyse Band 37 Prof. Dr. Reinhard H. Schmidt Modelle in der Betriebswirtschaftslehre Band 38 Prof. Dr. Bernd Jahnke Betriebliches Recycling Band 39 Dr. Angela Müller Produktionsplanung und Pufferbildung bei Werkstattfertigung Band 40 Dr. Rudolf Münzinger Bilanzrechtsprechung der Zivil und Strafgerichte Band 41 Dr. Annette Hackmann Unternehmensbewertung und Rechtsprechung Band 42 Universitätsdozent Dr. Kurt Vikas Controlling im Dienstleistungsbereich mit Grenzplankostenrechnung Band 43 Dr. Bernd Venohr "Marktgesetze- und strategische Unternehmensführung Band 44 Dr. Hans-Dieter Krönung Kostenrechnung und Unsicherheit Band 45 Dr. Theodor Weirner Das Substitutionsgesetr der Organisation Band 46 Prof. Dr. Hans-joacl1im Böcking Bilanzrechfstheorie und Verzinslichkeit Band 47 Dr. Ulrich Frank Expertensysteme: Neue Automatisierungspotentiale im Büro und Verwaltungsbereich? Band 48 Dr. Bernhard Heni Konkursabwicklungsprüfung Band 49 Dr. Rudolf Schmitz Kapitaleigentum, Unternehmensführung und interne Organisation Band 50 Dr. Ralf Michael Ebeling Beteiligungsfinanzierung personenbezogener Unternehmungen. Aktien und GenuBscheine Band 51 Prof. Dr. Diana de Pay Die Organisation von Innovationen. Ein transaktionskostentheoretischer Ansatz Band 52 Dr. Michael Wehrheim Die Betriebsaufspaltung in der Finanzrechtsprechung Band 53 Privatdozent Dr. Jürgen Freimann Instrumente sozial ökologischer Folgenabschätzung im Betrieb Band 54 Privatdozent Dr. Thomas Dyllick Management der Umweltbeziehungen Band 55 Dr. Michael Holtmann Personelle Verflechtungen auf Konzernführungsebene Band 56 Dr. Jobst-Walter Dietz Gründung innovativer Unternehmen Band 57 Dr. Jürgen Müller Das Stetigkeitsprinzip im neuen Bilanzrecht Band 58 Dr. Johannes Reich Finanzierung der nuklearen Entsorgung Band 59 Dr. Bernhard Schwetzler Mitarbeiterbeteiligung und Unternehmensfinanzierung (Fortsetzung am Ende des Buches) Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
3 Ulrike Hugl Qualitative Inhaltsanalyse und Mind-Mapping Ein neuer Ansatz für Datenauswertung und Organisationsdiagnose SPRINGER FACHMEDIEN WIESBADEN GMBH
4 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Hugl, Ulrike: Qualitative Inhaltsanalyse und Mind-Mapping : ein neuer Ansatz for Datenauswertung und Organisationsdiagnose I Ulrike Hugl. (Neue betriebswirtschaftliche Forschung; Bd. 151) Zugl.: Innsbruck, Univ., Diss., 1994 ISBN ISBN (ebook) DOI / NE:GT Springer Fachmedien Wiesbaden 1995 Ursprünglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1995 Lektorat: Claudia Splittgerber Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere for Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorlrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. ISBN
5 Das gläserne Tor Zwischen Raumwelt und Traumwelt, an der Grenze des Wachseins, ist das gläserne Tor, und zwei Engel mit Schwertern und zwei Engel mit Lichtern stehen gewaltig davor. Denn sie wehren und wachen, weil das Diesseits zum Jenseits einst den Schlüssel verlor... Die den Zugang erkunden und die Schwelle erkämpfen, die verwandelt das Licht, daß ihr Schlaf wird zum Wachen und ihr Traum wird zum Wirken und zur Gnade die Pflicht. Wie der Welt sie dienen, sind sie Priester im Jenseits auf dem Berg ihrer Sicht. Ephides
6 VII Geleitwort Mit der zunehmenden Öffnung der Betriebswirtschaftslehre in Richtung verhaltenswissenschaftlich orientierte, qualitative Fragestellungen, gewinnen empirische Forschungsmethoden wie die qualitative Inhaltsanalyse und Mind-Mapping zunehmend an Bedeutung. In den letzten Jahren gab es zwar immer wieder "Belebungsversuche" der qualitativen Inhaltsanalyse, allerdings bewegten sich diese Beiträge meist in spezifischen Forschungssegmenten der Psychologie, der Pädagogik und der Soziologie... Diese Entwicklung ist von Forschungen der Betriebswirtschaftslehre, trotz immer regeren Zuspruchs zu qualitativen Auswertungsfragen, weitgehend ausgeklammert geblieben. Es besteht ein Manko hinsichtlich einer umfassenden, systematischen "Anleitung" zur Auswertung komplexen sprachlichen Datenmaterials, aus der man einigermaßen klare Auswertungs- bzw. Interpretationsregeln ableiten könnte. Hier setzt Frau Hugl in ihrer Dissertation an: Sie verbindet theoretisch erarbeitete und reflektierte inhaltsanalytische Techniken mit Mind-Mapping, einer qualitativen Form der Zusammenfassung und Strukturierung von Daten in visualisierter Form, und stellt diesen absolut neuen Zugang zu qualitativer Datenauswertung auf die empirische "Qualitätsprobe". - Dabei kann die Darlegung des Mind-Mapping als "menschennähere" Form der Aufnahme, Wiedergabe und Analyse von sozialen (organisationalen) Phänomenen interpretiert werden und erscheint aufgrund der Defizite traditionell-linearer Aufzeichnungen als ein wichtiger Beitrag zur qualitativen Dimension der Organisationsanalyse. An Struktur und Prozeß der Arbeit fallt auf, daß sie"lebt", d.h. die Verfasserin bietet ein Spiegelbild der Methode ihres eigenen Forschens und theoretischen und praxisbezogenen Denkens und Arbeitens - die Arbeit zeugt insofern von einer hohen Authentizität. Das spiegelt sich auch in der nicht-linearen (und daher wohl nicht-konventionellen) Form der gesamten Arbeit und insbesondere auch in der hohen Symbolkraft (und die Phantasie des Lesers anregenden Wirkung) der Aphorismen und Bilder, die einzelne Kernaussagen in den theoretischen Teilen repräsentieren, wider. Es besteht ein hohes Maß an Konsistenz sowohl zwischen den theoretischen Teilen, als auch zwischen Theorie und Fallstudie. Möge dieser Arbeit eine intensive Resonanz von Wissenschaftlern und Praktikern beschieden sein! o. Univ.-Prof. Dr. Franz Strehl, MBA
7 IX Über diese Arbeit... "In... Papieren liegt die große Klugheit des Papalagi.1 Er muß jeden Morgen und Abend seinen Kopf zwischen sie halten, um ihn neu zu füllen und ihn satt zu machen, damit er besser denkt und viel in sich hat... Es ist das erste wonach der Papalagi greift, nachdem er den Schlaf von sich stieß. Er liest. Er bohrt seine Augen in das, was die vielen Papiere erzählen... die vielen Papiere bewirken eine Art Rausch oder Taumel... Der Papalagi überfüllt seinen Kopf mit solcher Papiernahrung. Sie liegt in jeder Hütte, man häuft ganze Truhen voll und jung und alt nagen dran, wie die Ratten am Zuckerrohr... "2 Kürzlich stieß ich auf diese Rede des Südseehäuptlings Tiuavii, der eine zeitlang in Europa gelebt hatte und nach seiner Rückkehr seinen Stammesmitgliedern von uns - 'der anderen Welt' - erzählte. Auch diese Arbeit baut auf 'Papiernahrung' - hat Papiere als Ausgangspunkt, behandelt deren Entstehung und Aufbereitung und fokussiert, darauf basierend, auf ihre Auswertung... Die Inhaltsanalyse als Analysemethode qualitativer 'Papiernahrung' scheint auf den ersten Blick im Kanon anderer Methoden empirischer Sozialforschung ein gewisses 'Mauerblümchendasein' einzunehmen. Jedenfalls liegt für sie - im Gegensatz zu anderen sozialwissenschaftlichen Forschungsmethoden - keine umfassende, systematische 'Anleitung' zur Auswertung komplexeren sprachlichen Materials vor, aus der man einigermaßen klare Auswertungs- bzw. Interpretationsregeln ableiten könnte. Dafür findet man - allerdings erst auf den zweiten Blick - gerade in den letzten Jahren, zahlreiche Einzelbeiträge, in denen die Inhaltsanalyse wiederbelebt wird. Diese Entwicklung ist (mit wenigen Ausnahmen, z.b. der computerunterstützten Inhaltsanalyse im Bereich der Kaufentscheidungsanalyse im Marketing) von Forschungen der Betriebswirtschaftslehre weitgehend ausgeklammert geblieben. Meilensteine, Entwicklungen und Trends der (qualitativen) Inhaltsanalyse werden in erster Linie von Pädagogen (in der Handlungsforschung), Soziologen (in der Ethnomethodologie) und Psychologen gesetzt. - Gleichzeitig finden jedoch im Bereich der Betriebwirtschaftlehre qualitative Forschungszugänge regen Zuspruch. Für die Auswertung dort gewonnener qualitativer Daten scheint es angebracht, auch über disziplinäre Grenzen hinweg in jene spezifischen 2 Papalagi (sprich: Papalangi) heißt Europäer. UPN Volksverlag, 1973, S. 54
8 x Forschungsgebiete zu blicken, die sich eingehender mit dem Thema beschäftigen. Gerade die in diesen Gebieten partiell auftauchenden 'anderen' und manchmal- vom Blickwinkel der Betriebswirtschaftslehre ausgehend - 'fremden' Zugänge, öffnen neue Wege und können vielleicht Beitrag für eine Fülle neuer assoziativer Forschungs-Netzwerke schaffen... (Ich denke in diesem Zusammenhang gerade an einen Beitrag von Mayrhofer, der das in der Sterbeforschung von Kübler-Ross erarbeitete Verlustmodell auf den Bereich des Outplacement übertrug) - Zugegeben - ein ungewöhnlicher Zugang, den Verlust des Lebens mit dem Verlust der Arbeitsstelle zu verbinden - und trotzdem: Hier wird ein Modell interdisziplinär weitergesponnen, adaptiert, von anderen Forschern aufgegriffen, diskutiert, geprüft...) Im Hintergrund jedes inhaltsanalytischen Arbeitens stellt sich die Frage nach eher (oder ausschließlich?) qualitativ oder quantitativ orientiertem Forschungsparadigma. Für deren Unterschied könnte als wesentlich gelten, daß bei der quantitativen Forschung davon ausgegangen wird, daß die zu untersuchende Sphäre sozialen Lebens bereits hinreichend bekannt und damit eine besondere Offenheit und Flexibilität nicht mehr erforderlich sei. Dieses und zahlreiche andere Argumente führen großteils zu einem Ausspielen methodologischer Positionen. Es kann jedoch weder ein Streit 'qualitativ versus quantitativ' - oberflächlich polemisch betrachtet: 'Geschichten versus Zahlen' - noch können Konvergenzbestrebungen, nach denen unvereinbare Ansätze, wenn schon nicht als austauschbar, so doch als komplementär betrachtet, zur Überwindung der Gegensätze qualitativ und quantitativ beitragen. Erhebt man die Wahl der Methode nicht zur Glaubensfrage, ist eine Versöhnung der beiden methodologischen Paradigmen auch nicht nötig, denn beide haben ihre Berechtigung und ihre Vorteile, die je nach spezifischer Lage des zu untersuchenden Phänomens, den einen oder anderen Forschungsansatz zum (inhaitsanalytischen) Zug kommen läßt. Was war der Anlaß für diese Arbeit? Literarische Beiträge zum Thema Inhaltsanalyse bewegen sich in den meisten Fällen in ganz spezifischen Forschungssegmenten und ihr Nachvollziehen in der praktischen Umsetzung scheitert im Regelfall an der holprigen Darstellung vollzogener Forschungsschritte und -hintergründe. - Als eine Ausnahme kann Mayring gelten: In seinem inhaltsanalytischen Ansatz versucht er ein Mehr an intersubjektiver Verständlichkeit anzubieten und gibt damit Anlaß, als Rahmen und Hintergrund für eine Reflexion seiner Techniken im theoretischen sowie empirischen Teil dieser Arbeit. 3 vgl. z.b. Mayrhofer, W., 1988
9 XI Mind-Mapping - vor einiger Zeit noch Insider-Tip für die Zusammenfassung und Strukturierung von Daten in visualisierter Variante - erfreut sich in jüngerer Zeit breiten Interesses und hat sich vielerorts zum Seminarfixpunkt der meisten Anbieter für Führungskräftetrainings gemausert. - Die konkrete Herausforderung Mind-Mapping in dieser Arbeit zu verwenden,lag einerseits im Versuch einer Integration von 'qualitativ (Mind-Mapping) in wiederum qualitativ (Inhaltsanalyse)' und dem Umgang mit damit verbundener Unsicherheit als traditionellem Preis qualitativer 'Nischenforschung' - andererseits in der Beschäftigung mit seinem, wissenschaftlich noch sehr wenig aufgearbeiteten Hintergrund aus der Gehirnforschung. In verschiedensten Gebieten betriebswirtschaftlicher Forschung (z.b. der Organisationsforschung) kann von der These steigender Anwendung qualitativer Forschungsrnethoden und der Nachfrage nach entsprechenden Auswertungsmöglichkeiten ausgegangen werden. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag leisten, die qualitative Inhaltsanalyse und Mind-Mapping als mögliche Ansätze vorzustellen: Im theoretischen Teil wird versucht, Verständnis für den Zugang zur qualitativen Inhaltsanalyse und dem Mind-Mapping zu schaffen - in der empirischen Umsetzung folgt die Aufarbeitung des theoretischen Hintergrundes anhand eines Praxisprojektes. Der theoretische Teil behandelt im Abschnitt A die qualitative Inhaltsanalyse. Hier erfolgt, nach einem kurzen Aufriß der Entstehungsgeschichte (die im Laufe der späteren Kapitel noch vervollständigt wird), eine Aufarbeitung zur Inhaltsanalyse vor dem Hintergrund einer (zum Teil abstrakten) Qualitäts-Quantitäts-Betrachtung, die Vorstellung verschiedener Ansatzpunkte für ihre Konstruktion aus 'Nachbardisziplinen', die Identifikation verschiedener Möglichkeiten der qualitativen Datengewinnung mit spezifischem Bezugspunkt auf den nicht-direktiven Gesprächsführungs-Ansatz von Rogers, die Vorstellung der speziellen Techniken der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring und deren Reflexion sowie die Entwicklung möglicher inhaltsanalytischer Gütekriterien. Abschnitt B beschäftigt sich mit dem Thema Mind-Mapping und untersucht - neben dem Aufzeigen vielfältiger Anwendungsmöglichkeiten sogenannter 'Mind-Maps' - Landschaften, Ressourcen und Denkweisen in 'BrainLand', dem Land unseres Denkens und Handeins. In der empirischen Umsetzung folgt die Darstellung einer Projektarbeit in einem Industriebetrieb zum Thema 'Beziehungsqualität'. Ausgangspunkt bilden leitfadenorientierte Interviews und deren unternehmensorientierte Rahmenbedingungen mit dem
10 XII Versuch der (partiellen) Umsetzung nicht-direktiver Gesprächsftihrung, gefolgt von einer kurzen Darstellung der Informationspolitik im Projektablauf sowie der Aufbereitung der Interviewdaten. Fokussiert wird als Kernpunkt der Arbeit die qualitative Auswertung, anlehnend an die qualitative Inhaltsanalyse von Mayring, und die Anwendung des Mind Mapping als Auswertungsmöglichkeit (vor dem Hintergrund der vorgestellten Techniken der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring). Ein Revue-Passieren-Lassen des begleitend Prozeßhaften der Untersuchung und Bemerkungen zum gewonnenen praktischen Erfahrungspotential beschließen die Arbeit.
11 XIII Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis als Mind-Map Abbildungsverzeichnis XV XVII THEORETISCHER TEIL THEORETISCHER TEIL - ABSCHNITT A I. Die qualitative Inhaltsanalyse 1. Entstehungsgeschichte und Definitionsversuche qualitativer Inhaltsanalyse Die "Sackgasse" rein quantitativer Inhaltsanalyse 2.1. Eine paradoxe Betrachtung der Qualitäts-Quantitäts- Kontroverse? 2.2. Dogmatismus einer Qualitäts-Quantitäts-Kontroverse? 2.3. "Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode." 2.4. Qualitativ - quantitativ - qualitativ: Eine mögliche Sichtweise des Forschungsprozesses 3. Ansätze zur Konstruktion einer qualitativen Inhaltsanalyse aus "Nachbardisziplinen " 3.1. Content Analysis 3.2. Symbolischer Interaktionismus 3.3. Objektive Hermeneutik 4. Datengewinnung und Aufbereitung für eine qualitative Inhaltsanalyse 4.1. Das qualitative Interview Das narrative Interview Das problemzentrierte Interview Das fokussierte Interview Alternative Interviewformen Das diskursive Interview Das Gruppeninterview Das Tiefeninterview 4.2. Gesprächsführungstechniken vor dem Hintergrund Rogers Direktiver und nicht-direktiver Ansatz Hintergründe der heiden Ansätze Aktives Zuhören Paraphrasieren Verbalisieren emotionaler Inhalte Nicht-direktives Resumee 4.3. Transkription der Interviewdaten Wörtliche Transkription Kommentierte Transkription Zusammenfassende Transkription Selektive Transkription 5. Spezielle Techniken der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring 5.1. Zusammenfassung als inhaltsanalytische Technik 5.2. Kritische Bemerkungen zur Zusammenfassung
12 XIV 5.3. Explikation als inhaltsanalytische Technik 5.4. Entwicklungsmöglichkeiten und kritische Evaluierung explizierender Inhaltsanalyse 5.5. Strukturierung als inhaltsanalytische Technik Formale Strukturierung Inhaltliche Strukturierung Typisierende Strukturierung Skalierende Strukturierung 5.6. Anmerkungen zur inhaltsanalytischen Strukturierung 6. Gütekriterien qualitativer Inhaltsanalyse 6.1. Klassische Gütekriterien 6.2. Spezielle inhaltsanalytische Gütekriterien Kommunikative Validierung Triangulation Interkoderreliabilität THEORETISCHER TEIL - ABSCHNITT B 11. Mind-Mapping 1. BrainLand - Land unseres Denkens und Handeins 1.1. Eine BrainLand-Legende 1.2. Rechts- und Linkshirnies - unterschiedliche Modalitäten 2. Denken a la Mind-Mapping 2.1. Wider die alten Zöpfe... Synthese bildhaften und sprachlichen Denkens 2.2. Alten Wein in neue Schläuche?.. Linearität contra Netzwerke? 2.3. Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten EMPIRISCHER TEIL 1. Entstehung und Zielsetzung des Projektes 2. Methodenauswahl 2.1. Einzelinterviews Stichprobe Interviewleitfaden Ablauf und Dramaturgie Reflektierendes Informationspolitik im Projektablauf 2.3. Transkription 2.4. Auswertung der Interviewdaten Triangulation oder "Drei in einem Boot" Zusammenfassung mit Mind-Mapping 2.5. Mind-Maps und Schlußinterpretation Reflektierende Gedanken zur gewählten Umsetzung und Entwicklungsmöglichkeiten... literaturverzeichnis
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14 xvn Abbildungsveaeichnis Abb. I: 'Brücken schlagen' 25 Abb.2: PhasenmodelI zum Verhältnis qualitativer und quantitativer Analyse 26 Abb.3: Rollenübernahme 38 Abb.4: Standardisierungsgrad von Interviews 49 Abb.5: Ablaufschema narratives Interview 56 Abb.6: Ablaufschema problemzentriertes Interview 59 Abb.7: Ablaufschema Sender - Empfanger 80 Abb.8: Ablaufschema Diagnose - Reaktion 82 Abb.9: Ablaufschema nicht -direktives Resumee 84 Abb.lO: Nicht-direktive Gesprächshaltung 86 Abb.11: Ablaufmodell zusammenfassender Inhaltsanalyse 93 Abb. 12: Zusammenfassende Transkription 95 Abb.13: Ablaufmodell strukturierender Inhaltsanalyse 97 Abb.14: Allgemeines inhaltsanalytisches Ablaufmodell 99 Abb.15: Analyseeinheiten 103 Abb.16: Meteorit 104 Abb.17: Ablaufmodell zusammenfassender Inhaltsanalyse 108 Abb.18: Zusammenfassende Inhaltsanalyse (Paraphrase 1-14) 112 Abb.19: Zusammenfassende Inhaltsanalyse (Paraphrase 15 bis...) 113 Abb.20: Zusammenfassende Inhaltsanalyse (K'1 bis K'4) 114 Abb.21: Materialreduktion durch die Zusammenfassung 118 Abb.22: Ablaufmodell explizierender Inhaltsanalyse 121 Abb.23: Arten der Strukturierung 129 Abb.24: Ablaufmodell strukturierender Inhaltsanalyse 130 Abb.25: Strukturierend-skalierendes inhaltsanalytisches Ablaufmodell 134 Abb.26: Kodierleitfaden strukturierend-skalierender Inhaltsanalyse 137 Abb.27: Darstellung einzelner Kodierungen strukturierend-skalierender Inhaltsanalyse 138 Abb.28: Stimmigkeit von Forschungsergebnissen 147 Abb.29: Erweiterungsmöglichkeiten kommunikativer Validierung 153 Abb.30: Triangulation 155 Abb.31: Gehimaufbau nach McLean 168 Abb.32: Zeitliche Gehimentwicklung nach McLean 169 Abb.33: 'BrainLand-Legende' 172
15 XVIII Abb.34: Abb.35: Abb.36: Abb.37: Zusammenhang Hemisphären und Körperseiten Corpus Callosum 'Falsche' gedankliche Wege Assoziationen in die 'richtige' Richtung
16 THEORETISCHER TEIL ABSCHNITTA Qualitative Inhaltsanalyse
17 Abschnitt A, Kapitel 1 Seite 3 1. Entstehungsgeschichte und Definitionsversuche qualitativer Inhaltsanalyse... Führende Vertreter der Massenkommunikationsforschung fanden sich 1941 an der Universität von Chicago zu einer Konferenz über Massenmedien ein. Dieses erste Zusammentreffen stand unter dem Banner vergleichender interdisziplinärer Kommunikationsforschung und leitete die Geburtswehen der Inhaltsanalyse als eigenständige Methode aus multiperspektivischer und systematischer Sicht ein.) BereIson, neben Lasswell, Lazarsfeld und Wapes, einer der bekanntesten Teilnehmer, veröffentlichte im selben Jahr die erste Dissertation zum Thema und gibt mit seiner Definition Einblick in seinerzeitiges Forschungsverständnis: Inhaltsanalyse ist eine Forschungstechnik objektiver, systematischer und quantitativer Beschreibung eines manifesten Kommunikationsinhaltes.2 Dabei verlangt die Objektivität Berelsons ein Vorgehen nach expliziten, intersubjektiv nachvollziehbaren Regeln, seine Systematik Forderung involviert die Datenauswahl sowie die Anwendung von Analyseregeln nach wohlbegründeten Kriterien. Im Mittelpunkt seiner Definition steht jedoch die quantitative Forschungsausrichtung und eine Beschränkung der Auswertung auf ausschließlich manifeste Inhalte.3 Manifeste Inhalte sind direkt verständlich, im vorliegenden Kommunikationsmaterial 'schwarz auf weiß' vorhanden - latente Inhalte können hingegen nur indirekt aus dem Textzusammenhang geschlossen werden und bleiben damit vom jeweiligen Verständnis und Informationsstand des Auswerters abhängig. Vor allem die Postulate der Quantifizierung und der Beschränkung auf ausschließlich manifeste Inhalte bleiben nicht unwidersprochen und münden zu Beginn der 50er Jahre in eine langjährige und vielzitierte Kontroverse. In erster Linie setzten sich Kracauer und George vehement mit dem qualitativen inhaltsanalytischen Forschungsparadigma auseinander und zogen kritische Parallelen zum inhaltsanalytischen Vorgehen von Berelson und LassweIl. Zusammenfassend Kracauers Hauptforderungen: vgl. Merten, K.lRuhrmann, G., 1982, S. 701; Die Wurzeln der Inhaltsanalyse lassen sich bis Anfang dieses Jahrhunderts zurückverfolgen. Zur quantitativ orientierten Entstehungsgeschichte vgl. Kap. 3.l.IAbschnitt A (Content Analysis), und zur qualitativ-inhaltsanalytischen Entwicklung vgl. spezifischer Kap Abschnitt A ("Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode."). vgl. Bereison, B., 1952, S. 18 vgl. auch Herkner, W., 1974, S. 158 f. vgl. Kracauer, S., 1973, S. 340 f. und die von George identifizierte Problematik der Verwendung von Häufigkeitsindikatoren: George, A.L., 1959, S. 14 ff.; In Kap Abschnitt A ("Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode.") findet sich eine ausführliche Diskussion der kontroversiellen Hauptinhalte. - Als späterer Kritiker quantitativen Vorgehens gilt auch Cicourel, A.V., 1964.
18 Seite 4 Abschnitt A, Kapitell i. Erhöhung des relativen Gewichtes qualitativer Verfahren. Analysen in der Kommunikationsforschung sollten sich nicht ausschließlich auf Auszählungen von inhaltlichen Merkmalen beschränken. 2. Kritischer Umgang mit Quantijizierungen. Berelson konstatiert, daß "Differenziertheit...mittels des Indikators der Häufigkeit von Einschränkungen, die in der Aussage erscheinen ('andererseits', 'jedoch', 'obwohl'), quantitativ zu analysieren sel" - Qualitativem Vorgehen zugetane Vertreter halten dem entgegen, daß die Anzahl von Einschränkungen nicht notwendigerweise den Grad der Differenziertheit aufzeigen muß, generell identifizierte Häufigkeiten nicht vorwiegend mit ihrer Wichtigkeit korrelieren müssen, nicht jedes Auftreten eines spezifischen Inhalts dieselbe Gewichtigkeit zeitigen muß und auch Auslassungen von großer Bedeutung sein können. Zahlen, wurden sie erst einmal aus dem Datenmaterial herausgearbeitet, würden im Regelfall auch dann als gegeben hingenommen und statistisch weiterverarbeitet werden, wenn sie aufgrund ihres Entstehungsprozesses als unsicher identifiziert werden könnten. Dies führe zu denkbar ungenauen, "schiefen" und wenig repräsentativen Resultaten. 3. Keine ausschließliche Beschränkung auf manifeste inhalte. Auch latente Kommunikationsinhalte, so Kracauer, seien in vielen Fällen aufs engste mit der Fragestellung der Untersuchung verknüpft und ließen sich kaum in Quantifizierungen einbringen. Eine ausschließliche Konzentration auf 'offensichtliche' manifeste Inhalte bringe somit nur einen Teil des möglichen Untersuchungsergebnisses zu Tage. Quantifizierungen manifester Inhalte werden in der empirisch-quantitativen Inhaltsanalyse mit den Instrumenten der Häufigkeits- bzw. Frequenzanalyse, Valenz- und Identitätsanalyse sowie Kontingenzanalyse festgehalten:5 <> Die einfachste Form von Häufigkeitsanalysen besteht in der Klassifizierung und Auszählung bestimmter Textelemente (Beispiel: Wie oft gebrauchte US-Präsident Clinton die Worte "Demokrat(en)", "Republikaner", usw. in seinen Wahlkampfreden). <> Valenzanalysen beschäftigen sich mit spezifischeren Darstellungen interessierender Inhalte durch Bewertungen (z.b. 'sehr stark', 'mittelmäßig', 'gar nicht'). Intensitätsanalysen geben weiterführend Aufschluß über die Intensität gefundener Bewertungen (Beispiel: Inwieweit vertraten führende Zeitungen der USA zur Zeit 5 vgl. Z.B. Schnell, R., 1988, S. 371 f., Mayring, Ph., 1988, S. 11 ff.
19 Abschnitt A, Kapitel 1 Seite 5 des US-Wahlkampfes in ihren Leitartikeln die Ansichten Clinton's oder seiner Mitbewerber?). Komplexere Formen quantitativ orientierter Auswertung bilden hier die Symbol-, die Wert- und Bewertungsanalyse.6 ~ Kontingenzanalysen7 überprüfen das Vorhandensein bestimmter sprachlicher Elemente in Bezug auf spezifische Zusammenhänge (z.b.: Wie häufig kommt der Begriff 'Rußland' im Zusammenhang mit anderen Kategorien wie 'Weltfrieden', 'Weltwirtschaft', 'Abrüstung' usw. in Clinton's US-Wahlkampfreden vor?). Als weitere Beispiele können hier die Bedeutungsfeldanalyse und die Assoziationsstrukturenanalyse gelten. 8 George identifiziert in spezifischer Beschäftigung mit den Problemen ausschließlicher Verwendung von Häufigkeitsindikatoren durch die angeftihrten Instrumente einige daraus resultierende Anwendungsprobleme. Vor dem Hintergrund seiner Definition der Inhaltsanalyse als diagnostisches Instrument, spezifische Schlußfolgerungen über bestimmte Aspekte zielgerichteten Verhaltens eines Kommunikators zu gewinnen,9 glaubt er, gefundene Anwendungsprobleme durch flexibleres Vorgehen relativieren zu können: 10 ~ Strategie und Motiv des Senders eines Kommunikationsinhaltes kann sich im Laufe der Kommunikation wandeln und damit auch den Untersuchungsgegenstand mitverändern (z.b. Äußerungen eines Patienten in einer psychotherapeutischen Sitzung); Hier setzt vermutlich auch seine Definition der Inhaltsanalyse als diagnostischem Instrument an, um Schlußfolgerungen über bestimmte Bereiche zielgerichteten Verhaltens eines Kommunikators zu erhalten. ~ Durch hinzukommende neue Kommunikationsinhalte wächst die Untersuchungsgesamtheit und rückt den Untersuchungsgegenstand 'in neues Licht' - verändert ihn. George empfiehlt im Auswertungsprozeß sukzessive vorzugehen (sukzessive Verkodungen) und verlangt - falls erforderlich - die Neuanwendung bzw. Revision des verwendeten Analyseinstrumentariums vgl. z.b. Lisch, R./Kriz, J., 1978 sowie Bessler, H., 1970 Die Kontingenzanalyse geht vor allem auf Osgood zurück: Osgood, Ch., 1959 Bedeutungsfeldanalyse: vgl. Weymann, A., 1973; Assoziationsstrukturenanalyse: vgl. Lisch, R., 1979 George, A.L., 1959, S vgl. George, A.L., 1959, S. 14 ff. und S. 21; vgl. auch bei Spöhring, W., 1989, S. 196 f.; Eine spezifischere Diskussion der hier nur kurz angesprochenen Themen findet sich in Kap. 2JAbschnitt A (Die "Sackgasse" rein quantitativer Inhaltsanalyse), Kap. 3.l.IAbschnitt A (Content Analysis), Kap. 5.1Abschnitt A (Spezielle Techniken der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring) und Kap. 6JAbschnilt A (Gütekriterien qualitativer Inhaltsanalyse).
20 Seite 6 Abschnitt A, Kapitel 1 ~ Das Verhältnis zwischen einzelnen Textelementen zum gesamten Datenmaterial ("'whole-part-problem"). Das Vorhandensein von Kategorien (definierte Dimensionen für eine Zuordnung von Kommunikationsinhalten) erscheint wichtiger als ihre Häufigkeitsauszählung: Es genügt, einen Schwellenwert für die Zuordnung zu einer Kategorie festzulegen - dabei müssen nicht alle Zähleinheiten (als Fälle von Kategorienzuordnung) als gleichwertig gehandhabt werden. ~ Spezielle und spezifische Analyse(unter)kategorien erlauben es, auch bei relativ geringer 'Zuordnungsausbeute' von Themen bzw. Symbolen, frappante Unterschiede zwischen verschiedenen Analysetexten herauszuarbeiten. ~ Die Quantiftzierung manifester Inhalte verspricht vergleichsweise höhere Objektivität bzw. Zuverlässigkeit der Zuordnung: Dagegen müssen latente Zusammenhänge aus dem verhaltensorientierten, dem situativen und linguistischen Kontext herausgearbeitet werden, und es stellen sich beispielsweise Fragen nach dem verfolgten Zweck des Senders, den Rahmenbedingungen, unter welchen mit wem kommuniziert wird sowie der verwendeten Sprache. Der komplexe Versuch dieser Fragenbeantwortungen läßt Schlußfolgerungen auf relevante, latente Motive zu, birgt allerdings das Risiko intersubjektiven Analytikervorgehens in sich. Im Entwicklungsprozeß der Inhaltsanalyse hat die Kontroverse zwischen quantitativem und qualitativem Vorgehen gewisse Tradition. Sie bewegt sich auf einem Kontinuum von subjektiven Beurteilungskriterien auf der einen Seite, bis hin zu 'objektivierenden', intersubjektiv nachvollziehbaren und transparenten Maßstäben auf der anderen. 11 Im Kontext dieser Diskussion vollzog die Inhaltsanalyse auch inhaltlich eine Veränderung von früheren politischen und ökonomischen hin zu sozialen und kulturellen Fragestellungen. 12 Dabei konzentrierten sich die Auseinandersetzungen zum Thema vor nicht langer Zeit in erster Linie um methodische Erhebungsformen 13 und weniger um entsprechende Auswertungskonzepte erhobenen Datenmaterials. Trotz aller Schwierigkeit einer übereinstimmenden inhaltsanalytischen Definition, besteht jedoch darin Einigkeit, daß es immer um die Untersuchung von Datenmaterial geht, welches einer hinlänglichen Art von Kommunikation entsprungen ist. Damit ist nicht nur die "Analyse von Kommunikationsinhalten" inhaltsanalytisch relevant - auch formale Kommunikationsaspekte werden fokusiert: Beispielsweise kann es - um ein Maß für die 11 vgl. die spezifische Diskussion in Kap 2.1Abschnitt A (Die "Sackgasse" rein quantitativer Inhaltsanalyse) 12 vgl. z.b. Holsti, O.R., 1969; Krippendorff, K., 1969; Gerbner, G., 1969 \3 vgl. z.b. Klingemann, H.-D., 1984
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